Vorgeschichte:
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
Kann ich wirklich nicht genau sagen. Ich erinnere mich daran, dass wir in der Schule mal einen Polizisten hatten, der uns in der Aula über Drogen aufgeklärt hat. Außerdem kann ich mich daran erinnern, dass meine Mutter mal entsetzt war, dass sie an der Schule Drogen gefunden haben. ~1997
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Es war irgendwann im Sommer 2000, ich war das erste Mal durchgefallen in der Schule und habe Anschluss gefunden und dadurch hatte ich Kontakt mit den „coolen“ Leuten.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie-Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Der Konsum sah immer so aus, dass die Treffen mit meinen neuen Freunden immer daraus bestanden, dass wir was geraucht haben UND irgendwas anderes gemacht haben. Wenn wir nichts geraucht haben, haben wir uns nicht getroffen. Aber nachdem ich auch in einem kleinen Dorf gewohnt hab und dort keiner von ihnen gewohnt hat, haben wir immer nur am Wochenende geraucht. Oder zu besonderen „Anlässen“, wenn wir Schule geschwänzt.
Am meisten habe ich geraucht wenn ich viel Schule geschwänzt hab oder auf Klassenfahrt und am wenigsten in den Sommerferien, wo ich teilweise wochenlang nichts geraucht hab. Ansonsten ist es nach 2002 etwas seltener geworden, nachdem ich wieder durchgefallen bin und dadurch etwas weniger oft mit den Leuten etwas gemacht habe (etwa jedes zweites Wochenende im Schnitt). Nach 2004 ist es dann wieder etwas mehr geworden nachdem ich gemerkt habe, dass ich mit den Kiffern mehr Kontakt gehalten hab, als mit meinen „neuen“ Freunden aus der alten Klassen. Außerdem konnte ich dem Dorf entkommen, weil ich einen Führerschein hatte (etwa jedes Wochenende und jede zweite Woche einmal unter der Woche). So ging es dann auch etwa weiter in den Folgejahren bis 2006.
Mengen waren nie sehr viel. Ich habe pro Treffen im Durchschnitt nie mehr als 5 Euro dazu bezahlt und wenn ich was gekauft habe, meist nur für das nächste Wochenende also für 10 Euro. Das meiste waren mal 50 Euro, aber da habe ich dann von Freunden mindestens die Hälfte wieder bekommen.
Nachdem ich dann meinen Führerschein abgegeben habe, habe ich auch im Zivildienst dann gleich wieder Leute die auch kiffen kennengelernt. Etwas verlaufen hat es sich dann im Studium wo ich nur noch wenig Zeit hatte am Wochenende, weil meine Wochenenden nur aus Programmieraufgaben bestanden. Ist dann relativ schnell auf alle vier Wochen runtergegangen bis ich in den ersten Semesterferien nochmal mehr geraucht habe etwa zwei Mal die Woche und ich gemerkt hab, dass mir das nichts mehr gibt und ich aufgehört habe.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Nee nie. Mein Vater trinkt auch nie Alkohol und ich hab das immer bewundert. Ich trinke auch heute ohne dass ich THC konsumiere eigentlich nie. „Eigentlich“ bedeutet hier dass ich auf gesellschaftlichen Anlässen, wo andere Sekt trinken, meist einfach nur einen O-Saft nehme. Nachdem meine aktuelle Freundin mit 26 Jahren noch recht jung ist, muss ich auch manchmal auf Partys mit (was eigentlich wirklich nicht meine Sache ist). Da trinke ich dann meist ein Bier oder wenns hoch kommt zwei Bier – einfach dass ich auch ne Flasche in der Hand hab zum Anstoßen. Ich mag Alkohol genau wie mein Vater eigentlich wirklich nicht und wenn ich meinen Führerschein zurückbekomme habe ich wieder einen guten Grund warum ich nichts trinke ohne mich bei gefühlt jedem zweiten erklären zu müssen.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Nicht existent
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Nein, bzw einmal hat mir ein Kumpel Pilzstücke mit den Topf gesteckt. Ich habe darauf mehrere Wochen nicht mehr mit ihm geredet.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
Vom Drogenkonsum? Ja, ich war während meiner gesamten akademischen Karriere sehr lethargisch, aber es ist schwer Peerkausalitäten von Folgen des Drogenkonsums zu trennen. War ich so demotiviert und habe oft geschwänzt, wegen den Freunden oder wegen des Cannabis. Da glaube ich eher wegen Freunden. Was ich aber rückblickend im Studium dann festgestellt hab, ist dass ich im Studium sehr viel aufnahmefähiger war und bei gesellschaftlichen Anlässen sehr viel geselliger war, wenn ich am Wochenende nicht geraucht hatte.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja und habe dadurch ewig gebraucht um mein Abi zu bekommen (3 mal durchgefallen + 3 Jahre FOS). Und auch sonst habe ich mich von Freunden entfernt, die echte Freunde waren und eben Anschluss an Leute gesucht, mit denen ich nur das Rauchen gemeinsam hatte. Also mein Sozialleben hat es auch sehr negativ beeinflusst – einfach weil es darüber „leicht“ war. Auch direkt nach dem Führerscheinverlust habe ich ja auch nicht aufgehört, sondern ziemlich ähnlich weiterkonsumiert.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
1,5 ng/ml THC und 23ng/ml Carbonsäure.
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Einmal eben relativ gesondert direkt an dem Tag an dem ich angehalten wurde und eben an dem Wochenende davor, wie gewohnt.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Wir haben zu dritt zwei Joints geraucht. Ich kann wirklich nicht sagen wieviel darin war. Ich hab meinem Kumpel dafür 5 Euro gegeben und nachdem er sehr viel Geld hatte, gehe ich davon aus, dass es vielleicht bis zu einem Gramm war, aber ich weiß es wirklich nicht. Ich habe sie nicht gedreht. Er wollte auch kein Geld nehmen, aber ich habe immer darauf bestanden.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Es war eben ein typisches Treffen, wo der Konsum die Basis war. Wir haben Playstation gespielt.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Ich wurde angehalten, weil ich eine komische Route gefahren bin. Es war dunkel und ich habe nicht gesehen, dass die Polizei mir folgt. Ich kannte nur die Route (über ein kleines Dorf abseits – Z – in dem auch meine Ex und ein anderen Freund gewohnt hat) und es gab damals keine Navis bzw keine Erschwinglichen (für mich). Von X nach Y
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden(auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Heimfahrt
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
6 von 12 km?
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Hätten Sie mich das damals gefragt, hätte ich nie gesagt. Ich habe immer mindestens 2, eher 3 oder 4 Stunden nach dem Konsum gewartet bis ich wieder gefahren bin. Nach meinem aktuellen Erkenntnisstand, bestimmt hunderte Male? Ich war damals wirklich sehr naiv.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Überhaupt nicht, ich bin ja immer gleich nach ein paar Stunden wieder gefahren. Ich habe es einfach nicht als Konflikt wahrgenommen. Ich bin wirklich aus der heutigen Perspektive schockiert wie dumm ich damals war und bin froh, dass niemandem etwas passiert ist. Ich bin so gesehen sogar ganz froh, dass ich keinen Führerschein mehr hatte.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Weil man dadurch blendempfindlicher ist, Geschwindigkeiten falsch einschätzt und auch die Reaktionsfähig abnimmt. Außerdem baut sich THC nicht linear ab und man kann es einfach nicht einschätzen. Man sollte einfach sein bestes Ich sein, wenn man ein Tonnenschweres Fahrzeug bedient.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Bis zu drei Tage. Ich war selbst beeindruckt, aber rückblickend macht es auch Sinn, wenn ich betrachte wieviel Aufnahmefähiger ich war, nachdem ich am Wochenende eben nicht geraucht hab, mit dem Kontrast der Semesterferien danach.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Aufbau einer Toleranz und damit steigender Konsum. Eine psychische Abhängigkeit ist wahrscheinlich, die Leistungsfähigkeit nimmt ab (was ich ja sogar bei nicht täglichem Konsum beobachten konnte). Außerdem gibt es noch das Risiko von Psychosen und Depressionen. Außerdem gibt es auch Studien, dass das Lungenkrebsrisiko steigt und sogar das Erbgut von Spermien verändert werden kann.
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Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Ich bin nach der vierten Klasse nach Bayern gezogen und hatte wirkliche Probleme Anschluss zu finden. Ich wurde viel gehänselt, was man heutzutage wohl gemobbt nennt. Dann nach dem Sitzenbleiben habe ich mich als Person das erste mal bei den Kiffern wohl und verstanden gefühlt. Insbesondere dann später als ich wieder durchgefallen bin und dann als ich die Schule wechseln musste, sind mir die Freunde als einzige erhalten geblieben. Was natürlich auch daran lag, dass ich irgendwann aufgehört hab in neuen Klassen Anschluss finden zu wollen. Es war einfach mein Weg Freunde, die einem bleiben aus damaliger Sicht zu gewinnen und vor allem trotz Durchfallen auch zu behalten.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Damals in der Schule war es definitiv cool aus der Sicht der Meisten. Als es meine Eltern erfahren haben, waren sie enttäuscht und konnten sich das gar nicht erklären. Später beim Daten, habe ich nur immer gehört, dass meine Dates froh waren, dass ich nicht mehr kiffe und dass das auch nicht mehr zu meinem Leben gehört. Auch meine beste Freundin war total stolz darauf, dass ich aufgehört hab und ihr Freund mit mir zusammen.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Mehr Zeit und Mobilität haben immer zu mehr Konsum geführt als ich noch gekifft habe
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Nee, ich habe einfach aufgehört, nachdem ich im Studium kaum Zeit hatte und gesehen habe wie gut mir das eigentlich tut. Es war vielleicht eine Hilfe, dass mein letzter Freund der noch gekifft hat, gleichzeitig aufgehört hat und sich unsere Freundschaft seitdem noch sehr verbessert hat (2009)
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein, natürlich nicht.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Wie schon erwähnt immer als ich mehr Zeit oder mehr Mobilität hatte. Gerade das Auto und dass ich damit dem Dorf entfliehen konnte hat auch zu mehr Konsum geführt.
Pausen gab es immer wenn wir nichts hatten. Das waren auch mal zwei Monate.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Abschalten konnte ich immer gut auch ohne Drogen. Ich konnte ohne THC sogar besser abschalten, weil ich immer wenn ich geraucht habe, sehr viel über mich nachgedacht habe und wie ich auf andere wirke.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Nachdem ich Drogen genommen habe, war ich sicher auch gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein, ich hatte keine Probleme mit Pausen.
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja, und ich hätte mir viel Leid gespart. Ich hab damals einfach Anschluss gesucht und cool sein wollen. Leider habe ich das auch nie reflektiert, als ich trotzdem andere Freunde gefunden habe.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil kiffen einfach für mich nicht mehr in Frage kommt. Ich mag das Gefühl das mir das Kiffen gibt einfach nicht mehr und das passt auch nicht mehr zu meinem Leben. Es war einfach immer verschenkte Zeit und ich kann dem abgesehen vom sozialen Kontakt nicht viel abgewinnen und da finde ich Gesellschaft ohne Drogen einfach wertvoller.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Weil ich gemerkt habe wie es mich sozial isoliert (außerhalb der kiffenden Freunde) und tatsächlich ein Stück weit dümmer gemacht hat. Außerdem war ich so unendlich faul. Ich mochte die Person, die ich im Studium zwischen dem Konsum war einfach lieber.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Aus den gleichen Gründen die ich bei meiner Abstinenzentscheidung schon geschildert hab. Ich mag die Person nicht, die ich bin während ich kiffe und auch nicht die langsame Person nachdem ich geraucht habe.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Ich bin viel motivierter und habe echte Freundschaften, die nicht nur für den Konsum da sind. Ich mache gerne nette Sachen für Freunde und Familie für die ich damals nicht die Energie hatte und akademisch lief es auch viel besser.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Es hat geholfen, dass ein guter Freund gleichzeitig mit mir aufgehört hat und ich keinen Kontakt mehr hatte mit Personen die kiffen.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Meine Familie freut sich darüber dass ich öfter was für sie mache oder mit Essen vorbeikomme, wobei ich nicht glaube, dass sie das zwingend dem zuschreiben. Und meine letzten Freundinnen hätten mich glaube ich alle nicht mal gedatet, wenn ich noch gekifft hätte.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Nee die letzte Person zu der ich noch Kontakt hab, ist ein echter Freund, der auch aufgehört hat und jetzt eine Familie gegründet hat. Gelegentlich hatte ich in der Uni auch Gruppenarbeiten gehabt mit Leuten die noch kiffen. Ich habe mich mit denen aber nicht näher angefreundet und hatte keine Probleme es einfach zu ignorieren dass sie kiffen.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja, besagte Personen in der Uni. Es ist aber nicht so als wäre ich mit raus gegangen oder hätte noch Kontakt zu denen.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Abstinent leben
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Indem ich keine Drogen nehme. Ich weiß einfach nicht wie das passieren könnte.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Daran, dass ich wieder mit Leuten rumhänge die Kiffen und irgendwie den Drang hätte daran teilzunehmen. Aber ich wüsste nicht wieso oder wo ich wieder mit solchen Leuten rumhängen sollte oder wieso ich wieder rauchen wollen würde. Ich kann es mir nach so vielen Jahren wirklich nicht mehr vorstellen.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Nicht existent bzw. einmal alle drei Monate ein bis zwei Bier.