Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich trinke keinen Alkohol mehr
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
25.02.2020
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Ich trinke in seltenen Fällen 0.0% Bier (Auf alkoholfreies Bier verzichte ich, da dies immer noch einen Alkoholgehalt von bis zu 0.5% enthält)
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich bin mit Anfang 30 so fit wie ich es in meinen 20ern nicht wahr. Ich habe seit meiner Abstinenz kein Sonntagstraining mehr verpasst. Auch seitdem das Boxstudio derzeit aufgrund von Corona geschlossen hat, habe ich mich umorientiert und das Laufen und Body Weight Übungen für mich entdeckt, die ich 4 mal die Woche durchführe, bis das Boxstudio wieder öffnen darf. Ich habe nach wie vor, zukünftig einen Amateurkampf zu bestreiten und der Alkohol widerspricht hier meinem sportlichen Engagement auf ganzer Linie.
Zudem genieße ich es frei zu sein. Ich habe für mich erkannt, dass ein Tag gefangen zu sein im Bett oder auf dem Sofa nichts mit Freiheit zu tun hat. Ein Tag eingesperrt in der Wohnung, weil es mir zu schlecht geht andere Aktivitäten durchzuführen schränkt mich in meinem Möglichkeiten ein. Ich genieße es an einem schönen Samstag Morgen joggen zu gehen, den Markt zu besuchen oder zu tun und lassen wonach mir der Sinn steht. Diese Entscheidung hat der Alkohol in der Vergangenheit für mich getroffen.
Ich hatte im Februar diesen Jahres einen Freund zu Besuch, der sich eine Wasserpfeife gekauft hatte. Es war nicht gerade gutes Wetter aber wir wollten es uns nicht nehmen lassen, seinen neuen Kauf zu testen. Bei kaltem Wetter sind wir auf dem Balkon gesessen und haben die Wasserpfeife geraucht. Ich bin selbst kein Raucher und hatte am Folgetag sehr starke Hals -und Kopfschmerzen. Ich hatte in dieser Nacht nicht gut geschlafen und konnte mich für nichts motivieren. Dieses Erlebnis glich einem verkaterten Tag nach starkem Alkoholkonsum. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich in meiner Entscheidung bestätigt gefühlt, dass ich das nie wieder haben möchte. Gleichzeitig habe ich mich in Frage gestellt, wie ich mir das Wochenende für Wochenende antun konnte.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Der Tag nach meiner Trunkenheitsfahrt war ein Tag voller Scham, Angst und Planlosigkeit. Ich weiß noch wie ich morgens im Bett lag und dachte, dass alles nur ein Traum gewesen sei, bis ich das Pflaster und das darunter befindende Einstichsloch der Blutabnahme sah.
Ein Signal für mich, dass sich etwas ändern musste. Ich habe zu diesem Zeitpunkt den Konsum von Alkohol halbiert, unwissend das weitere Verfahrensschritte auf mich zukommen werden. Im Sommer 2019 erhielt ich dann die Mitteilung, dass ich die MPU binnen zwei Monate absolvieren muss, welche ich ohne notwendige Vorbereitung nicht bestanden hatte. Im Gutachten dieser MPU wurde mir empfohlen, eine einjährige Abstinenz durchzuführen und mich mit einem Verkehrspsychologen zu beraten. Dieser Empfehlung bin ich ursprünglich gefolgt, mit dem Gedanken nach einem Jahr wieder Alkohol zu trinken.
Im April letzten Jahres, zwei Monate nach dem Beginn meiner Abstinenz, war ich auf der Hochzeit meines Onkels. Das erste große Fest seit dem Beginn meiner Abstinenz, in einem Umfeld welches Feierlichkeiten gerne mit Alkohol ergänzt. Ich erkannte über den Verlauf des Tages, wie die Stimmung angeregter, die Gespräche lauter und Gesprächsthemen emotionaler wurden. Im Umfeld meiner Familie fand ich es sehr amüsant, diese Entwicklung zu beobachten und es war alles in allem ein sehr schöner Tag an welchem ich mich sehr wohl gefühlt habe. Der einschneidendste Moment für mich an dieser Hochzeit war jedoch das Frühstück am Tag danach. Die Familie saß zusammen und ich konnte an vielen Gesichtern die Nachwirkungen des gestrigen Festes erkennen. Es wurde nicht viel gesprochen, es herrschte eine Art "Katerstimmung". Ich hingegeben war topfit, hatte mich mit meiner Großmutter über meine Pläne des restlichen Tages unterhalten und ihr im Haushalt ausgeholfen.
Es gab im ersten halben Jahr meiner Abstinenz noch zwei ähnliche Erfahrungen wie diese an der Hochzeit. Dies waren der 30. Geburtstag meiner Schwester und ein kleines Fest mit Freunden.
Zusammenfassend sei gesagt, dass der Impuls der Abstinenz aufgrund der entsprechenden Empfehlung des Verkehrspsychologen gesetzt wurde, ich im Laufe der Abstinenz und den entsprechenden Erfahrungen die ich gemacht habe, mich sehr stark mit diesem Lebensstil identifizieren konnte und mich dafür entschieden habe, diesen zukünftig fortzusetzen.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Mein Trinkverhalten hatte ich nach der Trunkenheitsfahrt zunächst halbiert. Ich habe mir damals nicht die Zeit genommen mich ausreichend selbst zu reflektieren und mein Handeln zu hinterfragen. Ich hatte angefangen mir das Prinzip des kontrollierten Trinkens anzueignen, hatte Konsum geplant und ihn auch in einem Tagebuch dokumentiert. Während dieser Zeit war ich mit Freunden auf einem Festival, auf welchem ich den Konsum von zwei Radler geplant hatte. Nachdem ich beide dieser Radler getrunken hatte und anschließend auf Wasser umgestiegen bin, hatte sich einer meiner Freunde lustig über mich gemacht. Er verstand die Ernsthaftigkeit meiner Situation nicht, weshalb ich ihm diese daraufhin erklärt habe. Er hatte sich anschließend für sein Verhalten bei mir entschuldigt und hatte sich auch zukünftig nicht mehr darüber lustig gemacht. Ein weiterer Punkt nach den zwei Radler war für mich, dass ich gerne ein weiteres Bier getrunken hatte und das einzige was mich davon abgehalten hat, waren die horrenden Preise auf dem Festival.
Ich habe daraufhin aufgehört meinen Konsum zu dokumentieren. "Geplant" war der Konsum immer am Wochenende und ich trinke nicht mehr so viel wie früher. Wieso also notieren, dachte ich mir.
Mein Trinkverhalten habe ich zum 25.02.2020 komplett eingestellt. Die Umstellung betraf ausschließlich die Tage an denen ich in der Vergangenheit Alkohol konsumiert hatte. In meinem Fall waren das die Wochenenden und in seltenen Fällen gemeinsame Abende mit Freunden, an welchen wir ein Fußballspiel geschaut hatten.
Zu dieser Zeit Begann die Pandemie langsam an, Fahrt auf zu nehmen. Der erste Lockdown stand bevor, die Kontakte wurden beschränkt und Onlinetreffen fanden immer öfter statt. Gerade an den Onlinetreffen wurde dann virtuell miteinander getrunken und sich ausgetauscht, was mir persönlich nichts ausgemacht hatte. Lediglich zu früher, als ich bis tief in die Nacht wach geblieben bin, habe ich den Abend früher beendet, so wie es für mich angemessen war.
Über den Sommer hinweg wurden die Kontaktbeschränkungen gelockert und auch die Fitnessstudios durften wieder öffnen. In diesem Zeitraum konnte ich meiner Leidenschaft, dem Boxen, sehr aktiv nachgehen. Auch treffen mit Freunden in Biergärten haben stattgefunden, welchen ich mich sehr gerne angeschlossen habe. Keinen Alkohol zu trinken, war für mich kein Grund mich mit meinen Freunden nicht zu treffen. Ich habe einen sehr unterstützenden Freundeskreis, mit welchem ich auch immer über meine Situation gesprochen hatte, wenn das Thema aufkam. Ich wurde nie in einer gewissen Art und Weise angesprochen oder gefragt, ob ich nicht doch Alkohol trinken möchte. Ganz im Gegenteil, mein Freundeskreis hat meine Situation genutzt, um den eigenen Alkoholkonsum zu reflektieren. Dies hat zur Folge, dass bei unseren Treffen um ein vielfaches weniger Alkohol getrunken wird als das es in der Vergangenheit der Fall war.
Als die Fitnessstudios wieder schließen, und die Kontaktbeschränkungen wieder bestimmt wurden, hatte ich bereits einen Punkt erreicht an dem ich großen Gefallen daran gefunden habe, mein Leben ohne Alkohol zu bestreiten. Ich habe mir eine persönliche Herausforderung gesucht, die diesen Lebensstil unterstützt und mich zeitgleich körperlich Fit hält, da ich nicht mehr ins Training gehen konnte. Diese Herausforderung betrifft einen Amateurkampf im Boxen, welchen ich ehrlich gesagt schon länger im Hinterkopf habe. Ich habe aktiv angefangen Joggen zu gehen und diese Einheiten mit Bodyweight Übungen zu ergänzen und hoffe, 2023 einen entsprechenden Kampf bestreiten zu können.
Was ich über die Umstellungsphase zudem erlebt habe, ist dass sich die Freundschaft mit einem meiner besseren Freunde sehr gefestigt hat. Ein Freund welcher einen hohen Fokus auf Fitness setzt und in der Vergangenheit als Bodybuilder auf der Bühne stand. Wir teilen den Enthusiasmus über Sport, auch wenn wir unterschiedliche Sportarten betreiben. Er selbst trinkt sehr selten Alkohol und wir sind beide in einer ähnlichen Lebenssituation. Wir sind beide alleinstehend, sportbegeistert und in einer Zeit in der sich nur zwei Personen unterschiedlicher Haushalte treffen dürfen.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich bin mit meinen Freunden und der Familie sehr offen mit diesem Thema umgegangen woraufhin ich seit Tag 1 nach der Trunkenheitsfahrt ein hohes Maß an Unterstützung erhielt.
Die größte Unterstützung erhielt ich von meinem besten Freund, mit welchem ich zuvor in einer WG gewohnt hatte. Sei es das gemeinsame Einkaufen mit seinem Auto von Getränken oder die Gespräche dir wir gemeinsam geführt hatten um z.B. meine jeweilige Sitzung mit dem Verkehrspsychologen zu diskutierten. Ich hatte das Gefühl, das wir diese Art der Umstellung teilweise gemeinsam durchführten. Wir haben uns angefangen wieder öfter zu treffen und hatten sogar ein klärendes Gespräch bezüglich unserer vergangenen Art und Weise, wie wir mit emotionalen Themen umgegangen sind. Seit diesem Tag hat unsere Freundschaft eine neue "Tiefe" erreicht, welche mich sehr dankbar sein lässt, diesen Freund in meinem Leben zu wissen.
Nachdem ich meine Freizeit am Wochenende nicht mehr zum Party machen und zum Erholen davon verbringe, ist mein Alltag um ein vielfaches strukturierter geworden. Wenn ich den Alkohol in der Vergangenheit als Ablenkung und Fluchtmittel genutzt hatte, so wurden diese Themen lediglich aufgeschoben. Ich habe mich sehr stark mit meiner Trennung befasst und habe den Kontakt mit meiner damaligen Partnerin auf allen Kanälen abgebrochen. Ich habe organisierte Tage am Wochenende, an denen ich mich z.B. um meinen Haushalt und die Einkäufe kümmere.
Dieses strukturierte Vorgehen habe ich zugleich mit in mein berufliches Leben integriert, was zugegeben vorher schon vorhanden war, aber nun einen höheren Stellenwert für mich besaß. Ich übernehme seit über einem Jahr die alleinige Verantwortung meines Bereiches mit der Leitung zweier Mitarbeiter.
Auch im Bezug auf meine Ernährung macht sich meine strukturierte Lebensweise bezahlt. Ich bestelle so gut wie kein Essen, bereite meine Mahlzeiten für den Folgetag der Arbeit vor und ernähre mich förderlich meiner sportlichen Ziele. Ein kleiner Bonus hierbei ist natürlich auch, dass ich aufgrund dieser Vorbereitungen viel Geld für Fastfood spare.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe seit meinem Verzicht auf Alkohol mein Verhalten in vielerlei Hinsicht geändert. Ich habe mehr Zeit zur Verfügung die ich effizienter und strukturierter Nutze. Zudem nutze ich die neu gewonnene Zeit für Dinge, die mich persönlich interessieren und um persönliche Ziele zu verwirklichen.
Ich sehe, dass die Veränderungen in meinem Leben nicht nur mich sondern auch meinen Freundeskreis gut tun. Ich habe die Möglichkeit, mit meiner Lebensweise Menschen die mir viel bedeuten zu inspirieren und ein Umdenken zu erzeugen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Theoretisch, ja. Ich könnte es mir vorstellen wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen auch wenn nicht so extrem wie am Tag der Trunkenheitsfahrt.
Jedoch weiß ich, dass ich bei derartigen Gedanken die Möglichkeit habe, auf professionelle Hilfe zurückzugreifen. Ich habe bereits die professionelle Hilfe eines Verkehrspsychologen in Anspruch genommen und sehr gute Erfahrungen damit gemacht und würde nicht davon zurückschrecken, erneute Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Des Weiteren habe ich einen sehr starken Zusammenhalt binnen meiner Familie und Freundeskreis die seit Tag 1 in meiner Situation unterstützt haben und dies auch weiter tun werden.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
In dem ich mich an meine mir selbst gesteckten Ziele halte und zukünftig Abstinent bleibe.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein, ich habe nichts weiter hinzuzufügen.