Hi @Nancy,
Vielen, vielen Dank für die Tips - ich verstehe was Du meinst und habe meine Antworten angepasst. Vor allem der Punkt, dass die TF mein Höhepunkt darstellen sollte, macht total Sinn. Deshalb habe ich meine Trinkhistorie (inkl. Filrmriss) auf ein Jahr getrimmt. Das Jahr in Australien war aber auch wirklich mein Höhepunkt.
Ich bin mir immer noch Unsicher bezüglich der Umstellungsphase, da so viel Zeit vergangen ist. Meinst du es es klingt jetzt etwas besser/glaubwürdiger?
Ich hoffe, ich konnte jetzt ein paar Stolpersteine wegräumen Alle veränderten Passagen habe ich blau hervorgehoben.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ana
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein. Ich habe zwar immer sehr viel getrunken bis zu der Zeit meiner TF, aber ich habe niemals vorher im alkoholisierten Zustand am Straßenverkehr teilgenommen. Ca. 2 Jahre vor meiner TF ist mein Cousin mit 21J bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Durch den Unfall vermied ich es eigentlich immer zu fahren und begann erst in Australien (also 1 Jahr vor der TF) wieder regelmäßig zu fahren.
Es war für mich immer klar, dass gerade in Zusammenhang mit dem Unfall meines Cousins Alkohol und Autofahren niemals kombiniert werden. Bei Feiern vor meiner TF wurde entweder vorher ein Fahrer “ausgewählt” oder eine Schlafmöglichkeit organisiert.
Warum ich an diesem Abend dennoch gefahren bin, kann ich mir nur so erklären, dass ich durch den Alkohol diese Entscheidung nicht bewusst getroffen habe, sondern eben stark alkoholisiert. Nüchtern hätte ich diese Entscheidung nicht so getroffen, deshalb weiß ich heute auch, dass ich es niemals wieder so weit kommen lassen darf und jemals über den Pegel kommen darf, bei dem ich keine klaren Entscheidungen treffen kann. Durch das KT weiß ich, wie viel ich maximal trinken kann.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja. Der regelmäßige Konsum begann mit 16J während eines Schuljahres in UK. Einmal im Monat war "Ausgang", bei dem sich der ganze Jahrgang im Pub trafen. An diesen Abenden trank ich ca. 1-2 Bier.
Mit Beginn der Oberstufe trank ich häufiger/mehr; ca. 2-3x im Monat/ je 1-2 Gläser, Wein/Sekt/Bier, da ab dann die strengen Kontrollen meiner Eltern wegfielen, da ich volljährig wurde. Oftmals nutze ich das Feiern gehen auch als Ventil, nach besonders stressigen Klausuren, jedoch war mein Konsum in dieser Zeit m. E. noch moderat. Auch nach dem plötzlichen Tod meines Cousins (2011) behielt ich den Konsum auf demselben Level, da ich durch die Schule und die anstehenden Abiturprüfungen nicht die Zeit hatte, viel auszugehen.
Das änderte sich jedoch in dem Jahr nach meinem Abitur, als ich für ein Jahr nach Australien ging. In dieser Phase hatte ich keine Verpflichtungen (keinen Job), sondern war nur reisen. In der Zeit erhöhte sich mein Konsum schlagartig: 2-3x pro Woche je 2-8 Gläser Wein/Sekt (0,1l). Ich denke, dass der Hauptgrund für das Trinken in der fehlenden Aufgabe lag. Zudem musste ich jedes Mal auf neue Leute kennenlernen, da ich alleine nach Australien flog und Anschluss finden wollte.
Während dieser Zeit merkte ich zum ersten Mal, dass ich recht viel vertrug bzw. weitaus mehr vertrug als noch zu Abizeiten. Zwei Monate nach meiner Rückkehr fand die TF statt.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Nachdem ich aus Australien zurück kehrte, habe ich festgestellt, dass ich ca. 15 kg zugenommen hatte. Tatsächlich habe ich die TF benötigt, um zu begreifen, dass Alkohol der größte Faktor der Gewichtszunahme war. Nach der TF habe ich mich von meinem Arzt medizinisch untersuchen lassen, der zudem feststellte, dass auch Leber- und Cholesterinwerte erhöht waren. Da ich durch den Leistungssport vor Australien regelmäßig beim medizinischen Check war, wusste ich, dass die Werte sich innerhalt meines Auslandsjahres erhöht hatten.
Dann habe ich ca. 1.5 Jahre vor der TF mit dem Leistungssport aufgehört, mit der Begründung, dass ich eh kein Profisportler werden möchte. Heute weiß ich, dass ich nicht die nötige Disziplin hatte.
Durch die “Geständnissen” an die Familie und die Aufarbeitung der TF, wurde diese sensibler ggü. Alk und seither stärker thematisiert. Einige setzten sich mit dem eigenen Alkoholverhalten kritisch(er) auseinander. Meine Familie hat es sich zB abgewöhnt, Personen dazu zu motivieren, noch ein weiteres Glas zu trinken oder ungefragt nach zu schenken.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben? Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nein. Die TF war mein trauriger Höhepunkt, der in meinem Auslandsjahr zuvor begann.
Ich denke, dafür gab es hauptsächlich zwei Gründe: Zum einen genoss ich die neue Freiheit und das Ausland. Dann war da noch immer meine Schüchternheit bzw. die Angst nicht dazu zu gehören. Da ich alleine reiste, war ich immer darauf angewiesen, in jeder Stadt neue Leute zu treffen, um nicht einsam zu sein. In den Hostels wurde täglich immer viel getrunken und das „Vortrinken“ war eine gute Gelegenheit, um Leute kennenzulernen.
Außerdem hatte ich keine Aufgabe, wie es zu Schulzeiten noch war. Ich musste weder morgens früh aus dem Bett noch mich auf Klausuren vorbereiten. Die fehlende Ablenkung hat dazu geführt, dass ich oft über meinen Cousin nach dachte, dazu kamen einer Art Schuldgefühle, was ich alles im Gegensatz zu ihn erleben durfte. Diese Gedanken habe ich versucht zu verdrängen, in dem ich feiern ging und versuchte immer unter Leuten zu sein.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Bis zur TF habe ich mir nie Gedanken über die TM gemacht. Damals war meine Grenze immer dann erreicht, wenn ich merkte, dass ich die Kontrolle verliere, & vom Abend nichts mehr mitbekomme oder ich Bedenken hatte, dass ich am nächsten Tag etwas Wichtiges nicht mehr erledigen könne.
Am ersten Todestag meines Cousins war ich in Australien und demnach nicht bei meiner Familie oder engen Freunden. Ich fühlte mich den ganzen Tag miserable und konnte mich niemanden mitteilen. Schließlich umgaben mich dort auch nur fremde, und als ich mit meiner Familie am Telefon sprach, versuchte ich stark zu bleiben, da ich wusste, dass sie sich sonst sorgen machen würden und es zur gleichermaßen Trauer bei Ihnen auslöste. Ich fraß meine Trauer also in mich herein und trank so viel, bis ich mich schließlich auch einigen Leuten vor Ort anvertraute.
Diese hatten den ganzen Abend dann glücklicherweise ein Auge auf mich, denn an diesem Tag trank ich so viel, dass ich Erinnerungslücken über mehrere Stunden hatte. Einige der „Mitbewohner“ mussten mich in das Hostel tragen. Ich musste mich auch mehrmals übergeben. Das Umfeld dort und auch ich haben diesen Vorfall als einmaligen Ausrutscher angesehen, aufgrund der schlimmen Situation. Danach trank ich zwar einige Wochen nichts, aber zog keine weiteren Konsequenzen daraus.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Es war Alkoholmissbrauch. Früher dachte ich, dass mein Alkoholkonsum normal und nicht kritisch sei. Schließlich gab es auch häufig Phasen, in denen ich nicht trank und es mir fiel, auch nicht schwer zu verzichten und mir zitterten auch nicht die Hände, wenn ich kein Alk trank.
Heute beurteile ich das um einiges kritischer und weiß, dass dies Alkoholmissbrauch war. Ich trank über eine lange Zeit regelmäßig und über die empfohlene/normale Menge hinaus, um damit Problemen zu begegnen und meine Emotionen zu verdrängen. Ich trank auf Partys, um neue Leute kennenzulernen und tat mich schwer, auf Leute zuzugehen, wenn ich nüchtern war. Außerdem ließ ich mich oft zum Trinken überreden, da ich dachte, dass mich so mein Umfeld mehr akzeptieren würde. Ich wollte immer signalisieren, dass ich die „coole“ Ausländerin bin und man mit mir Spaß haben kann.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Damals trank ich, um eine Wirkung zu erzielen (Hemmungen abbauen etc.), als mir das klar wurde, begriff ich, dass die Gefahr bestand, dass sich dadurch auch irgendwann eine Alkoholabhängigkeit entwickeln könnte. Der Gedanke bereitete mir so viel Angst, dass ich das um jeden Preis vermeiden wollte.
Nach der TF begann ich mit der Recherche zu MPU und erfuhr vom KT und beschloss, dass ich das unabhängig von meinen Führerschein gerne praktizieren wollte. Die umfassende Recherche öffnete mir im wahrsten Sinne des Wortes die Augen und ich begriff erst, was der Konsum mit mir/meinem Körper gemacht hatte und potenziell auch weiter bewirken könnte. Mir wurde empfohlen, im Rahmen der Umstellungsphase mit einer Psychologin zu reden, um meine Trinkmotive zu erkennen und meine inneren Konflikte aufzuarbeiten. Zudem entschied ich mich zeitgleich zur psychologischen Beratung, erst mal zu fasten und meinen Körper zu reinigen. Für ein Jahr fastete ich Alkohol, Zigaretten und tierische Produkte. Ich wollte mich erst komplett vom Alkohol entwöhnen und wollte soziale Events nicht mehr mit Alkohol assoziieren (Quasi lernen zu Feiern, ohne trinken ). Durch die psychologische Beratung sind mir die Motive für das trinken bewusst geworden und ich begann sie umzustellen:
Ca. 2 Monate nach der TF bin ich in eine größere Stadt gezogen, auf einmal war ich nicht mehr die einzige mit Migrationshintergrund. Durch den Umzug konnte ich mich neu (er)finden. Jeder lernte mich als Nicht-Trinkerin kennen, demnach hinterfragte auch niemand meine Abstinenz oder versucht(e) mich zum Trinken zu überreden. Ich verstand, dass das Trinken nicht zur besseren Bewertung meiner Person führt. Heute umgeben mich viele, die gar nicht/ nicht regelmäßig trinken. Mein Partner ist Profisportler und trinkt selten. Meine engsten Freundinnen sind entweder schwanger, wollen es werden oder stillen, auch sie trinken (logischerweise) nicht und wir haben trotzdem immer eine schöne Zeit.
Das Gefühl, "immer besser sein zu müssen als alle anderen”, hat sich eingestellt, in dem ich jetzt meine Leistungen anerkenne. Mein Lebenslauf hängt ausgedruckt neben meinen Abschlüssen, sodass ich täglich sehe was ich geschafft habe. Mein innerer Kritiker ist heute kleinlaut.
In 2015 habe ich nach der einjährigen Fastenphase mit dem KT begonnen. Ich haben zunächst definiert, wann ich trinken möchte, und dann versucht zu schätzen, wie oft das im Jahr vorkommt. Dadurch habe ich für mich die Zahl 10 definiert, in den meisten Jahren lag weit ich unter 10 Anlässen (eher 6). Wichtig war mir, dass ich die Begriffe soziales Event und trinken zukünftig voneinander trennen kann und dass ich nicht trinken muss, um eine schöne Feier zu erleben oder auf eine Party zu gehen zu können. Die Abstinenz hat mir dabei geholfen. Ich denke ich brauchte diese Phase, um Alkohol Heute ausschließlich als Genussmittel wahrzunehmen, und nicht als Mittel, um Hemmungen oder Konflikte zu lösen.
Im Juni 2016 wollte ich dann die MPU wagen, jedoch erhielt ich dann eine Zusage für ein Job in New York; dann folgte meine Firmengründung, Lockdown in Lissabon und der Umzug im letzten Jahr nach Deutschland. Deshalb bin ich jetzt erst dazu gekommen, mich für die MPU anzumelden. Ich habe in den letzten Jahren erfolgreich KT praktizieren können, aber brauchte den Führerschein bisher nicht.
Ja, natürlich kann ich mir das vorstellen. Nur dadurch kann ich garantieren, dass ich auch weiterhin KT erfolgreich praktizieren werde und nicht in alte Muster zurück verfalle. Ich weiß heute, dass meine damalige Gewöhnung an den Alkohol dazu geführt hat, dass ich heute eine höhere Toleranz habe. Ich weiß auch, dass ich damals die Entscheidung getroffen habe, eben weil ich so stark alkoholisiert war. Mir ist deshalb bewusst, dass ich es niemals so weit kommen lassen darf, einen Pegel zu erreichen, der es mir nicht erlaubt, klar zu entscheiden. Meine Grenze habe ich auf max. zwei Gläser Wein gelegt. Ich weiß heute auch, wie wichtig es ist, dass ich auf meine innere Stimme höre und meine eigenen Warnsignale erkenne. In Situationen, in denen es mir nicht gut geht, habe ich es mir heute angewöhnt direkt mit unbeteiligten Personen zu sprechen. Die Nummer meiner damaligen Psychologin habe ich heute noch immer, und mit ihr spreche ich immer wenn ich Bedenke habe oder ich einfach eine zweite, unbeteiligte Meinung brauche.
Dennoch möchte ich signalisieren, dass ich heute an einem anderen Punkt bin und sehr froh darüber bin, mich von meinem 22-Jährigen ich entfernt zu haben. Ich bin berufstätig, habe bereits eine eigene Firma gegründet, die ich vor 2 Jahren erfolgreich verkauft habe und stehe kurz vor der zweiten Gründung. Im letzten Jahr bin ich zum ersten Mal Tante geworden, im nächsten Jahr heirate ich und hoffe, bald auch eigene Kinder zu haben.
Ich trage Verantwortung, sei es um meine Mitarbeiter, meine Nichte oder über mein zukünftiges Kind. Ich bin glücklich, dass ich es so weit geschafft habe. Ich bin dankbar für die Erfahrung, die ich gemacht habe und ein Stück weit auch froh, dass es zu dem Delikt kam. Ich denke wirklich nicht, dass ich die Alk Problematik sonst verstanden hätte, und ich jetzt an diesem Punkt wäre.
Vielen, vielen Dank für die Tips - ich verstehe was Du meinst und habe meine Antworten angepasst. Vor allem der Punkt, dass die TF mein Höhepunkt darstellen sollte, macht total Sinn. Deshalb habe ich meine Trinkhistorie (inkl. Filrmriss) auf ein Jahr getrimmt. Das Jahr in Australien war aber auch wirklich mein Höhepunkt.
Ich bin mir immer noch Unsicher bezüglich der Umstellungsphase, da so viel Zeit vergangen ist. Meinst du es es klingt jetzt etwas besser/glaubwürdiger?
Ich hoffe, ich konnte jetzt ein paar Stolpersteine wegräumen Alle veränderten Passagen habe ich blau hervorgehoben.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ana
Zunächst zu dieser Aussage:
Dennoch ist es dir passiert...
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein. Ich habe zwar immer sehr viel getrunken bis zu der Zeit meiner TF, aber ich habe niemals vorher im alkoholisierten Zustand am Straßenverkehr teilgenommen. Ca. 2 Jahre vor meiner TF ist mein Cousin mit 21J bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Durch den Unfall vermied ich es eigentlich immer zu fahren und begann erst in Australien (also 1 Jahr vor der TF) wieder regelmäßig zu fahren.
Es war für mich immer klar, dass gerade in Zusammenhang mit dem Unfall meines Cousins Alkohol und Autofahren niemals kombiniert werden. Bei Feiern vor meiner TF wurde entweder vorher ein Fahrer “ausgewählt” oder eine Schlafmöglichkeit organisiert.
Warum ich an diesem Abend dennoch gefahren bin, kann ich mir nur so erklären, dass ich durch den Alkohol diese Entscheidung nicht bewusst getroffen habe, sondern eben stark alkoholisiert. Nüchtern hätte ich diese Entscheidung nicht so getroffen, deshalb weiß ich heute auch, dass ich es niemals wieder so weit kommen lassen darf und jemals über den Pegel kommen darf, bei dem ich keine klaren Entscheidungen treffen kann. Durch das KT weiß ich, wie viel ich maximal trinken kann.
Das heißt, dass der extrem hohe Konsum über mehr als 2 Jahre angedauert hat, trotz...
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja. Der regelmäßige Konsum begann mit 16J während eines Schuljahres in UK. Einmal im Monat war "Ausgang", bei dem sich der ganze Jahrgang im Pub trafen. An diesen Abenden trank ich ca. 1-2 Bier.
Mit Beginn der Oberstufe trank ich häufiger/mehr; ca. 2-3x im Monat/ je 1-2 Gläser, Wein/Sekt/Bier, da ab dann die strengen Kontrollen meiner Eltern wegfielen, da ich volljährig wurde. Oftmals nutze ich das Feiern gehen auch als Ventil, nach besonders stressigen Klausuren, jedoch war mein Konsum in dieser Zeit m. E. noch moderat. Auch nach dem plötzlichen Tod meines Cousins (2011) behielt ich den Konsum auf demselben Level, da ich durch die Schule und die anstehenden Abiturprüfungen nicht die Zeit hatte, viel auszugehen.
Das änderte sich jedoch in dem Jahr nach meinem Abitur, als ich für ein Jahr nach Australien ging. In dieser Phase hatte ich keine Verpflichtungen (keinen Job), sondern war nur reisen. In der Zeit erhöhte sich mein Konsum schlagartig: 2-3x pro Woche je 2-8 Gläser Wein/Sekt (0,1l). Ich denke, dass der Hauptgrund für das Trinken in der fehlenden Aufgabe lag. Zudem musste ich jedes Mal auf neue Leute kennenlernen, da ich alleine nach Australien flog und Anschluss finden wollte.
Während dieser Zeit merkte ich zum ersten Mal, dass ich recht viel vertrug bzw. weitaus mehr vertrug als noch zu Abizeiten. Zwei Monate nach meiner Rückkehr fand die TF statt.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Nachdem ich aus Australien zurück kehrte, habe ich festgestellt, dass ich ca. 15 kg zugenommen hatte. Tatsächlich habe ich die TF benötigt, um zu begreifen, dass Alkohol der größte Faktor der Gewichtszunahme war. Nach der TF habe ich mich von meinem Arzt medizinisch untersuchen lassen, der zudem feststellte, dass auch Leber- und Cholesterinwerte erhöht waren. Da ich durch den Leistungssport vor Australien regelmäßig beim medizinischen Check war, wusste ich, dass die Werte sich innerhalt meines Auslandsjahres erhöht hatten.
Dann habe ich ca. 1.5 Jahre vor der TF mit dem Leistungssport aufgehört, mit der Begründung, dass ich eh kein Profisportler werden möchte. Heute weiß ich, dass ich nicht die nötige Disziplin hatte.
Durch die “Geständnissen” an die Familie und die Aufarbeitung der TF, wurde diese sensibler ggü. Alk und seither stärker thematisiert. Einige setzten sich mit dem eigenen Alkoholverhalten kritisch(er) auseinander. Meine Familie hat es sich zB abgewöhnt, Personen dazu zu motivieren, noch ein weiteres Glas zu trinken oder ungefragt nach zu schenken.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben? Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nein. Die TF war mein trauriger Höhepunkt, der in meinem Auslandsjahr zuvor begann.
Ich denke, dafür gab es hauptsächlich zwei Gründe: Zum einen genoss ich die neue Freiheit und das Ausland. Dann war da noch immer meine Schüchternheit bzw. die Angst nicht dazu zu gehören. Da ich alleine reiste, war ich immer darauf angewiesen, in jeder Stadt neue Leute zu treffen, um nicht einsam zu sein. In den Hostels wurde täglich immer viel getrunken und das „Vortrinken“ war eine gute Gelegenheit, um Leute kennenzulernen.
Außerdem hatte ich keine Aufgabe, wie es zu Schulzeiten noch war. Ich musste weder morgens früh aus dem Bett noch mich auf Klausuren vorbereiten. Die fehlende Ablenkung hat dazu geführt, dass ich oft über meinen Cousin nach dachte, dazu kamen einer Art Schuldgefühle, was ich alles im Gegensatz zu ihn erleben durfte. Diese Gedanken habe ich versucht zu verdrängen, in dem ich feiern ging und versuchte immer unter Leuten zu sein.
Auch wenn dies ein "einmaliger" Vorfall war, hat es dich ja nicht daran gehindert weiterhin sehr hohe Mengen zu konsumieren.
Nach deiner Aussage fing der hohe Konsum erst danach so richtig an:
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Bis zur TF habe ich mir nie Gedanken über die TM gemacht. Damals war meine Grenze immer dann erreicht, wenn ich merkte, dass ich die Kontrolle verliere, & vom Abend nichts mehr mitbekomme oder ich Bedenken hatte, dass ich am nächsten Tag etwas Wichtiges nicht mehr erledigen könne.
Am ersten Todestag meines Cousins war ich in Australien und demnach nicht bei meiner Familie oder engen Freunden. Ich fühlte mich den ganzen Tag miserable und konnte mich niemanden mitteilen. Schließlich umgaben mich dort auch nur fremde, und als ich mit meiner Familie am Telefon sprach, versuchte ich stark zu bleiben, da ich wusste, dass sie sich sonst sorgen machen würden und es zur gleichermaßen Trauer bei Ihnen auslöste. Ich fraß meine Trauer also in mich herein und trank so viel, bis ich mich schließlich auch einigen Leuten vor Ort anvertraute.
Diese hatten den ganzen Abend dann glücklicherweise ein Auge auf mich, denn an diesem Tag trank ich so viel, dass ich Erinnerungslücken über mehrere Stunden hatte. Einige der „Mitbewohner“ mussten mich in das Hostel tragen. Ich musste mich auch mehrmals übergeben. Das Umfeld dort und auch ich haben diesen Vorfall als einmaligen Ausrutscher angesehen, aufgrund der schlimmen Situation. Danach trank ich zwar einige Wochen nichts, aber zog keine weiteren Konsequenzen daraus.
Da stimme ich Dir zu ...den bedenklichen Satz habe ich rausgenommen, Meine neue Antwort:Auch diese Aussage ist sehr bedenklich:
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Es war Alkoholmissbrauch. Früher dachte ich, dass mein Alkoholkonsum normal und nicht kritisch sei. Schließlich gab es auch häufig Phasen, in denen ich nicht trank und es mir fiel, auch nicht schwer zu verzichten und mir zitterten auch nicht die Hände, wenn ich kein Alk trank.
Heute beurteile ich das um einiges kritischer und weiß, dass dies Alkoholmissbrauch war. Ich trank über eine lange Zeit regelmäßig und über die empfohlene/normale Menge hinaus, um damit Problemen zu begegnen und meine Emotionen zu verdrängen. Ich trank auf Partys, um neue Leute kennenzulernen und tat mich schwer, auf Leute zuzugehen, wenn ich nüchtern war. Außerdem ließ ich mich oft zum Trinken überreden, da ich dachte, dass mich so mein Umfeld mehr akzeptieren würde. Ich wollte immer signalisieren, dass ich die „coole“ Ausländerin bin und man mit mir Spaß haben kann.
Auch die Verhaltensumstellung ist für mich noch nicht so klar ersichtlich:
Du hast also ein Jahr keinen Alkohol getrunken, dann aber beschlossen auf KT umzusteigen? Warum? Du hattest die Abstinenz ja als "befreiend" empfunden?
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Damals trank ich, um eine Wirkung zu erzielen (Hemmungen abbauen etc.), als mir das klar wurde, begriff ich, dass die Gefahr bestand, dass sich dadurch auch irgendwann eine Alkoholabhängigkeit entwickeln könnte. Der Gedanke bereitete mir so viel Angst, dass ich das um jeden Preis vermeiden wollte.
Nach der TF begann ich mit der Recherche zu MPU und erfuhr vom KT und beschloss, dass ich das unabhängig von meinen Führerschein gerne praktizieren wollte. Die umfassende Recherche öffnete mir im wahrsten Sinne des Wortes die Augen und ich begriff erst, was der Konsum mit mir/meinem Körper gemacht hatte und potenziell auch weiter bewirken könnte. Mir wurde empfohlen, im Rahmen der Umstellungsphase mit einer Psychologin zu reden, um meine Trinkmotive zu erkennen und meine inneren Konflikte aufzuarbeiten. Zudem entschied ich mich zeitgleich zur psychologischen Beratung, erst mal zu fasten und meinen Körper zu reinigen. Für ein Jahr fastete ich Alkohol, Zigaretten und tierische Produkte. Ich wollte mich erst komplett vom Alkohol entwöhnen und wollte soziale Events nicht mehr mit Alkohol assoziieren (Quasi lernen zu Feiern, ohne trinken ). Durch die psychologische Beratung sind mir die Motive für das trinken bewusst geworden und ich begann sie umzustellen:
Ca. 2 Monate nach der TF bin ich in eine größere Stadt gezogen, auf einmal war ich nicht mehr die einzige mit Migrationshintergrund. Durch den Umzug konnte ich mich neu (er)finden. Jeder lernte mich als Nicht-Trinkerin kennen, demnach hinterfragte auch niemand meine Abstinenz oder versucht(e) mich zum Trinken zu überreden. Ich verstand, dass das Trinken nicht zur besseren Bewertung meiner Person führt. Heute umgeben mich viele, die gar nicht/ nicht regelmäßig trinken. Mein Partner ist Profisportler und trinkt selten. Meine engsten Freundinnen sind entweder schwanger, wollen es werden oder stillen, auch sie trinken (logischerweise) nicht und wir haben trotzdem immer eine schöne Zeit.
Das Gefühl, "immer besser sein zu müssen als alle anderen”, hat sich eingestellt, in dem ich jetzt meine Leistungen anerkenne. Mein Lebenslauf hängt ausgedruckt neben meinen Abschlüssen, sodass ich täglich sehe was ich geschafft habe. Mein innerer Kritiker ist heute kleinlaut.
In 2015 habe ich nach der einjährigen Fastenphase mit dem KT begonnen. Ich haben zunächst definiert, wann ich trinken möchte, und dann versucht zu schätzen, wie oft das im Jahr vorkommt. Dadurch habe ich für mich die Zahl 10 definiert, in den meisten Jahren lag weit ich unter 10 Anlässen (eher 6). Wichtig war mir, dass ich die Begriffe soziales Event und trinken zukünftig voneinander trennen kann und dass ich nicht trinken muss, um eine schöne Feier zu erleben oder auf eine Party zu gehen zu können. Die Abstinenz hat mir dabei geholfen. Ich denke ich brauchte diese Phase, um Alkohol Heute ausschließlich als Genussmittel wahrzunehmen, und nicht als Mittel, um Hemmungen oder Konflikte zu lösen.
Im Juni 2016 wollte ich dann die MPU wagen, jedoch erhielt ich dann eine Zusage für ein Job in New York; dann folgte meine Firmengründung, Lockdown in Lissabon und der Umzug im letzten Jahr nach Deutschland. Deshalb bin ich jetzt erst dazu gekommen, mich für die MPU anzumelden. Ich habe in den letzten Jahren erfolgreich KT praktizieren können, aber brauchte den Führerschein bisher nicht.
Doch, du musst es dir theoretisch vorstellen können um auch weiterhin künftig achtsam zu bleiben. Auch wenn das alles jetzt ganz weit weg zu sein scheint kann es immer Situationen geben die zu einem Rückfall in alte Gewohnheiten führen (weiterer Verlust eines Angehörigen etc.). Diese Herausforderung diesbzgl. immer auf sein Inneres zu hören wird ein Leben lang erhalten bleiben...
Ja, natürlich kann ich mir das vorstellen. Nur dadurch kann ich garantieren, dass ich auch weiterhin KT erfolgreich praktizieren werde und nicht in alte Muster zurück verfalle. Ich weiß heute, dass meine damalige Gewöhnung an den Alkohol dazu geführt hat, dass ich heute eine höhere Toleranz habe. Ich weiß auch, dass ich damals die Entscheidung getroffen habe, eben weil ich so stark alkoholisiert war. Mir ist deshalb bewusst, dass ich es niemals so weit kommen lassen darf, einen Pegel zu erreichen, der es mir nicht erlaubt, klar zu entscheiden. Meine Grenze habe ich auf max. zwei Gläser Wein gelegt. Ich weiß heute auch, wie wichtig es ist, dass ich auf meine innere Stimme höre und meine eigenen Warnsignale erkenne. In Situationen, in denen es mir nicht gut geht, habe ich es mir heute angewöhnt direkt mit unbeteiligten Personen zu sprechen. Die Nummer meiner damaligen Psychologin habe ich heute noch immer, und mit ihr spreche ich immer wenn ich Bedenke habe oder ich einfach eine zweite, unbeteiligte Meinung brauche.
Dennoch möchte ich signalisieren, dass ich heute an einem anderen Punkt bin und sehr froh darüber bin, mich von meinem 22-Jährigen ich entfernt zu haben. Ich bin berufstätig, habe bereits eine eigene Firma gegründet, die ich vor 2 Jahren erfolgreich verkauft habe und stehe kurz vor der zweiten Gründung. Im letzten Jahr bin ich zum ersten Mal Tante geworden, im nächsten Jahr heirate ich und hoffe, bald auch eigene Kinder zu haben.
Ich trage Verantwortung, sei es um meine Mitarbeiter, meine Nichte oder über mein zukünftiges Kind. Ich bin glücklich, dass ich es so weit geschafft habe. Ich bin dankbar für die Erfahrung, die ich gemacht habe und ein Stück weit auch froh, dass es zu dem Delikt kam. Ich denke wirklich nicht, dass ich die Alk Problematik sonst verstanden hätte, und ich jetzt an diesem Punkt wäre.