Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Unmittelbar nach der Trunkenheitsfahrt habe ich eine 4-monatige Trinkpause eingelegt. Seitdem trinke ich kontrolliert Alkohol, maximal 8 Trinkanlässe pro Jahr mit nicht mehr als einer Trinkeinheit.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zuletzt habe ich Alkohol am 08.02.2020 (1 Biermischgetränk, 2,5 vol.-%) getrunken, bevor ich auf alkoholfreie Getränke umgestiegen bin. Davor war der letzte Alkoholkonsum am 27.07.2019 um ca. 15:00 Uhr auf dem Geburtstag meines Großvaters. Dort habe ich mit einem Glas Sekt 0,1l angestoßen und bin dazu übergegangen, alkoholfreie Getränke zu trinken.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein. Ein Bier ist immer noch ein Bier und die Sorte macht für mich dabei keinen Unterschied und auch nicht, ob Alkohol enthalten ist oder nicht (bzw. nur in geringen Mengen). Für mich findet Alkoholkonsum nur geregelt statt und zwar, wenn ein vorher festgelegter Trinkanlass (z. B. Geburtstag des Großvaters) ansteht (insgesamt nicht mehr als 8x pro Jahr) und dieser im Voraus so geplant ist, dass mögliche Fahrten unter Alkoholeinfluss absolut ausgeschlossen sind. Die Trinkmenge entspricht hier einer Standardeinheit (z. B. 0,1l Sekt). Wenn ich hier gegen meine eigenen Regeln verstoße, ist es der erste Schritt, in alte Muster zu verfallen. Aus einem alkoholfreien Bier wird ein alkoholhaltiges und aus gelegentlich wird häufig. Daher ganz klar: Nein!
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich glaube, dass Alkohol in der Gesellschaft eine Art Ventil darstellt, sich legal in einen rauschartigen Zustand begeben zu können und damit das Bedürfnis befriedigt wird, Grenzen zu überschreiten. Ich für meinen Teil habe in der Vergangenheit gezeigt, dass ich diese Grenzen des Öftern maßlos überschritten habe und nicht verantwortungsbewusst mit Alkohol umgehen konnte. Es war ein Kontrollverlust!
Da mir der unkontrollierte Umgang mit Alkohol ausschließlich geschadet hat, habe ich mich für kontrollierten Alkoholkonsum entschieden, um Herr der Lage zu sein, Alkohol als Genussmittel anzusehen und mich trotzdem nicht selbst zusätzlichem Druck auszusetzen. Eine vollständige Abstinenz würde für mich bedeuten, dass eine Abhängigkeit meinerseits vorgelegen hat und jedweder Kontakt mit Alkohol vermieden werden muss. Alkohol in Soßen beim Essen, Kuchen und Gebäck mit geringen Anteilen an Alkohol und auch Mundwasser mit Alkoholanteilen wären ein No-Go, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Diese Abhängigkeit sehe ich bei mir nicht. Vielmehr habe ich fälschlicherweise versucht, durch Alkohol Anschluss zu finden und dazuzugehören, nicht der „Miesepeter“ zu sein und auch, um schlichtweg den Spaßfaktor zu erhöhen. Es war leichter, einfach „ja“ zu sagen und zu trinken, wenn ich dazu aufgefordert worden bin, als zu wissen, wo meine Grenzen sind und abzulehnen. Die Trunkenheitsfahrt war für mich der letzte Schuss vom Buk, bevor sich aus meinem missbräuchlichen Konsum wirklich eine Abhängigkeit entwickelt hätte. Damit hätte ich mein privates, berufliches und familiäres Leben aufs Spiel gesetzt. Zugleich war sie das Startsignal, damit ich mich intensiv mit meinem Leben und Alkoholkonsum auseinandersetze, was ich vorher gemieden habe.
Ich kann sagen, dass meine Lebensqualität seit dem geregelten Konsum deutlich zugenommen hat. Ich habe viel mehr Struktur in meinem Alltag, was mir nicht nur privat zugutekommt, sondern sich auch äußerst positiv in meiner Arbeit widerspiegelt. Außerdem gestalte ich meine Tage aktiver, bin leistungsfähiger und motivierter als vorher. Dies wurde z. B von meinem Arbeitgeber wahrgenommen, sodass ich ab 01.03.2020 eine neue und höhere Position mit neuen Herausforderungen antreten darf. Neben dem kontrollierten Trinken habe ich ebenfalls seit dem 15.08.2019 aufgehört, Zigaretten zu rauchen und betätige mich lieber sportlich. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie elend es mir am darauffolgenden Tag der Trunkenheitsfahrt ging, wie ich keinen klaren Gedanken fassen konnte und mein Körper regelrecht vergiftet war. Dieser Zustand ist Vergangenheit und gehört auch definitiv dorthin. Für mich sind meine Freundin, Familie und richtige Freundschaften in den Fokus gerückt, wo ich viel lieber Zeit und Energie investiere, weil ich auch einfach viel mehr zurückbekomme.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe mein Trinkverhalten deutlich reduziert, weil die Trunkenheitsfahrt gezeigt hat, dass es allerhöchste Eisenbahn ist. Davor habe ich nicht über meinen Alkoholkonsum nachgedacht und eine Abhängigkeit wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit bloß eine Frage der Zeit gewesen. Ich habe mir seither viele Gedanken gemacht und mich dazu entschieden, mein Leben umzukrempeln und nicht mehr so weiterzuleben wie bisher. Durch die Beratung mit einem Verkehrspsychologen konnte ich u.a. meine Vergangenheit aufarbeiten und meine Motive für meinen Umgang mit Alkohol offenlegen. Auch wenn es zu Beginn sehr unangenehm war, darüber zu sprechen und mir selbst eingestehen zu müssen, dass ich ein Problem im Umgang mit Alkohol habe, schaue ich äußerst positiv auf die Beratung zurück.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Unmittelbar nach meiner Trunkenheitsfahrt war ich am darauffolgenden Tag in einem tranceähnlichen Zustand, in dem ich nicht wirklich einen klaren Gedanken fassen konnte. Ich wollte die Tatsache, dass ich meinen Führerschein wegen Alkohol am Steuer verloren habe, nicht wahrhaben. Ich habe es einfach verdrängt. Den ganzen Tag bin ich verkatert, ziel- und planlos in der Wohnung umhergelaufen und des Öfteren an mein Küchenfenster herangetreten, weil ich sonst, von dort aus, das geparkte Auto sehen konnte. Ich hatte so viel Wut in mir, die sich gegen alles und jeden gerichtet hat und die Schuld dafür habe ich auch nicht bei mir gesucht. Ich war wütend, dass die Polizei ausgerechnet an dem Tag, um diese Uhrzeit, in dieser Straße entlanggefahren ist und ich mit einem defekten Reifen auf den letzten Metern gesehen wurde. Auch war ich wütend, dass der Sinn des Zusammenkommens in der Clique, mit der ich getrunken habe, darin bestand, ein Saufgelage zu veranstalten. Ich hatte an besagtem Tag nicht einmal Lust, Alkohol zu trinken.
Da ich aus beruflichen Gründen auf meinen Führerschein sowie mein Fahrzeug angewiesen war, habe ich am 2. Tag nach der Trunkenheitsfahrt, nachdem ich auch wieder einigermaßen klar denken konnte, alle meine Vorgesetzten über meinen Verlust des Führerscheins wegen Alkohol am Steuer informiert. Verheimlichen konnte ich es sowieso nicht, auch wenn ich das am Liebsten getan hätte. Es war mir so unendlich unangenehm, meinen Führerscheinverlust den Personen mitzuteilen, vor denen man sich stets von seiner besten Seite zeigen möchte. Gleichzeitig war dieses Geständnis aber auch der Start dafür, dass ich angefangen habe, die Fehler bei mir und meinem Verhalten zu suchen oder zumindest kritisch zu hinterfragen. Es soll jetzt nicht der falsche Eindruck entstehen, dass ich diesen Prozess nach 1 Tag durchlaufen habe, denn das Gegenteil ist hier der Fall. Es hat mehrere Wochen gedauert, bis ich wirklich Einsicht gezeigt habe.
Mehr aus einer Kurzschlussreaktion heraus hatte ich direkt nach der Trunkenheitsfahrt eine 4-monatige Trinkpause eingelegt. Ich mied Alkohol komplett. Ich wollte mir so einerseits beweisen, dass ich keine Alkoholabhängigkeit habe und andererseits, dass es mir nicht schwerfällt, auf Alkohol zu verzichten. Fest stand in jedem Fall, dass sich mein Umgang mit Alkohol von Grund auf ändern muss, da ja offensichtlich ein Problem bestand.
Nur wenige Tage nach der Trunkenheitsfahrt hatte ich ein Mitarbeitergespräch, wo es um meine berufliche Zukunft gehen sollte. Man war mit meinen Leistungen sehr zufrieden und die Überraschung war für alle beteiligten groß, weil man, so teilte man mir mit, es nicht von mir erwartet hätte. Ich habe ein Angebot bekommen, weiterhin für das Unternehmen tätig zu sein. Die Stelle jedoch war in der Hauptgeschäftsstelle und gute 200 km von meinem jetzigen Wohnort entfernt. Für mich stand fest, dass ich hier eine zweite Chance bekommen habe und ich, nach Rücksprache mit meiner Freundin, von nun an unter der Woche woanders wohne. Es sind 12 Tage vergangen, bevor ich in die Nähe meines Arbeitgebers gezogen bin. So konnte ich weiterhin einem geregelten Leben nachgehen, war finanziell abgesichert und habe mich persönlich durch neue Herausforderungen weiterentwickeln können.
Seitdem sind gut 11 Monate vergangen und ich habe mich nach eigener Einschätzung sehr gut mit der Situation arrangiert. Auch wenn ich das kontrollierte Trinken nach meiner Trinkpause erst lernen und verinnerlichen musste, finde ich es super, von nun an stets einen Plan zu haben und alles im Vorfeld zu organisieren. Z. B. fand am 27.07.2019 die Geburtstagsfeier meines Großvaters statt. Im Vorfeld habe ich mit meiner Freundin besprochen, dass ich mit einem Glas Sekt (0,1l) anstoßen werde und danach auf alkoholfreie Getränke umsteige. Sie hat als Fahrerin keinen Alkohol getrunken. An den Plan habe ich mich gehalten, auch wenn andere Familienmitglieder im Laufe des Tages weitere alkoholische Getränke konsumiert und mir angeboten haben. Auch bei der Weihnachtsfeier mit Arbeitskollegen am 22.11.2019 bin ich unfreiwillig auf die Probe gestellt worden. An diesem Abend haben meine Arbeitskollegen reichlich Bier getrunken. Mein Plan war es von vorne herein, an diesem Abend gar keinen Alkohol zu trinken. Im Laufe des Abends wurde mir immer Mal wieder ein Glas Bier angeboten/hingestellt und mit einem Augenzwinkern gemeint, dass ein Glas ja kein Glas sei. Ich habe dankend, aber auch selbstbewusst, abgelehnt und sowas gesagt wie: „Vielen Dank, aber ich amüsiere mich auch so ganz gut!“ und bin meinem Plan, nämlich keinen Alkohol zu trinken, treu geblieben. Weder wurde ich ausgegrenzt (was u.a. früher meine Befürchtung war, wenn ich Alkohol ablehnen würde), noch habe ich Alkohol gebraucht, um Spaß zu haben und mich zu amüsieren. Es war ein richtig lustiger und schöner Abend – alkoholfrei, ohne Kater am nächsten Tag. Es war auch eine neue Erfahrung für mich, nüchtern mitzuerleben, wie sich das Verhalten anderer mit jedem Glas Bier veränderte. Aus der anfänglichen Lockerheit nach einigen Gläsern Bier hat man sich bei einigen Kollegen zunehmend unwohl gefühlt, da sie angefangen haben, etwas aufdringlich zu werden und körperliche Nähe gesucht haben. Auch die Vollständig- und Sinnhaftigkeit einiger Sätze hat zunehmend gefehlt und einen Zusammenhang gab es nicht zwangsläufig. Im späteren Verlauf stieg auch das Diskussionspotenzial, während die Kritikfähigkeit abnahm. Ebenso hat die Koordination nachgelassen. Ein paar Kollegen konnten nicht mehr gerade laufen und auch mit den Armen gab es unkontrollierte Bewegungen; damit musste man rechnen. In Aggression oder Gewalt ist die Stimmung nicht umgeschlagen. Insgesamt war das Verhalten einiger Kollegen für mich eher beschämend als locker und lustig und wenn ich bedenke, dass ich mich genauso oder noch schlimmer Verhalten habe, dann schäme ich mich sogar im Nachhinein für mich selbst. Meine damalige Wahrnehmung war fälschlicherweise genau das Gegenteil von dem, was Realität ist. Heute finde ich es eher beschämend als lustig und locker. Ich habe durchaus noch weitere Abende erlebt, bei denen sich die Eindrücke manifestiert haben.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich für meinen Teil erlebe nur Vorteile durch mein geändertes Verhalten. Ich bin aktiver geworden und treibe mindestens 3x Woche Sport – Fahrradfahren, Joggen, Power-Workout. Die Zeit, die ich früher verkatert im Bett verbracht habe, nutze ich heute sinnvoller, indem ich z. B. mit meiner Freundin ausgehe oder einen schönen Tag mit meiner Familie verbringe. Auch fühle ich mich aufgeweckter, gesünder und fitter. Ich merke auch bei der Arbeit, dass ich meine Leistungen kontinuierlich besser und schneller abrufen kann und aufnahmefähiger bin.
Mein Fokus hat sich dahingehend geändert, dass ich nach vorne in eine gesunde Zukunft mit meiner Freundin blicken möchte. Sie ist eine wahnsinnige Bereicherung in meinem Leben, stärkt mir den Rücken und hat immer ein offenes Ohr sowie den passenden Ratschlag für mich. „Hinter jedem starken Mann steht eine noch stärkere Frau“ so sagt man und das trifft es ziemlich gut.
In meinem Umfeld hat sich ebenfalls einiges getan, da ich mich von den Leuten getrennt habe, die mich nicht voranbringen. Ich habe eine wundervolle Beziehung, die tollste Familie auf der Welt und genügend Freunde um mich herum, für die Alkohol keine Rolle spielt, sondern die es begrüßen, keinen Alkohol zu trinken. Ich habe gelernt, auch einfach Mal „Nein“ zu sagen und mich daran zu halten, was ich für richtig empfinde und was gut für mich ist. Wenn jemand am nächsten Tag mit einem Kater den Tag im Bett verbringen möchte, dann soll es so sein. Für mich kommt das nicht in Frage. Ich finde es toll, die Kontrolle über mich zu haben und auch zu behalten. Ich freue mich regelrecht, weiterhin an mir zu arbeiten und die positive Entwicklung aufrecht zu erhalten.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Seit meiner Trunkenheitsfahrt habe ich die Zeit genutzt, um mich intensiv mit meinem damaligen Verhalten auseinanderzusetzen. Ich habe ein besseres Verständnis für Alkohol und dessen Wirkung entwickelt, meine inneren und äußeren Motive kennengelernt und eine Verhaltensänderung durchlebt. Ich habe erkannt, dass ich mich mit den richtigen Leuten umgeben muss, die mir stets das Gefühl geben, dazuzugehören, ohne, dass ich etwas beweisen muss. Auch habe ich in den letzten Monaten gelernt, Alkohol höflich, aber bestimmt und selbstbewusst(!), abzulehnen und mein Leben nach meinen Regeln zu leben. Dies konnte ich an diversen Abenden mit Arbeitskollegen und Freunden festigen. Ich habe das Glück, dass ich mit meiner Freundin und meiner Familie alles teilen kann und ich immer Unterstützung erhalte, weshalb hier Alkohol überhaupt keine Lösung darstellt. Ich bin körperlich und geistig auf einem hohem Niveau und es geht mir einfach richtig gut damit. Dies wirkt sich auch positiv auf mein Auftreten aus und erhöht zudem meine Leistungen im Beruf. Ich setze mich mit Situationen intensiver auseinander, durchdenke die Situationen und überlege mir genau, was auf mich zukommt, sodass ich keine Überraschungen erlebe, über die ich mir im Vorfeld keine Gedanken gemacht habe. Sollte ich dennoch unerwarteterweise in eine für mich brenzliche Situationen geraten, trete ich schlichtweg aus dieser Situation aus, sodass Probleme im Keim erstickt werden. Zudem gilt für mich immer die erste Regel für das kontrollierte Trinken: Auto (und auch Fahrrad) fahren und Alkohol trinken werden konsequent voneinander getrennt.
Ich weiß, dass mein neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt, weil ich auch zukünftig an mir arbeite und es mir viel wichtiger ist, eine schöne Zukunft mit meiner Freundin (hoffentlich auch bald Verlobte), meiner Familie und den richtigen Freunden zu erleben, als mich in einen Rausch zu trinken. Ich werde nicht nur in den nächsten Monaten Trauzeuge auf der Hochzeit meines Bruders sein, sondern auch Patenonkel. Damit wächst auch die Verantwortung, die ich habe. Dieses entgegengebrachte Vertrauen, möchte und werde ich nicht enttäuschen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Prinzipiell denke ich, dass niemand davor gewahrt ist, nicht in alte Muster zurückzufallen und bedenkt man, dass ca. 50 % derjenigen wieder auffallen, die eine Trunkenheitsfahrt hinter sich haben, steht die Statistik auch nicht all zu gut. Dennoch zeigen genau die anderen ca. 50 %, dass man auch aus seiner Fehlern lernt und hierzu zähle ich mich.
Ich habe seit der Trunkenheitsfahrt am 03.03.2019 mein Verhalten von Grund auf verändert. Zusammen mit einem Verkehrspsychologen konnte ich Strategien erarbeiten, eben genau nicht wieder in diese Muster zu verfallen. Hierzu zählen u.a., dass bei mir jede Feier, jeder Geburtstag oder jedes Fest akribisch geplant werden und ich nicht mehr als eine Standardeinheit konsumiere. Dies ist auch nur dann der Fall, wenn das Auto unumstritten vom Trinkanlass getrennt ist.
Weiterhin konnte ich durch über 7 Monate kontrolliertes Trinken lernen, „Nein“ zu sagen und höflich, aber bestimmt Alkohol abzulehnen sowie aus Situationen herauszutreten, die dazu führen könnten, in alte Muster zu verfallen.
Außerdem habe ich meinen Freundeskreis angepasst. „Freunde“, die lediglich mit mir um die Häuser ziehen wollen, um sich zu betrinken, haben keinen Platz in meinem Kreis. Ich setze viel mehr auf die Freunde, mit denen ich mich auch einfach so verabreden kann und etwas unternehme. Ich habe damit wohl dem ein oder anderen vor den Kopf gestoßen, aber ich fühle mich mit meiner Entscheidung sehr wohl und begrüße sehr, mehr Zeit für die wichtigen und richtigen Personen zu haben.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Hier gibt es ganz klare Regeln für mich:
- Wo Alkohol im Spiel ist, wird das Auto zu Hause gelassen. Die Anreise wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen. Das ging in den vergangen Monaten problemlos und wird mich auch in Zukunft vor keine Herausforderung stellen. Mit dem Auto bin ich früher aus purer Faulheit gefahren. Übrigens zählt das genauso für das Fahrrad!
- Trinkabende (max. 8 pro Jahr) werden stets im Voraus geplant, sodass hier feststeht, ob ich trinke (wenn ja, maximal 1 TE), wie und wann ich dorthin komme und ebenso wie und wann ich diesen wieder verlasse.
- Sollte ich unerwarteterweise in eine Situation hineingeraten, wo Alkohol konsumiert wird und ich dies nicht im Voraus geplant habe, werde ich aus der Situation heraustreten und selbstverständlich jeden Alkohol, der mir angeboten wird, ablehnen.
Diese Regeln habe ich zusammen mit dem Verkehrspsychologen erarbeitet, über Wochen hinweg gelernt und in den letzten 7 Monaten durch kontrolliertes Trinken verinnerlicht und angewendet. Ich sehe diese Regeln nicht Einschränkung an, die mich daran hindern, Spaß zu haben, sondern ganz im Gegenteil: Dadurch, dass alles im Voraus geplant wird und feststeht, habe ich auch nichts zu befürchten und kann Abende fröhlich mit Familie und Freunden verbringen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich hätte noch vor einigen Monaten nicht gedacht, dass ich sagen würde, ich bin froh, dass alles so passiert ist, wie es passiert ist. Es war kurz vor knapp und eine Alkoholabhängigkeit wäre in Zukunft nicht auszuschließen gewesen. Ich bin zudem wirklich sehr erleichtert, dass ich durch mein rücksichtsloses und grob fahrlässiges Verhalten niemanden geschädigt habe. Durch die Trunkenheitsfahrt wurde ich wachgerüttelt und konnte mich intensiv mit meinem Leben beschäftigen, was ich zuvor nicht tat. Ich nehme die Zeit nach der Trunkenheitsfahrt als zweite Chance wahr, die ich nutzen werde, um gestärkt in die Zukunft zu schreiten.