Christian Hansen
Benutzer
Hallo Zusammen,
Ich lese schon seit kurz nach dem Vorfall im September 2022 sehr viel mit, habe mich jedoch noch nicht getraut hier etwas zu schreiben. Da allerdings bald meine MPU ansteht und ich einfach Angst habe und begeistert bin wie einem hier geholfen wird, doch nochmal gerne eure Meinung hören würde, ist es jetzt so weit.
Anbei mein FB sowie der Fragenkatalog. Ich hoffe das alles richtig ausgefüllt ist. Ich bin über jeden Tipp und jede Hilfe Dankbar.
Gruß Christian
FB Alkohol
Zur Person
Geschlecht: Männlich
Größe: 180 cm
Gewicht: 75 kg
Alter: 21
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 03.09.2022
BAK: 2,46
Trinkbeginn: 18:30
Trinkende: 23:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 01:40
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein, am 03.09.2022.
Strafbefehl schon bekommen: Ja.
Dauer der Sperrfrist: 20.08.2023
Führerschein
Hab ich noch: Nein.
Hab ich abgegeben: Ja.
Hab ich neu beantragt: Ja.
Habe noch keinen gemacht: /
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja.
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Keine.
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): /
Bundesland: Schleswig Holstein
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Nein, kein Alkohol.
Ich lebe abstinent seit: Februar 2023 (September 22 – Februar 23 KT)
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Ja, seit Februar 2023, Ende Februar 12 Monate.
Urinscreening ja/nein: Nein.
PEth-Analytik ja/nein: Nein.
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein.
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein.
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein.
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nord-Kurs Avanti Gruppenkurs (40 Std), Besonderes Aufbauseminar und Verkehrspsychologe.
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein.
Ambulante/stationäre Therapie: Nein.
MPU
Datum: 27.02.2024
Welche Stelle (MPI): AVUS Hamburg
Schon bezahlt?: Ja.
Schon eine MPU gehabt? Nein.
Wer hat das Gutachten gesehen?: /
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: /
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Keine.
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Der 02. September 2022 war ein Freitag. Dort war ich noch in der Ausbildung. Ich habe um 07:00 angefangen zu arbeiten und um 12:30 Feierabend gehabt.
Abends war ich dann bei der Freundin eines Kumpels zur Geburtstagsfeier eingeladen.
Ich hatte mich sehr gefreut, da ich mit dem kleineren Bruder von Ihr früher einige Jahre im gleichen Verein gespielt hatte. Wir haben uns immer sehr gut verstanden und uns lange nicht gesehen. Meine Stimmung war allerdings nicht die beste, denn meine Freundin hatte sich einige Zeit vorher von mir getrennt. Wir hatten uns schonmal getrennt, jedoch wieder zueinander gefunden. Wir hatten danach immer mal wieder Kontakt aber nicht ernsthaft. Ich wusste nur, dass Sie an dem Wochenende auch in der Stadt ist.
Wir trafen uns um 18:30 bei Ihr. Es war eine kleine Runde, es wurde gegrillt und viel geschnackt. Nach dem Eintreffen gab es auch schon das erste Bier. Der Abend schritt voran, die Musik und Gespräche wurden lauter und es flossen eine menge Getränke. Soweit ich mich erinnern kann, war es sehr nett. Ingesamt trank ich 5 Bier 0,33 L, 1 FL Weißwein 0,7 L, 2 Gläser Rotwein 0,2 L, 2 Sambuca 4 cl und 4 Rum 4cl. An den Abend selber und die Gespräche ab dem Rotwein kann ich mich kaum noch erinnern.
Mit Hilfe einiger anwesenden dort fand ich am folgenden Tag heraus, dass ich von einem bekannten um ca. 23:40 nachhause gefahren. An die Fahrt selber kann ich mich nicht mehr erinnern. Er sagte, er hat mich zuhause rausgelassen und ich bin reingegangen. Danach weiß ich noch, dass ich mich ins Bett gelegt habe und zu meiner Freundin wollte, mich auf den Weg in Richtung Auto gemacht und gedacht habe ich schaffe das schon und beweise ihr was ich alles für sie tuen würde und das Nächste ist dann auch schon, wie die Polizei an meiner Fensterscheibe klopft. Danach habe ich noch ein paar Ausschnitte von der Polizeiwache im Kopf, aber mehr auch nicht.
Erst durch den Blick in meine Akte und Gespräche mit meinem Anwalt, habe ich dann herausgefunden, dass mich ein Taxifahrer aufgrund von starken Schlangenlinien gemeldet hatte. So fand ich dann auch meine starke BAK von 2,46 Promille raus.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
5 Bier 0,33 l, 1 Flasche Weißwein 0,7 l, 2 Gläser Rotwein 0,2 l, 2 Sambuca 4cl und 4 Rum 4cl. Alles in der Zeit von 18:30 – 23:30, laut anwesenden und auch in der Reihenfolge.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Nach 6,5 Kilometern wurde ich von einem Taxifahrer gemeldet und dann nach 10 Kilometern angehalten von der Polizei. 13 Kilometer wollte ich fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
An das was ich noch weiß, habe Ich gedacht: „Ich schaffe das schon“. Durch meine Aufarbeitung musste ich feststellen, dass ich mir eine amtliche Trinkfestigkeit aufgebaut hatte und dass man bei dieser Menge einen völligen Kontrollverlust hat.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe nicht versucht sie zu vermeiden.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein, nicht aufgefallen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Meine erste Erinnerung ist ein Weihnachtsessen der Familie, als ich noch kleiner war, dort tranken alle zum und nach dem Essen, Wein und Schnaps.
Mein erster Kontakt mit Alkohol war als ich 15 Jahre Alt war, im Jahr 2018, zu meiner Konfirmation, hier habe ich 3x 0,33l Bier getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Das erste Mal getrunken habe ich mit 15 Jahren auf meiner Konfirmation 2018, 3x 0,33l Bier. Danach bzw. im Jahr 2018 habe ich ab und zu mal zum Essen zwei bis drei Bier getrunken.
Mit 16 häufte sich das Bier trinken zu 4-5 Stück a 0,33l am Wochenende. Neu dazu kam auch mal 1-2 Gläser Wein a 0,2l am Wochenende. Die Geburtstage und Partys wurden mehr und ich war meist an zwei Wochenenden im Monat unterwegs.
Mit 17 wurde das Bier trinken nicht mehr. Der Wein nahm dafür weiter zu mit bis zu 1 Flasche 0,75L am Wochenende zu. Meist war ich an drei Wochenenden unterwegs.
Mit 18 kamen dann auch auch die Disko und Keipenbesuche dazu. In diesem Jahr trennten wir uns das erste Mal. Der Bierkonsum häufte sich auf 5-6 Stück a 0,33l und der Wein Blick konstant. Jedoch kamen gerade in Diskotheken nun auch Schnäpse dazu, häufig 2-4 Stück entweder in 0,2cl oder 0,4cl. Durch die Disko und Kneipe häufte sich auch das Ausgehen und ich war in jedem Monat beinahe an beiden Wochenendtagen unterwegs.
Mit 19 Rieß es immer noch nicht ab und die endgültige Trennung kam dazu. So trank ich 6-7 Bier a 0,33l, 1-2 Flaschen Wein a 0,75L sowie 3-6 Schnäpse a 0,2cl oder 0,4cl. Das an eigentlich jedem Wochenende an beiden Tagen.
Die Trinkmengen habe ich natürlich nicht jedes Mal zu mir genommen, es kam jedoch Ab und zu Vor.
Entwicklung seit TF:
September 2022 – Oktober 2022, Trinkpause.
Oktober 2022 – Februar 2023, KT.
Februar 2023 – Heute, Abstinenz.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
2018 (15 Jahre Alt): Bier 0,33l, 2-3 Stück, 1-2 am Wochenende im Monat.
2019 (16 Jahre Alt): Bier 0,33l 4-5 Stück, Wein 0,2l 2 Stück – 4 x am Wochenende im Monat.
2020 (17 Jahre Alt): Bier 0,33l 4-5 Stück, 1 Flasche Wein 0,75L – 6 x am Wochenende im Monat.
2021 (18 Jahre Alt): Bier 0,33l 5-6 Stück, 1 Flasche Wein 0,75L, Schnäpse 0,2cl – 0,4cl 2- 4 Stück – 8 x am Wochenende im Monat.
2022 (19 Jahre Alt): Bier 0,33l 6-7 Stück, 1-2 Flasche Wein 0,75 L, Schnäpse 0,2cl – 0,4cl 3- 6 Stück – 8 x am Wochenende im Monat.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Zum Essen, auf Geburtstagen, Partys und Sit-ins.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich wollte durch den Alkohol meine Probleme vergessen. An andere Dinge denken und Spaß haben, um mich so von Ihnen abzulenken. Ich habe gedacht ich könnte so Sachen anpacken bzw. sie irgendwie verarbeiten, ohne darüber zu sprechen. Des Weiteren half er mir dabei Hemmungen zu Lösungen und nicht so schüchtern zu sein.
Rückblickend ist mir klar geworden, dass ich immer, wenn es kritisch wurde und oder eine direkte Lösung nicht in Sicht war, ich mehr getrunken habe.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Wenig Alkohol: Ich bin mehr aus mich rausgenommen, war nicht so schüchtern und hatte immer einen Spruch auf Tasche.
Viel Alkohol: Wurde ich Stur und war von meiner Meinung überzeugt. Es kam auch vor, dass es Sprüche unter der Gürtellinie gab. Selten bin ich auch mal eingeschlafen.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Es gab ab dem Jahr 2021 einige male die Bemerkung: „Du verträgst aber viel“. Ich habe sie allerdings nie erst genommen.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Verschiedene. Ich konnte einige male zu beginn der Woche nicht zur Arbeit gehen, da es mir einfach nicht gut ging, so habe ich mich krankgemeldet. Dies natürlich zu Lasten meines Ansehens in der Firma und der Noten in der Berufsschule.
Zudem habe ich auch mal Sprüche unter der Gürtellinie rausgehauen und Personen so verletzt. Ich habe mich natürlich immer entschuldigt, aber unangenehm war es alle mal.
Des Weiteren und am schwersten wiegt allerdings die Trunkenheitsfahrt und generell die Fahrten unter Alkoholeinfluss. Ich habe mich null Komma null mehr unter Kontrolle gehabt und völlig falsch gehandelt. Ich kann mich zwar an kaum etwas erinnern aber das bedeutet ja auch das ich unterbewusst auch falsch gehandelt habe. Andere Mitmenschen so fahrlässig zu gefährden ist einfach ein absolutes no go.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, die Zeit vor meiner Abstinenz.
Die Ursache waren meist Traurigkeit wie z.B bei der Trennung, bei Problem ohne direkten Lösungsweg und oder um vermeintlich etwas verarbeiten zu wollen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, am Tag der TF und in den Jahren 2021 – 2023 insgesamt weitere 5-10 mal.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Generell kann ich sagen, dass ich immer nur in Gesellschaft getrunken habe, also auf Partys Sit-ins oder eben Veranstaltungen dieser art. Ich habe mich früher nie als gefährdet eingestuft. Das Trinken hat sich zudem bei mir immer sehr stark auf das Wochenende konzentriert. Die Woche selber war für mich meist unspektakulär und es war kein Platz für Probleme, Sorgen oder Ängste. Am Wochenende wollte ich mich dann ablenken. Doch habe ich durch die Aufarbeitung der Trunkenheitsfahrt begriffen, dass ich den Alkohol definitiv missbraucht habe. Demnach kann ich aus heutiger Sicht definitiv nur sagen: Ich war gefährdet. Doch umso glücklicher bin ich, dass ich nun seit Februar 2023 Abstinent lebe und das auch weiterhin tuen möchte.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, ich lebe seit Februar 2023 Abstinent.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Silvester 2022/2023 – 2 Glas Sekt
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich sehe in ihm keinerlei Sinn mehr. Ich habe für mich in den letzten anderthalb Jahren festgestellt, dass es mir ohne Alkohol besser geht. Der Alkohol hat in keinem Fall einen Beitrag zu einer Problemlösung geleistet und auch nicht geholfen etwas zu verarbeiten, sondern es nur aufgeschoben. Ich habe gelernt mit Freunden und Familien zu sprechen und fühle mich dadurch deutlich besser. Über Probleme, sorgen oder ängste zu sprechen ist zwar nicht leichtet doch tut unheimlich gut. Auch bin ich deutlich aktiver und produktiver, dass möchte ich nicht mehr missen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Meine Trunkenheitsfahrt war für mich ein absoluter Wachrüttler. Alleine die Vorstellung ich hätte jemanden verletzten können und davon nichtmal etwas mitbekommen, hat mich dazu bewegt, die Entscheidung zu treffen keinen Alkohol mehr zu trinken, bevor so etwas nochmal oder etwas Schlimmeres passiert. Ich möchte in Zukunft einfach immer bei Verstand sein und in gutem Gewissen handeln können.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich gebe zu, die Veränderung hat etwas zeit in Anspruch genommen. Direkt nach der TF habe ich erstmal einen Monat keinen Alkohol mehr getrunken, der schock der tat saß sehr tief. Danach habe ich viel gelesen und gedacht: Ich möchte mir den Alkohol nicht ganz verbieten und z.B. bei Geburtstagen auch ein Glas mittrinken können. Also habe ich mit kontrolliertem Trinken angefangen.
Dann habe ich bei Nord-Kurs einen Avanti Kurs belegt. Ich habe mein Konzept mit dem KT vorgestellt und mir wurde dort die Frage gestellt: „Nach all dem, was passiert, der hohen Promillezahl, möchtest du immer noch Alkohol trinken?“. Ich war baff, musste darüber nachdenken und mir fiel keine logische Erklärung ein. An dem Punkt war für mich klar: Ich möchte Abstinent leben.
Bei der Entscheidung habe ich sehr viel Kraft und Rückendeckung von Freunden und der Familie bekommen. Sie haben mich in der Entscheidung bekräftigt und unterstützt. Dazu kam das ich aktiver wurde, mehr sport gemacht habe, mich wohler fühlte und auch in der Lehre besser wurde. All dies bekräftigte mich in meiner Entscheidung nochmal. Auf Partys, Geburtstagen, Sit-ins oder eben Veranstaltungen dieser Art keinen Alkohol zu trinken, war zu Beginn schon komisch. Doch jedes Nein hat mein Selbstbewusstsein weiter gestärkt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
In vielseitiger Weise. Meine Noten in der Berufsschule haben sich deutlich verbessert und meine Krankheitstage sind beinahe auf Null gegangen, im letzten Jahr. So war es mir möglich mit guten Leistungen meine Ausbildung vorzeitig zu beenden!
Des Weiteren bin ich deutlich produktiver geworden, ich schaffe mehr unter der Woche und auch am Wochenende. Ich habe zudem ein Sportrythmus in meinen Alltag integriert und ich gehe mittlerweile dreimal die Woche laufen. Außerdem geht es mir deutlich besser, denn über die Zeit habe ich gelernt über Probleme, Sorgen und Ängste zu sprechen. Das hätte ich mir vorher nie Vorstellen können.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe mir durch den Sport und die Gespräche mit Freunden und Familie einen Ausgleich geschaffen. Durch diesen stelle ich sicher, dass ich nicht in alte Gewohnheiten zurückfalle. Der Sport hilft mir den Kopf frei zu kriegen und Ankerkennung zu erhalten. Des Weiteren habe ich dadurch neue Freunde kennen gelernt, mit diesen verbringe ich jetzt mehr Zeit. Da alle von Ihnen stark auf Ihre Ernährung achten, ist es hier normal keinen Alkohol zu trinken.
Des Weiteren habe ich mich von bekannten getrennt, die es einfach nicht sein lassen konnten mir immer wieder Alkohol anzudrehen. Obwohl ich Ihnen von meinem Vorfall und meinem Entschluss erzählt hatte. Auch diese Entscheidung war nicht leicht, hat jedoch mein Selbstbewusstsein gestärkt und sorgt auch dafür, dass ich meinen Zielen in richtiger Umgebung nachgehen kann.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja, ein Rückfall kann man nie ausschließen.
Bei mir ist ein Indikator, wenn ich mich zurückziehe und merke ich will viel alleine sein. Doch dann kann ich mich jederzeit an meine Eltern und oder gute Freunde wenden, das gibt mir unglaublich viel Halt! Denn ich möchte wie heute auch in Zukunft über meine Probleme sprechen und nach Lösungen suchen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Indem ich mich strickt an meine Abstinenz halte.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin unglaublich froh, dass keinem durch mein Fehlverhalten geschadet wurde!
Ich lese schon seit kurz nach dem Vorfall im September 2022 sehr viel mit, habe mich jedoch noch nicht getraut hier etwas zu schreiben. Da allerdings bald meine MPU ansteht und ich einfach Angst habe und begeistert bin wie einem hier geholfen wird, doch nochmal gerne eure Meinung hören würde, ist es jetzt so weit.
Anbei mein FB sowie der Fragenkatalog. Ich hoffe das alles richtig ausgefüllt ist. Ich bin über jeden Tipp und jede Hilfe Dankbar.
Gruß Christian
FB Alkohol
Zur Person
Geschlecht: Männlich
Größe: 180 cm
Gewicht: 75 kg
Alter: 21
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 03.09.2022
BAK: 2,46
Trinkbeginn: 18:30
Trinkende: 23:30
Uhrzeit der Blutabnahme: 01:40
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein, am 03.09.2022.
Strafbefehl schon bekommen: Ja.
Dauer der Sperrfrist: 20.08.2023
Führerschein
Hab ich noch: Nein.
Hab ich abgegeben: Ja.
Hab ich neu beantragt: Ja.
Habe noch keinen gemacht: /
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja.
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Keine.
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): /
Bundesland: Schleswig Holstein
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Nein, kein Alkohol.
Ich lebe abstinent seit: Februar 2023 (September 22 – Februar 23 KT)
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Ja, seit Februar 2023, Ende Februar 12 Monate.
Urinscreening ja/nein: Nein.
PEth-Analytik ja/nein: Nein.
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein.
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein.
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein.
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nord-Kurs Avanti Gruppenkurs (40 Std), Besonderes Aufbauseminar und Verkehrspsychologe.
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein.
Ambulante/stationäre Therapie: Nein.
MPU
Datum: 27.02.2024
Welche Stelle (MPI): AVUS Hamburg
Schon bezahlt?: Ja.
Schon eine MPU gehabt? Nein.
Wer hat das Gutachten gesehen?: /
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: /
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: Keine.
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Der 02. September 2022 war ein Freitag. Dort war ich noch in der Ausbildung. Ich habe um 07:00 angefangen zu arbeiten und um 12:30 Feierabend gehabt.
Abends war ich dann bei der Freundin eines Kumpels zur Geburtstagsfeier eingeladen.
Ich hatte mich sehr gefreut, da ich mit dem kleineren Bruder von Ihr früher einige Jahre im gleichen Verein gespielt hatte. Wir haben uns immer sehr gut verstanden und uns lange nicht gesehen. Meine Stimmung war allerdings nicht die beste, denn meine Freundin hatte sich einige Zeit vorher von mir getrennt. Wir hatten uns schonmal getrennt, jedoch wieder zueinander gefunden. Wir hatten danach immer mal wieder Kontakt aber nicht ernsthaft. Ich wusste nur, dass Sie an dem Wochenende auch in der Stadt ist.
Wir trafen uns um 18:30 bei Ihr. Es war eine kleine Runde, es wurde gegrillt und viel geschnackt. Nach dem Eintreffen gab es auch schon das erste Bier. Der Abend schritt voran, die Musik und Gespräche wurden lauter und es flossen eine menge Getränke. Soweit ich mich erinnern kann, war es sehr nett. Ingesamt trank ich 5 Bier 0,33 L, 1 FL Weißwein 0,7 L, 2 Gläser Rotwein 0,2 L, 2 Sambuca 4 cl und 4 Rum 4cl. An den Abend selber und die Gespräche ab dem Rotwein kann ich mich kaum noch erinnern.
Mit Hilfe einiger anwesenden dort fand ich am folgenden Tag heraus, dass ich von einem bekannten um ca. 23:40 nachhause gefahren. An die Fahrt selber kann ich mich nicht mehr erinnern. Er sagte, er hat mich zuhause rausgelassen und ich bin reingegangen. Danach weiß ich noch, dass ich mich ins Bett gelegt habe und zu meiner Freundin wollte, mich auf den Weg in Richtung Auto gemacht und gedacht habe ich schaffe das schon und beweise ihr was ich alles für sie tuen würde und das Nächste ist dann auch schon, wie die Polizei an meiner Fensterscheibe klopft. Danach habe ich noch ein paar Ausschnitte von der Polizeiwache im Kopf, aber mehr auch nicht.
Erst durch den Blick in meine Akte und Gespräche mit meinem Anwalt, habe ich dann herausgefunden, dass mich ein Taxifahrer aufgrund von starken Schlangenlinien gemeldet hatte. So fand ich dann auch meine starke BAK von 2,46 Promille raus.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
5 Bier 0,33 l, 1 Flasche Weißwein 0,7 l, 2 Gläser Rotwein 0,2 l, 2 Sambuca 4cl und 4 Rum 4cl. Alles in der Zeit von 18:30 – 23:30, laut anwesenden und auch in der Reihenfolge.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Nach 6,5 Kilometern wurde ich von einem Taxifahrer gemeldet und dann nach 10 Kilometern angehalten von der Polizei. 13 Kilometer wollte ich fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
An das was ich noch weiß, habe Ich gedacht: „Ich schaffe das schon“. Durch meine Aufarbeitung musste ich feststellen, dass ich mir eine amtliche Trinkfestigkeit aufgebaut hatte und dass man bei dieser Menge einen völligen Kontrollverlust hat.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe nicht versucht sie zu vermeiden.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein, nicht aufgefallen.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
- Auto 6 x direkt nach dem trinken von Alkohol (von Veranstaltungen zurück)
- Auto Ca. 30 x mit Restalkohol am nächsten Morgen/Mittag (Durch die Beschäftigung mit dem Thema Alkoholabbau bin ich zu der Erkenntnis gekommen).
- Fahrrad Ca. 60 x nach Veranstaltungen noch nach Hause gefahren
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Meine erste Erinnerung ist ein Weihnachtsessen der Familie, als ich noch kleiner war, dort tranken alle zum und nach dem Essen, Wein und Schnaps.
Mein erster Kontakt mit Alkohol war als ich 15 Jahre Alt war, im Jahr 2018, zu meiner Konfirmation, hier habe ich 3x 0,33l Bier getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Das erste Mal getrunken habe ich mit 15 Jahren auf meiner Konfirmation 2018, 3x 0,33l Bier. Danach bzw. im Jahr 2018 habe ich ab und zu mal zum Essen zwei bis drei Bier getrunken.
Mit 16 häufte sich das Bier trinken zu 4-5 Stück a 0,33l am Wochenende. Neu dazu kam auch mal 1-2 Gläser Wein a 0,2l am Wochenende. Die Geburtstage und Partys wurden mehr und ich war meist an zwei Wochenenden im Monat unterwegs.
Mit 17 wurde das Bier trinken nicht mehr. Der Wein nahm dafür weiter zu mit bis zu 1 Flasche 0,75L am Wochenende zu. Meist war ich an drei Wochenenden unterwegs.
Mit 18 kamen dann auch auch die Disko und Keipenbesuche dazu. In diesem Jahr trennten wir uns das erste Mal. Der Bierkonsum häufte sich auf 5-6 Stück a 0,33l und der Wein Blick konstant. Jedoch kamen gerade in Diskotheken nun auch Schnäpse dazu, häufig 2-4 Stück entweder in 0,2cl oder 0,4cl. Durch die Disko und Kneipe häufte sich auch das Ausgehen und ich war in jedem Monat beinahe an beiden Wochenendtagen unterwegs.
Mit 19 Rieß es immer noch nicht ab und die endgültige Trennung kam dazu. So trank ich 6-7 Bier a 0,33l, 1-2 Flaschen Wein a 0,75L sowie 3-6 Schnäpse a 0,2cl oder 0,4cl. Das an eigentlich jedem Wochenende an beiden Tagen.
Die Trinkmengen habe ich natürlich nicht jedes Mal zu mir genommen, es kam jedoch Ab und zu Vor.
Entwicklung seit TF:
September 2022 – Oktober 2022, Trinkpause.
Oktober 2022 – Februar 2023, KT.
Februar 2023 – Heute, Abstinenz.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
2018 (15 Jahre Alt): Bier 0,33l, 2-3 Stück, 1-2 am Wochenende im Monat.
2019 (16 Jahre Alt): Bier 0,33l 4-5 Stück, Wein 0,2l 2 Stück – 4 x am Wochenende im Monat.
2020 (17 Jahre Alt): Bier 0,33l 4-5 Stück, 1 Flasche Wein 0,75L – 6 x am Wochenende im Monat.
2021 (18 Jahre Alt): Bier 0,33l 5-6 Stück, 1 Flasche Wein 0,75L, Schnäpse 0,2cl – 0,4cl 2- 4 Stück – 8 x am Wochenende im Monat.
2022 (19 Jahre Alt): Bier 0,33l 6-7 Stück, 1-2 Flasche Wein 0,75 L, Schnäpse 0,2cl – 0,4cl 3- 6 Stück – 8 x am Wochenende im Monat.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Zum Essen, auf Geburtstagen, Partys und Sit-ins.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich wollte durch den Alkohol meine Probleme vergessen. An andere Dinge denken und Spaß haben, um mich so von Ihnen abzulenken. Ich habe gedacht ich könnte so Sachen anpacken bzw. sie irgendwie verarbeiten, ohne darüber zu sprechen. Des Weiteren half er mir dabei Hemmungen zu Lösungen und nicht so schüchtern zu sein.
Rückblickend ist mir klar geworden, dass ich immer, wenn es kritisch wurde und oder eine direkte Lösung nicht in Sicht war, ich mehr getrunken habe.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Wenig Alkohol: Ich bin mehr aus mich rausgenommen, war nicht so schüchtern und hatte immer einen Spruch auf Tasche.
Viel Alkohol: Wurde ich Stur und war von meiner Meinung überzeugt. Es kam auch vor, dass es Sprüche unter der Gürtellinie gab. Selten bin ich auch mal eingeschlafen.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Es gab ab dem Jahr 2021 einige male die Bemerkung: „Du verträgst aber viel“. Ich habe sie allerdings nie erst genommen.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Verschiedene. Ich konnte einige male zu beginn der Woche nicht zur Arbeit gehen, da es mir einfach nicht gut ging, so habe ich mich krankgemeldet. Dies natürlich zu Lasten meines Ansehens in der Firma und der Noten in der Berufsschule.
Zudem habe ich auch mal Sprüche unter der Gürtellinie rausgehauen und Personen so verletzt. Ich habe mich natürlich immer entschuldigt, aber unangenehm war es alle mal.
Des Weiteren und am schwersten wiegt allerdings die Trunkenheitsfahrt und generell die Fahrten unter Alkoholeinfluss. Ich habe mich null Komma null mehr unter Kontrolle gehabt und völlig falsch gehandelt. Ich kann mich zwar an kaum etwas erinnern aber das bedeutet ja auch das ich unterbewusst auch falsch gehandelt habe. Andere Mitmenschen so fahrlässig zu gefährden ist einfach ein absolutes no go.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, die Zeit vor meiner Abstinenz.
Die Ursache waren meist Traurigkeit wie z.B bei der Trennung, bei Problem ohne direkten Lösungsweg und oder um vermeintlich etwas verarbeiten zu wollen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, am Tag der TF und in den Jahren 2021 – 2023 insgesamt weitere 5-10 mal.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Generell kann ich sagen, dass ich immer nur in Gesellschaft getrunken habe, also auf Partys Sit-ins oder eben Veranstaltungen dieser art. Ich habe mich früher nie als gefährdet eingestuft. Das Trinken hat sich zudem bei mir immer sehr stark auf das Wochenende konzentriert. Die Woche selber war für mich meist unspektakulär und es war kein Platz für Probleme, Sorgen oder Ängste. Am Wochenende wollte ich mich dann ablenken. Doch habe ich durch die Aufarbeitung der Trunkenheitsfahrt begriffen, dass ich den Alkohol definitiv missbraucht habe. Demnach kann ich aus heutiger Sicht definitiv nur sagen: Ich war gefährdet. Doch umso glücklicher bin ich, dass ich nun seit Februar 2023 Abstinent lebe und das auch weiterhin tuen möchte.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, ich lebe seit Februar 2023 Abstinent.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Silvester 2022/2023 – 2 Glas Sekt
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich sehe in ihm keinerlei Sinn mehr. Ich habe für mich in den letzten anderthalb Jahren festgestellt, dass es mir ohne Alkohol besser geht. Der Alkohol hat in keinem Fall einen Beitrag zu einer Problemlösung geleistet und auch nicht geholfen etwas zu verarbeiten, sondern es nur aufgeschoben. Ich habe gelernt mit Freunden und Familien zu sprechen und fühle mich dadurch deutlich besser. Über Probleme, sorgen oder ängste zu sprechen ist zwar nicht leichtet doch tut unheimlich gut. Auch bin ich deutlich aktiver und produktiver, dass möchte ich nicht mehr missen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Meine Trunkenheitsfahrt war für mich ein absoluter Wachrüttler. Alleine die Vorstellung ich hätte jemanden verletzten können und davon nichtmal etwas mitbekommen, hat mich dazu bewegt, die Entscheidung zu treffen keinen Alkohol mehr zu trinken, bevor so etwas nochmal oder etwas Schlimmeres passiert. Ich möchte in Zukunft einfach immer bei Verstand sein und in gutem Gewissen handeln können.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich gebe zu, die Veränderung hat etwas zeit in Anspruch genommen. Direkt nach der TF habe ich erstmal einen Monat keinen Alkohol mehr getrunken, der schock der tat saß sehr tief. Danach habe ich viel gelesen und gedacht: Ich möchte mir den Alkohol nicht ganz verbieten und z.B. bei Geburtstagen auch ein Glas mittrinken können. Also habe ich mit kontrolliertem Trinken angefangen.
Dann habe ich bei Nord-Kurs einen Avanti Kurs belegt. Ich habe mein Konzept mit dem KT vorgestellt und mir wurde dort die Frage gestellt: „Nach all dem, was passiert, der hohen Promillezahl, möchtest du immer noch Alkohol trinken?“. Ich war baff, musste darüber nachdenken und mir fiel keine logische Erklärung ein. An dem Punkt war für mich klar: Ich möchte Abstinent leben.
Bei der Entscheidung habe ich sehr viel Kraft und Rückendeckung von Freunden und der Familie bekommen. Sie haben mich in der Entscheidung bekräftigt und unterstützt. Dazu kam das ich aktiver wurde, mehr sport gemacht habe, mich wohler fühlte und auch in der Lehre besser wurde. All dies bekräftigte mich in meiner Entscheidung nochmal. Auf Partys, Geburtstagen, Sit-ins oder eben Veranstaltungen dieser Art keinen Alkohol zu trinken, war zu Beginn schon komisch. Doch jedes Nein hat mein Selbstbewusstsein weiter gestärkt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
In vielseitiger Weise. Meine Noten in der Berufsschule haben sich deutlich verbessert und meine Krankheitstage sind beinahe auf Null gegangen, im letzten Jahr. So war es mir möglich mit guten Leistungen meine Ausbildung vorzeitig zu beenden!
Des Weiteren bin ich deutlich produktiver geworden, ich schaffe mehr unter der Woche und auch am Wochenende. Ich habe zudem ein Sportrythmus in meinen Alltag integriert und ich gehe mittlerweile dreimal die Woche laufen. Außerdem geht es mir deutlich besser, denn über die Zeit habe ich gelernt über Probleme, Sorgen und Ängste zu sprechen. Das hätte ich mir vorher nie Vorstellen können.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe mir durch den Sport und die Gespräche mit Freunden und Familie einen Ausgleich geschaffen. Durch diesen stelle ich sicher, dass ich nicht in alte Gewohnheiten zurückfalle. Der Sport hilft mir den Kopf frei zu kriegen und Ankerkennung zu erhalten. Des Weiteren habe ich dadurch neue Freunde kennen gelernt, mit diesen verbringe ich jetzt mehr Zeit. Da alle von Ihnen stark auf Ihre Ernährung achten, ist es hier normal keinen Alkohol zu trinken.
Des Weiteren habe ich mich von bekannten getrennt, die es einfach nicht sein lassen konnten mir immer wieder Alkohol anzudrehen. Obwohl ich Ihnen von meinem Vorfall und meinem Entschluss erzählt hatte. Auch diese Entscheidung war nicht leicht, hat jedoch mein Selbstbewusstsein gestärkt und sorgt auch dafür, dass ich meinen Zielen in richtiger Umgebung nachgehen kann.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja, ein Rückfall kann man nie ausschließen.
Bei mir ist ein Indikator, wenn ich mich zurückziehe und merke ich will viel alleine sein. Doch dann kann ich mich jederzeit an meine Eltern und oder gute Freunde wenden, das gibt mir unglaublich viel Halt! Denn ich möchte wie heute auch in Zukunft über meine Probleme sprechen und nach Lösungen suchen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Indem ich mich strickt an meine Abstinenz halte.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin unglaublich froh, dass keinem durch mein Fehlverhalten geschadet wurde!