MPU wegen TF mit Fahrrad (2,1 BAK) und Unfall

Brian

Benutzer
Hallo liebes Forum,

zunächst einmal finde ich es toll, dass es dieses Forum gibt! Ich bin noch intensiv am Lernen, will aber meine Geschichte in aller Kürze schon einmal zum Besten geben und bräuchte vielleicht auch schon einen Hinweis zum weiteren Vorgehen.

Mitte September 2021 war ich Gast eines Gartenfestes eines guten Freundes. Mein Plan war eigentlich, gut zu essen, das ein oder andere Bier zu trinken und anschließend zeitig wieder nach Hause zu radeln (ca. 20 km). Ich mag eigentlich keine „harten“ Sachen (außer vielleicht mal als Cocktail) und bleibe bei Bier, davon (leider) aber auch gerne mal mehr. Es waren dann doch viele Freunde und Bekannte da, die man aufgrund der Lockdowns teilweise schon lange nicht mehr gesehen hat und so habe ich mich verquatscht und den Absprung nicht geschafft. Ich bin nach ein paar Bier auch schon auf Wasser umgestiegen, aber am späteren Abend gab es dann einen ungewöhnlich süßen Schnaps mit deutlich zu hohem Alkoholanteil, dem ich wohl aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen doch nicht abgeneigt gegenüber gewesen sein muss.

Und so endete mein Abend, bei dem ich plante (und meiner Frau zusagte) gegen 22 Uhr wieder zu Hause sein, gegen 23:30 Uhr in der Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses. Ich bin tatsächlich noch Fahrrad gefahren. Wenige hundert Meter weit bin ich gekommen, dann ziemlich heftig gestürzt. Ich war einige Minuten bewusstlos. Zum großen Glück hatte ich einen Helm an und so blieb es bei einigen Platzwunden. RTW und Polizei wurden schnell gerufen.

Die Blutprobe ergab eine BAK von 2,1 Promille.

Ich bin natürlich total geschockt von meinem verantwortungslosen Verhalten. Wir haben zwei kleine Kinder. Wer weiß, was alles hätte passieren können!

Mit etwas Abstand bin ich allerdings fast froh, dass mir der Unfall mit einem halbwegs glimpflichen Ende passiert ist: Ich gestehe mir ein, dass sich mein Alkoholkonsum in den letzten Jahren, verstärkt in der Corona-Zeit und in den letzten Monaten durch persönliche Umstände (Stress im Job, stark verschlechternder Gesundheitszustand der Eltern) besonders, problematisch entwickelt hat. Dies gehe ich zum Wohle meiner Familie wie auch meiner eigenen Gesundheit nun aktiv an.

Neben der strafrechtlichen Aufarbeitung wird auch eine MPU anstehen.

Meine grundsätzliche Strategie, damit eine solche Situation nicht erneut eintritt, wäre, nur noch an vorab geplanten Anlässen eine vorab festgelegte, geringe Menge Alkohol zu konsumieren, also KT. Dieses Jahr stehen noch zwei solcher Anlässe an. Diese werde ich kalendarisch festhalten.

Seit ich Ende 2018 mit dem Laufsport begonnen habe, habe rund 25 Kg abgenommen. Irgendwie habe ich nicht im Griff, dass ich damit auch deutlich weniger Alkohol vertrage (2018 wäre ich mit dem Konsum vor der TF wohl noch unter 1,6 Promille geblieben). Das Laufen hilft mir aber sehr beim Stressabbau und das Training, was in den letzten Monaten etwas ruhte, habe ich seit der TF wieder intensiviert.

Meine größte Befürchtung ist, dass die FSSt schon sehr bald eine Frist zur Ablegung der MPU ansetzt. In Absprache mit meinem RA habe ich eine Stellungnahme gegenüber der Polizei abgegeben in der Hoffnung, dass von der Verfolgung des Verfahrens gegen Geldauflage abgesehen wird. Dies ist, was ich jetzt gelernt habe, aus MPU-Sicht natürlich doof. Hier müsste dann, falls es so käme, ggf. mit Ratenzahlung versucht werden das Verfahren in die Länge zu ziehen?

Mach es Sinn, jetzt eine HA zu machen, mit wahrscheinlich eher schlechten Werten, und dann in drei Monaten erneut mit dann deutlich besseren Werten, um so eine Anpassung des Trinkverhaltens zu dokumentieren?

Sollte auf jeden Fall ein VP die Vorbereitung übernehmen? Wie sollte ich das ganze angehen? Ich werde wohl kommende Woche mal eine Info-Veranstaltung einer MPI besuchen.

Einen ausführlichen Fragebogen reiche ich in den kommenden Tagen nach. Allerdings habe ich an die konkrete TF bzw. den Verlauf des Abends, auch aufgrund des Unfalls, nur noch bestenfalls bruchstückhafte Erinnerungen.

Vielen Dank bereits jetzt für euer offenes „Ohr“.

Brian
 

Brian

Benutzer
FB Alkohol

Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 180 cm
Gewicht: 70 kg
Alter: 41

Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 18.09.2021
BAK: 2,1
Trinkbeginn: ca. 17:45 Uhr
Trinkende: ca. 23:00 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:30 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: vor rd. einem Monat
Strafbefehl schon bekommen: nein
Dauer der Sperrfrist: entfällt

Führerschein
Hab ich noch: ja
Hab ich abgegeben: nein
Hab ich neu beantragt: nein
Habe noch keinen gemacht: nein

Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): unbekannt

Bundesland:
NRW

Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel:
Ich lebe abstinent seit: 19.09.2021

Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?: ja

Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: müsste mal Hausarzt fragen, Februar 2020 bei letzter Routineuntersuchung jedenfalls i.O.

Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: noch nicht, gibt es Tipps im Großraum Köln oder gerne auch Online?
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung: ja

MPU
Datum: noch unbekannt
Welche Stelle (MPI): Gibt es Tipps?
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -

Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein
 

Andi18

MPU Profi
Hallo Brian, Willkommen hier im Forum. :smiley138:
Kopf hoch, das wird schon alles.. Will Dir nur ein paar kurze Anmerkungen geben.
..Ich gestehe mir ein, dass sich mein Alkoholkonsum in den letzten Jahren, verstärkt in der Corona-Zeit und in den letzten Monaten durch persönliche Umstände (Stress im Job, stark verschlechternder Gesundheitszustand der Eltern) besonders, problematisch entwickelt hat. Dies gehe ich zum Wohle meiner Familie wie auch meiner eigenen Gesundheit nun aktiv an.
Diese Erkenntnis ist schon sehr gut und reißt im Thema bereits das Innere Motiv an. Also den Kern der Mpu.
Meine grundsätzliche Strategie, damit eine solche Situation nicht erneut eintritt, wäre, nur noch an vorab geplanten Anlässen eine vorab festgelegte, geringe Menge Alkohol zu konsumieren, also KT. Dieses Jahr stehen noch zwei solcher Anlässe an. Diese werde ich kalendarisch festhalten.
das klingt gut. Schau Dir die Informationen auch hier im Forum diesbzgl an.
Meine größte Befürchtung ist, dass die FSSt schon sehr bald eine Frist zur Ablegung der MPU ansetzt. In Absprache mit meinem RA habe ich eine Stellungnahme gegenüber der Polizei abgegeben in der Hoffnung, dass von der Verfolgung des Verfahrens gegen Geldauflage abgesehen wird. Dies ist, was ich jetzt gelernt habe, aus MPU-Sicht natürlich doof. Hier müsste dann, falls es so käme, ggf. mit Ratenzahlung versucht werden das Verfahren in die Länge zu ziehen?
das ist grundsätzlich korrekt. Vermutlich hat Dein RA nach §153A auf Einstellung des Verfahrens gegen Auflage plädiert. Somit hättest strafrechtlich und FAER-rechtlich eine "weiße Weste".
Doch leider sind die Verhaltensweisen der Fsst randomisiert, also nicht vorhersehbar.
Schau Dir am Besten den Thread von Dylan an, dort sind diese Themen kürzlich behandelt. Leider hat dort die Fsst nicht das Strafverfahren abgewartet. Es sind daher beide Varianten möglich. In Deinem Falle und der Strategie KT solltest 6 Monate eingeübte Verhaltensänderung erreichen.
Mach es Sinn, jetzt eine HA zu machen, mit wahrscheinlich eher schlechten Werten, und dann in drei Monaten erneut mit dann deutlich besseren Werten, um so eine Anpassung des Trinkverhaltens zu dokumentieren?
jedenfalls ein interessanter Gedankenansatz. Habe bisher noch nie gelesen, daß dies praktiziert worden ist, ist meistens eine Geldfrage..
Da Du aus dem Raum Köln bist, schau Dir dieses Labor an. Da bekommst die HA wirklich zum günstigsten Preis von 65,-
Somit könntest Dir für kleines Geld den Beleg mal sichern und später immer noch entscheiden, ob sinnvoll.
Sollte auf jeden Fall ein VP die Vorbereitung übernehmen? Wie sollte ich das ganze angehen? Ich werde wohl kommende Woche mal eine Info-Veranstaltung einer MPI besuchen.
Ein VP hilft Dir halt in der Kürze der Zeit die Thematik aufzuarbeiten. Erstgespräche sind jetzt sehr sinnvoll. Hierzu könntest auch bei der Diakonie oder Caritas o.ä. anklopfen. Versuche auch die Informationen hier im Forum zu inhalieren und hierzu den großen FB Dir vorzunehmen.
Einen ausführlichen Fragebogen reiche ich in den kommenden Tagen nach. Allerdings habe ich an die konkrete TF bzw. den Verlauf des Abends, auch aufgrund des Unfalls, nur noch bestenfalls bruchstückhafte Erinnerungen.
das solltest auf jeden Fall im FB erwähnen. Eine Amnesie ist nichts Unübliches bei Unfällen, akzeptiert wirklich jeder. Hat mir mein VP mehrmals gesagt.
 

Schotty

Erfahrener Benutzer
Seit ich Ende 2018 mit dem Laufsport begonnen habe, habe rund 25 Kg abgenommen. Irgendwie habe ich nicht im Griff, dass ich damit auch deutlich weniger Alkohol vertrage (2018 wäre ich mit dem Konsum vor der TF wohl noch unter 1,6 Promille geblieben).
Hört sich schon alles sehr gut an, nur diese Theorie solltest du ganz schnell vergessen.

Das geringere Körpergewicht wird dadurch wett gemacht, dass Sportler mehr Alkoholdehydrogenasen bilden. Dies Enzym ist für den Alkoholabbau zuständig und entsprechend kann mehr Alkohol in der gleichen Zeit verstoffwechselt werden. Und es spielt natürlich eine Rolle, wie "gut" du beim Trinken im Training bist...
 

Brian

Benutzer
Guten Morgen und vielen Dank für die Willkommens-Grüße!

Ich lese mich fleißig weiter durch das Forum. TFen mit dem Fahrrad scheinen ja fast häufiger zu sein als mit Kraftfahrzeugen! Heute Nachmittag habe ich einen Termin für ein Erstgespräch bei einem VP. In einem Gespräch mit einer Beratungsstelle konnte ich heraushören, dass die zuständige FSSt wohl eher langsamerer Natur ist, was in diesem Fall gut ist. Aber eine Garantie ist das natürlich nicht.

(Leider erst) Mitte nächsten Monats habe ich nochmal einen Termin bei meinem Hausarzt für einen Rundum-Check. Mit ihm werde ich das Thema übermäßiger Alkohol-Konsum auch nochmal besprechen und entsprechende Leberwerte bestimmen lassen.

jedenfalls ein interessanter Gedankenansatz. Habe bisher noch nie gelesen, daß dies praktiziert worden ist, ist meistens eine Geldfrage..
Da Du aus dem Raum Köln bist, schau Dir dieses Labor an. Da bekommst die HA wirklich zum günstigsten Preis von 65,-
Somit könntest Dir für kleines Geld den Beleg mal sichern und später immer noch entscheiden, ob sinnvoll.

Danke für den Tipp! Das ist echt sehr günstig und werde ich wohl in Anspruch nehmen. Ich werde heute meinen Ansatz nochmal beim VP anreißen.

Hört sich schon alles sehr gut an, nur diese Theorie solltest du ganz schnell vergessen.

Das geringere Körpergewicht wird dadurch wett gemacht, dass Sportler mehr Alkoholdehydrogenasen bilden. Dies Enzym ist für den Alkoholabbau zuständig und entsprechend kann mehr Alkohol in der gleichen Zeit verstoffwechselt werden. Und es spielt natürlich eine Rolle, wie "gut" du beim Trinken im Training bist...

Ok, super! Das fliegt raus.

Viele Grüße
Brian
 

RodionRomanovich

Erfahrener Benutzer
Mach es Sinn, jetzt eine HA zu machen, mit wahrscheinlich eher schlechten Werten, und dann in drei Monaten erneut mit dann deutlich besseren Werten, um so eine Anpassung des Trinkverhaltens zu dokumentieren?
Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, den bereits aktenkundigen erhöhten Konsum erneut zu dokumentieren. Anders verhält es sich jedoch bei den Leberwerten. Da kann eine Verbesserung der Sekundärmarker während der Reduktions-Phase die allgemeine gesundheitliche Verbesserung belegen, welche dann auch dem geänderten Konsumverhalten zugeschrieben werden kann.
Es empfiehlt sich überhaupt, die Leberwerte kurz vor der MPU überprüfen zu lassen, um unangenehme Überraschungen auszuschließen bzw. vorab abzuklären.
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
das mit dem Abnehmen und verträglichkeit /BAK ist eine holprige These. Da du früher entsprechend mehr Körperfett hattest, wäre dein persönlicher Gewichtsfaktor eher der einer Frau...weniger BAK hättest bestimmt nicht gehabt.
Wann die fsst reagiert ist völlig offen, i.d.R. wenn sie Wind von der Sache bekommt. Bei mir war das mit Analyseergebnis...ca. 6 Wochen nach TF. Die Frist sind meist 2-3 Monate.
Egal ob KT oder AB: eine HA macht erst Sinn, wenn 3, besser 4 Monate nach Konsumende/reduktion vergangen sind, sonst finden sich Überbleibsel.
Mit 2,1 bist du verdammt hart an der Schallmauer von KT zu AB, für meinen Geschmack etwas sehr dünnes Eis für KT....
Bei KT würde ich definitiv mind. 6 Monate ins Land gehen lassen vor der MPU, d.h. nicht vor April...
Wenn (grenzwertiges!) KT, dann würde ich es mit 2 HA untermauern (Mitte Januar und Mitte März), d.h. komplett durchziehen.
Je nachdem wann die fsst reagiert, kann es natürlich sein, dass die erste HA für die Katz ist.
Auf jeden Fall abklären lassen, ob KT (noch ) möglich ist oder AB angebracht ist.
FE behalten...wird schwierig
 
Lieber Brian,

ich beschränke mich auf den von dir vorgebrachten Vorschlag, eine HA über deinen vergangenen Alkoholkonsum anzufertigen und dies als Kontrast zu künftigen HA durchzuführen (iSv "ich habe mich gebessert"). Ich will davon abraten und bin überzeugt, dass du hier ohne jeglichen Nutzen Geld verbrennst.

Der Grund ist folgender: Bereits hinsichtlich der Frage "Abstinenz" versus "Nicht-Abstinenz" sind HA in ihrer Interpretation umstritten: Manche Wissenschaftler sprechen sich für Abstinenzbelege bei ETG-Werten unterhalb von 5pg/mg aus (bspw. die Society of Hair Testing), andere für Grenzen bei 7pg/mg (zB die aktuellen CTU3 Kriterien), wiederum andere für 9 pg/mg. Die entsprechenden Cutoff-Werte kommen aus Experimenten mit kleinen Teilnehmerzahlen (teilweise weniger als 30 Personen), die man vorher nach dem Konsumverhalten befragt hat. Während die Cutoff-Werte noch halbwegs (und auch schon mehr schlecht als recht) zur Differenzierung zwischen Abstinenz und Nicht-Abstinenz (wobei in der Praxis eher zwischen Abstinenz bis geringer Konsum versus moderater bis starker Konsum) taugen, gibt es keine wirklich stichhaltige Interpretation des ETG-Werts wenn dieser höher liegt. Klar, man findet gelegentlich die Konvention "chronischer Alkoholmissbrauch bei 30pg/mg", aber die Streuung der ETG-Werte ist gerade im starken Trinkerbereich groß. Insbesondere scheint auch der ETG-Wert nicht linear anzusteigen (d.h. doppelt so viel Alkoholkonsum verdoppelt den ETG-Gehalt nicht, sondern die Wirkung ist exponentiell - wobei die Evidenz dünn ist, wie gesagt...), sodass man den zahlenmäßigen Wert deiner HA nicht interpretieren können wird. Lediglich wird man (vermutlich) feststellen können, dass du früher Alkohol getrunken hast. Und das liegt auf der Hand, sonst wärst du nicht hier. Insofern: Wieso Geld dafür zahlen, das offensichtliche zu zeigen?
Ganz nebenbei: Der Weg, den ETG in die Haare macht, ist kein direkter. Stattdessen wird das Abbauprodukt als Schweiß über die Schweißdrüsen der Kopfhaut ausgeschieden und über die Haare aufgenommen. Insofern kann auch starkes Schwitzen mit dem ETG-Gehalt korrelieren (selbstverständlich nur, wenn getrunken wurde; sonst findet sich ja auch im Schweiß kein ETG). Ceteris paribus müssten also innerhalb der Menge der exzessiven Trinker diejenigen mit regelmäßigen Saunabesuchen höhere Werte aufweisen ;)

Anders ist es bei Leberwerten: Während ETG sensitiv auf chronischen Alkoholkonsum reagiert, findet man regelmäßig starke Trinker mit tollen Leberwerten (*Hello*). Insofern sind Leberwerte gerade dann kein guter Prädiktor über dein KT, wenn sie in der Phase deines Alkholabusus in Ordnung waren. Waren sie das nicht, dann kannst du auf heute bessere Werte verweisen und sagen: Schaut her, ich habe mich gebessert. Im Sinne deiner Argumentation solltest du also auf möglichst schlechte (i.S.v. hohe) Leberwerte hoffen.

Zum Thema HA: Rübezahl hat da völlig recht, auf "Überbleibsel" würde ich auch achten. Insbesondere, weil auch nicht direkt an der Kopfhaut abgeschnitten werden kann, sondern gerne ein zwei Millimeter an Haar am Kopf verbleiben. Mir wurde als "Sicherheitsabstand" ein Monat empfohlen, der in meinem Fall ausgereicht hat.
 

rüdscher

Erfahrener Benutzer
ich beschränke mich auf den von dir vorgebrachten Vorschlag, eine HA über deinen vergangenen Alkoholkonsum anzufertigen und dies als Kontrast zu künftigen HA durchzuführen (iSv "ich habe mich gebessert"). Ich will davon abraten und bin überzeugt, dass du hier ohne jeglichen Nutzen Geld verbrennst.

Moin,

würde ich ähnlich sehen. Zunächst haben wir alle bewiesen, dass wir mit Alkohol einen problematischen Umgang haben. Das müssen wir dann nicht noch durch Laborbelege untermauern. Der GA nimmt zunächst mal ohnehin an, dann du getrunken hast. Die Besserung zeigt sich dann erst mit einer sauberen HA, von daher ist die "versaute" HA eigentlich nicht notwendig und kostet nur unnötig Geld.

viele Grüsse,
rüdscher
 

Andi18

MPU Profi
Der Weg, den ETG in die Haare macht, ist kein direkter. Stattdessen wird das Abbauprodukt als Schweiß über die Schweißdrüsen der Kopfhaut ausgeschieden und über die Haare aufgenommen. Insofern kann auch starkes Schwitzen mit dem ETG-Gehalt korrelieren (selbstverständlich nur, wenn getrunken wurde; sonst findet sich ja auch im Schweiß kein ETG).
Ist das wirklich so?
Das würde ja bedeuten, dass die Haare via Fremdkontamination durch Schweiß mit etg verunreinigt würden.
In den mir bekannten Beschreibungen wird von verstoffwechslungen und Einlagerungen in der Haarwurzel erwähnt. Somit widerspricht sich das der üblichen Literatur.
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
verunreinigt...ist wohl eher sehr unglücklich....die Grundlage für ETG ist und bleibt verstoffwechselter Alkohohl nicht der schweiß.....also auch nicht das Haarshampoo, und auch nicht viel beschworene Praline und der ganze Kram, der gelegentlich so ins Feld geführt wird
 

Andi18

MPU Profi
Ich hatte diesen Artikel früher schon mal gelesen, allerdings auf Englisch nicht sonderlich aufmerksam.
Hatten diesen aber auch eher auf BTM gemünzt. ETG spielt in den Ausführungen dort eher eine untergeordnete Rolle, mags aber auch falsch verstanden haben.
Die wesentliche Erkenntnis sollte letztlich wohl sein, wie Rübezahl erwähnt.
 

Brian

Benutzer
Hallo zusammen,

vielen Dank für die Ergänzungen! Ich hatte heute ein Erstgespräch mit einem VP. Grundsätzlich sieht er bei mir die Strategie KT als zielführend an (u.a. Alter, Tatzeitpunkt, Ausfallerscheinungen sprechen dafür, BAK > 2,0 dagegen; in der Summe aber vertretbar). Auch sein grundsätzliches Vorgehen fand ich gut, Ursachenforschung zu betreiben und das Problem anzugehen anstatt Antworten für die MPU vorzubereiten.

Was mich allerdings irritiert hat, und das ist mir heute in einem anderen Telefonat schon einmal aufgefallen, das wenig "Fahrrad-spezifisches" Wissen vorhanden ist und immer davon ausgegangen wird, ich sei meinen Führerschein schon los und mich erwartet eine Sperrfrist. Ich will mir
daher noch eine Meinung holen.

Anschließend habe ich mich auch gefragt, ob nicht grundsätzlich eine Psychotherapie mit Fokus auf Alkohol-Gefährdung, losgelöst von der MPU-Problematik, die dafür aber u.U. auch von der Kasse übernommen wird, ein Weg sein könnte.

Bereits hinsichtlich der Frage "Abstinenz" versus "Nicht-Abstinenz" sind HA in ihrer Interpretation umstritten: Manche Wissenschaftler sprechen sich für Abstinenzbelege bei ETG-Werten unterhalb von 5pg/mg aus (bspw. die Society of Hair Testing), andere für Grenzen bei 7pg/mg (zB die aktuellen CTU3 Kriterien), wiederum andere für 9 pg/mg.

Vielen Dank für deine Ausführungen, Dylan. Ich bin jetzt nicht so Tief in der Materie drin, aber wird bei der HA das Verhältnis des Ethylglucuronid-Gewichts zum Haar-Gewicht (in Pikogramm/Milligramm) gemessen? Dann hätte man doch auch bei der 3cm/3 Monatsprobe immer nur einen Durchschnittswert, oder verstehe ich das falsch?

Der GA nimmt zunächst mal ohnehin an, dann du getrunken hast. Die Besserung zeigt sich dann erst mit einer sauberen HA, von daher ist die "versaute" HA eigentlich nicht notwendig und kostet nur unnötig Geld.

Ja, ich lass das. Kostet alles schon genug Geld.

Viele Grüße
Brian
 
Dann hätte man doch auch bei der 3cm/3 Monatsprobe immer nur einen Durchschnittswert, oder verstehe ich das falsch?
Ich bin mir unsicher, ob ich die Frage richtig verstehe, aber ja, die Analyse ist sozusagen ein „ungewichtetes Mittel“, wobei man dazu sagen muss, dass wohl Auswaschungen passieren (in welchem Umfang kann aber ich dir nicht sagen, und auch die Literatur die ich kenne ist da reichlich unkonkret - insofern könnte man sagen, dass aktuellerer Konsum etwas mehr zählt). Keinesfalls erhältst du jedenfalls eine Art „arktische Eisbohrung“, anhand der sich deine Alkoholkonsumzeitpunkte oÄ bestimmen lassen.
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
ich denke, dass die Frage nach Fahrrad oder KFZ eine ist, die auf Seiten der Justiz liegt und des Strafmaß beeinflusst. Bei der MPU sollte das egal sein. Fehlverhalten ist und bleibt Fehlverhalten. Bei der MPU geht es ja um Einsicht und Strategie für zukünftiges Verhalten, Verhaltensänderung allgemein. Kurz gesagt...der Blick voraus, nicht zurück wie schwer die Schuld war bzw. die direkte Auffälligkeit
 

Rübezahl

Gesperrte(r) User(in)
nein, es ist kein Mittel, es ist eine gesamtsumme etg die sich in 3 Monaten = 3 cm angesammelt hat...etg unterscheidet nicht, ob 1x Koma oder alle 3 tage dauerangeschickert. der Wert im etg bestimmt auch nicht den Konsum von exakt 3 Monaten, sondern bezieht sich nur darauf mit dem Hilsmittel der annahme, dass dein Haar völlig durchschnittlich wächst.
Wächst dein haar schneller, dann wird dein wahrer Konsum gestreckt auf 3 Monate, wächst es langsamer, dann wird er gestaucht (d.h. dein Konsum von 3,5 Monaten wird behandelt als ob du das in 3 monaten konsumierst hast)
nicht mehr nicht weniger....das ist auch der grund, warum man mit 1. HA lieber 4 als 3 Monate warten sollte
 

RodionRomanovich

Erfahrener Benutzer
Anschließend habe ich mich auch gefragt, ob nicht grundsätzlich eine Psychotherapie mit Fokus auf Alkohol-Gefährdung, losgelöst von der MPU-Problematik, die dafür aber u.U. auch von der Kasse übernommen wird, ein Weg sein könnte.
Das Hauptproblem bei diesem Vorgehen ist, ein therapiebedürftiges Problem zu finden, das zur MPU vollständig ausgeräumt ist und nicht zur neuen Baustelle wird.
Mir sind zwar erfolgreiche Fälle bekannt (sogar mit Depressionen, dafür mit verkehrspsychologisch zusatzqualifiziertem Therapeuten), jedoch würde ich diesen Weg keinesfalls allgemeingültig empfehlen.
Insbesondere als Radfahrer spielt ja auch die zeitliche Komponente eine Rolle, da man nicht mal eben für 12 Monate+ eh gesperrt ist. Und in unter 6 Monaten eine Therapie erfolgreich abzuschließen ist sehr sportlich. Und eine nicht abgeschlossene Therapie, so aktenkundig, kann leicht zu einer neuen Fragestellung werden.
Da aber nicht vorgeschrieben ist, wie du dich vorbereitest, kannst du auch auf teure VP verzichten und dich beispielsweise hier kostenneutral vorbereiten, dazu vielleicht noch die eine oder andere gratis-Beratung der Bescheinigung wegen mitnehmen.
 

Andi18

MPU Profi
Ich hatte heute ein Erstgespräch mit einem VP. Grundsätzlich sieht er bei mir die Strategie KT als zielführend an (u.a. Alter, Tatzeitpunkt, Ausfallerscheinungen sprechen dafür, BAK > 2,0 dagegen; in der Summe aber vertretbar).
das spricht für den VP..
Auch sein grundsätzliches Vorgehen fand ich gut, Ursachenforschung zu betreiben und das Problem anzugehen anstatt Antworten für die MPU vorzubereiten.

Hier mußt aufpassen. Viele VPs rutschen sofort in die Kindheit ab und versuchen dort krankhaft der Ursachenforschung. Hätte ich meinen VP nicht ausgebremst würden wir heute wohl noch davon sprechen.
Ein Kollege hier meinte mal, dass lt dessen VP das Warten aufs Christkind die Ursache verdrängter Gefühle dessen Motive wäre..
Entsprechende Belastungen im Leben sind im die Motive.., welche Du schon angedeutet hast..
Durch das Forum hier hat er dann die "Kurve" gekriegt.

Was mich allerdings irritiert hat, und das ist mir heute in einem anderen Telefonat schon einmal aufgefallen, das wenig "Fahrrad-spezifisches" Wissen vorhanden ist und immer davon ausgegangen wird, ich sei meinen Führerschein schon los und mich erwartet eine Sperrfrist. Ich will mir
daher noch eine Meinung holen.
ich denke, dass die Frage nach Fahrrad oder KFZ eine ist, die auf Seiten der Justiz liegt und des Strafmaß beeinflusst. Bei der MPU sollte das egal sein. Fehlverhalten ist und bleibt Fehlverhalten. Bei der MPU geht es ja um Einsicht und Strategie für zukünftiges Verhalten, Verhaltensänderung allgemein. Kurz gesagt...der Blick voraus, nicht zurück wie schwer die Schuld war bzw. die direkte Auffälligkeit
die Thematik Fahrrad sehe ich genauso, obgleich mittlerweile gefühlsmäßig Fahrrad und E-Scooter dominieren.
Konnte dies anfangs auch nicht wahrhaben, spielt aber für die mpu keine Rolle.
Mein VP war sogar der Meinung, daß Fahrrad-Delinquenten kritischer gesehen werden, da die ja die Fähigkeit des Gleichgewichts und damit mehr Trinktoleranz bewiesen haben, die Verunfallung spricht folglich dagegen.
War meinem "extremen" VP aber egal.. für den gab es i.ü. nur AB, KT lehnt der kategorisch ab.... Somit gilt es hier auch abzuwägen, was VPs so sagen.
Hier im Forum und auch Erfahrungsberichte von GA wurde überwiegend bestätigt, daß Fahrrad günstiger in der Mpu gesehen werden, da dies gleichzeitig die Vermeidungsstrategie ist..
Was das Strafrechtliche angeht beweist Brian's Aussage, daß eben die VPs sowie generell MPU-Berater vom Strafrecht wenig Ahnung haben. Diesbzgl darfst keine Expertisen erwarten.
 

Schotty

Erfahrener Benutzer
Das Hauptproblem bei diesem Vorgehen ist, ein therapiebedürftiges Problem zu finden, das zur MPU vollständig ausgeräumt ist und nicht zur neuen Baustelle wird.
Sehe ich auch so. Wenn tatsächlich noch eine Leiche im Keller liegt (Trauma, Missbrauch, Gewalterfahrung, etc.) ist es bestimmt sinnvoll, das Problem anzugehen. Ob ich das bezügl. einer MPU ohne abgeschlossene Therapie thematisieren sollte...wohl ehr nicht. Natürlich kann etwas gravierendes als Ursache für erhöhten Konsum bis hin zur Abhängigkeit vorliegen. So paradox es sich anhört, aber ich kenne auch Menschen, die sich schlicht aus Langeweile in eine Abhängigkeit gesoffen haben. Die Spielarten des Stoffmissbrauchs sind da sehr vielfältig.

Noch meine persönliche Meinung zu Hausärzten. Da gibt es leider nur ganz wenige, die für den Bereich Sucht oder Suchtmittelmissbrauch sensibilisiert sind. Der Weg in eine Tablettenabhänigkeit führt z.B. meist über den Hausarzt. Hier halte ich den Gang zur Suchtberatung für sinnvoller und erkenntnisreicher.
 
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