Filmriss bei 2,61 Promille

Taxi

Neuer Benutzer
Erst einmal Grüße an alle, die hier so ehrlich und selbstkritisch ihre Problematik bearbeiten, bzw. anderen Menschen dabei hilfreich zur Seite stehen.
Nachdem ich mich nun hier etwas eingelesen habe, möchte auch ich nun meinen Fall schildern:
Ich bin (war) Taxifahrer, habe das die letzten 12 Jahre mit Leib und Seele praktiziert.
Am 15.November letzten Jahres habe ich nach einer Nachtschicht unglaublich viel Bier getrunken, so dass ich ab einem bestimmten Punkt des Tages keinerlei Erinnerung mehr habe.
Also das erste Bier bei Schichtende um 6 Uhr, das letzte um ca. 20 Uhr (wie mir ein bekannter aus der Kneipe berichtet hat).
Das ganze passierte nach einer 10Stunden Schicht. Ich war also nicht nur extrem betrunken, sondern hatte auch noch starkes Schlafdefizit.
So ist meine vorerst letzte Erinnerung an den Abend, dass ich mich von meinem Bekannten verabschiedet habe.
Aus dem Polizeibericht weiß ich, dass ich erstens in mein Auto gestiegen, zweitens eine Ampel umgefahren, drittens danach völlig orientierungslos durch die Stadt gefahren bin,mehrere Schilder gerammt habe, bis ich endlich gestoppt wurde.
Am nächsten Tag kam eine ganz dunkle Erinnerung, dass ich wohl bei der Polizei gewesen war, was mir dann auch durch ein Pflaster am Arm bestätigt wurde.
Durch einen Anruf bei der Polizei erfuhr ich dann, dass mein Auto abgeschleppt wurde. Von dem Unfall erfuhr ich erst nach einem Telefonat mit dem Abschleppunternehmen.
Die Frage ist nun, ob mir diese "Geschichte" überhaupt geglaubt werden kann. Das Gericht ist im Urteil jedenfalls davon ausgegangen, dass mir meine Tat bewusst war.

Bis zu diesem traurigen Ereignis habe ich meistens nach der Arbeit 2-3 kleine Bier (0,33l) getrunken (sozusagen als Belohnung). Das war dann 3-4 mal/Woche. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich mit zwei Bier auch Auto gefahren bin, wobei der Gedanke "unter 0.5 Promille darf ich ja noch" ein Rolle spielte. Also das Spiel mit der Promillegrenze, ohne die Einsicht, dass Alkohol im Straßenverkehr einfach gar nichts zu suchen hat.

So ca. 1x im Monat habe ich mich auch richtig betrunken. Autofahren war dann allerdings jeweils tabu.
Mein letzter Alkoholkonsum war Mitte Mai, seit dem 10.Juni bin ich im Abstinenzvertrag.

Mein Problem ist gerade, dass ich bei mir nicht wirklich ein Alkoholproblem sehe, das ich bearbeiten könnte...
Klar ist, dass ich jetzt ein Jahr keinen Alkohol trinken werde. Klar ist auch, dass für mich beim Autofahren 0,0 Promille gilt (wie ich es ja vom Txifahren sowiso als selbstverständlich sehe). Allerdings gehe ich davon aus, dass ich sicherlich danach auch mal wieder Lust auf Alkohol bekommen werde.
Kann man so etwas einem Gutachter vermitteln?
Ich freue mich auf (gerne kritische) Meinungen.

FB Alkohol
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 172cm
Gewicht: 60kg
Alter: 55
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 15.11.2022
BAK: 2,61
Trinkbeginn: 6:00 Uhr
Trinkende: 20:00Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 21.30 Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 9 Monate
Führerschein
Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: nein
Hab ich neu beantragt: nein
Habe noch keinen gemacht: nein
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: mehrere Unfälle (ohne Personenschaden)
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt):
Bundesland: Niedersachsen
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: nein
Ich lebe abstinent seit: 20.05.2023
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein:nein
Urinscreening ja/nein: ja, seit 10.06.2023
Keinen Plan?:
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele:
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung:MPU
Datum:
Welche Stelle (MPI):
Schon bezahlt?:
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 2005 Alkoholfahrt mit 1,1
Promille
 

MrMurphy

Erfahrener Benutzer
Willkommen im Forum.

Kann man so etwas einem Gutachter vermitteln?

Nein. Wenn du 2,61 Promille erreichen kannst hast du ein lebenslanges, massives Alkoholproblem. Ansonsten wärst du eine Weltsensation.

Da innerhalb der Trinkzeit (14 Stunden) zudem 1,5 bis 2,5 Promille abgebaut wurden hast du noch viel mehr getrunken als für die 2,61 Promille notwendig sind. Und das ganze nach einer Arbeitsschicht (8 Stunden?).

Die Promillehöhe ist zwar nicht alleinentscheidend um die Größe eines Alkoholproblems zu bestimmen, aber 2,61 Promille sind schon für sich sehr aussagekräftig.

Um eine MPU bestehen zu können musst du zwei Stufen erklimmen:

1. Du musst einsehen, dass du ein massives Alkoholproblem hast und dies benennen können.

2. Du musst eine Lösung gefunden, lange genug gelebt (eingeübt) haben und darüber berichten können, damit weitere Alkoholfahrten sehr unwahrscheinlich sind.

Das du ein massives lebenslanges unheilbares Alkoholproblem hast steht für die Behörden bestätigt durch Forschung und die Praxis fest. Das muss dir nicht nachgewiesen werden. Du musst im Gegenteil ganz einseitig deutlich machen können, dass von dir zukünftig keine Gefahr mehr ausgehen wird. Dazu gehören realistische Angaben.

Deine bisherigen Angaben zu deiner Trinkvergangenheit sind zum Beispiel sehr unrealistisch und werden als Lüge gewertet werden.
 

Thomas F.

Erfahrener Benutzer
@Taxi

mit der Geschichte "2-3 kleine Biere..." wirst du nicht durch die MPU kommen

meine Meinung / Fahrplan:

Antreten mit Abstinenz / lebenslanger Alkoholverzicht
Nicht mehr trinken, gar nicht.

Mach einen Termin bei der Suchtberatung (z.B. Diakonie) 2-3 Sitzungen, lass dir die Teilnahmen schriftlich bestätigen
Melde dich in einer SHG an die deine Teilnahme bestätigt, schriftlich (macht nicht jede SHG)
Eine Therapie kann helfen, macht die Sache aber noch langwieriger.

Das du dein Alkoholproblem selbst nicht sehen kannst, ist normal. Allerdings muss sich diese Einstellung ändern.
Sonst kommst du nicht durch die MPU. Zu dieser "Einsicht" kann dir die Suchtberatung und die SHG verhelfen.

12 Monate UKP und vor der MPU noch eine Haaranalyse machen. Insgesamt 15 Monate Nachweise


Du musst dir klar werden was du willst. Und wie weit du dich zum Erreichen deines Ziels anstrengen willst.

Viel Erfolg und alles Gute.
 

Bibob123

Benutzer
Guten Tag Taxi,

eins vorweg, ich bin kein Psychologe und hab sonst auch nicht sonderlich sehr viel Erfahrung mit der MPU. Ich lese seit meiner TF nur sehr oft in Foren

Mir sind direkt 2 Dinge aufgefallen:
Du lebst einen Monat abstinent und denkst bereits jetzt schon wieder an Alkohol, sobald du deine FE wieder hast kannst du dir selbst ausmalen wohin es wieder führt. Zudem wurdest du schonmal betrunken am Steuer erwischt und hattest wohl nur Glück (oder auch Pech) dass du erst nach 17, 18 Jahren wieder erwischt wurdest.

Deine Trunkenheitsfahrt liest sich schon recht extrem, ich wäre dankbar dass du niemanden, eingeschlossen dich selbst, verletzt hast.

Wie bereits geschrieben sind Suchtberatung und SHG neben den Abstinenznachweisen das erste was du zwischenzeitlich tun kannst.

Freundliche Grüße
 

Taxi

Neuer Benutzer
Danke Mr. Murphy, für deine Einschätzung.
Du hast es knallhart ausgedrückt, ich habe ein lebenslanges massives Alkoholproblem. So etwas hatte ich befürchtet.
So muss ich also darstellen, wie mein Alkoholkonsum mir in meinem Leben diverse Probleme beschert hat (gesellschaftlicher und/oder gesundheitlicher Art). Und wie sich mein Leben verbessert hat, seit ich keinen Alkohol mehr trinke.
Könnte man es so ausdrücken?
Hier allerdings ist mein größtes Problem: Die fehlende Einsicht. Denn ich war in den letzten Jahren recht zufrieden mit meinem Leben. Hatte einen Job, der mir Spaß gemacht hat, ausreichendes Einkommen, gute Beziehungen zu Geschwistern und Freunden. Das ganze mit dem von mir beschriebenen Trinkverhalten. Somit ist es für mich schwierig bis unmöglich, da ein Problem zu sehen.
"Das du ein massives lebenslanges unheilbares Alkoholproblem hast steht für die Behörden bestätigt durch Forschung und die Praxis fest."
Also eine unumstößliche "Tatsache", der ich mich fügen muss :-(

"Deine bisherigen Angaben zu deiner Trinkvergangenheit sind zum Beispiel sehr unrealistisch und werden als Lüge gewertet werden."
Meine bisherigen Angaben zu meiner Trinkvergangenheit beziehen sich auf etwa die letzten 10 Jahre. Es gab in meinem Leben Zeiten, wo ich mehr getrunken habe, und auch Zeiten ganz ohne Alkohol (dafür dann aber mit Canabis, was für mich mittlerweile allerdings Seltenheitswert hat).
 

MrMurphy

Erfahrener Benutzer
Könnte man es so ausdrücken?

Ja.

Also eine unumstößliche "Tatsache", der ich mich fügen muss :-(

Du musst die Realität anerkennen.

Es gab in meinem Leben Zeiten, wo ich mehr getrunken habe, und auch Zeiten ganz ohne Alkohol

Solche Angaben werden als typische Verharmlosung negativ bewertet werden. Bei Alkoholproblemen gibt es nur eine Richtung: Sie werden größer. Warum dürfen Abstinenzler wohl keinen Alkohol zu sich nehmen, egal in welcher Form? Das Suchtgedächtnis springt dann sofort wieder an. Das gilt für jedes Suchtgedächtnis, auch für deins.

Du hingegen schreibst, dass du eigentlich mit Alkohol umgehen kannst, da du früher mehr getrunken, zwischendurch längere Zeit (immer wieder mal?) überhaupt nichts und dann jahrelang weniger. Das kommt in der Praxis nicht vor.
 

Taxi

Neuer Benutzer
@Taxi

mit der Geschichte "2-3 kleine Biere..." wirst du nicht durch die MPU kommen

meine Meinung / Fahrplan:

Antreten mit Abstinenz / lebenslanger Alkoholverzicht
Nicht mehr trinken, gar nicht.

Mach einen Termin bei der Suchtberatung (z.B. Diakonie) 2-3 Sitzungen, lass dir die Teilnahmen schriftlich bestätigen
Melde dich in einer SHG an die deine Teilnahme bestätigt, schriftlich (macht nicht jede SHG)
Eine Therapie kann helfen, macht die Sache aber noch langwieriger.

Das du dein Alkoholproblem selbst nicht sehen kannst, ist normal. Allerdings muss sich diese Einstellung ändern.
Sonst kommst du nicht durch die MPU. Zu dieser "Einsicht" kann dir die Suchtberatung und die SHG verhelfen.

12 Monate UKP und vor der MPU noch eine Haaranalyse machen. Insgesamt 15 Monate Nachweise


Du musst dir klar werden was du willst. Und wie weit du dich zum Erreichen deines Ziels anstrengen willst.

Viel Erfolg und alles Gute.
Ich denke doch, dass ich in der MPU nach meinem Trinkverhaten gefragt werde. Ist es da sinvoller, die Trinkmengen höher anzugeben? (auch wenn dies nicht der Wahrheit entsprechen würde?)
Zu deinem Fahrplan:
Ich habe einen Abstinenznachweisvetrag für ein Jahr abgeschlossen. Deine Empfehlung lautet 15 Monate.
Kann man die drei Monate da einfach hinten dran hängen, ohne das die vorher vertraglich vereinbarten 12 Monate verfallen?
Nach meinen bisherigen Informationen dürfen zwischen Ende des Abstinenznachweises und MPU nicht mehr als vier Wochen liegen.
Suchtberatung ist eine gute Idee, da werde ich mich mal drum kümmern. Bei SHG habe ich erst mal ein ablehnendes Gefühl, aber das kann ich sicherlich bei der Suchtberatung genauer besprechen.
Du musst dir klar werden was du willst. Und wie weit du dich zum Erreichen deines Ziels anstrengen willst.
Was ich will, ist mir völlig klar. Eine Fahrerlaubnis,
und zwar möglichst ohne jegliche Anstrengung :)
Dass das nicht möglich ist, ist mir natürlich bewusst, und ich werde mich entscheiden müssen, ob ich wieder in meinen alten Job will...
 

Taxi

Neuer Benutzer
Solche Angaben werden als typische Verharmlosung negativ bewertet werden.
Wäre es hier besser, anzugeben, dass mein Alkoholkonsum sich mit den Jahren kontinuierlich gesteigert hat?
Bei Alkoholproblemen gibt es nur eine Richtung: Sie werden größer.
Ich kenne genügend Beispiele, bei denen es nicht so war.
Warum dürfen Abstinenzler wohl keinen Alkohol zu sich nehmen, egal in welcher Form? Das Suchtgedächtnis springt dann sofort wieder an. Das gilt für jedes Suchtgedächtnis, auch für deins
Die berühmte Schnapspraline...ein Mythos, der längst widerlegt ist.
Du hingegen schreibst, dass du eigentlich mit Alkohol umgehen kannst, da du früher mehr getrunken, zwischendurch längere Zeit (immer wieder mal?) überhaupt nichts und dann jahrelang weniger. Das kommt in der Praxis nicht vor.
Nein, ich habe meinen früheren Konsum nicht in Zusammenhang meiner Fähigkeit des Umgangs mit Alkohol gebracht.
Ich habe die letzten 10 Jahre mit früheren Lebensphasen verglichen.
Und doch, das kommt in der Praxis vor. Ich werde mal versuchen, die verschiedenen Phasen in Erinnerung zu rufen.
Allerdings habe ich mittlerweile Zweifel, ob die Darstellung für die MPU überhaupt Sinn macht, oder ob es nicht besser ist, mir eine klassische Alkoholproblematik auszudenken.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Die berühmte Schnapspraline...ein Mythos, der längst widerlegt ist.
Es gibt einen Unterschied zwischen psychischer und körperlicher Abhängigkeit. Bei der ersten sehe ich das Mon Cheri eher entspannt. Bei der zweiten wäre ich mehr als vorsichtig.

Allerdings habe ich mittlerweile Zweifel, ob die Darstellung für die MPU überhaupt Sinn macht, oder ob es nicht besser ist, mir eine klassische Alkoholproblematik auszudenken.
MPU = weit weg. Zeitlich, und deinen Äusserungen nach, zumindest eine positive MPU, auch inhaltlich.

Es gab in meinem Leben Zeiten, wo ich mehr getrunken habe, und auch Zeiten ganz ohne Alkohol (dafür dann aber mit Canabis, was für mich mittlerweile allerdings Seltenheitswert hat).
Und dann fragst du dich noch, ob du ein Problem mit Rauschmitteln hast?

Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: 2005 Alkoholfahrt mit 1,1
Promille
Vermutlich nicht mehr aktenkundig, aber auch das sollte dir zu denken geben...

Was ich will, ist mir völlig klar. Eine Fahrerlaubnis,
und zwar möglichst ohne jegliche Anstrengung
Lustig

Dass das nicht möglich ist, ist mir natürlich bewusst, und ich werde mich entscheiden müssen, ob ich wieder in meinen alten Job will...
Wer vom Autofahren direkt lebt, sollte sich Gedanken machen, wenn er ein Trinkverhalten an den Tag legt, das ziemlich selbstschädigend ist. Das ist ein sehr klares Abhängigkeitsmerkmal.

Ohne Abstinenz wirst du die MPU nicht bestehen, der Pegel war sehr hoch und in deinem Alter gelten viele Gewohnheiten als so gefestigt, dass ein einfaches Umschwenken auf z.B. KT nicht mehr als möglich gesehen wird.

Ich kenne genügend Beispiele, bei denen es nicht so war.
Schau dich an:
2005 mit 1,1o/oo rausgezogen
2022 mit 2,61o/oo rausgezogen
Würde das als Steigerung einstufen...


Aktuell brauchst du weder über eine MPU, noch über das Taxifahren (ausser hinten drin)
noch sonst irgendwas im Zusammenhang mit Autos nachdenken. Du hast keine Chance, mit deiner Einstellung eine MPU zu bestehen und auch wenn du es nicht glaubst, dein Problem ist schon mehr als ausser Kontrolle geraten.
 
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MrMurphy

Erfahrener Benutzer
Ich kenne genügend Beispiele, bei denen es nicht so war.

Die Wissenschaft und Forschung sucht verzweifelt solche Leute - bis heute wurden die nicht gefunden. Voraussetzung: Die Leute haben ein Alkoholproblem. Leute, die kein Alkoholproblem haben, trinken auch mal wochenlang gar nichts, ohne das überhaupt zu bemerken. Dann wieder mehr, weil es mehr Gelegenheiten gibt.

Die berühmte Schnapspraline...ein Mythos, der längst widerlegt ist.

Der typische Glaube von Alkoholproblematikern. Fachleute, so auch der Gutachter bei der MPU, kennen die Realität.

Nein, ich habe meinen früheren Konsum nicht in Zusammenhang meiner Fähigkeit des Umgangs mit Alkohol gebracht.

Doch, genau das machst du mit solchen Angaben. Warum schreibst / erzählst du es sonst? Zumal es halt sehr unrealistisch ist.

Nicht vergessen: Es geht um deine MPU. Um die bestehen zu können musst du erkennen und bennenen können, dass du überhaupt ein Alkoholproblem hast. Das ist eine Grundvoraussetzung.

Dazu kommt aktuell von dir ein halbherziges ja, ich habe ein Alkoholproblem. Wenn du dann aber darüber berichtest kommen lauter Verharmlosungen und Trinkerweisheiten, also genau das Gegenteil. Aussage und Inhalt passen nicht zusammen, das kann kein Gutachter akzeptieren.

Nach deinen bisherigen Angaben wird der Gutachter wahrscheinlich ähnliches schreiben (ich zitiere gekürzt aus einem negativen MPU-Ergebnis):

Voraussetzung für eine angemessene und gefestigte Verhaltensänderung ist eine realitische Selbsteinschätzung der Alkoholproblematik. ... Aus fachlicher Sicht ist von einem Alkoholmissbrauch mit Suchtcharakter auszugehen. ... Der Kandidat überschätzt seine Kontrollmöglichkeiten bezüglich seines Alkoholkonsums und ist sich der bestehenden Rückfallgefährdung in frühere Verhaltensgewohnheiten nicht ausreichend bewußt.
 

Thomas F.

Erfahrener Benutzer
Ich denke doch, dass ich in der MPU nach meinem Trinkverhaten gefragt werde. Ist es da sinvoller, die Trinkmengen höher anzugeben? (auch wenn dies nicht der Wahrheit entsprechen würde?)
Wahrheit oder nicht, liegt im Auge des Gutachters. Und deren Erfahrung widerspricht deinen Angaben. Aus meiner Erfahrung sieht man als Betroffener die Mengen gerne niedriger als die Realität war.
Zu deinem Fahrplan:
Ich habe einen Abstinenznachweisvetrag für ein Jahr abgeschlossen. Deine Empfehlung lautet 15 Monate.
Kann man die drei Monate da einfach hinten dran hängen, ohne das die vorher vertraglich vereinbarten 12 Monate verfallen?
wenn du ein Urinkontrollprogramm machst über 12 Monate kannst du das durchziehen und dann hintendran eine Haaranalyse setzen. Die gilt für Alkohol / Etg 3 Monate rückwirkend. Das sollte der Termin dann entsprechend sein, also z. B. 10 Wochen nach Abschluss des UKP. Die Zertifikate überlappen sich dann. Hab ich mit 6 Monaten UKP und eine Haaranalyse nach weiteren 8 Wochen auch gemacht.
Nach meinen bisherigen Informationen dürfen zwischen Ende des Abstinenznachweises und MPU nicht mehr als vier Wochen liegen.
deswegen den Termin überlappoend planen, im Vorfeld, so früh als möglich. Du musst auch einen Platz und eine Stelle haben. Und natürlich Haare.
Suchtberatung ist eine gute Idee, da werde ich mich mal drum kümmern. Bei SHG habe ich erst mal ein ablehnendes Gefühl, aber das kann ich sicherlich bei der Suchtberatung genauer besprechen.
Genau, so lief es bei mir auch, die Vermittlung zur SHG kam von der Suchtberatung des Landkreises.
Hat mir sehr geholfen, obwohl ich am Anfang sehr gefremdelt habe und skeptisch war, wie du.
Was ich will, ist mir völlig klar. Eine Fahrerlaubnis,
und zwar möglichst ohne jegliche Anstrengung :)
Dass das nicht möglich ist, ist mir natürlich bewusst, und ich werde mich entscheiden müssen, ob ich wieder in meinen alten Job will...
Das ist nicht möglich, jedenfalls nicht hier und für hier.
 

Schotty

Erfahrener Benutzer
Allerdings habe ich mittlerweile Zweifel, ob die Darstellung für die MPU überhaupt Sinn macht, oder ob es nicht besser ist, mir eine klassische Alkoholproblematik auszudenken.
Du stehst noch ganz am Anfang Deiner Reflexion, im Laufe der Zeit wird Dir klar werden das Du Dir nichts ausdenken musst.

Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass der Führerscheinverlust der Anfang des Absturzes ist. Ich bin fast in Deinem Alter, ich war 2 Jahre nach dem Führerschein meinen Job los (das hast Du in einem Rutsch geschafft), nochmal 1 1/2 Jahre später hat mich meine Partnerin rausgeschmissen...

Ich dachte auch immer das andere genau so viel Saufen und gut zurecht kommen ohne negative Auswirkungen.

Jedes Mal nach Feierabend 2-3 Bier, warum brauchtest Du das? Ohne Bier abschalten ging nicht mehr? Und einmal im Monat sich komplett aus dem Leben schießen mit nem richtigen Vollrausch? Vielen passiert sowas vielleicht 1-2 mal im Leben, wenn überhaupt.

Was Du praktizierst hat nix mehr mit Genuss zu tun.
 

Taxi

Neuer Benutzer
Du stehst noch ganz am Anfang Deiner Reflexion, im Laufe der Zeit wird Dir klar werden das Du Dir nichts ausdenken musst.
Das werde ich spätestens im Juni nächsten Jahres sehen. (Ende der Abstinenznachweise, Anmeldung zur MPU)
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass der Führerscheinverlust der Anfang des Absturzes ist. Ich bin fast in Deinem Alter, ich war 2 Jahre nach dem Führerschein meinen Job los (das hast Du in einem Rutsch geschafft), nochmal 1 1/2 Jahre später hat mich meine Partnerin rausgeschmissen...
Das liest sich für mich so, dass du erst nach dem Führerscheinverlust richtig mit Alkoholmissbrauch losgelegt hättest. Das kann ich nicht auf meinen Fall beziehen, denn bei mir ist ja aktuell das Gegenteil -also absuluter Alkoholverzicht- angesagt.
Einen Absturz, vielleicht sogar über Jahre, möchte ich lieber vermeiden. Dabei hilft mir die Abstinenz und die Aussicht auf einen Führerschein.
Ich dachte auch immer das andere genau so viel Saufen und gut zurecht kommen ohne negative Auswirkungen.
Es gibt immer die, die mehr saufen, weniger saufen, gar nicht saufen.
Und es gibt immer die, die gut zurecht kommen, oder eben nicht.
Da irgendwelche Vergleiche anzustellen, halte ich für sinnlos.
Jedes Mal nach Feierabend 2-3 Bier, warum brauchtest Du das?
Der Umstand, dass ich meistens nach Feierabend 2-3 Bier getrunken habe, besagt ja nicht, dass ich es brauchte. Für mich war es eine Art Ritual, Füße hochlegen, ein Plopp und Zisch, die Schicht noch einmal vor dem geistigen Auge passieren lassen.
Ohne Bier abschalten ging nicht mehr?
Auch das ging. Mit Film oder Musik.
Ich hatte allerdings keinen Grund, auf Bier zu verzichten.
Und einmal im Monat sich komplett aus dem Leben schießen mit nem richtigen Vollrausch?
Von Vollrausch habe ich nichts geschrieben, sondern von Betrunkensein. Betrunken bin ich nach 5-6 Bier (grobe Schätzung).
Für Vollrausch habe ich bei Wiki zwei Definitionen gefunden:
Im deutschen Strafrecht versteht man unter Vollrausch eine Straftat nach § 323a Strafgesetzbuch (StGB). Demnach macht sich strafbar, wer sich in einen Rausch versetzt, in diesem Zustand eine Straftat begeht, deswegen aber nicht bestraft werden kann, weil er infolge des Rausches schuldunfähig ist.
Umgangssprachlich versteht man unter einem Vollrausch einen fortgeschrittenen Rauschzustand, in dem der Berauschte so weit die Kontrolle über sich selbst verliert, dass er sich später nicht mehr an die Erlebnisse während des Rausches erinnern kann („Filmriss“).

Nach der ersten Definition hatte ich wohl noch nie einen solchen (nach Auffassung des Gerichts war ich nicht schuldunfähig), nach der zweiten nun das erste Mal. Sehr beängstigend.
Klar ist wohl, dass ich so etwas nie wieder erleben will.

Was Du praktizierst hat nix mehr mit Genuss zu tun
Genuss oder nicht, Alkoholkonsum gehört ja für mich (vorerst) der Vergangenheit an.
 

Schotty

Erfahrener Benutzer
Von Vollrausch habe ich nichts geschrieben, sondern von Betrunkensein. Betrunken bin ich nach 5-6 Bier (grobe Schätzung).
...
Klar ist wohl, dass ich so etwas nie wieder erleben will.
...
Genuss oder nicht, Alkoholkonsum gehört ja für mich (vorerst) der Vergangenheit an.
Okay, ich habe mir früher meinen Konsum ebenso verharmlost, das gehört halt auch dazu. Ich bin seit einigen Jahren in der Suchtselbsthilfe aktiv und kenne die Verhaltensmuster. Leider gehört der Wunsch irgendwann wieder konsumieren zu können bzw. eine lebenslange Abstinenz nicht wirklich ernsthaft in Betracht zu ziehen ebenfalls dazu.

Du schreibst der Konsum gehört VORERST der Vergangenheit an. Wie willst Du denn sicherstellen, daß sowas wie die Trunkenheitsfahrt nicht wieder passiert? Dazu müsstest Du wissen, wie es zu dem Blackout gekommen ist. 2,6 Promille schraubt man sich ja nicht aus heiterem Himmel rein. Es sei denn man ist schon ordentlich im Training.

5-6 Bier (0,33 oder 0,5L?) reichten Dir also zum Betrunken sein. Und an diesem einen Tag verträgt Dein Körper schlagartig eine so grosse Menge Alk, bei der sich andere Menschen sich nur noch erbrechen können und niemals ein Auto überhaupt noch aufgeschlossen bekommen.

Das oben genannte sind zentrale Punkte, die der Gutachter auch beantwortet haben möchte.

Btw. ist meine Definition von Vollrausch tatsächlich eine andere. Für mich geht der schon mit Lallen und Torkeln los. Aber das mag jeder gerne anders definieren.
 

Taxi

Neuer Benutzer
Du schreibst der Konsum gehört VORERST der Vergangenheit an. Wie willst Du denn sicherstellen, daß sowas wie die Trunkenheitsfahrt nicht wieder passiert?
Eine Garantie gibt es nicht. Auch wenn ich mir jetzt für den Rest des Lebens Alkohol verbieten würde, wäre es keine Garantie dafür, dieses Verbot wirklich einzuhalten, zumal ich ja erst seit einem guten Monat Abstinenz übe.
Nicht betrunken Auto zu fahren, habe ich erfolgreich in der Zeit von 2006 bis 2022 praktiziert. Es stehen hier also 16 Jahre Fahren ohne Trunkenheit gegen eine Trunkenheitsfahrt, von der ich nichts weiß.
Auch hier besteht natürlich -genau wie bei meinen angegebenen Trinkmengen- das Problem der Glaubwürdigkeit. Mir hilft es aber nicht weiter, wenn meine Angaben als unglaubwürdig gesehen werden. Ich kann es ja selbst nicht glauben, was mir da passiert ist. Ich bin da auch völlig auf die Aktenlage angewiesen.
Hilfreich wäre für mich eine Aussage, in welchem Zeitraum ein Mensch welche Mengen regelmäßig trinken muss, um solch eine hohe Alkoholtoleranz zu erreichen, dass er bei 2,61 Promille noch nicht zusammengebrochen ist.
5-6 Bier (0,33 oder 0,5L?) reichten Dir also zum Betrunken sein.
Ja. (Ich rede von 0,33l)
Und an diesem einen Tag verträgt Dein Körper schlagartig eine so grosse Menge Alk, bei der sich andere Menschen sich nur noch erbrechen können und niemals ein Auto überhaupt noch aufgeschlossen bekommen.
Vielleicht habe ich mich auch erbrochen, ich weiß es nicht. Ich weiß ja auch nicht, wie ich zum Auto gekommen bin, geschweige denn, wo es überhaupt geparkt war.
Dass diese Trunkenheit überhaupt stattgefunden hat, weiß ich ausschließlich aus dem Polizeibericht.
Das oben genannte sind zentrale Punkte, die der Gutachter auch beantwortet haben möchte.
Genau da liegt ja mein Problem. Ich habe schon einige Gespräche im Freundeskreis über die Sache geführt (sowohl über mein Konsumverhalten, als auch über den Filmriss). Es bleibt rätselhaft.

Btw. ist meine Definition von Vollrausch tatsächlich eine andere. Für mich geht der schon mit Lallen und Torkeln los. Aber das mag jeder gerne anders definieren.
Eine Definition hat den Sinn, sicher zu stellen, dass man über das selbe redet. Da der Begriff in meinem Sprachgebrauch eigentlich nicht vor kommt, habe ich im Internet (Wiki) nachgeschaut, wie er im allgemeinen verwendet wird.
Eine individuelle Definition ist absolut sinnlos.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
Dein grosses Problem ist die Verharmlosung und mangelnde Einsicht.

Nehmen wir mal deine Angaben:
Betrunken nach 5-6 kleinen Bier.
Aber jeden Feierabend 2-3, also sozusagen täglich halb betrunken.
Sich jeden Abend halb zuzuschütten ist kein Ritual zum Abschalten sondern ein höchst bedenklicher Konsum.
Zudem auch noch in einem Alter, in dem dieser Konsum vermutlich über einige Jahre hinweg so stattgefunden hat, also eine gefestigte Problematik entstanden ist, Gewohnheiten, von denen du offensichtlich nicht leicht, zumindest nicht gerne wegkommen willst.

Für einen Pegel von 2,61 um 21.30 hast du über den Tag verteilt vermutlich irgendwo zwischen 16 und 20 kleine Bier gebechert. Da du aber schon parallel wieder Alkohol abbaust, wird dein Peak bei knapp 3o/oo gelegen haben. In diesem Zustand weiterlaufen, laufen, sogar noch ein Auto auffinden, bis hin zum Fahren, das ist eine Nummer, für die du lange und intensiv trainiert haben musst. Da reicht ein Filmriss auch nicht aus, um irgendwas zu verharmlosen, und weder der Doc, noch der GA werden dir in der MPU das ganze als kleinen Ausrutscher durchgehen lassen.

Die möglichen Diagnosen werden also sein:

Hypothese A1
Es liegt Alkoholabhängigkeit vor. Eine Entwöhnungstherapie oder eine vergleichbare, in der Regel suchttherapeutisch unterstützte Problembewältigung hat zu einer stabilen Alkoholabstinenz geführt.

Hypothese A2
Der Klient ist nicht dauerhaft in der Lage, mit Alkohol kontrolliert umzugehen. Er verzichtet deshalb konsequent, zeitlich unbefristet und stabil auf den Konsum von Alkohol.

(A3-A7 lasse ich weg, die sind offensichtlich nicht relevant für dich).

Das bedeutet im Klartext:
- 12-15 Monate Abstinenzprogramm
- lebenslange Abstinenz (und das glaubhaft vermittelt!)
- bei A1 keine positive Prognose ohne Therapie

Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, und dir selbst mal vor Augen führst, wie viel Zeit und Geld der Alkohol über die Jahre in Anspruch genommen hat, dann wirst du erschrecken, wie fest dich das Zeug im Griff hat.
Aus der Nummer kommst du nur mit einer radikalen und ernstgemeinten Kehrtwende raus, ansonsten ist wie Schotty schon geschrieben hat der verlorene Lappen nur der Einstieg in deine ganz persönliche Abwärtsspirale.
 

Taxi

Neuer Benutzer
Danke noch einmal an alle!
Ich habe für mich heute gemerkt, dass ich bei der Auseinandesetzung mit meinem Alkoholverhalten im Internet nicht weiter komme.
Jetzt werde ich erst einmal das Wochenende genießen, ohne ein Wort über Alkohol zu lesen, zu schreiben oder zu sagen.
Nächste Woche geht es zur Drogenberatung, und dann hoffe ich, danach etwas entspannter in die Zukunft blicken zu können.
Ich melde mich hier mal wieder, wenn ich zu einer Einsicht (in die eine oder andere Richtung) gekommen bin.
 

Thomas F.

Erfahrener Benutzer
Ich wünsche dir alles Gute, aber ich befürchte mit deiner Einstellung wirst du noch eine Weile auf den FS verzichten müssen.

Schönes WE
 

Taxi

Neuer Benutzer
Siehst du, das meine ich: Befürchungen sind kein guter Ratgeber. Ich gehe lieber den Weg der Zuversicht.
 
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