So, jetzt aber .... Ich hoffe es passt so und freue mich auf konstruktive Kritik ..
1. Wie viele Verstöße hatten sie?
Insgesamt 8 Verstöße mit dem Auto
2. Was waren das für Verstöße?
8 mal Fahren ohne Fahrerlaubnis
3. Wann waren diese Verstöße und in welchem Zeitraum fanden diese statt? (möglichst Datum und zu welcher Tageszeit-um so genauer, um so besser)
Hier beschreibst du jede Fahrt so wie in deinem letzten Beitrag.
1. FoF: Am Nov. 2006. um 18:30 Uhr auf der B58 von Straelen nach Geldern ( NRW). Ich wollte von der Arbeit nach Hause bzw. das Auto das ich fuhr zu meinem Freund zurückbringen. Ich arbeitete zu der Zeit bei einer Sicherheitsfirma in Stundenschichten von 6 – 18 Uhr und mein Einsatzort war ca. 20 km von meinem Wohnort entfernt. Dienstort war ein militärischer Sicherheitsbereich ( Waffendepot der BW ) und es mussten IMMER 4 Leute auf einer Schicht anwesend sein. War das nicht der Fall, drohten der Firma empfindliche Konventionalstrafen im 6-stelligen Bereich. Abgesehen davon musste dann einer der Kollegen der Gegenschicht die zumindest halbe Schicht des fehlenden Kollegen mitübernehmen. Es gab immer eine Fahrgemeinschaft unter den Kollegen die bis zu dem Tag auch immer einwandfrei funktioniert hat. Wir waren in festen 4er Gruppen auf einer Schicht eingeteilt und mind. 2 der Kollegen mussten immer knapp an meiner Wohnung vorbei um zur Arbeit zu kommen. Ich war schon einige Monate in der Firma beschäftigt und habe mehr wie einmal mitbekommen, das andere Kollegen die wie ich über einen Jahresvertrag angestellt waren bei kleinen Auffälligkeiten ( Krank, zu spät zum Dienst erschienen, die Pause überzogen etc. ) nach diesem Jahr auch direkt von der Firma entsorgt worden sind und man sich neue Mitarbeiter über das Arbeitsamt besorgte. An diesem Tag lief alles völlig anders. Einer der Kollegen hatte Urlaub, der andere Kollege wurde kurzfristig auf die andere Schicht versetzt. Ich hatte keine Ahnung wie ich zur Arbeit kommen sollte, geschweige denn zurück. Also borgte ich mir von einem bekannten sein Auto mit dem versprechen spätesten um 18:30 Uhr wieder zurück zu sein, weil er dann selbst zur Spätschicht musste. Ich hatte damals Angst unangenehm in der Firma aufzufallen und meinen Job zu verlieren. Aus heutiger Sicht total lächerlich.
Auf der Hinfahrt lief alles zum Glück ohne Zwischenfälle. Auf der Rückfahrt war ich dann doch ein bisschen unter Zeitdruck und bin in einer 70er Zone erst geblitzt und ca. 800 m weiter rausgewunken worden.
2. FoF: Am 05.2006 um ca. 13:30 Uhr auf der B7 – Salzgitterstr. in Gotha Richtung Erfurt.
Hierzu würde ich gern ein wenig weiter ausholen. Zum genannten Zeitpunkt war ich gerade ein paar Wochen mit meiner jetzigen Lebensgefährtin zusammen. Wir kennen uns mittlerweile schon seit 16 Jahren. Bei unserem ersten treffen war Sie jedoch noch mit einem meiner Freunde liiert. Durch meinen Umzug nach NRW haben wir uns allerdings aus den Augen verloren und durch Zufall im Jahr 2009 wiedergetroffen. Sie war Single, ich mal wieder ohne Job. Die damalige Sympathie aber noch da, also habe ich meine Klamotten gepackt, und bin 300 km umgezogen. Das ich damals kein Auto hatte lag durch die Arbeitslosigkeit ja quasi auf der Hand und spielte auch keine Rolle. Sie war bei einer großen Firma angestellt und fuhr einen Firmenwagen, somit hat Sie alle Wege erledigt die mit dem Auto zu machen waren. Für mich wieder ein glücklicher Umstand nicht zu erzählen das ich keinen FS besitze. Am besagten Tag hatten wir allerdings einen wichtigen Arzttermin mit den Kindern. Meiner Freundin wurde der freie Tag gestrichen und es lag schnell war klar das es nur einen weg gibt den wichtigen Termin beim Arzt zu halten. Ich musste Sie morgen zur Arbeit fahren, mittags mit den Kindern zum Kinderarzt ca. 20 km entfernt, und sie dann wieder von der Arbeit abholen. Ich höre Ihre Worte heute noch in den Ohren klingeln... „ Das ist ein Firmenwagen, normal darfst Du den gar nicht fahren ... Wehe es passiert was... Pass bloß auf !!“
Ich habe mich dann gegen 13:25 Uhr auf den weg nach Erfurt gemacht um Sie von der Arbeit abzuholen. Etwa 2 km von unserer Wohnung entfernt wurde ich dann bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle herausgezogen.
4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?
Nachdem mir mein FS nach Jahren entzogen wurde, ich dies aber nicht gegenüber Freunden und Bekannten, geschweige denn Familie zugeben wollte um keine Schwäche oder einen Angriffspunkt zu liefern habe ich mir im laufe der Jahre ein Lügenkonstrukt aufgebaut in das ich mich selbst verfangen habe.
Ich kann ja fahren, ich durfte es nur nicht war meine Meinung.
Durch glückliche Umstände brauchte ich auch keinen eigenen PKW. Eine meiner zurückliegenden Arbeitsorte war 500 m von meiner Wohnung entfernt, der nächste Supermarkt ein Katzensprung. Begründen konnte ich die Fragen nach dem nichtvorhandenen PKW dann mit den Sätzen: „ für die paar Meter brauche ich doch keine Auto. Das hierdurch gesparte Geld kann ich ja sinnvoller nutzen.“ Aus diesem Grund habe ich mich auch nie um einen neuen FS gekümmert. Meine Argumente waren ja für andere auch plausibel und nachvollziehbar.
Grundsätzlich hatte ich damals die komplett falsche Einstellung zu mir selbst. Ohne FS bin ich kein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Ich war nicht in der Lage diese vermeintliche Schwäche gegenüber anderen zuzugeben. Ein erwachsener Mann ohne FS .. Das gibt es doch nicht !! Gegenüber meiner Freundin hatte ich Angst das sie mich nicht als „richtigen Mann“ sieht und unsere Beziehung durch den nicht vorhandenen FS gefährde. Auch wollte ich mich nicht den unangenehmen Fragen nach dem Verlust aussetzen und mich unangenehmen Diskussionen gegenübersehen.
In einigen Situationen führte dann aus meiner Sicht kein weg daran vorbei mich hinter das Steuer zu setzen um mein Ansehen nicht zu gefährden. Schließlich habe ich mir dieses Konstrukt selbst aufgebaut um vor anderen nicht blöd darzustehen. Ich wollte meinen damals falschen Stolz aufrecht erhalten und mein lange aufgebautes Lügenkonstrukt nicht gefährden. Ich wusste ja, das ich fahren kann.
Dementsprechend habe ich mich dann über die Regeln der StVo hinweggesetzt und deren Sinn nicht verstanden.
5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?
Verstoß 1: ich hatte Angst um meinen Job, meine Existenz, der Job im Sicherheitsdienst ist jetzt nicht einer der bestbezahlten, aber ich hatte mein monatliches Auskommen. Wenn ich jetzt meine Stelle verliere, wie geht es weiter.? Wie soll ich das schaffen ?
Verstoß 2: ich war enttäuscht von mir selbst. Ich hatte Angst vor meiner „neuen“ Freundin blöd darzustehen und mich endlosen vorwürfen und Diskussionen entgegengesehen, weil ich sie angelogen und hintergangen habe.. was ja durch ihre Vorladung bei der Polizei als Fahrzeughalter unausweichlich war ..
6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?
Ich hätte außer mir, auch fremde Unschuldige Menschen/ Verkehrsteilnehmer ins Unglück reißen können. Abgesehen davon war es unverantwortlich ohne Versicherungsschutz einen PKW zu führen. Ich möchte mir gar nicht ausmalen was alles hätte passieren können.
7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?
Mein Verhalten einen PKW im öffentlichen Straßenverkehr zu bewegen war gefährlich und ohne Versicherungsschutz leichtsinning und unverantwortlich.
8. Woran lag es das sie keinen Unfall hatten?
Viel Glück und richtiges Verhalten der Verkehrsteilnehmer
9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?
Ich hatte Angst mein Lügenkonstrukt zu gefährden. In den Augen meiner Freunde oder dann auch meiner Freundin war ich ja im Besitz eines FS. Ich konnte doch jetzt nicht einfach sagen das es ist nicht so ist. Wie würde ich denn darstehen? Ich war immer noch der Meinung das ich diese „angebliche“ Schwäche nicht preisgeben darf und den Schein allen gegenüber waren müsste. Es gab niemanden in meinem Umfeld dem ich soweit vertraut habe um über das vorhande Problem zu reden, und ich wollte mir meinen Fehler nicht eingestehen. Die erhaltene Strafe habe ich damals einfach ignoriert. Ich habe gar nicht verstanden was die Polizei denn von mir will. Mein stolz und die Auferchterhaltung meines Lügengerüstes waren mir wichtiger als die Einhaltung von Vorschriften und Regeln.
10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert nachdem sie gestoppt oder gelasert wurden?
Ich war zunächst geschockt, nervös und aufgeregt. Verdammt, warum denn ich ? Der vor mir war doch viel schneller. Das meinen die doch jetzt nicht ernst. Habe aber dann schnell wieder zu mir gefunden. Okay, das ist jetzt blöd gelaufen .. Entspann dich erstmal .. Runterfahren , cool sein und ganz ruhig ...
Die Frage nachdem FS entgegnete ich mit „ Moment, ich schau mal wo ich den habe.“ Kramte ein bisschen rum, holte die Fahrzeugpapiere vor um dann zu sagen „Na, den muss ich wohl vergessen haben.“ .. stellte mich dumm.
Wenn ich jetzt drüber nachdenke.. Es ist unglaublich was ich da für einen Mist verzapft habe. Selbst den Polizisten gegenüber habe ich mein Lügengerüst versucht aufrecht zu erhalten. Mir war völlig klar das ich auffliege. Hatte aber doch die Hoffung das Sie mich vielleicht nicht so genau kontrollieren wenn ich nett und freundlich bin. Einsicht zeige wie: „Es tut mir total leid, ich weiß das man die Papiere immer bei sich haben sollte.“ Habe mich mehrfach für mein Missgeschick entschuldigt.
Eigentlich war der Versuch vom ersten Moment an zum scheitern verurteilt, aber versuchen konnte ich es ja. Meine „Tarnung“ hat doch bei den anderen auch funktioniert.
11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?
Wie schon erwähnt, im Sicherheitsgewerbe waren die Löhne jetzt nicht die besten. Das Bußgeld war für mich wahnsinnig viel Geld. Ich habe mich geärgert, war enttäuscht von mir selbst. Eine unangenehme Situation mehr in die ich mich da gebracht habe.
Mit der Behörde habe ich dann einen Ratenplan vereinbart. Die Überweisung der monatlichen rate hat mich jeden Monat aufs neue geschmerzt.
12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?
Ich habe mir vorgenommen nicht mehr ohne FS ein KFZ zu bewegen. Ich habe zwar aus falscher Scham immer noch keinem erzählt, das ich keinen FS mehr besitze, habe Freunden immer gesagt ich fahre keine fremden Autos, mir ist gerade nicht gut o.ä.
Ich habe immer versucht mich geschickt aus der Affäre zu ziehen um nicht fahren zu müssen und dem Outing aus dem weg zu gehen.
13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?
Bis 2010 konnte ich meine guten Vorsätze durch Ausreden aufrecht erhalten. Dann trat meine jetzige Frau wieder in mein Leben und ich bin aus Angst sie zu verlieren wieder rückfällig geworden. Ich habe mich in meinem Lügengerüst wiedergefunden und es durch meinen falschen Stolz wieder zum leben erweckt.
14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?
Ich denke ja, muss hierfür aber weiter ausholen.
Mein Mutter war zu meiner Geburt wahnsinnig enttäuscht das ihr erstes Kind ein Junge und KEIN Mädchen war. Mein leiblicher Vater verließ dann die Familie als ich 6 Monate alt war, weil ein Kind seine Freiheit zerstören würde.
Darauf folgten mehrere Männerbekanntschaften meiner Mutter die mir als „Vater“ vorgestellt wurden. Als ich 4 Jahre alt war, wurde vom meine kleine Schwester geboren. Der damalige Lebenspartner meiner Mutter war ein sehr cholerisch und jähzornig Veranlagter Mensch. Meine Mutter war überglücklich endlich das ersehnte Mädchen bekommen zu haben. Ab diesem Zeitpunkt erhielt ich viel Ablehnung von beiden Seiten. Jeder kleinste Fehler wurde gnadenlos mit Schläge und empfindlichen Strafen geahndet. Zu der Zeit bin ich die meiste Zeit bei meiner Oma und meinem Opa aufgewachsen, die sich schützend vor mich gestellt haben. Im alter von 8 Jahren trat dann mein zwar nicht leiblicher aber geistiger Vater in mein Leben. Er hat mich durch seine Art sehr geprägt. Ich hatte zum ersten mal das Gefühl einen „Papa“ zu haben, so wie jedes andere Kind ( Freunde/Schulkameraden) auch. Ein stolzer, aufrechter Mann. Zum Teil sehr streng und dominant, aber auch fair und gerecht. Er hat nie jemanden um Hilfe gebeten. Alles alleine gemacht und auch geschafft. Ich habe zu ihm aufgeblickt.
Männer haben aber keine Schwächen wir zeigen keine Gefühle und reden erst recht nicht darüber. Wir sind stark und stolz. Wir sind die, die die Familie ernähren und ein Auge darauf haben das es allen gut geht.
Dieser Mann verließ uns dann als ich 16 Jahre alt war. Für mich brach eine Welt zusammen. Plötzlich stand ich mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester alleine da. Ich war der Meinung als ältestes Kind nun die Rolle des Mannes in der Familie übernehmen zu müssen. Meine Mutter war zu der Zeit durch die Trennung am Boden zerstört, traurig und depressiv. Meine kleine Schwester hat sich total verändert und wurde sehr zurückhaltend und in sich gekehrt.
Es fehlte der „Mann“ im Haus, also versuchte ich diese Rolle zu übernehmen. Keine Schwäche, ich bin stark und stolz, ich muss jetzt auf alle aufpassen. Innerlich war ich selbst über den Verlust meines „Vaters“ wahnsinnig traurig, konnte diese Traurigkeit aber nicht an mich ranlassen und habe sie blockiert. Schließlich musste ich jetzt der starke Teil der Familie und der Mann im Haus sein.
Schwäche und Gefühle kamen nicht in Frage. Ich wollte / durfte mir nicht anmerken lassen wie es in mir aussieht. Dieses Verhalten hat sich dann über die Jahre eingeprägt.