So, jetzt noch mal den FB neu:
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Die Trunkenheitsfahrt ereignete sich am 25.01.2011. An diesem Tag stand ich unter extremem Druck. Eigentlich schon eine ganze Weile davor, aber an diesem Tag war ich völlig überfordert. Ich steckte mitten im Umzug und unter dem Druck des Nachmieters hatte ich zugesagt, am 25.01. die Wohnung zu übergeben. In der neün Wohnung herrschte noch Chaos, keine Küche, das Zimmer meines Sohnes war noch nicht fertig. Also wollte ich mir noch mal 2 Tage Urlaub nehmen, die mir mein Chef leider nicht gewährt hat. Ich hatte am Abend zuvor noch lange in der alten Wohnung, Dachboden, Garage geräumt, bin aber nicht fertig geworden und am 25.01. in der Mittagspause noch mal hingefahren. Dort habe ich dann Müll entsorgt, mein Auto vollgeladen. Unter anderem befand sich im Kühlschrank noch eine große Flasche Prosecco, die mir meine Freundin aus ihrem Urlaub mitgebracht hat und die ich für eine besondere Glegenheit aufheben wollte. Ich habe dann ohne weiter zu überlegen, die Flasche geöffnet und sie fast halb getrunken. Danach bin in die neü Wohnung gefahren, um das Auto auszuräumen. Dabei habe ich dann fast den Rest der Flasche getrunken. Ich habe mir in dem Moment keine Gedanken darüber gemacht, wie viel ich in der kurzen Zeit getrunken habe, meine Gedanken gingen nur darum: Du musst das jetzt schaffen, du musst hier fertig werden, du musst pünktlich an der Arbeit sein.
Ich bin dann in mein Auto gestiegen und als ich rückwärts vom Hof fahren wollte, fuhr ein Streifenwagen hinter mich. Die Polizei wurde lt. Akte von einer Person informiert, der ich bei Aldi aufgefallen bin. Der AAK betrug 1,74, der BAK eine Stunde später 1,97.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaü Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Von ca. 11.40 h bis 12.40 h habe ich ca. 1,2 l Prosecco getrunken.
12 TE = 1,2 0/00 + 0,2 (Gewicht) + 0,1 (Frau) = 1,5 - 0,2 Abbau = 1,54
Restalkohol also ca. 0,5: getrunken von ca. 23.00 h bis 04.00 h: Rechnung 0,5 + 1,2 - 0,3 = 1,4 - entspricht dann etwa auch 1,2 l Prosecco.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Von der alten zur neün Wohnung ca. 3 km. Danach wollte ich noch ca. 3 km zur Arbeit fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
In dem Moment, als ich mich ins Auto setzte, gingen mir viele Sachen durch den Kopf, aber ich habe nicht daran gedacht, ich könnte nicht mehr fahren. Mein Alkoholpegel war so hoch, dass mir eine klare Einschätzung der Lage nicht mehr möglich war, einer Gefährdung für andere oder mich war mir nicht bewusst.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Da ich nicht geplant hatte zu trinken, hatte ich keine Vermeidungsstrategie und war dann auch nicht mehr in der Lage, in dieser Hinsicht eine Entscheidung zu treffen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen? Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Nachdem ich mich nach der TF erstmals intensiv mit dem Thema Alkohol und Alkohol im Straßenverkehr auseinandergesetzt habe, schätze ich meine Fahrten unter Alkohol bzw. Restalkohol auf ca. 150 - 200. Ich bin unendlich dankbar, dass durch mich keine Person zu Schaden gekommen ist. Dadurch, dass ich glücklicherweise nie einen Unfall hatte und erst einmal in eine Polizeikontrolle geraten bin, bin ich mit der Thematik "Alkohol im Straßenverkehr" leichtsinnig und verantwortungslos umgegangen.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Erinnern kann ich mich, dass es zu Hause bei bestimmten Anlässen wie Geburtstag, Weihnachten, Silvester oder anderen Feierlichkeiten auch Alkohol gab. Ich habe zum ersten Mal bei meiner Konfirmation im Alter von 14 ein Glas Sekt getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Eine Regelmäßigkeit kann ich rückblickend nicht erkennen. Es gibt 3 Lebenssituationen, in denen ich vermehrt Alkohol getrunken habe (dazu unten mehr).
Als Jugendliche habe ich mit Freunden an Wochenenden auf Feiern oder in der Disco Alkohol getrunken, um dazu zugehören und weil alle etwas getrunken haben. Später, in meiner Ehe und nach der Geburt meines Sohnes (als man nur noch selten ausging) gab es Alkohol bei Geburtstagsfeiern (zu Hause und bei Freunden), an Feiertagen oder bei einem festlichen Essen oder auch mal bei einem gemütlichen Grillabend.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaü Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Von 16 bis ca. 18 Jahre (1984 - 1986): an 2 bis 3 Samstagen in der Disco 1 - 2 Cola-Bier und ca. alle 2 Monate auf einer Feier/Fete 2 - 3 Bier.
Von 18 bis 22 Jahre (1986 - 1990) war ich mit meinem ersten festen Freund zusammen, den ich nur am WE gesehen habe. Da sind wir meist zu Hause geblieben und haben nichts getrunken, außer an Geburtstagen oder Feiertagen. Schätzungsweise 10 - 12 mal im Jahr. Das war dann überwiegend Sekt. Die Mengen schwankten von 2 Gläsern bis auch mal zu 8 Gläsern.
Mit 23 (1991) bin ich mit meinem Exmann zusammengekommen und das Trinkverhalten ist gleich geblieben, es sind ein paar mehr Feiern bei Freunden dazugekommen, ca. 15 Trinkanlässe im Jahr.
Während meiner 1. Schwangerschaft und Stillzeit (27, 28 Jahre, 1995/1996)) habe ich keinen Alkohol getrunken. Dann wieder wie vorher.
Mit 30 (1998) wurde ich zum 2. Mal schwanger. Nachdem meine Zwillinge im 7. Monat gestorben sind, kam es in der Zeit danach zu einer Erhöhung der Trinkhäufigkeit und Menge. Da mein Mann und ich keine Hilfe bei der Traürbewältigung in Anspruch genommen haben, sondern dachten, wir schaffen das alleine, haben wir in ca. dem folgenden halben Jahr oftmals unsere Traür und Hilflosigkeit im Alkohol ertränkt. Nachdem wir dann teilweise zu zweit 2 bis 3 Flaschen Sekt am WE an einem Abend getrunken haben (wenn unser Sohn bei Großeltern übernachtet hat) und uns dies vor Augen geführt haben, haben wir eine längere Trinkpause (ca. 6 bis 7 Monate) eingelegt. Danach war der Alkoholkonsum wie vor der Schwangerschaft.
Nach der Trennung von meinem Mann 2003 kam für mich noch mal eine Phase erhöhten Alkoholkonsums über ca. 3 Monate, die ich dann aber auch wieder gestoppt habe.
Von 2007 bis Sep. 2010 ging ich wieder eine Partnerschaft ein. Nachdem diese im Sep. 2010 zu Ende ging, wurde ich wieder total aus der Bahn geworfen, irgendwie war wieder ein "Lebensplan" zerstört. Ich habe anfangs versucht, mich mit Alkohol zu beruhigen, ich konnte meine Probleme damit ein wenig ausblenden bzw. die Gedanken daran unterdrücken. Auch als Einschlafhilfe habe ich Alkohol benutzt. Ich habe dann vermehrt am Wochenende getrunken, bis 1 Flasche Prosecco. Und als ich dann nach Weihnachten Urlaub hatte auch während der Woche 2 - 3 mal. Als der Renovierungs- und Umzugsstress dann noch zunahm im Januar steigerte sich mein Alkoholkonsum am Wochenende zum Teil auf 1 bis 2 Flaschen Prosecco pro Abend.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Normalerweise mit Freunden und Familie entweder dort oder zu Hause.
Während Krisen in meinem Leben überwiegend zu Hause.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
In der Jugend war die Motive hauptsächlich, um "dazu zugehören". Alkohol machte lockerer und es fiel leichter, auf andere zuzugehen.
Später habe ich Alkohol als Genussmittel getrunken bei Feiern. Ohne darüber nachzudenken, gehörte Alkohol bei Feiern selbstverständlich dazu. Die Stimmung wurde im allgemeinen lockerer.
Das erste Mal habe ich Alkohol bewusst nach dem Tod meiner Kinder eingesetzt. In der Erwartung Alkohol lässt mich entspannen und ruhiger werden und in er Hoffnung, angenehmere Gefühle (so wie beim früheren Trinken von Alkohol) hervorzuholen. Auch als Einschlafhilfe habe ich den Alkohol benutzt. Meine Kinder sind am 23.12.1998 gestorben und am 26.12. geboren worden. In der Klinik war nur eine Notbesetzung, wir hatten in der Klinik keinen psychologischen Beistand (auch das Info-Material, das man dort normalerweise bekommt, bekamen wir nicht). Mit diesem Thema konnten natürlich auch unsere Familien und Freunde nur schlecht umgehen und uns keine große Hilfe sein. Die Andeutungen, wir sollten doch mal zu einer Selbsthilfegruppe gehen oder uns professionelle Hilfe holen, haben wir in dieser Zeit eher als Beleidigung empfunden. Ich habe es damals als Schwäche angesehen, mir Hilfe zu holen. Mein Leben verlief bis dahin ohne größere Probleme, ich habe es eigentlich immer geschafft, es allen "Recht" zu machen. Ich hatte, bis ich mich jetzt in letzter Zeit intensiver mit meiner Vergangenheit beschäftigt habe, immer das Gefühl, ich muss die an mich geforderten Erwartungen (wenn es diese überhaupt gab) erfüllen, damit ich selbst anerkannt und geliebt werde. Ich hatte den Anspruch an mich, 100%ig zu funktionieren, alles andere habe ich als Versagen angesehen. Deshalb war auch der Tod meiner Kinder für mich ein persönliches Versagen meinerseits. Mein mangelndes Selbstwertgefühl kann ich nur darauf zurückführen, dass ich als Kind oft das Gefühl hatte, nicht gewollt zu sein. Meine Mutter war damals gerade 18 und mein Vater 21, als ich ungeplant zur Welt kam.
Ich habe danach auch das Scheitern meiner Ehe auf persönliches Versagen zurückgeführt und in der Zeit danach meine Selbstzweifel, Ängste und Selbstmitleid mit Alkohol "bekämpft". Ich konnte aber in der Zeit sehr gut mit Freundinnen über die Sache sprechen. Das hat mich auch recht schnell erkennen lassen, dass ich mich nicht hängen lassen kann, vor allem schon wegen meines Sohnes nicht.
Ich bin dann auch sehr gut allein mit meinem Sohn zurechtgekommen.
In 2007 bin ich dann wieder eine Partnerschaft eingegangen. Wir sind schon nach einem halben Jahr zusammengezogen und für mich stand somit meine weitere "Lebensplanung" fest. Im Sep. 2010 hat mein Exfreund dann die Beziehung plötzlich und unerwartet beendet. Für mich ist wieder einmal die Welt auf den Kopf gestellt worden. Ich wusste im ersten Moment überhaupt nicht, was ich tun sollte. Ich war total überfordert. Ich musste wieder von vorn anfangen, musste eine Wohnung suchen, Möbel und Auto kaufen (dabei hatte ich eine Menge Geld in die gemeinsame Wohnung gesteckt und außerdem noch Schulden vom Hausverkauf nach meiner Ehe). Da ich mich wieder für mein "Versagen" geschämt habe, war ich zu stolz meine Familie und Freunde um Hilfe zu bitten. Ich habe mir eingeredet, es alleine schaffen zu können und zu müssen. Da ich dann keine geeignete Wohnung gefunden habe, die Zeit immer knapper wurde und ich zusätzlich noch Geld für ein Auto und Makler auftreiben musste, wurde ich immer verzweifelter. Andererseits wollte ich niemandem meinen Zustand offenbaren und auch für meinen Sohn eigentlich stark sein. Ich bin dann der falschen Hoffnung erlegen, dass Alkohol mir beim Bewältigen meiner Probleme helfen könnte. Wenn ich etwas getrunken habe, habe ich mich anfangs stärker gefühlt, dann konnte ich mir einreden: Klar schaffst du das alles, du hast bisher immer alles geschafft! Angebote von meinen Freunden, die mir helfen wollten, habe ich größtenteils abgelehnt und nach Außen immer die Starke gespielt. Alkohol habe ich dann auch als Einschlafhilfe eingesetzt, wenn meine Gedanken keine Ruhe gegeben haben. Manchmal hatte ich den Wunsch, den ganzen Tag zu schlafen oder so lange zu schlafen, bis dieser Alptraum vorbei ist. Weihnachten saßen mein Sohn und ich auf gepackten Kisten (mein Ex-Freund hatte schon gleich im Oktober eine neü Wohnung). Da ich in dieser Zeit Urlaub hatte, habe ich auch angefangen, in der Woche zu trinken. Nach den Ferien hat mein Sohn ein 3wöchiges Schülerpraktikum in xxxx gemacht und in der Zeit auch dort bei seinem Vater gewohnt. So habe ich in dieser Zeit auch weiter unter der Woche getrunken.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol habe ich mich sicherer, stärker und selbstbewusster gefühlt. Bei viel Alkohol wurde ich übermütig, habe mich selbst überschätzt und mich "unbesiegbar" gefühlt.