Hallo liebes Forum,
ich wurde bei meiner TF mit 1,81 Promille im Blut bei einer Verkehrskontrolle erwischt.
keinen Unfall oder ähnliches.
Der Führerschein wurde eingezogen, Strafverfahren nach Zuteilung, 9 Monate Sperre, insgesamt ca. 10 Monate.
Ich habe keinen Vorbereitungskurs absolviert (online) und habe den Führerschein neu beantragt.
In einer Woche steht bereits meine MPU an. Leider bin ich jetzt erst auf dieses tolle Forum gestoßen und hoffe, dass Ihr mir trotz der Kurzfristigkeit noch etwas Feedback geben könnt.
Nun meine beantworteten Fragen,
bitte gene Kritik und Verbesserungsvorschläge.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 31.03.2021 war ich bei der Verabschiedung meines direkten Vorgesetzten (er ist in eine andere Abteilung gewechselt), der auch gleichzeitig ein sehr guter und langjähriger Kumpel ist. Aus diesem Anlass haben wir mit den Kollegen angestoßen. Ich habe im Zeitraum von 16 Uhr bis 17 Uhr 2 Bier (0,33 l) getrunken. Das Wetter war an diesem Tag zum ersten Mal im Jahr schon fast sommerlich warm. Spontan beschlossen wir mit den Kollegen aus unserer Abteilung noch in einem Biergarten einzukehren. Dort haben wir dann weiter getrunken, nach und nach hat sich mein Vorgesetzter und die anderen Kollegen verabschiedet, bis ich gegen 19 Uhr alleine mit meinem Kollegen war, mit dem ich mir ein Büro teile (ebenfalls ein sehr guter und langjähriger Kumpel). Ich hatte meinen Kollegen zu diesem Zeitpunkt seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen, da wir Corona-bedingt abwechselt im Büro und im Homeoffice waren. Demzufolge hatten wir uns einiges zu erzählen und tranken dabei weiter Weizen. Ich habe im Verlaufe des abends bis ca. 21:00 Uhr 6 Weizen (0,5 l) und ein Glas Sekt (0,1 l) getrunken. Anschließend bin ich in mein Auto gestiegen und wollte nach Hause fahren. Ich war total betrunken und habe mich alles andere als fahrtauglich gefühlt aber da ich bereits öfter alkoholisiert (wenn auch nicht so stark wie an diesem Tag) gefahren bin machte ich mir keine großen Gedanken und bin los gefahren. Nach etwa 5 km musste ich an einem geschlossenen Bahnübergang halten und bin während der Wartezeit eingeschlafen. Als die Schranken hoch gingen und ich nicht los fuhr kam der Fahrer der Wagens hinter mir an mein Auto und klopfte an die Scheibe. Darauf hin bin ich weiter gefahren. Nach weiteren 5 km sah ich Blaulicht im Rückspiegel und hielt sofort rechts an. Die Polizisten nahmen mich mit auf die Wache und die Blutprobe ergab einen Wert von 1,81 Promille.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
16 -17 Uhr 12 Bier 0,33 l, 17 – 21 Uhr 6 Weizen 0,5 l und 1 Sekt 0,1 l.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Nach 10 km wurde ich angehalten, insgesamt betrug die Strecke 15 km.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein ich war nicht mehr fahrtüchtig, ich war übermütig und habe mich selbst überschätzt. Ich dachte es wird schon gut gehen.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte die Trunkenheitsfahrt nicht vermeiden, da ich schon öfter alkoholisiert gefahren war, habe ich mir auch dieses Mal keine großen Gedanken darüber gemacht.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ich bin vorher bereits öfter alkoholisiert gefahren, aber nicht so stark alkoholisiert wie an diesem Abend und die Strecken waren kürzer (maximal 10 km). Aufgefallen bin ich vorher nie.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Wenn ich von 20 Jahren ausgehe und im Schnitt vielleicht 3 x im Jahr betrunken gefahren bin, etwa 60 x. Ich folgere darauf, dass ich mehr Glück als Verstand hatte nicht vorher schon aufgefallen zu sein und vor allem bin ich froh, dass ich das Glück hatte, dass niemand durch mein Verhalten zu Schaden gekommen ist.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 14 trank ich auf einem Weinfest ca. eine Flasche Wein. Ich war total betrunken und musste mich übergeben.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
16. – 25. Lebensjahr: 3 bis 4 x pro Monat immer nur am Wochenende bis zu 15 Bier 0,33 l (anfangs war ich nach 5 Bier schon betrunken, im Laufe der Jahre hat es sich bis zu 15 Bier gesteigert).
25 - 30. Lebensjahr: 1 bis 2 x pro Monat immer nur am Wochenende bis zu 10 Bier 0,33 l
31. Lebensjahr bis 39. Lebensjahr: alle 2-3 Monate immer nur am Wochenende bis zu 10 Bier 0,33 l
Ab 40. Lebensjahr: 1 x im halben Jahr immer nur am Wochenende bis zu 10 Bier 0,33 l
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Meistens auf Veranstaltungen, Partys, in Kneipen, in geselligen Runden bei Freunden
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Mein Vater hat mich als Kind meist nur kritisiert und nie gelobt. Beim Fußball zum Beispiel, wenn die Trainer und Mannschaftskameraden mir attestierten ein gutes Spiel gemacht zu haben dann hat mein Vater mir gesagt, dass mein Gegenspieler sehr schlecht war und mir erzählt was ich alles nicht gut gemacht habe. Daraus resultierend war ich nicht sonderlich selbstbewusst und auch bei Kontakt mit Fremden, insbesondere vom anderen Geschlecht sehr schüchtern. Seit ich klein bin leide ich unter Psoriasis (Schuppenflechte), die in vielen Phasen meines Lebens deutlich sichtbar (auch im Gesicht) war und ebenfalls nicht für ein selbstbewusstes Auftreten sorgte. Ich hatte immer Angst deswegen gemobbt oder ausgegrenzt zu werden. Wenn ich dann auf Partys Alkohol getrunken habe hat sich mein Selbstbewusstsein gesteigert und die Kommunikation mit Fremden oder dem anderen Geschlecht lief auch einfacher. Beim Fußball ging es dann im Alter von 16 Jahren los, dass freitags nach dem Training mit der Mannschaft eine Kiste Bier getrunken wurde. Hier kam dann die Gruppendynamik noch dazu, ich wollte dazu gehören.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurden Sachen über die man sonst schmunzeln kann wesentlich lustiger und ich wurde einfach lockerer und selbstbewusster. Bei viel Alkohol waren diese Wirkungen noch mehr verstärkt aber es kam hinzu, dass ich Probleme mit dem Gleichgewicht hatte und anfing zu lallen. Irgendwann wurde ich dann auch müde und wollte ins Bett.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein kritische Hinweise gab es nie.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe keine negativen Auswirkungen festgestellt, berufliche oder private Pflichten habe ich nie vernachlässigt. Allerdings hatte ich meist einen Kater an den Tagen nach dem erhöhten Konsum und verbrachte dadurch den folgenden freien Tag mit Kopfschmerzen und Übelkeit im Bett statt etwas schönes zu unternehmen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, wie bereits geschildert war die Hochphase im Alter von 16 bis 25 Jahre, ich habe immer nur zum Feiern auf Partys getrunken, nie weil ich traurig war oder um Probleme zu bewältigen. Mit zunehmendem Alter wurden die Partys dann immer seltener, zuletzt habe ich, auch bedingt durch Corona kaum noch getrunken. Es gibt keine Umstände oder Ursachen, die meinen Alkoholkonsum beeinträchtigt haben. Durch das zunehmende Alter wurden die Partys seltener und aufgrund dessen, dass der Kater mit zunehmenden Alter auch stärker wurde wurden die Tage an denen ich getrunken heute seltener. Da wurde dann ab 30 schon abgewägt, ob es die jeweilige Party wert ist, dass man am nächsten Tag einen Kater hat und entsprechend dann auch oft schon weniger oder gar nichts getrunken.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Beim meinem ersten Kontakt mit Alkohol als ich als 14-jähriger die Falsche Wein getrunken habe war ich auf jeden Fall volltrunken, das kam hin und wieder immer mal vor.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ich habe schon öfter längere Zeit auf Alkohol verzichtet aber nicht bewusst, dass ich mir vorgenommen habe so und so lange keinen Alkohol zu trinken, sondern einfach weil es keine Anlässe (Partys) in der Zeit gab.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich dachte immer meine Trinkmengen wären noch im gesellschaftlich vertretbaren Rahmen. Ich sah auch keine negativen Auswirkungen auf mein Leben. Ich habe mich hauptsächlich als Gelegenheitstrinker eingestuft, da ich ausschließlich am Wochenende und in Gesellschaft getrunken habe. Heute würde ich mich auch so einschätzen, aber mit dem Zusatz, dass ich den Alkohol aufgrund der Menge hin und wieder missbräuchlich eingesetzt habe.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ja, Bier maximal 3 x 0,33 l, 1 x pro Monat
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Anfang August 2021 im Urlaub in der Türkei
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mir nach meiner Trunkenheitsfahrt und dem Schock, den ich darüber hatte, Gedanken gemacht, wie ich mein weiteres Leben in Bezug auf den Alkohol gestalten will. Ich will mich nicht mehr betrinken sondern kontrolliert hin und wieder bis zu maximal 3 Bier trinken. Dadurch, dass ich mich nicht mehr betrinke erkenne ich viele Vorteile. Ich habe mehr von meinen freien Wochenenden und liege nicht mit einem Kater im Bett. Ich mache noch mehr Sport als vorher und bin daher auch ausgeglichener und leistungsfähiger. Im Rahmen der MPU bin ich häufig mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren und habe mit dem Radfahren ein neues Hobby für mich entdeckt. Durch den Verzicht auf Kneipenbesuche spare ich unterdessen viel Geld, mit dem ich meine Frau zum Essen einladen kann oder hin und wieder einen Städtetrip machen kann.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe die Trunkenheitsfahrt dazu genutzt mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Mir ist dabei klar geworden, dass ich riesiges Glück hatte, dass ich durch mein Verhalten niemanden verletzt oder gar getötet habe. Das hat mir die Augen geöffnet und ich habe beschlossen, dass ich nicht mehr so sein möchte wie vorher.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Im Gegensatz zu früher mache ich bei den Trinkspielen (Würfeln um eine Runde Bier z.B.) nicht mehr mit und unterhalte mich stattdessen mit den anderen Kumpels oder spiele Dart. Ich wurde anfangs belächelt wenn ich gesagt habe, dass ich an diesem Abend gar nichts trinken möchte oder maximal drei Bier trinken werde. Aber inzwischen haben das alle akzeptiert. Am nächsten Morgen freue ich mich dann immer noch darüber keinen Kater zu haben, das ist ein tolles Gefühl.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Insgesamt bin ich jetzt viel ausgeglichener und sehr zufrieden mit meinem Leben. Ich habe große Freude an meinen Hobbies Fußball schauen, Reisen, Laufen und Wandern, für die ich jetzt noch mehr Zeit übrig habe. Ich führe tiefgründige Gespräche mit Freunden während das vorher aufgrund des zu hohen Alkoholpegels nicht möglich war. Ich bin auch selbstbewusster geworden durch Gespräche mit Freunden und mit meiner Frau. Ich hatte seit 25 Jahren lange Haare und schon seit ein paar Jahren überlegt diese abzuschneiden, aber mich nie getraut aufgrund der Angst vor einem negativen Feedback. Jetzt habe ich mich endlich dazu entschieden meine Haare abzuschneiden und habe dafür nur positive Rückmeldungen erhalten.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch meine Aufarbeitung der Gründe für die Trunkenheitsfahrt habe ich überhaupt erst wirklich festgestellt, welche Gründe es für mich gab, derart hohe Alkoholmengen zu trinken. Dabei habe ich festgestellt, dass diese ursprünglichen Gründe warum ich mir diese Verhaltensweisen eintrainiert hatte gar nicht mehr notwendig sind. So habe ich die Schüchternheit gegenüber fremden Menschen inzwischen abgelegt und kann mich auch mit Fremden sehr gut unterhalten. Ich habe inzwischen auch Gefallen daran gefunden mich normal mit Menschen unterhalten zu können und was von den Abenden mitzubekommen statt sturzbesoffen zu sein. Wenn ich allerdings merke, dass der Alkoholpegel bei anderen ausufert und man sich nicht mehr normal unterhalten kann gehe ich nach Hause. Ich mache mir auch bewusst wie es mir früher immer ging am nächsten Tag und habe dann automatisch keine Lust mich zu betrinken.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich kann natürlich nicht wissen was in der Zukunft passiert, daher kann ich einen Rückfall nie zu 100 % ausschließen. Ich bin mir jedoch ganz sicher, dass ich das nicht mehr in dem Ausmaß wie früher möchte. Ich habe mir feste Regeln gesetzt mit denen ich sehr zufrieden bin und die ich durchziehe.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch strikte Alkoholabstinenz, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin froh, dass durch mein rücksichtsloses Verhalten niemand zu Schaden gekommen ist, insbesondere die Tatsache, dass ich an den geschlossenen Schranken eingeschlafen bin hat mich sehr schockiert und mich dazu bewogen mich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich möchte so etwas nie wieder machen.
ich wurde bei meiner TF mit 1,81 Promille im Blut bei einer Verkehrskontrolle erwischt.
keinen Unfall oder ähnliches.
Der Führerschein wurde eingezogen, Strafverfahren nach Zuteilung, 9 Monate Sperre, insgesamt ca. 10 Monate.
Ich habe keinen Vorbereitungskurs absolviert (online) und habe den Führerschein neu beantragt.
In einer Woche steht bereits meine MPU an. Leider bin ich jetzt erst auf dieses tolle Forum gestoßen und hoffe, dass Ihr mir trotz der Kurzfristigkeit noch etwas Feedback geben könnt.
Nun meine beantworteten Fragen,
bitte gene Kritik und Verbesserungsvorschläge.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 31.03.2021 war ich bei der Verabschiedung meines direkten Vorgesetzten (er ist in eine andere Abteilung gewechselt), der auch gleichzeitig ein sehr guter und langjähriger Kumpel ist. Aus diesem Anlass haben wir mit den Kollegen angestoßen. Ich habe im Zeitraum von 16 Uhr bis 17 Uhr 2 Bier (0,33 l) getrunken. Das Wetter war an diesem Tag zum ersten Mal im Jahr schon fast sommerlich warm. Spontan beschlossen wir mit den Kollegen aus unserer Abteilung noch in einem Biergarten einzukehren. Dort haben wir dann weiter getrunken, nach und nach hat sich mein Vorgesetzter und die anderen Kollegen verabschiedet, bis ich gegen 19 Uhr alleine mit meinem Kollegen war, mit dem ich mir ein Büro teile (ebenfalls ein sehr guter und langjähriger Kumpel). Ich hatte meinen Kollegen zu diesem Zeitpunkt seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen, da wir Corona-bedingt abwechselt im Büro und im Homeoffice waren. Demzufolge hatten wir uns einiges zu erzählen und tranken dabei weiter Weizen. Ich habe im Verlaufe des abends bis ca. 21:00 Uhr 6 Weizen (0,5 l) und ein Glas Sekt (0,1 l) getrunken. Anschließend bin ich in mein Auto gestiegen und wollte nach Hause fahren. Ich war total betrunken und habe mich alles andere als fahrtauglich gefühlt aber da ich bereits öfter alkoholisiert (wenn auch nicht so stark wie an diesem Tag) gefahren bin machte ich mir keine großen Gedanken und bin los gefahren. Nach etwa 5 km musste ich an einem geschlossenen Bahnübergang halten und bin während der Wartezeit eingeschlafen. Als die Schranken hoch gingen und ich nicht los fuhr kam der Fahrer der Wagens hinter mir an mein Auto und klopfte an die Scheibe. Darauf hin bin ich weiter gefahren. Nach weiteren 5 km sah ich Blaulicht im Rückspiegel und hielt sofort rechts an. Die Polizisten nahmen mich mit auf die Wache und die Blutprobe ergab einen Wert von 1,81 Promille.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
16 -17 Uhr 12 Bier 0,33 l, 17 – 21 Uhr 6 Weizen 0,5 l und 1 Sekt 0,1 l.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Nach 10 km wurde ich angehalten, insgesamt betrug die Strecke 15 km.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein ich war nicht mehr fahrtüchtig, ich war übermütig und habe mich selbst überschätzt. Ich dachte es wird schon gut gehen.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte die Trunkenheitsfahrt nicht vermeiden, da ich schon öfter alkoholisiert gefahren war, habe ich mir auch dieses Mal keine großen Gedanken darüber gemacht.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ich bin vorher bereits öfter alkoholisiert gefahren, aber nicht so stark alkoholisiert wie an diesem Abend und die Strecken waren kürzer (maximal 10 km). Aufgefallen bin ich vorher nie.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Wenn ich von 20 Jahren ausgehe und im Schnitt vielleicht 3 x im Jahr betrunken gefahren bin, etwa 60 x. Ich folgere darauf, dass ich mehr Glück als Verstand hatte nicht vorher schon aufgefallen zu sein und vor allem bin ich froh, dass ich das Glück hatte, dass niemand durch mein Verhalten zu Schaden gekommen ist.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 14 trank ich auf einem Weinfest ca. eine Flasche Wein. Ich war total betrunken und musste mich übergeben.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
16. – 25. Lebensjahr: 3 bis 4 x pro Monat immer nur am Wochenende bis zu 15 Bier 0,33 l (anfangs war ich nach 5 Bier schon betrunken, im Laufe der Jahre hat es sich bis zu 15 Bier gesteigert).
25 - 30. Lebensjahr: 1 bis 2 x pro Monat immer nur am Wochenende bis zu 10 Bier 0,33 l
31. Lebensjahr bis 39. Lebensjahr: alle 2-3 Monate immer nur am Wochenende bis zu 10 Bier 0,33 l
Ab 40. Lebensjahr: 1 x im halben Jahr immer nur am Wochenende bis zu 10 Bier 0,33 l
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Meistens auf Veranstaltungen, Partys, in Kneipen, in geselligen Runden bei Freunden
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Mein Vater hat mich als Kind meist nur kritisiert und nie gelobt. Beim Fußball zum Beispiel, wenn die Trainer und Mannschaftskameraden mir attestierten ein gutes Spiel gemacht zu haben dann hat mein Vater mir gesagt, dass mein Gegenspieler sehr schlecht war und mir erzählt was ich alles nicht gut gemacht habe. Daraus resultierend war ich nicht sonderlich selbstbewusst und auch bei Kontakt mit Fremden, insbesondere vom anderen Geschlecht sehr schüchtern. Seit ich klein bin leide ich unter Psoriasis (Schuppenflechte), die in vielen Phasen meines Lebens deutlich sichtbar (auch im Gesicht) war und ebenfalls nicht für ein selbstbewusstes Auftreten sorgte. Ich hatte immer Angst deswegen gemobbt oder ausgegrenzt zu werden. Wenn ich dann auf Partys Alkohol getrunken habe hat sich mein Selbstbewusstsein gesteigert und die Kommunikation mit Fremden oder dem anderen Geschlecht lief auch einfacher. Beim Fußball ging es dann im Alter von 16 Jahren los, dass freitags nach dem Training mit der Mannschaft eine Kiste Bier getrunken wurde. Hier kam dann die Gruppendynamik noch dazu, ich wollte dazu gehören.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurden Sachen über die man sonst schmunzeln kann wesentlich lustiger und ich wurde einfach lockerer und selbstbewusster. Bei viel Alkohol waren diese Wirkungen noch mehr verstärkt aber es kam hinzu, dass ich Probleme mit dem Gleichgewicht hatte und anfing zu lallen. Irgendwann wurde ich dann auch müde und wollte ins Bett.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein kritische Hinweise gab es nie.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe keine negativen Auswirkungen festgestellt, berufliche oder private Pflichten habe ich nie vernachlässigt. Allerdings hatte ich meist einen Kater an den Tagen nach dem erhöhten Konsum und verbrachte dadurch den folgenden freien Tag mit Kopfschmerzen und Übelkeit im Bett statt etwas schönes zu unternehmen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, wie bereits geschildert war die Hochphase im Alter von 16 bis 25 Jahre, ich habe immer nur zum Feiern auf Partys getrunken, nie weil ich traurig war oder um Probleme zu bewältigen. Mit zunehmendem Alter wurden die Partys dann immer seltener, zuletzt habe ich, auch bedingt durch Corona kaum noch getrunken. Es gibt keine Umstände oder Ursachen, die meinen Alkoholkonsum beeinträchtigt haben. Durch das zunehmende Alter wurden die Partys seltener und aufgrund dessen, dass der Kater mit zunehmenden Alter auch stärker wurde wurden die Tage an denen ich getrunken heute seltener. Da wurde dann ab 30 schon abgewägt, ob es die jeweilige Party wert ist, dass man am nächsten Tag einen Kater hat und entsprechend dann auch oft schon weniger oder gar nichts getrunken.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Beim meinem ersten Kontakt mit Alkohol als ich als 14-jähriger die Falsche Wein getrunken habe war ich auf jeden Fall volltrunken, das kam hin und wieder immer mal vor.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ich habe schon öfter längere Zeit auf Alkohol verzichtet aber nicht bewusst, dass ich mir vorgenommen habe so und so lange keinen Alkohol zu trinken, sondern einfach weil es keine Anlässe (Partys) in der Zeit gab.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich dachte immer meine Trinkmengen wären noch im gesellschaftlich vertretbaren Rahmen. Ich sah auch keine negativen Auswirkungen auf mein Leben. Ich habe mich hauptsächlich als Gelegenheitstrinker eingestuft, da ich ausschließlich am Wochenende und in Gesellschaft getrunken habe. Heute würde ich mich auch so einschätzen, aber mit dem Zusatz, dass ich den Alkohol aufgrund der Menge hin und wieder missbräuchlich eingesetzt habe.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ja, Bier maximal 3 x 0,33 l, 1 x pro Monat
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Anfang August 2021 im Urlaub in der Türkei
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mir nach meiner Trunkenheitsfahrt und dem Schock, den ich darüber hatte, Gedanken gemacht, wie ich mein weiteres Leben in Bezug auf den Alkohol gestalten will. Ich will mich nicht mehr betrinken sondern kontrolliert hin und wieder bis zu maximal 3 Bier trinken. Dadurch, dass ich mich nicht mehr betrinke erkenne ich viele Vorteile. Ich habe mehr von meinen freien Wochenenden und liege nicht mit einem Kater im Bett. Ich mache noch mehr Sport als vorher und bin daher auch ausgeglichener und leistungsfähiger. Im Rahmen der MPU bin ich häufig mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren und habe mit dem Radfahren ein neues Hobby für mich entdeckt. Durch den Verzicht auf Kneipenbesuche spare ich unterdessen viel Geld, mit dem ich meine Frau zum Essen einladen kann oder hin und wieder einen Städtetrip machen kann.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe die Trunkenheitsfahrt dazu genutzt mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Mir ist dabei klar geworden, dass ich riesiges Glück hatte, dass ich durch mein Verhalten niemanden verletzt oder gar getötet habe. Das hat mir die Augen geöffnet und ich habe beschlossen, dass ich nicht mehr so sein möchte wie vorher.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Im Gegensatz zu früher mache ich bei den Trinkspielen (Würfeln um eine Runde Bier z.B.) nicht mehr mit und unterhalte mich stattdessen mit den anderen Kumpels oder spiele Dart. Ich wurde anfangs belächelt wenn ich gesagt habe, dass ich an diesem Abend gar nichts trinken möchte oder maximal drei Bier trinken werde. Aber inzwischen haben das alle akzeptiert. Am nächsten Morgen freue ich mich dann immer noch darüber keinen Kater zu haben, das ist ein tolles Gefühl.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Insgesamt bin ich jetzt viel ausgeglichener und sehr zufrieden mit meinem Leben. Ich habe große Freude an meinen Hobbies Fußball schauen, Reisen, Laufen und Wandern, für die ich jetzt noch mehr Zeit übrig habe. Ich führe tiefgründige Gespräche mit Freunden während das vorher aufgrund des zu hohen Alkoholpegels nicht möglich war. Ich bin auch selbstbewusster geworden durch Gespräche mit Freunden und mit meiner Frau. Ich hatte seit 25 Jahren lange Haare und schon seit ein paar Jahren überlegt diese abzuschneiden, aber mich nie getraut aufgrund der Angst vor einem negativen Feedback. Jetzt habe ich mich endlich dazu entschieden meine Haare abzuschneiden und habe dafür nur positive Rückmeldungen erhalten.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch meine Aufarbeitung der Gründe für die Trunkenheitsfahrt habe ich überhaupt erst wirklich festgestellt, welche Gründe es für mich gab, derart hohe Alkoholmengen zu trinken. Dabei habe ich festgestellt, dass diese ursprünglichen Gründe warum ich mir diese Verhaltensweisen eintrainiert hatte gar nicht mehr notwendig sind. So habe ich die Schüchternheit gegenüber fremden Menschen inzwischen abgelegt und kann mich auch mit Fremden sehr gut unterhalten. Ich habe inzwischen auch Gefallen daran gefunden mich normal mit Menschen unterhalten zu können und was von den Abenden mitzubekommen statt sturzbesoffen zu sein. Wenn ich allerdings merke, dass der Alkoholpegel bei anderen ausufert und man sich nicht mehr normal unterhalten kann gehe ich nach Hause. Ich mache mir auch bewusst wie es mir früher immer ging am nächsten Tag und habe dann automatisch keine Lust mich zu betrinken.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich kann natürlich nicht wissen was in der Zukunft passiert, daher kann ich einen Rückfall nie zu 100 % ausschließen. Ich bin mir jedoch ganz sicher, dass ich das nicht mehr in dem Ausmaß wie früher möchte. Ich habe mir feste Regeln gesetzt mit denen ich sehr zufrieden bin und die ich durchziehe.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch strikte Alkoholabstinenz, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin froh, dass durch mein rücksichtsloses Verhalten niemand zu Schaden gekommen ist, insbesondere die Tatsache, dass ich an den geschlossenen Schranken eingeschlafen bin hat mich sehr schockiert und mich dazu bewogen mich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich möchte so etwas nie wieder machen.