27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Es fiel mir damals immer schwer zur Ruhe zu kommen, da ich mich selbst unter einen gewissen Leistungsdruck setzte und möglichst immer alles mit Zufriedenheit aller Beteiligter erledigen wollte. Es gelang mir durchaus auch ohne Drogen abzuschalten: Das Hören und Spielen von Musik und das Betreiben von sportlichen Aktivitäten hat mir schon immer sehr geholfen. Nur viel es mir immer schwer Zeit dafür einzuräumen, da ich vermeintlich zu viel zu tun hatte. Dadurch entstand viel Druck und Stress. Gelegentlich konsumierte ich somit Cannabis um abzuschalten, da ich das Gefühl hatte so schneller, also mit weniger Zeitaufwand zur Ruhe zu kommen und einfach mal abschalten zu können.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ja, ich war gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten, auch wenn ich „nur“ gelegentlich konsumierte. Jeder der Rauschmittel konsumiert steht in Gefahr in eine Abhängigkeit zu geraten und das geschieht in der Regel unbemerkt, da die Übergange zwischen den einzelnen Konsummustern fließend sind.
29. Waren sie Drogenabhängig?
Nein, war ich nicht.
Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Mit heutigem Wissen, alternativen Strategien zur Stressbewältigung und besseren Umständen hätte ich mit Sicherheit eine Drogenkarriere verhindern können. Ich hätte mich dementsprechend früher mit der Thematik auseinander setzen müssen. Allerdings sah ich meinen Konsum damals nicht als dramatisch an. Hätte ich mein heutiges Wissen und heute Strategien, hätte ich einfach ohne zu zögern das damalige Angebot zum Mitkonsum abgelehnt und hätte nie ein Interesse dafür entwickelt.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Nach der Auffälligkeit versuchte ich den gesteigerten Stress mit Hilfe des Konsums von Cannabis aus dem Weg zu gehen. Ich habe jedoch mehr und mehr gemerkt, dasss mich jene Ausflüchte nicht weiter brachten. Die negative Resonanz meines Umfeldes ließ nicht nach und stimmte mich zunehmend nachdenklich. Ich hatte kein Interesse mehr daran für eine kurzen Zeitraum meine Sorgen zu vergessen und somit nur alles auszuschieben, Ich wollte es angehen und alternative und bessere Strategien entwickeln und nicht mehr davor flüchten. Jeder weitere Konsum hätte mich nur wieder ein weiteres Stück von meinem Ziel entfernt. Deshalb entschied ich mich konsequent für eine zukünftige Abstinenz.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Im März 2015 traf ich trotz aller Bedenken bezüglich meines Konsumverhaltens erneut meinen Bekannten. Es wird ein paar Tage nach dem 21.03. gewesen sein, da ich mich daran erinnere, dass der Frühlingsanfang an diesem Tag noch nicht lange zurücklag. Wir trafen uns also erneut um zu konsumieren. Ich tat allerdings etwas was ich sonst nie tat: ich sprach mit ihm über meine derzeitigen Sorgen und Bedenken und wie unzufrieden ich mit der Situation bin. Seine Reaktion darauf würde ich als den Knackpunkt bezeichnen. Er lachte viel, hetzte gegen die Menschen, welche ich enttäuscht hatte und versuchte diese in ein schlechtes Licht zu stellen. Ich schätze er hätte alles gesagt um den Konsum zu beschönigen. Rückblickend denke ich, habe ich mir von meinem letzten gemeinsamen Konsum mit ihm erhofft, dass er mich ermutigt und mein Verhalten bestärkt und mir sagt, dass so wie ich es mache es alles wieder gut werden wird. Dennoch bin ich heilfroh, dass er genau das Gegenteil bewirkte. Ich entwickelte in enormer Geschwindigkeit eine Abscheu diesem Menschen gegenüber und war mir sicher, dass ich niemals so werden wolle wie er. Den Rausch an diesem Abend genoß ich nicht mehr und entschied mich dazu zukünftig in Abstinenz zu leben.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in betracht?
Meinen Einschätzungen nach, habe ich bis zu meiner Abstinenz gelegentlichen Konsum betrieben und habe festgestellt, dass auch dieser negative Auswirkungen auf das eigene Leben hat. Ich habe keinerlei Interesse mehr am Cannabiskonsum und genieße die Vorteile, welche mir meine Abstinenz mit sich bringt. Ich möchte in der Hinsicht nie wieder Einbüßen in mein schönes Leben durch den Cannabiskonsum erfahren und verzichte dementsprechend vollständig darauf. Durch meine Abstinenz, habe ich erfahren wieviel Freude ich in meinem Leben haben kann, wenn ich die Dinge angehe und nicht einfach nur verdränge. Ich habe Ziele, welche ich verfolge, wobei mir der Konsum nur im Weg stehen würde. Ich mache meine Ausbildung und bin in meinem beruflichen Handeln erfolgreicher, als noch zu der Zeit wo ich konsumierte. Ich strebe den erfolgreichen Abschluss meiner Ausbildung an und bin zuversichtlich, dass ich dies erfolgreich meistern werde. Mein Abitur habe ich bereits erfolgreich bestanden, was ich ebenfalls meiner Abstinenz zu verdanken habe. Mit gelegentlichen Konsum von Cannabis hätte ich damit bestimmt nicht so viel Erfolg gehabt. Ich führe eine funktionierende Parterschaft und habe mit meiner Partnerin eine gemeinsame Tochter. Ich genieße die Zeit mit ihnen und würde alles für sie tun. In meinem Leben hat der Konsum von Cannabis – und sei es nur der gelegentliche – nichts zu suchen. Ich erlebe die Abstinenz als durchweg bereichernd für mein Leben.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Die Umstellung zur Abstinenz fiel mir leicht und tat mir von Beginn an sehr gut. Abgesehen davon, dass der Konsum an meinen Bekannten gekoppelt war und ich nie im Leben auf die Idee gekommen wäre, mich noch einmal bei ihm zu melden, habe ich mir Ziele gesetzt für meine Zukunft und mich strikt für eine zukünftige Abstinenz entschieden und diese Entscheidung zu keinen Moment bereut. Ich arbeitete fortan stärker für meine Ziele erlernte alternative Stressbewältigungsstrategien und trieb viel Sport.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Zunächst hat mein Bekannter mir durch seine abscheuliche und falsche Art den letzten Stoß gegeben mich endgültig für eine Abstinenz zu entscheiden. Dannach hat mir vorallem meine Partnerin geholfen, indem ich mit ihr über alles sprechen konnte, sie mich unterstützte und immer motivierte. Nicht zuletzt haben mir auch meine Eltern, meine Schwester und mein bester Freund mit ihrer Unterstützung und ihrer positiven Resonanz geholfen.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Mein momentanes Umfeld reagiert durchweg positiv auf meine Umstellung.. Meine Umstellung hat nach wie vor postive Auswirkungen auf mein Leben. Ich habe Ziele für meine Zukunft, welche ich verfolge und ich habe Wege gefunden und ausprobiert mit dem Stress umzugehen. Mein Umfeld findet das alles sehr gut und ist stolz auf mich. Ich erhalte zusätzlich viel Unterstützung von meinem Umfeld, indem sie nach wie vor für mich da sind und wenn ich einmal unter Stress stehe, Sorgen oder Ängste habe, mich aus anderen Gründen nicht gut fühle oder einfach jemanden zum Reden brauche.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Ja, ich traf meinen Bekannten noch ungefähr ein Dreivierteljahr nach der Auffälligkeit und konsumierte gelegentlich mit ihm, circa alle drei bis vier Monate einmal. Seit meiner Entscheidung abstinent zu leben, welche ich im März 2015 traf, habe ich mich mit meinen Bekannten nicht mehr getroffen und auch sonst keinen Kontakt zu ihm gehabt.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ich habe es lediglich mitbekommen, wenn ich gemeinsam mit ihm konsumiert habe. Danach nie wieder.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich möchte auch zukünftig abstinent leben und habe überhaupt kein Interesse mehr daran erneut Cannabis zu konsumieren. Ich habe keinen Kontakt mehr zu Cannabis konsumierenden Leuten. Ich lebe glücklich mit meiner kleinen Familie in einem neuen Wohnort. Cannabis spielt in meinem keine Rolle mehr und da bin ich sehr froh drüber.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein, ich habe kein Cannabis zuhause.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluß ein KFZ zu führen?
Durch die strikte Einhaltung meiner Abstinenz werde ich verhindern, dass ich nochmals unter Drogeneinfluß ein Kraftfahrzeug führen werde. Mir ist bewusst, wie naiv ich damals handelte und möchte mich und andere Menschen nie wieder so fahrlässig in Gefahr bringen, ganz abgesehen davon, dass der Konsum von Cannabis alleine nicht mehr für mich in Frage kommt und ich dadurch eine Rauschfahrt schon im voraus ausschließen kann. Ich werde meine alternativen Strategien nutzen und somit einem weiteren Rauschmittelkonsum entgegen wirken.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es für mich einen Rückfall geben wird. Sollte ich entgegen meiner Vorstellung doch in Zukunft das Bedürfnis verspüren noch einmal Cannabis zu konsumieren, werde ich das mit meinen Liebsten thematieseren und Möglichkeiten finden wie ich das Bedürfnis wieder weg bekomme. Ich werde meine alternativen Strategien nutzen wozu Sport, Musik und Zeit mit meiner Familie zählen. Sollte es tätsächlich noch einmal soweit kommen, werde ich mir meine Laufschuhe anziehen, meiner Partnerin und meiner Tochter einen Kuss geben und ihnen sagen ich sei in einer Stunde wieder bei ihnen. Sollte ich danach noch das Bedürfnis haben(was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann) dann werde ich meine Familie um Rat bitten und im aller schlimmsten Notfall eine Beratungsstelle oder einen Psychotherapeuten aufsuchen.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich konsumiere zur Zeit Alkohol in Form von 1-2 Bier oder einem Glas Rotwein, wenn ich mich auf Geburtstagen oder Familienfesten befinde.
So, ich habe meinen Fragebogen nun noch einmal überarbeitet und hoffe, dass ich so schon ein wenig damit arbeiten kann. Ich habe allerdings noch ein paar Fragen:
Zu Frage 42: Sollte ich wirklich davon sprechen, dass ich mir einen Rückfall nicht vorstellen kann? Oder könnte mir das als Verharmlosung der Situation ausgelegt werden?
Genau so habe ich mir das auch gedacht, ich habe mir nach der Auffälligkeit und der Vorfall mit meinem Bekannten hat mir den Rest gegeben und mich wachgerüttelt?
Also zu deiner Signatur: Ich kenne das Zitat und ich weiß auch was du mir damit zu sagen versuchst schätze ich. Leider muss ich gestehen, dass ich mit meinem Fragebogen nicht ganz bei der Wahrheit geblieben bin, alles aber in Anlehnung an meine tatsächliche Biographie. Ein bisschen musste ich meine Geschichte allerdings anpassen. Ich hoffe mit dieser „Offenbarung“ bin ich bei dir nicht unten durch. Ich bin mir dem Risiko bewusst, welchem ich durch Erzählen von Unwahrheiten eingehe, aber denke, dass ich wenn nicht daran scheitern werde.
Ich habe der Polizei gegenüber vor dem Schnelltest tatsächlich eine fälschliche Angabe gemacht, einfach weil ich aus meiner Naivität heraus dachte, ich könnte mich damit noch irgendwie „rausreden“. Ich sagte, dass es eine Ewigkeit her sei, dass ich Drogen konsumiert habe. Als der Beamte nachfragte was ich unter einer Ewigkeit verstehe, sagte ich circa zwei Jahre. Das ist natürlich völliger Schwachsinn, da ich am Abend vor der Auffälligkeit noch konsumiert habe. Ich plante bei der MPU dazu zu stehen, dass ich damals diese Falschaussage tätigte und auch ebenso wie hier begründen wieso ich das tat. Allerdings dann klar stellen, dass es sich hier um eine Falschaussage handelte.
Und eine weiter Frage habe ich noch: Und zwar nehme ich seit geraumer Zeit ein Antidepressivum und bin in Gesprächstherapie bei meinem Psychotherapeuten. Das ich das Antidepressivum täglich einnehme, werde ich ja bei den Fragebögen angeben müssen. Vermutlich wird es nachfragen zu meiner Krankheit geben. Wie sollte ich da am Besten vorgehen. Mein Therapeut würde mir eine Bescheinung über unsere Zusammenarbeit ausstellen und dabei nach meinem Wünschen etwas aufschreiben. Ich tendiere dazu, davon zu sprechen, dass sich die Depression in meiner Jugendzeit vor Beginn meiner Konsumbiographie entwickelt hat und ich unter depressiven Symptomen litt. Leider weiß ich nicht mehr genau, wann ich genau mit der ambulanten Therapie begann (lässt sich aber noch herausfinden) Würde dann jedenfalls sagen, dass ich nach meiner Entscheidung zur Abstinenz mich in Therapie begeben habe und zur Behandlung meiner Depression ein Antidepressivum verschrieben bekommen habe. Auf der Bescheinigung könnten dann meines Erachtens sowas stehen wie: Herr Retrogott weißt heute keine depressiven Symptome mehr auf, nimmt sein Antidepressivum jedoch noch zur Stabilisierung seiner Situation und zum Verhindern einer Rückfälligkeit?
Oder hast du eine Idee wie ich mit der Situation umgehen könnte...?
Liebe Grüße
und vielen Dank, dass du es noch schaffst so schnell und vorallem so kurzfristig zu antworten!!!