Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Antwort:
Nach der Arbeit um ca. 18Uhr von der Firma aus mit dem Auto losgefahren, um sich mit dem Chef und den Kollegen zu einer Teambesprechung im Restaurant zu treffen. Gegen 18:45Uhr war Ankunft. Gegen 19Uhr wurde das erste Glas Wein getrunken. Mein Chef schenkte immer wieder nach. Ich habe nicht abgelehnt, weil ich mich beim Chef anbiedern wollte.
Insgesamt am Abend, habe ich 4 Gläser Wein und 4 große Bier getrunken.
Gegen 22:50Uhr bin ich dann aus dem Restaurant gegangen. Ich wollte noch meine Arbeitstasche aus dem Auto holen, die auf dem Beifahrersitz lag. Allerdings waren meine Gedankengänge zerstreut und sprunghaft, und ich habe dabei an den nächsten Arbeitstag gedacht, dann bin ich losgefahren. Ich war desorientiert und habe mich verfahren. Ich bin in die entgegengesetzte Richtung auf der Autobahn gelandet, dabei wollte ich nicht einmal über die Autobahn fahren. Als es mir klar war, wollte ich dann die nächste Möglichkeit wieder runter fahren, dann wenden und wieder zurück fahren.
Gegen 23:07Uhr
Vor der Autobahnauffahrt wurde ich dann von der Polizei angehalten. Ich habe meinen Führerschein und KFZ-Zulassung auf Anfrage abgegeben. Auf Bitten bin ich ausgestiegen und ich musste mich am Auto festhalten. Ich habe freiwillig einen AAK (Atem Alkoholtest) gemacht. Der Wert lag bei 0,95mg/l.
Dann wurde ich aufgefordert mit auf die Wache zur Blutabnahme zu kommen. Ich bin dann in den Streifenwagen eingestiegen und wurde auf die Wache gefahren. Eine Polizistin parkte meinen Wagen um.
Gegen 23:58Uhr wurde dann die Blutprobe entnommen. Ungefähr eine halbe Stunde später habe ich mir dann ein Taxi nach Hause genommen.
Später kam heraus, dass der BAK Wert 1,78 Promille ergab.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Antwort:
4 Gläser Wein 0,2l und 4 große Bier 0,5l von 19Uhr bis 22:45Uhr
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Antwort:
Ich bin 7km gefahren, wollte aber nur 6km fahren. Ich habe mich in meiner eigenen Stadt verfahren.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Antwort:
Nein, rückblickend war ich überhaupt nicht mehr konzentriert und bin sehr langsam gefahren. Ich war desorientiert und habe in meiner eigenen Stadt die falsche Autobahnauffahrt gewählt. Des Weiteren bin ich geschlichen und Schlangenlinien gefahren.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Antwort:
Im Restaurant dachte ich während des Trinkens daran, mir später ein Taxi zu bestellen. Am Ende des Abends habe ich aber nur noch an meine Arbeitstasche im Wagen gedacht. Wollte diese unbedingt noch mitnehmen, da ich sonst am nächsten Tag ohne Laptop nicht hätte arbeiten können. Da ich sonst unter der Woche nicht trinke, bin ich vermutlich aus Gewohnheit und Arbeitsdruck losgefahren. Meine Gedankengänge waren unter so hohem Alkoholeinfluss sehr sprunghaft und zerstreut.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Antwort:
Nein.
Wenn ich Alkohol getrunken habe, habe ich nie am selben Abend am Straßenverkehr teilgenommen. Ich habe das, bis zu diesem Vorfall, stets getrennt. Aufgefallen, bin ich vorher nie.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Antwort:
So ca. 60 Mal mit Restalkohol gefahren.
Diese Zahl ergibt sich aus 18 Jahren Führerschein Mal durchschnittlich 3 Trinkanlässen im Jahr, in dem ich gefahren bin. Zusätzlich aus dem letzten halben Jahr vor der TF, insgesamt bei 6 weiteren Anlässen aus der Arbeit (einmal monatlich mit dem Kunden Freitags). Bei anderen Veranstaltungen bin ich selbst nie gefahren.
Allerdings habe ich mir bisher nie bewusst gemacht welche Auswirkungen bereits schon ein Bier auf die Reaktionsfähigkeiten hat. Die Erkenntnis darüber, wie sich Alkohol im Körper abbaut hat mir sehr dabei geholfen zu verstehen, dass häufig noch Restalkohol im Körper verbleibt, auch wenn man geschlafen hat.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Antwort:
Mit 16 Jahren auf einer Geburtstagsfeier eines Freundes. Das erste Mal Bier probiert.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Antwort:
Als junger Erwachsener regelmäßig an den Wochenende mit Freunden in die Disko gefahren. Der Konsum stieg mit der Zeit an auf bis zu 10 Bieren am Abend oder 4 Biere und 4 Schnäpse oder 4-6 Gläser Wodka-Mischgetränke. Da war ich ca. 18 Jahre alt.
Ich habe damals meine Grenzen ausgetestet. Hier wurde wohl auch der Grundstein für die Verharmlosung von Alkohol gelegt.
Wege mit Freunden trennten sich, mit Anfang 20. Ausbildung angefangen. Trinkverhalten nahm rapide ab. Trinken nur noch bei Anlässen (Geburtstage, Hochzeiten, Silvester 5-6 im Jahr).
Danach mit Anstellung im Aussendienst, wofür der Führerschein benötigt wurde. Trinkverhalten wie davor. Nur zu Anlässen. 2009 bin ich mit meiner heutigen Frau zusammengezogen.
Mit 27 Arbeitgeberwechsel. Vom Aussendienstler ins untere Management in einer anderen Stadt (mit Zweitwohnung). Geplant für ein paar Jahre, mit dem Ziel in die Heimatstadt versetzt zu werden. Habe dort meine große Chance auf die Karriere gesehen. Trinkverhalten blieb privat gleich. Auf der Arbeit mit den Jahren wurde ich ein paar mal mitgenommen bei Vertragsunterzeichnungen (Handvoll). Dort wurde meist Sekt zum anstoßen getrunken. Trinkverhalten dort, ein Glas Sekt. Gelernt, wie das läuft. War aber sehr selten, da unteres Management. Zwei Mal im Jahr.
2017 Standortwechsel in eine andere Stadt (noch immer mit Zweitwohnung). Vom unteren Management ins mittlere Management. Großkundenaufträge bekommen, alles lief super. Privat & beruflich. Dann seit 2019, fehlten neue Aufträge (Firma in der Krise).
Ab Mitte 2019 sollte dann die Kundenbetreuung gesteigert werden, auch Alkoholausschank bei den Kundenevents. Teambesprechungen wurden jetzt häufiger. Konsum stieg von Juli bis Dezember 2019 an, im Rahmen der Arbeit. Trinkverhalten 4-7 Biere bei Veranstaltungen (intern wie extern). Während der Zeit, habe ich mich an den höheren Konsum gewöhnt. Zweitwohnung aber in der Innenstadt (mit ÖPNV nach Konsum), sonst Hotel und Bahnfahrten von Firma bezahlt.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Antwort:
Im letzten halben Jahr vor der TF, waren es 4-7 Biere pro Veranstaltung. Die Veranstaltungen waren 1-2 Mal die Woche.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Antwort:
Mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden. Das war dann bei internen, wie auch externen (mit Kunden) Veranstaltungen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Antwort:
Mitte 2019 bis zur TF war eine besondere Situation auf der Arbeit. Durch den Druck der Kunden und die öffentliche Wahrnehmung wurde das Arbeitsklima rauher. Führungspositionen wurden ausgetauscht, unbezahlte Überstunden an der Tagesordnung und nächtliche Anrufe aus dem Headquarter. In dieser Zeit nahmen viele Kollegen die Abfindung mit. Ich versuchte die Erwartungen meines Chefs und der Kunden, mit allen Mitteln zu erfüllen. Dahinter steckte die Angst vor dem Jobverlust, keine Boni-Zahlungen und Positionswechsel, obwohl meine Zahlen alle stimmten.
In dieser Zeit befand ich mich im Hamsterrad des Funktionierens. Ich habe nichts in Frage gestellt und habe allen Anweisungen des Chefs befolgt.
Alkohol war/ist bei solchen Events (intern und extern) gesellschaftlich akzeptiert, und es gab daher auch keine Reflektion meinerseits. Alkohol war für mich Mittel zum Zweck, um persönliche Vorteile rauszuholen. Boni, Verträge, Positionen.
Zum Jahreswechsel 2020 hatte ich endlich eine Postion an meinem Heimatort. Als mein neuer Chef uns zur großen Teambesprechung einlud, wollte ich diese Erwartungshaltung daher erst Recht erfüllen. Um mich beim neuen Chef anzubiedern, habe ich dann mit ihm getrunken.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Antwort:
Keine wesentlichen Einschränkungen bei einem Glas Bier oder einem Glas Wein. Nur Genuss.
Bei höherem Konsum, redseliger, Stimmungskurve nach oben, dann rapide wieder runter. Undeutliche Sprache, Koordinationsstörungen, ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Am nächsten Tag, Kopfschmerzen, Unwohlsein.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Antwort:
Den hohen Konsum gab es nur im Rahmen der Arbeit. Nach dem hohem Konsum, war ich immer erst am nächsten Tag zu Hause. Meine Frau wusste vom Konsum, aber sah kein ausreichenden Hinweis auf einen kritischen Konsum, ausser meiner Kopfschmerzen am Folgetag.
Teambesprechungen fanden immer in der Nähe meiner Zweitwohnung statt (immer vorher Auto weg, mit ÖPNV gefahren). Events in Kundennähe mit Hotelübernachtung bundesweit, es war also kein Fahren für mich notwendig.
Bei der Aufarbeitung nach der TF, hat mich meine Frau dann auf mein ambivalentes Verhalten hingewiesen, denn sie kannte mich so nicht.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Antwort:
Rückblickend war die Folge, dass ich meinen freien Tag nicht mit meiner Frau genießen konnte, da ich Kopfschmerzen hatte. Freie Tage waren durch Zweitwohnung etc. eh rar gesät. Mittlerweile finde ich das beschämend, da meine Priorität immer die Familie war. Ich habe Glück gehabt, dass es keine schweren sozialen Folgen hatte. Das ist mir erst jetzt bewusst.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Antwort:
Als junger Erwachsener habe ich mich häufig an den Wochenenden mit Freunden getroffen, um Abends aus zugehen. Damals habe ich meine Grenzen ausgetestet und sehr viel getrunken. Ich empfand es als normal in der Disko zu trinken, da hoher Alkoholkonsum im Freundeskreis gesellschaftlich akzeptiert war. Ich denke, dass damals der Grundstein dafür gelegt worden ist, dass ich Alkohol in seiner Form verharmlost habe. Aus Geselligkeit und vermeintlich anerkannter gesellschaftlicher Akzeptanz, habe ich mir keine Gedanken über den Unterschied und den Grenzen zu "Genuss" oder "Missbrauch" gemacht. Die Erwartungshaltung, die ich im Job bei Events zu erfüllen vermochte, empfand ich nicht als Gefahr oder moralisch verwerflich. Erst durch die Reflektion meines Verhaltens, bin ich mir der Gefahr und meinem Fehlverhalten bewusst.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Antwort:
Als junger Erwachsener habe ich mich einmal übergeben müssen nach höherem Konsum von Hochprozentigem. Das ist der Grund, warum ich in den späteren Jahren bis heute nur noch Bier, Wein oder Sekt trinke.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Antwort:
Während meiner Zeit in der Ausbildung und als Aussendienstler, habe ich bewusst nur 5-6 Mal im Jahr zu Anlässen getrunken, was man rückblickend als kontrolliertes Trinken bezeichnen würde (den Begriff kannte ich vor meiner Reflektion gar nicht).
Hier gab es auch durchaus Phasen in denen sich eben monatelang einfach kein Anlass zum Trinken ergab.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Antwort:
Als junger Erwachsener, über den Genuss hinausgetrunken, um Grenzen auszutesten. Stufe mich ein als verantwortungslos, jung und unreflektiert im Umgang mit Alkohol.
In meinem späteren Berufsleben im Management ist mein Konsum durch die Umstände/Gegebenheiten (ab Mitte 2019 bis Ende 2019) erheblich gestiegen. Rückblickend weiss ich, dass ich nicht mehr aus Genuss getrunken habe, sondern aus Erwartungshaltung Anderer. Ich habe den Umhang mit Alkohol verharmlost und nicht kritisch hinterfragt. Heute weiss ich, dass mein Alkoholkonsum an solchen Events über dem Maß des Normalen lag und aus welchen Gründen ich so agiert habe. Ich bin mir bewusst, dass ich mir selbst den Druck der Erwartungshaltung nicht mehr machen muss. Auf der Arbeit weiß man mich zu schätzen aufgrund meiner Expertise und Erfahrung.
Heute gehe ich bewusst mit Alkohol um und habe kontrolliertes Trinken erlernt und gelebt.