Hallo Nancy,
ich denke schon das die Caritas dir ein solches Schreiben sowieso ausstellt, aber frage auf jeden Fall danach...
Dann warte ich einfach mal ab, was nach dem Kurs besprochen wird.
Irgendwie habe ich auch einfach das Gefühl, dass dieser Kurs mir nicht so gut hilft...
Hier bei uns muss dir das nicht peinlich sein, denn wir sitzen alle im gleichen Boot. Ich verstehe aber wie du das meinst...
Danke das ist ganz lieb von Dir
Du hattest ja geschrieben das du Hilfe beim Fragebogen benötigst, diese geben wir dir natürlich. Möchtest du ihn denn schon mal ausfüllen, oder zuerst ein bisschen etwas über dich erzählen? Wie es zu der TF gekommen ist und warum sich dein Alk.konsum so erhöht hatte?
Bei dem Fragebogen, bin ich leider noch nicht so ganz weiter gekommen, ich hab so viele Sachen im Kopf weil ich die ganz Zeit überlege wie ich was schreibe, aber ich bemühe mich, ihn dir ganz bald zu zeigen.
Aber jetzt erzähle ich einfach mal ein bisschen von mir und warum sich mein Alkoholproblem so erhöht hat.
Also ich bin gelernte Hotelfachfrau und war eigentlich schon immer mit " Kontakt " mit Alkohol.
Was aber natürlich auch mit meinem Job zu tun hat.
Ich habe mit 16 meine Lehre angefangen und nach 3 Jahren auch überglücklich und Gott sei dank bestanden
- nach vielen Tränen und auch vielen Verluste und Einschränkungen.
Alkohol hat mich in der Zeit nicht besonders interessiert, da ich einfach oft und viel gearbeitet hatte und das auch hauptsächlich an den Wochenenden, deshalb war ich nicht so die "Feierin"
- klar hat man mal nach Feierabend ein Bier oder einen Prosecco mit Kollegen getrunken. Das kam aber eher selten vor.
Nach meiner Lehre bin ich dann für 5 Jahre ins Ausland zum arbeiten gegangen.
Auch dort war mein Alkoholkonsum nicht erhöht.
Nach 5 Jahren habe ich dann meine Zelte abgebrochen und wollte wieder nach Hause, denn ich hatte unbeschreibliches Heimweh nach meiner Familie.
- ich muss dazu sagen, ich bin ein sehr Familienbezogener Mensch und am meisten ein " Papa - Kind "
Mein Daddy und ich haben einfach auch viel zusammen erlebt und das schweißt nun mal zusammen. Er war alleinerziehend mit 2 Mädis.
Mein Daddy hatte in der Zeit wo ich im Ausland gearbeitet habe eine neue Frau geheiratet - so zusagen meine Stiefmutter.
Am Anfang habe ich mich mit ihr überhaupt nicht verstanden, es gab auch viel Stress und Ärger deswegen.
- Auch weil die beiden dann noch ein Mädi bekommen haben. Das war für mich auch nicht wirklich der Hit.
- jetzt bin ich aber froh das die kleine da ist und ich würde sie auch nie wieder missen wollen.
Ich hatte dann im Juni '13 meinen Exfreund kennengelernt und da ich so Stress zuhause hatte, ( ich hatte in meinem Elternhaus eine eigene kleine Wohnung ) bin ich nach 3 Wochen von zuhause ausgezogen und zu meinem Exfreund gezogen.
Am Anfang war es schon eine schöne Zeit - bis zum März '16.
Da ging dann auch mein viel zu hoher Alkoholkonsum los.
Es gab täglich Streit, Ärger, Psycho - Terror und überhaupt kein Vertrauen mehr. Wir konnten einfach nicht miteinander reden.
Meine Eltern und ich haben uns auch in der Zeit wieder angenähert und ausgesprochen - nach 2 Jähriger Kontaktlosigkeit.
Das hat ihm auch nicht so "geschmeckt" - das hat er mir dann auch mal im Streit gesagt, er ist Eifersüchtig darauf.
Ende August '16 hatte ich dann doch endlich den Mut diese Beziehung zu Beenden und auszuziehen.
Ich dachte, jetzt wird wieder alles gut und dein Leben läuft wieder in die richtige Bahn.
- Leider war dem nicht so.
Im September '16 bin ich dann wieder in mein altes " Kinderzimmer " gezogen, weil meine Wohnung vermietet war.
Dem Mieter wurde dann für Januar '17 auf Eigenbedarf gekündigt.
Ich musste dann aber noch 4 Monate im Kinderzimmer "überbrücken".
Ich war nach der Arbeit nochmal arbeiten d.h. ich war wirklich jeden Tag unterwegs - ich habe mich ins Auto gesetzt und war einfach nur unterwegs.
Ich wollte nicht zuhause sein und über meine Probleme nachdenken - ich bin quasi vor meinen Problemen weggefahren.
In der Zeit habe ich mich sehr verschlossen und wollte auch mit niemanden reden.
Ich habe mir eingeredet es geht mir gut und ich brauch niemanden - ich komme alleine klar.
Dazu muss ich sagen, das "meine" Freunde auf einmal "seine" Freunde waren.... Und ich hatte mich einfach total verlassen gefühlt.
Eine Freundin von mir wurde dann Depressiv und die brauchte dann auch meine ganze Unterstützung und Hilfe.
Auch sie hatte noch dazu Beziehungsprobleme. Sie war mit einem Barbesitzer zusammen - auch nicht sehr förderlich in meiner damaligen Verfassung und Situation.
Es kam dann eins zum anderen und lange rede kurzer Sinn, war ich fast täglicher Besucher dieser Bar.
Dann kam meine TF.
Es war der Montag, 13.2.17.
Dieser Tag, war buchstäblich ein Tag an dem ich lieber im Bett geblieben bin.
In der Arbeit war es ziemlich Stressig, denn wir hatten viele An- und Abreisezimmer und ich musste noch extra Aufgaben meiner Chefin erledigen.
Ich hatte die darauf folgenden 2 Tage frei.
Abends kam dann meine Freundin mit den Depressionen vorbei und berichtete mir wieder von ihren Beziehungsproblemen mit ihrem Freund.
Wir sind dann zusammen aber getrennt in die Bar ihres Freundes gefahren.
Ich habe mein Auto in ein einseitiges Halteverbot gestellt - da es aber schon dunkel war, dachte ich, ich bin nicht mehr in dem Bereich.
Ich hatte zuhause, einem Freund geschrieben, dass wir kurz in die Bar gehen und ob er mitkommen wolle. Er verneinte dies jedoch weil er sagte er habe heute kein Lust.
Irgendwie hatte ich schon so ein Gefühl, dass dieser Abend anders laufen würde und fragte ihn, ob er mich denn später heimfahren könne, er sagte mir das zu und das ich mich einfach bei ihm melden sollte.
Da sie mir mal meine Handtasche mit Papieren, Geldbeutel usw. geklaut hatten, lies ich meine Tasche usw. im Auto. Nur Autoschlüssel und Geld hatte ich bei mir.
Ich habe es ganz schön "krachen" lassen. 2 Flaschen Wein und bestimmt 7 Schnäpse hatte ich den Abend und die Nacht über getrunken bzw. besser gesagt gesoffen.
Ich weiß nicht mehr genau um wie viel Uhr es war, aber ich denke zwischen 6 und viertel nach 6 wollte ich dann doch endlich nach Hause.
Dem Barbesitzer bat ich, dass er bitte XXX anruft damit er mich abholt und nach Hause fährt.
Ich ging die Treppe hoch und ein anderer Gast kam die Treppe runter und sagte zu mir:
Hey rini, des schwarze Auto is doch deins, du stehst im Halteverbot.
Bei mir gingen in meinem Rausch alle Alarmglocken los und ich dachte mir nur: Nein, scheisse, Strafzettel, Ärger usw.
Mein Hirn hat einfach ausgesetzt.
Hab irgendwie ein kleines Loch freigekratzt - denn es war ja noch Winter- hab mich rein gesetzt, den Motor angemacht und bin weg gefahren.
Ich bin die kleine Strasse raus, auf die Hauptstrasse gefahren und die nächste Einfahrt rein - da ist ein Zentralparkplatz. Bin etwas mehr als 100 Meter gefahren.
Den Motor hatte ich dann abgestellt. Dann kam die Polizei auf mich zu.
Sie hatten mich dahin " schleichen" gesehen und wollten mich belehren das man doch die Scheibe bei dem Wetter vor Fahrantritt frei macht, denn das sei schließlich gefährlich dadurch haben sie meine Alkohol- Fahne gerochen.
Dann nahm alles seinen Lauf.
An viel kann ich mich nicht mehr erinnern - bei der Gerichtsverhandlung wurde der Arztbericht vorgelesen und ich muss mich aufgeführt haben wie eine Furie, Patzig usw.
Ich wurden dann " entlassen " und durfte dann nach Hause.
Mein Daddy hatte mich dann abgeholt - ich hab mich so unsagbar geschämt - ich muss dazu sagen, ich bin eine Polizistentochter. Für ihn tat mir das ganze so unendlich leid.
Nach meinem Rausch bin ich dann auf die Wache und habe meine Aussage gemacht und bat um ein Schnellverfahren.
Am Anfang dachte ich, meine Welt geht unter und das Überlebe ich nicht.
Doch jetzt im nachhinein bin ich froh, dass alles so gekommen ist und am allermeisten bin ich dankbar das nichts passiert ist und ich keinen Unfall mit einem unschuldigen gebaut habe.
Ich durfte durch den Führerscheinverlust sehr viel lernen, aber am allermeisten habe ich wieder gelernt für mich selber einzustehen und auch Nein zu sagen. Und achtsam mit mir und meinen Körper umzugehen.
Durch den Verlust konnte ich vor allem nicht mehr ins Auto steigen und wieder vor meinen Prolemen "wegfahren", sondern mich den Dingen zu stellen.
Es hatte schon seinen Grund warum ich den Führerschein verloren habe - und das ist auch gut so!!!
Du hattest mich ja gefragt warum ich zur Psychologin gehe:
Also das ist eine Psychologin nach dem Heilpraktiker Gesetz, ich gehe zu ihr, weil mir das einfach gut tut, einfach den "Ballast" den einen so beschäftigt - egal um was es jetzt geht - von der Seele zu sprechen, denn ich möchte nie wieder in so eine Situation kommen, das ich den Alkohol missbrauchen muss, damit ich meine Probleme oder den Kummer "wegsaufe".
Und manchmal sieht man dann gewisse Dinge auch mit anderen Augen.
Liebe Nancy, es tut mir leid, dass ich dich jetzt so zugebombt habe, aber ich dachte mir, ich schreibe jetzt einfach mal darauf los
Liebe Grüße,
Rini