Ich weiß gar nicht, ob die Geschichte so spannend ist, aber ich kann gerne darüber berichten.
Es hat bei mir einige Zeit und Lektüre gebraucht, mein Alkoholproblem zu erkennen. Mittlerweile habe ich für mich den richtigen Umgang mit Alkohol gelernt: Nämlich, diesen konsequent zu meiden.
Was für mich anfangs ein Verzicht war, sehe ich nun als Gewinn. Am Anfang war meine Wahrnehmung "Ich darf keinen Alkohol trinken", also negativ. Nun ist meine Wahrnehmung "Ich muss keinen Alkohol trinken", also positiv.
Ich verzichte nicht auf Alkohol. Ich trinke einfach keinen mehr, weil ich (wieder) erkannt habe, dass es mir ohne Alkohol viel besser geht. Ich bin wieder aktiver geworden, mache wieder mehr Musik, genieße Spaziergänge im Wald, gehe in die Sauna, bin dem Fahrrad unterwegs.
Ich habe alte Kontakte mit Menschen, die keinen Alkohol wieder aufgenommen. Mir ist aufgefallen, was ich in den letzten Jahren alles vernachlässigt habe.
Früher habe ich Alkohol getunken, weil ich im Grunde ein eher zurückhaltender Mensch bin, und durch den Alkoholkonsum offener und lustiger werden wollte, was auch fataler Weise tatsächlich gelungen ist. Allerdings hatte ich immer mal wider nach zwei bis drei Flaschen Bier das Verlangen nach mehr, so dass ich keine Grenze finden konnte.
Dieser immer wieder aufgekommene Kontrollverlust hat mir gezeigt, dass für mich kein "normaler" Umgang mit Alkohol möglich ist.
Auf der Recherche zu meinen Trinkmengen bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich des öfteren an die Grenze zu meiner letzten BAK (2,61) gekommen sein muss. Rechnerisch habe ich mindestens alle zwei Wochen 7,5 Liter Bier getrunken.
Da mir früher nicht bewusst war, wie viel Alkohol ich wirklich getrunken habe, hatte ich sicherlich einige Fahrten unter Restalkohol.
Bewusst hatte ich zwei Alkoholfahrten, die waren nach jeweils nach einem Streit, wo ich unbedingt nach Hause wollte. Hinterher habe ich mich sehr geschämt, und mir vorgenommen, dass das nie wieder passieren würde.
Soviel erst mal zu mir und meiner Geschichte.
Das muss aber nicht kommentiert werden, weil ich die MPU bereits gestern hatte.
Leider konnte ich bei der MPU meine Geschichte nicht richtig darlegen, das Gespräch war eigentlich kein Gespräch, sondern eher ein Verhör.
Eine Prognose wollte er nicht geben, aber immerhin meinte er, dass es wohl keinesfalls ganz negativ wäre, sondern eventuell mit Kurs.
Und dann gab es noch eine Merkwürdigkeit:
Ich hatte eine Abstinenzbescheinigung vom Tüv, 6x Kreatininwerte.
Die Avus wollte aber die jeweiligen Laborbefunde sehen, für die war das selbstverständlich. Also habe ich heute beim Tüv angerufen, und die Dame da meinte, das wäre sehr ungewöhnlich.
Naja, nicht schlimm, die Befunde kann ich morgen abholen, und sollte sowieso nicht zu viel über die Merkwürdigkeiten dieser Welt nachdenken
