Heute und in Zukunft:
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Seit der TF nein, als Strategie wähle ich für mich jedoch KT, d.h. ich erwähne 2-3 Trinkanlässe (die so nicht stattgefunden hab, an denen ich aber grundsätzlich im Rahmen von meinem zukünftigen Übergang auf KT getrunken hätte). In meinem Fall mein Geburtstag, den Renteneinstieg meines Vaters und die Abgabe meiner Abschlussarbeit, an denen ich mit einem kleinen Glas Wein angestoßen habe. Die Regeln für mein KT sind grob 1 Trinkanlass alle 2 Monate, welche im Voraus geplant und festgehalten werden, nicht spontan – insgesamt also 6 Trinkanlässe pro Jahr. Dabei sind 2 TE das von mir selbst festgelegte Maximum. Zu meinen Trinkanlässen und auch in Zukunft werde ich mit einem Glas Wein bzw. Bier anstoßen.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
18.04.2021
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
In den ersten Tag nach der TF war ich in einer absoluten Schockstarre, ich musste erstmal selber mit mir fertig werden, wie ich es in diesen Vorfall geraten bin – zuvor hätte ich mir dies nie zugetraut. Mir ist die Lust auf Alkohol direkt vergangen und ich habe mich für eine längere Trinkpause entschieden. Gleichzeitig war es für mich das Signal, dass ich mich mit mir selbst und meinem bisherigen Konsumverhalten auseinandersetzen muss und begann mich in Foren (vielen Dank für eure tollen Beiträge an dieser Stelle!) und Büchern zu informieren. Dies führte zur kritischen Selbstreflexion und ich konnte mir erarbeiten, wie ich in dieses Muster gefallen bin. Dabei habe ich sehr viel und intensiv mit meiner Familie, meinem besten Freund und meiner aktuellen Freundin (die mich unglaublich bei dieser Entwicklung unterstützt hat) gesprochen.
Gleichzeitig ist mir bewusst, dass ich aufgrund meines Alters dem Alkohol nicht auf lebenslang abschwören werde, dies erscheint mir unglaubwürdig. Da ich mir den kontrollierten Umgang mit Alkohol definitiv zutraue, habe ich mich mit dem kontrollierten Trinken beschäftigt und den dazugehörigen Regeln auseinandergesetzt. In den ersten 3 Monaten gab es grundsätzlich keinen geplanten Trinkanlass, im Sommer/Herbst dann den Renteneinstieg meines Vaters, meinen Geburtstag und die Abgabe meiner Abschlussarbeit. Den nächsten Trinkanlass plane ich für Silvester.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Wie bereits erwähnt, war ich mir vor meiner TF über mein Konsumverhalten und den darunterliegenden Gründen nicht bewusst. Dieser Wachstumsprozess wurde erst durch die augenöffnende Erfahrung mit der TF angestoßen. Gleichzeitig ist mir dadurch bewusst geworden, dass ich mir die Zukunft verbauen hätte können, da ich eine Promotion in den nächsten Monaten beginne (auf die ich mein ganzes Studium über hingearbeitet habe) und dafür keine Vorstrafe vorliegen darf. Aus meiner TF hätten weitaus weitreichendere Konsequenzen folgen können (z. B. Personenschaden) und mit einer MPU bin ich da noch bestens bedient. Dies war ein wirklich augenöffnender Moment, da ich mir nie wirklich meiner Trinkfestigkeit in Form der BAK bewusst war und ich nie wieder meine Zukunft (und v.a. auch anderer Personen) wegen Alkohol gefährden will.
Die Selbstreflexion über mein Konsumverhalten wäre bereits deutlich früher notwendig gewesen, der Schock über die eigene TF war jedoch letztendlich der Knall, den ich gebraucht habe. Dies ließ mich zur Erkenntnis kommen, dass ich den Alkoholkonsum hauptsächlich als Ventil für selbst auferlegten Leistungsdruck genutzt habe. Das Problem, warum ich dies versucht hatte mit Alkohol zu lösen, dass dies kein geeignetes Ventil ist und das ganze nur verdrängt, wie mir der Alkohol in meiner Leistungsfähigkeit und körperlich schadet ist mir in den letzten 6-8 Monaten bewusst geworden durch die kritische Auseinandersetzung mit mir und meiner Vergangenheit. Ich will zukünftig, die gewonnene Lebensqualität (besserer Schlaf, körperlich leistungsfähiger in der Arbeit und im Sport) durch meinen kontrollierten Umgang mit Alkohol unbedingt beibehalten und habe mir deswegen für meine Verhaltensänderung auch langfristige Erhaltungsstrategien erarbeitet.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Der Verzicht auf Alkohol ist mir ohne Probleme gelungen. In den ersten beiden Monaten nach der TF hatte ich absolut keine Lust und nachdem ich begonnen habe mich intensiv mit meiner Trinkhistorie und den Gründen auseinanderzusetzen und mir Lösungs- und Erhaltungsstrategien erarbeitet habe, überwogen die durchgehend positiven Erlebnisse des Verzichts, sodass weiterhin kein Bedürfnis entstanden ist.
In meinem Freundeskreis bin ich sehr offen damit umgegangen und habe den Vorfall kommuniziert. Diese haben sehr viel Verständnis gezeigt und gehören auch nicht zur Kategorie, die mich zum Konsum anstacheln würden oder mich wegen des Verzichts ausgrenzen.
Ich habe mich intensiv mit meiner Partnerin und meinen Eltern über die Gründe unterhalten, warum ich mir den Leistungsdruck aufgebaut habe, und habe mir angeeignet direkt ein Gespräch mit ihnen zu suchen, wenn ich mich unter Druck gefühlt habe. Durch den Renteneinstieg meines Vaters hat sich hier die Möglichkeit ergeben mehrfach und zu jeder Tageszeit mit ihm das Gespräch zu suchen, da er auch ein vergleichbares Studium durchgemacht hat. Dies habe ich in den letzten Monaten direkt mehrfach wahrgenommen, da ich aufgrund des Verfassens der Abschlussarbeit Leistungsdruck verspürt habe. Die Gespräche haben mir vor Augen geführt, dass ich mir diesen oft unnötig selbst auferlege, und meine Partnerin und mein Vater konnten mir immer vor Augen führen, dass ich gut im Zeitplan bin. Das gleiche Verhalten habe ich mit meinem besten Freund gepflegt, wir haben uns in letzter Zeit viel öfter über die tiefgründigen Probleme, die uns plagen unterhalten und gemeinsam Lösungen und Auswege erarbeitet. Ich habe gelernt, dass ich meinen Drang zum Perfektionismus so nicht leben muss und ich trotzdem gute Ergebnisse erzielen kann, ohne mich selbst daran aufzureiben. Die Gespräche mit meiner Partnerin bieten mir ein neues Ventil. Hier konnte ich mich gut mir ihr zusammen und Spaziergängen, gemeinsamen Kochen und der gemeinsamen Leidenschaft der Kino-Besuche erholen und neue Energie tanken.
Meine Umstellung auf Alkoholverzicht und meine kritische Selbstreflexion, die ich mit meinen engen Freunden geteilt habe, hat auch hier zu einem Umdenken geführt. Ihnen ist teilweise die eigene Trinkfestigkeit deutlich bewusst geworden und haben einen kleinen Ruck bekommen, sich auch mehr damit zu beschäftigen. Ohne den besserwissenden Lehrer zu spielen, habe ich hier versucht dem ganzen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und den ein oder anderen zur eigenen Reflexion zu motivieren. An manchen Barabenden haben sich immer wieder Freunde angeschlossen an meinen Alkoholverzicht.
Gleichzeitig habe ich wieder begonnen meine sportlichen Aktivitäten hochzufahren. Ich habe begonnen pro Woche ca. durchschnittlich 20 km laufen zu gehen. Ich merke dabei deutlich wie frei ich im Kopf nach einem anstrengenden Tag werde und wieviel aktiver ich danach bin. Das hat mir vor allem bei meiner Abschlussarbeit geholfen. Ich kam mir leistungsfähiger vor und merkte, dass ich im Vergleich zu früher deutlich leistungsfähiger war. Ich habe mir dazu auch verschiedene Ziele gesetzt, die ich durch mein Training hochschrauben konnte. So habe ich z.B. kontinuierlich meine wöchentlichen Kilometer erhöht, konnte schneller laufen und bin zum ersten Mal einen Halbmarathon gelaufen. Gleichzeitig kann ich diese Ziele stetig verbessern, so plane ich für das nächste Jahr meinen ersten Marathon.
Ich habe mich intensiv mit einem neuen Interesse, nämlich aufgrund des Endes meines Studiums mit dem Aktienmarkt und Kryptowährungen beschäftigt, um langfristig mein Vermögen anlegen zu können. Im Zuge dessen habe ich auch begonnen, grob hochzurechnen was ich während des Studiums für Alkohol ausgegeben habe und habe mir vor Augen geführt wie viele deutlich sinnvollere Investitionen ich mit diesem Geld hätte tätigen können. Dies hat mich dazu gebracht, dass ich an jedem Ausgehabend (Clubs/Bars, als diese vor wieder geöffnet haben) an dem ich nüchtern teilgenommen habe, das Geld, welches ich früher für Alkohol ausgegeben hätte, in meine Broker-App einzuzahlen. Dies hat sich schnell zu einer durchaus beträchtlichen Summe angehäuft und (natürlich nur zum aktuellen Zeitpunkt an dem ich dies verfasse) auch aufgrund der guten Aktien- und Kryptokurse vermehrt. Der tägliche Blick in meine App verdeutlicht mir, wie sinnlos und auch schädigend mein früheres Konsumverhalten war. Dieses Vorgehen werde ich auch weiterhin so pflegen, um mir so direkt an jedem Abend vor Augen zu führen, wieviel Geld ich spare und was ich meinem Körper erspare, indem ich den kontrollierten Umgang mit Alkohol pflege.
Die Qualität meines Schlafes und meine Erholung konnte ich durch die intensive Auseinandersetzung mit Nahrungsergänzungsmitteln, die sich für meine Bedürfnisse eignen, und mit Rücken-Yoga erreichen. Hier konnte ich durch den Fokus auf Sport (eben Rücken-Yoga und deutliches Hochschrauben von Fahrradfahren und Laufen) Abhilfe schaffen und merke, dass ich auch durch Rückendehnungen und Laufen am Abend besser schlafen kann und das Ganze mit Nahrungsergänzungsmitteln unterstützen kann – hier nehme ich die indische Heilpflanze Ashwagandha (Schlafbeere) zu mir, welche kräftigend, ausgleichend und beruhigend, somit als ideales Mittel bei Erschöpfung, chronischem Stress und Schlafproblemen gilt.
Ich habe grundsätzlich auf keine sozialen Aktivitäten verzichten müssen bzw. wollen durch meinen Alkoholverzicht. Ich habe weiterhin Feierlichkeiten und Clubs besucht. Dabei habe ich gemerkt, wie glücklich ich über mein neues Konsumverhalten bin, da ich den gleichen Spaß auf der Tanzfläche oder in der Bar hatte. Am nächsten Tag war ich jedoch bereits in der Früh wieder in der Verfassung nach einem erholten Schlaf Laufen zu gehen und anschließend aktiv an meiner Abschlussarbeit zu arbeiten. Gleichzeitig habe ich durch den Alkoholverzicht gelernt gezielter Nein zu sagen, was sich auch in meine Tätigkeit als Werkstudent und angehender Wissenschaftler übertragen ließ. Ich erlebte die Umstellung dementsprechend durchweg positiv.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Mein Freundeskreis und meine Eltern erleben die Umstellung positiv. Im engen Freundeskreis wird der Konsum mittlerweile kritischer hinterfragt und ich bekomme oftmals Komplimente für meine Umstellung und dass ich deutlich ausgeglichener wirke und nicht so gestresst wirke.
Ich habe durch meinen kontrollierten Umgang mit Alkohol gelernt, dass ich deutlich leistungsfähiger bin und meine Freizeit bzw. Erholung qualitativ hochwertiger wird. Ich fühle mich durch meinen Sport fitter und merke, wie ich mir das Stresslevel reduzieren kann. Meine Schlafqualität konnte ich durch Yoga und natürlichen Ergänzungsmitteln nachhaltig verbessern. So habe ich am Wochenende viel mehr Zeit sinnvolle Tätigkeiten zu unternehmen und bin aktiver. Dies wirkt sich auch positiv auf meine Beziehung aus.
Das Sparen von Geld wirkt sich positiv auf meine Finanzen aus und ich merke, wie ich deutlich angefangen habe langfristiger zu denken. Ich versuche nicht mehr nur temporär mein Stresslevel zu verdrängen, sondern bewältige dies mit den langfristig erarbeiten Strategien (Sport, Broker-App und intensive Gespräche mit Freundin und Vater).
Die Beziehung mit meiner Partnerin blüht seit meinem Alkoholverzicht durch mehr gemeinsame Tätigkeiten auf. Sie unterstützt mich voll und blickt dem ganzen positiv gegenüber, da sie selbst auch wenig Alkohol trinkt. Mein Selbstwertgefühl hat sich durch intensive Gespräche und durch mein offenes Ansprechen meiner Empfindungen und Gefühle deutlich gesteigert. Durch die Liebe, die mir entgegengebracht wird, wird mir bewusst, dass ich viel mehr bin als nur das Erscheinungsbild, welches ich versucht habe, selbst zu steuern. Ich merke, dass ich nach wie vor auch nüchtern mit meinem Humor punkten kann und versuche nicht mehr dies durch Alkoholkonsum herbeizuführen.
Durch zusätzliche Aufgaben, die ich am Ende meines Studiums aufgenommen habe, merke ich ebenfalls, dass ich offener gegenüber neuen Leuten geworden bin. Ich musste viele Vorträge auf Konferenzen halten und mich fachlich mit vielen Leuten unterhalten. Hier habe ich gemerkt, dass ich meine Smalltalk-Fähigkeiten verbessern konnte und leicht Anschluss durch pfiffige Anmerkungen und meine fachliches Wissen in einer neuen Umgebung auch ohne Alkohol finden kann.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Größter Punkt meiner Erhaltungsstrategie ist die Aufarbeitung meines Konsumverhaltens. Mir ist bewusst geworden, warum und wie ich mir eine solche Toleranz dem Alkohol gegenüber erarbeiten konnte und mir ist bewusst, dass diese auch für den Rest meines Lebens bestehen bleibt. Ich bin jedoch jetzt in der Lage dies differenziert zu bewerten und wirke meinem Leistungsdruck entschlossen mit Sport und offenen bzw. intensiven Gesprächen mit meiner Freundin und meinem Vater entgegen. Ich suche eine langfristige Lösung und keine vorübergehendes (trügerisches) Gefühl der Entspannung.
Durch den Sport kann ich mir fortdauernd neue Ziele setzen, welche ich verfolgen kann und so anhaltend meinen Leistungsdruck über das Laufen als Ventil reduzieren kann. Für das nächste Jahr ist mein erster Marathon als Ziel ausgerufen. Dies erfordert meinen gesunden Lebensstil weiter beizubehalten.
Der tägliche Blick in meine Broker-App erinnert mich zudem an die finanziellen Auswirkungen meines Alkoholverzichts. Ich sehe Schwarz auf Weiß was ich mir spare und wieviel sinnvoller und langfristig ich mein Konsumverhalten ausgerichtet hab. So komm ich nicht wieder in die Versuchung in alte Verhaltensmuster zu rutschen.
Gleichzeitig wird mir zukünftig jeden Tag im neuen Job vor Augen geführt, dass ich mir diesen Traum von der Promotion auch an jenem Tag der TF verbauen hätte können und ist für mich Motivation genug, mein erarbeitetes kontrolliertes Trinkverhalten nachhaltig zu bewahren.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Die ultimative Garantie wird es nie geben, jedoch bin ich mit meiner kritischen Selbstreflexion und Aufarbeitung sicher, dass ich rechtzeitig entgegenwirken kann, sollte sich erneut ein kritisches Stresslevel aufbauen. Die Ursachen meines Alkoholkonsums sind mir bekannt und habe mir Strategien erarbeitet, diesen auf andere Weise entgegenzuwirken.
Ich plane meinen Alkoholkonsum im Voraus, das betrifft sowohl den Zeitpunkt als auch die Menge. Mir ist meine Toleranz bewusst und durch dieses Bewusstsein ist es unwahrscheinlicher, dass ich wieder in meinen alten Konsum verfallen kann, da ich Indikatoren rechtzeitig erkenne und diese auf sinnvolle Weise abstellen kann.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Die Regel, die ich bis zur TF beim PKW fest eingehalten und gelebt habe, nur 0,0-Promille hinter das Steuer zu setzen, habe ich nach der augenöffnenden Erfahrung und der damit verbundenen persönlichen Entwicklung und Selbstreflexion auch auf sämtliche fahrerlaubnisfreie Fahrzeuge (Fahrrad etc.) übernommen. Da meine Trinkanlässe strikt geplant und eingehalten werden, ist es mir möglich Ausweichmöglichkeiten zu organisieren und einzuplanen. Sprich, bei jeglichem Alkoholkonsum bleiben Fahrrad zuhause und ich weiche auf Mitfahrgelegenheiten aus, gehe zu Fuß oder nehme öffentliche Verkehrsmittel.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein. Außer vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und ich freue mich auf eure kritischen Anmerkungen!