1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Ich habe im August 2018 mit meiner damaligen Freundin ein Haus gekauft und ab Januar 2019 in Eigenleistung saniert. Den Tattag habe ich, wie fast immer, auf meiner Baustelle verbracht. Ich wusste, dass am Abend eine Geburtstagsfeier von einem guten Freund anstand. Ich habe morgens um 10 Uhr angefangen und bis ca. 17.30 Uhr mit 2 Freunden neuen Estrich gegossen. Dabei habe ich über den Tag verteilt schon 4 Bier (0,5) getrunken und 1 Brötchen gegessen. Ich bin dann schnell zu mir nach Hause (im selben Ort) und habe geduscht. Da ich schon recht spät dran war, bin ich auch selber mit meinem Auto zur Feier gefahren. Dort habe ich über den Abend verteilt ca 13 Bier (0,33) und 13 Ramazzotti getrunken. Ich habe mich dann von der Feier geschlichen, weil ich keine Diskussion wollte wegen dem Alkoholisierten fahren. Auf den weg zum Auto, habe ich gemerkt das ich doch gut betrunken war und habe probiert ein Taxi zu rufen, ich habe 3 verschieden Taxi-Nummern angerufen aber es ging keiner mehr dran, es war ja auch schon ca.2.40 Uhr. Also dachte ich mir, wird schon gut gehen und bin einfach losgefahren. Bis zu mir nach Hause sind es ca 15 km. Nach ca 5 km wurde ich von einer Polizeistreife aufgefordert ihr zu folgen. Ich bin Ihnen aufgefallen weil, ich Schlangenlinien fuhr. Ich sollte dann einen Atemalkoholtest machen was ich aber alles ablehnte. Also musste ich mit zur Polizeiwache, um 4.30 Uhr kam ein Arzt und nahm mir Blut ab, alle Tests vom Arzt lehnte ich ebenfalls ab. Führerschein hatte ich nicht dabei, deshalb wurde mir 24 Stunden verboten Auto zu fahren. Bin dann mit einem Taxi Nachhause und mir wurde so langsam klar was mir bevor steht.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
von 12 Uhr - 17 Uhr 4x 0,5 Bier
von 19 Uhr - 02.30 Uhr 13 Bier und 13 Ramazzotti
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich bin nach ca 5 km angehalten worden und wollte 15 km fahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich habe mir gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich hoffte nur das nichts passiert und ich nicht erwischt werde.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Als ich noch nüchtern war wollte ich mir ein Taxi bestellen oder mit einem Bekannten mitfahren.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja 2013 bin ich betrunken gegen einen Zaun gefahren.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich habe mir nie gedanken drüber gemacht und bin, seit ich den Führerschein habe(2000), viele hunderte male betrunken gefahren.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Meine erste Erinnerung an Alkohol war auf Familienfeiern so mit ca 12 Jahren. Mein Vater hat noch nie Alkohol getrunken und meine Mutter nur zu besonderen Anlässen sehr wenig. Der erste Konsum von Alkohol war mit ca 15 Jahren ein Sixpack von der Tankstelle mit Freunden.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
1997 - 2004 habe ich am Wochenende sehr oft 2-3 Liter Bier mit freunden getrunken
2004-2008 kein Alkohol, da ich da einen schweren Verkehrsunfall hatte und mir die Milz entfernt wurde. Dadurch hatte ich schlechte Leberwerte und verzichtete freiwillig auf Alkohol.
2008 bis 2013 steigerte sich der Alkoholkonsum und ich trank fast jedes Wochenende ca 3 Liter Bier und 2-5 Jacky-Cola. Ich wurde 2010 zum Abteilungsleiter befördert und hatte damit Verantwortung für 28 Mitarbeiter. 12-14 Stunden Tage waren irgendwann die Regel und ich habe am Wochenende den Druck abgebaut. Nach meiner ersten entdeckten Trunkenheitsfahrt und der Körperverletzung 2013 wusste ich, dass ich etwas ändern muss und wechselte 2014 zu einem neuen Arbeitgeber mit geregelter Arbeitszeit. Ich habe dann mein Leben umgekrempelt und unbewusst kontrolliertes trinken betrieben. 2014 habe ich dann meine Traumfrau kennengelernt und wir sind sehr schnell zusammen gekommen und genauso schnell zusammen gezogen. Ich war verliebt, glücklich und zufrieden. Ich trank nur zu besonderen Anlässen 3-4 im Jahr 2-3 kleine Bier. 2018 hat die Beziehung etwas gekriselt und ich dachte, das gibt sich mit der Zeit und wir beschlossen eine Haus zu kaufen, was schon länger geplant war. Das Haus war noch vermietet und ich musste mich mit dem Mieter einigen, dass er bis Oktober 2018 ausziehen sollte, was auch alles geklappt hat. Dann wollte ich mit der Sanierung beginnen. Jedoch trennt sich dann meine Freundin von mir und meine kleine Welt ist für mich zusammen gebrochen. Ich fühlte mich überfordert die Sanierung zu stemmen und an das finanzielle wollte ich erst gar nicht denken. Es musste aber weiter gehen also habe ich mit der Sanierung begonnen jedoch sehr schnell gemerkt das mein Plan nicht so richtig aufging da es immer mehr wurde und nicht eingeplant war. Ich war überfordert und froh über jeden Helfer der kam. Es schlich sich der Alkohol ein, da auch die Freunde die geholfen haben sehr viel tranken. Ich trank fast jeden Tag meine 4-6 (0,5) Bier und am Wochenende erheblich mehr 8-10 (0,5) Bier und 2-6 Dosen Jacky-Cola.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
10/2018 - 07/2019 fast jeden Tag von Monntag bis Donnerstag 3-7 (0,5) Bier Freitags/Sammstags 8-10 (0,5) Bier und 2-6 Dosen Jacky-Cola
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden und Helfern auf der Baustelle. Am Wochenenden mit Freunden auf Kneipentour. Teilweise auf der Baustelle auch alleine, wenn ich manchmal nicht mehr weiter wusste.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Meine Eltern haben in der Krankenpflege gearbeitet und hatten dadurch immer Schichtdienst. Dadurch bedingt hatten meine Schwester und ich sehr viele Freiheiten und wenig Grenzen. Ich war sehr früh recht selbstständig und habe mich irgendwie durch die Schule gemogelt. Unangenehmen Dingen bin ich immer aus den weg gegangen und habe versucht es mir immer so leicht wie möglich zu machen und nie gelernt mit Problemen umzugehen. Ich habe getrunken, um meine Probleme leichter zu bewältigen.
Materiell wurde mir von meinen Eltern fast alles möglich gemacht, ich bekam kein Taschengeld, ich habe immer bekommen was ich brauchte. Heute kann ich sagen, dass ich von äußeren Belohnungen abhängig war.
Ich habe getrunken für den Kick das gute Gefühl und auch beim Trinken keine grenzen gekannt.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol gelockerte Stimmung, lustig, gutes Gefühl, leichter mit dem andern ins Gespräch gekommen.
Bei viel Alkohol leicht in streit / dumme Diskussionen geraten. Am nächsten Morgen verkatert / gereizt / schnell genervt. Andere sagten, ich verändere mich zum negativen.ich verlor Wertgegenstände.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja, ich hatte oft streit mit meinen Eltern/Freunden da sie mitbekommen haben, das ich auf der Baustelle immer getrunken habe und dann auch mit dem Auto nach Hause fuhr. Ich habe dann immer gesagt das nichts passiert, sind ja "nur" 3km. Ich habe es mir immer schön geredet das ich ja noch nicht so betrunken bin und ich nicht so viele ‰ habe. Im Nachhinein war es einfach dumm und unverantwortlich. Als im Januar 2020 das Unglück in Südtirol passiert ist habe ich gedacht das mir so etwas schlimmes hätte auch passieren können und ich Glück hatte das die Polizei mich angehalten hat und ich mir Gedanken gemacht habe um meinen Umgang mit Alkohol zu ändern.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Rückblickend nur negative Auswirkungen, ich habe Termine nicht mehr eingehalten, ich wurde unzuverlässig, obwohl dies nicht meine Art ist. Es gab oft streit mit Familie und Freunden wegen meines zu hohen Alkoholkonsum und ich hatte immer gesagt "es trinken doch alle soviel", heute weiß ich das es evtl. 2 Leute waren die auch soviel getrunken haben wie ich und nicht alle.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nein, mein Konsum hat sich in der Zeit von 10/2018 - 07/2019 erheblich gesteigert, dazu geführt hat die Trennung von meiner damaligen Freundin und die Haussanierung.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, in dieser Zeit bestimmt 8-10 mal dazu Zähle ich auch Wissenslücken, das ich nicht mehr alles von den Abend zusammen bekommen habe und von anderen dann erfahren habe was ich gar nicht mehr wusste. Das war mir dann sehr unangenehm und habe probiert dies zu überspielen, es war mir peinlich.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja von 2004 bis 2008 habe ich keinen Alkohol getrunken da ich durch einen Unfall meine Milz verlor. Mir wurde vom Arzt empfohlen ein halbes Jahr nichts zu trinken da meine Leberwerte nicht gut waren durch die Milz Entfernung. Da ich aber nichts vermisste habe ich 4 Jahre nichts getrunken. Die Leberwerte waren und sind immer noch leicht erhöht.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Heute und in Zukunft
Ich hatte immer schon viel Alkohol getrunken, sah das aber nie als Problem an, da ich auch Lebensabschnitte hatte, wo ich sehr wenig getrunken habe. Ich hatte immer das Gefühl alles im Griff zu haben.
Heute kann ich von mir sagen, dies habe ich bei den Verkehrsphysiologen gelernt, das ich schweren Alkoholmissbrauch betrieben habe, schädlicher Konsum, ich hatte ein Alkoholproblem.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am Tattag
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich zur Abstinenz entschieden da ich merke das ich mit Alkohol nicht vernünftig umgehen kann und mir es leichter fällt nichts zu trinken, als kontrolliert zu trinken. Ich bin heute aktiver, unternehme mehr mit Familie und Freunden. Ich Fahre sehr viel Fahrrad, bin viel draußen. Mir gefällt mein Leben so wie es jetzt ist.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe mir bis zu dem Tattag keine Gedanken über mein Trinkverhalten gemacht. Kann aber heute sagen, dass es mir in meinen Lebensphasen ohne Alkohol besser ging. Ich bin ausgeglichen, halte mich wieder an terminvorgaben, bin verlässlich. Ich möchte in kritischen Situationen eine klaren Kopf haben.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Am Anfang dachte ich mir 1 Jahr Abstinenz nachweisen und der Rest geht dann von alleine. Ich hatte den Führerschein noch ein halbes Jahr nach der Trunkenheitsfahrt und musste ihn dann erst abgeben. Dabei ist mir klar geworden das ich nicht mehr in so eine Situation kommen will. Umso mehr ich mit mir selbst beschäftigt habe, merkte ich das, das nicht reicht. Ich habe dann dieses Forum gefunden, was mir schon sehr geholfen hatte. Ich setzte mich dann trotzdem mit einer MPU-Beratung / Verkehrspsychologe in Verbindung, da ich das Gefühl hatte, das ich professionelle Hilfe benötige. Für mich war das die richtige Entscheidung da mir vieles leichter gefallen ist. Ich gehe mittlerweile sehr offen mit meinem Problem um und kann mit jeden darüber reden.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich bin Stolz auf mich das ich auch ohne Führerschein alles hinbekomme, was nicht immer leicht ist. Ich habe verstanden das Probleme zum Leben dazu gehören, da muss ich durch, es so zu akzeptieren wie es ist. Ich setze mich mit Problemen auseinander rede mit Freunden und Familie.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich gehe ganz offen mit meinem Problem um. Ich habe alle die mir wichtig sind informiert, das ich nichts mehr Trinke. Meine Freunde und Familie unterstützen mich dabei.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Ich habe den festen Willen keinen Alkohol mehr zu trinken, aber mir ist auch bewusst, dass es ein Rückfallrisiko gibt. Falls ich mal verlangen nach Alkohol habe, weil es mir nicht gut geht oder mir die Freude im Leben fehlt, dann rede ich mit meiner Familie oder Freunden. Bei schweren Problemen nehme ich mir professionelle Hilfe in Anspruch.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Indem ich mich strickt an meine Abstinenz halte.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich möchte ihnen zeigen, dass ich gelernt habe mit meinem Alkoholproblem umzugehen und ich keine Gefahr mehr für andere Verkehrsteilnehmer bin.