Danke erstmal für eure ausführlichen Antworten.
Hier mal der Fragebogen. Die ersten 2 Fragen habe ich mal ausgelassen. Grund wieso, ist ja bekannt, siehe oben.
Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Insgesamt wollte ich 1 ½ km fahren. Aufgestiegen und gefahren bin ich um die 100 Meter.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein. Es hat mich gedreht und mir war schlecht. Ich wollte so schnell wie möglich Nachhause. Es hat mich schon gedreht wie im Karusell beim Laufen.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich weiß noch, dass ich mir überlegt habe, dass ich es in diesem Zustand niemals Nachhause schaffe (12 km). Ich bin dann mit dem Fahrrad Richtung Bahnhof gelaufen um von da aus mit dem Zug nachhause zu fahren, da meine Eltern nicht weit vom Heimat Bahnhof gewohnt haben. Zum Bahnhof waren es ca 1 ½ km. Mir war kalt, schlecht und unwohl und ich wollte so schnell wie möglich Nachhause. Dann bin ich auf das Fahrrad gestiegen und über die Hauptstraße in Schlangenlinien Richtung Bahnhof gefahren.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja, manchmal. Durch unsichere Fahrweisen und lautes Singen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Oft. Ich denke dadurch wird klar, dass ich durch meine Unaufälligkeit den Alkohol sehr gewöhnt war und da mir schon hätte auffallen müssen, dass das nicht normal ist.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Das war zu Schulzeiten. Da war ich 14 oder 15. Damals mit ein paar Schulkollegen im Schullandheim in Weißenburg. Einer meine Schulkollegen hatte ein paar Bier von seinem Vater dabei, versteckt in der Tasche. Jeder durfte probieren. Es war war widerlich, daran erinnere ich mich.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich war lange nicht mehr unterwegs, aber dann vor 12 Jahren, als ich meinen damaligen besten Kumpel wieder traf, begann der Konsum stetig mit 2 – 3 Bier pro Tag. Dann ging es auch mal in die Diskotheken oder Clubs am Wochenende an denen es dann mehr wurde. 2 – 3 Bier Abends, im Club, 2 – 3 Bier und Schnäpse. So gewöhnte ich mich an den Alkohol immer mehr über die Jahre.
und seit 4 Jahren nun nicht mehr.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Eigentlich jeden Tag min. 2 – 3 Bier im Heizungskeller, in welchem der Vater seinen Biervorrat hatte. Außer mein bester Kumpel hatte mal keine Zeit, dann nicht.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Überwiegend mit meinem besten Freund, bzw. Freunden „die eigentlich keine waren“ meist eine handvoll, 3 – 4 Personen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Meine Inneren Motive waren mein Selbstbewusstein zu stärken. Mich zu bestärken, indem ich jemand BIN. Gehofft dadurch meine Probleme lockerer und besser bewältigen zu können wie bswp. Eine Freundin zu finden. Mir mehr Mut zuzusprechen und offener zu sein.
Meine Äußeren Motive waren Anschluss zu finden. Anerkennung und Respekt. „Freunde“ zu finden, als jemand wahrgenommen werden, der ich eigentlich nicht bin. Zu zeigen, dass auch ich STÄRKE besitze.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Ich wurde mutiger. Mein Selbstbewusstsein stieg schon bei wenig Alkoholkonsum drastisch an. Meine Minderwertigkeitskomplexe verschwanden und ich konnte plötzlich viel mehr reden und war offener. Es gab mir ein gutes Gefühl „jemand zu sein“ Bei viel Alkohol konnte ich quasi die Welt erobern. Nichts war mir zu schwierig, ich überlegte Arzt zu werden oder Mathematik zu studieren. Ich wollte Weltreisen machen ich konnte lachen und war ein KOMPLETT anderer Mensch.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie
darauf reagiert?
Es war für viele ein „normalzustand“ „Der hat eh keine Chance“ Meine damaligen Freunde waren selbst betroffen und hatten keine Kontrolle über ihren Alkoholkonsum. Sie hätten Hilfe gebraucht. Auch hatte ich keine Freundin und mein damalig BESTER Freund, war selbst der Überzeugung Alkohol ist die Lösung für alles. Hinweise gab es wenig und auch wenn, ich hätte sie sehr warsch. ignoriert oder abgetan.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Es war schlimm. Man hat sich damals von mir abgewendet. Leute konnten sich nicht mehr auf mich verlassen, haben mich teilweise deswegen gemobbt. „Du bist ein Alkoholiker“ Nach dem Motto du bist nichts wert. Ich hatte keine Zeit mehr für meine damaligen „Freunde“. Ich habe immer weniger Zeit mit meinem Bruder und meiner Familie verbracht, weil ich es als „nicht sinnvoll“ erachtet habe und die Arbeitslosigkeit, dieser „keinen Ausweg“ haben, hat sich immer mehr in die Länge gezogen. Ein Teufelskreis aus Selbsthass, Selbstzweifel, Angst vor dem Alleine sein, Zurückweisung und erneuten Alkoholkonsum.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nein, der Konsum hat sich langsam gesteigert und seinen Höhepunkt vor 4 Jahren erreicht.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, natürlich. Desöfteren.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein, es gab nie einen Anlass dafür.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich war damals Alkoholabhängig und habe Alkoholmissbrauch betrieben. Damals war ich eine egoistische, selbstsüchtige und rücksichtslose Person, die auf Werte verzichtet hat. Die als Konfliktlösung den Alkohol gebraucht hat auch um ihren Selbstwert und Selbstbewusstsein zu definieren können.
Heute sehe ich mich als Person, die durch viele Rückschläge gelernt hat, sich ihren Ängsten zu stellen, Problemen nicht mehr aus dem Weg zu gehen und die Lösung zu suchen indem man sich seinen Problemen stellt. Auch als Person, die gelernt hat mit ihrem Leben verantwortungsvoll umzugehen, sich selbst lieben gelernt hat und weiß, dass sie auch ohne Alkohol ihren Weg meistern kann.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Erst ein Jahr später nach meine TF, habe ich es geschafft, langsam aber sicher Abstinent zu werden. Mein letzter Alkoholkonsum war Anfang 2017
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe nach meiner TF damit begonnen, als sich meine Familie und meine neu dazugewonnen Freunde sich von mir abgewendet haben. Sachen wie „Selbst schuld“ „Vllt. brauchst du einen Betreuer“ „Du solltest mal in den Knast um über dein Leben nachzudenken Junge!!“ gaben mir den Rest. Ich habe gelernt, dass Selbstbewusstsein nicht durch Alkohol zu stärken, sondern mir ein eigenes gutes Selbstbewusstsein aufzubauen. Ich habe oft gemerkt, wie gefährlich Alkohol sein kann. Durch meinen Sport, durch meine Freundin, durch meine Freunde und mein ganzes Umfeld habe ich gelernt, mich nicht verstellen zu müssen. Dass ich jemand bin. Dass ich ein gutes Leben führen kann und meine Probleme anders lösen kann. Durch strukturte Analyse und Selbstreflektion.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Meine Probleme damals haben mich beherrscht. Für mich war der Alkohol ein selbstverständlicher Problemlöser vor der TF. Er löst alles, er kann alles. Dadurch bist du ein mutiger und neuer Mensch. Ich musste erst durch meine TF erkennen, dass er vieles auch verschlimmern kann. Dass er tiefe Wunden reist und heimtükisch ist. Ich hatte auch keinen Rückhalt, weder von meiner Familie noch hatte ich eine Freundin. Für mich gab es keine Gründe mich selbstzureflektieren oder zu hinterfragen. Vllt. auch weil ich das Gefühl hatte, aufgegeben worden zu sein von anderen.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Zu Anfang war es sehr schwierig, weil der tägliche Alkoholkonsum mein Leben bestimmt hat. Mein Selbstbewusstsein und meinen Charakter. Es war schwer davon loszukommen. Ich habe nach meiner TF begonnen auf Alkohol zu verzichten, weil es wie ein Warnschuss für mich war. Es war schwierig, aber es gelang mir. Ich musste die Umstellung über viele Monate inweg vollziehen. Ich habe gemerkt, dass zu Anfang mein Selbstbewusstsein schwindet und mein Mut. Dass etwas hervorkam, das ich so nicht kannte. Mein wahres „ich“ Ich wusste nicht wer das war und sah mich seit langem mit einer fremden Person konfrontiert. Jedoch einer Person, die offen war, ehrlich und lieb. Es viel mir schwer und ich wurde desöfteren Rückfällig. Aber in mir drin war eine Überzeugung, dass ich es so nicht weiterhin schaffe. Dass ich durch den Alkohol mein Leben zerstöre. Es hat mich viel Kraft gekostet und Überwindung, aber letztendlich habe ich in ein erfülltes Leben geblickt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Es geht mir deutlich besser, seitdem ich auf Alkohol verzichte. Sowohl pyschisch als auch physisch geht es mir deutlich besser. Ich konzentriere mich auf meinen Sport (kampfsport), ich halte Dinge besser aus, bin konzentrierter und auch ausgeglichener. Ich kann mich deutlich besser selbstreflektieren und mit konfliktsituationen umgehen. Meine Eltern, meine Freundin meine neuen freunde sehen in mir einen ganz neuen ausgeglichenen Menschen, der seine Prioritäten kennt und sich selbst gut reflektieren kann. Ich habe viele neue Freunde kennengelernt durch meine neue offene Art. Durch mein neues Selbstbewusstsein. Auch habe ich meine Freundin kennengelernt nach dem Alkohol und insgesamt ein viel besseres Leben.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
(Ist das nicht die selbe Frage lt. 28)
Ich habe mein Leben gefestigt. Ich bin befinde mich nicht mehr in der Arbeitslosigkeit, habe eine Freundin, einen Job mit Verantwortung über Menschen, in welchem auch ich mich selbst immer wieder reflektieren muss und meine Verhaltensweisen überdenken. Ich habe über die vielen Jahre hinweg gelernt, auf Alkohol zu verzichten, mich selbst erprobt (indem ich in Clubs gegangen bin und soziale Kontakte in denen viel Alkohol getrunken habe) Ich habe gelernt „nein“ zu sagen. Meine Verhaltensweisen, mein Charakter und meine Gewohnheiten auf ein gesundes Leben ohne Alkohol umstrukturiert.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Theoretisch ja, es ist nie ganz auszuschließen. Aber ich habe mein Leben mittlerweile so verfestigt, stehe mit beiden Beinen im Leben und habe über lange Zeit gelernt, ohne Alkohol zu leben, dass eine Rückfallgefahr so gut wie ausgeschlossen ist.
(mit Begründung)
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich trinke keinen Alkohol mehr.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Dass ich die Dinge die ich getan habe, bis heute bereue und bis weit in die Zukunft bereuen werde.