32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Das war der 20.02.20. Der Tag, an dem der Brief der Führerscheinstelle kam, dass ich meinen Lappen abgeben müsste. Das hatte sich in den fast 10 Monaten zuvor natürlich schon überdeutlich abgezeichnet, doch als dann dieser Brief kam und somit jedes Fünkchen Hoffnung erloschen war, war für mich klar, dass es so auf keinen Fall weitergehen kann. Mir war sofort klar, dass ich nie wieder an einem solchen Punkt landen möchte und dass ich alles daran setzen möchte, dass das nicht wieder geschieht.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Weil ich mir als nüchterner Mensch besser gefalle. Ich habe mein Hobby, das Reiten, wieder aufgenommen, bin morgens nicht mehr so matschig, schlafe besser, habe einen viel besseren Draht zu meiner Familie, weniger Streit mit meinem Partner und habe die Motivation, meine Zukunft zu gestalten. Außerdem habe ich seit der Abstinenz berufliche Träume; ich möchte im Sommer eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin machen und im nächsten Jahr ein Studium in der sozialen Arbeit beginnen um später mit Kindern arbeiten zu können. Mit einem Konsum und somit Kontakten in kriminelle Kreise, könnte ich mir all diese Pläne abschminken. Ich möchte das alles nicht für einen Rausch, ohne den ich jetzt auch schon super lebe, aufs Spiel setzen.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Es fiel mir eigentlich ziemlich leicht. Das Schwierigste war eigentlich, die Zeit anders zu verbringen als zu konsumieren. Ich fing wieder an zu lesen, hatte nach meinem Feierabend immer noch die Motivation und Zeit etwas schönes zu kochen, immer wenn ich in der Heimat war, war ich eigentlich nur bei meinem Pony und ich begann, viel mit meinem Partner Schach zu spielen. Schwer war, dass ich mit vielen meiner damaligen Kifferfreunde keine Gemeinsamkeiten mehr finden konnte und ich mich deshalb mit der Zeit immer stärker von ihnen distanzierte. Umso mehr hat es mich gefreut, das positive Feedback meiner Familie, meines Partners und meinen besten Freundinnen zu hören. Ich bin, seit ich abstinent bin, viel unternehmungslustiger und lebensfroher. Es tut gut, in meiner Entwicklung zu sehen, wie sehr mich die Abstinenz voranbringt.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Mein Partner und meine Mama haben mir immer zugehört und mich in schwierigen Momenten immer darin bestärkt, dass ich das Richtige tu. Professionelle Hilfe bekam ich durch meinen Verkehrspsychologen, der mich in dem ganzen noch einmal gefestigt hat.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Sehr positiv. Ich habe seitdem ein viel besseres und offeneres Verhältnis zu meiner Familie und zu meinem Partner. Ich kriege von allen möglichen Seiten positives Feedback zu meiner Abstinenz und der damit einhergehend Veränderung meiner selbst.
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Ja, zuerst schon. Ich habe ja nach der Auffälligkeit selbst noch drei mal konsumiert. In diesen Monaten wurde der Kontakt aber viel weniger, auch dadurch, dass ich selbst kaum noch konsumierte. Seit Februar 2020 habe ich mit kaum jemandem aus diesem Freundeskreis mehr Kontakt.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
Ja, habe ich anfangs. Später immer seltener, heute gar nicht mehr. Mittlerweile ist niemand mehr in meinem direkten Freundeskreis, der noch konsumiert.
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich werde meine Abstinenz weiter einhalten. Den Umgang mit Cannabis vermeide ich, den Kontakt mit Konsumenten ebenso. Sollte es doch noch einmal zu einem Kontakt kommen, werde ich ablehnen. Ich möchte das was ich bis jetzt erreicht habe nicht wieder aufs Spiel setzen.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein.
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Indem ich meine Abstinenz strikt einhalte. Ich möchte nie wieder Menschenleben im Straßenverkehr gefährden und ich bereue es sehr, dass ich das in der Vergangenheit getan habe.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Einen Rückfall schließe ich theoretisch aus. Allein schon aus dem Grund, dass ich weder Kontakte zu Konsumenten, noch zur Droge zukünftig anstrebe. Sollte ich jedoch einmal in die Situation kommen, dass ein Rückfall möglich wäre, weiß ich, dass mir meine Familie und Freunde bei allen Problemen zur Seite stehen. Ich habe in der Zeit der Abstinenz gelernt, dass es sich lohnt, Probleme anzusprechen, statt in sich hineinzufressen und dass sich alles auch ohne Drogen bewältigen lässt. Ich weiß jetzt auch, dass es kein Anzeichen von Versagen, sondern eher von Stärke ist, sich im Notfall professionelle Hilfe zu suchen.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Es gibt, bis auf den symbolischen Schluck Sekt an Silvester, keinen Alkoholkonsum bei mir.