21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Zuerst war es reine Neugierde was neues zu erleben. Im späteren Verlauf meines Konsums habe ich Cannabis als Stressbewältigung und Konfliktbewältigungsmittel genutzt. Da ich relative früh angefangen habe Cannabis zu konsumieren und ich als Jugendlicher noch sehr unsicher war, was die Bewältigung von Konflikten und Stress angeht, hat sich die Methode Cannabis zu rauchen, um Konflikte beiseite zu schieben, als vermeintlich gut angefühlt, da durch den Rausch die Probleme, die mich Abends trieben in den Hintergrund gerückt sind. Es hat nur eine Kleinigkeit gebraucht, wie ein Brief, Aufgaben die ich noch nicht erledigt habe und mir im Kopf schwirrten, eine Auseinandersetzung mit meiner Familie, Freundin oder Freunden und ich fühlte mich gestresst und griff zum Cannabis. Als ich mit meiner ersten Freundin zusammenwohnte habe ich am meisten geraucht, weil sie auch viel rauchte und wir unsere toxische Beziehung mit dem gemeinsamen Rausch verdrängten. Durch meine Abstinenz habe ich auch bemerkt, dass der dauerhafte Konsum von Cannabis mich in meiner Kompetenz, in der Bewältigung von Stress und Konflikten gebremst hat.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine Familie hat meinen Cannabiskonsum lange nicht mitbekommen. Mit 18 Jahren habe ich mich meiner Familie diesbezüglich mitgeteilt. Es wurde von Ihnen nicht gut aufgenommen aber Sie mussten es ja akzeptieren. Seit dem war ich immer quasi das schwarze Schaf in der Familie. Dann gab es noch meine Konsumfreunde, die haben sich natürlich nie negativ zu Cannabis geäußert. Sondern aussagen getätigt wie: „die anderen Menschen die nicht rauchen gehören zur Versnobten-Spießer-Gesellschaft.“
Mein Konsum hat zwischen mir und meiner Freundin, mit der ich mittlerweile seit über 3 Jahre zusammen bin, auch immer wieder zu Spannungen geführt. Wenn wir Abends zusammen waren und ich was geraucht hatte gab es oft Konflikte, weil ich berauscht oft unaufmerksam und oder desinteressiert ihr gegenüber war.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Da ich Cannabis nicht nur zur Bewältigung von Problemen geraucht habe, sondern auch, weil ich gerne geraucht habe, war jedes Wochenende ein Ereignis um mehr zu rauchen. Aber vor allem in dem halben Jahr wo ich mit meiner ersten Freundin zusammen gewohnt habe, die auch viel Konsumiert hatte.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Nein ich habe mich selber dafür entschieden abstinent zu leben, und als meine Entscheidung gefallen war, viel es mir auch nicht schwer.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Konsumpausen gab es mehrere im Jahr. Meistens wenn wir zu Weihnachten zur Familie nach Bayern fahren. (5 bis !0 Tage.)Oder auch der Besuch im Sommer bei der Familie in Bayern. (Auch so 5 – 10 Tage). Oder 3 bis 4 im Jahr über das Wochenende, wenn wir zu meiner Oma und meinen Onkel nach Niedersachsen gefahren sind.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Vor allem ich selber. Ich denke, weil ich früh vermeintlich gelernt hatte (mit Mitte 16) Problemen und Stress mit dem Cannabiskonsum aus dem Weg zu gehen, anstatt mich mit meinen Problemen und Defiziten auseinanderzusetzten. Vor allem hat sich mein Defizit in der Stress und Problembewältigungskompetenz nicht weiterentwickelt durch den Cannabiskonsum und ich steckte quasi in einem Kreislauf. Da Problem = Cannabis = Problem nicht gelöst = Problem = Cannabis und so ging das einige Jahre.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ja. Allgemein ist jeder der Drogen konsumiert ob Alkohol, Cannabis oder andere Drogen der Gefährdung ausgesetzt eine Abhängigkeit zu entwickeln.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein.
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja, wenn ich meiner ersten Neugierde was Cannabis angeht wiedererstanden hätte. Dadurch nicht die Möglichkeit gefunden hätte Defizite zu kompensieren anstatt mich Ihnen zu stellen und meine Kompetenzen zur Bewältigung von Stress und Problem Zuge meines heranwachsen von Jugendlichen zu Erwachsenen Person nicht ausgebremst sonder weiterentwickelt hätte.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil ich in der Abstinenz erlebe das es mir im Vergleich zu meiner Zeit als ich konsumierte viel besser geht. Wenn ich mich an meine Gefühlslage erinnere, die sich in mir breit gemacht, hat nachdem ich Cannabis geraucht habe (die oft sehr unangenehm war), ist das immer wieder eine Bestätigung das ich dahin nie wieder zurück möchte.
Generell habe ich Ziele im Leben. Und ich habe erkannt das ich mich durch den Konsum aufhalte diese Ziele zu erfüllen. Ich habe schon während meines Konsums gemerkt, dass meine Ziele oft mit Problemen verbunden waren, die gelöst werden mussten. Cannabis hat mich oft ausgebremst oder die Unsicherheit verstärkt diese Herausforderungen anzugehen. Seid meiner Abstinenz habe ich schon viele Dinge erreicht die ich wahrscheinlich nicht schnell oder so gut erreicht hätte. Ich habe zum Beispiel mein Abitur nachgeholt. Fange im Juli meine Traumausbildung als Anlagenmechaniker in der Industrie an, die auch mit dem Führerschein verbunden ist und ich stehe kurz davor mit Freunden und meiner Freundin ein Grundstück mit 2 Häusern zu kaufen, um uns eine eigene Bleibe auf dem Land zu schaffen. Bei dem Hausprojekt war und bin ich Ideengeber und Antreibende Zentrale Person. Darauf bin ich sehr stolz.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
September 2019 habe ich erkannt das ich meinen Konsum beenden möchte. Als die Verwaltungsakte rund um meine Drogenfahrt anfingen, habe ich mich per Anwalt dagegen gewährt, denn ich fühlte mich nicht schuldig und per unrecht behandelt. September 2019 ergab sich dann, dass an der MPU und der Abstinenz kein Weg vorbeiführt. Januar 2020 habe ich aufgehört zu konsumieren. Der wirkliche Knackpunkt hat im März 2020 stattgefunden. Weil ich durch die Abstinenz bemerkte, dass mir das Leben und die Konflikte die im Alltag auftauchen viel leichter zu bewältigen sind. Seit dem bin glücklicher und eigentlich sogar dankbar, dass ich in die Situation geraten bin eine MPU zu machen.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Weil ich durch die Abstinenz bemerkte, dass mir das Leben und die Konflikte die im Alltag auftauchen viel leichter zu bewältigen sind. Auch wenn ich an meine Abendliche bedrückende Stimmungslage denke die nach dem Konsum erlebt habe möchte ich dahin nie wieder zurück. Auch die Dinge die ich seit meiner Abstinenz erreicht habe, möchte ich mir nicht mehr verbauen. Auch zukünftige Ziele und Träume, das weiß ich, werde ich durch eine abstinente Lebensweise besser erreichen können. In meinen Ausbildungsvertrag steht auch, dass ein Führerscheinverlust ein sofortiger Kündigungsgrund ist und meinen Traumjob würde ich niemals durch Cannabis gefährden wollen.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Am Anfang war ich sauer und habe mich zu Unrecht von den Behörden behandelt gefühlt. Aber nach drei Monaten meiner Abstinenz war ich sehr glücklich über meine persönliche Entwicklung. Entzugserscheinungen hatte ich keine. Ich konnte sogar relativ zügig nach dem Beginn meiner Abstinenz besser einschlafen als in der Zeit wo ich noch Cannabis konsumierte.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Ich habe mir früh zu Beginn der Abstinenz Lektüren besorgt die Drogenmissbrauch thematisieren. Diese haben mir geholfen zu reflektieren. Auch das Schnell aufblühende wieder enger gewordene Verhältnis zu meiner Familie hat mich nur gestärkt. Und auch meine Freundin, die sich schon länger ein Cannabis freies Leben für mich gewünscht hat. Wir sind durch meine Abstinenz noch enger zusammen gerückt und unsere Beziehung ist noch stärker geworden.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Sehr positiv, der Kontakt zur meiner Familie ist viel intensiver, enger und intimer. Die Beziehung zwischen mir und meiner Freundin ist enger und stärker. Kontakt zu meinen Konsumfreunden habe ich abgebrochen. Und ich habe mir einen neuen Freundeskreis aufgebaut, der kein Cannabis konsumiert. Unter anderem starte ich mit diesen unser Hausprojekt in Sachsen Anhalt.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Nein den Kontakt habe ich abgebrochen und ich werde ihn in Zukunft auch vermeiden. Im nachhinein fand ich schon erstaunlich, dass mich nur der Cannabiskonsum mit vermeintlichen Freunden verbunden hat und man sonst kaum bis keine Interessen geteilt hat.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Nein, in meinem direkten Freundeskreis konsumiert keiner illegale Drogen. Aber in Berlin Kreuzberg trifft man schon hin und wieder Freunde von Freunden, die konsumieren. Diese zähle ich aber nicht zu meinem Bekanntenkreis. Ich ziehe Ende Juli nach Lübeck und solche Situationen werden dann auch nicht mehr vorkommen. Dort werde ich auch nur Kontakt mit Menschen suchen die nichts konsumieren.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich werde strikt abstinent leben, weil es mir dadurch viel besser geht und ich meine Ziele, wie meine Ausbildung nicht durch Cannabiskonsum behindern möchte. Auch würde nur die Beziehung zwischen meiner Freundin und meiner Familie darunter leiden. Den Kontakt mit Drogen und Drogenkonsumenten werde ich meiden.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
In dem ich strikt abstinent leben werde. Durch die Abstinenz und durch die Aufarbeitung meines Konsumverhaltens weiß ich jetzt, dass es mir viel besser geht, wenn ich nichts konsumiere. Auch möchte ich mich und andere nicht den Gefahren im Straßenverkehr aussetzten, die durch die Wirkungen des Cannabis entstehen.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Theoretisch schließe ich einen Rückfall für mich aus. Falls eine eine Situation entstehen sollte, die mich potenziell rückfällig werden lässt, werde ich den Kontakt zu meiner Familie und meiner Freundin suchen, mit denen ich seit meiner Abstinenz über alles reden kann. Auch habe ich keine Scheu mir professionelle Hilfe zu suchen falls ich sie benötige. Denn ich weiß durch eigene Erfahrung damals zur Trauerbewältigung nach dem Tod meiner Eltern das ein Psychologe oder ein Therapeut in Situationen in der man nicht mehr weiter weiß einem hilfreich beiseite stehen kann.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Ich trinke nur sehr selten meistens nur zu besonderen Anlässen Alkohol und dann auch nur kleine Mengen. Z.B. nach der Zeugnisvergabe zum Abitur. Zu Weihnachten oder Neujahr und manchmal wenn wir meine Oma in Niedersachsen besuchen. Da gibt es dann einen Schluck Eierlikör aus dem Schokobecher.