Servus Leute,
ich wollte mal ein Update geben. Ich hatte gestern morgen mittlerweile meine MPU und wurde mit sehr gutem Gefühl dort weggeschickt. Die Psychologin verabschiedete mich mit einem "Auf Nimmerwiedersehen", ich denke näher an ein "Ja" kann ich nicht kommen
.
Ich werde demnächst auch noch einen Erfahrungsbericht hochladen, wollte aber hier nochmal meinen endgültigen FB posten, mit dem ich in das Gespräch gegangen bin. Ich hoffe, er hilft der ein oder anderen Person bei der Beantwortung ihres eigenen FB.
In diesem Sinne möchte ich auch
@rüdscher danken, dass er mich mit seinen (bewusst) strengen Antworten dazu brachte, "tiefer zu bohren"
Dadurch war ich letztendlich so gut vorbereitet, dass mir die eigentlichen Fragen in der MPU fast schon einfach vorkamen.
Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 1,92m
Gewicht: 87kg (92kg zur Tatzeit)
Alter: 32
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 29.09.2019
BAK: 1,9‰
Trinkbeginn: 10:00 Uhr
Trinkende: 20:00 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 21:53 Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: -
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja
Hab ich neu beantragt: ja
Habe noch keinen gemacht: nein
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: über rot geradelt (2018)
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Ist zu erwarten, dass die zu begutachtende Person auch zukünftig ein fahrerlaubnisfreies Fahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird, so dass dadurch die Eignung zum Führen von Fahrzeugen ausgeschlossen ist? Liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Fahrzeugs in Frage stellen? Kann ein fahrerlaubnisfreies Fahrzeug nur unter bestimmten Beschränkungen bzw. Auflagen geführt werden?
Ist die Fahrt mit dem erlaubnisfreien Fahrzeug als bewusste Strategie anzusehen um eine Fahrt unter Alkoholeinfluss mit einem Kraftfahrzeug zu vermeiden oder hätte statt einer Fahrt mit dem erlaubnisfreien Fahrzeug genauso gut eine Fahrt mit einem Kraftfahrzeug stattfinden können?
Zusätzlich ist zu klären, ob über die bloße Alkoholgewöhnung hinaus Umstände dafür ersichtlich sind, dass die zu begutachtende Person zukünftig mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auch mit einem Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss im Straßenverkehr auffällig wird, so dass dadurch auch die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen ausgeschlossen ist. Liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeugs der Gruppe 1 in Frage stellen?
Bundesland: Bayern
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: nein
Ich lebe abstinent seit: 16. August 2020
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: ja 3x (Ende Januar, Ende April, Ende Juni)
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?: -
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja, 4 Sitzungen à 50min
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: -
MPU
Datum: 19.07.2021
Welche Stelle (MPI): DEKRA
Schon bezahlt?: ja
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 1 Punkt wegen der roten Ampel, nichts wegen Alkohol
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 29. September 2019 entschlossen meine Freundin und ich mit 3 ihrer Freundinnen und deren festen Freunden auf das Oktoberfest zu gehen. Es war wunderschönstes Wetter mit blauem Himmel, deswegen war der Plan, dass wir uns dort um 10:00 Uhr vormittags im Biergarten einer der Zelte zu treffen und zu frühstücken. Da wir mehr Zeit zum Fertigmachen benötigten als geplant, entschlossen wir uns mit dem Fahrrad zum Bahnhof zu fahren, um die Sbahn nicht zu verpassen (der Ursprung dieser ganzen Geschichte hier). Der Plan war, es auf dem Heimweg dann stehenzulassen oder heimzuschieben. Auf dem Oktoberfest angekommen ging es dann los mit Frühstück und der ersten Maß Bier (1l). Die Stimmung war, nicht nur aufgrund des tollen Wetters, ausgelassen und wir genossen den schönen Tag. Ursprünglich war noch nicht geplant, wie lange wir bleiben wollten, bis zum frühen Nachmittag (samt Mittagessen) wollten wir aber auf jeden Fall bleiben. Gegen 12 Uhr mittags saß ich schon an meiner 2. Maß Bier und dann schrieb mir zufällig mein alter WG-Mitbewohner (und bester Freund) und ich vereinbarte mit ihm, dass wir uns noch auf dem Oktoberfest treffen. Gegen 13 Uhr war er dann da und gesellte sich zu uns. Bis 15 Uhr tranken wir noch eine weitere Maß und dann gingen die ersten Freundinnen meiner Freundin nach Hause und so entschied sie sich, dass sie auch schon mal nach Hause fährt, während ich noch mit meinem Kumpel auf dem Oktoberfest blieb. Wir zogen zusammen von Zelt zu Zelt und tranken in den Biergärten weiter ein Bier nach dem anderen. Durch die vielen Stunden, die schon vergangen waren und dem vielen (fettigen) Essen fühlte ich mich zwar betrunken aber an heimgehen haben wir noch nicht gedacht. So passierte es, dass wir erst gegen 20 Uhr den Heimweg antraten. Bis hierhin hatte ich 3 weitere Maß Bier getrunken (insgesamt also 6). Ich begab mich zur S-Bahn, um zurück nach Hause zu fahren. In der S-Bahn merkte ich nochmal richtig, dass ich ziemlich angetrunken war. Am Bahnhof angekommen, fiel mir in dem Moment erst wieder ein, dass mein Fahrrad da ja stand. Da ich schnell nach Hause zu meiner Freundin wollte hab ich mich völlig selbstüberschätzt aufs Fahrrad gesetzt und bin losgeradelt. Den Weg fahre ich jeden Tag 2mal, ich fühlte mich sicher, dass ich heimkommen würde. Keine 50 Meter später überquerte ich eine Kreuzung, an der ein Polizeiauto an roter Ampel stand, um dann genau in meine Straße abzubiegen. Vor lauter Schreck und plötzlich meiner Dummheit bewusst, bin ich auf den Gehweg gefahren, abgestiegen und wollte weiterschieben. Dass ich auf den Gehweg gefahren bin, haben sie aber schon bemerkt und fuhren deswegen langsam mit offenem Fenster neben mir her. In meiner Angst wollte ich den beiden Polizisten mitteilen, dass ich nach Hause schiebe, dadurch haben sie aber eindeutig mitbekommen, dass ich sehr angetrunken war und nicht mehr normal reden konnte. Ich musste blasen, das Gerät zeigte genau 1,6‰ wodurch sie 5min warten und einen weiteren Test machen wollten, welcher dann nochmal mehr als 1,6‰ anzeigte (sie sagten mir nicht wie viel genau). Somit brachten sie mich zur Wache, nahmen meine Personalien auf und anschließend ging es in ihrem Auto zum Blutabnehmen in die Innenstadt. Nach der Blutabnahme haben sie mich dann direkt nach Hause gefahren.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Insgesamt waren es 6 Maß Oktoberfestbier, also 12 x 0,5 hauptsächlich Hacker Pschorr welches mit 5,8% angegeben wird.
Aufgeteilt auf 10 Stunden (10:00 Uhr – 20:00 Uhr), die ich dort verbracht habe:
10:00 Uhr: 1l Bier
11:30 Uhr: 1l Bier
13:00 Uhr: 1l Bier
14:00 Uhr: 1l Bier
16:00 Uhr: 1l Bier
18:00 Uhr: 1l Bier
Oktoberfestbier = 5,8%
-> 500ml*(5,8/100)*0,8 = 23,2g Alkohol
-> 6l = 12*23,2g = 278,4g
-> -15% Resorptionsdefizit = 278,4g*0,85 = 236,64g
Promille:
236,64g/(92kg*0,7) = 3,67‰
Abbau 0,1g pro kg Körpergewicht = 0,1*92 = 9,2
-> 9,2/(92*0,7) = 0,14‰ pro Stunde
10:00 Uhr bis ca. 22 Uhr = 12h
-> 12*0,14‰ = 1,71‰ abgebaut
3,67‰ – 1,71‰ = 1,96‰
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
50m gefahren bis zum Polizeikontakt, ca. 900m wären es bis nach Hause gewesen
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ja, in diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich die (in meinen Augen damals) kurze Strecke sicher fahren kann. Ich kenne sie in- und auswendig, da es meine tägliche Strecke zum Bahnhof ist. Das erzeugte das falsche Sicherheitsgefühl. Schon beim Aufsteigen merkte ich die Gleichgewichtsprobleme, da es aber leicht bergab ging, habe ich mich langsam rollen lassen. 50m weiter war die Fahrt schon zu Ende.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Der ursprüngliche Plan war zur S-Bahn zu laufen. Dadurch wäre ich erst gar nicht in die Versuchung gekommen betrunken auf ein Fahrrad zu steigen. Durch unsere Verspätung haben wir leider doch zum Fahrrad gegriffen, um nicht 20min auf die nächste S-Bahn warten zu müssen. Das Fahrrad auf dem Heimweg dann zu schieben schien mir als guter Kompromiss.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Das kam ca. alle 2 Monate 1x vor. Meistens wenn das Trinken nicht geplant war, wie z.B. nach der Arbeit mit einem Kollegen (und das Fahrrad dann nach der Heimfahrt natürlich noch am Bahnhof stand).
Manchmal auch wenn wir in der Nähe von unserem Zuhause zum Essen in ein Restaurant oder einen Biergarten gefahren sind. 2 Bier zum Essen schienen mir nicht als gefährlich um dann nicht mehr heimzuradeln.
Rückblickend bin ich wohl so 6mal im Jahr nach Alkoholkonsum Fahrrad gefahren.
Eine Fahrt nach so viel Alkohol wie zum Tatzeitpunkt gab es so allerdings noch nie bei mir.
Beim Auto zählt bei mir, seit ich den Führerschein besitze, die absolute „Kein-Alkohol“-Regel.
Ich wurde nicht in München geboren und komme aus einer Stadt, in der es neben Taxis keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, d.h. in der Gruppe war immer ein Fahrer dabei und der hatte keinen Alkohol zu trinken an dem Abend.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ersten Kontakt mit Alkohol hatte ich als Kind/Jugendlicher auf Familienfeiern, Zuhause wurde bei uns kaum Alkohol getrunken.
Das erste Mal selbst Alkohol getrunken habe ich mit 16 auf einer Klassenparty, auf der es Bier gab.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Mit 16 und 17 Jahren (
2005-2006) habe ich sehr wenig getrunken, im Durchschnitt 1 Bier im Monat.
Mit 18 (
2007) wurde es mehr, da ich mit Freunden des Öfteren in Discos war. Zum Bier kamen Schnäpse und Longdrinks. Getrunken habe ich nur am Wochenende.
Mit 19 und 20 (
2008+2009) häuften sich die Discobesuche, da ich mit meinem Abitur fertig war und viel gefeiert wurde. Hier kam es zu meinem ersten Filmriss + Erbrechen. Daraufhin hatte ich mir zum ersten Mal richtige Grenzen beim Trinken gesetzt. Nach dem Abitur habe ich den Zivildienst für 9 Monate gemacht und wieder weniger getrunken (musste jeden Tag um 6 Uhr aufstehen und war eine sehr körperliche Arbeit).
Mit 21,22 und 23 (
2010 – 2012) ging mein Konsum sehr nach unten. Ich zog aus meinem Elternhaus und wohnte zum ersten Mal in einer neuen Stadt zum Studieren, welches viel Zeit beanspruchte. Getrunken habe ich 1mal im Monat. Nach dem Studium ging es ein halbes Jahr nach Frankreich, dort habe ich ebenfalls im Durchschnitt 1mal im Monat was getrunken.
Mit 24 (
2013) zog ich nach München in eine WG. Ich hatte Glück mit meinem Mitbewohner, wir verstanden uns sehr gut und fanden auch schnell Freunde in der Umgebung. Mein Trinkverhalten nahm wieder zu durch Partys, Feierabendbiere in der WG und Biergartenbesuche. Unter der Woche habe ich 1-2 Biere getrunken, 2x im Monat an Wochenenden 6 Bier und 3 Longdrinks im Durchschnitt. Das hielt über die Jahre so an.
Mit 27 (
2016) habe ich meine jetzige Freundin kennengelernt. Am Konsum änderte das erstmal nichts, wir gingen gerne aus, tranken in der WG mit Freunden oder trafen uns im Sommer in Biergärten. Unter der Woche trank ich im Durchschnitt 2x0,5l Bier, am Wochenende auch mal 8 Bier.
Seit 2,5 Jahren (
Anfang 2019) wohnen wir zusammen. Mein Alkoholkonsum ging dadurch etwas runter, da das „WG-Leben“ wegfiel und wir eher selten daheim trinken. Wenn wir etwas getrunken haben, dann im Biergarten, wo ich im Durchschnitt 2 Maß Bier (4x 0,5l) getrunken habe, 1x mal im Monat auch mal 6 Bier. Zum Essen im Restaurant trank ich generell 2 Bier.
Mit 30 (
2019) wurde ich dann nach dem Oktoberfest auf dem Fahrrad erwischt und hab das Trinken aus Schock erstmal komplett eingestellt. Erst an Weihnachten bei meinen Eltern hatte ich das erste Mal wieder ein Glas Wein getrunken. An Silvester dann nochmal ein Glas Sekt zum Anstoßen.
2020 trank ich nur zu besonderen Anlässen mit einer Höchstgrenze von 1x 0,5l Bier. Zu den Anlässen zählten Geburtstage guter Freunde, Weihnachten etc.. Feierabendbiere, trinken auf Partys oder das Bier zum Grillen/Fußball kucken gab es nicht mehr.
Als am
18.08.2020 dann nach 11 Monaten der Brief bzgl. meiner Trunkenheitsfahrt kam und eine MPU angefordert wurde, habe ich das Trinken komplett eingestellt. Bis heute (11 Monate) habe ich nichts mehr getrunken.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Mit 16 und 17 Jahren (2005-2006): 1x 0,5l Bier im Monat
Mit 18 (2007): an Wochenenden 2x im Monat: 3x 0,5l Bier, 2 Schnäpse, 2 Longdrinks
Mit 19 und 20 (2008+2009): an Wochenenden 2x im Monat: 5x 0,5l Bier, 4 Schnäpse, 3 Longdrinks
Mit 21,22 und 23 (2010 – 2012): 1x im Monat: 2x 0,5l Bier oder 1 Glas Wein
2013-2016: unter der Woche 2 x 0,5l Bier, am Wochenende 6x 0,5l und 3 Longdrinks
2016-2019: unter der Woche 2x 0,5l Bier, 2x im Monat am Wochenende 8x 0,5l Bier
Ab September 2019 (Tatzeitpunkt): kein Alkohol bis Weihnachten (1 Glas Wein) und Silvester (1 Glas Sekt)
2020: nur zu besonderen Anlässen (5x) höchstens 1x 0,5l Bier, ab August keinen Alkohol mehr
2021: bis heute keinen Alkohol
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Immer mit Freunden, in meiner Jugend fand das in Discos statt, seit meinem Umzug nach München dann teilweise in der WG und sonst ebenfalls in Bars, Discos, Biergärten. Mit der Freundin auch zum Essen in Restaurants.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich bin ein sehr ruhiger, introvertierter und auch schüchterner Mensch. Während und nach meiner Abizeit half der Alkohol, um mich leichter einzufügen. Ich war offener und suchte von mir aus den Kontakt zu neuen Leuten als nur still beim Feiern oder auf einer Party in der Ecke zu sitzen. Ich genoss es mehr im Mittelpunkt zu sein.
Mit dem Umzug nach München 2013 begann ich meinen ersten Job. Ich erlebte zum ersten Mal arbeitsbedingten Stress. Nach der Arbeit heimzukommen und an manchen Tagen nicht einfach abschalten zu können, belastete mich mehr als ich dachte. Dadurch, dass ich in einer WG wohnte und so gut wie immer jemand daheim war, gab es des Öfteren das ein oder andere Feierabendbier. Es half mir runterzukommen und nicht über die Arbeit nachzudenken.
Neben dem Stress gab es bei mir auch Phasen, in denen ich unsicher über meine berufliche Zukunft war. Ich war 2mal arbeitslos und musste schnell neue Arbeit finden. Meine Mittel waren sehr begrenzt, ich hatte Angst das Leben in München nicht mehr bezahlen zu können, bis ich neue Arbeit finden konnte. Alkohol gehörte hier auch dazu, um die Ängste zu verdrängen und abzuschalten.
Anfang 2014 trennten sich meine Freundin und ich nach 5 Jahren. Auch wenn die Trennung in beidseitigem Einverständnis und ohne großen Streit vonstattenging, traf es mich mehr als ich erwartete und auch zugeben wollte. Ich benutzte den Alkohol und das Feiern mit Freunden als Ablenkung. Beim Weggehen half mir der Alkohol abermals meine Nervosität und Schüchternheit zu überwinden, wenn es um Gespräche mit neuen Leuten oder auch das Kennenlernen von Frauen ging.
Mit der Zeit wurde der Alkohol bei bestimmten Gegebenheiten zum Standard. Egal ob beim Grillen, Fußball schauen oder nach Feierabend zusammen auf der Terrasse sitzen. Ein Bier gehörte dazu.
Allgemein half mir der Alkohol immer dabei, mehr im Mittelpunkt zu stehen und das genoss ich. Ich bin ein humorvoller Mensch, der gerne herumscherzt, trotzdem aber Probleme damit hat, alle Augen auf sich gerichtet zu haben. Hierbei half der Alkohol enorm, die Schüchternheit verschwand und ich konnte mich einfacher in Menschengruppen einfügen.
Durch den häufigen Alkoholkonsum entstand auch eine Trinkfestigkeit, durch die ich immer mehr trinken konnte. Die Wirkung, die vor Jahren noch nach 2 Bier eintrat, kam nun erst nach 3 oder später auch 4 Bier. Ein Teufelskreis, den ich zu der Zeit nicht ernst nahm.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol merkte ich zunächst eine aufmunternde Wirkung, deren Eintritt aber durch die zunehmend entstandene Trinkfestigkeit immer weiter verzögert wurde. Es steigerte sich mein Selbstbewusstsein und Kontaktfreudigkeit. Ich wurde geselliger und auch lustiger.
Bei viel Alkohol merkte ich zu den vorherigen Wirkungen eine eindeutige Entspannung, die sich aber auch schnell in Müdigkeit umwandeln konnte.
Bei sehr viel Alkohol entstanden Gleichgewichtsstörungen, stark verlangsamte Reaktion sowie Artikulationsschwierigkeiten (lallen, Schwierigkeit Wörter zu finden). Zudem setzte eine starke Müdigkeit ein.