Meinen herzlichen Gruß an alle!
Es freut mich auf dieses Forum gestoßen zu sein und ich bin für jede Hilfestellung sehr dankbar. Gestern habe ich einen Brief vom Amt erhalten, der zu meiner Verwunderung trotz BAK von 1,23 ‰ als Ersttäter eine MPU angeordnet hat. Dabei ist zu erwähnen das ich einige Monate zuvor durch drei Geschwindigkeitsüberschreitungen von über 20 km/h innerhalb einer Woche aufgefallen bin (Details dazu unten), was der Anlass für die MPU zu sein scheint. Hier die Begründung im Wortlaut:
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 1,90 m
Gewicht: 65 kg
Alter: 21 Jahre (zum Tatzeitpunkt 20)
Was ist passiert?
Zeitpunkt der Auffälligkeit: Oktober 2019
AAK: etwa 1,4 ‰ (erinnere mich nicht genau und findet keine Erwähnung im Urteil)
BAK: 1,23 ‰
Trinkbeginn: etwa 20 Uhr
Trinkende: etwa 3 Uhr
Uhrzeit der AAK-Prüfung: 3:40 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 4:45 Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein, Oktober 2019
Strafbefehl schon bekommen: Ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate
Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: Ja, am Tattag
Hab ich neu beantragt: Ja, vor kurzem
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein:
Nein, wie gehts das? Im Brief stand "Vor Übersendung der Unterlagen haben sie hier die Möglichkeit der Akteneinsicht", aber dem Brief waren keine Akten beigefügt und "hier" wurde nicht näher definiert. Die Ämter haben aktuell alle zu und telefonisch erreichen kann ich nicht einmal meine Sachbearbeiterin, sondern nur irgendwen in einem Callcenter.
Sonstige Verstöße oder Straftaten?:
Geschwindigkeitsüberschreitung von 29 km/h auf der Stadtautobahn (daher innerorts) – zulässige Geschw.: 80 km/h, Uhrzeit 4:30 Uhr
Geschwindigkeitsüberschreitung von 21 km/h auf der Stadtautobahn (daher innerorts) – zulässige Geschw.: 80 km/h, Uhrzeit 6:50 Uhr
Geschwindigkeitsüberschreitung von 26 km/h auf der Stadtautobahn (daher innerorts) – zulässige Geschw.: 80 km/h, Uhrzeit 3:40 Uhr
Innerhalb einer Woche jeweils an dem selben Schwarzlichtblitzer (Januar 2019)
Genaue Fragestellung der FSSt:
Ob aufgrund der aktenkundigen Tatsachen zukünftig mit Verstößen gegen verkehrsrechtliche Vorschriften zu rechnen ist
Bundesland: Berlin
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
MPU
Datum: -
Welche Stelle (MPI): Noch offen, ich bin dankbar für Empfehlungen in Berlin
Schon bezahlt?: -
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden, Punkte oder sonstige Straftaten:
Strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten, Punkte siehe o.g. Verstöße
Meine Fragen
- Ein befreundeter Anwalt der mich zu Beginn des Prozesses dankenswerterweise kostenlos beraten hat, war der Auffassung eine MPU müsse ich nicht fürchten. Ist die Anordnung der MPU bei der BAK überhaupt rechtens? Wenn nein, wie kann ich dagegen vorgehen? Eine Klage kann ich mir nicht leisten, da ist die MPU sicher günstiger.
- Die Aufforderung zur MPU hat mich überrascht, daher bin ich vollkommen unvorbereitet. Sechs Monate sind zudem eine kurze Frist. Muss ich zur MPU einen Abstinenznachweis mitbringen? Genügen da auch weniger als sechs Monate? Oder muss ich beim Amt um Fristverlängerung bitten?
- Wie kann ich vor allem jetzt in der Corona-Zeit meine Akte einsehen? Dazu gab es im Brief vom Amt gar keine Informationen.
- Ergibt es Sinn sich an einem Verkehrspsychologen zu wenden? Was kostet sowas?
- Was gibt es bei der Wahl der Begutachtungsstelle zu beachten? Habt ihr dort für Berlin vielleicht eine Empfehlung? Hier im Forum habe ich viel Gutes über die AVUS GmbH gelesen.
- Was wird in diesem Fall beim medizinischen Teil der MPU überhaupt geprüft werden? Haare, Urin? Nur auf Alkohol oder auch auf andere Substanzen? Oder wird überhaupt nichts geprüft und man muss selbst einen Abstinenznachweis mitbringen?
- Kriege ich die Bearbeitungsgebühr für den Antrag erstattet, wenn ich ihn zurückziehe? Ich habe mich wegen der Strafzahlung ohnehin schon verschulden müssen und durch Corona meinen Job verloren. Ungern würde ich jetzt auch noch 400€ für eine MPU bezahlen müssen. Wenn die 200€ für den Antrag versunkene Kosten sind, dann habe ich wohl keine Wahl, andernfalls würde ich ihn lieber zurückziehen.
Anbei noch mein ausgefüllter Fragebogen zu eurer Information:
Tathergang
Für den Kontext ist zunächst relevant, dass ich zu dem Zeitpunkt seit über einem Jahr Mitglied einer Studentenverbindung war, bei der leider massiver Alkoholkonsum zum Alltag gehörte. Das war der Grund für meine hohe Toleranz am Tattag und auch der Grund für meinen Austritt aus der Verbindung im Dezember 2019. Die Zeit dort hat meiner Gesundheit erheblich geschadet und daher habe ich nach dem Austritt einige Monate abstinent gelebt (Januar bis Mai 2020) um gesundheitlich wieder auf die Beine zu kommen. Seit Juni 2020 habe ich im Rahmen von Dates und Treffen mit Freunden wieder angefangen in moderaten Mengen Alkohol zu konsumieren (höchstens zwei Bier an zwei bis vier Tagen im Monat).
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Ich bin mit drei anderen Mitgliedern der Verbindung zwischen 20 Uhr abends und 3 Uhr nachts in vier verschiedenen Bars gewesen. In der letzten trafen wir zufällig drei weitere Bekannte und blieben dort daher am längsten.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Zu Beginn einen Whisky Sour, dann drei Gin Tonic und zuletzt drei verschiedene Drinks auf Rumbasis, immer im Abstand von etwa einer Stunde.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Wollte 3,8 km fahren, bin 1,7 km gefahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich habe mich aufgrund der Alkoholeinwirkung überschätzt und fühlte mich offenbar hinreichend wenig eingeschränkt um das Fahrzeug sicher zum Ziel zu fahren, sonst wäre ich nicht losgefahren. Während der Fahrt habe ich die Einschränkungen durch den Alkohol aber durchaus zu spüren bekommen.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe versucht jemanden zu finden der sich mit mir ein Taxi teilt, aber einige waren schon weg und der Rest wollte noch bleiben.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Etwa 20 Mal schätze ich, meist um der Sauferei vor Ort zu entfliehen und weil keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr fuhren. Allerdings selten in derartig stark alkoholisiertem Zustand. Dabei habe ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, welche Gefahr ich für mich und andere darstelle. Ich folgere daraus, dass mein Verhalten verantwortungslos war und ich zurecht meinen Führerschein verloren habe.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Erster Kontakt muss bei einem Familienfest gewesen sein, denn meine Eltern trinken nie zuhause. Erster Konsum war mit 15 Jahren auf einem katholischen Sommerzeltlager auf der Insel Usedom.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Da ich mit 16 Jahren angefangen habe zu studieren, habe ich etwa in dem Zeitraum angefangen regelmäßig zu trinken. Das geschah allerdings maßvoll und mit längeren Abständen, da ich aufgrund meines Alters meinen Konsum auf private Partys beschränken musste. Kurz nachdem ich 18 wurde trat ich auch schon in die Verbindung ein und mit meinem Eintritt in die Studentenverbindung habe ich angefangen exzessiv zu trinken. Seit meinem Austritt war ich einige Monate abstinent und halte meinen Konsum seit Juni sehr stark reduziert.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Zu Studienbeginn etwa zwei bis vier Bier die Woche. In der Verbindung im Schnitt fünf Tage die Woche, nicht weniger als sechs Bier an einem Abend, aber auch mal bis zu 20 Liter. "Trinken" kann man das aber auch nicht mehr nennen, denn meistens reicht das Magenvolumen nach einer gewissen Zeit nicht mehr aus und man muss sich übergeben. Wieviel Alkohol dann tatsächlich im Blut landet ist schwer zu sagen. Seit meinem Austritt s.o.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Praktisch nur mit Verbindungsstudenten auf dem eigenen oder auf fremden Verbindungshäusern, manchmal auch in Kneipen und Bars. Auf Familienfeiern oder bei Treffen mit Freunden zu Beginn meines Studium und zu Beginn meiner Mitgliedschaft in der Verbindung auch. Mit zunehmender Zeit in der Verbindung habe ich diese Gelegenheiten aber eher genutzt um mich vom exzessiven Alkoholkonsum in der Verbindung zu erholen und habe nichts getrunken.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Zu Beginn aus Neugier und für das Zugehörigkeitsgefühl. Als ich mit 16 mit dem Studium angefangen habe war das Teil der neugewonnen Freiheit und als jüngster im Studium wollte ich nicht auch noch mehr auffallen. Da ich früh eingeschult wurde und auch noch eine Klasse übersprungen habe, war ich immer überall der jüngste und wollte zumindest im Studium mit meinen Kommilitonen auf Augenhöhe sein. Dazu gehörte in meinen damaligen Augen eben auch das Trinken und die Teilnahme das Trinkspielen wie Bierball. Mit der Zeit wurde Alkohol zunehmend Mittel zum Zweck, um bei Zusammenkünften mit neuen Bekanntschaften redseliger und lockerer zu sein. Diese Wirkung ist bei größeren Mengen Alkohol aber nicht mehr gegeben, daher war mein Konsum auch in der Zeit noch moderat. In der Verbindung war der Grund ein anderer: bei Weigerung wäre mir unbrüderliches Verhalten vergeworfen worden und ich hätte mit ernsthaften Strafen rechnen müssen. Es handelte sich dabei schließlich um Kampfsaufen und alles was ich nicht trinke, müssen meine Verbindungsbrüder für mich trinken.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei einem oder höchstens zwei Bier: erhöhte Redseeligkeit und Ehrlichkeit, positive Grundeinstellung und gesteigerte Motivation
Bei größeren Mengen: Übelkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, Fiepen im Ohr, aufdringliches Verhalten, übersteigertes Selbstbewusstsein und geminderte Schlafqualität
Bei regelmäßigem Konsum: Einschränkung des peripheren Sichtfelds und der Farbwahrnehmung, Schwächung des Immunsystems, Beeinträchtung der kognitiven Leistung und des Erinnerungsvermögens sowie Beeinträchtigung des Kreislaufsystems und der sportlichen Leistung
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja, vor allem von meiner Familie. Diese habe ich auch als gerechtfertigt angesehen, aber solange ich Teil der Verbindung bleiben wollte, musste ich das halt durchstehen.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Instabiler Schlafrhythmus, Abbau sportlicher Leistungsfähigkeit, Schwierigkeiten bei der Wissensaufnahme im Studium, Konzentrationsschwierigkeiten, ständiges Vergessen von Terminen oder Kleinigkeiten (alles musste ich mir notieren), unangenehmes Gefühl aufgrund der beeiträchtigten Sehkraft selbst an nüchternen Tagen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, wie gesagt, in der Studentenverbindung. Gegenüber der GA würde ich ggf. auch noch die Bräuche und Trinkrituale der Verbindung näher beschreiben, aber das sprengt hier dann wirklich den Rahmen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Zu Beginn des Studiums habe ich bei der einen oder anderen Party mehr getrunken, als angemessen gewesen wäre. Im weiteren Verlauf des Studiums hat sich das aber gelegt und ich hatte stets die volle Kontrolle über meine Trinkmenge. Erst während der Zeit in der Verbindung hatte ich praktisch gar keine Kontrolle über meine Trinkmenge mehr. Volltrunkenheit, also über 3 ‰ und schwere Orientierungsschwierigkeiten oder narkotischer Schlaf, habe ich dennoch nie erreicht. Auch konnte ich mich immer ziemlich genau an die Geschehnisse des vorhergeganenen Abends erinnern und fand immer ohne fremde Hilfe ins Bett. Heute habe ich aufgrund des sehr moderaten Konsums auch wieder volle Kontrolle über meine Trinkmenge.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während des Bachelorstudiums nicht, denn da waren die Zeiträume zwischen dem Alkoholkonsum meist ohnehin noch recht lang. Zum Ende der Zeit in der Verbindung habe ich bewusst zwei Wochen auf Alkohol verzichtet und es hat mir die geistige Klarheit gegeben, die Entscheidung zu treffen, auszutreten. Nach dem Austritt war ich dann zwecks gesundheitlicher Regeneration fünf Monate (Januar bis Mai 2020) abstinent.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher wie heute: krankhafter Alkoholismus, das war mir auch damals bewusst, obwohl es von vielen Mitgliedern der Verbindung verharmlost wurde. Heute weiß ich vor allem wie stark gefährdet ich war langfristig alkoholabhängig zu werden und bin froh den Schritt aus der Verbindung gemacht zu haben.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
An zwei bis vier Abenden pro Monat. Nie mehr als zwei Bier an einem Abend, bei mehr wird mir sofort richtig schlecht und ich habe einen dicken Schädel. Sorte kann auch mal ein guter Whisky oder ein Magenbitter sein.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 21. August 2020 bei einem Date.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein ich mag den Geschmack von Bier ohnehin nicht besonders.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
In erster Linie aus Gruppenzwang / um nicht aufzufallen oder um unter neuen Bekanntschaften enthemmter zu sein. Ich kann die Wirkung mittlerweile aber kaum mehr ausstehen. Mit guten Freunden trinke ich gar nicht.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Aufgrund der erheblichen physischen und psychischen Schäden. Ausgetreten bin ich aus der Verbindung nicht schon eher, da eine gewisse Schmerzgrenze noch nicht erreicht war und ich noch Hoffnung hatte, die Zeit durchzustehen. Man ist ja nach einem Jahr auch schon mit den Leuten befreundet und ein Austritt bedeutet immer komplettes Kontaktverbot zu den Mitgliedern.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Erreicht habe ich die Änderung indem ich einfach aufgehört habe, ich habe ja nie freiwillig so viel getrunken. Die Umstellungsphase habe ich dabei als regelrechte Erleichterung empfunden. Mir ging es schon nach zwei Monaten Abstinenz wieder richtig gut und ich war bis heute nicht einmal krank.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Die negativen Nebenwirkungen sind alle weg, ich kann wieder regelmäßig Sport treiben, bin nicht alle drei Wochen für ein paar Tage krank, sehe und höre wieder besser, kann mich hervorragend konzentrieren, meine kognitiven Fähigkeiten sind wieder wo sie waren, ich habe alle Klausuren in diesem Semester mit besten Noten bestanden, ich kann mich wieder genau an alles erinnern, ich bin in der Lage wieder ordentliche Gespräche mit Freunden zu führen und das Verhältnis zur Familie ist deutlich besser geworden.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Der Austritt aus der Verbindung ist stets ohne Möglichkeit der Rückkehr und es besteht aufgrund des Austritts zu allen damaligen Sauffreunden Kontaktverbot, daher besteht keine Gefahr in damalige Verhaltensmuster zurückzukehren. Zudem habe ich aufgrund der Zeit in der Verbindung eine derartige Aversion zu Alkohol aufgebaut, dass exzessives Rauschtrinken für mich absolut undenkbar ist. Darüber hinaus habe ich in der Zeit seit meinem Austritt einige neue Freunde gefunden, die den Schritt begrüßen und mich bei meinem reduzierten Alkoholkonsum unterstützen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein, siehe Frage 27.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich besitze kein Auto, sondern entscheide immer nur zwischen ÖPNV, Taxi und Carsharing. In der Vergangenheit habe ich mich, wenn der ÖPNV nicht infrage kam, aus Kostengründen fürs Carsharing statt für ein Taxi entschieden, leichtsinniger- und egoistischerweise auch wenn ich mal an- oder betrunken war. Die Massen an Geld die mich die TF, bei der ich aufgefallen bin, gekostet hat, haben mir aber klargemacht, dass ich mit betrunkenem Teilnehmen am Straßenverkehr nicht nur Menschen gefährde, sondern auch mehr Geld verliere als spare. Daher werde ich künftig ganz sicher nie wieder betrunken ein Fahrzeug steuern.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Sollte ich noch was hinzufügen?
---
Ich bedanke mich herzlich bei allen, die sich die Zeit genommen haben den gesamten Beitrag zu lesen und freue mich auf hilfreiche Rückmeldungen.
Meine besten Wünsche
Georg
(Name geändert)
Es freut mich auf dieses Forum gestoßen zu sein und ich bin für jede Hilfestellung sehr dankbar. Gestern habe ich einen Brief vom Amt erhalten, der zu meiner Verwunderung trotz BAK von 1,23 ‰ als Ersttäter eine MPU angeordnet hat. Dabei ist zu erwähnen das ich einige Monate zuvor durch drei Geschwindigkeitsüberschreitungen von über 20 km/h innerhalb einer Woche aufgefallen bin (Details dazu unten), was der Anlass für die MPU zu sein scheint. Hier die Begründung im Wortlaut:
Alle Delikte sprechen dafür, dass Sie Ihr Verhalten primär an der Wahrung von Eigeninteressen orientieren und die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer in Kauf nehmen. Ein solches Verhalten verweist auf Einstellungs- und Verhaltensdefizite, welche eine künftig auf Dauer regelangepasste Straßenverkehrsteilnehme in Frage stellen. [...] Deshalb ist innerhalb einer Frist von 6 Monaten nach Erhalt dieses Schreibens die Beibringung eines medizinisch-psychologischen Gutachtens erforderlich, in dem die Frage beantwortet wird, ob bei Ihnen aufgrund der aktenkundigen Tatsachen zukünftig mit Verstößen gegen verkehrsrechtliche Vorschriften zu rechnen ist.
Zur Person
Geschlecht: männlich
Größe: 1,90 m
Gewicht: 65 kg
Alter: 21 Jahre (zum Tatzeitpunkt 20)
Was ist passiert?
Zeitpunkt der Auffälligkeit: Oktober 2019
AAK: etwa 1,4 ‰ (erinnere mich nicht genau und findet keine Erwähnung im Urteil)
BAK: 1,23 ‰
Trinkbeginn: etwa 20 Uhr
Trinkende: etwa 3 Uhr
Uhrzeit der AAK-Prüfung: 3:40 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 4:45 Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein, Oktober 2019
Strafbefehl schon bekommen: Ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate
Führerschein
Hab ich noch: Nein
Hab ich abgegeben: Ja, am Tattag
Hab ich neu beantragt: Ja, vor kurzem
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein:
Nein, wie gehts das? Im Brief stand "Vor Übersendung der Unterlagen haben sie hier die Möglichkeit der Akteneinsicht", aber dem Brief waren keine Akten beigefügt und "hier" wurde nicht näher definiert. Die Ämter haben aktuell alle zu und telefonisch erreichen kann ich nicht einmal meine Sachbearbeiterin, sondern nur irgendwen in einem Callcenter.
Sonstige Verstöße oder Straftaten?:
Geschwindigkeitsüberschreitung von 29 km/h auf der Stadtautobahn (daher innerorts) – zulässige Geschw.: 80 km/h, Uhrzeit 4:30 Uhr
Geschwindigkeitsüberschreitung von 21 km/h auf der Stadtautobahn (daher innerorts) – zulässige Geschw.: 80 km/h, Uhrzeit 6:50 Uhr
Geschwindigkeitsüberschreitung von 26 km/h auf der Stadtautobahn (daher innerorts) – zulässige Geschw.: 80 km/h, Uhrzeit 3:40 Uhr
Innerhalb einer Woche jeweils an dem selben Schwarzlichtblitzer (Januar 2019)
Genaue Fragestellung der FSSt:
Ob aufgrund der aktenkundigen Tatsachen zukünftig mit Verstößen gegen verkehrsrechtliche Vorschriften zu rechnen ist
Bundesland: Berlin
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: Nein
Urinscreening ja/nein: Nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Nein
Selbsthilfegruppe (SHG): Nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Nein
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: Nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
MPU
Datum: -
Welche Stelle (MPI): Noch offen, ich bin dankbar für Empfehlungen in Berlin
Schon bezahlt?: -
Schon eine MPU gehabt? Nein
Wer hat das Gutachten gesehen?: -
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: -
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden, Punkte oder sonstige Straftaten:
Strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten, Punkte siehe o.g. Verstöße
Meine Fragen
- Ein befreundeter Anwalt der mich zu Beginn des Prozesses dankenswerterweise kostenlos beraten hat, war der Auffassung eine MPU müsse ich nicht fürchten. Ist die Anordnung der MPU bei der BAK überhaupt rechtens? Wenn nein, wie kann ich dagegen vorgehen? Eine Klage kann ich mir nicht leisten, da ist die MPU sicher günstiger.
- Die Aufforderung zur MPU hat mich überrascht, daher bin ich vollkommen unvorbereitet. Sechs Monate sind zudem eine kurze Frist. Muss ich zur MPU einen Abstinenznachweis mitbringen? Genügen da auch weniger als sechs Monate? Oder muss ich beim Amt um Fristverlängerung bitten?
- Wie kann ich vor allem jetzt in der Corona-Zeit meine Akte einsehen? Dazu gab es im Brief vom Amt gar keine Informationen.
- Ergibt es Sinn sich an einem Verkehrspsychologen zu wenden? Was kostet sowas?
- Was gibt es bei der Wahl der Begutachtungsstelle zu beachten? Habt ihr dort für Berlin vielleicht eine Empfehlung? Hier im Forum habe ich viel Gutes über die AVUS GmbH gelesen.
- Was wird in diesem Fall beim medizinischen Teil der MPU überhaupt geprüft werden? Haare, Urin? Nur auf Alkohol oder auch auf andere Substanzen? Oder wird überhaupt nichts geprüft und man muss selbst einen Abstinenznachweis mitbringen?
- Kriege ich die Bearbeitungsgebühr für den Antrag erstattet, wenn ich ihn zurückziehe? Ich habe mich wegen der Strafzahlung ohnehin schon verschulden müssen und durch Corona meinen Job verloren. Ungern würde ich jetzt auch noch 400€ für eine MPU bezahlen müssen. Wenn die 200€ für den Antrag versunkene Kosten sind, dann habe ich wohl keine Wahl, andernfalls würde ich ihn lieber zurückziehen.
Anbei noch mein ausgefüllter Fragebogen zu eurer Information:
Tathergang
Für den Kontext ist zunächst relevant, dass ich zu dem Zeitpunkt seit über einem Jahr Mitglied einer Studentenverbindung war, bei der leider massiver Alkoholkonsum zum Alltag gehörte. Das war der Grund für meine hohe Toleranz am Tattag und auch der Grund für meinen Austritt aus der Verbindung im Dezember 2019. Die Zeit dort hat meiner Gesundheit erheblich geschadet und daher habe ich nach dem Austritt einige Monate abstinent gelebt (Januar bis Mai 2020) um gesundheitlich wieder auf die Beine zu kommen. Seit Juni 2020 habe ich im Rahmen von Dates und Treffen mit Freunden wieder angefangen in moderaten Mengen Alkohol zu konsumieren (höchstens zwei Bier an zwei bis vier Tagen im Monat).
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Ich bin mit drei anderen Mitgliedern der Verbindung zwischen 20 Uhr abends und 3 Uhr nachts in vier verschiedenen Bars gewesen. In der letzten trafen wir zufällig drei weitere Bekannte und blieben dort daher am längsten.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Zu Beginn einen Whisky Sour, dann drei Gin Tonic und zuletzt drei verschiedene Drinks auf Rumbasis, immer im Abstand von etwa einer Stunde.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Wollte 3,8 km fahren, bin 1,7 km gefahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich habe mich aufgrund der Alkoholeinwirkung überschätzt und fühlte mich offenbar hinreichend wenig eingeschränkt um das Fahrzeug sicher zum Ziel zu fahren, sonst wäre ich nicht losgefahren. Während der Fahrt habe ich die Einschränkungen durch den Alkohol aber durchaus zu spüren bekommen.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe versucht jemanden zu finden der sich mit mir ein Taxi teilt, aber einige waren schon weg und der Rest wollte noch bleiben.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Etwa 20 Mal schätze ich, meist um der Sauferei vor Ort zu entfliehen und weil keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr fuhren. Allerdings selten in derartig stark alkoholisiertem Zustand. Dabei habe ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, welche Gefahr ich für mich und andere darstelle. Ich folgere daraus, dass mein Verhalten verantwortungslos war und ich zurecht meinen Führerschein verloren habe.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Erster Kontakt muss bei einem Familienfest gewesen sein, denn meine Eltern trinken nie zuhause. Erster Konsum war mit 15 Jahren auf einem katholischen Sommerzeltlager auf der Insel Usedom.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Da ich mit 16 Jahren angefangen habe zu studieren, habe ich etwa in dem Zeitraum angefangen regelmäßig zu trinken. Das geschah allerdings maßvoll und mit längeren Abständen, da ich aufgrund meines Alters meinen Konsum auf private Partys beschränken musste. Kurz nachdem ich 18 wurde trat ich auch schon in die Verbindung ein und mit meinem Eintritt in die Studentenverbindung habe ich angefangen exzessiv zu trinken. Seit meinem Austritt war ich einige Monate abstinent und halte meinen Konsum seit Juni sehr stark reduziert.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Zu Studienbeginn etwa zwei bis vier Bier die Woche. In der Verbindung im Schnitt fünf Tage die Woche, nicht weniger als sechs Bier an einem Abend, aber auch mal bis zu 20 Liter. "Trinken" kann man das aber auch nicht mehr nennen, denn meistens reicht das Magenvolumen nach einer gewissen Zeit nicht mehr aus und man muss sich übergeben. Wieviel Alkohol dann tatsächlich im Blut landet ist schwer zu sagen. Seit meinem Austritt s.o.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Praktisch nur mit Verbindungsstudenten auf dem eigenen oder auf fremden Verbindungshäusern, manchmal auch in Kneipen und Bars. Auf Familienfeiern oder bei Treffen mit Freunden zu Beginn meines Studium und zu Beginn meiner Mitgliedschaft in der Verbindung auch. Mit zunehmender Zeit in der Verbindung habe ich diese Gelegenheiten aber eher genutzt um mich vom exzessiven Alkoholkonsum in der Verbindung zu erholen und habe nichts getrunken.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Zu Beginn aus Neugier und für das Zugehörigkeitsgefühl. Als ich mit 16 mit dem Studium angefangen habe war das Teil der neugewonnen Freiheit und als jüngster im Studium wollte ich nicht auch noch mehr auffallen. Da ich früh eingeschult wurde und auch noch eine Klasse übersprungen habe, war ich immer überall der jüngste und wollte zumindest im Studium mit meinen Kommilitonen auf Augenhöhe sein. Dazu gehörte in meinen damaligen Augen eben auch das Trinken und die Teilnahme das Trinkspielen wie Bierball. Mit der Zeit wurde Alkohol zunehmend Mittel zum Zweck, um bei Zusammenkünften mit neuen Bekanntschaften redseliger und lockerer zu sein. Diese Wirkung ist bei größeren Mengen Alkohol aber nicht mehr gegeben, daher war mein Konsum auch in der Zeit noch moderat. In der Verbindung war der Grund ein anderer: bei Weigerung wäre mir unbrüderliches Verhalten vergeworfen worden und ich hätte mit ernsthaften Strafen rechnen müssen. Es handelte sich dabei schließlich um Kampfsaufen und alles was ich nicht trinke, müssen meine Verbindungsbrüder für mich trinken.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei einem oder höchstens zwei Bier: erhöhte Redseeligkeit und Ehrlichkeit, positive Grundeinstellung und gesteigerte Motivation
Bei größeren Mengen: Übelkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, Fiepen im Ohr, aufdringliches Verhalten, übersteigertes Selbstbewusstsein und geminderte Schlafqualität
Bei regelmäßigem Konsum: Einschränkung des peripheren Sichtfelds und der Farbwahrnehmung, Schwächung des Immunsystems, Beeinträchtung der kognitiven Leistung und des Erinnerungsvermögens sowie Beeinträchtigung des Kreislaufsystems und der sportlichen Leistung
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja, vor allem von meiner Familie. Diese habe ich auch als gerechtfertigt angesehen, aber solange ich Teil der Verbindung bleiben wollte, musste ich das halt durchstehen.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Instabiler Schlafrhythmus, Abbau sportlicher Leistungsfähigkeit, Schwierigkeiten bei der Wissensaufnahme im Studium, Konzentrationsschwierigkeiten, ständiges Vergessen von Terminen oder Kleinigkeiten (alles musste ich mir notieren), unangenehmes Gefühl aufgrund der beeiträchtigten Sehkraft selbst an nüchternen Tagen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, wie gesagt, in der Studentenverbindung. Gegenüber der GA würde ich ggf. auch noch die Bräuche und Trinkrituale der Verbindung näher beschreiben, aber das sprengt hier dann wirklich den Rahmen.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Zu Beginn des Studiums habe ich bei der einen oder anderen Party mehr getrunken, als angemessen gewesen wäre. Im weiteren Verlauf des Studiums hat sich das aber gelegt und ich hatte stets die volle Kontrolle über meine Trinkmenge. Erst während der Zeit in der Verbindung hatte ich praktisch gar keine Kontrolle über meine Trinkmenge mehr. Volltrunkenheit, also über 3 ‰ und schwere Orientierungsschwierigkeiten oder narkotischer Schlaf, habe ich dennoch nie erreicht. Auch konnte ich mich immer ziemlich genau an die Geschehnisse des vorhergeganenen Abends erinnern und fand immer ohne fremde Hilfe ins Bett. Heute habe ich aufgrund des sehr moderaten Konsums auch wieder volle Kontrolle über meine Trinkmenge.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während des Bachelorstudiums nicht, denn da waren die Zeiträume zwischen dem Alkoholkonsum meist ohnehin noch recht lang. Zum Ende der Zeit in der Verbindung habe ich bewusst zwei Wochen auf Alkohol verzichtet und es hat mir die geistige Klarheit gegeben, die Entscheidung zu treffen, auszutreten. Nach dem Austritt war ich dann zwecks gesundheitlicher Regeneration fünf Monate (Januar bis Mai 2020) abstinent.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher wie heute: krankhafter Alkoholismus, das war mir auch damals bewusst, obwohl es von vielen Mitgliedern der Verbindung verharmlost wurde. Heute weiß ich vor allem wie stark gefährdet ich war langfristig alkoholabhängig zu werden und bin froh den Schritt aus der Verbindung gemacht zu haben.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
An zwei bis vier Abenden pro Monat. Nie mehr als zwei Bier an einem Abend, bei mehr wird mir sofort richtig schlecht und ich habe einen dicken Schädel. Sorte kann auch mal ein guter Whisky oder ein Magenbitter sein.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 21. August 2020 bei einem Date.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein ich mag den Geschmack von Bier ohnehin nicht besonders.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
In erster Linie aus Gruppenzwang / um nicht aufzufallen oder um unter neuen Bekanntschaften enthemmter zu sein. Ich kann die Wirkung mittlerweile aber kaum mehr ausstehen. Mit guten Freunden trinke ich gar nicht.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Aufgrund der erheblichen physischen und psychischen Schäden. Ausgetreten bin ich aus der Verbindung nicht schon eher, da eine gewisse Schmerzgrenze noch nicht erreicht war und ich noch Hoffnung hatte, die Zeit durchzustehen. Man ist ja nach einem Jahr auch schon mit den Leuten befreundet und ein Austritt bedeutet immer komplettes Kontaktverbot zu den Mitgliedern.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Erreicht habe ich die Änderung indem ich einfach aufgehört habe, ich habe ja nie freiwillig so viel getrunken. Die Umstellungsphase habe ich dabei als regelrechte Erleichterung empfunden. Mir ging es schon nach zwei Monaten Abstinenz wieder richtig gut und ich war bis heute nicht einmal krank.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Die negativen Nebenwirkungen sind alle weg, ich kann wieder regelmäßig Sport treiben, bin nicht alle drei Wochen für ein paar Tage krank, sehe und höre wieder besser, kann mich hervorragend konzentrieren, meine kognitiven Fähigkeiten sind wieder wo sie waren, ich habe alle Klausuren in diesem Semester mit besten Noten bestanden, ich kann mich wieder genau an alles erinnern, ich bin in der Lage wieder ordentliche Gespräche mit Freunden zu führen und das Verhältnis zur Familie ist deutlich besser geworden.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Der Austritt aus der Verbindung ist stets ohne Möglichkeit der Rückkehr und es besteht aufgrund des Austritts zu allen damaligen Sauffreunden Kontaktverbot, daher besteht keine Gefahr in damalige Verhaltensmuster zurückzukehren. Zudem habe ich aufgrund der Zeit in der Verbindung eine derartige Aversion zu Alkohol aufgebaut, dass exzessives Rauschtrinken für mich absolut undenkbar ist. Darüber hinaus habe ich in der Zeit seit meinem Austritt einige neue Freunde gefunden, die den Schritt begrüßen und mich bei meinem reduzierten Alkoholkonsum unterstützen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein, siehe Frage 27.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich besitze kein Auto, sondern entscheide immer nur zwischen ÖPNV, Taxi und Carsharing. In der Vergangenheit habe ich mich, wenn der ÖPNV nicht infrage kam, aus Kostengründen fürs Carsharing statt für ein Taxi entschieden, leichtsinniger- und egoistischerweise auch wenn ich mal an- oder betrunken war. Die Massen an Geld die mich die TF, bei der ich aufgefallen bin, gekostet hat, haben mir aber klargemacht, dass ich mit betrunkenem Teilnehmen am Straßenverkehr nicht nur Menschen gefährde, sondern auch mehr Geld verliere als spare. Daher werde ich künftig ganz sicher nie wieder betrunken ein Fahrzeug steuern.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Sollte ich noch was hinzufügen?
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Ich bedanke mich herzlich bei allen, die sich die Zeit genommen haben den gesamten Beitrag zu lesen und freue mich auf hilfreiche Rückmeldungen.
Meine besten Wünsche
Georg
(Name geändert)