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Trunkenheitsfahrt, Bak 1,78

Also erst einmal Hut ab, dass du ein bisschen aus deinem Panzer gekommen bist !

Du musst akzeptieren, dass es hier nicht nur keine schnelle, sondern in dem Sinne überhaupt keine Lösung gibt.
Es ist kein Problem, das du mit kognitiven Fähigkeiten lösen kannst.

Liebe Grüße :smiley138:
 
Ich muss wieder mit euch schreiben, ich bin ein Mensch der sich immer viele Gedanken macht, oft denke ich auch viel zu weit, in alle Richtungen. Vielleicht ist es in meinem Fall ausnahmsweise richtig, vielleicht finde ich so nach und nach meine Gründe, warum ich Alkohol getrunken hatte und kann somit dagegen wirken.

Ich glaube angefangen hat es in meiner Schulzeit, da musste ich mich schon immer beweisen und da haben meine Selbstzweifel begonnen. Meine Grundschullehrerin konnte mich nicht leiden und da musste ich immer beweisen was ich kann, das hat mich verunsichert. Dann kam die Gesamtschule, da ging das beweisen weiter. Nicht nur schulisch, sondern auch bei manchen Mitschülern. Ich hatte Freunde in der Klasse mit denen ich mich auch in der Freizeit getroffen habe. In der Klasse war aber eine Mädchenclique, von der wurden meine Freunde und ich immer belächelt, das hat mir immer schon etwas ausgemacht, da ich da auch gerne dazugehört hätte.

Ich denke also ein großes Thema ist bei mir auch die Angst nicht dazugehören.
Als ich angefangen habe Alkohol zu trinken, habe ich automatisch dazugehört, habe sogar dadurch oft Anerkennung bekommen, weil ich als Frau Bier mitgetrunken habe.
Ich bin nie auf die Idee gekommen, den Alkohol zu verneinen, denn dann kam die Frage, warum denn nicht, ach komm, trink doch mit. Damit ich nicht abgelehnt werde, habe ich mitgetrunken.


Unter anderem habe ich ja den Streit mit meinem Bruder erwähnt.
Da muss ich mich fragen, warum habe ich deswegen Alkohol getrunken? Warum habe ich mich nicht anders abgelenkt?

Alkohol hat mich dann schneller, als zum Beispiel eine Serie schauen, runtergebracht. Ich war automatisch nicht mehr gestresst und habe mir darüber nicht mehr so viele Gedanken gemacht. Meine Gefühle, an der Situation Schuld zu sein, wurden weniger und ich dachte dann, ach ist doch egal.
Das dieser Zustand nur nicht lange anhält und Alkohol da überhaupt nicht hilft, war mir nicht bewusst.

Das zeigt, dass ich Alkohol missbraucht habe und das geht garnicht.
 
Schön, dass du dem auf den Grund gehen willst…

Fangen wir mal damit an
Ich glaube angefangen hat es in meiner Schulzeit, da musste ich mich schon immer beweisen und da haben meine Selbstzweifel begonnen. Meine Grundschullehrerin konnte mich nicht leiden und da musste ich immer beweisen was ich kann, das hat mich verunsichert.
Ich möchte, dass du das hinterfragst.
Wie kommst du auf diese Schlussfolgerung, die auf deiner persönlichen Wahrnehmung beruht ?
Noch dazu der eines 6-10-jährigen kleinen Mädchens ?

Jetzt „klopfe“ ich „fester“, darum hattest du ja gebeten :smiley22:
Willst du uns also damit sagen, dass deine Grundschullehrerin Schuld ist an deiner Sauferei ?
( Und jetzt bitte nicht schreiben, dass du das nicht so meinst. So hast du es geschrieben und „mit der psychologischen Übersetzungsmaske“ steht genau das dort. )
Darauf würden deine „Selbstzweifel“ basieren und du würdest dich daher „beweisen“ müssen.
Du weißt schon, dass in 98% der Fälle, in denen von Kindern und / oder deren Eltern behauptet wird, dass „Frau Müller Fritzchen nicht leiden“ könne, von Sanktionen wegen schlechten Benehmens und / oder schlechten Noten abgelenkt werden soll ?
Prinzip Schuldumkehr…

Aber selbst wenn dich deine Lehrerin tatsächlich nicht leiden konnte, gilt es doch in erster Linie dich zu hinterfragen, warum das ausgereicht hat, dass du dich in Selbstzweifel stürzt.
Das Gleiche gilt für diese Mädchenclique, die dich -deiner Wahrnehmung nach- „belächelt“ hat.
So what ?
Alltag auf Schulhöfen…

Wenn diese, sorry, lächerliche alltägliche -von dir gefühlte- Ablehnung ausreicht, dass du eine Causalkette flechtest, die dich zum Saufen gebracht hat, musst du dich fragen, was entweder mit deiner Wahrnehmung nicht stimmt, oder woher tatsächlich deine Selbstzweifel stammen ?
Stamm - Wurzel - Wurzel allen Übels

„Fester-klopf-Modus“ aus

Kleiner Exkurs aus der Evolution:
Es gibt übrigens ein Phänomen, dass Menschen süchtig nach Ablehnung sind….
Ähnlich gelagert wie bei Personen, die aus einem sucht- und / oder gewaltbelasteten Elternhaus kommen.
Diese suchen sich quasi intuitiv, instinktiv, immer und immer wieder Partner, die auch sucht- und / oder gewaltbelastet sind, weil der Mensch an sich immer nach dem Bekannten strebt, das Bekannte ersehnt, auch wenn es als furchtbar empfunden wird.
( Suchen ist nicht nur sprachlich sehr nahe an Sucht…? )
Schrecklich Bekanntes ist immer noch besser als die Angst vor dem Unbekannten.
Könnte ja Säbelzahntiger, Verdursten oder Verhungern bedeuten…
Exkurs Ende

Kommen wir zum Kontaktabbruch deines Bruders, da gibt es doch offensichtlich Parallelen.
Warum hat dich das so aus deiner Fassung gehauen ( s.o. ) ?

Meiner momentanen persönlichen Einschätzung nach wurde die Saat deiner Selbstzweifel vieieieiel früher gesät. Ich tippe mal darauf, dass die Antwort darauf in deinem Elternhaus liegt.
Haben deine Eltern dich bedingungslos geliebt ?
Gelobt ?
Getröstet ?
Dir Struktur und Sicherheit gegeben ?
Dich, deine Gefühle und deine Wahrnehmung Ernst genommen ?
Etc.

Mit diesen Fragen solltest du anfangen.

So weit erstmal, liebe Grüße :smiley138:
 
Da hast du recht, warum dachte ich dann nicht dass es mir egal ist was andere sagen.
Ich würde schon sagen dass mich meine Eltern bedingungslos geliebt haben, gerade meine Mama hat mich immer unterstützt.
Sie hatte es aber auch nicht einfach.
Eigentlich, wenn ich ehrlich bin, war meine Mama immer mehr für mich da als mein Papa.
Ich wollte es mir nie eingestehen, aber mein Papa ist Alkoholiker. Er geht öfter in den Keller und trinkt heimlich. Früher gab es deswegen zwischen meinen Eltern öfter Streit und das hat mich immer belastet.
 
Das ist hier auch das erste Mal dass ich mit jemandem darüber "rede" das mein Papa Alkoholiker ist. Außer meinem Mann weiß das niemand
 
Ich wollte es mir nie eingestehen, aber mein Papa ist Alkoholiker.
vllt offTopic, aber ich erlebe immer wieder, dass Kinder von alkoholkranken Vätern komische Sachen machen. Und zwar ganz ohne "genetische Schuld".
Oft kommt heraus, dass sie merken, dass ihr System nicht so sicher ist wie es sein sollte (Verunsicherung, unterschwellig, Ur-Mißtrauen statt Urvertrauen) und zugleich sehen sie, wie die eigene Mutter eben auch machtlos danebensteht. Dann passiert oft Parentifizierung*, das Kind beginnt, die Elternrolle zu übernehmen, sich um die Eltern zu kümmern (pseudo-erwachsene Anteile). Das kann es natürlich nicht, aber das weiss es halt nicht. Und dann entstehen Minderwertigkeitsgefühle, Selbstzweifel, Selbstabwertung (ich kann ja nicht mal Mami helfen.. ich bin nix wert).
Das alles wobbelt mehr oder minder unterschwellig dann später in den Alltag und trägt Früchte...

Nur mal am Rande. Keine Ahnung, ob da eine Gefühlsreaktion bei dir kommt. Kann passen, aber auch vollkommen daneben liegen.

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* hier darf gerne google bemüht werden
 
Ich glaube ich hab das alles auch immer zu viel verdrängt. Als meine Eltern früher Streit hatten, war ich immer der Vermittler und wollte dass sie sich vertragen. Das hat dann fast immer geklappt
 
ich glaube, du bist am Kern deiner Problematik - klopf mal deine Trinkgeschichte auf das hin ab...
welche Emotionen hat Alkohol (als Lösungsversuch) erfolgreich weggemacht? Schau dir da auch die kleinen, kurzen Impulse an.. die du vermutlich ganz schnell iwie wegdrängst
 
Ich hab mich besser gefühlt, ich hatte keine Ängste mehr.
Mein Herz klopft gerade richtig wenn ich darüber nachdenke...
 
Ich darf mal eine trauma-therapeutische Perspektive anbieten?
Wir machen alle im Lauf unserer Entwicklung die eine oder andere Panikerfahrung, normalerweise stecken wir das weg. Wenn es aber zu heftig oder häufig wird, dann bauen sich neuronale Panik-Erleben-Netzwerke im Hirn auf, die sich dann auch nicht von selbst verändern. Uraltes Erleben, oft sogar ohne Erinnerungsinhalte (wie speichern im Lauf unserer Entwicklung wegen der Hirnentwicklung Erlebtes verschieden ab, an alte Erinnerungsinhalte kommen wir später nicht mehr ran, das heisst aber nicht, dass sie nicht abgespeichert wären. In Trance kommt man dann oft wieder in Kontakt damit). Diese Panik-Netzwerke sind meist gekoppelt mit einem Altersempfinden, weshalb man in der Traumatherapie mit dem Modell der "Inneren Anteile" arbeitet, z.b. mit dem inneren Kind (und davon gibts viele). Vllt hast du davon schon gehört. Und während der klassische Verhaltenstherapeut mit dem Erwachsenen arbeitet, arbeitet der Traumatherapeut direkt mit den Emotionen und damit mit dem "inneren Kind" - also DEN neuronalen Netzwerkstrukuturen, die das Problem liefern. Sie arbeiten an der Ursache, statt nur am Symptom rumzuskillen.

Traumatisches Erleben würde u.a. das erklären, was Dir mit Deinem Bruder passiert ist. Aus Sicht der Erwachsenen "irrational" und unerklärlich, aber wenn da eine (uralte) Panikstruktur "ich bin schuld, wenn es ihm schlecht geht / er mich ablehnt" aktiviert wird, machst du halt komische Sachen. Die alte "Unerträglichkeit" plöppt wieder hoch. Ganz automatisch, vollkommen autonom.

Da kann man jetzt Jahrelang "drüber reden" .. oder man verändert aktiv die alten Strukturen, gibt neue Information hinein. Bedingungslose Liebe, Angenommensein, von deinen fürsorglichen Erwachsenenanteile an die notleidenden kleinen Anteile vermittelt. Das geht oft sehr schnell, als Kurzzeittherapie. Und hier wäre dann mein Rat: kümmere dich mal um die Kleine, die da so Not leidet. Das wäre auch eine geniale Rückfallprävention, denn wenn es Dir uralte Panik nicht mehr um die Ohren haut, brauchts auch keine Lösungsversuche mehr.*

Bis dahin kannst Du vllt die auslösenden Gefühle isolieren und auf erwachsen-Ebene Skills lernen und anwenden bzw. Alternativen zum Alkohol als Lösungsversuch finden und testen. Vllt gelingt es Dir sogar, ein paar davon zu entmachten und neue Erfahrungen zu machen. Das alles würde den Gutachter ziemlich interessieren.

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* du findest kassenbezahlte Therapeuten, die ihren Blick in dieser Richtung erweitert haben, indem du nach "EMDR" oder "Schematherapie" schaust. Noch sind sie sehr selten, unser System hängt den Erkenntnissen ca. 30 Jahre hinterher. Aber es werden von Jahr zu Jahr mehr.
 
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