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Erste MPU negativ

Was mir noch nicht ganz klar ist, ist, welche Rolle dein Umfeld gespielt hat ?
Hast du dich „aufgeopfert“, um die Anerkennung zu bekommen, die dir von deinem Vater versagt wurde ?
Oder wolltest du eher andere „vorführen“, um dich besser zu fühlen ?
Also überspitzt formuliert ?

Bisschen was von beidem. Von bestimmten Leuten an denen ich Interesse hatte, die aber eher selten waren, wollte ich Aufmerksamkeit und habe mich für diese tatsächlich aufgeopfert. Ich hätte alles getan nur für die Anerkennung, für ein "Schulterklopfen". Will nicht sagen das es Vaterfiguren waren, aber es waren in gewisser Weise eine Art Mentoren zu denen ich aufgesehen habe und die ich respektierte.
Dann um anderen zu beweisen das ich besser als sie war, entsprechend mehr gemacht und immer mehr an Aufträgen/Arbeit/Aufgaben angenommen um somit mein Selbstwertgefühl zu steigern. Das waren dann widerum Leute die mir eigentlich nichts getan haben, aber denen ich weniger Respekt entgegenbrachte und sie das auch spüren ließ. Was mich aber letztendlich eher in die Isolation führte, was widerum dazu führte das es mir schlecht ging... den was bringt es einem am Ende des Tages wenn man alles macht und arbeitet bis zum Umfallen, wenn es keinen gibt mit dem man das irgendwie teilen könnte oder der einem ehrliche Anerkennung schenkt? Stattdessen haben sich die Leute abwendet durch meine Verhalten.

Auch bei der Zeit vor der TF habe ich noch Verständnisschwierigkeiten.
Dir ging es besser, aber du hast dann „den falschen Weg gewählt“ ?
Was ist mit Euphorie gemeint ?
Ich habe meine Texte tatsächlich mehrmals umformuliert, weil ich nicht direkt wusste wie ich es niederschreiben sollte oder wie man es verständlich erklärt. Ich bin in Wirklichkeit mir schon meiner Schwächen über längeren Zeitraum bewusst.

2022 war Corona eigentlich vorbei. Ich hatte meine letzte schwere Infektion Anfang des Jahres. Der Sommer war seit Jahren mal wieder halbwegs geordnet und verhältnismäßig gut verlaufen. Es war ein bisschen Aufschwung-Stimmung zu vernehmen und selbst im November, war ich guter Dinge das es seit einiger Ewigkeit wieder ein ordentliches Jahr sein würde, in dem einiges geklappt hat. Ich war zufrieden. Es war nicht alles perfekt, aber ich beschloss das mir das reicht.

Das Problem ist nur das ich dazu neige mich selbst zu manipulieren. Erfolge als mittelmäßig abzutun oder ganz abzureden. Genau in dieser Phase passiert dann leider immer irgendein Sch***. Das war genau das Problem im November zum Weihnachtsmarkt. Ich war euphorisch, weil ich alte Bekannte und ehemalige Freunde/Klassenkameraden/Weggefährte getroffen habe, aber mit jedem Schluck den ich getrunken hatte, hat sich mein Gemütszustand verfinstert. Ich hätte an diesem Abend einfach einen gute Zeit haben können, aber es funktionierte nicht. Irgendwann ist mir dann eben plötzlich alles egal, Erinnerungen die ins Gedächtnis kommen, das erreichte kleinredend, Selbstzweifel, Wut auf einen Selbst und dann fängt man an andere zu provozieren. Das hat was von Selbstzerstörung, verbrannter Erde.

Der "richtige" Weg wäre gewesen, einzusehen das ich genau diese Problematik, schon länger Bestand hatte und nachdem x-ten Mal einfach auch mal genug ist. Leider muss immer erst was passieren. Ich muss es ganz ehrlich sagen: Ich habe echt genug von dem Sch***.
 
Ich bin sehr beeindruckt von dir und deiner schonungslosen Art und Fähigkeit der Selbstreflexion !

Die Schlüsselwörter für mich sind
-Vaterfigur(en)
-Selbstmanipulation

Dazu kommt offensichtlich ein Hang zur Selbstzerstörung, was durchaus leider typisch ist für Menschen, die in ihrer Kindheit emotionaler Verwahrlosung und seelischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt waren.
Wir Menschen neigen unterbewusst dazu, uns in unsere Kindheit emotional zurückversetzen zu wollen, Sicherheit, Geborgenheit etc.
Leider geht das fürchterlich schief, wenn die Kindheit quasi das Gegenteil davon ist, das führt dann eben zu diesem selbstzerstörerischen Verhalten.
Leider kann das Unterbewusstsein das nicht unterscheiden.

Du hast genau das Richtige gemacht:
Dir das ins Bewusstsein geholt und dadurch quasi dein Unterbewusstsein ausgehebelt !

Es gibt dazu ein grandioses Lied von Bosse ( Loslassen lernen ):
“Du musst dich stellen, zurück in dein Kindheitstrauma.
Dem kleinen Ich von damals sagen, was du gelernt hast.
Dass du jetzt stark bist und die Scheiße von damals echt vorbei ist.
Dass du den Kreis durchbrechen wirst für alle Zeit.“
 
Deine Vermeidungsstrategien finde ich noch ein bisschen schwach.
Du bringst sehr glaubhaft rüber, dass Alkohol keinerlei Rolle in deinem Leben spielen soll.
Auch ist es gut, dass du Anerkennung in deinem Umfeld bekommst und diese auch annehmen kannst.
Was mir noch zu kurz kommt, bist du !

Aus meiner Sicht wäre dich selbst zu lieben, dir selber auf die Schulter zu klopfen, die ultimative Vermeidungsstrategie.
Dir selber auch Fehler zu vergeben.
In den Spiegel zu gucken und zu sagen:
Du bist gut so, wie du bist !

Ich könnte mir auch ein Tagebuch gut für dich vorstellen.

Kannst du damit etwas anfangen ?
Liebe Grüße :smiley138:
 
Tagebuch kann ich versuchen.

Ich dachte eigentlich das ich unter Punkt 27 letzer Absatz zu mir selbst ausreichend drauf eingegangen wäre. Aber ich verstehe. Ist vermutlich nnicht deutlich genug herüber gekommen. Natürlich geht es auch darum das man im Endeffekt mit sich zufrieden ist, auch mit den "kleinen" Dingen. Ein Mensch der nie Zufrieden ist, ist auch kein glücklicher Mensch. Allerdings ist das auch keine Entwicklung die man mal eben vollzieht, auch nicht innerhalb eines Jahres. Zumal wenn man vorher mehr als 20 Jahre das komplette Gegenteil gemacht hat. Deshalb auch unter Punkt 27 der Hinweis "Ich will weiter an mir arbeiten und mich verbessern in allen Bereichen und mir dies nicht zu Nichte machen."

Im Endeffekt kann man es nur versuchen. Garantieren kann man nichts. So zumindest sehe ich das.

Eine für mich wichtige Frage, nachdem du dir vermutlich den kompletten FB durchgelesen hast: Kann man damit was bei der MPU anfangen und wie stehen die Chancen das ich bestehe?
 
Hallo uralski,
nachdem ja auch ich mich bei deinem FB eingebracht habe, möchte ich dir auch eine Rückmeldung geben: ich habe wirklich gestaunt über die "Neuauflage". Das ist offen und ehrlich, schonungslos und direkt. Hab mich rückversichert, dass du AB lebst, weil es mit KT sehr schwer wäre. Im Großen und Ganzen finde ich ihn super, die weiteren Anmerkungen von KarlHeinz haben Hand und Fuß, du ghst ja auch gut darauf ein.
2 Sachen möchte ich dir dennoch vor Augen halten:

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

In erster Linie habe ich keinen Willen mehr mich dem Alkohol und den damit verbundenen Problemen weiter hinzugeben. Man könnte es als eine Art Trotzreaktion deuten.
Trotz ist keine gute Grundlage für eine dauerhafte Wesensveränderung. Es wäre zielführender, wenn du sagst, dass Trotz deine 1. Reaktion war, du aber daraus das Positive der AB erkennen konntest. Trotz ist Auflehnung, sich gegen etwas wehren. Bei der MPU solltest du mit AB versöhnt sein.


27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Gar keinen Alkohol kaufen oder geschweige den im Haus haben. Festivitäten oder Ereignisse die eigentlich nur dazu dienen das man sich betrinken kann, werden von mir nicht mehr besucht. Das fängt bei "Feierabend-Bierchen" an und hört auf bei "Sonntagsbierchen" oder "Frühschoppen". Es interessiert mich auch einfach nicht mehr.

Das ist natürlich eine rein äußerliche Geschichte. Du hast ja richtig erkannt, dass es Alkohol nicht nur bei dezidierten Weinfesten o.ä. gibt. Aber niemand will, dass du gar nicht mehr außer Haus gehst. Eine innere Festigung ist Grundvoraussetzung. Auch darauf hat dich Karl-Heinz in #63 hingewiesen und ich finde, du hast in #64 sehr gut geantwortet. Du musst klar signalisieren, dass dein NEIN zum Alkohol aus DEINER inneren Überzeugung kommt. Und dass du mit der Selbstliebe und -annahme nach so vielen Jahren der Vernachlässigung noch am Arbeiten bist, ist vollkommen klar. Aber so, wie du das eben im Nachgang geschildert hast, ist das für mich absolut authentisch. Insofern sehe ich dich wirklich gut gerüstet für die MPU. Du hast dir wirklich viele Gedanken gemacht, hast mit dir, manchmal mit uns gerungen und ich wünsche dir von Herzen, dass es dich weiter gebracht hat - für DEIN Leben!
 
Ok, das beruhigt mich etwas und lässt Zuversicht keimen. Hoffentlich bekomme ich das in meiner Nervosität alles richtig geordnet und in einer Stunde vorgetragen.

Eine letzte Frage: Macht es einen Unterschied ob man auf Frage 30 noch etwas mitteilt oder nicht?
 
Berechtigte Frage, denn diese Frage kommt so ziemlich auf jeden Fall ;)
Also einplanen würde ich in diese Frage nichts, weil alles Relevante sollte davor genannt worden sein. Es sei denn, du hast etwas wichtiges vergessen oder wenn du das Gespräch als angenehm fandest, kannst du das ja auch widerspiegeln.
Ich wünsche dir die Reflektiertheit, die du hier an den Tag gelegt hast, dass du das Ganze gut meistern kannst. Vertrau auf dich, es sind bestimmt einige Daumen für dich gedrückt!
 
Macht es einen Unterschied ob man auf Frage 30 noch etwas mitteilt oder nicht?

Nein. Das ist aber eine der Fragen, die im MPU-Gespräch fast immer 1 zu 1 auftauchen.

Das MPU-Gespräch ist ein freies Gespräch. Es gibt keine vorgeschriebenen Fragen, sondern der Gutachter / die Gutachterin sollen dich freundlich neutral durch das Gespräch führen. Es wird erwartet (wenn du der deutschen Sprache mächtig bist), dass du die Fragen verstehst und in angemessener Form und Länge antwortest. Die Fragen richten sich auch nach deinen Antworten.

Die Frage gibt dir die Möglichkeit, Informationen in das Gespräch einzubringen, die dir wichtig sind, die du aber auf Grund der Fragen nicht erwähnen konntest. Und du kannst Unklarheiten richtig stellen. Wenn du zum Beispiel im Arzt- und im Gutachtergespräch unterschiedliche Angaben gemacht hast. Umgekehrt kannst du hinterher nicht mehr behaupten, du wärst nicht ausreichend zu Wort gekommen.

Im Foren-Fragebogen hast du genügend Zeit um nachzudenken, da solltest du nichts eintragen müssen. Im, beziehungsweise nach, dem Gespräch, mit der Aufregung und dem Stress kann sich das anders darstellen. Da solltest du bei der Frage noch mal in Ruhe in dich gehen.
 
Ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst, deine Reflktiertheit, die du hier an den Tag gelegt hast, auch im Gespräch rüberbringst !
Nervosität sind die Gutachter gewöhnt und wird meiner Erfahrung nach positiv gewertet.
Es gibt aus meiner Sicht nichts, was dir Sorgen bereiten sollte :smiley138:
 
Hi Uralski84 :) Ein weiterer Rat, den ich habe. Bereite dich auf die Frage vor:

Wie haben Sie sich auf die MPU vorbereitet?

Wenn du möchtest, kannst du deine Antwort hier veröffentlichen. Viel Erfolg :smiley22:
 
Hi Uralski84 :) Ein weiterer Rat, den ich habe. Bereite dich auf die Frage vor:

Wie haben Sie sich auf die MPU vorbereitet?

Wenn du möchtest, kannst du deine Antwort hier veröffentlichen. Viel Erfolg :smiley22:
Das ist tatsächlich eine gute Frage, an die ich gar nicht mehr gedacht habe. Zumal sicherlich die Frage kommen wird: Warum ist die erste MPU negativ ausgefallen?

Weil das wird kommen, da ich es 1. bei der Anmeldung zur MPU erwähnt hat und 2. es im Aktenverlauf zu sehen sein wird. Meine Antwort wäre ungefähr:

Das ich nicht richtig vorbereitet war und beim ersten Mal nicht wusste worauf es ankommt. Ich war noch nicht bereit.

Wurde als Antwort auf deine Frage soetwas wie folgendes reichen:

Ich hatte als erstes an einem Infoabend online teilgenommen. Des weiteren hatte ich ein Erstgespräch bei einer Suchtberatung.

Weiterführend habe ich mir entsprechende Lektüre besorgt zum Thema MPU und Alkohol-Sucht. Ich habe Kontakt zu Menschen gesucht die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Dabei haben sich hilfreiche Gespräche entwickelt die tieferen Erkenntnis führten.
 
Hatte heute meine MPU und wollte kurz berichten: Erstmal war der Eindruck von der Dekra um einiges besser als beim TÜV Süd. Muss man ganz klar sagen. Alles wirkte organisierter und weniger hektisch. Ich musste zwischen allen Stationen weniger als 20 Minuten warten. Ging also vergleichweise flott.

Ich war aber trotzdem total aufgeregt, ein richtiges Nervenbündel. Beim Arzt erstmal 150 zu 70 beim Blutdruck messen. Geschwitzt wie Sau. Ich habe mir jedes Wort irgendwie 5 Mal durch überlegt, hatte dann zwischendurch auch beim psychologischen Teil den Faden verloren.

Das Gespräch dauerte 1,5h und die Psychologin war sehr freundlich. Erkannte auch schnell das ich bis in die Haarspitzen angespannt war und schaffte es mich zu beruhigen. Es war keine Glanzstunde und ich hatte Probleme mich zu sortieren.

Es gab immer mal wieder Rückfragen, aber im Verlauf wurde es besser. Am Ende hat sie mir positives Feedback gegeben. Sie war kurz unsicher ob es bei Fahrrad und A2 nicht doch eher 15 Monate statt 12 sind. Das hat sie dann prompt in den Verordnungen nachgeschlagen und mir mitgeteilt das sie zwar jetzt noch die medizinischen Ergebnisse abwarten muss, aber es sehr gut aussehen würde. Da war ich erstmal erleichtert und ich bin vorsichtig optimistisch das es vielleicht was werden kann.

Mitte Ende Juni weiß ich mehr. Ich melde mich dann wieder.
 
Nach größerer Verzögerung, habe ich heute endlich mein Gutachten erhalten...

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Also Positiv. Am Ende muss jetzt noch die Führerscheinmeldestelle entscheiden, aber ich denke das ist Formsache. Zumindest hoffe ich das. Jedenfalls werde ich morgen versuchen das gleich der Sachbearbeiterin zukommen zulassen.
 
Glückwunsch auch von meiner Seite. Du hast ja wirklich gut an dir gearbeitet. Der Unterschied zwischen FB 1 und 2 ist außergewöhnlich. Und auch wenn dir zwischendurch das ganze "MPU-Geschiss" zuwider war, du hast dich dann offenkundig doch gut noch darauf einlassen können.
 
Herzlichen Glückwunsch :smiley648:

Ich habe nicht daran gezweifelt, wirklich eine großartige Arbeit, die du an dir geleistet hast, Hut ab ! :smiley711:
 
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