29. Waren Sie drogenabhängig?
Nein.
Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten Sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Sicherlich wäre es hilfreich für mich gewesen mir schon früher professionelle Hilfe zu suchen. Meine Gefühle wahrzunehmen, zu händeln/auszuhalten bereitete mir schon immer große Schwierigkeiten - anstatt dessen versuchte ich sie durch den Konsum von Drogen zu unterdrücken. Dies ist mir innerhalb meiner Psychotherapie bewusst geworden. Als junger Mensch hatte ich jedoch keinen Zugang / keinen Blick dafür.
Außerdem hätte mir eine Portion mehr Selbstbewusstsein gut getan: Heute weiß, dass es Quatsch ist Drogen zu nehmen um dazu gehören zu wollen, mit jungen Jahren hatte ich diese Reife nicht.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Ich habe mich für eine Abstinenz entschieden um mich freier zu fühlen, gesünder zu leben und wieder in vollen Zügen am Leben teilhaben zu können. Ich war 34 Jahre alt, als ich den Konsum gänzlich einstellte und fand, es war Zeit Verantwortung für mich zu übernehmen und mich persönlich weiterzuentwickeln.
Ich wollte auch wieder eine langfristige Partnerschaft führen und Zukunftspläne mit jemandem schmieden. Zu diesen Wünschen und Zielen passt es für mich nicht mehr Drogen zu konsumieren.
In meinem Beruf, den ich mittlerweile ausübe, übernehme ich außerdem die Verantwortung für andere Menschen, auch das lässt sich nicht mit dem Konsum von Drogen vereinbaren.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Als Ende 2015 meine Abschlussarbeit anstand, ich den Konsum einstellte um diese gut schreiben zu können, stieß ich an meine Grenzen und war ziemlich ratlos, wie ich Studium, Arbeit und Abschlussarbeit unter einen Hut bekommen soll. Anfang 2016 suchte ich mir daher Hilfe bei einer Psychotherapeutin. Mit ihrer Unterstützung gelang es mir, die Belastung, der ich mich seit Jahren ausgesetzt hatte zu reflektieren und mir einzugestehen, dass mein Pensum einfach zu groß war. Dadurch, dass ich auf Arbeit kürzer trat, Seminare ins nächste Semester verschob und mir mehr Zeit für die Bachelorarbeit ließ, konnte ich die überforderung und den Druck reduzieren und sah das erste Mal die Möglichkeit den Anforderungen in meinem Alltag ohne Drogen begegnen zu können.
Innerhalb der Therapie lernte ich mich und meine bisherigen Denk- und Handlungsmuster aber auch besser kennen, so dass ich erkannte, dass mich mein Drogenkonsum in meiner Entwicklung, insbesondere was das Wahrnehmen und Händeln von negativen Emotionen, wie Trauer, vermindertem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, überforderung, .. angeht, stark gehemmt hat. Ich wollte diese Therapie daher nicht mehr nur nutzen um mein Studium erfolgreich abzuschließen, sondern tiefer schürfen, da ich die Chance erkannte, mein Leben grundlegend zu verändern. So entwickelte sich aus der anfänglichen Konsumpause die Entscheidung, abstinent leben zu wollen und neue Wege auszuprobieren den Widrigkeiten, die das Leben manchmal für einen bereit hält, zu begegnen.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht gelegentlicher Konsum in Betracht?
Der Konsum von Cannabis hat keinen Reiz mehr für mich. Die Möglichkeit durch ihn in eine Abhängigkeit zu geraten, nehme ich heute ernst und möchte ich nicht wieder riskieren. Außerdem besteht selbst mit einem gelegentlichen Konsum die Gefahr, wieder in alte Denkmuster zu fallen.
Auch wenn ich derzeit ohne feste Partnerschaft lebe, möchte ich diese Verantwortung in Zukunft gern wieder übernehmen, die solch eine Beziehung mit sich bringt, das lässt sich mit einem Konsum von Drogen nicht vereinbaren.
Meine Arbeit spielt ebenso eine Rolle, da ich Verantwortung für andere Menschen übernehme und auch immer wieder mit Menschen zu tun habe, die Drogen konsumierten – wäre es nicht verantwortungsvoll selbst Drogen zu konsumiern. Außerdem möchte ich für sie ein authentisches Vorbild sein.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Durch die Konsumpause seit Ende 2015 und auch schon regelmäßige Pausen in den Jahren zuvor, fiel mir die Umstellung nicht schwer. Diesmal fiel es mir jedoch auch leicht, sie langfristig zu halten. Innerhalb meiner Psychotherapie erlernte nicht nur Skills mit meiner beruflichen/schulischen/emotionalen Belastung umzugehen, sondern lernte auch mich und meine Gedanken-, Bewertungs- und Handlungsmuster kennen. Lernte meine Gefühle besser wahrzunehmen, zu reflektieren und sie zu zulassen und auszuhalten.
Ich forschte nach Interessen/Hobbys (Handwerk/Garten/Natur/Tischtennis), die ich als bereichernd und als Ausgleich zu meiner beruflichen/schulischen Tätigkeit empfand und denen ich auch heute noch lustvoll nachgehe.
Ein neuer, drogenfreier Freundeskreis festigte mein Abstinenzvorhaben, ebenso bin ich seitdem Teil eines Schrebergartenkollektivs und habe seit 4,5 Jahren einen Hund. Dies alles half und hilft mir enorm dabei, heute tatsächlich gern rauschfrei zu leben.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Meine Therapeutin und eine Freundin, mit der ich offen über alles reden konnte und die mir ihre Unterstützung zusicherte.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Ausnahmslos positiv. Auch wenn ich zuvor kein negatives Feedback erhalten habe, so erhielt ich nach der Verfestigung meiner Abstinenz durchweg positive Rückmeldungen. Ich sei präsenter und in meiner Persönlichkeit greifbarer für meine Freunde, wirke weniger depressiv, offener und umgänglicher. Ebenso freuten sich nahe Freunde für mich, dass ich die Psychotherapie so gut nutzen konnte, dass ich nicht nur drogenfrei leben kann, sondern sich mein ganzes Leben sehr zum positiven hin verändert hat.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Ja, da mein damaliger Freundeskreis überwiegend aus Menschen bestand, die Cannabis konsumierten, hatte ich weiterhin Kontakt zu ihnen. Als ich meine Psychotherapie begann, stellte ich den Kontakt ein um meine Abstinenz zu festigen.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja. Bis Ende 2015 habe ich auch mit konsumiert.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Für mich kommt nur die Fortführung meiner strikten Abstinenz in Frage. Ich habe seit Ende 2015 keine Berührungspunkte mehr mit Cannabis oder mit Menschen, die Cannabis in meinem näheren Umfeld konsumieren. Sofern dies eintreffen sollte, werde ich dies meiden. Da ich mich sehr wohl fühle mit meiner Lebensumstellung, die ich in den letzten 7 Jahren absolviert habe und es nicht mehr in mein jetziges Leben passt, möchte ich auch in Zukunft damit nichts zu tun haben.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Indem ich weiterhin strikt abstinent bleibe. Durch meine Lebensumstellung und die Vorbereitung auf diese MPU weiß ich, wie gefährlich so ein fahrlässiges Verhalten, wie ich es damals gezeigt habe, ist. Zudem werde ich den Kontakt zu Konsumenten und Drogen auch weiterhin meiden, sollte es da wieder Berührungspunkte geben.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Ich schließe einen Rückfall theoretisch aus. Innerhalb meiner Psychotherapie konnte ich die Beweggründe für meinen Drogenkonsum nachhaltig aufarbeiten. Dies hilft mir seit nun 7 Jahren und wird mir auch zukünftig helfen, Situationen/Lebensumstände, in denen ich gefährdet sein könnte, zu erkennen: Innere Unsicherheiten aufgrund negativer Gefühle wie z.B. Trauer, Scham oder Zukunftsängsten aber auch der Wunsch nach Zugehörigkeit und innerer Ruhe/Abschalten sowie äußere Rahmenbedingungen wie Belastung, Druck und überforderung, Beziehungsabbrüche und Trennungen.
Diese Achtsamkeit und verschiedene Strategien mit entsprechenden Umständen umzugehen sind für mich hilfreich und ausschlaggebend um auch weiterhin dauerhaft abstinent zu leben. Dazu zählen meine mittlerweile verfestigten Hobbys wie Sport, mein Hund, Gartenarbeit und Handwerk, ein drogenfreier Freundeskreis, Ziele/Pläne für die Zukunft (wie Reisen im Sommer, berufliche Weiterentwicklung, Partnerschaft, ..), bewusste Ruhe und Entspannungsphasen, mein (Arbeits)pensum regelmäßig reflektieren um frühzeitig eine überforderung zu erkennen und entsprechend gegen zusteuern, ..
Sollte ich trotz dieser Strategien in eine Situation kommen, in der es sich abzeichnet, dass ich irgendwie rückfällig werden könnte, würde ich mich an meine Freunde wenden, dies offen und ehrlich ansprechen, eine Beratungsstelle kontaktieren und wieder Kontakt zu meiner Psychotherapeutin aufnehmen, was sie mir nach Ende der Therapie auch angeboten hat.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke keinen Alkohol.