vielen Dank schonmal für die Gedanken die sich gemacht werden
Bevor ich das Gutachten schwärze und einstelle, würde ich gerne Feedback hören zu den Antworten, welche ich im Großen und Ganzen so im Gespräch erklärt habe. Die Fragen wurde so nie gestellt. Es sollte einfach „erzählt werden“, was ich so „schönes“ gelernt hätte, was mich etwas verwunderte.
Erst zum Schluss gab es ein paar Fragen und Kommentare. Wie z.B. Ich sei doch „ein intelligenter Mann“ und müsste Probleme früher schon erkannt haben. Was natürlich einen gewissen Druck aufbaute. Die Verweildauer bei der sehr jungen leicht schnippig anmutenden Psychologin dauerte 92 min.
Leberwerte im Normbereich aus 2020 und 2021 interessierten nicht.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Pfingstsonntag, 23.5.2022, Treffen zu Dritt bei einem Freund zu hause im Nachbarort. Ab ca. 18 Uhr angefangen zu trinken. Trinkmenge gut 1l 14% Weißwein, 4 x 0,04l 50% Slibowitz.
(Die Psychologin hatte reagiert, „ja, das kommt hin mit dem BAK“, im Gutachten wird diese Bestätigung allerdings von ihr als zu wenig erklärt). Trinkende um 22 Uhr. Zum Holen der Maske für das Taxi ins eigene Auto, und aus der Bequemlichkeit bedauerlicherweise gefahren. 3Km später hat die Fahrt im Graben geendet.
Promille:
1l 14% =112g
0,04 * 4 50%= 64g
70*0,7= 49
176:49 = 3,59 Promille , nach ca. 6 Std um 23:46 BAK von 2,03
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
s.o.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
3km, gesamt wären es gut 4km gewesen
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein, die Menge an Alkohol war viel zu viel. In Erinnerung blieb insbesondere eine starke Lenkkorrektur, die mich spätestens zu diesem Zeitpunkt zum Abstellen bewegt hätte sollen. Aus Gewohnheit „das wird schon gut gehen“ leider weiter gefahren.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Es war von Anfang an die Rückfahrt mit dem Taxi geplant.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Vom Grundsatz her nicht, aber früher selten mal nach einem Feierabendbier 0,33l. Jedoch habe ich den Restalkohol nach Trinkabenden mit Freunden an manchen Wochenenden nicht in dieser From vor Augen gehabt. Hier bin ich des öfteren nach langer Nacht und relativ kurzem Schlaf am nächsten Vormittag nach Hause gefahren. Der Restalkohol war mit Sicherheit erheblich.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
In den letzten Jahren im Schnitt ca. 3 mal/Jahr mit Restalkohol. Eine gewisse Bequemlichkeit und Leichtsinnigkeit hatten zu dem damaligen Zeitpunkt die Überhand. Man hat ja geschlafen und fühlte sich nicht mehr so betrunken wie am Abend.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Mit 19 Jahren war das 1. Mal. Der Alkohol wurde in Form von Bier getrunken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In der Zeit von 20 bis 30 Jahren, fast jedes 3. Wochenende mit Freunden ca. 10 Gläser Bier und 5 Mixgetränke bis zur Trunkenheit.
Jedoch in Beziehungsphasen während dieser Zeit (ca. 1/4 dieser Zeit) wenig bis sehr moderat ca. 5 mal/Jahr eine oder zwei Flaschen 0,33l Bier zum Feierabend.
Zwischen 30 und 35 Jahren in einer Beziehung nur hin und wieder am Wochenende moderater Konsum bei Verwandten oder Freunden mit Freundinnen, ca. 10 mal Glas Wein.
Vom 36. bis zum 38. Lj erhöhter Konsum mit Feunden jedes 2.-3. Wochenende min. 5 Gläser Bier und 5 Longdrinks.
Ab 39 in einer 10jährigen Partnerschaft sehr moderat, weniger als in der Zeit zw 30 und 35, ca. 8mal/ Jahr ein Glas Wein. Zeitweise monatelang nichts.
Gegen Mitte 2020 erhielt meine Partnerin die Kündigung bei Ihrem Arbeitgeber aufgrund von Corona. Meine Selbstständigkeit verlangte mir vieles ab, da auch an mir aufgrund eines Geschäftes und Klageschrift Existenzängste zerrten. Hinzu kamen Enttäuschungen aufgrund eines Wohnungsverkaufs mit Hindernissen und Verlusten.
Nach zusätzlicher Androhung von Gewalt der Geschäftspartner „gab ich mir Stärke“ indem ich ab Ende 2020 bis zum Deliktzeitraum an Wochenenden zusammen mit meiner Partnerin zunehmend Wein konsumierte. Anfangs mit 3 Gläsern je Fr und Sa, bis letztlich über ein Liter je Fr und Sa, was mein Konsum anging. Jedoch nur an Fr und Sa, abends - nicht in der Woche. Eine gewisse Vorfreude auf den Freitagabend entstand.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
s.o.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden in Bars und Clubs. Deliktzeitraum: Mit Freundin und zeitweise Freunden zusammen
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Geselligkeit, lockere Stimmung, und innere wie Ängste, Enttäuschungen
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Eine Art von Problemlösung durch diese Droge. Welche die Ängste aber nicht löst, sondern nur vertagt, durch Lockerheit. Das ist mir mittlerweile bewusst. Wenig Alkohol wurde fatalerweise durch mehr Alkohol mit mehr „Problemlösung“ in Verbindung gesetzt durch seine Wirkung.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Es gab Hinweise von Eltern, aber die Gewohnheit und das denken „sich unter Kontrolle“ zu haben siegte.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Es bestand nur aus den gleichen „Trinkfreunden“ die man privat sonst nie zu Unternehmungen traf, sondern nur abends am WE. Hobbys etc flachten ab. Gerade weil Sonntags der Kater regierte. In der Woche waren Nachwirkungen bis Montag spürbar durch Müdigkeit.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Selbstverständlich, denn heute trinke ich kontrolliert nach Trinkplan. Wie unter Punkt 9 letzter Absatz waren es an 2 darauff.Tagen je gut ein Liter Wein abends.
Lebensabschnitte, s.o., Gründe, s. Punkt 12.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Einen Filmriss erfuhr ich einmal mit Anfang 20, danach nicht wieder. Aber ich denke nicht, dass es sich nicht um 3,0 Promille gehandelt hatte damals vor knapp 30 Jahren.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein, aber es gab Wochen/Monate wo gar nicht getrunken worden ist, s. Punkt 9
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Missbrauch hat stattgefunden! Es hat war viel zu viel, von Genuss kann keine Rede mehr sein. Dies zeigen der BAK und die Mengen in den Zeiten wo getrunken worden ist. Vor allem war ein „Training“ vorhanden, da ansonsten ein „Gehen“ mit 2 Promille nicht möglich ist.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ja, kontrolliert nach Trinkplan mit Datum, Je Anlass eine TE (0,1l Wein oder 0,2l Bier). Ca. 8 mal pro Jahr. s. Anlage Trinkplan
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
April 2022
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Aus Gründen des Genusses. Ich denke, dass wenn man kontrolliert trinkt, das mögliche erhöhte Verlangen nach Alkohol in der Zukunft dadurch auf eine gewisse Art und Weise minimiert wird, als wenn man vollkommen abstinent lebt und irgendwann dann doch auf die Versuchung kommen könnte.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Früher war es die Gewohnheit und „normal“. Erst in der Findungsphase nach Befassung mit allen Einzelheiten nach dem Delikt und nicht zuletzt durch die Vorbereitung wurde mir klar, dass es ein Problem geben muss und so viel Trinken nicht normal ist. Ich bin dem Delikt in gewisser Weise sogar dankbar, da nicht noch was schlimmeres passiert ist. Denn möglicherweise hätte eine weiter steigende Gewohnheit zu weiteren derartigen Situationen führen können, mit noch schlimmerem Ausgang wie z.B. Personenschäden.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Als ich Ende Juli 2021 begann mit dem KT und den TP aufstellte, war dieses vom physischen her kein Problem, jedoch dauerte es ein paar Wochen/Monate bis die Denkweise und das psychische Verlangen/Gewohnheit sich nach und nach eingestellt hat.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich vermisse den Alkohol nicht. Ich trinke nur nach strengem Plan und komme damit gut zurecht. Er schmeckt mir nach der Genusseinheit auch nicht mehr. Ich stelle mit meiner neuen Partnerin und deren Kindern jedes Wochenende Unternehmungen an, wie Zoo, Skifahren, Minigolf, Grillen, Spiele usw. Desweiteren habe ich mir eine alte Vespa ET3 als Restaurationsobjekt angeschafft, welches in angespannten stressigen Situationen für Ausgleich sorgt, ebenso wie der Laufsport. Ich bin stolz die 21km mittlerweile in einer 6er Zeit zu absolvieren. Mein Umfeld reagiert durchweg positiv. Von den früheren „Sauffreunden“ treffe ich mich nur noch mit einem ab und zu – alerdings nur tagsüber auf einen Kaffee.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch Achtsamkeit. Ich achte auf Veränderungen meines derzeitigen Lebens. Bei den geringsten Veränderungen oder Problemen rede ich mit nahestehenden Personen, welche mir zu dem Thema mit Rat und Tat zur Seite stehen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ich bin mir einer Rückfallgefahr durchaus bewusst. Ich fühle mich aber durch mein quasi neues Leben sehr gut. Ich vermisse den Alkohol nicht. Ich löse meine früheren Motive wie Ängste mittlerweile im Ansatz, wenn ich diese mit anderen (engsten Personen) Teile. Ich habe erkannt, dass ein Trinken nur zur Vertagung nicht zur Lösung führt. Sollte sich einmal eine Situation einfinden, wo enge Freunde und Familie nicht mit Rat und Tat zur Seite stehen (können), so werde ich mich an einen Psychologen wenden.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Anhand meines Trinkplans, desweiteren werden Trinkanlässe so gelegt, dass sich kein Fahrzeug in der Nähe befindet.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Es ist mir klar, dass die gemessene BAK eine Gewöhnung voraussetzte. Das hierdurch leichtfertig aufs Spiel gesetzte hat mich geprägt.
Die Abbuchung der mittleren 3-stelligen Rate für das Kfz akzeptiere ich natürlich vorbehaltlos als weitere Konsequenz. Sie erinnert bis 2028 monatlich an mein Vergehen, denn die Vollkasko hat den Totalschaden selbstverständlich nicht übernommen.

