Die Tage hatte ich meine 2. MPU, ich bin mir jedoch unsicher wie es lief. Konnte die Nacht davor null schlafen, war dementsprechend unkonzentriert und leer im Kopf -.- Im Nachhinein erscheinen mir manche Antworten etwas "zu dünn". Gerade die Antwort nach den Konsumhintergründen oder nagativ-Erlebnissen.
Ich habe mir das Untersuchungsgespräch durchgelesen und abfotografiert, anschließend in Text umgewandelt. Wenn ihr mögt könnt ihr ja mal reinlesen... sicher auch hilfreich für andere zur Vorbereitung. Gutachten wäre in 4-6 Wochen fertig.
Psychologisches Untersuchungsgespräch
Auf Nachfrage, ob er sich die Zweifel der Behörde an seiner Fahreignung erklären könne bzw. ob er verstehe, warum er MPU machen müsse: Ja, da ich unter Drogeneinfluss gefahren bin, habe ich mich und andere Verkehrsteilnehmer stark gefährdet, deshalb kann ich das nachvollziehen.
Warum die Fahrerlaubnisbehörde seiner Meinung nach ihm seine Fahrerlaubnis zurück geben soll bzw. was habe sich geändert: Ich habe mein Fehlverhalten eingesehen, an mir und meiner Problematik gearbeitet und habe mit dem Drogenkonsum endgültig abgeschlossen
Auf Nachfrage, warum die 1. MPU negativ sei und welche Vorsätze er sich damals gefasst habe: Ich habe die Konsumhintergründe zu wenig aufgearbeitet und die Rückfallrisiken unterschätzt, und nur 6 Monate Abstinenznachweise gehabt, was in meinem Fall zu wenig war
Auf Befragen zum Alkoholkonsum: Zum ersten Mal habe er mit 17 Jahren Alkohol probiert. Er habe ab dem 18 Lebensjahr auch mal einen über den Durst getrunken. Ich mochte das Gefühl von Kontrollverlust nicht, und den Kater am nächsten Tag. Seitdem in moderaten Mengen, alle 1-2 Monate einmal, max. 2 Bier à 0,33, meistens Mischgetränke, Radler à 0,33l Höchstmengen: 4-5 Bier à 0,331, 2 oder 3 Cocktails Diese Höchstmengen habe er nur einmal erreicht. Er habe ca. 65 kg gewogen. Heute wiege er 70 kg. Zum aktuellen Alkoholkonsum: Alle 1-2 Monate bei besonderen Gelegenheiten 2 kleine Bier maximal, à 0,331, darüber gehe ich nicht hinaus
Warum er wenig trinke: Weil mir die Wirkung ab einem bestimmten Punkt nicht gefällt, und es schmeckt mir auch nicht. Hochprozentiges mochte ich noch nie
Ob er zusammen mit Drogen auch Alkohol getrunken habe: nie in Kombination
Auf Befragen, warum und wann er das erste Mal BtM probiert und wie sich der Konsum weiterhin entwickelt habe: Zum ersten Mal habe er mit 20 Jahren einen Joint probiert. Er habe 1-2 mal daran gezogen, aber an dem Abend keine Wirkung verspürt
Wie sich der Konsum weiterentwickelt habe: 2016 habe ich jemanden auf einer Party kennengelernt mit dem ich mich gut verstanden habe. Ich habe ihn besucht, es waren Kollegen von ihm da, die haben Cannabis geraucht. Ich habe beim ersten Mal abgelehnt, habe mich aber mit den Leuten gut verstanden. Als ich das 3. Mal da war, war ich neugierig wie es ist, high zu sein, und habe 2-3 mal am Joint gezogen, die Wirkung hat mir dann ganz gut gefallen. Wir waren immer 3-4 Mann bei dem zuhause, ich habe mit geraucht, zunächst einen halben, später einen ganzen Joint. Bis Mai 2017. Dann bin ich mit einem Kumpel nach Holland in Urlaub gefahren. Dort habe ich einen Joint am Tag konsumiert, die ersten 3 Tage. Die letzten 4 Tage habe ich nichts konsumiert. An den letzten 2 Tagen waren wir in Amsterdam und haben uns im Coffee Shop verschiedene Sorten Cannabis gekauft, für uns und die Kollegen als Vorrat. An der Grenze wurden wir kontrolliert. Ich musste ein 3 monatiges Urinscreening absolvieren, es hat auch eine Gerichtsverhandlung nach sich gezogen. Ich habe daraufhin 6 Monate mit dem Konsum pausiert. Allerdings hatte ich weiterhin Kontakt mit den Kollegen. Ende 2017 bin ich wieder zu denen und habe wieder mitgeraucht. Bis Januar 2019 habe er weiter konsumiert.
Welche anderen Drogen er noch konsumiert/probiert habe und ggf. warum: keine anderen Drogen
Auf Nachfrage, ob es kritische Hinweise durch andere (z. B. Familie, Beruf, Schule, andere soziale Beziehungen) gegeben habe: Ich habe versucht den Konsum zu verheimlichen, deshalb wusste es fast niemand. Meine Mutter hat mich darauf angesprochen, dass ich mich verändert habe, nachlässiger geworden bin und mich nicht mehr so oft gemeldet habe, aber sie hatte nicht vermutet dass ich Drogen konsumiere
Welche Nachteile er durch Konsum erfahren habe (z. B. Kopfweh, Müdigkeit oder Fehlen auf der Arbeit, in der Schule wegen Konsum z.B. am Vorabend oder Krach mit Kollegen, mit Familienmitgliedern, Probleme durch Drogen, Vernachlässigung usw.): ich wurde dadurch träge, schlapp, nicht aufnahmefähig, unkonzentriert bis 2 Tage nach dem Konsum. Ich habe meine eigentlichen Freunde vernachlässigt weil ich nur noch mit den Drogenkonsumenten zusammen war, habe meine Träume und Ziele schleifen lassen, bin dem nicht mehr nachgegangen
Auf Nachfrage, ob der Konsum schon mal zu problematischen Erlebnissen geführt habe (z. B. Überhitzung, Muskelkrämpfe, unangenehme Unruhe, Angstzustände während oder nach dem Konsum): zweimal hatte ich direkt nach dem Konsum Herzrasen, was sich weniger Minuten danach wieder normalisiert hat. Ich habe es vor den Freunden heruntergeredet. Bei dieser Antwort habe ich ein schlechtes Gefühl...Bei der 1. MPU stand sowas drin wie "Erneuter Konsum trotz negativen Erfahrungen/ Herzrasen". Vielleicht hätte ich darauf anders antworten sollen.
Ob eine Abhängigkeitsdiagnose gestellt wurde? nein
Ob er eine Entgiftung durchlaufen habe: nein
Ob er eine Entwöhnungsbehandlung durchlaufen habe: nein
Auf Nachfrage, wie er selbst damals seinen Drogenkonsum eingeschätzt habe: Damals war das eher Genusskonsum, aus Spaß in der Gruppe, ich mochte dieses euphorisierende Gefühl. Das Thema wurde in der Gruppe verharmlost und kleingeredet, aber heute würde ich das anders sehen
Auf Befragung:
09.05.2017, Allgemeiner Verstoß (829 BtMG): Unerlaubte Einfuhr von BtM in nicht unerheblicher Menge / Cannabis (38Gramm)
Ob er gefahren sei: ja, auf der Rückfahrt. Bei der Polizei habe er verschiedene Tests gemacht, unauffällig, der Polizist habe damals von einer Blutentnahme abgesehen. Konsumverhalten zu dieser Zeit: eher unregelmäßig, davor im Abstand von 1-3 Monaten war er bei den Kumpels und habe einen halben bis einen Joint geraucht. In diesem Urlaub die ersten 3 Tage jeweils 1 Joint
28.01.2019, Fahren unter Einfluss von BtM, Analyseergebnis des Drogenscreenings: Tetrahydrocannabinol (THC) -3,6 ng/ml; THC, THC - Metabolit (THC - COOH) – 34 ng/mg;
Was sei an dem Tag gewesen: Ich war mit dem Freundeskreis im Urlaub in Barcelona 10 Tage, ich habe alle 1-2 Tage einen Joint konsumiert. Am letzten Tag vor dem Abflug wurden 1-2 Cannabiskekse angeboten. Ich habe die Wirkung unterschätzt, die hat auch länger angehalten. Am 27.1. bin ich nach Frankfurt geflogen, dort wurde ich mit dem Taxi zu meinem Auto gefahren, kurz nach Mitternacht bin ich mit meinem Auto losgefahren. Ich bin mit meinem Auto liegengeblieben, habe die Stelle abgesichert, die Polizei ist gekommen und hat den Eintrag BTM gesehen, da ich einen müden und erschöpften Eindruck gemacht habe, haben sie mich mitgenommen zur Blutentnahme. Da stand ich noch unter dem Einfluss von Cannabis, obwohl der Konsum schon 22 Stunden zurücklag, was ich unterschätzt habe. Es wäre besser gewesen, das Auto stehen zu lassen, allein auch aufgrund der Müdigkeit.
Wann und um wieviel Uhr er konsumiert habe: am 26.1. gegen 23 Uhr einen Keks, von dem ich keine Wirkung verspürt habe, gegen 0:30 Uhr einen zweiten Keks, die Wirkung hat dann verspätet eingesetzt. Am Tag davor (25.1.) einen Joint. Im Urlaub alle 1-2 Tage einen Joint
Wieviel Gramm genau: unbekannte Menge
Ob er die Wirkung der Droge während der Fahrt wahrgenommen habe: Nein, ich war erschöpft und müde, wollte nur noch nach Hause. Ich konnte nicht unterscheiden ob das vom Konsum aus der Vornacht war oder vom anstrengenden Heimflug
Zum Fahren und Drogenkonsum bzw. ob er dies in der Vergangenheit zuverlässig getrennt habe bzw. ob er bereits in der Vergangenheit unter für ihn wahrgenommen Einfluss Auto gefahren sei: ich habe immer geguckt dass eine Nacht dazwischen lag, allerdings ist das ja deutlich zu wenig da man ja bis zu 72 Std nach dem Cannabis Konsum noch einen Wirkung haben kann. Ich bin davon ausgegangen, wenn ich eine Nacht schlafe, dass ich dann wieder nüchtern bin und in der Lage, am Straßenverkehr teilzunehmen, was allerdings ja nicht so ist.
Hier vergaß ich zu erwähnen, dass ich bereits 15-20mal (1-3 Tage nach dem Konsum) unter Reststoffen im Blut Auto gefahren bin.
Auf Nachfrage, wie er danach, nach dieser Fahrt, mit Drogen umgegangen sei: Da habe ich beschlossen, den Drogenkonsum zu beenden, habe danach nichts wieder konsumiert. Ich habe mich noch einmal mit den Kollegen getroffen und gesagt dass ich nichts mehr konsumiere, und dass ich den Kontakt zu ihnen abbrechen möchte. Ich habe meine ganzen Konsumutensilien entsorgt
Wann er das letzte Mal Drogen konsumiert habe: 26./27.1.2019
Zu den Entzugserscheinungen (z. B. Schwitzen, Zittern, motorische Unruhe, Nervosität, Gereiztheit): Keine.
Zur Umstellung: Es war eigentlich unproblematisch. Am Tag der Verkehrskontrolle war ich enttäuscht von mir selbst, dass es so weit gekommen ist und hatte Wut auf mich, und habe beschlossen aufzuhören. In den folgenden 1-2 Wochen kam einiges hoch, was ich durch den Konsum verdrängt hatte Letzter Satz blöde? Könnte ja suggerieren, dass ich häufiger konsumieren müsse um Sachen zu verdrängen, oder?
Auf Nachfrage, warum er seither keine Drogen mehr konsumiere (Motive): Ich habe gemerkt dass Cannabis nur negative Auswirkungen auf mein Leben hatte. Ich habe Familie, Freunde, Menschen die mir wichtig waren vernachlässigt, habe meine Ziel schleifen lassen. Ich habe gemerkt dass ich meine Probleme nur verdrängt habe, mich in der Zeit nicht weiterentwickelt habe, Lebenszeit verschenkt habe. Ich hätte meinen Job verlieren können. Ich möchte verantwortlich leben und mich weiterentwickeln, das geht nur wenn man nüchtern ist im Kopf und klare Gedanken hat
Was sich seitdem er Drogenfrei lebe, verändert habe: Ich habe ein besseres Verhältnis zu ehemaligen Freunden, meiner Familie, vor allem zu meinem Vater. Wir haben uns mal ausgesprochen und sehen uns jetzt regelmäßig. Ich kann mit ihm über Sorgen und Probleme reden, wir unternehmen etwas zusammen. Früher habe ich Probleme und Gefühle in mich reingefressen. Heute kann ich mit Freunden über meine Sorgen reden, habe eine Anlaufstelle wenn es mir nicht so gut geht. Ich habe einen neuen Job bei XXX, das Arbeitsverhältnis ist super, ich verstehe mich gut mit Kollegen. Ich mache regelmäßig Sport, fahre Fahrrad, gehe Schwimmen, ich gehe regelmäßig mit Freunden ins Schwimmbad. Ich habe mich mit gesunder Ernährung auseinandergesetzt, habe einen Lebenswandel der mit gut gefällt
Welchen Freundeskreis er heute pflege: Sportler, mit denen ich mich zum Fahrrad fahren treffe, ein bester Freund der jetzt in Polen lebt den ich 1-2 mal im Monat besuche, Arbeitskollegen
Ob er weiterhin Kontakte zu den Drogenkonsumenten habe: nein, ich habe auch alle Nummern gelöscht und seitdem nichts mehr von denen gehört
Ob er eine Maßnahme wahrgenommen habe bzw. bei welcher Maßnahme er gewesen sei: MPUXXX, Herr XXX (online)
Auf Nachfrage nach dem Nutzen von verkehrstherapeutischen Maßnahmen: Ich habe gelernt welche Auswirkungen Cannabis auf Körper, mein Leben, Fahreignung, wie man mit Rückfallgefahr umgeht und frühzeitig erkennt, Verhaltensstrategien um das Rückfallrisiko zu minimieren
Ob er persönliche Gründe und Ursachen für seinen Drogenkonsum dort aufgearbeitet habe: Ich hatte viel Stress durch die Arbeit, ich war mit meiner Arbeit unglücklich. In der Firma wurde eine neue Stelle ausgeschrieben die ich gerne gehabt hätte, ich habe mich sehr unter Druck gesetzt und wollte den Aufgaben gerecht werden. Dadurch war ich sehr gestresst und habe mich verhaspelt, wollte nicht zugeben dass ich Fehler mache und nicht zugeben dass etwas nicht klappt. Ich habe viele Überstunden gemacht. Auch andere Leute hatten an dieser Stelle Interesse, es kam zu Intrigen und Mobbing. Ich konnte von der Arbeit nicht mehr abschalten. Ich habe immer daran gedacht was am nächsten Tag auf mich zukommt. Ich war oft traurig, habe gemerkt dass Cannabis hilft zu entspannen, die negativen Gedanken loszuwerden und die Stimmung zu heben. Ich habe Probleme gerne vor mir hergeschoben, bin den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, das hat sich dann angehäuft. Durch das Cannabis habe ich die negativen Gedanken ausgeschaltet, das hat sich zu einem missbräuchlichen Konsum entwickelt.
Welche persönlichen Gründe: Ich habe Probleme nicht angepackt, wollte mich nicht damit konfrontieren, sondern habe Dinge vor mir hergeschoben. 2017 habe ich mich von meiner damaligen Freundin getrennt. Anstatt das zu verarbeiten, habe ich das durch den Konsum von mir weggeschoben, das war eine innere Belastung die ganze Zeit. Hier wurde ich gefragt "Nun haben Sie ja äußere Gründe für Ihren Konsum genannt, können Sie auch innere Motive nennen?" Ich ging unterbewusst davon aus, dass meine genannten Gründe auch innere Motive beinhalten. Deshalb fiel mir spontan nur die Trennung mit meiner Freundin ein..aber das ist wohl auch ein äußerer Grund,oder? Hab mich nicht genug mit diesen Fragen auseinandergesetzt, verdammt!
Welche Strategien er heute nutze: Ich erledige Dinge direkt oder zeitnah, suche mit Struktur nach Lösungswegen. Wenn ich etwas allein nicht hinbekomme suche ich mir Hilfe. Mit Sport habe ich einen besseren Ausgleich, mit Stress umzugehen. Ich öffne mich meiner Familie, wenn ich Probleme habe und spreche mich mit ihnen aus. Wenn ich mit einer Situation nicht klarkäme, würde ich mir professionelle Hilfe suchen. Ich vergaß zu erwähnen, dass ich meditiere und dadurch die Gedanken ordnen kann.
Wie er eigene Rückfallgefährdung einschätze: Pauschal kann man einen Rückfall nie ausschließen. Aber ich habe den Kontakt zu Konsumenten abgebrochen, werde Orte und Leute meiden wo konsumiert wird. Sollte ich in eine Situationen kommen wo es zu Konflikten kommt, rede ich mit Freunden und Familie, oder würde professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Welche ,Glatteisstellen" er schildern könne: eine Phase wo ich unglücklich bin im Leben, wenn es zu Stress und Konflikten kommt. Ich habe gelernt, diese Probleme frühzeitig zu erkennen. Beispiel: 2020 wurde ich in meinem Job gekündigt wegen einer Sportverletzung. Das war ein herber Rückschlag, da ich auf die Stelle lange hingearbeitet habe. Aber ich habe damit abgeschlossen und wende meine Energie in die Zukunft, bin strukturiert auf Jobsuche gegangen. Meine Familie stand hinter mir. Die Kündigung war hart, aber ich habe gelernt es zu akzeptieren. In dieser Zeit habe ich kein Bedürfnis zum Konsum verspürt.
Auf Nachfrage, ob er etwas ergänzen möchte: Nein. Ich hatte die Möglichkeit durch die MPU, diese Thematik durchzuarbeiten und mein Leben ändern konnte. Sonst wäre es vielleicht noch zu schlimmeren gekommen.
Dauer des Untersuchungsgesprächs: 45min.
Grüße