MPU wegen Amphetaminen + weitere Fragestellung

FB Punkte

1. Wie viele Verstöße hatten sie?

Verstöße, die mit Punkten geahndet wurden, hatte ich 4 (insgesamt 5 Punkte, ein Verstoß mit einem Punkt ist mittlerweile verjährt). Dazu kommen noch ca. 10 mehr, die zwar geahndet, bei denen ich jedoch keine Punkte erhalten habe.
Ungeahndete Verstöße gab es in den etwas mehr als 13 Jahren, die ich die Fahrerlaubnis besitze, sicherlich deutlich über 100.

2. Was waren das für Verstöße?
Größtenteils Geschwindigkeitsüberschreitungen, der Unfall/ die Fahrt im Zusammenhang mit dem Amphetamin und mein zweiter Unfall auf Glatteis/ Blitzeis mit Sommerreifen.
Nicht geahndet bzw. nicht mit Punkten geahndet gab es noch ein paar Fälle, in denen ich das Auto an unerlaubten Orten/ falsch abgestellt habe (Reifen auf dem Grünstreifen, Behindertenparkplatz). Des Weiteren sind noch ein paar gelb/ rote Ampeln dabei, die nicht geahndet wurden und bei denen Gott sei Dank alles gut gegangen ist.

3. Wann waren diese Verstöße und in welchen Zeitraum fanden diese statt?

15.09.2022/ 7:15 Uhr: Führen eines Kfz unter BtM-Einfluss/ BtM-Konsum
25.05.2023/ 10:22 Uhr: Geschwindigkeitsüberschreitung um 21 km/h innerorts
24.11.2023/ 20:50 Uhr: Es kam zum Unfall bei Glatteis ohne vorgeschriebene Reifen

Die meisten nicht geahndeten Verstöße liegen sicherlich in der Zeit zwischen 2017 und 2023, da ich in dieser Zeit alleine schon aus beruflichen Gründen die meisten Kilometer zurückgelegt habe und dementsprechend auch häufiger im Auto saß.

4. Wie konnten so viele Verstöße zusammenkommen?
Ich bin mit einer falschen Grundeinstellung ins Auto gestiegen. Ich dachte immer, ich fahre gut und sicher genug, um meine Geschwindigkeit auch entgegen der Vorschrift einschätzen und wählen zu können. Ich habe einige Geschwindigkeitsbegrenzungen als unnötig erachtet und mich darüber hinweggesetzt. Des Weiteren hatte ich es in den Jahren zwischen Ende 2020 und 2023 oft eilig, da ich einen weiten Arbeitsweg hatte, oft im Stadtverkehr im Stau stand und generell notorisch zu spät dran war, um pünktlich zur Arbeit zu kommen.

5. Wie war ihre Gefühlslage bei diesen Delikten?
  1. Verstoß: Zum Führen unter BtM-Einfluss habe ich einen eigenen Fragebogen ausgefüllt, siehe oben.
  2. Verstoß: Ich hatte Angst um meinen Job. Ich war auf dem Weg von der Fahrschule nach Hause und hatte es eilig, um meine Sachen für den Spätdienst zu packen und dann pünktlich loszukommen, damit ich nicht schon wieder zu spät auf Arbeit komme. Ich habe ca. 500 Meter vor dem Ortsausgang beschleunigt, da die Straße frei war und ich in der Hektik und Eile keine potentielle Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer gesehen habe.
  3. Verstoß: Ich fuhr mit meinem Kfz bei trockener Fahrbahn, gutem Wetter und Temperaturen zwischen 2 und 0 Grad Celsius auf Sommerreifen zuhause los, Richtung Arbeit, zum Nachtdienst. Auf dem Weg fing es plötzlich heftig an zu schneien, die Sicht wurde zunehmend schlechter und die Straßen glatt. Ich war zu dem Zeitpunkt schon ein gutes Stück von zuhause entfernt auf der Landstraße in einem Waldstück. Ich dachte, wenn ich vorsichtig weiter fahre, könnte ich zwar zu spät aber immerhin sicher auf Arbeit ankommen. Als ein Auto vor mir bremste und ich dies ebenso tat, rutschte mein Auto jedoch in den Gegenverkehr, wo mir genau in dem Moment ein Auto entgegenkam, mit dem ich dann kollidierte.


6. Was hätte passieren können bei den jeweiligen Delikten?
2 von 3 geahndeten Delikten sind in einem Unfall geendet. Das hätte ebenso auch beim 3. Delikt passieren können, da ich eine Gefährdung von Anderen (und mir) riskiert habe. Auch die beiden im Unfall geendeten Delikte hätten mit nur halb so viel Glück mit deutlich schwereren Folgen für meine oder die Gesundheit eines anderen ausgehen können.

7. Wie schätzen sie sich für die damalige Zeit als Fahrer ein?
Ich habe meine Fahrkünste überschätzt und gedacht, ich fahre gut und sicher, wenn auch nicht immer den Regeln entsprechend.
Mittlerweile weiß ich, dass ich absolut unverantwortlich und fahrlässig gehandelt habe und ich von Glück reden kann, dass alles so ausgegangen ist, wie es das ist.

8. Woran lag es, dass sie keinen Unfall hatten?
Wie oben schon beschrieben, gab es 2 Unfälle. Die Verstöße, die nicht zu einem Unfall geführt haben, sind glücklich geendet, es hätte dort genauso passieren können.

9. Warum haben sie sich (immer wieder) so verhalten?
Mir fehlte die Einsicht und die Akzeptanz, dass ich mein Verhalten, meinen Fahrstil und meine Grundeinstellung im Auto komplett überdenken muss. Ich habe mich beispielsweise über Blitzerfotos geärgert, weil ich den Blitzer nicht habe kommen sehen, nicht weil ich die Geschwindigkeit überschritten habe. Ich dachte mir, „beim nächsten Mal achte ich besser auf Blitzer, wenn ich zu schnell fahre“ und nicht „ich fahre nicht mehr zu schnell“.

10. Wie haben sie auf das Verhalten der Polizei reagiert, nachdem sie gestoppt oder gelasert wurden?
Ich wurde nur ein Mal gelasert, mit ca. 10 km/h zu viel. Das kostete damals glaube ich 20€, darüber habe ich mich schon geärgert, aber gegenüber den Beamten war ich freundlich und kooperativ. Ich habe den Betrag damals vor Ort mit Karte bezahlt und durfte dann weiter fahren.

11. Wie haben sie auf die ersten Verwarn- bzw. Bußgelder reagiert?
Natürlich habe ich mich geärgert, teilweise waren das ja auch keine geringen Summen mehr. Ich habe mir dann auch vorgenommen, umsichtiger zu fahren und nicht mehr so viele Strafen zahlen zu müssen.

12. Was hatten sie sich vorgenommen, um keine Punkte mehr zu bekommen?
Ich wollte ruhiger und gelassener im Auto werden und nicht mehr zu schnell fahren.

13. Warum konnten sie ihre guten Vorsätze nicht einhalten?
Am Anfang habe ich meine Vorsätze gut einhalten können und zwischenzeitlich ungefähr 1 Jahr durchgängig ohne Verstoß geschafft. Dann hat mich ein paar Mal der Zeitdruck in Stress und Hektik versetzt, weil ich nicht zu spät kommen wollte und ich bin doch wieder zu schnell gefahren, bzw. habe andere gefährdet.

14. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Punktesammeln und bestimmten Ereignissen in ihrem Leben?
Zu schnelles Fahren, drängeln, nötigen, gerade auf rot geschaltete Ampeln überfahren, riskantes Überholen und lautstarkes unreflektiertes Meckern über jeden anderen Verkehrsteilnehmer außer sich selbst sind die typischen Verhaltensweisen meines Vaters im Auto gewesen. Wir sind oft auch lange Strecken bis nach Österreich oder Italien mit dem Auto in den Urlaub gefahren und auch generell habe ich viel Zeit im Auto hinter meinem Vater gesessen und mir seinen Fahrstil sehr gut eingeprägt. Damals habe ich die Tragweite seiner Fahrweise nicht erkennen können und mich immer sicher in seinem Auto gefühlt, heute steige ich nur noch sehr ungerne als Beifahrer bei ihm ein.
Natürlich ist es trotzdem jedes Mal meine Entscheidung gewesen, die geltenden Vorschriften zu ignorieren, ich glaube aber, wenn ich mir nicht über die Jahre seinen Fahrstil abgeguckt und seine bagatellisierenden Aussagen über Blitzer, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote etc. angehört hätte, wäre ich von Grund auf vorsichtiger im Auto unterwegs gewesen.

15. Wie lauten ihre Vorsätze heute?
Ich möchte sicher, den Verkehrsregeln und Witterungsbedingungen angepasst und ohne negative Emotionen am Straßenverkehr teilnehmen und so eine Gefährdung von mir oder anderen Personen ausschließen.

16. Was ist daran anders?
Ich habe erkannt, wie falsch meine Einstellung und mein Verhalten waren.

Zum einen hat dazu der Motorrad-Führerschein beigetragen, den ich im September 2023 bestanden habe. Ich habe erkannt, wie abhängig ich vom richtigen Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer bin, da ich auf dem Motorrad immer einem erhöhten Risiko ausgesetzt bin, egal ob ich mich richtig verhalte oder nicht. Ich möchte daher nie wieder eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer darstellen, die sich schon immer den Regeln entsprechend verhalten haben und durch Fahrer, wie ich einer war, gefährdet wurden.

Zum zweiten bin ich seit Juni 2024 Vater. Ich möchte auf keinen Fall die Geschichte wiederholen und meinem Sohn ein hundert Mal besseres Vorbild im Straßenverkehr sein, als mein Vater es mir war. Ich würde meines Lebens nicht mehr froh werden, wenn meinem Sohn etwas passiert, während ich Auto fahre und ich dafür die Schuld oder eine Mitschuld tragen würde, weil ich mich falsch verhalten habe.

Auch die 2 Unfälle haben dazu beigetragen, dass ich meine Einstellung und mein Verhalten so gravierend geändert habe. Mit einer gebrochenen Rippe und einem Pneumothorax bin ich noch glücklich aus den Situationen herausgekommen, ich werde mein Glück kein weiteres Mal herausfordern.

17. Was wollen sie konkret tun, damit sie ihre Vorsätze diesmal einhalten können?
Ich plane ausreichend Zeit für meine Fahrten mit dem Auto ein, um Gefühle von Stress, Hektik und Angst zu spät zu kommen auszuräumen.
Ich habe auf beiden Autos stets die vorgeschriebenen Reifen montiert, damit ich auch im Falle eines spontanen Wetterumschwungs so sicher wie möglich unterwegs bin.
Sobald ich merke, dass die Witterungsbedingungen dennoch zu schlecht zum Weiterfahren sind, ich zu müde werde oder unkonzentriert werde, lege ich eine Pause ein bzw. fahre ich nicht weiter.
Meine Frau und meine beste Freundin sind (nach Möglichkeit) telefonisch für mich erreichbar, im Bedarfsfall wende ich mich an sie und bespreche meine aktuelle Emotionslage oder weitere Vorgehen mit ihnen und kann dadurch sortierter und geordneter weiterfahren.

18. Was hat sich ansonsten bei ihnen geändert?
Wie schon beschrieben, bin ich nach langem Kinderwunsch und Kinderwunschbehandlung Vater geworden. Dieses Glück möchte ich auf keinen Fall gefährden.
Aus diesem Grund habe ich auch meinen Arbeitsplatz gewechselt. Ich werde in Zukunft das Auto für den täglichen Weg zur Arbeit nicht mehr brauchen, da ich einen Fußweg von einer Minute zur Arbeit habe. So habe ich deutlich mehr Zeit mit meinem Sohn und komme nicht mehr in die Situation, in Stress und Hektik zur Arbeit zu fahren.
Ich habe viele sehr ernste Gespräche mit meiner Frau über mein Fehlverhalten geführt und auch sie hat mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie falsch ich lag und wie gefährlich mein Verhalten im Straßenverkehr war. Meine Frau wurde noch nie geblitzt und hat auch noch nie einen anderen Verstoß begangen. Ich habe mir an ihrem Fahrstil definitiv ein Beispiel genommen und bin ein besserer und vor allem sicherer Autofahrer geworden.

19. Welche Einstellung zur Verkehrssicherheit haben sie heute und was ist daran neu?
Ich erkenne die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit der Verkehrsregeln, sowie die Pflicht eines jeden Verkehrsteilnehmers, sein möglichstes für die Sicherheit aller am Straßenverkehr teilnehmenden Personen zu tun. Früher dachte ich, ich könnte mich mit meinem „Talent“ fürs Fahren über einige Verkehrsregeln hinwegsetzen und dennoch sicher unterwegs sein.
Mittlerweile habe ich erkannt, dass ich mich nich einmal falsch verhalten muss und trotzdem potentiell durch andere gefährdet werden kann, so wie viele Verkehrsteilnehmer früher durch mich.

20. Was ist ihrer Meinung nach im Straßenverkehr besonders wichtig?
Vorrausschauend zu fahren, auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten und Rücksicht zu nehmen und im Zweifelsfall lieber einmal mehr auf sein Recht/ seine Vorfahrt etc. verzichten, als jemanden zu gefährden.
Ebenso ist es wichtig, auf die eigene Verfassung zu achten, mit der man ins Auto oder aufs Motorrad steigt. Selbstüberschätzung bzw. Fehleinschätzungen sind ein gravierendes Sicherheitsrisiko für den Straßenverkehr.

21. Was könnte ihre guten Vorsätze wieder zum Scheitern bringen?
Eigentlich nichts. Ich bin mir über mein Fehlverhalten mehr als bewusst geworden und empfinde es als Selbstverständlichkeit, nach der langen Zeit risikoreicher Teilnahme am Straßenverkehr, den Menschen im Straßenverkehr mit dem Respekt und der Vorsicht zu begegnen, die mir oftmals einen schlimmeren Ausgang meiner Verstöße gesichert hat.
Sollte ich dennoch feststellen, dass ich in alte Denk- oder Verhaltensmuster verfalle, werde ich das umgehend mit meiner Frau besprechen, mir im Zweifelsfall professionelle Unterstüzung und Hilfe suchen und das Auto/ Motorrad für den Zeitraum stehen lassen, in dem ich nicht sicher am Straßenverkehr teilnehmen kann.

Vielen vielen Dank, falls ihr euch das wirklich bis hierhin durchgelesen habt und ein Feedback da lasst!
 
Leider hast du mit dieser Aufarbeitung keinerlei Chance auf eine positive Prognose.
Zu deinem Drogenfragebogen bzgl. deiner „Nudelsalathypothese“ ist hier meiner Meinung nach alles gesagt.

Aber auch bei der verkehrsrechtlichen Fragestellung gibst du kein ein inneres Motiv und demzufolge auch keine Vermeidungsstrategien an.

Bei beiden FB fällt auf, dass du viel von anderen, z.B. von deiner Kiffergruppe oder deinem Vater, sprichst, aber viel zu wenig von dir.
Wo bist du ?
Deine Persönlichkeit ?
Deine Vita ?
Dein Charakter ?
Deine Stärken und Schwächen ?

Das einzig Persönliche ist dein offensichtlich tief verwurzelter Vaterwunsch.
Könnte dort ein Motiv liegen ?
Der „Vater“, dein Vater und du als Vaterfigur, scheint eine sehr große Rolle bei dir zu spielen…?
 
Zu deinem Drogenfragebogen bzgl. deiner „Nudelsalathypothese“ ist hier meiner Meinung nach alles gesagt.
Dass das jedem und natürlich auch dem GA schwer fällt, zu glauben, ist mir bewusst, dennoch ist es die einzige Erklärung, die ich geben kann, da ich keine Ahnung habe, wie ich sonst zu einem positiven Drogentest kommen konnte.
Daher frage ich mich ja auch, ob eine erfundene Konsumphase mit therapeutischer Aufarbeitung etc. meine einzige Chance ist, die MPU zu bestehen, so wie es die Verkehrspsychologen, die ich befragt habe, gesagt haben.

Wo bist du ?
Deine Persönlichkeit ?
Deine Vita ?
Dein Charakter ?
Deine Stärken und Schwächen ?

Das einzig Persönliche ist dein offensichtlich tief verwurzelter Vaterwunsch.
Könnte dort ein Motiv liegen ?
Der „Vater“, dein Vater und du als Vaterfigur, scheint eine sehr große Rolle bei dir zu spielen…?
Ja da hast du wohl recht, über mich, meine Emotionen und Gedanken spreche ich sehr wenig bis gar nicht und schon gar nicht gerne. Aber das lässt sich in dieser Situation nicht verhindern.
Im Allgemeinen kann man glaube ich sagen, dass ich immer versucht habe, genug zu sein, bzw. Akzeptanz und Bestätigung zu erfahren und dafür bereit war, 200% zu geben und mich und mein direktes Umfeld dafür zu zerstören.

Mein Vater beispielsweise hat für mich schon immer eine sehr wichtige Rolle gespielt und eine sehr hohe Position in meinem Leben eingenommen, zu der ich immer aufgesehen habe.
Ich habe schon als Kind oft Meinungen, Abneigungen oder Vorlieben meines Vaters blind übernommen, das was er gesagt hat, musste in meinen Augen stimmen. Beispielsweise habe ich jahrelang keinen Fisch gegessen, weil er immer meinte Fisch schmeckt nicht, tatsächlich esse ich aber einige Fischgerichte sehr gerne, habe es nur vorher nie probiert, weil es für mich von vornherein eklig war und nicht schmecken konnte.
In vielen anderen Bereichen wurde auch keine andere Meinung oder Ansicht als seine akzeptiert oder andere Meinungen wurden verspottet und bloßgestellt. Ich habe teilweise lieber gelogen, damit es keine blöden Kommentare, Verspottungen oder ähnliches gab.
Schon auch alleine das oben angesprochene „nicht über Emotionen und Gedanken sprechen“ ist etwas, das mir ganz explizit durch meinen Vater vorgelebt wurde. Ich habe schon immer versucht, wie er zu sein und darüber ein Gefühl von Bestätigung und Akzeptanz zu erhalten. Es war mir immer wichtig, seine Zustimmung bzw. Unterstützung für meine Vorhaben, Wünsche, Ziele etc. zu haben. Als ich beispielsweise mein Studium abbrach und die Ausbildung zum Erzieher begann, machte mein Vater kein Geheimnis daraus, dass er das nicht gut heißt und sich definitiv eine andere (bessere) Zukunft für seinen Sohn vorgestellt hatte.
Das war der erste Moment, in dem ich mich ganz bewusst und mit voller Absicht gegen seine Meinung und Ansicht gestellt habe und mittlerweile ist er sogar ganz glücklich, wie alles gelaufen ist. Ich habe Spaß an meiner Arbeit, den hätte ich vermutlich nicht, wenn ich seinem Wunsch gefolgt wäre.
Generell fange ich erst jetzt so richtig an, meinen Vater und andere Dinge diesbezüglich zu hinterfragen und vor allem auch mich von all dem abzunabeln. Und das ist meinem Sohn zu verdanken. Ich weiß nun, vor allem weil ich schon immer einen Sohn haben wollte, wie es ist, Vater zu sein und vor allem, was wichtig ist und kann nun reflektiert feststellen, dass vieles, was damals war, eben nicht gut war.

Auch in meiner Schulzeit wurde ich eine Zeit lang mit Bloßstellung, Mobbing und Ausgrenzung konfrontiert. Von der 7. Klasse bis etwa Mitte der 9. Klasse bin ich ständig mit der Angst zur Schule gegangen, etwas „falsch“ zu machen und wieder ausgelacht oder ausgegrenzt zu werden. Ich habe gelernt, meine Meinung/ Äußerungen und generell mein Handeln nach anderen Personen auszurichten, um im besten Fall zu gefallen, mindestens jedoch nicht ausgegrenzt oder ausgelacht zu werden. Mein geringes Selbstwertgefühl und mein fehlendes Selbstbewusstsein in Kombination mit der ständigen Angst vor Ablehnung haben mich zu einem Menschen gemacht, der leicht zu Dingen zu überreden war und der oft Menschen, denen ich gefallen oder von denen ich Bestätigung wollte nachgeahmt hat.
Ich habe gelernt, keine Schwäche zu zeigen und zu meinem Schutz eine künstliche Arroganz entwickelt, damit man mir nicht offensichtlich/ direkt wehtun kann. Dadurch habe ich mich oft über andere und beispielsweise auch die Regeln im Straßenverkehr gestellt.

Auch im Arbeitsleben habe ich immer mindestens 100% gegeben und wollte es allen recht machen, bzw. möglichst positiv auffallen und gutes Feedback bekommen.
An meinem ersten Arbeitsplatz herrschte nach einer anfänglichen guten Phase eine dauerhaft angespannte Stimmung. Ständig waren zu wenig Kollegen im Dienst, ständig gab es Krisen, ständig musste man länger bleiben, früher kommen oder freie Tage aufgeben. Auf der anderen Seite gab es zunächst sehr viel positive Resonanz von oben, die mich dazu bewogen hat, weiterhin mein Wohl und auch das Wohl meiner Frau nach hinten zu schieben, um für das Team und die Wohngruppe da sein zu können. Ich habe viele Monate weit über 200 Stunden gearbeitet und auch von zuhause telefonischen oder schriftlichen Kontakt mit Kolleginnen im Dienst gehabt. Abschalten kam nicht in Frage, Feierabend war quasi nicht mehr existent. Meine Frau hat den Ernst der Lage weitaus früher erkannt als ich, letztlich zog ich erst nach 4,5 Jahren für mich die Reißleine, da hatte aber zu vieles schon zu lange gelitten.
In dieser Zeit bin ich häufig zu schnell unterwegs gewesen, es herrschte eine Grundanspannung in mir und ein Drang, es allen recht zu machen. Ich wollte für meine Kollegen, für die Leitung und auch für die Bewohner der Wohngruppe 200% geben, koste es was es wolle.

Zusätzlich zu den „äußeren“ Einflüssen bin ich schon immer ein sehr konkretistischer, in einigen Bereichen fast schon zwanghafter Mensch starrer Gewohnheiten. Zu reflektieren und im nächsten Schritt auch zu verändern fällt mir nicht so leicht, wie anderen. Das habe ich leider in anderen Bereichen des Lebens auch schon schmerzlich feststellen müssen. Ich habe oftmals dieselben Fehler wieder und wieder gemacht, bis ich mein Verhalten reflektieren und anpassen konnte. Dieser Schwäche bin ich mir jedoch bewusst geworden und arbeite stetig daran, mich und meine Fähigkeiten zu verbessern. Gerade diese Schwäche lässt sich leider wunderbar auf mein Verhalten im Straßenverkehr anwenden. Ich habe so viele Male nicht aus meinem Fehlverhalten gelernt, da ich es nicht reflektiert, bearbeitet und dann geändert habe. Spätestens seit dem letzten Unfall hat sich das jedoch geändert. Das Rutschen in den Gegenverkehr, die 2 Scheinwerfer, die auf mich zu kamen, der Aufprall, die nächsten 45 Minuten mit Schmerzen durch die Rippenfraktur, die schwere Atmung durch den Pneumothorax und die bitterliche Kälte, bis endlich der Rettungsdienst eintraf, werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Auch die anschließende stationäre Behandlung, die Schmerzen, die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und das Wissen, meine schwangere Frau kümmert sich gerade alleine um alles, weil ich es nicht kann, haben mich nachhaltig dazu gebracht, mein Verhalten zu reflektieren, aufzuarbeiten und zu verändern.

Die Geburt meines Sohnes hat dieses Vorhaben nur noch weiter verstärkt. Endlich habe ich die Chance, dass was ich aus meiner Vergangenheit und von meinem Vater „gelernt“ habe zu korrigieren, es besser zu machen, ein Vorbild zu sein und einen Menschen zu einem gesunden und verantwortungsbewussten Umgang mit Stärken, Schwächen und Fehlverhalten zu erziehen. Ich habe gemerkt, was für einen enormen Einfluss meine Fahrweise auf mein Leben, das Leben der anderen Verkehrsteilnehmer und sogar auf das Leben von unbeteiligten haben kann und welche Gefahr von mir ausging. Wenn sich nicht so viele Menschen an die Verkehrsregeln gehalten hätten, als ich es nicht tat oder andere unglückliche Umstände eingetreten wären, hätten einige Situationen sicherlich noch deutlich schlimmer ausgehen können. Ich habe mehr als ein Mal verdammtes Glück gehabt.

Ich suche keine Ausreden mehr für mein Fehlverhalten, ich gehe die Probleme aktiv an und verändere es. Ich habe mir gewisse Routinen im Alltag erarbeitet, strukturiere und organisiere mich deutlich besser, was ganz gravierend dazu beigetragen hat, mein Stresslevel zu senken. Das habe ich zuvor nämlich selbst auch deutlich höher getrieben, als es hätte sein müssen, einfach, weil ich überfordert und unstrukturiert war und dadurch in Hektik und Stress geraten bin, was dann zu Fehlverhalten im Straßenverkehr geführt hat.
Ich weiß, dass wenn ich gerade nur 80 statt 100% geben kann, dann ist das okay. Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke, denn ich kann mich und meinen Körper und Geist richtig einschätzen und dementsprechend handeln und muss mich nicht mehr selbst unter Druck setzen, jedem und allem gerecht zu werden.
Damit ich auch in Zukunft nicht mehr in alte Verhaltensmuster zurück verfalle, habe ich mir z.B. einen Arbeitsplatz in direkter Wohnortnähe gesucht. Ich werde in Zukunft zur Arbeit laufen und vermeide so die täglichen 120km Pendler, die mich definitiv anfälliger für Fehlverhalten gemacht haben.
Auch habe ich wieder angefangen, regelmäßig Sport zu treiben, um meinen Körper und Geist frei vom Alltagsstress und Gedanken zu bekommen.
Ich nehme vermeintliche Schwächen aktiv an und arbeite diese mit meiner Frau, meiner besten Freundin oder mir selbst auf und breche das alte Denkmuster mittlerweile auch in vielen anderen Bereichen als dem Straßenverkehr auf.
Ich weiß nun, dass ich auch Schwächen haben darf und es nicht schlimm ist, mal anders zu sein als andere oder anders zu denken. Es ist okay, nicht immer jedem Menschen gerecht zu werden und auch mal nicht 110% leisten zu können.
Ich setze mein Wohl und das Wohl meiner Frau und meines Sohnes über die Erwartungen von anderen und damit auch über das, was ich denke, was andere von mir erwarten könnten.
 
Lieber Anonym,

leider fehlt mir jetzt die Zeit, ein ausführliches Feedback zu schreiben.
Ich wollte aber zumindest kurz meine tiefe Hochachtung vor deiner Ehrlichkeit und deinem Weg, den du gewählt hast, zum Ausdruck bringen !
 
Vielen Dank, auch für die ehrlichen Rückmeldungen vorher!

Unnötiges Vollzitat des Vorpostings gelöscht *Nancy*
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Lieber Anonym, ich freue mich, dass du meine ehrlichen Worte in deinem Sinne positiv aufgenommen hast, großes Kompliment !

Was heißt „konkretistisch“ ?
Perfektionistisch…?

Dieses, „nicht über Emotionen sprechen…“ und „..nach außen ein „makelloses“ Bild abgeben…“ , scheint ja zutiefst verwurzelt zu sein.
So ganz klar ist mir noch nicht, wie du das in der Gegenwart und in der Zukunft aufbrichst resp. aufbrechen wirst…

Das, was du schilderst, „Probleme aktiv eingehen..“ und „Arbeitsplatz in der Nähe suchen…“, ist mir persönlich noch viel zu sehr ein Rumdoktern an Symptomen, nicht aber an den Ursachen…

Du bist auf einem guten Weg, weiter so !

P.S.: Bitte, bitte kurz drüber nachdenken, das 110 % mathematischer Unsinn ist. 100 von 100, mehr geht nicht :smiley138:
 
Hallo Karl-Heinz,

ja das was ich jetzt konkretistisch genannt habe, würde ich als perfektionistisch, zwanghaft, in den eigenen Gedanken bzw. der eigenen Abstraktionsfähigkeit eingeengt beschreiben. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, narzisstische Züge in meinem Charakter zu sehen. Aufgrund dessen ist für mich eine Einsicht in die Problemtiefe bzw. das Problem generell, ein Darüber-Sprechen und in letzter Instanz eine Verhaltensänderung sehr schwer und nur durch die Unterstützung meiner Frau so geglückt, wie es das jetzt ist.

Dieses, „nicht über Emotionen sprechen…“ und „..nach außen ein „makelloses“ Bild abgeben…“ , scheint ja zutiefst verwurzelt zu sein.
So ganz klar ist mir noch nicht, wie du das in der Gegenwart und in der Zukunft aufbrichst resp. aufbrechen wirst…
Ich habe mich genau davon und somit auch von meiner Familie bzw. diesen Ansichten distanziert. Ich habe noch Kontakt zu meiner Familie, aber in einem für mich gesunden Ausmaß. Sollte ich das Gefühl bekommen, es geht wieder in die falsche Richtung, distanziere ich mich wieder mehr. Meine Frau ist das genaue Gegenteil, ihr sind Emotionen und Gefühle und das darüber sprechen sehr wichtig. Früher war mir das egal, ich habe ihr den Freiraum gegeben, darüber zu sprechen, aber ich selbst hatte selten etwas zu sagen. Mittlerweile habe ich das jedoch als große Chance und großes Glück für mich verstanden, weil sie mir hilft, mich aktiv mit meinen Gedanken, Emotionen und Fehleinschätzungen auseinanderzusetzen. Ich habe durch die vielen Gespräche mit ihr einen besseren Zugang für mich selbst zu meinen Gefühlen gefunden, der es mir erleichtert, auch eigenständig zu reflektieren und mit ausgewählten Freunden über alles zu reden.
Ich habe mittlerweile begriffen, dass die Welt, die mir vorgelebt wurde, nicht der Wahrheit entspricht und aufgrund einiger innerfamiliärer Vorkommnisse habe ich auch gesehen, dass niemand makellos ist, egal wie sehr es nach außen so wirkt.

Das, was du schilderst, „Probleme aktiv eingehen..“ und „Arbeitsplatz in der Nähe suchen…“, ist mir persönlich noch viel zu sehr ein Rumdoktern an Symptomen, nicht aber an den Ursachen…
Die häufigste Ursache für mein Fehlverhalten im Straßenverkehr ist der Stress und der Druck, den ich mir zum allergrößten Teil selbst gemacht habe. Der Stress ist entstanden, weil ich es nicht geschafft habe meinen Alltag zu strukturieren und mir immer ToDo's für 48 Stunden in 24 Stunden gepackt habe. Der Druck ist entstanden, weil ich ständig das Gefühl hatte, liefern zu müssen. Ich habe gerne Aufgaben an mich genommen, um den Menschen in meinem Leben zu gefallen/ Bestätigung und Akzeptanz zu erfahren, kam jedoch hinten raus weder mit der Zeit, noch mit der Einteilung im Alltag oder anderem hinterher. Parallel zu meiner damals sehr zeitintensiven Tätigkeit im Schichtdienst, war Stress und Druck vorprogrammiert und an der Tagesordnung. Ich habe lange Zeit nur noch versucht zu funktionieren, obwohl das niemand von mir erwartet hat, den Großteil habe ich mir selbst auferlegt, weil ich das Gefühl hatte, nur so bin ich etwas Wert/ nur so bekomme ich die Anerkennung die ich haben möchte.

Ein Arbeitsplatz in meiner Nähe ist demzufolge natürlich keine direkte Bekämpfung einer Ursache, nimmt aber viele Kilometer Fahrstrecke aus meinem Alltag, zeitgleich aber auch jede Menge Stress, der definitiv ursächlich ist. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen 9 to 5 Job, arbeite nicht mehr im Schichtdienst und kann einen geregelten Alltag leben, welcher mir sehr viel Halt gibt und den Stress minimiert. Ich habe mir außerdem angewöhnt, meine Termine, ToDo's etc. in einem Kalender zu organisieren und damit sowohl zeitliche als auch gedankliche Überschneidungen minimiert. Und gerade die gedanklichen Überschneidungen haben häufig zu einer Art Paralyse geführt, die mich unfähig gemacht hat, meine Aufgaben zu erledigen, weil ich in Gedanken erschlagen war, von all dem, was ich mir aufgelastet habe. Ich plane mir nun auch für die kleinsten Aufgaben lieber mehr als genug Zeit ein, damit ich lieber eher einen Puffer habe, als wieder 48 Stunden in einen Tag gepresst zu haben. Ein „Nein“ ist kein Zeichen meiner Schwäche, sondern ein realistisches und ehrliches Auseinandersetzen mit mir und meinen eigenen Grenzen.

Wie bereits beschrieben habe ich wieder mit dem Sport angefangen und arbeite, wenn Zeit ist, in unserem 100 Jahre alten Haus handwerklich. Das sind beides Dinge, die mir unglaublich Spaß machen und zugleich meinen Kopf frei machen. Die täglichen Spaziergänge mit dem Hund bieten einen weiteren Moment des Runterkommens und Abschaltens.
Ich habe erkannt, dass ich gut bin, so wie ich bin und nicht ständig die Anerkennung oder den Zuspruch von anderen brauche. Ich habe einen gesunden Stolz auf mich und das, was ich erreicht und geschaffen habe und stehe gedanklich nicht mehr über allen. Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin, dass ich viel zu viele Fehler gemacht habe und diese viel zu lange nicht eingesehen, teilweise sogar verleugnet habe. Ich habe mich für mich neu definiert und lebe seitdem deutlich besser, ruhiger und ausgeglichener. Ich fühle mich sowohl psychisch, als auch physisch belastbarer, als in den letzten Jahren.

All das hat nicht nur positive Auswirkungen auf mein Verhalten im Straßenverkehr gehabt (kein Fehlverhalten, seit dem letzten Unfall am 24.11.2023), auch im Privatleben geht es mir in vielerlei Hinsicht deutlich besser, als davor.

Ich habe aufgrund des ganzen Stresses und dem Druck, leisten zu müssen mein Privatleben komplett auf Sparflamme gehalten, es war nahezu nicht existent. Seitdem ich diesen Wandel durchgemacht habe, mich davon befreit habe, sind Unternehmungen möglich, soziale Kontakte sind wieder aufgelebt, eben die Zeit zum handwerklich tätig werden, Sport machen, auch einfach mal ruhig und mit freiem Kopf eine Serie gucken. Ich habe mir auch das Recht auch eingeräumt, auch mal was für mich und mein Wohlbefinden zu tun und das fernab von irgendeinem Leistungsdruck.

Und genau durch diese Sachen herrscht eine neue, gesündere Werteordnung in meinem Kopf. Ich stehe nicht mehr mit meinem falschen Selbstbild und meiner falschen Werteordnung ganz oben und über allen anderen, aber meine körperliche und mentale Gesundheit und mein Wohlbefinden stehen dafür im oberen Bereich. Daneben eben auch die anderen Menschen, auf die ich durch meine Handlungen direkt oder auch indirekt Auswirkungen hatte.

Ich bin mit dieser Entwicklung auch noch nicht am Ende, aber auf einem für mich sehr guten Weg.
 
Guten Abend Max,

vielen Dank für den Hinweis und entschuldige bitte, dass der Fragebogen falsch eingestellt ist. Aufgrund der doppelten Fragestellung mit dem Hauptaugenmerk auf dem Amphetamin-Vorfall (ohne den hätte ich keine MPU wegen der Punkte bekommen), wollte ich keine 2 Themen aufmachen. Gibt es die Möglichkeit, den Fragebogen zu verschieben und gleichzeitig mit diesem Thread hier zu verknüpfen?

LG und einen schönen Abend
 
Ich habe jetzt ein Thema unter ...MPU weitere Fragestellung Punkte... erstellt.
Leider bin ich in diesem Punkt der Threadersteller.
Besser wäre, du erstellst ein Thema mit entsprechenden Profil FB und ich verschiebe dann deinen FB. Somit hättest du dann zwei eigene Threads unter deinen Namen, was für alle besser nachvollziehbar wäre.
Mein erstelltes Thema lösche ich dann.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe den FB bereits unter dem Namen von Anonym2025 eingestellt und den o. Link aktualisiert damit es nachvollziehbar bleibt.
Bitte dort noch den entsprechenden Profil-FB anfügen.
 
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