23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Eine Einseitige bzw. toxische Beziehung zu meiner damaligen besten Freundin, in die ich mich verliebt hatte. Ich hatte ihr meine Gefühle auf einem Sommerfest unserer gemeinsamen Arbeit gestanden, nachdem ich bereits 5 Jahre in sie verliebt war, es mich aber nie getraut hatte ihr zu sagen, weil ich Angst hatte, dass sie es nicht erwidern würde und sie sich zu dem Zeitpunkt bereits in einer genauso langen Beziehung befand, in die ich nicht eingreifen wollte und natürlich auch nicht konnte. Deswegen wollte ich es einfach für mich behalten und gar nichts erst anstoßen.
Ein paar Wochen, nachdem ich es ihr erzählt hatte, meinte sie, dass sie auch Gefühle für mich hätte, sie aber in einer toxischen Beziehung mit ihrem damaligen Freund sei und da nicht raus könne.
Kurz zusammengefasst hatten wir anschließend ein paar schöne, intime Monate zusammen und ich dachte, dass wir eine Beziehung eingehen können, so wie sie es auch angedeutet hatte. Ich hatte in dieser Zeit das Gefühl, dass ich es endlich „geschafft“ hätte und war so glücklich wie noch nie zuvor.
Letzen Endes hat sie sich dann wieder für ihren Ex-Freund entschieden, von dem sie sich allerdings schon einige Male während ihrer 5-jährigen Beziehung getrennt hatte und mir immer sagte, dass sie mit ihm unglücklich sei und nur aus dieser Beziehung raus wolle.
Sie sagte mir ständig, dass ich ihr so gut tat und sie noch nie jemanden wie mich kennengelernt hatte und sie sich niemals eine Zeit ohne uns vorstellen konnte.
Ausgegangen ist es dann so, dass mir ihre beiden Brüder, mit denen ich noch nie zuvor in Kontakt stand, geschrieben haben, dass ich sie in Ruhe lassen soll und ihre Entscheidung akzeptieren und respektieren und sie in Ruhe lassen soll.
Wir waren 7 Jahre befreundet, haben eng zusammengearbeitet und ich habe noch nie eine Frau so sehr geliebt wie sie. Es hat mir leider das Herz gebrochen und ich wusste nicht, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen sollte, weil ich das noch nie so gefühlt hatte.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Nein
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Cannabis: Konsumpausen habe ich mir immer mal wieder selbst gegeben. Ich habe im Jahr 2020 aus eigenem Willen und Antrieb den Konsum von Cannabis für ca. 3 Jahre komplett eingestellt. Auch die Jahre zuvor habe ich immer mal wieder ein paar Monate, oder ein ganzes Jahr aufgehört es zu konsumieren bin aber letztlich immer wieder in den Konsum zurück.
Kokain: Ich habe ungefähr 3-4x im Jahr beim Feiern (sei es privat oder in Clubs) konsumiert, was die Konsumspitzen wären. Mein Alltag war die Konsumpause, denn ich habe mich im Alltag nie durch Kokain oder sonstiges, außer Cannabis am Abend, berauschen lassen.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Cannabis: Ich kannte es nicht wirklich anders. Es war die Gewohnheit. Ich kam leider viel zu früh damit in Kontakt und mochte die Wirkung, irgendwie fand ich es damals cool ein Kiffer zu sein. Ich dachte damit kann ich besser abschalten. Es war wie eine Art Belohnung am Ende eines harten Tages. Letztendlich habe ich mich selbst gehindert, weil ich bewusst Cannabis konsumieren wollte.
Kokain habe ich als eine Art Garant für lockeren und kommunikativen Umgang und damit auch für gute Laune beim Feiern angesehen.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Das kann ich nicht genau beantworten, würde aber sagen, wenn ich das so noch länger fortgeführt hätte, mit hoher Wahrscheinlichkeit, Ja.
29. Waren sie drogenabhängig?
Cannabis: Nein
Kokain: Nein
Benzodiazepine: Nein
30. Hätten sie, rückblickend, eine Drogenkarriere verhindern können?
Ja hätte ich. Aber in der Vergangenheit, als ich noch so jung war, habe ich es nicht als wichtig erachtet mir darüber Gedanken zu machen. Es hat mich auch gar nicht interessiert. Damals war ich leider nicht weitsichtig und willensstark genug. Ich wollte nie aus eigenem Willen mit dem Konsum von Cannabis aufhören, weil ich es nicht als gesundheitsschädlich bzw. psychisch schädigend angesehen habe. Ich dachte es tut mir gut oder aber es wirkt sich zumindest nicht negativ aus. Das hat sich erst im Laufe der Zeit mit dem Älterwerden im Jahr 2020 geändert. Ich habe, was Cannabis betrifft einige Anläufe gebraucht, entscheidend war aber, es selbst verstanden zu haben, dass es mir nicht gut tut.
31. Wieso haben Sie sich für eine Abstinenz entschieden?
Weil das für mich der einzige Weg in eine stabile und sichere Zukunft ist. Was geschehen ist kann ich nicht ändern, die Zukunft allerdings schon und das ist mein Ziel. Einen geregelten Konsum könnte ich wahrscheinlich nicht durchhalten und ich möchte es auch gar nicht erst darauf ankommen lassen. Der Hauptgrund ist aber, dass ich generell überhaupt nicht mehr konsumieren möchte.
32. Beschreiben Sie den Punkt, an dem Sie sich für ein abstinentes Leben entschieden haben (Knackpunkt)
Der erste richtige Knackpunkt war Anfang der Corona Pandemie im Jahr 2020. Ich war ungefähr 28 Jahre alt und hatte reichlich Erfahrung mit dem Thema Cannabis.
Jahrelang hatte ich eine immer wiederkehrende Beziehung mit dieser Droge.
Irgendwann fragte ich mich, wieso ich jeden Abend immer und immer wieder einen Joint rauche, um stressbedingt oder von sonstigen anderen Gefühlen oder Situationen runterzukommen. Oder, dass mir nicht so langweilig ist, weil ich immer dachte, dass mir Dinge mehr Spaß machen würden, wenn ich High war.
Ich stellte mir die Frage, ob ich durch den Konsum ein besserer Mensch wäre, ob ich lustiger wäre, ob ich besser schlafen könne usw. Egal welche Frage ich mir diesbezüglich stellte war die einzig ehrliche Antwort „Nein“. Denn klar konnte ich z.B besser schlafen, wenn ich berauscht ins Bett gegangen bin, aber ich wusste auch, dass wenn ich länger als 2 Wochen nicht mehr Kiffen würde, ich genauso gut, oder sogar noch besser schlafen würde. Diese Aussage kann man auf die anderen oben genannten Beispiele genauso herunterbrechen.
Alles, was ich also mit Konsum konnte, konnte ich noch viel besser ohne Konsum. Das betrifft ebenfalls meine psychische Verfassung.
Außerdem hatte ich das Gefühl nicht mehr so klar denken zu können, wie als Jugendlicher bzw. als ich noch in der Schule war. Ich dachte an meine Zukunft und wollte nicht mein ganzes Leben von einer Substanz abhängig machen, die mir letztendlich keinen Mehrwert bot. Ich stellte den Konsum von heute auf morgen komplett ein und war über 3 Jahre „clean“.
Der entscheidende, eigentliche Moment meiner Erkenntnis generell gesünder zu Leben und jeglichen Rauschgiftkonsum einzustellen, war im Mai bzw. Anfang Juni 2023, als ich wegen Einfluss von THC, Kokain und Benzodiazepinen fast mein komplettes Leben verbaut hätte und auch hätte sterben können. Als ich diesen Unfall mit dem E-Scooter hatte, an den ich mich nicht einmal erinnern kann und neben einer Bushaltestelle auf der Straße lag. In dieser Nacht hätte noch so viel Schlimmeres passieren können. Sei es mir selbst, oder anderen Verkehrsteilnehmern.
Ich hatte meine Emotionen, wegen dieser Sache mit meiner ehemaligen Kollegin / Geliebten, in dieser Phase meines Lebens in keinster Weise unter Kontrolle und dachte die Lösung meiner Probleme wäre der Konsum eines Cocktails aus Drogen und negativen Gedanken. Die Quittung war zunächst körperliche Verletzungen, der Entzug meiner Fahrerlaubnis, eine Menge Ärger und viel Geld, das ich zu bezahlten hatte.
Die Wurzel allen Übels, lag aber viel tiefer. Nämlich die Frage, warum ich mit Problemen, meinen Selbstzweifeln und mir selbst nicht anders umgehen kann, als sie in Drogen vorübergehend zu vergessen oder zu verdrängen. Alles, was verdrängt wird kommt irgendwann wieder hoch. Früher oder später, bei jedem. Ich stellte mir also die Frage, wie ich es in Zukunft besser machen kann und was die Ursachen dafür waren.
Schlussendlich war das die alles entscheidende Situation in meinem Leben, wo ich sagen kann „Bis hier hin und nicht weiter“ – es war ein Warnschuss, der sein hat müssen, so hart es klingt.
Es war das erste Mal in meinem Leben, wo ich erkannt hatte wie wichtig mentale und körperliche Gesundheit sind und Rauschmittel niemals eine Lösung sein können seine Probleme zu meistern. Es ist eine reine Unterdrückung wichtiger Gedanken und Gefühle, die nunmal zum Leben dazugehören. Temporär hatte ich meine Emotionen zwar damit unterdrückt, aber die eigentlichen Probleme im Hintergrund waren dadurch natürlich nicht gelöst, im Gegenteil machte ich es sogar noch viel schlimmer.
33. Wieso kommt für Sie nur Abstinenz und nicht für gelegentlicher Konsum in Betracht?
Die Abstinenz ist für mich die einzige Option, um klar und strukturiert durchs Leben zu gehen. Ich möchte mental und körperlich gesund sein und mein Gehirn nicht mit irgendwelchen Substanzen manipulieren müssen.
34. Wie haben Sie die Umstellung zur Abstinenz erlebt?
Cannabis: Als ich mit Cannabis aufhörte konnte ich die erste Woche sehr schlecht schlafen. Das kannte ich aber schon von meinen vorherigen Aufhörphasen. Meine Stimmung war etwas gereizt. Die darauffolgenden Tage und Wochen ging alles Hand in Hand und ich war froh den Schritt gegangen zu sein. Ich hatte auch einfach verstanden, dass ich es für ein erfülltes Leben überhaupt nicht brauche.
Kokain: Alles lief ganz normal und problemlos, keine negativen Folgen.
35. Wer hat Ihnen dabei wie geholfen?
Es war die oben beschriebene Erkenntnis, die mir geholfen hatte, die Einsicht und das Eingeständnis meiner gemachten Fehler, welche ich in Zukunft nicht mehr machen möchte.
36. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diese Umstellung?
Durchweg positiv
37. Haben Sie nach der Auffälligkeit weiterhin Kontakt zu Ihren Drogenbekannten gehabt?
Ich habe den Kontakt auf meine engsten Freunde beschränkt. Diese Konsumieren teilweise auch, aber nicht in meiner Anwesenheit.
38. Haben Sie nach Ihrer Auffälligkeit miterlebt, wie Ihre Bekannten Drogen konsumiert haben?
39. Wie haben Sie in Zukunft vor mit Cannabis/dem Konsum umzugehen?
Ich gehe Cannabis aus dem Weg und habe fest für mich entschieden, dass ich es nicht mehr konsumieren möchte. Damit fällt eine sehr große Last von mir und ich habe viel mehr Zeit für andere viel wichtigere Dinge.
40. Haben Sie zu Hause Cannabis?
Nein
41. Wie wollen Sie es gegebenen Falls in Zukunft verhindern, nochmals unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
Durch meine Abstinenz möchte ich einen generellen Konsum gänzlich ausschließen und damit auch das Führen eines KFZ´s unter dessen Einfluss.
42. Wie wollen Sie einen beginnenden Rückfall erkennen?
Der Cannabiskonsum hat mich emotional stark verschlossen. Heute kommuniziere ich offener mit meiner Familie und meinen Freunden über meine Gefühle. Ich lerne mit Stress und Emotionen auf natürliche Weise umzugehen. Ich übernehme Verantwortung für mein Handeln und strebe danach, reflektiert durch das Leben zu gehen und nicht mehr leichtsinnig zu sein. Ich habe klare Ziele vor Augen und arbeite kontinuierlich an meinem Selbstbewusstsein, sei es durch mein Studium oder durch Hobbys wie Sport oder Lesen.
Außerdem habe ich gelernt und erkannt, dass Gefühle ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil der menschlichen Psyche sind und für einen gesunden Umgang unabdingbar.
43. Wie ist derzeit der Konsum von Alkohol bei Ihnen?
Der Konsum ist selten. Ab und zu trinke ich, wenn ich mit Freunden, oder Familie im Restaurant bin ein Glas Rotwein, oder bei einem Fußballspiel 2x Bier. Das ist dann aber auch meine Grenze, die ich nicht überschreiten möchte, weil die Hemmschwelle bei übermäßigem Alkoholkonsum stark sinkt und ich kein unnötiges Risiko eingehen möchte.