15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Richtige, d.h. negative Auswirkungen hatte bisher nur der Konsum vor meiner TF. Ich habe mich schrecklich gefühlt, konnte Wochenlang nicht mehr gut schlafen, habe Probleme mit der Polizei bekommen bzw. einen Eintrag in die Strafakte und generell war die Interaktion mit der Polizei sehr demütigend für mich.
Die Folge war, dass ich erstmals angefangen habe über meinen Konsum zu reflektieren und zu der Überzeugung kam, dass ich dringend etwas daran ändern muss. Ich möchte in meinem Leben nicht so wahrgenommen werden, wie es die Polizisten in der Nacht der TF taten oder andere Menschen mit meinem unverantwortlichen Handeln gefährden.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Nein.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während meines Studiums in den Prüfungsphasen.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Früher habe ich mich als „Normaltrinker“ eingeschätzt, der sein Limit gut kennt nachdem ich mich während des Studiums ausgelebt hatte. Heute und vor allem nachdem ich meinen Konsum über die letzten Jahre reflektiert habe, habe ich erkannt dass sich innerhalb eines Jahres in einem schleichenden Prozess meine Toleranz zu einem unüblichen Wert entwickelt hat. Mein Umgang mit dem Alkohol empfinde ich daher rückblickend als unverantwortlich und auch egoistisch, da ich mit den Folgen meiner Tat auch anderen Menschen hätte schaden können. Ich habe die hohen Mengen dazu missbraucht um meine eigentlichen Probleme zu überdecken, entsprechend „abschalten“ zu können und somit den Alkohol nicht mehr als reines Genussmittel konsumiert.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Ich habe meinen Konsum mit einem VP besprochen und praktiziere seit Ende April KT. Dabei habe ich mir folgende Regeln aufgestellt:
1. Bleibe ich immer unter der Wirkschwelle von Alkohol (max. 3TE / 2x 0,33l Bier)
2. Trinke ich nie spontan, sondern nur zu geplanten besonderen Anlässen (max. 1 im Monat)
3. Habe ich vorher für einen sicheren Hin- und Rückweg gesorgt
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 11.Oktober (besonderer Anlass).
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich praktiziere seit April KT, da ich geringe Mengen Alkohol bei besonderen Anlässen als Genussmittel schätze. Im laufe dieser Zeit habe ich bei der Anwendung festgestellt, dass ich mit meinen Regeln sehr gut zurecht komme und diese für die Zukunft beibehalten möchte.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Bis zu meiner TF habe ich nie über mein Trinkverhalten reflektiert oder nach dessen Auslöser gesucht. So habe ich zum Beispiel nicht mitbekommen, wie sich bei mir langsam eine immer höhere Alkoholtoleranz aufgebaut hat. Das Trinken habe ich reduziert, da mir klar geworden ist, dass mein Alkoholkonsum nicht zur Beseitigung meines Problems führt, sondern nur die Symptome „dämpft“. Die positiven Veränderungen, die mit dem reduzierten Genuss einhergehen überwiegen klar die negativen Folgen, daher möchte ich diesen Zustand so in Zukunft beibehalten. (z.B gesünderer Lebensstil durch u.a. mehr Sport und dadurch keine Rückenschmerzen mehr, mehr Zeit für Hobbys)
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Nach der TF habe ich bis auf weiteres abstinent gelebt, da ich erstmal alles verarbeiten musste und gar keine Lust mehr auf Alkohol hatte. Auf meinen Geburtstag habe ich dann mit einem Freund, den ich sehr lange nicht mehr gesehen habe (wohnt im Ausland) mit einem Glas Bier angestoßen. Das war etwas merkwürdig und ließ mich auch wieder zurück an meine TF denken.
Ich suchte mir dann Hilfe bei einem VP, mit dem ich meinen Konsum besprach und die Regeln für KT aufstellte. Zu Beginn war die Umstellung etwas gewöhnungsbedürftig, da ich nun auch das erste Mal auf den Inhalt von Lebensmitteln achten musste, doch bald stellte sich schon eine Routine ein.
In der Freundesgruppe, gab es zu Anfang die ein oder andere Herausforderung, habe aber schnell festgestellt, dass es die beste Strategie ist offen über alles zu reden. Ich musste einige Sprüche über mich ergehen lassen, aber habe ausnahmslos Rückhalt bekommen.
In anderer Umgebung, z.B unter Arbeitskollegen war ich zu Beginn etwas zurückhaltender und sagte meist nur, dass ich heute keinen Alkohol trinke. Wurde das nicht akzeptiert, habe ich mich der Situation entzogen. Mittlerweile bin ich dort aber genauso transparent und erzähle meine Geschickte, falls ein einfaches „nein“ nicht genügen sollte und es zu weiteren Nachfragen kommt.
Generell ist mir auch aufgefallen, dass ich bei Veranstaltungen die ein oder andere Situation als nüchterne Person durchaus als unangenehm empfinde und habe mir überlegt, ob mir das auch früher so aufgefallen wäre oder ob ich mich evtl. früher ähnlich verhalten habe.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Im Rahmen meiner Selbstreflexion, habe ich gelernt besser mit Stress umzugehen und mich eher zu öffnen um „nein“ zu sagen. Außerdem habe ich gelernt, dass es völlig OK ist auch mal einen Gang zurückzuschalten und über bisher erreichte Leistungen nachzudenken, anstatt immer wieder zu versuchen noch höher und noch weiter zu kommen.
Geeignete Alternativen zum Stressabbau und zum Abschalten fand ich u.a. in regelmäßigem Yoga und Meditation und dem Wechsel in ein kleineres Team. Durch den Verzicht von früher häufigen Trinkanlässen und durch die Reduzierung meiner Arbeitsstunden hab ich nun mehr Zeit für meine Hobbys und Sport. Somit fühle ich mich zufriedener und ausgeglichener als die Jahre zuvor.
Von einigen außenstehenden Personen habe ich gehört, dass sie ebenfalls zu der Einsicht gekommen sind mit dem Alkoholkonsum kürzer zu treten. Auf sozialen Veranstaltungen bin ich nach wie vor (wenn es nicht nur ums Trinken geht), ich bin dann allerdings in der Minderheit, die am nächsten Tag nicht mit den Folgen zu kämpfen hat und habe dadurch mehr von meinem Tag. Mit der Zeit gewöhnen sich die Leute daran, dass man nichts mehr trinkt und das Fragenbeanworten lässt nach.
Des Weiteren habe ich das Gefühl, dass ich für Alkohol sensibilisierter bin: ich achte z.B. viel mehr wann, wo, und wie getrunken wird (Film/TV/Freunde) und wie "inflationär" er verwendet wird. Mir fällt auch der Geruch und das Verhalten von betrunkenen Personen viel mehr auf, was sehr unangenehm sein kann.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich halte mich an meine aufgestellten Regeln des Kts, das ich nun deutlich länger als 6 Monate praktiziere und habe für mich körperliche und geistige "Warnsignale" für meine früheren Konsummotive herausgearbeitet.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Die Gefahr kann durchaus bestehen, wenn ich meine Warnsignale nicht ernst nehme, ignoriere und dadurch in alte Verhaltensmuster zurückfalle.
Folgende kritische Warnsignale habe ich für mich herausgearbeitet: Schlafmangel bzw. schlechtes Einschlafen da ich immer noch in Gedanken bin, schlechte Laune, dauernde Angespanntheit und häufiges langes Arbeiten.
Da ich mir dieser Anzeichen aber nun bewusst bin, kann ich rechtzeitig dagegen steuern, die Ursachen finden und ggf. mit nahestehenden Personen darüber reden.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch das strikte einhalten meiner Trinkregeln: geplanter stark eingeschränkter Konsum unter der Wirkgrenze, Planung der Fahrtwege.
Falls ich doch in irgendeiner Weise fahren muss, gilt für mich die 0 Promille Grenze bzw. wird erst gar kein Trinkanlass geplant.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.