Hallo liebe Community,
ich würde euch nochmals um Feedback zu meinem aktualisierten FB bitten (mit Fokus auf Trinkhistorie und Motive).
Dazu habe ich auch die ein oder andere Frage, die ich dann ganz am Ende stellen werde.
Vielen Dank schon mal!
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
Es war ein Firmenveranstaltung im Oktober 2020. Das erste, das wir nach einem halben Jahr arbeiten von zu Hause in dem Jahr hatten.
Wegen Corona wollte ich nicht mit den Öffentlichen fahren und habe daher ausnahmsweise das Rad benutzt.
Wir haben uns um 18:00 Uhr zum Abendessen im Brauhaus getroffen, wo es das erste Bier gab.
Nach dem Essen und dem Konsum von 1,5L Bier sind wir weiter zum Bowlen gegangen. Dort trank ich im weiteren Verlauf 2 Cocktails, 0,5L Bier und 2 Liköre.
Da um 22:00 Uhr die Bowlingbahn schon zugemacht hat, musste ich den letzten Drink herunterstürzen und wir sind noch in eine Bar gegangen. Zu dem Zeitpunkt habe ich den Alkohol schon bemerkt, wollte allerdings noch nicht nach Hause, da ich die Gelegenheit unterwegs zu sein nicht verpassen wollte (Corona! Wann kommt man das nächste mal überhaupt raus?).
In der Bar habe ich noch weitere 2 Bier 0,5l getrunken, mir ging es noch gut und beim 2. Bier habe ich schon gemerkt, dass jetzt eher Schluss für mich ist.
Nach und nach sind einige nach Hause aufgebrochen und ich saß noch mit dem Rest vor der Bar und habe mich unterhalten. Etwa eine 3/4 Stunde nach dem letzten Bier bin ich dann auch aufgebrochen.
In meinem Zustand habe ich die Lage falsch eingeschätzt und dachte, dass ich es noch mit meinem Rad nach Hause schaffen kann. Dies war jedoch nicht der Fall: recht schnell habe ich bemerkt dass ich Schlangenlinien fahre und nach ca. 800m merkte ich, wie ich einen stehenden E-Scooter anrempelte. Ich versuchte trotzdem weiterzufahren als ich Rufe hinter mir hörte, bis ich an der Kreuzung von den Polizisten eingeholt wurde, die mich dabei beobachtet hatten.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
3L Bier, 1 Zombie, 1 Caipirinha, 2 Liköre
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
0,8km gefahren, Gesamtweg 4,4km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Habe ich nicht darüber nachgedacht, allerdings habe ich meine Lage auch komplett falsch eingeschätzt.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen?
Gar nicht, ich habe mir im Vorfeld keinerlei Gedanken dazu gemacht.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Im Laufe der letzten 10 Jahren mit dem Fahrrad sicherlich um die 100 Mal. Ich bin nie sonderlich viel mit dem Rad gefahren und habe sonst immer den ÖPNV benutzt.
Daraus folgere ich, dass ich bisher einfach Glück hatte nicht angehalten worden zu sein bzw. dass nichts passiert ist. Außerdem schließe ich daraus, dass ich dadurch das alkoholisierte Fahrradfahren mit der Zeit immer leichter genommen habe, da sonst nie etwas dabei passiert ist.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Zum ersten Mal hatte ich Kontakt mit 14, als ich zusammen mit einem Freund ein Radler trank und dabei feststellte, dass es nicht schmeckte und nichts für mich ist.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Zu meiner Schulzeit und dem Studium habe ich sehr selten getrunken, unregelmäßig mal auf Geburtstagen oder nach dem Abi auf der Abschlussparty. Durch meinen damaligen Freundeskreis haben wir eher vor dem Computer gesessen und später habe ich mich auf meine Ausbildung konzentriert bzw. neben der Uni noch gearbeitet.
Nach dem Studium bin ich in eine andere Stadt für meinen ersten Job gezogen. Mein Alkoholkonsum ist etwas regelmäßiger geworden, hat ich aber auf Geburtstagen und aufs Wochenende beschränkt.
Als die Firma zahlungsunfähig wurde, dauerte es nicht sehr lange, bis ich einen neuen Job fand. In der neuen Firma fand ich zunächst Stabilität und sah großes Karrierepotential. Ich konnte relativ schnell aufsteigen und sah meine Leistungen darin bestätigt als ich zwei Entlassungswellen „überlebte“.
In dieser Zeit und in dem Jahr nach der Übernahme der Firma stieg mein Alkoholkonsum in Menge und Häufigkeit weiter an. Nach und nach trainierte ich mir eine Toleranz an, wobei ich feststellte, dass vorherige Maximalmengen zur neuen „Normalmenge“ wurden.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Während des Studiums habe ich sehr unregelmäßig getrunken, erst mit Beginn meines Arbeitslebens und meines Umzugs hat sich das Trinkverhalten auf 1x im Monat mit im Schnitt 1,5L Bier eingependelt. Später waren es statt Bier auch ab und zu Cocktails (6cl).
Ab 2018 wurde es dann langsam mehr. In den ersten 10 Monaten haben sich meine Trinkanlässe auf ca. 2-3 pro Monat erhöht, bei denen ich im Schnitt 1,5L Bier getrunken habe. Mein damaliges Maximum entsprach dabei 2,5L Bier, welches alle 4-6 Wochen erreicht wurde (12,5 TE).
Danach (2019) stellte ich fest, dass sich die Anlässe immer öfter bei 3-4 Mal pro Monat lagen und mein regulärer Konsum bei 2,5L Bier, was vorher meinem Maximum entsprach. Mein neues Maximum (ca. alle 4-6 Wochen) lag entsprechend nun bei 4,5L Bier (22,5 TE).
Nach weiteren 10 Monaten (ende 2019) war ein neues Maximum mit 3,5L Bier und 2x12cl Cocktails alle 4-6 Wochen erreicht (29,5 TE). Der reguläre Konsum lag dabei bei 3,5L Bier 3-4 Mal pro Monat.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden, ab und zu auch mal mit Arbeitskollegen. Meist in Bars oder auf sozialen Veranstaltungen.
12. Warum haben Sie getrunken?
Ich habe getrunken um meinen Arbeitsstress auszugleichen und das Glas Bier als eine Art der Entlastung nach beendeter Arbeit genutzt. Das Problem dabei war, dass ich es damals nicht geschafft habe meinen Stress von selbst zu reduzieren bzw. es dann nicht geschafft habe „abzuschalten“. Ich stand unter hohem Leistungsdruck, der Größtenteils von mir selbst kam und habe mir langsam immer mehr aufgeladen.
Die Ursache dieses selbst auferlegten Anspruches liegen, denke ich, in meiner Rolle als „Vorreiter“ in meiner Familie. Ich war der erste mit Abitur, der erste, der weiter weg gezogen ist und der erste, der studiert hat. Von meinen Eltern gab es Unterstützung aber ich lernte auch von Grund auf eine gewisse Erwartungshaltung, Leistung zu bringen, zu erfüllen. In Zuge dessen, entwickelte sich bei mir auch die Ansicht, dass „etwas alleine schaffen“ einen höheren Stellenwert hat, als es mit Hilfe zu schaffen.
Mit dieser leistungsorientierten Einstellung bekam ich oft positive Bestätigung, stieg schnell in meinem Job auf und habe immer mehr Verantwortung übertragen bekommen. Die Anerkennung hat mein Selbstbewusstsein gesteigert und mir dabei geholfen meinen „Platz“ zu finden, da ich mich zu dieser Zeit stark über meinen Job definiert habe (man könnte es auch „Workaholic“ nennen, mein früheres Hobby wurde damals zum Vollzeitjob).
Mit dem steigenden Stress konnte ich dann nicht immer so gut umgehen und habe entsprechend den Alkohol als „Ventil“ benutzt.