Demnächst dritte MPU (Zweite wegen des gleichen Verfahrens)

Genau, also letzten Endes alles:
- was der Statistik widerspricht
- der Aktenlage widerspricht
- der Biographie entgegensteht resp. unglaubwürdig ist

LG :smiley138:
 
ich würde mal folgende These wagen:
wer lügt / verharmlost / zu täuschen versucht, blubbert idR auch unverbindlich und knapp an der Oberfläche rum, weil jeder Schritt in die Tiefe dann Widersprüchlichkeiten zu erzeugen droht.

Aber: nicht jeder, der unverbindlich und knapp an der Oberfläche rumblubbert, lügt auch. Manche haben sich einfach nicht ausreichend mit ihrem Problem beschäftigt. Und oberflächliches Huschiwuschi ist halt dann auch nicht verwertbar. Wo nix ist, kann nix die Zweifel einer Behörde ausräumen.

Es mag jetzt Ausnahmen geben: ängstliche / redegehemmte Personen beispielsweise. Aber die weiss ein Gutachter idR schon auszusieben.
 
Ihr beschreibt es schon ganz gut. Ich bin zum teil wirklich ein ruhigerer Typ der Konflikte aus dem Weg gehen möchte und sich schnell verunsichern lässt.
Ich hab rückblickend natürlich einige Fragen so beantwortet, dass man nur durchfallen kann (Beispielsweise ich hatte seit Jahren keinen Vollrausch mehr ausser bei der Fahrt, richtig dumm).

Ich hab aber in vielen Fragen nicht bewusst gelogen sondern aus Angst nicht viel erzählt. Bereits bei der zweiten oder dritten Frage im Gespräch sagte er einmal "Hallo, das war nicht meine Frage, kurz und knapp nur auf die Frage antworten." Das hat mich so verunsichert, dass ich dann wirklich in 2,3 Sätzen geantwortet und was vor mich hingestammelt hab.

Ich habe mich im übrigen dazu entschlossen, die MPU zu verschieben und mit mindestens 12-15 monatigen Abstinenz es erneut zu versuchen.

Ich denke seit ich hier im Forum bin ununterbrochen darüber nach und fühl mich sehr gut von euch beraten. Vielen Dank dafür ! Ich merke jetzt erst eine Art Hebel der bei mir umgelegt wurde, kann ich gerade nicht anders beschreiben.

Aus dem Grund habe ich meinen Fragebogen einmal überarbeitet, bzw arbeite gerade an den letzten Fragen und Feinschliff. Vor 2 Wochen hatte ich es sehr schnell auf der Arbeit verfasst.

Würdet ihr euch die Mühe machen und den noch einmal genauer betrachten?
 
Das machen wir ganz gewiss. Es ist ja schön, wenn du selbst für dich erkannt hast, warum die letzte MPU so an dir vorbei gelaufen ist. Aber genau so, wie du es beschreibst, hätte ich die Einlassung des GA auch eingeschätzt. In der Schule hätte man gesagt: Thema verfehlt, setzen, 6. Aber das kann natürlich besser werden. Hier hast du die Zeit zum Denken, bei der MPU sollten die Gedanken sitzen.
 
Hallo Daniel!

Du hattes mir geschrieben, ich antworte mal hier:

Ich habe ausführlich meine Trinkgeschichte erläutert, die Ursachen für das über lange Jahre viele Trinken analysiert.
Bei mir: Geselligkeitstrinken (Junge vom Dorf) in Vereinen, Freundeskreis usw. Immer auf Partys der Letzte. Auch um Unsicherheit zu kaschieren, bin eher der schüchterne Typ .Dazu kamen ab 2020 auch starke Berufliche Belastung in Coronazeiten, dann noch mal Trunkmenge gesteigert
Was genau und wieviel an dem Tag getrunken?
Warum dann aufgehört und was mache ich jetzt anders? neue Hobby, im Job nein-sagen gelernt, viel Sport,...
Habe nun Enkelin, will für sie da sein, kein Gift mehr in mich reinschütten, Drinking-Groups verlassen,...
Gut kam die Bescheinigung einer Verkehrspsychologin an, mit der ich die Fragen aufgearbeitet hatte.
Gut kam auch ein intaktes familiäres und berufliches Umfeld an. Sinnvolle Freizeitgestaltung, neue Hobbys. Alte Trinkfreundschaften aufgeben
Also warum so viel getrunken. Warum aufgehört, und wie hat man sein Leben verändert, damit es auch ohne Alk gut ist.
Noch wichtig: Wie reagiert man bei einem Rückfall? Antwort: Sofort Arzt und/oder Psychotherapeuten aufsuchen.
Ich habe im Gespräch sogar teilweise sogar übertrieben mit den Trinkmengen. Du musst aber aufpassen, dass du nicht in A1 einsortiert wirst. Ab 2 Promiile aufwärts muss man enorm trinkfest sein, um noch aufs Rad zu steigen, ich hatte 2,9....
A2 mit Abstinenz muss das Ziel sein.
Hilft das weiter?
Viele Grüße
 
A2 mit Abstinenz muss das Ziel sein.
naja.. "Müssen" tut da gar nichts. Optimalerweise behandelt man das Alkoholproblem als das, was es wirklich IST.
Nur das schützt bestmöglich vor der nächsten MPU.
Und abschätzen zu können, welche Kategorie dann für den Gutachter wahrscheinlich ist, könnte unser Job hier sein.
Und zwar ergebnisoffen.

Alles kann, nichts muss.
 
so liebe Leute, hier mein neu ausgefüllter Fragebogen.

ich wollte es eigentlich nochmal kontrollieren also hab jetzt nicht jede Frage mehrmals kontrolliert aber zumindest hab ich es diesmal aus meiner Sicht 100 % ehrlich beantwortet. Beim letzten Fragebogen hab ich noch drauf geachtet, was richtig oder besser klingen könnte.

Ich schick es aber schonmal da jede Rückmeldung hilft und ich nun sehr viel Zeit haben werde weiter daran und an mir zu arbeiten, hilft jedes Feedback ungemein.


Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten. (Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Am Tattag hatte ich Fußballtraining und bin mit dem Auto zum Training angereist. Nach dem Training kam es zu einer Feier nicht weit vom Fußballverein entfernt, zu denen ich mich und einige Mannschaftskollegen begaben. Mein Auto hatte ich neben der Gartenanlage wo die Feier stattfand geparkt.

Ich habe ab 20 Uhr ca angefangen Bier zu trinken (0,5 Liter Flaschen) und schätze es ingesamt auf 9-10 Flaschen.Zu der Zeit habe ich wenn eine Flasche leer war ohne nachzudenken die nächste geöffnet und habe diese Anzahl öfters erreicht. Ein Kollege hatte selbstgebrannten Schnaps mitgebracht und davon habe ich auch ca 4-5 Shots getrunken.

Ich kann mich nicht mehr an den gesamten Abend erinnern aber bin irgendwann "wach" geworden und habe mir wohl in dem Zustand ein Fahrrad eines Kollegen geliehen. Meine Nächste Erinnerung ist, dass ich mit dem Fahrrad vor der Polizei stehe als ich mich mit diesem "hingelegt hatte". Dort ergab ein freiwillig zugestimmter Alkoholtest 1,05 und ich bin mit zur Wache genommen worden mit anschließender Blutabnahme. Diese ergab 2,28 Promille.



2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


Über den Abend/Nacht verteilt an die 10 Biere 0,5 Liter und 5-6 Shots selbstgebrannten Schnaps.

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich fuhr ca 300 Meter und wollte 6 Km bis nach Hause fahren.


4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können? (Ja/Nein + Begründung)
Gefahrenwahrnehmung war garnicht mehr vorhanden. Ich bin froh, dass Auto stehen gelassen zu haben aber rückblickend muss ich mich sicher gefühlt haben noch Fahrrad fahren zu können, sonst hätte ich mir kein Fahrrad geliehen und die Fahrt nicht angetreten.


5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe unterbewusst trotz des Zustandes das Auto stehen lassen und um die Fahrt mit dem Auto zu vermeiden ein Fahrrad ausgeliehen. Ich habe die Gefahr die auch mit dem Fahrrad ausgeht und dass ich trotzdem am Straßenverkehr teilnehme garnicht mehr wahrgenommen und unterschätzt.


6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja es gibt eine aktenkundige Fahrt aus dem Jahr 2011.




7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich schätze es auf mindestens 300 Fahrten. Wenn man die Fahrten unter Restalkohol noch mitberechnet. Ich folge daraus, dass ich unfassbares Glück hatte dass nichts passiert ist, weil ich mich und andere in Gefahr gebracht habe und es nur eine Frage der Zeit gewesen wäre bis was passiert wäre. Rückblickend ist es ein Glücksfall, dass ich an diesem Tag angehalten wurde und durch die Konsequenzen zum Nachdenken gezwungen wurde.


Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen? (Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Der Erste Kontakt begann mit ca 16 Jahren, da habe ich mit Mischbieren im Freundeskreis angefangen.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe vorwiegend am Wochenende getrunken.

von 3/4 Wochenenden habe ich Alkohol konsumiert, ein festgesetztes Limit gab es nie.

Nach der ersten TF wurde es eine zeitlang weniger, aber irgendwann habe ich an fast jedem Wochenende wieder getrunken. Ich habe mein Trinkverhalten auch nach der ersten TF nicht hinterfragt, es als Strafe angesehen 12 Monate auf den Führerschein verzichten zu müssen und garnicht die Hintergründe dazu erkannt. Da ich vorwiegend am Wochenende getrunken habe dachte ich, solange ich nicht täglich trinke hab ich kein ernsthaftes Problem. Das kam aber schleichend weil es an den Wochenende immer mehr wurde. Mehr Alkohol wurde mit mehr Spaß verbunden, was völliger Blödsinn ist und eher zum Gegenteil bei mir geführt hat.



10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Es wurde an fast jedem Wochenende getrunken mindestens 3 von 4.

Ich habe meist Bier getrunken (0,5 Liter Flaschen), es waren recht schnell mehr als eine Handvoll , meist ca 8 Flaschen und gelegentlich kamen Mischgetränke mit Spiritousen hinzu.


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Meistens in Gesellschaft, die Orte waren individuell. Wenn ich das Wochenende zuhause verbracht habe, habe ich meist 3-5 Flaschen Bier alleine getrunken.


12. Warum haben Sie getrunken?


Ich führe seit ich denken kann Konflikte mit mir selbst und möchte es immer allen Recht machen. Ich kämpfe oft mit meinem Gewissen selbst wenn ich weiß, dass ich richtig handel.

Selbst wenn ich wusste, dass die Gedankenspiele absolut keinen Sinn machen und ich die Situation gerade nicht ändern kann, hat es mich belastet dass ich die Gedanken nicht abstellen kann.Ich wollte diese Gedanken loswerden und bin durch den Alkohol in einen Zustand gekommen, wo diese Gedanken nicht mehr so wichtig waren und mich nicht mehr so berührt haben, ich mich schlicht und ergreifend endlich entspannen konnte. Am Wochenende wenn ich nicht arbeiten musste, wurden die Gedanken mehr und so hab ich mich in Alkohol geflüchtet um mich entspannen zu können.
Eine innere Unsicherheit hat es noch zusätzlich bestärkt, ich bin ein ruhigerer Mensch obwohl meine Familie sehr offen ist. Es kamen oft Sprüche wie "Kann ES denn sprechen"? Weil ich seit ich denken kann immer in Gedanken gefangen war. Diese innere Unsicherheit wurde durch Alkoholkonsum überwunden weil ich mich dann nicht mehr fragen musste "Kann ich das jetzt sagen" sondern einfach gesprochen hab ohne nachzudenken.Zusätzlich bestärkt kam hinzu, dass Alkohol nicht nur mit Verdrängen sondern mit mehr Spaß verbunden wurde. Je mehr ich trank, desto lustiger wird der Abend redete ich mir ein.



13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet? (bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurde ich gesprächiger und offener ich habe mich lockerer gefühlt. Die Angst Sachen auszusprechen war weg.
Die Anspannung die ich verspürte ist gesunken und so haben mir die inneren Konflikte nichts mehr ausgemacht und ich fühlte mich entspannter.
Bei größeren Menge hatte ich Sprachschwierigkeiten. Weil ich allgemein des öfteren bei Stresssituationen schnell und undeutlich spreche wurde des durch den Alkohol noch verstärkt.



Für die User, die als Trinkmotiv eine Steigerung des eigenen Selbstbewusstseins erkannt haben (und dies bei der MPU auch so anführen), ergibt sich eine weitere Frage:

13a. Warum hat Ihnen das Erreichen des eigentlich gewünschten Effektes bei wenig Alkohol dann nicht genügt, wieso kam es zu weiterem Alkoholkonsum?
(Zum Hintergrund der Frage kann hier nachgelesen werden: KLICK)

Ich konnte die gewünschte Entspannung und Ablenkung bei wenig Alkohol nicht mehr erreichen und redete mir ein, ich brauche mehr um den Entspannungslevel zu erreichen.


14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nach der 2.TF durch meine Eltern. Die erste wurde eventuell unter jugendlichen Leichtsinn abgetan, nach der zweiten begannen Sie sich ernsthaft Sorgen zu machen und hinterfragten meine Gründe. Ich konnte das nicht einordnen und bin ausgewichen. Seit meiner Aufarbeitung haben Sie mich quasi gezwungen offen darüber zu reden und als ich es einmal tat, hab ich gemerkt wie befreiend es sein kann udn seitdem rede ich offener mit allen Problemen mit Ihnen.


15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich konnte viele Hindernisse und vorgenommene Pläne nicht realisieren, weil ich durch den Alkoholkonsum nicht mehr dazu in der Lage war. Ich habe mich müde gefühlt und hatte in jeglicher Hinsicht keine Leistungsbereitschaft mehr.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Ca ab dem 18.Lebensjahr habe ich an den Wochenenden konsumiert ohne mir Gedanken zu machen. Es kam dann zu einer unschönen Trennung ca 2012 (19.Lebensjahr) und der innere Konflikt funktionieren zu müssen mit der Trennung haben zu einen höheren Alkokolkonsum geführt.

Weil ich mein Verhalten aus der ersten TF garnicht hinterfragt habe und garkeine Aufarbeitung stattfand, schlich sich das mit der Zeit wieder ein, dass es an den Wochenende mehr wurde.

Im Jahr 2020 kam es dann zu einer weiteren Trennung infolge ich das erste mal alleine eine Wohnung beziehen musste (Vorher Elternhaus, danach erste Wohnung mit damaliger Freundin).
Als ich in meiner ersten eigenen Wohnung war, habe ich mich an den Wochenenden extrem einsam gefühlt, ich habe mich den Problemen nicht gestellt sondenr wollte sie wieder verdrängen und ablenken.
Bloß nicht daran denken, Ablenken und am Montag wenn die Arbeit beginnt hast du wieder genug Ablenkung.


17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja die Kontrolle über die Trinkmenge wurde irgendwann verloren und die Anzahl wie oft das passierte, ist nicht zu benennen. Ich habe mir nie ein Limit gesetzt sondern der Wunsch nach Ablenkung und Entspannung war wichtiger. Daher habe ich getrunken, bis diese Wirkung eintrat oder ich Volltrunken war.



18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ich habe vorwiegend am Wochenende getrunken. Es kam vereinzelt vor, dass ich ein Wochenende nichts getrunken habe aber war eher die Ausnahme.


19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Der Alkohol wurde missbraucht, daher A2. Der Alkohol wurde aus keinem anderen Grund (Genuss z,B) konsumiert.


 
zu viele Zeichen, daher hier Teil 2

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein.


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
01.03.2024


22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein


23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Dies hat mehrere Gründe die Hand in Hand gehen.
Rückblickend habe ich aus der ersten Trunkenheitsfahrt garnichts gelernt. Ich erinnere mich, dass die damalige Richterin bei der Verhandlung von "Reifeverzögerung" sprach und das trifft es für mich sehr gut. Ich war 19 Jahre alt und habe nur als Strafe angesehen, das ich 12 Monate auf meinen Führerschein verzichten musste und es als Jugendlichen Fehler abgetan. Ich habe meinen Alkoholkonsum 0 hinterfragt und da garkeine problematische Tendenz gesehen. Ich trinke heute keinen Alkohol mehr weil ich erkannt habe, dass man sich den Gedanken und Problemen stellen muss. Ich gut bin wie ich bin und mich nicht verstellen muss. Alkohol bringt einen anderen Menschen zum Vorschein egal ob redselliger oder ggf sogar Agressiv.Verdrängung verschiebt die Sorgen und Probleme nur und schafft im Nachhinein nur mehr Probleme.

Durch den Führerscheinentzug habe ich auf eigene Kosten eine Weiterbildung gemacht und konnte mich in einem Sachverständigen Büro in meinen Bereich Brandschutz beweisen.
Auch wenn ich die Voraussetzungen dafür nicht mitbringe (Studium , Bachelor Titel) (Ich hab nicht mal Abitur, nur eine abgeschlossene Ausbildung) und ich offiziell als Assistent des Chefs eingestellt bin, habe ich durch Fleiß mittlerweile Brandschutzgutachten und Konzepte verfasst, die der Chef kontrolliert und dann rausgehen. Mein Namen mit Unterschrift in einem Dokument zu lesen, die eigentlich Ingenieure schreiben, macht mich sehr stolz.

Das wäre ohne die Konsequenzen aus der Trunkenheitsfahrt niemals passiert den Entschluss mich weiterzubilden, ich konnte also verinnerlichen, dass wenn man sich Problemen stellt und Erfolge eintreten ohne Alkohol dieses Gefühl viel stärker ist als einen Vollrausch wo man nur Gefühle unterdrückt.

Als Nebeneffekt habe ich durch die neue Bürobeschäftigung (vorher im Handwerk mit viel Bewegung) und jetzt weniger Bewegung im Arbeitsalltag und einer teils nicht gesunden Ernährung, 6 Kg abgenommen. Dies ist alleine auf den Verzicht von Alkohol zurückzuführen und hat mich sehr erstaunt. Seitdem schlafe ich viel besser und habe eine deutlich verbesserte Kondition.




24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

In erster Linie der Alkoholwert (2,28 Promille !) hat mir die Augen geöffnet, mit so einem Wert habe ich im Leben nicht gerechnet.
Wenn das so weiter gegangen wäre ohne Konsequenzen und eine weitere Toleranz aufgebaut hätte, hätte ich mich in den Tod trinken können, anders kann man es nicht ausdrücken.
Ich habe zu spät erkannt, dass ich in solchen Zuständen absolut garkeine Kontrolle mehr über mein Verhalten hatte, es hätte wirklich bis zum Tod führen können.

Nach der letzten Untersuchung habe ich mich intensiv mit meinem Trinkverhalten auseinander gesetzt und da festgestellt, dass ich unrealistische Angaben bei der letzten Untersuchung gegeben hab. Das geschah nicht als bewusste Lüge, sondern weil ich die Menge des Alkohols garnicht wahrgenommen habe. Erst bei der Aufarbeitung wie viel ich nur an dem Tag der Tat getrunken haben muss, hab ich gemerkt, dass ich mir die Menge wie viel ich getrunken habe garnicht bewusst war. Als ich es schwarz auf weiss sah, war ich schockiert.

Zudem haben sehr viele kleine Faktoren die Überzeugung auf Alkohol zu verzichten nur noch bestärkt, ich bin seit April Vater eines Sohnes und meine Verlobte hat eine Tochter aus früherer Beziehung und wuchs ohne Vater auf. Inzwischen nennt Sie mich Papa. Da mein Führerscheinentzug auch mit einem Fahrverbot für Fahrräder und alle fahrerlaubnisfreien Fahrzeugen einherging (mittlerweile durch Beschluss vom 5.12.24 OVG Münster zurückgenommen durch Gesetzesänderung) werde ich nie vergessen, als im Sommer meine Stieftochter eine Fahrradtour unternehmen wollte und das nicht ging, da ich Verbot hatte Fahrrad zu fahren. Ich musste Sie überzeugen was anderes zu unternehmen und trotzdem war Sie enttäuscht und auch die Kommentare der Schwiegereltern, das "man sowas ja ersteinmal hinkriegen muss", haben mich beschämt und haben sich fest eingebrannt.




25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Mit Beginn der Abstinenz habe ich mich angefangen von dem ehemaligen Freundeskreis zu distanzieren. Mir ist dann erst bewusst geworden, wie stark dieser Freundeskreis auf Alkoholkonsum beruhte, da ich plötzlich ignoriert wurde und mir vorgeworfen wurde, dass ich ja nicht mehr "am Start" sei.

Die Anfangszeit war sehr ungewohnt, da noch die Gewohnheit da war, bei Stresskonflikten am Wochenende Alkohol zu konsumieren. Ich habe irgendwann realisiert, dass ich es ohnehin nicht jeden recht machen kann und führe ein seit einem Jahr ein Wochentagebuch, in dem ich mir meine Sorgen und Gedanken aufschreibe die mich beschäftigen und daneben die möglichen Lösungen.
Ich greife oft das Buch dann raus und hake ab, was ich davon unternommen habe und was noch offen steht.das hilft mir sehr wenn ich das Gefühl habe, dass zu viele Gedanken in meinem Kopf kommen. Außerdem habe ich durch Zufall das Saunieren für mich entdeckt und eine bessere Entspannungsmöglichkeit habe ich bis dato nicht erlebt. Ich freue mich zum Sport zu gehen und mich auszupowern und danach in die Sauna zu gehen. Wenn ich das Gym verlasse, spüre ich eine innerliche Zufriedenheit die ich bis dato nicht erlebt habe.
Die Auseinandersetzung mit meinen wahren Gefühlen, statt sie zu unterdrücken, hat meine Lebensqualität erheblich verbessert, leider hab ich das jetzt erst erkannt.



26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Es hat gedauert bis die Veränderungen zumindest für mich spürbar wurden aber durch den geglückten Kinderwunsch und Veränderungen im Job, haben sich Erfolge eingeschlichen mit denen ich nicht gerechnet hätte. Ich nutze die Zeit mit meiner Familie und zwischendurch mache ich Fitness und gehe Saunieren. Ich kümmere mich um mein Äußeres und kriege da positives Feedback , selbst von Arbeitskollegen.
Das Verhältnis zu meiner Verlobten ist besser denn je und auch ihre Eltern bestätigen das.
Statt zu zweifeln, habe ich mein Potenzial was in mir steckt erkannt und bin täglich bestrebt über mich hinauszuwachsen. Ich habe ein Selbstvertrauen wie nie und früher hätte ich das so auch garnicht kommunizieren können.

Ich hab gelernt, dass ich gut bin wie ich bin und kann in vielen DIngen loslassen, dass ich nicht alles zu 100 Prozent machen kann, trotzdem mach ich mehr als die meisten Menschen und danke meinem Umfeld, was mir ständig zuhört und mich überall unterstützt.



27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch komplette Abstinenz.


Gestützt wird dies durch meine Eltern und meine Verlobte , die gleichzeitig meine beste Freundin ist.
Sie sind immer für mich da und seit dem Führerscheinverlust und den Veränderungen Jobwechsel etc die damit einhergingen, ist das Band nur noch stärker geworden. Ich muss meine Probleme nicht mehr in Alkohol ertränken sondenr kann wenn ich reden muss mit Ihnen über alles reden.
Dazu kommt, dass meine Verlobte aus religiöser Überzeugung keinen Alkohol trinkt und wir haben ein Kind zusammen, mein neuer Job der mich komplett erfüllt, Personen denen ich alles anvertrauen kann und die mir zuhören und meine neuen Hobbys, beispielsweise habe ich neben Fitness das Saunieren für mich entdeckt, das entspannt mich nach dem Sport ungemein und hat den Nebeneffekt, durch die Wechselwirkung von warm und Kalt einen unfassbar tiefen Schlaf zu haben. Zusätzlich macht mir die Arbeit so sehr spaß, weil ich es nie für möglich gehalten habe, in diesem Bereich arbeiten zu können, dass ich freiwillig am Wochenende wenn sich Zeit ergibt, Konzepte verfasse um den Chef für seine Chance zu danken und mich dieser Bereich einfach sehr interessiert und ich besser werden möchte.

Ich habe das Zitat "Du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst." aufgeschnappt und auf mein Leben übertragen und treffenderweise festgestellt, dass dies in Vergangenheit größtenteils Leute waren, die viel Alkohol konsumieren. Mittlerweile besteht mit diesen Leuten kein Kontakt mehr und ein neuer Freundeskreis aus Ingenieuren und Fitness interessierten Leuten umgibt mich nun. Seitdem stellen sich Erfolge ein und das halte ich für keinen Zufall. Der verändere Umgang mit Gedanken und Sorgen (ansprechen, Lösungen suchen, wenn nötig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen) und dabei zu erkennen, dass es klappt, war hierbei der entscheidende Schritt.




28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Die Möglichkeit eines Rückfalls besteht immer, da darf ich mir nichts vormachen. Aus dem Grund will ich garkeinen Alkohol trinken um mich garnicht erst in diese Situation zu bringen.



29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Indem ich komplett auf Alkohol verzichte und garnicht erst in diese Situation bringe, dass es zu einer weiteren Fahrt unter Alkoholeinfluss kommen kann.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin froh, dass bei der Trunkenheitsfahrt keiner zu Schaden gekommen ist und bin im Nachhinein froh, dass es passiert ist. Nur so konnte ich alles überdenken und mein Leben komplett umstellen.
 
naja.. "Müssen" tut da gar nichts. Optimalerweise behandelt man das Alkoholproblem als das, was es wirklich IST.
Nur das schützt bestmöglich vor der nächsten MPU.
Und abschätzen zu können, welche Kategorie dann für den Gutachter wahrscheinlich ist, könnte unser Job hier sein.
Und zwar ergebnisoffen.

Alles kann, nichts muss.
Da gebe ich dir recht, ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass man es mit der A2-Hyothese leichter ins Ziel bringt.
 
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