So! In den vergangenen Tagen habe ich mich nun einmal intensiv mit meiner Geschichte und Entwicklung des letzten Jahres auseinandergesetzt und habe sie zum ersten Mal in Worte gefasst. Das ist dabei herausgekommen. Ich bin über jedes wertvolle Feedback sehr dankbar!
Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 1.81
Gewicht: 83kg
Alter: 29
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 04.12.20
BAK: 1.89
Trinkbeginn: 15.30
Trinkende: 23 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: 0.14 Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: nein
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: -
Führerschein
Hab ich noch: Ja
Hab ich abgegeben:
Hab ich neu beantragt:
Habe noch keinen gemacht:
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: nein
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: nein
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): siehe erster Post des Threads
Bundesland:
Bayern
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: ca. 2 Bier im Monat, zur Zeit nichts
Ich lebe abstinent seit: seit Anfang September
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: nein
Keinen Plan?:
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: Gespräch mit befreundetem Psychologen
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein
Keine Ahnung:
MPU
Datum: noch keines, aber muss bis 03.12.21 abgeschlossen sein.
Welche Stelle (MPI):
Schon bezahlt?:
Schon eine MPU gehabt?
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: nein
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am Freitag, 04.12.20 bin ich nach Bekanntgabe meiner Prüfungsergebnisse zusammen mit meinen Kollegen in der Arbeit geblieben, um „coronakonform“ unsere bestandene Ausbildung zu feiern. Trinkbeginn war um 15.30, Trinkende um 23 Uhr, da sich zu dieser Zeit die Feier auflöste. Meine Kollegen rieten mir noch, aufgrund meiner starken Alkoholisierung, das Rad nach Hause zu schieben oder ein Taxi zu nehmen. Den Ratschlag zu schieben befolgte ich für etwa 500 Meter, bevor ich mich dazu entschloss, doch aufzusteigen und den Rest des Weges nach Hause zu fahren. Gegen 23.25 wurde ich von der Polizei aufgehalten, nachdem ich zunächst bei Grün wieder anfuhr und nach wenigen Metern vom Bordstein rutschte und seitlich auf die Fahrbahn fiel. Die Beamten wollten mir helfen, ich stand jedoch eigenständig wieder auf und schob mein Rad an den Rand. Laut Polizei hatte ich starken Alkoholgeruch, torkelnden Gang und verwaschene Aussprache. Der folgende Atemalkoholtest ergab 1,6 Promille. Die Beamten fuhren mich ins Krankenhaus zur Blutentnahme und zur Versorgung meiner Wunden. Die Entnahme um 0.14 Uhr ergab 1.89 Promille.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
1 Glas Prosecco (0.1 l um 15.30)
8 Halbe Bier (jeweils 0,5l, von 16:00 - 21:00)
3 Schnaps (zwischen 21 und 23 Uhr)
4 Schnaps in Form von Mischgetränken mit Cola (zwischen 21 und 23 Uhr)
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich wollte knapp 3,5km fahren, nach 1,5 stürzte ich und wurde von den Beamten angesprochen.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein. Obwohl ich mich nicht sicher auf dem Rad fühlte, bin ich trotzdem – aufgrund der recht weiten Strecke - aufgestiegen, in der Hoffnung, heil anzukommen. Rückblickend ist klar, dass ich die Wirkung des Alkohols trotzdem gehörig unterschätzt habe und dass ich in der Situation verantwortungslos mir und anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber gehandelt habe.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ein Taxi erschien mir zu teuer, weshalb ich eigentlich mein Rad schieben und damit nach Hause laufen wollte.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Zu Studienzeiten regelmäßig mit dem Fahrrad. Nie mit dem Auto. Mir erschien die Gefahr, die ich für andere und auch mich darstelle nie real und habe daher das Fahrradfahren unter Alkoholeinfluss nie infrage gestellt.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Das erste Mal Alkohol habe ich im Sommer mit 15 Jahren bei einem Deutschland Fußballspiel mit meinem Vater konsumiert. Ein Radler und ein Bier während des Spiels – ein einprägsames Erlebnis!
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Als Schüler kaum, abgesehen von diversen Abiturpartys, also etwa 1x pro Monat etwa 4 Bier über einen Zeitraum von 1 Jahr. V.a. als Student etwa 1-2x pro Woche, meistens davon 1x unter der Woche zu den Sonderangebotspartys für Studenten, aber nicht jede Woche. Nach dem Studium und während der Ausbildung habe ich die Mengen gesteigert, habe 1x pro Woche – dafür mehr – konsumiert.
Nach der Trunkenheitsfahrt habe ich meinen Alkoholkonsum aus dem Schock heraus aufgegeben. Nach 2 Monaten bin ich dazu übergegangen etwa 1-2x pro Monat ein Bier zu trinken. In der jungen Vergangenheit habe ich gemerkt, dass ich den Rausch nicht mehr brauche, aber mir der Biergeschmack fehlt – seither trinke ich ca. 2 alkoholfreie Bier pro Monat.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Mitte 2010 - 2018
Max. 2 Trinktage pro Woche (Schüler-, Studentenpartys, sonstige Feiern), etwa 3-4 Bier, 2 Schnaps (1-2mal im Monat)
6/20-4.12.20
In aller Regel 1x am Wochenende mit 6-8 Bier und 2-5 Schnaps
4.12.- Tag der TF
- Trinkpause - Schock
seit Februar – August
1- 2x im Monat 1-2 Bier
seither abstinent/ 1-2 alkoholfreie Bier pro Monat
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden auf Partys, mit Freunden in privater Runde und Feiern
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
In meiner persönlichen Aufarbeitung der Trunkenheitsfahrt und der Umstände, die auf lange Sicht dazu geführt haben, dass ich so viel Alkohol konsumiert habe und dadurch überhaupt erst in der Lage war, mit ca. 1,9 Promille noch aufs Fahrrad steigen zu können, habe ich mehrere Dinge in Bezug auf meine Trinkmotivation herausarbeiten können. Zwei ganz wesentliche Punkte dabei sind zum einen meine Stressanfälligkeit sowie die Schwierigkeiten abzuschalten.
In den ersten Jahren meines Alkoholkonsums waren die Motive sicherlich vor allem das Gemeinschaftsgefühl und die Zusammengehörigkeit mit einer Gruppe und das Gefühl des Erwachsenseins. Vor allem mit Beginn der Studienzeit zeigte sich aber schnell, dass ich mit dem Alkohol meine Zurückhaltung gegenüber anderen Menschen ablegen konnte. Der Konsum von Alkohol gehörte im Beisammensein mit Freunden dazu und verschaffte mir meist ein leichtes Gefühl von Glück, Lockerheit, Aufgeschlossenheit, auch ohne betrunken zu sein.
Meine persönliche Situation gestaltete sich während meiner Ausbildung so, dass ich eine Fernbeziehung ohne Aussicht auf Veränderung führte, die dementsprechend viel Kraft in Anspruch nahm. Hinzu kommt die immens hohe Belastung durch das Referendariat. Dies gipfelte vor allem im letzten Ausbildungsabschnitt als eine Prüfung nach der nächsten anstand und über die Zukunft meines Lebens entschied. Ich war zwar gut vorzensiert, habe aber meinen persönlich Ansprüchen nicht immer gerecht werden können. Da ich von Sonntag bis Freitag ausschließlich lernte und arbeitete, sah ich das Wochenende (bzw. den Freitag- oder Samstagabend) als Ventil abschalten und alles vergessen zu können. Diese Realitätsflucht ermöglichte es mir, über den Zeitraum eines knappen halben Jahres meinen Körper so zu trainieren, dass ich zur TF selbst mit einer BAK von 1,89 mich noch im Stande – wenn auch unsicher - sah, auf meinem Fahrrad nach Hause zu fahren.
Die allgemeine Stressbelastung war also extrem hoch infolgedessen dann auch die Mengen an Alkohol insgesamt nochmal zugenommen haben, um am Wochenende „entspannen und abschalten“ zu können. Dadurch wiederum war ich noch unausgeglichener, weswegen mir dann letztlich die Kraft dazu fehlte, mir an den freien Tagen nachhaltig Gedanken über eine Veränderung meiner doch recht prekären Situation zu machen.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Ein Gefühl von Glück, Euphorie, Redseligkeit, aber auch Offenheit. Nach Alkoholkonsum konnte ich mehr aus mir heraus gehen, ungezwungener mit anderen Menschen kommunizieren und vergaß meine Sorgen und Probleme. Diese Schwelle trat jedoch im Laufe der Monate immer später ein, sodass auch der Konsum sich verstärkte, um das gleiche Gefühl erreichen zu können.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja, die gab es. Zum einen sprach mein bester Freund vor allem in den Monaten vor der TF häufiger mit mir und schilderte mir, dass es ihm bereits ähnlich erging und er sich im Nachhinein sehr für sein Verhalten schämt und es bereut. (Er hat die gleiche Ausbildung 3 Jahre vorher gemacht). Ich habe seinen Rat jedoch nie beherzigt oder reflektiert, sondern es vielmehr als Rechtfertigung genommen, mich in der Situation nicht anders zu verhalten als er es tat. Er war dahingehend mein Negativbeispiel eines role models. Ich habe aber auch mit meiner Partnerin öfters diskutiert, da sie keinen Alkohol trinkt und ihr mein Verhalten missfiel. Zu dieser Zeit sahen wir uns aufgrund einer Fernbeziehung und meiner Stresssituation im Beruf jedoch recht wenig.
In der Summe sah ich hier also die Hilfsangebote nicht, bzw. habe sie missachtet, da ich nicht die Kraft aufwenden konnte etwas grundlegend an meiner Situation verändern zu wollen.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich hatte in der Vergangenheit an den Wochenenden, an denen ich viel getrunken hatte, sehr häufig das Gefühl der Entspannung vom stressigen Alltag. Ich war gut gelaunt beim Trinken und war oft bis spät nachts unterwegs mit Freunden und Bekannten. An den Tagen danach war ich dann dadurch jedoch meist sehr erschöpft und habe dann den Tag über nichts arbeiten oder lernen können. Dies war aber so einkalkuliert, sodass ich mir wöchentlich einen Abend und den darauf folgenden Tag frei nehmen konnte. Ich richtete also meine Woche gezielt nach Arbeits-, Lern- und Trinkrhythmus aus. Auf mein direktes Umfeld hatte dies keine Folgen, da ich meine engen Freunde meist zu besagten Trinkabenden sah.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Ja, sowohl während des Studiums, als auch danach bis hin zur TF. Da ich aktuell keinen Alkohol trinke und keine Absicht verfolge das zu ändern, habe ich letztlich seit ich Alkohol trinke immer mehr getrunken als heute.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Es kam vor, dass ich zu Anlässen Alkohol bis zur Volltrunkenheit getrunken habe. Besonders gab es 2 Vorfälle zur Zeit um das Abitur und dann letztlich 2 weitere in der Zeit vor der TF. Während des Studiums kam dies nicht vor.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während Prüfungszeiten im Studium, um meinen persönlichen Fokus auf das Studium und erfolgreiche Ergebnisse zu legen und nicht erst in Versuchung zu geraten über die Stränge zu schlagen.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Früher habe ich meinen Konsum nicht als problematisch angesehen. Ich sah mich in gar keiner Kategorie. Da es keinerlei negativen Auswirkungen auf Leben/Alltag/Studium gab, hatte ich auch gar keinen Grund, den Konsum zu hinterfragen. Für mich war das vollkommen normal, da ich bis zur Ausbildungszeit nie alleine trank, sondern immer in Gesellschaft. Insgesamt war mein Alkoholkonsum bis zur TF extrem unreflektiert.
Mit dem Wissen, das ich heute habe, war mein Konsum damals natürlich definitiv problematisch. Ich habe zu oft, zu viel konsumiert.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, momentan nicht. (Ausführung siehe Frage 23).
Bis vor einem Monat trank ich in den vergangenen 7 Monaten im Monat etwa 1-2x max. 2 Bier. Da ich in der Zwischenzeit mit meiner Freundin zusammengezogen bin, die selbst nichts trinkt, habe ich neue Perspektiven auf den Umgang mit Alkohol zu bestimmten Anlässen gelernt und wie/ warum man diese auch einfach weglassen kann. Zudem habe ich häufiger mit einem befreundeten Psychologen über Alkohol als Ursprung von Problemen diskutiert. So konnte ich mir relativ einfach einen persönlich Rahmen aufbauen, wenn ich einmal Alkohol konsumieren wollte. Es fiel mir nicht schwer, an ungeplanten Tagen den Alkohol wegzulassen, da dieser als Ventil und Ausweg gänzlich aus meinem Leben verschwunden ist. Der letzte und einzige Anlass im August Alkohol zu konsumieren war bspw. auf der Hochzeit meiner Schwester. Ein Glas Champagner zum Anstoßen und zum Genuss. (0,1l mit 10% = 1 TE). Zu weiterem Alkoholkonsum sah und sehe ich seither keinen Anlass. Da ich jedoch den Geschmack von Bier gerne mag, trinke ich etwa 2 alkoholfreie Bier im Monat, was ich auch auf der Hochzeit meiner Schwester tat.