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TF Fahrrad 1,9‰

Bezüglich meiner Krankheit besteht aus medizinischer Sicht kein Problem mit Alkohol – da gelte ich als komplett geheilt, nehme keinerlei Medikamente und habe nur noch die chronischen Folgen als Überbleibsel. Mit Alkohol habe ich in sozialen Situation ja in erster Linie meine Selbstzweifel und meinen Perfektionismus betäubt und mich dadurch entlastet. Da ich daran mittlerweile intensiv gearbeitet habe, hoffe ich nicht, dass eine Abstinenzforderung aufkommt.
Das passt für mich, denn ansonsten wäre es ja massiv selbstschädigendes Verhalten gewesen, was ja ein klarer Hinweis in Richtung Abhängigkeit sein kann...
Aber gut entschärft, finde ich plausibel, pass einfach auf, dass die Krankheit nach Möglichkeit gar nicht vorkommt, falls relevant (insbesondere ärztlicher Teil) dann eben unbedingt entschärft...

Außerdem meinte er, dass ich durch mein "Quartalsaufen", also die unregelmäßigen Trinkspitzen in den letzte Jahren, und dadurch, dass ich nur zu sozialen Anlässen getrunken habe, in die Hypothese A2 rutschen könnte.
Hm, hättest du stattdessen jeden Morgen alleine daheim einen Jägermeister gefrühstückt, wäre das besser? Kann ich nicht nachvollziehen, was natürlich aus dem "Quartalssaufen" rauskommt ist, dass du wenig Schwierigkeiten hast, gar nicht anzufangen, aber Schwierigkeiten hast, aufzuhören. Das ist bei KT natürlich nicht ideal, denn da ist ja natürlich die Gefahr gross, vor allem wenn das Auto daheim steht, auch mal 5 grad sein zu lassen und kräftiger zuzulangen.
 
I.-wie kann ich die Aussagen dieses VPs wenig nachvollziehen.
Deine letzte Zunahme des Alk-konsums mit anschließender TF hat mit dem gesundheitlichen Rückschlag zu tun, Selbstwertgefühl und Belastung durchs zweite Studium. Ich verstehe nicht, was da kritisch sein soll. Die Entschärfung, daß Alkohol keine toxische Wirkung auf die Medikamente hat etc. ist sicher gut. Somit stellt sich mir ansonsten die Frage, was dann sagen möchtest?
Ist der VP seriös und ausgebildeter Diplom-Psychologe? :smiley2204:
Heute hatte ich auch ein Gespräch mit einem VP, der mir mehr oder weniger davon abgeraten hat, meine Motive, die mich ja schon seit einiger Zeit begleiten, in der Form anzugeben. Er meinte ich solle lieber eine Geschichte aufbauen, in der ich die letzten Jahre zunehmend zur Entlastung getrunken habe.
genau das wirkt alles andere als seriös..
Außerdem meinte er, dass ich durch mein "Quartalsaufen", also die unregelmäßigen Trinkspitzen in den letzte Jahren, und dadurch, dass ich nur zu sozialen Anlässen getrunken habe, in die Hypothese A2 rutschen könnte. Da das jetzt schon öfter angeklungen ist, habe ich Angst, dass meine komplette Strategie für die Katz war und komplett von vorne anfangen muss. Relativ kurz vor der MPU wäre das natürlich ein GAU.
Alter 15–16: 2–3-mal/Monat; 4–6x 0,5l Biermischgetränke oder 1l Weinmischgetränke; 4–6-mal/Jahr 12x 0,5l Biermischgetränke oder 3l Weinmischgetränke (in der Spitze circa 1,4‰)
Alter 16–21: 4–6-mal/Monat; 4–5x Mischgetränke (große Gläser mit 400ml) wie Vodka-Energy, die Mischung wurde dabei zunehmend stärker (zum Ende 50:50 Mischung); zu dieser Zeit habe ich regelmäßig BAK-Werte jenseits der 2 ‰ erreicht
Alter 21–25: 5–6-mal/Monat; 6–7x 0,5l Bier, 1–2-mal/Monat 10–12x 0,5l Bier (Spitze wieder bei über 2 ‰)
Alter 25–26: 1–2-mal/Monat; 1x 0,5l Wein, 3–4-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 26–27: 3–4-mal/Monat; 4–5x 0,5l Bier, 3–4-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 27–28: 3–4-mal/Monat; 3–4x 0,5l Bier, 3–4-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 28–29: 5–6-mal/Monat; 1x 0,5l Wein,
Alter 29–30: 2–3-mal/Monat; 2–3x 0,5l Bier; 1–2-mal/Monat 5–6x 0,5l Bier, 3–4-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Ich kann nicht nachvollziehen, woher die Meinung des Quartalssaufens ableitbar wäre.
Wenn ich mir die Mengen nur anschaue, würde ich tatsächlich diese im Alter 21-29 bezogen auf das Max reduzieren. Ich bin mir jetzt dem gänzlichen Inhalt Deines FBs nicht mehr ganz sicher, aber warum mußt bereits so früh die Toleranz auf 2‰ festlegen? Ansonsten reduzier das und benenne das Max eben in den letzten 1-2 Jahren vor der TF entsprechend - das Max sollte dann so alle 4-6 Wochen erreicht sein.
 
Hallo zusammen, hier mal wieder eine überarbeitete Version meines FB, den ich nach euren Anmerkungen angepasst habe. Mir ist bei der Überarbeitung aufgefallen, dass ich tatsächlich Entlastungstrinken betrieben habe und nicht der typische Beta-Trinker war,

Danke euch nochmal für eure Kommentare!

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Am Abend vor meiner Trunkenheitsfahrt traf ich mich um circa 20:00 Uhr mit einem Arbeitskollegen bei ihm zu Hause. Wir hatten vor, einen geselligen Abend zu verbringen, uns zu unterhalten, Sport im TV zu schauen und Bier zu trinken. Mein Arbeitskollege wohnt circa drei Kilometer entfernt. Da ich wusste, dass ich Alkohol trinken würde, bin ich mit dem Fahrrad zu ihm gefahren.

Bis circa 21:30 Uhr habe ich insgesamt drei große Bier à 0,5 l getrunken. Zu diesem Zeitpunkt kamen drei Freunde meines Arbeitskollegen zu unserer Runde hinzu. Diese hatten die Idee den Abend aufzulockern und nebenher ein Spiel zu spielen. Innerhalb weiterer zwei Stunden trank ich nochmal drei Bier à 0,5 l. In der Runde kamen wir dann (ab 23:30 Uhr) auf die Idee, zusätzlich noch mit Likör und später Schnaps anzustoßen. Bis 02:00 Uhr habe ich demnach nochmal drei Bier à 0,5 l, drei Liköre (25%, 4cl) und zwei Cognac (45%, 4cl) getrunken. Im Laufe der Zeit wurde ich immer müder, fühlte mich nicht mehr wohl und wollte nach der letzten Runde Cognac einfach nur so schnell wie möglich heim. Ich fuhr vorsichtshalber langsam auf dem Gehweg, da sich auf der Straße teilweise Straßenbahnschienen befanden, die mir in der Vergangenheit auch schon nüchtern zum Verhängnis geworden sind.

Gegen Ende meines drei Kilometer langen Heimweges begegnete ich einen Polizeiwagen im Einsatz. Da die Polizisten sich auf dem Gehweg befanden, wurden sie auf mich aufmerksam. Aufgrund meines Zustandes nahmen sie bei mir eine Alkoholkontrolle vor. Im Rahmen der Kontrolle wurde bei mir eine AAK von 0,94 mg/l festgestellt, die anschließende Untersuchung meiner BAK um 03:00 Uhr ergab 1,9‰.

Im Vergleich zur vorherigen Version habe ich das Trinkspiel weggelassen, da ich denke, dass sich dies im Gespräch negativ für mich auswirken könnte.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


20:00 – 02:00: 9x Bier á 0,5l

23:30 – 02:00: 3x Likör 25% à 4cl, 2x Cognac 45% à 4cl

Hier habe ich deutlich mehr Bier angegeben und die Spirituosen reduziert, um zu vermeiden, dass der Eindruck entsteht, ich sei stark an Spirituosen gewöhnt (ich habe einfach einen „Saumagen“)

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich bin fast die komplette Wegstrecke von drei Kilometern gefahren.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)


Ja. Wenn ich vorhatte zu trinken, bin ich immer mit dem Fahrrad gefahren. Es war also normal für mich und ich habe mir keine besonderen Gedanken gemacht. Da ich die Strecke kannte, auf dem Gehweg fuhr und mich immer ich in Bewegung befand, habe ich mich auch sicher gefühlt.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Ich wollte die Trunkenheitsfahrt nicht vermeiden, sondern habe im Voraus geplant mit dem Fahrrad zu fahren.

6.Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit dem Fahrrad habe ich schon circa 50-mal alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen. Mit dem Auto habe ich nie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen. In meinem Freundes- und Familienkreis herrscht eine strikte Meinung, dass Auto und Alkohol nicht zusammengehören. Diese habe ich auch schon vor meiner TF vollumfänglich unterstützt. Ich kann von daher ausschließen, dass ich jemals auch nur angetrunken Auto gefahren wäre. Beim Fahrrad habe ich diesen Zusammenhang nicht hergestellt, was rückblickend ein eklatanter Fehler war und zu einem fehlenden Unrechts- und Problembewusstsein bei mir geführt hat.
Aus meinen bisherigen alkoholisierten Teilnahmen am Straßenverkehr folgere ich, dass ich meinen Alkoholkonsum stark bagatellisiert und das Fahrrad fälschlicherweise als taugliches Ausweichverkehrsmittel gesehen habe. In der Vergangenheit hat mir ein Problembewusstsein dafür gefehlt, dass ich auch dem Fahrrad auch aktiv gefährlich in den Straßenverkehr eingreife. Außerdem folgere ich, dass ich durch meine hohe aufgebaute Toleranz gegenüber Alkohol in der Lage war, auch bei einem hohen Alkoholpegel ohne Ausfallerscheinungen Fahrrad zu fahren. Dies lässt mich darauf schließen, dass mein Alkoholkonsum in der Vergangenheit deutlich zu hoch lag. Aus diesem Grund bin ich dankbar und erkenne mein Glück, dass mir und anderen in der Vergangenheit durch diese Trunkenheitsfahrten kein Schaden entstanden ist.
 
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Meine allererste Erinnerung an Alkohol ist mein Vater, der abends gerne ein Pils aus einer Biertulpe mit Goldrand getrunken hat. Das Glas hat mich immer fasziniert, die Flüssigkeit aufgrund ihres Geruches stark abgeschreckt.
Mit 14 habe ich das erste Mal auf einer Geburtstagsfeier eines älteren Freundes Alkohol getrunken. Das war ein „Klopfer“ Kleiner Feigling.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Mit 15 Jahren habe ich angefangen unregelmäßig an Feiern am Wochenende Wein- und Biermischgetränke zu trinken. Im Laufe meines 15. Lebensjahres habe ich circa 2-3–mal im Monat auf Feiern getrunken.

16–21: Hier normalisierte sich der Alkoholkonsum in meinem Freundeskreis und ich habe häufiger und deutlich mehr getrunken. Rückblickend circa 4–6-mal pro Monat. Der Konsum hat sich dabei immer auf Wochenenden und gesellige Treffen mit Freunden beschränkt.
In dieser Zeit habe ich primär Mischgetränke getrunken. Das Mischverhältnis wurde dabei mit der Zeit immer stärker.
21–25: Für mein zweites Studium bin ich in eine andere Stadt und in eine WG gezogen. Die folgenden vier Jahre habe ich regelmäßig fast jedes Wochenende und zum Teil auch unter der Woche viel getrunken – auch wieder ausschließlich zu geselligen Anlässen und Feiern mit anderen. Dabei habe ich ausschließlich Bier getrunken. Die Menge pro Abend hat sich im Laufe dieser Zeit stetig und bis zum Ende stark gesteigert.
25: Bin für ein weiterführendes Studium in eine andere Stadt gezogen. Dabei habe ich sehr unregelmäßig getrunken. 1–2-mal im Monat zwei Gläser Wein mit meiner Partnerin, wenn diese mich besucht hat.
26: Bin für ein Praktikum nochmals in eine Studenten-WG umgezogen. Während des Praktikums habe ich 3–4-mal im Monat getrunken allerdings deutlich geringere Mengen als während meines Studiums.
27–30: Für meine aktuelle Stelle bin ich 2019 wieder in eine Studenten-WG in einer neuen Stadt gezogen. Zu Beginn meiner Zeit dort habe ich circa 3–4-mal im Monat getrunken. Während der Pandemie habe ich mit meiner Partnerin regelmäßiger getrunken, circa 5-mal im Monat. Wir haben dabei hauptsächlich gemeinsam Wein oder Bier getrunken. Nach der ‚heißen Phase‘ der Pandemie habe ich wieder etwas weniger oft aber dafür bei den Trinkanlässen deutlich mehr getrunken. Ich habe mich persönlich in dieser Zeit unter starken Druck gesetzt und die Trinkanlässe genutzt, um diesem zu entfliehen. In diese Episode fällt auch meine TF.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Alter 15–16: 2–3-mal/Monat 4x 0,5l Biermischgetränke oder 1l Weinmischgetränke; 2–3-mal/Jahr 8x 0,5l Biermischgetränke oder 2l Weinmischgetränke (in der Spitze circa 1‰)
Alter 16–21: 4–6-mal/Monat 4–5x Mischgetränke (große Gläser mit 400ml) wie Vodka-Energy, die Mischung wurde dabei zunehmend stärker (zum Ende 50:50 Mischungen); zu dieser Zeit habe ich regelmäßig BAK-Werte jenseits der 2 ‰ erreicht
Alter 21–25: 5–6-mal/Monat 6–7x 0,5l Bier, 1–2-mal/Monat 10–12x 0,5l Bier
Alter 25–26: 1–2-mal/Monat 1x 0,5l Wein, 2–3-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 26–27: 3–4-mal/Monat 4–5x 0,5l Bier, 2–3-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 27–28: 3–4-mal/Monat 3–4x 0,5l Bier, 2–3-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier (Festivals, Hochzeiten, andere Feste)
Alter 28–29: 5–6-mal/Monat 1x 0,5l Wein
Alter 29–30: 2–3-mal/Monat 2–3x 0,5l Bier; 1–2-mal/Monat 5–6x 0,5l Bier
, 6–8-mal/Jahr 10–12x 0,5l Bier

Die Trinkmengen in der Episode unmittelbar vor der TF habe ich nach oben angepasst.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich habe in Gesellschaft anderer auf Feiern oder zu geselligen Anlässen getrunken. Während der Pandemie und der Zeit meines ersten Praktikums habe ich mit meinen jeweiligen Partnerinnen zu Hause getrunken.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Ich habe den Alkohol in sozialen Situationen genutzt, um meine eigene Unsicherheit zu überspielen, meine Selbstzweifel zu betäuben und meine Probleme zu verdrängen.

Die Ursache für meine Unsicherheit und die Selbstzweifel liegt in meinem extremen Hang zum Perfektionismus. Dieser hat sich über mein Leben hinweg aufgebaut und wurde immer stärker. Die verschiedenen Episoden korrelieren dabei stark mit meinem jeweiligen Trinkverhalten.

Seit ich denken kann, sehne ich mich nach der Anerkennung anderer und gehe mit mir selbst extrem hart ins Gericht. Schon früh war mir meine eigene Leistung, egal wie gut sie objektiv gewesen sein mag, nie genug. An mich habe ich immer die höchsten Ansprüche gestellt, viel höhere als an die Personen in meiner Umgebung, um diesen anderen Personen gefallen zu können. Wenn ich diese Ansprüche nicht erfüllen konnte, war ich enorm frustriert und wütend auf mich selbst. Ich habe mich als Versager wahrgenommen und dabei war mir die Meinung von außen vollkommen egal, auch wenn ich eigentlich großen Wert darauf gelegt habe, positive Rückmeldungen zu bekommen. Dies hat dazu geführt hat, dass ich ein extrem geringes Selbstwertgefühl entwickelt habe. Währenddessen habe ich mich auch ungeliebt von anderen gefühlt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was diese in einem Versager wie mir sehen sollten. Ich hatte Angst, dass sie erkennen könnten, wer ich wirklich bin und sich dann von mir abwenden würden.

Einer der Gründe, der meinen Perfektionismus früh geprägt hat, ist die die Beziehung zu meiner Schwester. Sie ist zwei Jahre älter als ich und ich habe bereits als kleines Kind zu ihr aufgeschaut und wollte immer ihre Anerkennung gewinnen. Sie war in ihrem Verhalten mir gegenüber allerdings sehr ambivalent: an manchen Tagen hat sie Zeit mit mir verbracht und mir viel Liebe gezeigt, an anderen Tagen hat sie mich dafür ignoriert oder bewusst ins Messer laufen lassen. Je älter sie wurde und in Richtung Pubertät ging, desto schlechter wurde unser Verhältnis. Sie hat ein Talent, mich mit ihren Worten zu verletzen und das in der Vergangenheit oft geschafft. Ich habe deshalb immer versucht, ihr möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und sie in der Schule, im Sport und im Privaten zu übertrumpfen. Dadurch habe ich mich unter einen großen Leistungsdruck gesetzt. Im Grunde habe ich ihr nachgeeifert, von ihr dafür aber keine Anerkennung erhalten.

Ein weiterer Punkt, der meine Denkmuster stark beeinflusst hat, ist die toxische Beziehung meiner Eltern. Mein Vater war beruflich viel unterwegs und meine Mutter hat sich um den Haushalt und uns Kinder gekümmert. Dabei wurde die Beziehung meiner Eltern immer schlechter und Streit war am Wochenende an der Tagesordnung. Da ich sehr harmoniebedürftig bin, war ich irgendwann der Einzige in der Familie, der sich noch mit allen Familienmitgliedern halbwegs gut verstanden hat (mit meinen Eltern gut, mit meiner Schwester eher mittel aber besser als sie sich mit unseren Eltern). Dadurch stand ich oft zwischen den Stühlen und bekam alle Probleme und Konflikte hautnah mit. Ich musste immer zwischen allen Familienmitgliedern vermitteln und habe deshalb stark darauf geachtet, selber keinen Grund für Ärger und Stress zu liefern oder irgendjemandem Sorgen zu bereiten.

Als ich 14 Jahre alt war, haben sich meine Eltern getrennt. Die Trennung war für mich sehr traumatisierend und alles andere als schön. Am Anfang nach der Trennung war ich die einzige Person, die noch zu allen Familienmitgliedern Kontakt hatte und musste auch während der Trennung meiner Eltern vermitteln. Ich hatte Schuldgefühle und mir Vorwürfe gemacht, dass ich die Beziehung meiner Eltern nicht retten konnte. Die Trennung haben wir als Familie nicht wirklich thematisiert oder aufgearbeitet. Alles ging einfach weiter und meine Mutter war plötzlich alleinerziehend und ohne großen finanziellen Spielraum. Da ich die Situation nicht noch weiter verschlimmern wollte, habe ich immer versucht, jeglichen Stress von ihr fernzuhalten und ihr Arbeit und Sorgen abzunehmen.

In der Zeit nach der Trennung meiner Eltern habe ich das erste Mal Alkohol getrunken. Ich habe gemerkt, dass es mir durch den Alkohol deutlich leichter fiel loszulassen, in der Interaktion mit anderen gelöster zu sein. Meine Unsicherheit, Schuldgefühle und Sorgen konnte ich so ablegen. Dabei habe ich von außen positive Verstärkung erfahren, da in dieser Zeit in meinem Freundeskreis generell viel getrunken wurde und ich somit „dazugehörte“ und mit meinem Trinkverhalten andere beeindrucken konnte. Unter dem Einfluss von Alkohol hatte ich das Gefühl, endlich wirklich selbstbewusst zu sein, auf andere zugehen zu können und von anderen bewundert zu werden.

Mit 17, fast 18, bin ich dann kurzfristig sehr schwer und lebensgefährlich krank geworden. Durch meine Krankheit habe ich körperliche Einschränkungen davongetragen und mein Leben hat sich komplett verändert. Ich war auf einen Schlag nicht mehr in meiner Klassenstufe, musste mein Abitur ein Jahr nach hinten verschieben und meine Hobbies aufgeben. Dadurch hat mein Selbstwertgefühl extrem gelitten. Diesen Schicksalsschlag habe ich nicht aufgearbeitet und in der Folge angefangen weiter meine „selbstbewusste Maske“ aufzusetzen, ohne, dass mein Inneres dem entsprochen hätte. Dafür musste ich meine Krankheit aus meinen Gedanken verdrängen, was mich im Alltag sehr viel Kraft und Energie gekostet hat. In diesem Alter hat der Alkoholkonsum bei mir stark zugenommen, ich wollte zu meinen alten Freunden gehören, diese beeindrucken und da blieb mir nur das Mithalten/Übertrumpfen beim Trinken – zumindest aus der damaligen Perspektive. Außerdem konnte ich während des Trinkens meine gesundheitlichen Sorgen, Probleme und Selbstzweifel vergessen. Beim Feiern waren wir alle gleich, ich war selbstbewusst und alles war wie früher. Der Druck, unter den ich mich selbst gesetzt habe, war plötzlich weg. In diesem Gefühl habe ich mich oft verloren.

Kurz bevor ich für mein zweites Studium in eine andere Stadt und von zuhause ausgezogen bin, hatte ich leider einen gesundheitlichen Rückschlag und musste erneut weitere körperliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Das Thema habe ich allerdings komplett ignoriert und mein Studium unvermittelt durchgezogen. All das hat nicht in mein Idealbild von mir selbst gepasst. Trotz meiner schweren Krankheit habe ich mich so gefühlt, als müsste ich weiter an meinem alten Ich festhalten. Insbesondere auch, da ich mich für meinen Körper und meine Krankheit geschämt und beides immer zu verstecken versucht habe – vor allem wenn ich neue Menschen kennengelernt habe. Auf Feiern und in Gesellschaft habe ich daher oft und viel zum Alkohol gegriffen.

In den Phasen nach meinem zweiten Studium war ich größtenteils in neuen sozialen Umfeldern und habe wenig getrunken, da sich auch nicht die Gelegenheiten geboten haben.

Durch meinen Berufsstart und den Umzug war ich in meiner neuen Heimat erstmal komplett alleine. In meiner WG hatte ich nicht wirklich Anschluss und habe sehr viel gearbeitet. Die Pandemie hat mein soziales Umfeld weiter reduziert, sodass ich eigentlich nur mit meiner Partnerin Kontakt hatte. Bei der Arbeit habe ich durch meinen befristeten Vertrag zunehmend Druck verspürt und wollte, wieder mal, alles unbedingt machen. Gleichzeitig hat es mich sehr belastet, dass ich nicht wirklich Anschluss gefunden habe und meine Zukunft ungeklärt war.

Nachdem die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben wurden, bin ich wieder öfter auf Feiern gewesen und habe Kollegen getroffen. In diesen Situationen hat sich meine generelle Unsicherheit mit dem starken Druck, unter dem ich stand, gepaart. Das hat dazu geführt, dass ich bei diesen Gelegenheiten oft sehr viel getrunken habe, um diese Probleme zu vergessen und endlich mal wieder loslassen zu können.

Diese Verhaltensmuster haben zu meinem exzessiven Trinkverhalten und meiner Gewöhnung an hohe Alkoholmengen in der Vergangenheit geführt.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Wenig Alkohol hat bei mir zu Entspannung und leichter Enthemmung geführt. Ich war dadurch von meinen negativen Gedanken abgelenkt und weniger unter Stress. Es fiel mir leichter, auf andere zuzugehen und meine Maske aufzuziehen.

Bei viel Alkohol habe ich häufig eine Art Euphorie erlebt und war stark enthemmt. Ich konnte loslassen, meine Probleme vergessen und hatte das Gefühl ein anderer Mensch zu sein. Mein Selbstbewusstsein war größer und meine selbstkritische Realität wirkte für diese Zeit viel weiter weg. Ich habe allerdings auch körperliche Auswirkungen gespürt, hatte Probleme mit verwaschener Sprache und dem Gleichgewicht. Diese negativen Effekte und Warnsignale meines Körpers wurden aber deutlich von den positiven Auswirkungen für mein kurzfristiges Selbstwertgefühl überdeckt und traten in den Hintergrund.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe zum allergrößten Teil am Wochenende zu sozialen Anlässen getrunken und unter der Woche fast nie zu Alkohol gegriffen. Wenn ich zu viel getrunken habe, bin ich am nächsten Tag mit Kopfschmerzen und Übelkeit oder einem flauen Magen aufgewacht.

Auf mein Leben und Umfeld hatte mein Alkoholkonsum keine negativen Auswirkungen und Folgen. Ich konnte all meinen privaten und beruflichen Verpflichtungen ohne Einschränkungen nachgehen.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

Ich habe vor der TF weit mehr Alkohol getrunken als heute.

Während meiner Jugendzeit vor dem Studium wurde in meinen Freundeskreis generell viel getrunken und experimentiert. Wir haben im Klassenverbund viel gefeiert und dabei unseren Alkoholkonsum nie hinterfragt. Eine Ursache hierfür war auch, dass ältere Freunde uns bereits früh mit Alkohol "versorgten" und somit als eine Art Katalysator fungierten.

Im Studium habe ich in einer WG mit drei sehr guten Freunden gelebt. Wir hatten alle drei das Glück, dass wir unser Studium ohne große Probleme absolvieren konnten und dabei nebenher noch viel Freizeit übrig blieb. Dies führte dazu, dass wir auch unter der Woche entweder selbst Freunde einluden oder bei anderen zu Besuch waren. Wie es im Studium oft üblich ist, war Alkohol dabei ein zentraler Bestandteil unserer Zusammenkünfte und hat das gegenseitige Kennenlernen stark erleichtert.Wir hatten eigentlich keine Verpflichtungen und deswegen wenig bis gar keine externen Kontrollmechanismen in unserem Leben.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, vor meinen Abiturprüfungen habe ich zwei Monate bewusst auf Alkohol verzichtet. Danach krankheitsbedingt auch für circa ein halbes Jahr. Zusätzlich während der Prüfungsphasen im Studium (circa sechs Wochen, zwei Mal pro Jahr) und für drei Monate nach meiner TF.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)

Nach Jellinek würde ich mir als ehemaligen Alpha-Trinker einschätzen. Ich habe Alkohol getrunken, um meine persönlichen Probleme (d.h. meine Unsicherheit und mein fehlendes Selbstwertgefühl und den Druck unter den ich mich gesetzt habe) zu unterdrücken.

Gleichzeitig habe ich auch Züge des Beta-Trinkers gezeigt, da ich nur getrunken habe, wenn sich mir dazu bei sozialen Anlässen die Gelegenheit geboten hat. Allerdings war ich nie der unbedingte Initiator des Alkoholkonsumes, sondern habe mich in der Regel im Strom mittreiben lassen. Gleichzeitig war ich aber auch nicht die Stimme der Vernunft und habe auch bei starkem Konsum nicht mäßigend eingegriffen, da ich den Alkohol für meine eigenen Zwecke missbraucht habe und somit über meine Unsicherheit hinwegtäuschen konnte.

Hier habe ich die Kategorisierung nun umgedreht, um deutlich zu machen, dass ich primär Entlastungstrinker war.
 
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Da ich nicht auf Alkohol in seiner Funktion als Genussmittel verzichten möchte, habe ich mich für den Weg des kontrollierten Trinkens entschieden. Ich praktiziere seit Mai `22 kontrolliertes Trinken, indem ich an bis zu 10 besonderen Trinkanlässen im Jahr Alkohol konsumiere. Diese plane ich voraus, da sie sich auf Festlichkeiten wie Hochzeiten oder besondere Geburtstagsfeiern belaufen. Meinen Konsum kontrolliere ich dabei mit Hilfe der Widmarkformel, sodass ich einen maximalen Blutalkoholspiegel von 0,3‰ nicht überschreite. Ich beschränke mich dabei konservativ auf maximal zwei kleine Bier à 0,33l oder ein großes Bier à 0,5l oder ein Glas Sekt/Wein à 0,2l. Dabei trinke ich während des Konsumes im Falle von Bier mindestens die gleiche Menge an Wasser oder im Falle des Wein/Sekt, die doppelte Menge an Wasser.
Sollte ich planen, zu einem Anlass Alkohol zu trinken, bedeutet dies für mich auch, dass ich diesen ohne eigenes Fahrzeug (Fahrrad oder Auto) besuche.
Durch diese Regeln erlebe ich Alkohol wieder als reines Genussmittel und laufe nicht die Gefahr, in einen Rausch zu verfallen.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Geplant ist, dass ich Silvester mit Freunden verbringe und dabei um Mitternacht ein Glas Sekt trinken werde.

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich nach meiner TF lange damit auseinandergesetzt, ob ich zukünftig gänzlich auf Alkohol verzichten soll oder der Weg des kT für mich der richtige ist. Für mich war klar, dass ich vor einer finalen Entscheidung zuerst die Motive für meinen exzessiven Alkoholkonsum in der Vergangenheit ergründen musste. Dazu habe ich viele ehrliche und tiefgründige Gesprächen mit meiner Partnerin, meinen Eltern, meiner Schwester und meinen Freunden geführt. Während dieser Zeit (3 Monate) habe ich abstinent gelebt und mein Verhalten mit ihnen und für mich intensiv reflektiert. Nachdem ich für mich erkannt hatte, dass ich Alkohol dazu missbraucht habe, mich im Beisein anderer wohler und unbeschwerter in meiner Haut zu fühlen, konnte ich entsprechende Methoden und Maßnahmen identifizieren, um den Ursachen für diese Kompensationsfunktion entgegenzuwirken.

Aus dieser Situation heraus habe ich für mich entschieden, dass ich über die Voraussetzungen dazu verfüge, meinen Alkoholkonsum zu kontrollieren. Als Genussmittel schmeckt mir Alkohol und ich bin bei der Abwägung seiner Vor- und Nachteile für mich persönlich zu dem Entschluss gekommen, dass ich durch das kontrollierte Trinken die Nachteile soweit minimieren kann, dass die Vorteile des kontrollierten Konsums für mich überwiegen. Außerdem waren in der jüngeren Vergangenheit die Trinkanlässe, zu denen ich exzessiv getrunken habe sehr selten. Viel häufiger hatte ich meinen Konsum vollkommen unter Kontrolle. Grundsätzlich bin ich also bereits vor meiner intensiven Aufarbeitung in der Lage gewesen, mich in meinem Alkoholkonsum zurückzunehmen.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe das Trinken reduziert, weil mir bewusst geworden, dass ich den Alkohol missbraucht und als Mittel zum Zweck der Kompensation meines fehlenden Selbstwertgefühles und zur Verdrängung meiner Probleme instrumentalisiert habe. Diese Erkenntnis hat mich schockiert und mir vor Augen geführt, dass ich dringend etwas an meinem Leben ändern muss. Es war ein absoluter Fehler, dass ich gewisse Teile meines Lebens auf der Wirkung von Alkohol aufgebaut und damit ein noch unsichereres Fundament geschaffen habe. Mein Konsum hat mich schließlich der Fähigkeit beraubt, wirklich ich selbst zu sein. Das war für mich ein unumstößlicher und drastischer Grund mein Trinken mit sofortiger Wirkung einzustellen und in der Zukunft drastisch zu reduzieren.
Zusätzlich hat mein hoher Konsum dazu geführt, dass ich eine hohe Alkoholtoleranz aufgebaut habe. Mit dieser Toleranz habe ich die Fähigkeit verloren, meinen Trunkenheitszustand selbst reflektiert und adäquat einschätzen zu können. Dieser fehlende Kontrollmechanismus hat mich zu einer potenziellen Gefahr für mich selbst und andere gemacht, was nicht mit meinem Selbstverständnis vereinbar ist. Auch aus diesem Grund habe ich meinen Alkoholkonsum im Rahmen des kT auf ein Minimum reduziert.
Diese Einsicht kam bei mir leider viel zu spät und ich hätte mein Verhalten bereits viel früher reflektieren sollen. Ich habe die Warnsignale, wie zum Beispiel dem Aufbau meiner Toleranz, nicht erkannt und somit keine Gegenmaßnahmen eingeleitet. In meinem Umfeld war mein Trinkverhalten normal und ich habe schlichtweg nicht wahrgenommen, dass ich mich auch einem ganz falschen Weg befand. Diesen Umstand bereue mich massiv und bin gleichzeitig auch froh und stolz, dass ich im Rahmen der MPU zu der Einsicht gekommen bin, dass ich mein Leben und meine Einstellung zu Alkohol und mir selber verändern muss – ohne dass ich selbst oder andere dabei zu Schaden kommen mussten.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Unmittelbar nach meiner TF habe ich im intensiven Austausch mit meinem engsten Umfeld die Gründe für meine Alkoholexzesse ergründet. Dabei haben mir meine Eltern und meine Schwester sehr geholfen, die mir aufgezeigt haben, dass ich seit jeher extrem selbstkritisch war und immer die Tendenz hatte, niemandem zur Last zu fallen und mich selbst anderen unterzuordnen. Sie haben mir gleichzeitig das Gefühl gegeben und mir versichert, dass ich von ihnen bedingungslose Unterstützung und Liebe erfahren werde, egal, wie ich mein Leben gestalte und ob ich erfolgreich, beliebt oder sonst irgendetwas bin. Gleichzeitig haben sie sich bei mir für die Probleme in der Vergangenheit entschuldigt und sind sehr froh, dass bei mir endlich ein Knoten geplatzt zu sein scheint und ich über all das, was passiert ist, sprechen kann.
Auch der offene Dialog mit meiner Partnerin, in der ich ihr meine Ängste und Sorgen erklärt habe, hat mich sehr unterstützt. Sie hat sich sofort dazu bereiterklärt, mit mir zusammen abstinent zu leben, falls ich diesen Schritt gehen wollen würde. Außerdem hat sie ihr Verhalten mir gegenüber so verändert, dass sie mich darauf hinweist, wenn ich zu hart mit mir ins Gericht gehe und mit mir zusammen neue Verhaltensweisen trainiert. Ich habe für mich fünf verschiedene Säulen entwickelt, durch die ich mein fehlendes Selbstwertgefühl aufbauen kann und mich in mehr Selbstliebe übe:

  • Ich lasse mir deutlich mehr „durchgehen“ und bin verständnisvoller mit mir selbst. Insbesondere wenn ich mit Herausforderungen oder Rückschlägen im Zusammenhang mit meiner Behinderung konfrontiert werde, bleibe ich ruhiger und reflektiere meine Situation von außen. Ich spreche dann so mit mir selbst, wie ich mit einem Freund oder meiner Familie sprechen würde. Ich erinnere mich daran, dass es in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein.
  • Ich gehe bewusst Aktivitäten nach, die mir Freude bereiten. Dazu gehört, dass ich wieder mit dem Mountainbiken begonnen habe, regelmäßig Yoga mache und meditiere. Außerdem bin ich wieder auf die Skipiste zurückgekehrt. Besonders in stressigen Zeiten ist das ein toller Ausgleich für mich und gibt mir ein Gefühl der Erfüllung.
  • Von meinem Umfeld erfahre ich sehr viel Unterstützung und kann mich voll und ganz auf meine Partnerin, Freunde und Familie verlassen. Es hat mich längere Zeit gekostet, bis ich mich getraut habe, mit meinen Freunden offen über meine Gefühle zu sprechen. In der ersten Phase nach meiner TF habe ich mich sehr geschämt und bin zum Teil dem Kontakt mit ihnen aus dem Weg gegangen. Da sie auch ein wichtiger Bestandteil meines Lebens sind, habe ich meinen Mut zusammengenommen und ich ihnen meine Gefühle und Sorgen offengelegt. Sie haben sehr überrascht aber auch verständnisvoll reagiert. In offenen Gesprächen haben sie mir nachhaltig versichert, dass sie mich nicht für meine alkoholisierte, enthemmte Persönlichkeit zu schätzen wissen, sondern mich generell gerne als Freund in ihrem Leben haben. Als Reaktion auf meine TF haben auch meine Freunde ihren Alkoholkonsum reflektiert und deutlich zurückgefahren. Bei unseren Treffen und Aktivitäten wird zwar noch immer ab und zu getrunken aber deutlich seltener und in geringerer Intensität.
    Ich habe begonnen, für mich selbst einzutreten. Ich teile meine Bedürfnisse und Grenzen mit anderen und fordere auch bewusst Unterstützung und positive Rückmeldungen ein.
  • Ich konzentriere mich bewusst auf meine Stärken. Da ich insbesondere im Beruf in letzter Zeit erfolgreich war, bin ich mir meiner Stärken deutlich bewusster geworden und fokussiere mich auf die Dinge, die ich kann. Dadurch fühle ich mich selbstbewusster und leistungsfähiger.
  • Außerdem habe ich mich bewusst dazu entschieden, meine Erfolge zu feiern und auch Misserfolge zu akzeptieren und mir zu beiden Anlässen ganz bewusst etwas zu gönnen (z.B. eine Massage, einen Friseurbesuch oder ein leckeres Mittagessen). Diese Schritte zu mehr Selbstakzeptanz haben nach und nach gefruchtet, sodass ich mich deutlich stabiler und mit mir selbst im Reinen fühle. Das zeigt sich sowohl in meinem Inneren als auch in meinem Verhalten anderer gegenüber.
Zusätzlich habe ich mit meinem Vorgesetzten gesprochen und erreicht, dass ich weniger Verantwortung trage. Er war überrascht als ich ihm von dem Druck, den ich fühlte, erzählte und war sehr verständnisvoll. Wir haben für die Zukunft regelmäßig Meetings vereinbart, in denen wir meine aktuelle Belastung analysieren und ggf. Anpassungen vornehmen.

Die Umstellung habe ich daher sehr positiv und als bereichernd für mein Leben erlebt.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich bin deutlich gelassener und innerlich selbstbewusster geworden. Ich habe das Gefühl, dass mein Inneres und meine Wirkung nach außen endlich im Einklang sind. Mir fällt es leichter, Schwächen und Fehler einzugestehen und ich habe endlich gelernt, dass es vollkommen in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten und auch mal etwas nicht zu schaffen. Dadurch fällt mir oft eine große Last von meinen Schultern und ich habe nicht mehr das Gefühl, alles alleine schultern zu müssen.
Diese innere Ruhe weiß meine Partnerin sehr zu schätzen und ich kann ihr in unserer Partnerschaft viel mehr Stabilität bieten. Meine Freunde sind sehr beeindruckt von meiner Veränderung und ich habe durch von ihnen durchweg positives Feedback bekommen. Im beruflichen Umfeld konnte ich durch meine innere Ruhe mit stressigen Zeiten deutlich besser umgehen und mit deutlich weniger Energieaufwand bessere Ergebnisse erzielen. Das ist meinem Vorgesetzten ebenfalls sehr positiv aufgefallen.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe für mich ein Umfeld geschaffen, in dem ich mich sehr wohlfühle. Meine Routinen und neuen Denkmuster helfen mir dabei, die Ursache meines früheren Alkoholmissbrauches zu kontrollieren und einen positiven Blick auf mich zu behalten. Außerdem telefoniere ich seit unseren klärenden Gesprächen sehr oft mit meinen Eltern, die mir immer wieder ihre volle Rückendeckung signalisieren. Auch das Verhältnis zu meiner Schwester ist deutlich besser geworden und wir tauschen uns regelmäßig aus. Ihre bedingungslose Unterstützung nimmt mir sehr viel Druck, sodass ich mich wirklich befreit fühle.
Die Grundlage für das kT ist für mich, dass ich in mich hineinhorche und regelmäßig reflektiere, ob ich noch mit mir selbst „im Reinen“ bin. Sollte ich feststellen, dass ich wieder in eine sehr selbstkritische Denkweise abrutsche, werde ich sofort ergründen, wo die Auslöser dafür liegen und entsprechend gegensteuern. Wenn größere Veränderungen in meinem Leben anstehen, nehme ich diese langsam, Schritt für Schritt in Angriff, um mich nicht zu überfordern.
Da ich seit fast einem Jahr, das bisweilen extrem anspruchsvoll war, meine Verhaltensänderung lebe, bin ich selbstbewusst genug zu sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass mein neues Verhalten stabil bleibt. Durch meine Veränderungen habe ich Stellschrauben für mein Innenleben gefunden, die es mir ermöglichen auch große Herausforderungen für mich zu bewältigen. Mein Umfeld ist auch entsprechend sensibilisiert und würde mich sofort auf Veränderungen in meinem Trinkverhalten hinweisen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)

Ja, ich kann mir vorstellen wieder in meine alten Gewohnheiten zurückzufallen. Ich bin ich mir dessen bewusst, dass mein ehemaliges Trinkverhalten tiefe Gräben hinterlassen hat. Ich tue Alles, um einen Rückfall zu verhindern und halte mich an meine strikten Regeln, was das Trinken anbelangt. Sollte ich doch rückfällig werden, bin ich bereit professionelle Hilfe anzunehmen und gegebenenfalls komplett auf Alkohol in meinem Leben zu verzichten.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich werde das Trinken vom Fahren dadurch strikt trennen, dass ich zu meinen vordefinierten Trinkanlässen nicht mit einem Fahrzeug anreisen werde. Außerdem hab ich die Gefahren des alkoholisierten Fahrens absolut verinnerlicht und empfinde die Konsequenzen für mich als untragbar.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.
 
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