Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Hier in der Dorfjugend wird auch gerne mal jedes Wochenende getrunken. In diesen Kreisen habe ich mich nie wohl gefühlt. Als dann das erste mal ein Joint um ging war es die Neugier und in der Anfangszeit danach, auch der Drang nicht ausgegrenzt zu werden. Da für mich der Rausch von Cannabis attraktiver war als der von Alkohol habe ich dann auch selbst Gefallen daran gefunden. Das zusammen sein mit Freunden war intensiver man hat Gedanken miteinander geteilt welche ich normal vielleicht nicht rausgebracht hätte. Ich bin war offener und auch die anderen waren offener einander zu verstehen. Das ist etwas womit ich in der Regel Schwierigkeiten habe. Der Freundeskreis war ziemlich klein, und es waren damals auch meine einzigen Freunde. Das hat auch dazu beigetragen.
Es fällt mir schon immer schwer mich nur auf nur eine Sache zu konzentrieren, das war in der Schule so und ist auch weiterhin eine Sache mit der ich kämpfe. Das hilft mir zwar in meinem Beruf das hohe parallele Arbeitspensum zu bewältigen, und hat mich dort auch schnell weitergebracht. Aber im privaten Umfeld ist es schwierig mich auch mal nur auf ein paar ruhige Stunden zu fokussieren.
Hier hat mir Cannabis als eine Art Filter geholfen, mich an den Konsumtagen für ein paar Stunden von der Serie/Film oder Musik berieseln zu lassen. Nicht alle 5 Minuten auf zu springen um noch kurz was nachzuschauen, oder die Pflanze zu gießen usw. Auch mal zuhause nicht an die aktuelle Projekt Agende in der Arbeit zu denken. Das eine Problem worüber ich mir schon die ganze Woche den Kopf zerbreche seien zu lassen. Ich habe den Konsumtag unter der Woche aber auch manchmal dafür genutzt bewusst unbeliebt Aufgaben wie Aufräumen oder Putzen zu erledigen bei welchen ich in der Regel immer schnell abgelenkt werde von anderen Gedanken.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine Familie wusste bis zu dem Vorfall nicht das ich regelmäßig konsumierte. Vor ihnen habe ich mich geschämt da mir zuhause eigentlich andere Werte vermittelt wurden. Als ich nach großer Überwindung von meiner Drogenhistorie erzählt habe, haben sie es locker genommen und mir keine Vorwürfe gemacht. Sie haben mir auch gleich Hilfe angeboten.
Da ein großer Teil meines vergangenen Freundeskreises selbst konsumierte gab es dort keine Konflikte. Bei meinen damals wenigen Drogenfreien Freunden kam das Thema selten auf, ich wusste ihre Meinung dazu. So lange ich nicht bei ihnen rauchte war es kein Problem.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
In der Regel war mein Konsum nicht an Ereignisse gekoppelt. Wenn ich größere Themen/Projekte in der Arbeit abgeschlossen hatte, habe ich mich manchmal mit einem Joint belohnt. Ansonsten war es in der Regel nur der Urlaub und die damit zusammenhängende Freizeit welche zu einem erhöhten Konsum geführt hat.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?(Warum, wann, wer?)
Gerade am Anfang habe ich viel Zeit mit meinen Drogenfreien Freunden unternommen um meine Gedanken weg von der Substanz zu lenken. Diese haben mich zu jeder Tageszeit unterstützt, ich konnte mich immer an sie wenden. Auch meine Familie hat ihre Hilfe angeboten.
Trotzdem habe ich auch selbst viel über meiner Vergangenheit nachgedacht. Was ich alles hätte schaffen können in einem Leben ohne Cannabis. Ich habe alte Hobbys wie das Schrauben wiederentdeckt. Das war für mich eine große Hilfe um den Kopf frei zu bekommen. Aber auch zu reflektieren. Die Arbeit mit den Händen ist ein Ausgleich zu meinem Beruf am Computer. Ein Ausgleich der mir die letzten Jahre gefehlt hat, das merke ich jetzt deutlich.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen? Warum? Wann?
Ich habe zum Abschluss meiner Berufsausbildung 2018 eine Pause von ca. 10 Wochen eingelegt um mich auf das Lernen für die schriftlichen Prüfungen zu konzentrieren. In dieser Zeit habe ich auch mein Abschlussprojekt ausgearbeitet welches meine volle Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert hat.
Direkt nach meiner Auffälligkeit im März hatte ich den Konsum für etwa 4 Monate eingestellt.
Es gab in meiner Konsumzeit durchaus Zeiten in denen ich 2-4 Wochen kein Cannabis konsumiert habe, da keines zu Verfügung stand. Das ist in der Regel so alle 3-6 Monate vorgekommen.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich habe Cannabis nie als das alleinige Mittel zum Abschalten gesehen, Privat war es ein Mentales Werkzeug um mich auf eine Sache zu fokussieren. In geselliger Runde einen Joint mit Freunden zu rauchen, einen Film zu schauen oder was zu spielen war aber das was mich am meisten davon abgehalten hat nicht zu konsumieren.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Bei Drogenkonsum besteht natürlich immer die Gefahr einer Abhängigkeit. Ich habe die Substanz jedoch nie als Mittel zur Entspannung oder als eine Art Problemlösung gesehen. Sonst wäre ich vermutlich schnell in den Täglichen Konsum geraten. Auch bei meinen längeren Pausen hatte ich nie ein Suchtverlangen.
Ich habe bei meinen Freunden gesehen was das Tägliche konsumieren mit einem macht. Zu jedem Problem oder stressigen Situation im Leben oder auf der Arbeit gab es nur eine Lösung und zwar, Konsumieren. Auch wenn nichts war, man hatte ja Zeit, kann man einen Rauchen. Ein Gedanke den ich nie verstanden habe. Das Problem wurde damit ja nicht gelöst, sondern aufgeschoben. Zudem wurden meine Freunde immer träger, ich habe es immer mal wieder versucht etwas außerhalb der üblichen Runde zu unternehmen. Meistens kam eine Absage.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein.
----------------------------------------------------------
Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja, rückblickend hätte ich mich spätestens nach dem ersten Ausprobieren über die Gefahren der Substanz welche in meinen Körper gelangt Informieren sollen und diese Gefahren ernst nehmen sollen. Nur weil sie die ersten male nicht direkt merkbar waren, heißt es nicht das es nicht passieren kann.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Am Anfang war es durchaus noch für eine höhere Wahrscheinlichkeit die MPU zu bestehen. Ich habe aber recht schnell gemerkt, dass es mir wesentlich besser geht. Ich habe mehr Energie und kann in der Arbeit und auf Privat mehr erledigen. Auch gegen meine sonst so impulsiven Gedankengänge habe ich mir alternativen zu Cannabis erarbeitet. Und gefühlt ist das Problem auch allgemein weniger geworden. Ich bin nicht mehr so zerstreut. Das hat allerdings einige Monate gedauert.
Hobbys welche ich die letzten Jahre schleifen lies habe ich wiederaufleben lassen. Alte Leidenschaften wie das Schrauben sind wieder entfacht und bieten mir jetzt eine Möglichkeit abzuschalten und meine Freizeit zu gestalten. Ich merke seit mehr als 9 Monaten Tag für Tag was ich damit aufs Spiel setzte.
Zudem möchte ich kein Sicherheitsrisiko mehr für mich und andere sein. Wenn ich z.B. wieder im Straßenverkehr unterwegs sein sollte. Ich möchte das man sich auf mich verlassen kann und ich wichtige Dinge nicht aufschiebe. Was in der Vergangenheit immer mal vorgekommen ist.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Ich habe mir die letzten Jahre schon öfter gedacht das ich aufhören möchte da mich, wie zuvor schon erwähnt, die negativen Aspekte des Konsums mental belastet haben. Ich habe aber selbst nie den Absprung geschafft da ich durch die falschen Freunde nie wirklich Standhaft blieb.
Als dann die Aufforderung der Führerscheinstelle zu einer MPU kam, war es nach dem initialen Schock eher wie ein Freiheitsschlag. Jetzt hatte ich ein festes Ziel vor Augen auf welches ich eine langanhaltende Änderung erzielen möchte. Das war der Startschuss.
In meiner Abstinenzzeit bin ich wieder intensiver meinem Hobby für Autos und Motorrädern nachgegangen. Habe viel Zeit in der Garage beim Schrauben verbracht, habe meinen Freunden bei ihren Fahrzeugen ausgeholfen und habe dadurch auch neue Freunde kennen gelernt. Dabei hatte ich viel Zeit mit mir selbst um über die letzten Jahre nachzudenken. Dabei bin ich zu dem Entschluss gekommen das mir diese Leidenschaft mehr gibt als es Cannabis in den vergangenen Jahren gegeben hat. Das war für mich die größte Erkenntnis
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Ich könnte wieder in alte Muster verfallen und wieder regelmäßig konsumieren. Dabei kommen natürlich auch wieder alle negativen Aspekte des Konsums hoch. Und die ganze Spirale aus welcher ich mich nun herausbegeben habe fängt wieder von vorne an. Somit kommt für mich auch in Zukunft nur ein Drogenfreies Leben in Frage. Auch weil ich einen großen Teil meines größten Hobbys nicht wieder aufs Spiel setzten möchte.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Die Umstellung war für mich kein großes Problem da ich, die Substanz nie als Lösung für meine Probleme gesehen und entsprechen missbraucht habe. Ich hatte kein Suchtverlangen wie auch schon bei meinen anderen längeren Pausen.
Ich habe bereits nach den ersten Monaten einen positiven Effekt in meinem Privatleben gemerkt. Da ich nun ein Ziel verfolgte, verging eigentlich bis heute kein Tag an dem ich nicht an meinen vergangenen Konsum gedacht habe. Erst mit dieser inneren Reflektion habe ich die Verbesserung in meiner Lebensqualität erkannt. Das habe ich in meinen bisherigen Pausen so nicht wahrgenommen.
Den sozialen Aspekt konnte ich schneller ersetzen als angenommen. Mit meinen verbleibenden Freunden konnte ich jetzt genauso gut über Probleme sprechen, dabei hat mir auch die MPU Vorbereitung geholfen. Da für mich die Aufarbeitung das negative Mantra an dem Thema genommen hat. Ich konnte faktisch aufklären und jetzt von außen sehend das ganze beleuchten. Viele sind auch interessiert an dem Thema, und da kläre ich jetzt gerne auf. Ich denke auch das ich in den letzten 6 Jahren seit Konsumbeginn etwas reifer geworden bin und somit auch besser über Sachen sprechen kann welche mich belasten.
Dennoch musste ich mir für mein Privatleben eine neue Methode erarbeiten um nicht den ganzen Abend von Aufgabe zu Aufgabe zu springen. Seit der Abstinenz ist das Problem ohnehin nicht mehr so stark wie die letzten Jahre, ich denke das der Konsum das ganze verstärkt hat. Ich bin Allgemein geordneter und erledige meine Aufgaben nach der Arbeit Größtenteils in einem Schwung und kann danach relativ gut runterkommen. Wenn mir dann noch etwas einfällt schreibe ich es einfach im Handy auf und entscheide gleich wann ich mich daran erinnern lasse. Diese extreme Unruhe kommt jetzt nicht mehr so häufig vor wie früher.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Ich habe Anfangs viel mit meinen Freunden darüber geredet wie ich die Umstellung erlebe und was mir aktuell durch den Kopf geht. Sie haben mich in dieser Zeit oft zu Freizeitaktivitäten eingeladen damit ich den Kopf frei bekomme.
Als ich im März meinen Führerschein abgegeben habe, konnte ich mich ganz auf meinen Arbeitskollegen verlassen welcher mich seit diesem Zeitpunkt mit in die Firma nimmt. Mit diesem Kollegen, welcher selbst vor ca. 9 Jahren eine Alkohol MPU gemacht hat, und seitdem strickt Abstinent lebt. Konnte ich offen und ohne Vorurteile über das Thema sprechen. Da uns beide die Leidenschaft zu Autos verbindet habe durch ihn auch neue Freunde gefunden.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Meine alten Freunde hatten wenig Verständnis das ich die Abstinenz durchziehen möchte. Da wurde das Thema runter gespielt.
Alle anderen haben durchwegs positiv reagiert, in der Arbeit war ich präsenter was ich auch von meinem Vorgesetzten gesagt bekommen habe. Meine Familie ist froh das ich jetzt mehr Zeit mit ihnen verbringe und Freunde welche ich die letzten Jahre vernachlässigt hatte sind auch glücklich das ich mein Leben umgekehrt habe und mehr Zeit mit ihnen verbringe.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Nach meiner Auffälligkeit im März 2022 hatte ich weiterhin Kontakt, auch in den ersten Wochen meiner Abstinenz ab 01.11 habe ich versucht Kontakt zu halten. Diese Personen waren die vergangenen Jahre meine engsten Freunde. Natürlich möchte man das irgendwie im Leben halten.
Ich habe versucht mich außerhalb meiner und deren Wohnung zu verabreden um einen Rückfall zu erschweren. Mal etwas Essen gehen, auf die Kartbahn oder in die Boulderhalle aber darauf habe ich immer eine Absage bekommen. Als dann immer wieder Aussagen wie „ein paar Mal ziehen wird schon nicht auffallen in den Tests“ oder „kannst ja mal CBD oder HHC ausprobieren“ kamen. Habe ich verstanden, dass sie meine Absichten eine nachhaltige Änderung in meinem Leben zu erzielen, nicht respektieren. Deshalb habe ich Dezember 2022 den Kontakt nachhaltig über alle Kanäle abgebrochen.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Da ich mich seit meiner Abstinenz nur noch mit Freunden umgebe welche selbst Drogenfrei sind, habe ich seit dem Kontaktabbruch zu meinem vergangenen Freundeskreis keinen Drogenkonsum mehr erlebt.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Sollte ich einmal in die Situation kommen das mir etwas angeboten wird oder in meiner unmittelbaren Nähe konsumiert wird, werde ich nicht drauf eingehen und dieses Gebiet nach Möglichkeit meiden. Ich weis jetzt das es mir Abstinent besser geht, und habe deshalb auch kein verlangen danach zu konsumieren.
Auch nach Abschluss meines Abstinenzprogramms hatte ich kein verlangen nach Cannabis auch kürzliche Events wie Geburtstag und Silvester haben kein Verlangen in mir geweckt. Wo ich früher doch gerne zur Feier des Tages einen geraucht habe.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Ich werde meine Abstinenz strickt weiterführen. Nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Verkehrsteilnehmer möchte ich kein Sicherheitsrisiko mehr sein. Ich weiß jetzt welche Auswirkungen der Wirkstoff auf meinen Körper und Geist hat deshalb kann ich den Rauschzustand am Steuer nicht mehr verantworten.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Privat und unter Freunden haben ich jetzt andere Methoden um meinen alten Konsum Grund zu bewältigen. Sollte ich dennoch wieder das Verlangen nach Cannabis haben weil es mir angeboten wird oder weil ich gerade eine schwere Zeit habe. Weis ich das ich mich auf meine Freunde verlassen kann. Sie wissen warum ich mich für die Abstinenz entschieden habe und sind nur einen Anruf entfernt um mir das zu sagen.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Alkohol spielt auch weiterhin keine große Rolle in meinem Leben. Da ich die Wirkung, Geschmack und alle Begleiterscheinungen von Alkohol weiterhin nicht mag. Ist es bei den 1-2 Bier auf einer Feier geblieben. Zuhause habe und hatte ich nie ein verlangen ein Bier oder etwas anderes zu trinken.
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Hier in der Dorfjugend wird auch gerne mal jedes Wochenende getrunken. In diesen Kreisen habe ich mich nie wohl gefühlt. Als dann das erste mal ein Joint um ging war es die Neugier und in der Anfangszeit danach, auch der Drang nicht ausgegrenzt zu werden. Da für mich der Rausch von Cannabis attraktiver war als der von Alkohol habe ich dann auch selbst Gefallen daran gefunden. Das zusammen sein mit Freunden war intensiver man hat Gedanken miteinander geteilt welche ich normal vielleicht nicht rausgebracht hätte. Ich bin war offener und auch die anderen waren offener einander zu verstehen. Das ist etwas womit ich in der Regel Schwierigkeiten habe. Der Freundeskreis war ziemlich klein, und es waren damals auch meine einzigen Freunde. Das hat auch dazu beigetragen.
Es fällt mir schon immer schwer mich nur auf nur eine Sache zu konzentrieren, das war in der Schule so und ist auch weiterhin eine Sache mit der ich kämpfe. Das hilft mir zwar in meinem Beruf das hohe parallele Arbeitspensum zu bewältigen, und hat mich dort auch schnell weitergebracht. Aber im privaten Umfeld ist es schwierig mich auch mal nur auf ein paar ruhige Stunden zu fokussieren.
Hier hat mir Cannabis als eine Art Filter geholfen, mich an den Konsumtagen für ein paar Stunden von der Serie/Film oder Musik berieseln zu lassen. Nicht alle 5 Minuten auf zu springen um noch kurz was nachzuschauen, oder die Pflanze zu gießen usw. Auch mal zuhause nicht an die aktuelle Projekt Agende in der Arbeit zu denken. Das eine Problem worüber ich mir schon die ganze Woche den Kopf zerbreche seien zu lassen. Ich habe den Konsumtag unter der Woche aber auch manchmal dafür genutzt bewusst unbeliebt Aufgaben wie Aufräumen oder Putzen zu erledigen bei welchen ich in der Regel immer schnell abgelenkt werde von anderen Gedanken.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine Familie wusste bis zu dem Vorfall nicht das ich regelmäßig konsumierte. Vor ihnen habe ich mich geschämt da mir zuhause eigentlich andere Werte vermittelt wurden. Als ich nach großer Überwindung von meiner Drogenhistorie erzählt habe, haben sie es locker genommen und mir keine Vorwürfe gemacht. Sie haben mir auch gleich Hilfe angeboten.
Da ein großer Teil meines vergangenen Freundeskreises selbst konsumierte gab es dort keine Konflikte. Bei meinen damals wenigen Drogenfreien Freunden kam das Thema selten auf, ich wusste ihre Meinung dazu. So lange ich nicht bei ihnen rauchte war es kein Problem.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
In der Regel war mein Konsum nicht an Ereignisse gekoppelt. Wenn ich größere Themen/Projekte in der Arbeit abgeschlossen hatte, habe ich mich manchmal mit einem Joint belohnt. Ansonsten war es in der Regel nur der Urlaub und die damit zusammenhängende Freizeit welche zu einem erhöhten Konsum geführt hat.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?(Warum, wann, wer?)
Gerade am Anfang habe ich viel Zeit mit meinen Drogenfreien Freunden unternommen um meine Gedanken weg von der Substanz zu lenken. Diese haben mich zu jeder Tageszeit unterstützt, ich konnte mich immer an sie wenden. Auch meine Familie hat ihre Hilfe angeboten.
Trotzdem habe ich auch selbst viel über meiner Vergangenheit nachgedacht. Was ich alles hätte schaffen können in einem Leben ohne Cannabis. Ich habe alte Hobbys wie das Schrauben wiederentdeckt. Das war für mich eine große Hilfe um den Kopf frei zu bekommen. Aber auch zu reflektieren. Die Arbeit mit den Händen ist ein Ausgleich zu meinem Beruf am Computer. Ein Ausgleich der mir die letzten Jahre gefehlt hat, das merke ich jetzt deutlich.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen? Warum? Wann?
Ich habe zum Abschluss meiner Berufsausbildung 2018 eine Pause von ca. 10 Wochen eingelegt um mich auf das Lernen für die schriftlichen Prüfungen zu konzentrieren. In dieser Zeit habe ich auch mein Abschlussprojekt ausgearbeitet welches meine volle Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert hat.
Direkt nach meiner Auffälligkeit im März hatte ich den Konsum für etwa 4 Monate eingestellt.
Es gab in meiner Konsumzeit durchaus Zeiten in denen ich 2-4 Wochen kein Cannabis konsumiert habe, da keines zu Verfügung stand. Das ist in der Regel so alle 3-6 Monate vorgekommen.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich habe Cannabis nie als das alleinige Mittel zum Abschalten gesehen, Privat war es ein Mentales Werkzeug um mich auf eine Sache zu fokussieren. In geselliger Runde einen Joint mit Freunden zu rauchen, einen Film zu schauen oder was zu spielen war aber das was mich am meisten davon abgehalten hat nicht zu konsumieren.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Bei Drogenkonsum besteht natürlich immer die Gefahr einer Abhängigkeit. Ich habe die Substanz jedoch nie als Mittel zur Entspannung oder als eine Art Problemlösung gesehen. Sonst wäre ich vermutlich schnell in den Täglichen Konsum geraten. Auch bei meinen längeren Pausen hatte ich nie ein Suchtverlangen.
Ich habe bei meinen Freunden gesehen was das Tägliche konsumieren mit einem macht. Zu jedem Problem oder stressigen Situation im Leben oder auf der Arbeit gab es nur eine Lösung und zwar, Konsumieren. Auch wenn nichts war, man hatte ja Zeit, kann man einen Rauchen. Ein Gedanke den ich nie verstanden habe. Das Problem wurde damit ja nicht gelöst, sondern aufgeschoben. Zudem wurden meine Freunde immer träger, ich habe es immer mal wieder versucht etwas außerhalb der üblichen Runde zu unternehmen. Meistens kam eine Absage.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein.
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja, rückblickend hätte ich mich spätestens nach dem ersten Ausprobieren über die Gefahren der Substanz welche in meinen Körper gelangt Informieren sollen und diese Gefahren ernst nehmen sollen. Nur weil sie die ersten male nicht direkt merkbar waren, heißt es nicht das es nicht passieren kann.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Am Anfang war es durchaus noch für eine höhere Wahrscheinlichkeit die MPU zu bestehen. Ich habe aber recht schnell gemerkt, dass es mir wesentlich besser geht. Ich habe mehr Energie und kann in der Arbeit und auf Privat mehr erledigen. Auch gegen meine sonst so impulsiven Gedankengänge habe ich mir alternativen zu Cannabis erarbeitet. Und gefühlt ist das Problem auch allgemein weniger geworden. Ich bin nicht mehr so zerstreut. Das hat allerdings einige Monate gedauert.
Hobbys welche ich die letzten Jahre schleifen lies habe ich wiederaufleben lassen. Alte Leidenschaften wie das Schrauben sind wieder entfacht und bieten mir jetzt eine Möglichkeit abzuschalten und meine Freizeit zu gestalten. Ich merke seit mehr als 9 Monaten Tag für Tag was ich damit aufs Spiel setzte.
Zudem möchte ich kein Sicherheitsrisiko mehr für mich und andere sein. Wenn ich z.B. wieder im Straßenverkehr unterwegs sein sollte. Ich möchte das man sich auf mich verlassen kann und ich wichtige Dinge nicht aufschiebe. Was in der Vergangenheit immer mal vorgekommen ist.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Ich habe mir die letzten Jahre schon öfter gedacht das ich aufhören möchte da mich, wie zuvor schon erwähnt, die negativen Aspekte des Konsums mental belastet haben. Ich habe aber selbst nie den Absprung geschafft da ich durch die falschen Freunde nie wirklich Standhaft blieb.
Als dann die Aufforderung der Führerscheinstelle zu einer MPU kam, war es nach dem initialen Schock eher wie ein Freiheitsschlag. Jetzt hatte ich ein festes Ziel vor Augen auf welches ich eine langanhaltende Änderung erzielen möchte. Das war der Startschuss.
In meiner Abstinenzzeit bin ich wieder intensiver meinem Hobby für Autos und Motorrädern nachgegangen. Habe viel Zeit in der Garage beim Schrauben verbracht, habe meinen Freunden bei ihren Fahrzeugen ausgeholfen und habe dadurch auch neue Freunde kennen gelernt. Dabei hatte ich viel Zeit mit mir selbst um über die letzten Jahre nachzudenken. Dabei bin ich zu dem Entschluss gekommen das mir diese Leidenschaft mehr gibt als es Cannabis in den vergangenen Jahren gegeben hat. Das war für mich die größte Erkenntnis
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Ich könnte wieder in alte Muster verfallen und wieder regelmäßig konsumieren. Dabei kommen natürlich auch wieder alle negativen Aspekte des Konsums hoch. Und die ganze Spirale aus welcher ich mich nun herausbegeben habe fängt wieder von vorne an. Somit kommt für mich auch in Zukunft nur ein Drogenfreies Leben in Frage. Auch weil ich einen großen Teil meines größten Hobbys nicht wieder aufs Spiel setzten möchte.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Die Umstellung war für mich kein großes Problem da ich, die Substanz nie als Lösung für meine Probleme gesehen und entsprechen missbraucht habe. Ich hatte kein Suchtverlangen wie auch schon bei meinen anderen längeren Pausen.
Ich habe bereits nach den ersten Monaten einen positiven Effekt in meinem Privatleben gemerkt. Da ich nun ein Ziel verfolgte, verging eigentlich bis heute kein Tag an dem ich nicht an meinen vergangenen Konsum gedacht habe. Erst mit dieser inneren Reflektion habe ich die Verbesserung in meiner Lebensqualität erkannt. Das habe ich in meinen bisherigen Pausen so nicht wahrgenommen.
Den sozialen Aspekt konnte ich schneller ersetzen als angenommen. Mit meinen verbleibenden Freunden konnte ich jetzt genauso gut über Probleme sprechen, dabei hat mir auch die MPU Vorbereitung geholfen. Da für mich die Aufarbeitung das negative Mantra an dem Thema genommen hat. Ich konnte faktisch aufklären und jetzt von außen sehend das ganze beleuchten. Viele sind auch interessiert an dem Thema, und da kläre ich jetzt gerne auf. Ich denke auch das ich in den letzten 6 Jahren seit Konsumbeginn etwas reifer geworden bin und somit auch besser über Sachen sprechen kann welche mich belasten.
Dennoch musste ich mir für mein Privatleben eine neue Methode erarbeiten um nicht den ganzen Abend von Aufgabe zu Aufgabe zu springen. Seit der Abstinenz ist das Problem ohnehin nicht mehr so stark wie die letzten Jahre, ich denke das der Konsum das ganze verstärkt hat. Ich bin Allgemein geordneter und erledige meine Aufgaben nach der Arbeit Größtenteils in einem Schwung und kann danach relativ gut runterkommen. Wenn mir dann noch etwas einfällt schreibe ich es einfach im Handy auf und entscheide gleich wann ich mich daran erinnern lasse. Diese extreme Unruhe kommt jetzt nicht mehr so häufig vor wie früher.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Ich habe Anfangs viel mit meinen Freunden darüber geredet wie ich die Umstellung erlebe und was mir aktuell durch den Kopf geht. Sie haben mich in dieser Zeit oft zu Freizeitaktivitäten eingeladen damit ich den Kopf frei bekomme.
Als ich im März meinen Führerschein abgegeben habe, konnte ich mich ganz auf meinen Arbeitskollegen verlassen welcher mich seit diesem Zeitpunkt mit in die Firma nimmt. Mit diesem Kollegen, welcher selbst vor ca. 9 Jahren eine Alkohol MPU gemacht hat, und seitdem strickt Abstinent lebt. Konnte ich offen und ohne Vorurteile über das Thema sprechen. Da uns beide die Leidenschaft zu Autos verbindet habe durch ihn auch neue Freunde gefunden.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Meine alten Freunde hatten wenig Verständnis das ich die Abstinenz durchziehen möchte. Da wurde das Thema runter gespielt.
Alle anderen haben durchwegs positiv reagiert, in der Arbeit war ich präsenter was ich auch von meinem Vorgesetzten gesagt bekommen habe. Meine Familie ist froh das ich jetzt mehr Zeit mit ihnen verbringe und Freunde welche ich die letzten Jahre vernachlässigt hatte sind auch glücklich das ich mein Leben umgekehrt habe und mehr Zeit mit ihnen verbringe.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Nach meiner Auffälligkeit im März 2022 hatte ich weiterhin Kontakt, auch in den ersten Wochen meiner Abstinenz ab 01.11 habe ich versucht Kontakt zu halten. Diese Personen waren die vergangenen Jahre meine engsten Freunde. Natürlich möchte man das irgendwie im Leben halten.
Ich habe versucht mich außerhalb meiner und deren Wohnung zu verabreden um einen Rückfall zu erschweren. Mal etwas Essen gehen, auf die Kartbahn oder in die Boulderhalle aber darauf habe ich immer eine Absage bekommen. Als dann immer wieder Aussagen wie „ein paar Mal ziehen wird schon nicht auffallen in den Tests“ oder „kannst ja mal CBD oder HHC ausprobieren“ kamen. Habe ich verstanden, dass sie meine Absichten eine nachhaltige Änderung in meinem Leben zu erzielen, nicht respektieren. Deshalb habe ich Dezember 2022 den Kontakt nachhaltig über alle Kanäle abgebrochen.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Da ich mich seit meiner Abstinenz nur noch mit Freunden umgebe welche selbst Drogenfrei sind, habe ich seit dem Kontaktabbruch zu meinem vergangenen Freundeskreis keinen Drogenkonsum mehr erlebt.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Sollte ich einmal in die Situation kommen das mir etwas angeboten wird oder in meiner unmittelbaren Nähe konsumiert wird, werde ich nicht drauf eingehen und dieses Gebiet nach Möglichkeit meiden. Ich weis jetzt das es mir Abstinent besser geht, und habe deshalb auch kein verlangen danach zu konsumieren.
Auch nach Abschluss meines Abstinenzprogramms hatte ich kein verlangen nach Cannabis auch kürzliche Events wie Geburtstag und Silvester haben kein Verlangen in mir geweckt. Wo ich früher doch gerne zur Feier des Tages einen geraucht habe.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Ich werde meine Abstinenz strickt weiterführen. Nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Verkehrsteilnehmer möchte ich kein Sicherheitsrisiko mehr sein. Ich weiß jetzt welche Auswirkungen der Wirkstoff auf meinen Körper und Geist hat deshalb kann ich den Rauschzustand am Steuer nicht mehr verantworten.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Privat und unter Freunden haben ich jetzt andere Methoden um meinen alten Konsum Grund zu bewältigen. Sollte ich dennoch wieder das Verlangen nach Cannabis haben weil es mir angeboten wird oder weil ich gerade eine schwere Zeit habe. Weis ich das ich mich auf meine Freunde verlassen kann. Sie wissen warum ich mich für die Abstinenz entschieden habe und sind nur einen Anruf entfernt um mir das zu sagen.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Alkohol spielt auch weiterhin keine große Rolle in meinem Leben. Da ich die Wirkung, Geschmack und alle Begleiterscheinungen von Alkohol weiterhin nicht mag. Ist es bei den 1-2 Bier auf einer Feier geblieben. Zuhause habe und hatte ich nie ein verlangen ein Bier oder etwas anderes zu trinken.