24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Erst nach der Auffälligkeit im Verkehr habe ich begonnen, mich damit wirklich auseinanderzusetzen. Der Führerscheinentzug war quasi der nötige Tritt in den Hintern. Ich habe viel mit meinen beiden besten Freundinnen und meinem Partner darüber gesprochen, woraus bei allen die Abstinenz resultierte. Wir haben uns dabei sehr gut gegenseitig unterstützt und immer wieder bestärkt. Außerdem hat es mir sehr geholfen, das positive Feedback meiner Mama zu hören, als ich dann abstinent war. Zur professionellen Hilfe zur gesamten Thematik habe ich einen sehr kompetenten Verkehrspsychologen mit dem ich sehr offen über das alles sprechen kann. Außerdem habe ich viel mit einer Nachbarin gesprochen, die ich seit März 2020 fast täglich besuche. Ich bin früher, vor dem Konsum schon oft ihre Pferde geritten und damit haben wir jetzt wieder begonnen. Sie hat immer ein offenes Ohr und immer einen guten Rat parat. Sie hat mir sehr geholfen, meinen Konsum zu reflektieren und mich immer unterstützt.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Ja, mein Vater ist alkoholkrank.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Pausen sehr selten. Eine eindeutige Konsumspitze war 2018 im Oktober, als ich von Zuhause auszog, in die erste eigene Wohnung. Da fehlte mir dann zwei Wochen lang die Routine durch Arbeit/Schule und ich versackte in meinem Zimmer. Ich redete mir ein, dass es nichts verwerfliches wäre, den ganzen Tag zu kiffen, da ich ja eh nichts zu erledigen hätte.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich konnte auch ohne Drogen abschalten. Es gefiel mir nur, wie viel einfacher es eben mit der Droge war, abzuschalten. Es war quasi ein Stoppknopf den man drücken konnte, wann man wollte. Über die Konsequenzen dessen habe ich mir damals keine Gedanken gemacht.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Ja, im Prinzip ist jeder Konsument gefährdet, in eine Abhängigkeit zu geraten.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein. Ich hatte keine Probleme damit, den Konsum zu beenden.
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Wieso passiert das nicht wieder?
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja. Ich hätte mein Selbstbewusstsein anders aufbauen können als durch ein Zugehörigkeitsgefühl zu irgendeiner Gruppe. Ich hätte mich mehr mit Cannabis und den Folgen des Konsums auseinandersetzen und meinen Konsum vernünftig reflektieren müssen.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil ich Ziele für mein Leben habe und diese mit erneutem Konsum gefährden könnte. Seit ich abstinent lebe, habe ich wieder einen Plan. Ich bin morgens fit, kann mich auf wichtige Aufgaben konzentrieren, unternehme wieder mehr mit alten Freunden und habe mein Hobby wieder aufgenommen. Meine Familie und mein Partner waren ziemlich enttäuscht von mir und ich möchte ihnen und vor allem auch mir selbst beweisen, dass ich trotz solcher Rückschläge wieder von selbst auf die Beine kommen kann.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Das war der 20.02.20. Der Tag, an dem der Brief der Führerscheinstelle kam, dass ich meinen Lappen abgeben müsste. Das hatte sich in den fast 10 Monaten zuvor natürlich schon überdeutlich abgezeichnet, doch als dann dieser Brief kam und somit jedes Fünkchen Hoffnung erloschen war, war für mich klar, dass es so auf keinen Fall weitergehen kann. Mir war sofort klar, dass ich nie wieder an einem solchen Punkt landen möchte und dass ich alles daran setzen möchte, dass das nicht wieder geschieht.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Weil ich mir als nüchterner Mensch besser gefalle. Ich habe mein Hobby, das Reiten, wieder aufgenommen, bin morgens nicht mehr so matschig, schlafe besser, habe einen viel besseren Draht zu meiner Familie, weniger Streit mit meinem Partner und habe die Motivation, meine Zukunft zu gestalten. Außerdem habe ich seit der Abstinenz berufliche Träume; ich möchte im Sommer eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin machen und im nächsten Jahr ein Studium in der sozialen Arbeit beginnen um später mit Kindern arbeiten zu können. Mit einem Konsum und somit Kontakten in kriminelle Kreise, könnte ich mir all diese Pläne abschminken. Ich möchte das alles nicht für einen Rausch, ohne den ich jetzt auch schon super lebe, aufs Spiel setzen.