Ich habe mal Informationen zum allgemeinen Ablauf einer MPU erstellt, vielleicht helfen dir einige Angaben daraus weiter.
Grundsätzliches
Der MPU-Termin ist für viele Betroffene eine Streßsituation. Wer mit falschen Vorstellungen zum MPU-Termin kommt wird deshalb manchmal bereits durch Kleinigkeiten aus der Bahn geworfen oder zumindest irritiert.
Die folgenden Informationen sollen helfen, solche Klippen zu umschiffen. Sie sind unabhängig vom Anlass der MPU.
Bei einem Antrag auf einen unbegrenzten Führerschein mit 17 stehen natürlich keine Probleme im Vordergrund, sondern ob dafür die körperliche und psychische Reife ausreicht.
Vorbereitung (Kurse, Nachweise und ähnliches)
Es wird erwartet das Nachweise, Kurse, Schulungen und ähnliches zum Zeitpunkt der MPU abgeschlossen sind. Absichtserklärungen bringen keine Pluspunkte.
Anfahrt
Meist ist das MPU-Institut dem Betroffenen nicht bekannt. Ein pünktliches Erscheinen wird erwartet. Betroffene sollten die Anfahrt zu einer ähnlichen Uhrzeit wie der MPU-Termin testweise kurze Zeit vorher durchführen, um Probleme im Vorfeld zu erkennen. Zum Beispiel bei Bahnfahrten sehr kurze Umsteigzeiten, die bei einer Verspätung zu Problemen führen können. Oder bei einer Fahrradanfahrt langwierige Umleitungen zu kennen.
Örtlichkeit
Der Vertrag wird häufig online oder auf dem Postweg abgeschlossen. Betroffene sollten das MPU-Institut in solchen Fällen im Voraus besichtigen und nach Möglichkeit auch mal betreten.
In einem Fall war ein Betroffener geschockt, dass es sich um einen Altbau handelte und der Fußboden knarzte. In einem anderen Fall empfand ein Betroffener die Innenraumtemperatur als viel zu kalt. Dabei kann man auch schauen, ob es die Möglichkeit gibt, bei Ankunft oder in einer Pause etwas zu Essen, zu Trinken oder Nervennahrung zu kaufen. Ist der Wartebereich in einem extra Raum oder sitzt man im Flur, wo viel Durchgangsverkehr herrscht? Es kann einem ein Gefühl der Sicherheit geben sowas bereits im Vorfeld zu wissen.
Z
eitdauer der MPU selbst
Eine schnelle MPU dauert weniger als 2 Stunden, normal sind wohl 2 bis 3 Stunden, mit etwas Pech (Krankheit des Personals) auch mal 6 Stunden mit entsprechenden Pausen zwischendurch. Darauf sollte man vorbereitet sein.
Essen und Trinken, Pausen
Betroffene sollten Getränke, etwas Nahrung (falls sich die MPU lange hinzieht) und Nervennahrung mitbringen. Ein Getränkeautomat (falls überhaupt vorhanden) im MPU-Institut kann grade zum eigenen Termin defekt sein. Wenn man auf Abruf bleiben muss besteht auch nicht unbedingt die Möglichkeit Kioske, Buden, Imbisse (soweit überhaupt vorhanden) in der Nähe aufzusuchen.
Um Pausen zu überbrücken ist vielleicht etwas Lesematerial oder andere Ablenkung sinnvoll.
Aktenlage
Hört sich bürokratisch an. Im Sinn der MPU heißt das: Die Führerscheinstelle und die Gutachter müssen die Aktenlage akzeptieren. Wenn Betroffene die Gutachter überzeugen wollen, dass ihre Vergehen falsch bewertet wurden und sie deshalb ungerechterweise die MPU antreten müssen, sind das der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt. Jeder Widerspruch zur Aktenlage muss deshalb negativ bewertet werden.
Ablauf einer MPU
Die MPU besteht aus 4 Teilbereichen. Wobei der Fragebogen oft als nebensächlich angesehen wird. Der Fragebogen sollte trotzdem ernst genommen werden. Die Angaben im Fragebogen dürfen späteren Angaben, speziell bei der Gesundheitsuntersuchung und im psychologischen Gespräch, nicht widersprechen.
1. Schriftlicher Fragebogen
2. Gesundheitsuntersuchung
3. Leistungstest
4. Psychologisches Gespräch
Wichtig: Den Fragebogen muss man meist als erstes nach der Ankunft ausfüllen. Für die anderen drei Teilbereiche gibt es keine vorgegebene oder übliche Reihenfolge. Es kann also sein, dass das psychologische Gespräch direkt nach dem Fragebogen beginnt.
In den Gutachten werden die einzelnen Teilbereiche hingegen sachlich geordnet, unabhängig davon, in welcher zeitlichen Reihenfolge sie stattfanden. Daher kommt wohl der Irrglaube, dass das psychologische Gespräch immer zum Schluss der Untersuchung erfolgt.
Übereinstimmung der eigenen Angaben
Auch bei der Gesundheitsuntersuchung werden meist Fragen gestellt. Der Arzt muss schließlich wissen worum es geht, damit er darauf entsprechend achten kann.
Die Angaben im Fragebogen, bei der Gesundheitsuntersuchung und im MPU-Gespräch müssen inhaltlich übereinstimmen. Beim Leistungstest werden meiner Kenntnis nach keine anderen Themen angesprochen, wohl auch um Ablenkungen und Konzentrationsstörungen zu vermeiden.
Fragebogen
Im Fragebogen wird nach persönlichen Daten, Angaben zur Fahrerlaubnis und zur Fahrpraxis, Angaben zu Nachschulung und Beratung, Krankheiten, Medikamenten, Hausarzt und ähnlichem gefragt. Außerdem werden anlassbezogene Informationen gefordert.
Ein Fragebogen vom TÜV Hamburg aus dem Jahr 2020 wurde in
Foris MPU Forum in jpg-Dateien veröffentlicht. Den Originalbeitrag finde ich leider nicht mehr. Ich habe die Bilder in einer pdf-Datei zusammengefasst und dort hochgeladen:
https://www.mpu-vorbereitung-online.com/forum/threads/mpu-ja-oder-nein.2771/page-9#post-59586.
Gesundheitsuntersuchung
Zu der Gesundheitsuntersuchung gehört normalerweise eine körperliche Inaugenscheinnahme. Man sollte entsprechend die Unterwäsche oder Sportkleidung wählen um sich dabei möglichst wohl zu fühlen.
Es kann auch eine Blut- und / oder Urinprobe genommen werden. Ob das immer geschieht weiß ich nicht.
Leistungstest
Zu dem Leistungstest habe ich wenige Informationen. Die meisten Betroffenen beschreiben ihn als einfach. Computerkenntnisse sind nicht erforderlich. Fehlende Computerkenntnisse folglich kein Nachteil.
Wenn Betroffene den Leistungstest nicht bestehen können sie ihn in der Regel direkt noch einmal machen. Ob Betroffenen die Möglichkeit angeboten wird hängt wohl davon ab, wie weit das Ergebnis von den geforderten Werten abweicht.
Wenn der Leistungstest ausnahmsweise doch nicht bestanden wird, die restliche MPU aber positiv bewertet wird, kann eine Fahrverhaltensbeobachtung (ich weiß nicht ob das der richtige Fachbegriff ist) zum Ausgleich angeboten werden. Das ist eine praktische Fahrt mit einem Fahrlehrer und einem Psychologen, die vorher geübt werden kann und natürlich zusätzliche Kosten verursacht.
Psychologisches Gespräch
Das Gespräch gibt Betroffenen die Möglichkeit zu berichten, dass er seine Probleme / Defizite erkannt hat und welche Lösungen er gefunden hat, zukünftig trotzdem ohne Gefährdung die beantragten Fahrzeuge zu führen.
Die Angaben des Betroffenen müssen widerspruchsfrei und realistisch sein. Übersetzt in Umgangssprache: Betroffene, die bei einer Lüge ertappt werden oder ihre Probleme verharmlosen dürfen die MPU nicht bestehen. Darauf werden Betroffene während der MPU eindringlich hingewiesen.
Die Gutachter sollen während des Gesprächs neutral-freundlich bleiben und nicht erkennen lassen, wie sie die Informationen des Betroffenen bewerten. Das kann irritieren, soll aber so sein. Zusätzlich tippen sie den Gesprächsverlauf häufig direkt in ihren Computer. Dadurch kann es immer wieder zu Gesprächsunterbrechungen kommen und man sollte man sich dadurch nicht verunsichern lassen.
Das Gespräch ist keine Frage-Antwort-Veranstaltung. Die Gutachter sollen mit ihren Fragen durch das Gespräch führen, die Betroffenen sollen ausführlich, aber nicht übertrieben, antworten, außer die Frage gibt nur eine kurze Antwort her.
Alle Antworten müssen zudem zu der persönlichen (Vor)Geschichte des Betroffenen sowie der Aktenlage passen und in sich stimmig sein. Ein deutliches Zeichen für Lügen sind Antworten zu unterschiedlichen Fragen, die aber selbst nicht zusammenpassen oder sich widersprechen.
Durchgehend kurze oder ausweichende Antworten, bei denen die Gutachter immer wieder nachfragen müssen, führen regelmäßig zu einem negativen Ergebnis. Im Gutachten steht dann auch die Bemerkung "Nachfrage". Wenn die mehrmals auftaucht enden solche Gutachten nicht gut für den Betroffenen.
Ähnliches gilt für zu lange Antworten, zumal wenn dadurch vom Thema abgewichen wird. Eine Taktik um die Zeit für kritische Fragen zu rauben. Für die Gutachter ist das Alltagsgeschäft. Wenn einmal der Hinweis kommt sich bitte kürzer zu fassen und / oder nicht vom Thema abzuweichen sollten Betroffene sich für den Rest des Gesprächs daran halten. Wenn die Zeit nicht ausreicht um alle notwendigen Informationen zu bekommen endet das Gutachten halt negativ.
Die Angaben im Gespräch müssen wahrheitsgemäß und realistisch sein. Die Gutachter müssen dem Betroffenen nichts nachweisen. Im Gegenteil muss der Betroffene ganz einseitig belegen, dass er seine Probleme, wegen derer er bei der MPU ist, erkannt hat und welche Lösungen er gefunden hat, trotzdem keine übermäßige Gefahr im Straßenverkehr mehr darzustellen.
Es wird erwartet, das Betroffene die Fragen gedanklich verstehen und (auch bedingt durch die geforderte Vorbereitung) beantworten können. Wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist wird das berücksichtigt.
Die Gutachter stellen keine Fangfragen, müssen bei Unklarheiten oder widersprüchlichen Angaben aber nachfragen. Wenn die Gutachter zu häufig nachfragen müssen wird das als fehlende Mitwirkung beurteilt, was meist direkt zu einer negativen MPU führt.
Gegenlesen des Gesprächsprotokolls
In der Regel wird Betroffenen die Gelegenheit gegeben das ausgedruckte Gespräch gegenzulesen. Ob das Gegenlesen angeboten werden muss weiß ich nicht. Das ist die letzte Gelegenheit um falsche oder unklare Angaben richtig zu stellen.
Dabei hat der Betroffene kein Recht darauf Angaben löschen zu lassen und das wird nur in Ausnahmefällen geschehen. Sondern die Anmerkungen werden dem Protokoll hinzugefügt. Sich darüber aufzuregen "Der Gutachter schreibt Lügen im Protokoll die mich allein dadurch benachteiligen, das sie im Protokoll stehen bleiben!" bringt nichts, das ist das ganz normale Vorgehen.
Audio- / Video-Aufzeichnung des Gesprächs
Einige Institute bieten die Möglichkeit, das Gespräch per Audio oder seltener Video aufzuzeichnen. Das ist immer freiwillig. Die Möglichkeit einer Aufzeichnung müssen sie aber meiner Kenntnis nach nicht anbieten.
Betroffene sollten sich vorher überlegen, ob sie das wollen oder als störend empfinden. Wenn man selbst eine Aufzeichnung will sollte man vorher abklären, ob das in dem gewählten Institut möglich ist.
Prüfung durch Führerscheinstelle
Die Führerscheinstelle muss ein (eigentlich) positives Gutachten sachlich prüfen und bei Problemen die Fahrerlaubnis verweigern (ja, die darf und muss das). Das geschieht aber sehr selten. Gründe können zum Beispiel sein:
- Der Betroffene verheimlicht ein noch nicht abgeschlossenes Verfahren, obwohl danach gefragt wurde und er darüber informiert ist, zum Beispiel weil er nach einer Geschwindigkeitskontrolle direkt angehalten wurde
- Der Gutachter gibt sich bei Abstinenzbehauptung mit 5 Monaten Nachweisen zufrieden ohne dies zu begründen
- Der Gutachter empfiehlt eine Fahrverhaltensbeobachtung, obwohl dies gesetzlich ausgeschlossen ist
- Der Mitarbeiter der Führerscheinstelle sieht die Exploration (Bewertung der Vorgeschichte) als nicht ausreichend an
Sogar wenn nach der Führerscheinneuerteilung Lügen nachgewiesen werden kann die MPU nachträglich negativ bewertet und der Führerschein wieder einkassiert werden.
Neue Führerscheinprüfungen
Wenn die Zeit des Führerscheinentzugs deutlich länger war als die des Führerscheinbesitzes wird die Führerscheinstelle in der Regel neue Prüfungen fordern (theoretisch und praktisch). Dabei spielt auch die Gesamtzeit des Führerscheinentzugs eine Rolle. Gleiches gilt grundsätzlich, wenn der Führerschein 10 Jahre und mehr entzogen war.
Dabei gibt es keine Pflichtstunden, die Fahrschule muss sich aber von der Prüfungsreife des Betroffenen überzeugen, um ihn zur Prüfung anmelden zu dürfen.