Hallo, liebe Forumsmitglieder,
nun bin ich zwischendurch doch mal wieder hier und möchte mich zuerst dafür bedanken, dass ihr meine Entscheidung ohne Einschränkungen akzeptiert, evtl. nicht alles von mir preiszugeben, was dieses Thema hier anbetrifft. Merci
Dennoch habe ich mich in der Zwischenzeit dazu entschlossen, doch ein paar Infos zu den Ereignissen in den vergangenen Wochen mitzuteilen:
Ich hatte vor ca. 3 Wochen einen Ersttermin bei einem Verkehrspsychologen (Dipl.-Psychologe). Das Gespräch gab mir sofort das Gefühl, dort an der richtigen Adresse zu sein, denn der Psychologe nahm sich sehr viel Zeit über fast 120min und ließ Zwischenfragen zu, bat sogar darum, dass ich jederzeit Fragen stellen solle, wenn ich welche hätte oder etwas unklar sei. Nachdem das Gespräch beendet war, sagte er, dass seine Erst-Einschätzung bei mir wäre, dass ich ca. 5-6 Sitzungen bräuchte, um für die MPU ausreichend vorbereitet zu sein. Weiter ist er der Einschätzung auf Grundlage meiner ersten "Alk-Karriere"-Eckdaten, dass Kontrolliertes Trinken bei mir als Nachweis in Form eines Tagesbuches ausreichend sei. Eine Abstinenz sieht er als nicht erforderlich an, weswegen ich nun der FSST das MPI genannt habe, wo ich im Herbst getestet werde.
An dieser Stelle nun also zuerst einmal evtl. ein paar Eckdaten über mein Trinkverhalten in der Vergangenheit, sogar hier deutlich ausführlicher, als es das Erstgespräch und die erste kostenpflichtige Beratung beim Psychologen erlaubt hat (er stellte mir von sich aus ein paar Fragen, aus denen er dann seine Ersteinschätzung abgeleitet hat):
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Erster Kontakt und Extremereignisse mit Alkohol:
Erster Kontakt mit Alkohol: mein 16. Geburtstag
Erster Vollrausch: Schulabschlussparty mit 19 (Erbrechen mit Erinnerungslücken inkl. Vollkater am nächsten Tag)
Filmrisse: 3 in meinem gesamten Leben, allesamt temporäre Erinnerungslücken im späten Abendverlauf auf Parties (Studienzeit). Seit über 10 Jahren aber keine mehr.
Erbrechen: mehrmals (nicht genau mitgezählt), schätze aber max. ca. 5-7 mal. Letztes mal ebenfalls während des Studiums.
Nenneswerte Vorfälle unter starker Alkoholeinwirkung?: bis dato keine Schlägereien oder sonstiges, keine Verletzungen, aber eben die besagte TF.
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Trinkverhalten in der Vergangenheit:
(a) Getränke: Hauptsächlich Bier, seltener Wein oder Sekt, sehr selten Hochprozentiges (z.B. Ouzo beim Griechen).
(b) Zeitpunkte:
Wochenenden: Seit dem Studium zunehmend häufiges, geselliges Trinken in kleinen Runden (WG-Sit-Ins, Grillabende im Park, u.s.w.) oder auf Parties und Veranstaltungen. Relativ regelmäßig 3-4 mal im Monat größere Mengen Alkohol (anfangs max. 2,5l, in den letzten Jahren max. 5l Bier pro Abend/Nacht MÖGLICH). Habe das hier mal in Biermengen ausgedrückt. Zum Teil trinke ich neben Bier aber auch Wein oder Sekt, aber seltener (siehe oben) - jedoch am Tag der TF schon. Bei dem Wochentag handelt es sich meistens immer um den Samstag, an dem es richtig zu Sache geht (wie bei der TF), allerdings wird zudem auch freitags manchmal getrunken, nur bin ich da meistens noch zu kaputt von der Woche, sodass es dort seltener ist. Die o.g. Werte sind Maximalwerte. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Wochenenden, an denen ich nichts trinke, oder, wenn ich was trinke oder "nur" 0,5-1l Bier. Häufiger ist es wie erwähnt jedoch mehr.
Unter der Woche: Häufigkeit des Alkohokonsums: schwankend - ca. 2-6 mal pro Monat, wobei es im Sommer häufiger und im Winter generell weniger ist. Ggü. den WE deutlich geringerer Konsum: max. 1l Bier (z.B. bei interessanten Fußball- oder Grillabenden mit Freunden), oder aber bei einem Kochabend z.B. max. 0,5l Wein. Auch hier Maximalwerte. Überwiegend ist es aber weniger (z.B. 0,5l Bier), wenn ich unter der Woche etwas trinke. Manchmal ist es dann auch nur ein kleines Bier, ein Alster oder ein kleines Glas Wein.
(c) Sonstigtes evtl. Wissenswertes zu meinem Alkoholkonsum in der Vergangenheit:
Nach dem Zivildienst bis zur Ausbildung - ca. 6 Monate Abstinenz
Während Ende der Studienabschlussarbeit- und Prüfungen - ca. 3 Monate Abstinenz
Vor Klausurenblöcken zeitweilig abstinent oder nahezu vollkommen eingeschränkter Alkoholkonsum.
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Nun zurück zu den AKTUELLEN Geschehnissen:
Das erste kostenpflichtige Gespräch vor ca. einer Woche behandelte den Abend der TF selbst. Dabei ging es um die Herausarbeitung des Zusammenhangs zwischen Blutlakoholkonzentration (BAK) und Trinkmenge bzw. Abbauzeit, BAK und rechtlichen Konsequenzen (Auto & Fahrrad) sowie BAK und der Leistungsfähigkeit (wie z.B. Orientierungsvermögen, Reaktionszeit etc.).
Vorher wurde natürlich der Ablauf des Abends skizziert und aufgearbeitet (wie habe ich mich generell und kurz vor der TF gefühlt, etc.), welcher dann in einer BAK von fast zwei Promille um ca. 02:00 Uhr nachts gemündet ist.
Auch hier kurze Eckdaten zum besagten Abend der TF:
Treffen mit Freunden und Bekannten bei einem befreundeten Pärchen. Ca. 10 Leute, Musik gehört, gequatscht und getrunken. Gute Stimmung, kein Streit, Freundin ist ca. um 23:00 Uhr gegangen, ich kurz vor 02:00 Uhr.
Trinkbeginn ca. 18:00 Uhr.
Trinkende ca. 00:30 Uhr
Ab 00:30 Uhr dann Mineralwasser und zwei Tassen starken Kaffee.
Trinkmenge: 6 * 0.5l Bier, ab ca. 23:00 - 00:30 Uhr dann 4-5 Gläser Rotwein a (0,2l).
Ab ca. 00:00 Uhr zunehmende Müdigkeit.
Nach dem Wasser und dem Kaffee deutlich nüchterner gefühlt als vorher. Müdigkeit ebenfalls deutlich geringer.
Nachhauseweg (zur Freundin): ca. 2km stadtauswärts (Kleinstadt).
Verkehrskontrolle nach ca. 500m auf einem Radweg.
Laut Akteneinsicht beim damaligen Rechtsanwalt wurden mir zwar Orientiertheit etc. bescheinigt, allerdings auch Ausfallerscheinungen wie leichtes Schwanken, verwaschene Sprache, glasige Augen sowie ein deutlich rotes Gesicht. (TF war im Januar bei knapp unter 0°C).
Anfangs war ich kooperativ, habe nur später auf der Wache jegliche Aussage und Tests, nicht aber die BA verweigert. Ursprünglich fragte mich der Beamte, ohne mich darauf hinzuweisen, dass ich das Recht hätte, die Aussage zu verweigern, wieviel ich getrunken hätte, worauf ich "vier halbe" sagte. Mehr steht aber zu Aussagen von mir nicht im Protokoll. Danach habe ich wiegesagt zugemacht, aber nicht rumgestresst oder bin unfreundlich geworden etc. Nett, aber schweigsam.
Um 03:00 Uhr haben sie mich dann entlassen und dann bin ich zu Fuß zu meiner Freundin gegangen.
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Trinkverhalten nach der TF:
in den ersten sechs Wochen abstinent.
Danach habe ich wieder angefangen Alkohol zu trinken, allerdings nicht mehr jedes Wochenende und auch beiweitem nicht die o.g. Mengen (wo ich auch nicht mehr hinmöchte....). Das höchste waren nach der TF zweimal 3*0.5l Bier. Ansonsten ein paar mal 0,5-1l Bier oder 1-2 Gläser Wein (0.2l) oder auch nur eines bzw. ein kleines Bier. Ich habe nicht mehr wirklich mit einer MPU gerechnet, da mein Rechtsanwalt mir die Antwort gab, dass ich diesbezüglich ganz beruhigt sein könne. Ein fataler Irrtum (insbesondere meinerseits...). Seit 3 Wochen bin ich nun wieder komplett abstinent in Anbetracht der anstehenden MPU, denn ich möchte auf keinen Fall, dass meine Leberwerte nun alles einreißen sollten. Ich habe das letzte mal vor ca. 2 Jahren Leberwerte nehmen lassen, die waren beim GGT mit 120 deutlich zu hoch, bei der nachfolgenden Kontrolle ein paar Monate später jedoch wieder bei unter 60. Seitdem habe ich nichts mehr überprüfen lassen diesbezüglich.
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Ich habe jetzt noch mal eine spezielle Frage zu dem Kontrollierten Trinken bzw. dem Tagebuch, dass ich lt. Verkehrspsychologen führen soll.
Nach gründlichen Recherchen im Internet bedeutet Kontrolliertes Trinken lt MPU Gutachtern, alle 3-4 Wochen zu geplanten Anlässen ein kleines Bier zu trinken oder z.B. ein Alster. Das ist bei mir nun doch etwas mehr gewesen (siehe hier oben drüber)... Nun die Fragen:
(a) habe ich überhaupt eine Chance seit Aufforderung zur MPU seitens der FSST von Anfang Juli zu Mitte Oktober mit KT durchzukommen? Der Verkehrspsycholge (wie gesagt keine "verkehrspsychologische" Beratung!!) geht explizit davon aus! Und der Psychologe weiß, dass ich am WE in der Vergangenheit langfristig gut zugeschlagen habe. Er argumentiert dabei u.a., dass ein MPU Gutachter bei meinem Werdegang (Abi, Zivi, Ausbildung, Angesteller, Studium, nun Hochschulbeschäftigter und Freiberufler etc.) durchaus davon ausgehen kann, dass keine Abstinenz erforderlich ist, da man mit einer Alkoholabhängigkeit gar nicht so weit gekommen wäre in aller Regel... Irgendwie macht mich das aber trotzdem stutzig, dass ich das mit KT ohne Screening schaffen kann lt. Experten (und ich habe ihm wirklich erzählt, dass ich jahrelang zugeschlagen habe am WE.... gemäß der netten Antwort von ich glaube Nancy, dass man in der Vorbereitung vollkommen die Wahrhei sagen sollte.... Thanx!).
(b) Wird bei der MPU auch Urin oder Haar entnommen, um die Vergangenheit zu rekonstruieren, oder gibt es nur eine Blutentnahme mit GOT, GPT und GGT? Denn bei einer Haarentnahme hätte ich wiegesagt ein kleines Problem mit dem von der MPU geduldeten KT und meinem subjektiven KT in der Vergangenheit...
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So, nun verzeiht bitte dieses Monsterpamphlet nach zuerst großer Ankündigung, mich eher bedeckt halten zu wollen!!!
Vielleicht hat ja Nancy, Erfahrungsfürsleben oder eine andere gute Seele ein paar grundsätzliche Einschätzungen zu meinem Fall, bei dem es aus verkehrspsychologischer Sicht - Stand jetzt - aber noch nicht zu dem Schritt der Aufarbeitung meines Trinkverhaltens in der Vergangenheit gekommen ist (welches ja dazu geführt hat, dass ich mit 1,9 Promille nicht sabbernd vorm noch abgeschlossenen Fahrrad gelegen, sondern drauf gesessen habe....)
Herzliche Grüße
toto83