Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Der Tattag war ein Samstag. Ich hatte den Tag zuvor Nachtschicht von 20Uhr bis den nächsten Morgen um 4 Uhr. Ich wusste, dass der Geburtstag wo ich hin wollte schon sehr früh los ging, und habe mir dementsprechend einen Wecker gestellt, um nicht zu verschlafen. Gegen 13 Uhr bin ich dann aufgestanden und habe mich schnell geduscht, fertig gemacht und noch einen Kaffee getrunken. Die Leute, mit denen ich normal zur Feier fahren wollte, waren schon auf dem Geburtstag. Ein Kollege fragte noch ob ich ihm eine Jacke und einen Pullover mitbringen könnte, da es den Abend abkühlen sollte.
Ich bin dann mit meinem Auto so gegen 14 Uhr zu dem Geburtstag gefahren und habe erstmal was vom Grill gegessen. Es waren schon viele Leute da und die Gastgeber hatten ein Bierrondell für die Feier organisiert. Es war ein sehr heißer Tag, und so habe ich immer zwischen den Bieren noch etwas Wasser getrunken. Ich weiß nicht exakt wieviel Bier es war, da auch mal andere Leute ein Runde geholt haben, aber ich schätze von 14 – 18 Uhr werden es ca. 10 Bier (0,2L) gewesen sein.
Ich hatte mich schon länger auf den Tag gefreut, da ich erfahren hatte, dass meine Ex und ihr neuer Freund (mein ehemals bester Freund) an dem Tag nicht da wären.
Wiedererwartend sind die beiden allerdings doch gegen 18 Uhr gekommen. Mich hat das aus der Bahn geworfen, da ich immer noch nicht komplett damit abgeschlossen hatte.
Mich haben dann 2 andere Kollegen zur Seite genommen und mich versucht ein bisschen zu beruhigen. Auch wenn es dadurch vielleicht ein wenig besser geworden ist, ging es mir immer noch sehr schlecht. Ich wollte zu der Zeit aber auch nicht den bemitleidenswerten Verlassenen abgeben und habe die meisten Gefühle einfach versucht zu unterdrücken. Aus Erfahrung wusste ich, dass Alkohol dabei hilft die Gefühle zu dämpfen und trotzdem eine passable, dem Anlass passende Stimmung beizubehalten.
Meine Kollegen wussten natürlich trotzdem, dass es mir nicht gut geht und waren, wie ich, der Meinung, dass sich jetzt betrinken und spaß haben eine gute Alternative wäre, gegenüber dem traurig sein.
Einer nach dem anderen hat dann Runde um Runde Bier geholt und zwischenzeitlich kamen die Gastgeber mit Tabletts voller Schnaps an. In der kurzen Zeit von 18 – ca. 21 Uhr habe ich dann nochmals ca. 15 Bier getrunken und 2 Schnaps (Jägermeister).
Danach setzt meine Erinnerung vollständig aus, bis zum nächsten Morgen ca. 9 Uhr auf der Intesivstation.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
14:00 bis 18:00 = ca. 10 Bier (0,2)
18:00 bis 21:00 = ca. 15 Bier (0,2) + 2 Jägermeister (0,04)
21:00 bis 03:00 = ca. 5 - 8 Bier (0,2) [nachgerechnet]
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
400m, wohin die Reise gehen sollte weis ich nicht, da der Unfall an einer Stelle passierte, die nicht mein Heimweg war.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich weiß es nicht genau, da ich absolut keine Erinnerung mehr an die Fahrt selbst habe. Ich schätze aber, dass ich mich in dem Moment sicher genug gefühlt habe.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte mit dem Taxi mit mehreren Freunden nachhause fahren. Das Taxi habe ich sogar bestellt den Abend wie mir im Nachhinein gesagt wurde, aber ich war nicht da als das Taxi kam und der Rest gefahren ist.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Wenn ich zurückdenke und alles mit einbeziehe inklusive Fahrrad usw. ca. 200-mal.
Eine Fahrt gab es noch ca. 1/2 Jahr zuvor, wo ich auch nichts mehr von wusste. Das war der Abend an dem mir gesagt wurde, dass meine Exfreundin mit meinem Besten Freund was angefangen hat. (sollte ich das sagen? Oder lieber weglassen?)
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Erste Erinnerung war auf einer großen Feier bei uns in den Örtlichkeiten, wo meine Eltern mich mit hingenommen haben, da war ich Ca 12. Erster Kontakt war auf meiner Konfirmation mit 14, wo meine Eltern mir erlaubt haben ein Radler mit meinem Onkel zu Trinken.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
(16-18) / 5-10 Cola-Bier pro Abend – 6-8 Abende im Monat
Ich war in einer Art „Clique“ aus 10-20 Leuten (je nachdem was für Feiern es waren)
Wir haben uns Wochenends immer getroffen zum Trinken. Dabei ging es entweder in eine Grillhütte, wo immer Metal / Rock Feiern veranstaltet wurden (10€ Partys), oder zu einem von uns Nachhause.
(18-21) / 6 – 10 Bier pro Abend – 4 Abende im Monat (nur Samstagabend, da wir Samstagmorgen meist Arbeiten mussten.)
In der Zeit habe ich meine Ausbildung gemacht und dadurch auch Kontakt zu neuen Leuten gehabt. Einige von den Leuten kannte ich noch aus der Schulzeit, und mit denen habe ich mich auch auf Anhieb gut verstanden. Von denen trank keiner Cola Bier und mit der Zeit bin ich dann auch auf normales Bier umgestiegen. Die Grillhütten – Feiern gab es zu der Zeit immer noch, und ich bin dann auch mit den neuen Kollegen dahin. Die hatten denselben Musikgeschmack und waren auch sonst von der Idee mit den 10€ Feiern angetan.
(21-23) / 6 – 12 Bier pro Abend / 4 - 6 Abende im Monat
Mit 21 (nach der Finanzkriese) gab die Firma wo ich gelernt hatte bekannt, dass sie alle Zeitverträge auslaufen lässt. In der Zeit hatte ich mich dann entschieden es als Chance zu nutzen, und habe nach meinem Arbeitsjahr mit dem Techniker angefangen. Das war dann eine Zeit, in der ich viel in der nächst größeren Stadt verbrachte, da die Schule dort war. Mit den damaligen Klassenkameraden sind wir dann auch Wochenends in Discos und zu Studentenpartys gegangen. Eine ehemalige Freundin von mir Wohnte seid ca. 1 Jahr in der Stadt, bei ihr konnte ich dann immer unterkommen.
(23-27) / 2 - 6 Bier pro Abend / 2 – 4 Abende im Monat (zum Ende hin eher mehr, am Anfang sehr selten)
Ich hatte direkt nach dem Techniker eine Freundin kennengelernt, die zu der Zeit noch sehr jung war (ich 23, sie 17). Wir hatten das alles recht heimlich gemacht, da ihre Eltern bei dem Thema recht streng waren. Wir hatten uns dann immer die Wochenenden für uns genommen und ich habe zu der Zeit dann wenig bis Garnichts getrunken, da ich mit ihr meist etwas weiter weg gefahren bin. 1 Jahr später wollten wir aber auch kein Geheimnis mehr raus machen und haben es dann offiziell gemacht. Ich hatte meinen alten Freundeskreis in der Zeit vernachlässigt, und habe die Abende meist entweder bei meiner Freundin verbracht, oder war nur kurz bei meinen Freunden und bin anschließend zu ihr. Da ich merkte, dass mir die Isolation aber nicht guttat, bin ich dazu übergegangen sie auch mit zu meinen damaligen Freunden zu nehmen. Zum Anfang hatte ich dann da etwas getrunken, und sie ist gefahren. Mit der Zeit hat sie aber auch angefangen die Abende zu trinken und wir sind meist heimgelaufen zu mir.
(27-28) / 10 - 15 Bier pro Abend & 2-3 Longdrinks – 4 Abende im Monat
Nach der Trennung von meiner Freundin bin ich wieder regelmäßig mit alten Freunden und teils auch neuen Leuten auf Feiern gegangen. Ich wollte wieder „die Sau rauslassen“ musste aber schnell feststellen, dass mir die Trennung doch näher ging als gedacht. Also habe ich die Abende meine Trauer versucht zu ertränken, um doch noch irgendwie in eine „Feierlaune“ zu kommen. In der Zeit hat sich mein Konsum wieder deutlich erhöht.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
(16-18)
5-10 Cola-Bier (0,33) pro Abend / 6-8 Abende im Monat
(18-21)
6 – 10 Bier (0,33) pro Abend / 4 Abende im Monat
(21-23)
6 – 15 Bier (0,33) pro Abend & 2-3 Longdrinks (Rum/Sprite) / 4 - 6 Abende im Monat
(23-27)
2 - 6 Bier (0,33) pro Abend / 2 – 4 Abende im Monat
(27-29)
10 - 15 Bier (0,33) pro Abend & 2-3 Longdrinks (Rum/Sprite) / 4 – 6 Abende im Monat
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Die meiste Zeit mit den Freunden, die ich seit Jahren hatte. Aber auch mit neuen Leuten die ich kennengelernt habe. Wo: Auf Dorffesten, Diskotheken, bei Treffen mit Freunden und Geburtstagen, Hochzeiten und ähnliche Anlässe. Jedoch nie allein.
12. Warum haben Sie getrunken?
Da muss ich früh Anfangen. Meine Eltern sind beide Selbstständig mit einem kleinen Familienunternehmen. Dadurch, dass ich sehr ländlich lebe kennt eh schon jeder jeden. Mein Vater ist überall bekannt für seinen Ehrgeiz und für seine Kraft, die er in die Arbeit steckt. Ich bin wohlbehütet aufgewachsen und auch meine Eltern haben mir den Freiraum gelassen, den ich brauchte. Allerdings kam schon sehr früh das Thema mit der Übernahme des Unternehmens. Auch wenn meine Eltern immer gesagt haben, dass es unsere Entscheidung ist, so hat man doch immer rausgehört, dass sie schon gerne wollen, dass das Unternehmen von uns weitergeführt wird. Mein Bruder hat auch immer schon im Unternehmen mitgearbeitet. Ich bin da immer ein bisschen aus der Reihe gefallen. Anstatt das Abitur zu machen, zu Studieren oder einen 12 Std Arbeitstag anzustreben hat mir Beispielsweise das spielen von Online Games sehr zugesagt. Ich wusste wie man Anerkennung in der Szene erlangt: Mit Leistung. Ich habe also stundenlang am Tag trainiert und war dann irgendwann auch dementsprechend oben mit dabei. Das Gefühl die Anerkennung zu bekommen für meine Leistung war natürlich genial. Sogar in der Schule gab es einige Leute, die kannten meine Leistung in dem Bereich und haben mich dafür verehrt und gefeiert.
Irgendwann kam dann aber die Zeit (so um die 16 rum) als die meisten gleichaltrigen ganz anderen Zielen entgegen gingen. Die Leute sind auf Partys, haben sich nach der Schule irgendwo mit Mädels getroffen, haben mit Fitness angefangen usw. Und auch bei mir fing es an das ich geahnt habe, dass das nicht die Zukunft sein kann. So habe ich dann angefangen auch mal in die „reale“ Welt zu schnuppern. Allerdings musste ich feststellen, dass ich in dieser Welt absolut nicht trainiert war und die Leute einen nicht verehrt, sondern verachtet haben, wenn man ihnen von den Erfolgen in der Onlinewelt erzählt hat. Ich kam mir dann recht schnell sehr klein vor unter den Leuten. Nachdem ich dann mal mit Leuten was trinken gegangen bin merkte ich wie Alkohol hilft vermeintliche Größe in sich selbst zu finden. Ich wurde offener, selbstbewusster und die anderen gaben mir wieder das Gefühl, dass ich von damals kannte.
So zog sich das dann eine sehr lange Zeit, bis es irgendwann gar keine Frage mehr war was man tat. Eben nur wo und mit wem.
Das was immer blieb war das Gefühl: Du musst besser sein, um die Anerkennung zu verdienen.
Und das habe ich dann auch in allem versucht. Und hat es, wie ich dachte, nicht funktioniert, habe ich mir wieder die Stärke angetrunken, um zumindest in der Gegenwart anderer zu vergessen, dass eben nicht alles perfekt war.
Ich habe dann einen wahnsinnigen Perfektionismus entwickelt. Alles musste immer perfekt sein, bevor es „Fertig“ war. Was natürlich nie eintrat. Denn was ist dieses Perfekt überhaupt?
So wollte ich dann den besten Abschluss haben beim Techniker, wollte der perfekte Rhetoriker sein bei der Präsentation, die Beste Projektarbeit usw. Tatsächlich habe ich mich dann auch eingesetzt dafür. So war mein Techniker Abschluss gut, meine Präsi sehr gut, meine Projektarbeit hat dem Unternehmen mehrere Millionen gespart im Jahr und tut es heute noch. Aber war ich damit zufrieden? Nein es war ja nicht perfekt. Beim Hausbau habe ich 6m Decken mit dem Laser auf 1mm ausgerichtet, aber sie waren schief. Wände 6-mal verspachtelt mit Schräglicht, aber die waren Buckelig. Mich selbst in Topform gebracht, aber ich hatte noch ein wenig Speck am Linken Ohrläppchen. Und nie hatte ich von mir selbst, dass Gefühl genug zu sein.
Daher kam dann auch die Eifersucht. Ich hatte die Frau, die alle wollten. Konnte aber nie verstehen warum ich ausgewählt wurde. Ich war doch nicht gut genug dafür. Das ich im Endeffekt dann alles dafür gegeben habe, um mir eine selbsterfüllende Prophezeiung zu schaffen hatte ich zu der Zeit nie gewusst.