Was ist passiert (Vorgeschichte)?
1. Wann haben Sie das allererste Mal von illegalen Drogen gehört?
In der Schule im Biounterricht hat unser Lehrer uns damals etwas über Drogen erzählt (ca. 6. Klasse).
2. Wann haben Sie das erste Mal konsumiert? (Datum)
Das war Ende 2008, als ich 17 war. Ich war schon länger neugierig darauf, wie Cannabis wohl ist und habe auf einer Geburtstagsparty an einem Joint mitgeraucht.
3. Wie sah der Konsum aus? (Konsumbiografie – Was, Wie, Welche Gelegenheit?)
Das erste Mal habe ich auf einer Party 2008 gekifft, als ich 17 war. Einer hatte einen Joint dabei und ich habe mitgeraucht. Ich fand es jedoch nicht so angenehm und habe danach lange nicht mehr gekifft. Nach meinem Hauptschulabschluss im Sommer 2009 habe ich dann in der Berufsschule Leute kennengelernt, die kifften und habe nach einiger Zeit auch mal mitgekifft. Das war eher unregelmäßig und nie mehr als 1-2 Joints. Diesmal hat es mir besser gefallen als beim ersten Mal. Vor allem, da ich nun auch irgendwie Anschluss in der Gruppe gefunden habe, denn in meiner Schulzeit früher war ich immer eher Außenseiter. Nach einiger Zeit verlor sich der Kontakt zu den meisten und ich habe auch nicht weiter gekifft. Im Januar 2010 habe ich dann meinen Führerschein gemacht und kurz danach eine Ausbildung begonnen. In der Ausbildung lernte ich wieder neue Leute kennen, die gekifft haben. Nach ein paar Monaten habe ich dann mal mitgekifft. Wir haben uns ab und zu an den Wochenenden getroffen und zusammen gekifft und geredet oder gezockt. Ich mochte meine Ausbildung nicht, daher fand ich es irgendwie schön, mal abschalten zu können. Mit meinen damaligen Freunden und Cannabis ging das ganz gut. Ich hatte durch diese Freunde auch das Gefühl, dass ich dazugehöre. Wir haben ca. alle 2-3 Wochen zusammen gekifft, manchmal seltener. Nach meiner Ausbildung im Januar 2012 hat sich der Kontakt jedoch verloren und ich habe auch nicht mehr gekifft. Nach einem halben Jahr als Lagerarbeiter habe ich dann mein Abitur angefangen. In meinem damaligen Freundeskreis haben einige gekifft und ich habe dann auch manchmal mitgekifft. Das war meist auf Partys. Ich habe diesmal aber eher so alle 4-6 Wochen gekifft; wenn es halt da war. In den Ferien schon mal öfter, aber selten mehr als 1 Mal die Woche, das blieb damals aber eher die Ausnahme. Es stand zwar die Schule im Vordergrund, aber das Dazugehören zu den angesagten Leuten hat mir gefallen. In dieser Zeit war auch meine Drogenfahrt. Da habe ich mit einem Freund einen anderen Freund in Holland besucht und dort dann zu Dritt 2 Joints am Abend vor der Fahrt geraucht. Nachdem ich meinen Führerschein verloren habe, habe ich erstmal gar nicht mehr gekifft für einige Monate, doch dann habe ich ab und zu mit Freunden aus der Schule wieder konsumiert. Wir haben maximal 1 Mal im Monat konsumiert, eher seltener. 2013 habe ich dann geheiratet, doch ein paar Monate nach der Hochzeit lief es zunehmend schlechter und ich konnte bei meinen Freunden die Probleme etwas beiseiteschieben, wenn wir gekifft haben. Ich habe aber nach wie vor nicht häufiger gekifft. Dann 2014 hat meine Frau mich betrogen und dann verlassen. Das war für mich ein Tiefpunkt und ich habe an dem Abend 3-5 Joints geraucht mit Freunden. Meine Freunde gaben mir Geborgenheit und Kraft, das durchzustehen und das Kiffen lies mich vergessen, was passiert war. Auch in der darauffolgenden Woche habe ich noch 2 Mal konsumiert. Jedoch weniger als davor, denn ich habe relativ schnell gemerkt, dass das Kiffen mir nicht wirklich geholfen hat. Ich war auch grade dabei den Abschluss zu machen und wollte mir das damit nicht auch noch versauen. Dann ein paar Wochen später, Abitur war geschafft und meine lang geplante Weltreise stand bevor, habe ich auf meiner Abschiedsparty mit den Freunden aus der Schule noch einmal gekifft. Ich glaube es waren 2 Joints. Das war das letzte Mal, dass ich gekifft habe. Am nächsten Abend ging mein Flieger nach Indonesien und ich war 9 Monate auf Reisen.
4. Haben Sie Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert?
Nein.
5. Wie ist der Umgang mit Alkohol gewesen?
Ich habe in der Zeit meiner Ausbildung ziemlich selten getrunken, vielleicht 5-6 Mal im Jahr. In der Zeit, in der ich mein Abitur gemacht habe, habe ich dann etwas häufiger getrunken. So im Schnitt vielleicht 1 Mal im Monat auf Partys oder auf der Klassenreise. Wenn ich getrunken habe, lag mein Alkoholkonsum so bei 3-5 Gläsern (0,2l) Mischgetränken. Bier mochte ich nie wirklich und habe es deswegen auch nicht getrunken.
6. Sonstige Suchtmitteleinnahme?
Ich rauche Zigaretten.
7. Haben Sie bei sich negative Folgen festgestellt?
In meiner Schul- und Ausbildungszeit habe ich gemerkt, dass, wenn ich am Vorabend gekifft habe, ich am nächsten Morgen müde und antriebslos war. Meine Lernbereitschaft hat dementsprechend an diesen Tagen darunter gelitten und ich habe dadurch manchmal bei Tests auch schlechter abgeschnitten, als wenn ich nicht gekifft hätte. Meine damalige Freundin war besonders nach meinem Führerscheinentzug sauer auf mich, dass ich nicht einfach ganz die Finger vom Gras gelassen habe. Ich würde sagen, dass es einen schlechten Einfluss auf die Beziehung genommen hat. Was ich erst nachdem ich schon länger gar nichts mehr mit dem Kiffen zu tun hatte, gemerkt habe, war, dass mein Bruder wohl ziemlich gegen das Kiffen damals war. Ich habe ihn früher mal zu Freunden mitgenommen, so als großer Bruder halt, und dort hat er mich kiffen sehen. Er war in der Zeit dann häufig „beschäftigt“ und hatte keine Zeit mehr, um mit mir etwas zu machen. Im Nachhinein habe ich von ihm erfahren, dass er es einfach richtig scheiße fand, dass ich gekifft habe und sich daraufhin distanziert hat.
8. Haben Sie trotz negativer Folgen weiter konsumiert?
Ja, damals habe ich trotzdem weiter konsumiert. Ich habe die negativen Folgen am nächsten Tag einfach hingenommen. Da meine Ausbildung bzw. später auch das Abitur dadurch nicht gefährdet waren, habe ich auch keinen Grund gesehen, das Kiffen komplett sein zu lassen. Nach meinem Führerscheinentzug habe ich jedoch erst einmal für einige Monate ganz aufgehört, auch um weiteren Ärger deswegen mit meiner damaligen Freundin aus dem Weg zu gehen.
9. Was für Werte wurden bei Ihrer Auffälligkeit festgestellt?
3,2 ng/ml THC und 17,0 ng/ml THC-Carbonsäure.
10. Wann und wieviel haben Sie in der Woche vor der Auffälligkeit konsumiert?
Ich hatte in der Woche damals schulfrei und einige Tage vor der Auffälligkeit gekifft. Da habe ich 2-3 Joints mit Freunden geteilt. Dann am Samstagsabend vor dem Tag, an dem ich kontrolliert wurde, habe ich 2 Joints geraucht mit Freunden.
11. Wieviel und was haben Sie am Tag der Auffälligkeit Konsumiert?
Am Tag der Auffälligkeit habe ich gar nicht konsumiert. Ich habe am Tag zuvor mit Freunden zusammen gekifft. Das waren 2 Joints, geteilt mit 3 Freunden am Abend.
12. Gab es einen besonderen Grund für diesen Konsum?
Ein Freund und ich haben einen gemeinsamen Freund in Holland besucht und wir haben gemeinsam einen Coffeeshop ausprobiert. Als Grund war wohl die Neugierde auf Cannabis aus Holland ausschlaggebend, warum wir dort zusammen gekifft haben.
13. Wie sind Sie auffällig geworden?
Nach dem Besuch in Holland sind wir zurück nach Hamburg gefahren und wurden im Rahmen einer allgemeinen Verkehrskontrolle angehalten. Und da wir direkt aus Holland kamen, hat der Polizist mich aufgefordert, einen Urintest zu machen.
Nur für die, die im Straßenverkehr ermittelt wurden (auch Parkplatz):
14. Was war der Zweck der Fahrt?
Wir wollten nach dem Besuch des Freundes am nächsten Morgen nach Hause fahren. Wir sind ca. um 9 Uhr losgefahren und gegen 11 Uhr wurden wir kontrolliert.
15. Wie weit wollten/sind Sie (ge)fahren?
Wir wollten von Amersfoort nach Hamburg, ca. 400km. Gefahren sind wir bis knapp hinter der Grenze, ca. 200km. In der Nähe von Osnabrück wurden wir kontrolliert.
16. Wie oft waren sie bereits unter Drogeneinfluss im Straßenverkehr unterwegs?
Wenn ich bedenke, dass Cannabis bis zu 72h nach dem Konsum eine Auswirkung auf den Menschen haben kann, bin ich wohl 10-15 Mal unter dem Einfluss Auto gefahren.
17. Wie haben Sie den Konflikt zwischen dem Drogenkonsum und dem Führen eines Kraftfahrzeuges gelöst?
Gar nicht. Ich habe damals gedacht, wenn ich mich nicht mehr bekifft fühle bzw. meinen Rausch ausgeschlafen habe, sei ich wieder fahrtauglich. Die Gefahr, die damals von mir ausging, habe ich nicht ausreichend wahrgenommen.
18. Wieso ist es verboten unter Drogeneinfluss ein KFZ zu führen?
(Beschreibung bitte für die zutreffende Substanz)
Während eines Rausches lässt die Reaktionsfähigkeit stark nach. Auch die Konzentration, Blendempfindlichkeit und die motorischen Fähigkeiten sind stark beeinträchtigt. Zudem kann man die Geschwindigkeit und Distanz nicht sicher einschätzen. Im Großen und Ganzen sind die wichtigsten Voraussetzungen zum Führen eines Fahrzeugs nicht mehr gegeben und daher stellt man eine große Gefahr dar. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer.
19. Wie lange stehen Sie nach dem Konsum von Drogen unter deren Einfluss?
Bei Cannabis ist davon auszugehen, dass man bis zu 72h nach dem Konsum noch unter dem Einfluss der Droge steht. Das ist abhängig vom jeweiligen Konsummuster. Auch wenn man sich bereits nüchtern fühlt, kann durch den unkontrollierten Abbau von THC aus dem Fettgewebe der aktive THC Wert im Blut wieder steigen.
20. Sind sie sich darüber im Klaren, welche Folgen es bei einem täglichen Konsum gibt?
Bei täglichem Konsum ist das Risiko, abhängig zu werden, groß. Da sich durch den täglichen Konsum eine Toleranz gegenüber der Droge aufbaut, ist es auch wahrscheinlich, dass immer größere Mengen konsumiert werden. Zudem bestehen neben den körperlichen Gesundheitsrisiken, wie z.B. Lungenschäden, auch psychische Risiken, wie Angstzustände, Depressionen oder Psychosen. Auch sinkt die Hemmschwelle, evtl. doch mal zu härteren Drogen zu greifen.
Warum ist es passiert?
21. Welche persönlichen Hintergründe gab es für den Cannabis- Drogenkonsum?
Am Anfang war ich neugierig, wie es ist, wenn man bekifft ist. Dann während der Ausbildungszeit war es für mich irgendwie schön, zu einer Gruppe zu gehören. Auch die Arbeit im Lager, die ich überhaupt nicht mochte, ließ sich für kurze Zeit vergessen und ich konnte dadurch dann besser davon abschalten und entspannen.
In der Schule war es ähnlich, ich war Teil der Gruppe und nicht irgendein Außenseiter. Außerdem war es entspannend, wenn man die Klausuren mal vergessen konnte für einige Stunden. An dem Punkt, wo mich meine Frau verlassen hatte, wollte ich damit einfach nur der Realität entfliehen und das was passiert ist, nicht wahrhaben.
22. Wie hat sich Ihr Umfeld über Ihren Drogenkonsum geäußert?
Meine damalige Frau/Freundin fand es blöd, dass ich gelegentlich gekifft habe. Sie hat es aber einfach so hingenommen. Mein Bruder hingegen fand das richtig scheiße. Als er mich auf einer Party kiffen gesehen hat, hat er den Kontakt zu mir stark eingeschränkt. Er hatte immer irgendwelche Ausreden, warum er keine Zeit für mich hätte. Ich glaube er hat mir das auch persönlich ziemlich übelgenommen. Meine Eltern habe ich mal erzählt, dass ich mit Freunden ab und zu kiffe, es war also kein Geheimnis. Sie haben es hingenommen, fanden es aber nicht gut. Doch als sie mich Sonntag morgens aus Osnabrück abholen mussten nach meiner Drogenfahrt, waren sie sichtlich enttäuscht von mir. Nicht darüber, dass ich gekifft habe, sondern dass ich dann Auto gefahren bin.
23. Gab es Ereignisse in Ihrem Leben, die zu verstärktem Konsum geführt haben?
Als mich meine Frau damals betrogen und verlassen hat, habe ich an dem Abend viel gekifft, so 3-5 Joints. In dieser Woche habe ich auch noch 2 weitere Male gekifft. Das war auch die Zeit, in der ich am meisten gekifft hatte.
24. Haben Sie sich an Jemand um Hilfe gewandt, um den Drogenkonsum zu beenden?
(Warum, wann, wer?)
Nein.
25. Gibt es in Ihrer Familie aktenkundige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Suchtkrankheiten?
Nein.
26. Hatten sie Konsumpausen/spitzen?
Warum? Wann?
Ich hatte in der gesamten Zeit, in der ich gekifft habe, immer wieder längere Pausen; häufig über mehrere Monate, manchmal auch länger. Meine Konsumspitze lag in der Zeit, als mich meine Frau 2014 verlassen hat. Da habe ich innerhalb einer Woche 3 Mal gekifft. Am Abend nach der Trennung 3-5 Joints und im Laufe der Woche noch 2 weitere Male, mit ca. 2-3 Joints.
27. Was hat Sie daran gehindert, ohne Droge abzuschalten?
Ich habe damals auch ohne Drogen abschalten können, doch manchmal fand ich es angenehmer in geselliger Runde einen Joint mit Freunden zu rauchen, um abzuschalten.
28. Waren Sie gefährdet in eine Drogenabhängigkeit zu geraten?
Gefährdet ist jeder, der Drogen einnimmt. Ich habe bei mir jedoch keine Abhängigkeit feststellen können. Durch Konsumpausen von mehreren Monaten habe ich gemerkt, dass ich keinerlei Suchtdruck empfinde und auch während meines Psychologiestudiums habe ich vieles über das Thema Sucht gelernt. Dadurch weiß ich ebenfalls, dass ich damals nicht abhängig war.
29. Waren sie drogenabhängig?
Nein.