1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
Es war ein Firmenveranstaltung im Oktober 2020. Das erste, das wir nach einem halben Jahr arbeiten von zu Hause in dem Jahr hatten.
Wegen Corona wollte ich nicht mit den Öffentlichen fahren und habe daher ausnahmsweise das Rad benutzt. (Bin normalerweise sehr Radfaul und habe vor Corona so gut wie nie mein Rad auch nur angeschaut).
Wir haben uns um 18:00 Uhr zum Abendessen im Brauhaus getroffen, wo es das erste Bier gab.
Nach dem Essen und dem Konsum von 1,5L Bier sind wir weiter zum Bowlen gegangen. Dort trank ich im weiteren Verlauf 2 Cocktails, 0,5L Bier und 2 Liköre. Da um 22:00 Uhr die Bowlingbahn schon zugemacht hat, musste ich den letzten Drink herunterstürzen und wir sind noch in eine Bar gegangen. Zu dem Zeitpunkt habe ich den Alkohol schon bemerkt, wollte allerdings noch nicht nach Hause, da ich die Gelegenheit unterwegs zu sein nicht verpassen wollte (Corona! Wann kommt man das nächste mal überhaupt raus?).
In der Bar habe ich noch weitere 2 Bier 0,5l getrunken, mir ging es noch gut und beim 2. Bier habe ich schon gemerkt, dass jetzt eher Schluss für mich ist.
Nach und nach sind einige nach Hause aufgebrochen und ich saß noch mit dem Rest vor der Bar und habe mich unterhalten. Etwa eine 3/4 Stunde nach dem letzten Bier bin ich dann auch aufgebrochen. In meinem Zustand habe ich die Lage falsch eingeschätzt und dachte, dass ich es noch mit meinem Rad nach Hause schaffen kann. Dies war jedoch nicht der Fall: recht schnell habe ich bemerkt dass ich Schlangenlinien fahre und nach ca 800m bin ich an einer Kreuzung hingefallen, wo ich dann um 2 Uhr von der Polizei entdeckt wurde. Da ich keinen Atemtest machen wollte, wurde ich mit auf die Wache zum Bluttest genommen der um 3:10 Uhr durchgeführt wurde.
Danach wurde ich abgeholt und bin nach Hause gefahren worden.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
3L Bier, 1 Zombie, 1 Caipirinha, 2 Liköre
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
0,8km gefahren, Gesamtweg 4,4km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Habe ich nicht darüber nachgedacht, allerdings habe ich meine Lage auch komplett falsch eingeschätzt.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen?
Gar nicht, ich habe mir im Vorfeld keinerlei Gedanken dazu gemacht.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Im Laufe der letzten 10 Jahren mit dem Fahrrad sicherlich um die 100 Mal. Ich folgere daraus, dass ich bisher einfach Glück hatte nicht angehalten worden zu sein bzw. dass nichts passiert ist. Außerdem schließe ich daraus, dass ich dadurch das alkoholisierte Fahrradfahren mit der Zeit immer leichter genommen habe, da so oft nie etwas dabei passiert ist.
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Zum ersten Mal hatte ich Kontakt mit 14, als ich zusammen mit einem Freund ein Radler trank und dabei feststellte, dass es nicht schmeckte und nichts für mich ist.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Zu meiner Schulzeit habe ich sehr selten getrunken, unregelmäßig mal auf Geburtstagen oder nach dem Abi auf der Abschlussparty. Durch meinen damaligen Freundeskreis, wir haben eher vor dem Computer gesessen, und weil ich mich auf meinen Abschluss konzentrieren wollte hat sich mein Interesse an Alkohol erst spät gezeigt.
Zum Beginn meiner Studienzeit, wohnte ich das erste Mal von zu Hause weg in einer WG. Ich lernte neue Leute kennen und nach und nach gab es dann mehr Trinkgelegenheiten, die ich wahrgenommen habe (im neuen Freundeskreis, Parties etc.). Da ich einen persönlichen Anspruch hatte gut durchs Studium zu kommen und ich auch neben der Uni gearbeitet habe, hat sich das Trinken immer außerhalb der Prüfungsphasen an den Wochenenden abgespielt.
Nach dem Studium bin ich in eine andere Stadt für meinen ersten Job gezogen. Mein Alkoholkonsum ist relativ schnell wieder zurück gegangen, war eher unregelmäßig, meist zu Geburtstagen und aufs Wochenende beschränkt. Auch zu dieser Zeit habe ich mich eher auf meine Arbeit konzentriert und war damit auch gut eingespannt.
Als die Firma zahlungsunfähig und ich sozusagen vom Chef „fallengelassen“ wurde, dauerte es nicht sehr lange, bis ich einen neuen Job fand. In der neuen Firma fand ich Stabilität und sah großes Karrierepotential. Ich konnte relativ schnell aufsteigen und sah meine Leistungen darin bestätigt als ich zwei Entlassungswellen „überlebte“. All das bestärkte mich darin so weiter zu machen, sprich immer 110% geben.
In dem Jahr vor meiner TF wurden wir aufgekauft und sind dadurch sehr schnell, sehr stark gewachsen. Damit stiegen die Anforderungen, es gab mehr Verantwortung und Stress. In dieser Zeit nahm meine Trinkmenge wieder zu und wurde auch regelmäßiger. Zum Ende hin wurde es dann im Schnitt 2x im Monat an Wochenenden und eine etwas höhere Trinkmenge zu Geburtstagen.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Im Laufe des Studiums wurden es etwa 2x im Monat 2-2,5 Liter Bier. Später wurden es dann Mengen von ca. 3-4 Liter Bier.
Zu der Zeit nach dem Studium und meinem Umzug hat sich das Trinkverhalten auf ca. 1x im Monat mit im Schnitt 2 Liter Bier eingependelt. Später war es dann statt Bier auch ab und zu 1-1,5 Liter Cocktails (6cl).
In der Zwischenzeit, bis zum Jahr der Übernahme variierte der Konsum, wurde aber nicht mehr als die vorher genannten Mengen (1x im Monat 2 Liter Bier).
Ab dann wurde es langsam wieder mehr. Zu Beginn hat sich die Menge auf ca. 3 Liter Bier erhöht und gegen Ende des Zeitraums auch die Frequenz auf 2x im Monat. Zusätzlich kamen dann auch ab und an zum Bier noch Cocktails dazu: 2x im Monat 3 Liter Bier + 2 Cocktails (12cl).
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden, ab und zu auch mal mit Arbeitskollegen. Meist in Bars oder auf sozialen Veranstaltungen.
12. Warum haben Sie getrunken?
Ich habe getrunken um meinen Arbeitsstress auszugleichen und das Glas Bier als eine Art der Belohnung nach beendeter Arbeit gesehen. Das Problem dabei war, dass ich es damals nicht geschafft habe meinen Stress von selbst zu reduzieren bzw. es dann nicht geschafft habe „abzuschalten“. Ich stand unter hohem Leistungsdruck, der Größtenteils von mir selbst kam und habe mir langsam immer mehr aufgeladen. Ich bin jemand, der als zuverlässig gilt und die Dinge ordentlich erledigt. Mit meiner Einstellung (man könnte es auch „Workaholic“ nennen) stieg ich schnell auf und habe immer mehr Verantwortung übertragen bekommen, habe es aber versäumt zu kommunizieren, dass es zu viel wurde, da ich dann dachte, dass ich das, was ich mir aufgeladen habe auch alleine schaffen kann. Weil ich nicht „nein“ sagen konnte, kamen die Leute immer öfter auf mich zu. Mit dem steigenden Stress konnte ich nicht immer so gut umgehen und habe entsprechend den Alkohol als „Ventil“ benutzt.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Mit geringere Menge werde ich offener, entspannter, denke nicht mehr an meine Alltagsprobleme. Wird es allerdings zu viel, werde ich schnell müde, kann Gesprächen nicht mehr richtig folgen oder im schlimmsten Fall wird mir übel.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein.
Frage/Antwort 1, nach Absprache mit dem TE, nachträglich hinzugefügt *Nancy*