TF mit 1,83‰

Heute habe ich trotzdem Panik, das Gefühl, die Zeit rennt weg. Aber heute suche ich Hilfe, gerade jetzt in diesem Fall bei Euch. Und ich akzeptiere, dass es eben doch länger dauert; akzeptiere dass ich die Frage eben doch (noch) nicht perfekt beantworten kann.
Sag mal.. der Ungeduldsquengel.. den hast Du doch schon lange, oder?
Ja, habe ich…..sehr lange.

Wie alt (gefühlt)?
Ich glaube der ist geboren worden als ich Jugendlicher war…… da habe ich gerne vieles vor mir hergeschoben, bis ich unter Druck war….. dann habe ich funktioniert.
 
Hallo und guten Abend.
Ich weiß, die perfekte Antwort werde ich wohl niemals geben können (habe ich ja auch akzeptiert, und es ist in Ordnung); dennoch ist mir bewusst, dass nicht die perfekte, sondern MEINE Antwort die einzig wichtige ist.
Daher habe ich mir erlaubt, nochmal nur die Motive zu formulieren, wie ich sie für mich erklären kann. Vielleicht werde ich noch Monate oder Jahre brauchen, um wirklich jeden Millimeter meiner Seele zu ergründen, da ich das für mich und meine Zukunft brauche, um so mit vielem abschließen und noch positiver nach vorne schauen zu können.
@Karl-Heinz: wie du es mir schon einmal geraten hast, habe ich mich auch beim alkoholiker-forum eingelesen, und finde mich in sehr vielen Geschichten wieder. Ich möchte hier natürlich nichts abschreiben (wäre am Thema vorbei), sondern es für mich in einen stimmigen Kontext bringen, daher bin ich Dir/Euch dankbar für das immer ehrliche und knallharte Feedback :smiley22:

Innere Motive:
Im Laufe der Aufarbeitung habe ich festgestellt, dass ich ein EKA bin. Mein Vater war alkoholabhängig und meine Mutter co-abhängig. Auch meine Eltern sind jeweils mit einem alkoholabhängigen Vater großgeworden. Als Älteste der Kinder hatten sie jeweils die Verantwortung für die Geschwister, mussten früh Verantwortung übernehmen, wurden körperlich bestraft bei Fehlern, die sie (oder die Geschwister) begangen hatten. Auch wurden sie leistungsorientiert erzogen, also „wenn du nicht arbeiten gehst, nichts leistest, dann bist du nichts wert.“ Meine Großmütter haben nach außen hin versucht, den Schein der heilen Welt aufrecht zu halten, und alles Negative spielte sich nur in den eigenen vier Wänden ab. Dadurch wurden auch meine Eltern zu EKAs; sie haben sicherlich versucht, die Fehler nicht zu wiederholen, aber unbewusst wurden viele Verhaltensweisen mit in unsere Familie getragen.
Bei meinem Vater war die Sucht schleichend, meine Mutter hat versucht hier den Schein der „normalen“ Familie zu wahren. Während mein Vater heimlich getrunken hatte, was immer mehr zu Streit geführt hat, trank meine Mutter irgendwann unregelmäßig. Ich wurde dann zum Zuhörer, vielleicht auch zum Tröster, so genau weiß ich das heute nicht mehr. Aber ich habe über meine „Probleme“ nicht gesprochen, wollte nicht zur Last fallen, nicht noch mehr Probleme verursachen, und habe diese eher verdrängt. Ich wollte ja nicht die Ursache für noch mehr Probleme sein.
Bei meinen Freunden zuhause habe ich ein anderes Familienleben erlebt, wobei hier eher die materiellen Dinge im Vordergrund standen. Es war mir irgendwann immer unangenehmer, Freunde mit zu mir nach Hause zu nehmen, nicht weil meine Eltern zugedröhnt auf der Couch lagen; mir waren die Streitereien unangenehm, weshalb ich zuhause auch immer die Stimmung eingefangen habe, ob ich jemanden mitbringen kann oder nicht. Auch habe ich mich geschämt, dass ich nicht das hatte, was andere hatten. Wenn ich so etwas auch nur ansatzweise erwähnt hatte, musste ich mir anhören, was meine Eltern bisher geleistet hatten, wie schwer sie es hatten, dass ich undankbar bin etc. Dabei blieben meine kleinen Erfolge im Leben, schulisch oder beim Sport, fast unbemerkt. Ich habe es damals nicht als schlimm, sondern als „normal“ empfunden, ein einfaches „Gut“ hatte ausgereicht. Jedoch immer „die anderen“ im Hinterkopf, wie begeistert die anderen Eltern waren, wie engagiert die anderen Eltern waren … Und auch wenn ich mich mit diesem „Gut“ zufriedengegeben habe, so habe ich mir doch ein wenig mehr Anerkennung und Freude gewünscht. Daher wollte ich bei allem was ich mache, volle Leistung bringen, ein gutes Kind sein, meine Eltern stolz machen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass alles was ich mache, einfach nicht gut genug ist.
Ich habe dadurch nie gelernt, über meine Probleme zu sprechen, auch wollte ich es nicht, da ich niemandem damit zur Last fallen wollte. So haben sich über die letzten Jahre bei mir schleichend immer mehr Probleme angehäuft, die ich immer wieder verdrängt habe und nicht als Probleme erkennen wollte, dadurch auch nicht lösen konnte. Trotzdem waren sie da, und haben in mir genagt, mich innerlich unruhig gemacht; ich stand ständig unter Strom, und eine Strategie, diesen Druck abzulassen hatte ich nicht. Der Alkohol hat mir geholfen, diesen Druck, und vor allem meine Alarmsignale, die mich an meine Grenzen erinnern sollten, auszuschalten.
Während ich vorher meine Probleme vermeintlich erfolgreich verdrängen konnte, so war ich nach der Trennung 2022 überfordert, diesen Problemberg, aber auch die anfallenden Arbeiten schrittweise abzuarbeiten. Hilfe wollte und konnte ich nicht annehmen, da ich die Angst hatte, die Kontrolle zu verlieren, wenn ich nicht alles selbst mache, nicht perfekt mache. Jeder sollte jeder sehen, dass ich mit allen Situationen selbst klarkomme, ich dadurch Anerkennung von anderen bekomme, man mir auf die Schulter klopft, mich für meine Leistung wertschätzt. Wenn ich meine angestrebte Perfektion nicht erreicht habe, habe ich dies immer als persönliches Versagen empfunden, habe mich unzulänglich und wertgemindert gefühlt. Ich wollte allen anderen alles recht machen, wenn ich „Nein“ sagen wollte, habe ich „Ja“ gesagt, mir immer mehr Aufgaben auftragen lassen. Ich habe es als Schwäche empfunden, wenn ich „Nein“ sage. Ich war dann in einer Abwärtsspirale gefangen, aus der ich alleine nicht mehr herausgekommen bin. Ich habe es auch als Schwäche gesehen, mich zu öffnen, über das zu sprechen, was mich belastet. Ich weiß heute, dass es keine Schwäche war, sondern meine „Überlebensstrategie“, den ich im Laufe der Jahre entwickelt habe.
Alkohol hat mir geholfen, all meine Probleme, meinen Frust, meine Einsamkeit, zu vergessen. Ich habe mich besser gefühlt, mein Kopf war frei. Ich war enthemmter, ich konnte zumindest etwas aus mir herauskommen, ohne daran zu denken oder Angst zu haben, dass meine Fassade bröckeln könnte, und jemand erkennt, dass ich doch nicht perfekt bin, ich nicht alles kann/alles weiß; auch ich Probleme habe, Hilfe brauche. Niemand sollte erkennen, dass ich unzufrieden bin wie es in meinem Leben verläuft, was ich mir eigentlich wünsche.
 
WOW :a055:

Das ist herausragend und absolut stimmig !
Ich finde deine Generationenrecherche auch toll, dass du dir anschaust, warum deine Eltern so sind / waren.
Das nützt letztlich nur dir, weil es dazu führen kann, diese Trauer, Wut etc. deiner Kindheit zu überwinden.
Letztlich also dazu führt, dass du ihnen verzeihst, und damit auch dir und dich nicht in Scham- und Schuldgefühlen wälzt, die übrigens fast immer ein Garant für einen Rückfall sind, in jedem Fall aber eine zufriedene Abstinenz unmöglich machen.

Falls dir danach sein sollte, kannst du dich mal in „Parentifizierung“ einlesen.
Aber wirklich nur, wenn du dazu „Lust“ hast.

Mein Vorschlag wäre nun, das mal „sacken“ zu lassen, dir und deiner Seele mal eine hochverdiente Pause zu gönnen, bevor du dich an den großen Fragebogen setzt.

Viele liebe sehr stolze Grüße :smiley138:
 
Guten Morgen.
Ich danke dir vielmals, für alles Bohren, Nachhaken, Bohren, A*****tritte…..habe ich gebraucht. Ich danke natürlich auch allen anderen hier, die mir bisher geholfen haben.
Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wo der Ursprung des Übels liegt, bei ein Telefonat am Wochenende hat es mir dann den Schlag versetzt……Stichwort Leistung (bringen)…..

Letztlich also dazu führt, dass du ihnen verzeihst, und damit auch dir
Das wird dauern, vielleicht noch Monate/Jahre; aber ich bin mir sicher, ich bin auf dem richtigen Weg.
Mein Vorschlag wäre nun, das mal „sacken“ zu lassen, dir und deiner Seele mal eine hochverdiente Pause zu gönnen, bevor du dich an den großen Fragebogen setzt.
Dazu muss ich mich echt zwingen! Da der…..
Ungeduldspanikquengel
mich schon wieder pusht

Tausend Dank an Euch! Das ist einfach großartig hier!
 
Das ist aber auch gut so, oder ?
Absolut!!!
Ich hatte es ja auch schon in der letzten "Version" des FB geschrieben: durch das Verstehen (wenn auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht 100%ig) und Akzeptieren.......es geht mir gut! Ich fühle mich erleichtert!
Es hat ja schon die ganze Zeit was mit, oder besser, IN mir gemacht, und das wird es auch weiter, weit über die MPU hinaus, da bin ich mir sicher. Momentan bin ich einfach nur glücklich, und auch zuversichtlich!

Ich weiß, so etwas will der GA nicht hören, und es soll ja auch nicht den Eindruck erwecken, dass es mir NUR um den FS geht.....aber genau das ist es, was noch mein riesengroßer Stressfaktor ist; und ich rede nicht davon, dass es umständlich ist, so ohne Lappen.....nee, klappt alles; FAST alles!
Egal, es geht natürlich um mich, und um sonst nichts. Und ich kann es nicht oft genug sagen: ich bin glücklich!!!! Und das dank euch!
 
Hallo und guten Abend.
Ich habe nun alles weiter sacken lassen, habe noch etwas an meinem FB umgeschrieben, und bin auf Eure Einschätzung gespannt.
Kleines Update: war gestern bei der FSSt, und plane, die MPU in der zweiten Dezember-Woche durchführen zu lassen.....in der Hoffnung, das neue Jahr startet wie ich es mir wünsche.
Vielen Dank schonmal für´s Feedback :smiley22:

FB Alkohol
Zur Person

Geschlecht: männlich
Größe: 180cm
Gewicht: 82kg (bei der TF noch 91kg)
Alter: 43

Was ist passiert?

Datum der Auffälligkeit: 02.10.2024
BAK: 1,83 %o
Trinkbeginn: 17:30
Trinkende: 22:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 23:20 Uhr

Stand des Ermittlungsverfahrens

Gerade erst passiert: ---
Strafbefehl schon bekommen: ja
Dauer der Sperrfrist: 6 Monate (Ende 05/2025)

Führerschein

Hab ich noch: nein
Hab ich abgegeben: ja (entzogen)
Hab ich neu beantragt: ja (20.11.2025)

Führerscheinstelle

Hab schon in meine Akte geschaut: ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Fahren ohne Fahrerlaubnis im Jahr 2018
Genaue Fragestellung der FSSt :
„Ist zu erwarten, dass STIER zukünftig einen die Fahrsicherheit beeinträchtigenden Alkoholkonsum und das Führen von (Kraft-) Fahrzeugen hinreichend sicher trennen kann?“
und
„Erfüllt er aufgrund des aktenkundigen Alkoholkonsums weiterhin die körperlich/geistigen Voraussetzungen zum sicheren Führen eines (Kraft-)fahrzeuges der Gruppe A,C?“

Bundesland:
Rheinland-Pfalz

Konsum

Ich lebe abstinent seit: 03.10.2024

Abstinenznachweis

PEth-Analytik: ja (seit 02.12.2024, geplant 12M)
Leberwerte: ja, zuletzt 06/2025, auch 03/2025 und 11/2024, alles im Normbereich;

Aufarbeitung

Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): ja…….
Psychologe/Verkehrspsychologe: ja, Dipl.-Psych., gleichzeitig Verhaltenstherapeut
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: nein

MPU

Datum: geplant Dezember 2025
Welche Stelle (MPI): geplant PIMA
Schon bezahlt?: nein
Schon eine MPU gehabt? Ja. 12/2005; Erteilung Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung
Wer hat das Gutachten gesehen?: FEB
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?: „(…) Er entspricht den Anforderungen an die Aufmerksamkeits- und Orientierungsleistungen, die Belastbarkeit, die Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit.“

Altlasten

Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
Fahren ohne Fahrerlaubnis 2018
1 Punkt wg Geschwindigkeitsüberschreitung 2024
zuvor auch schon Punkte deswegen





1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.

Ich kam am 02.10.2024 gegen 17:00 Uhr nach Hause, war geschafft und ich habe (dann gegen 17:30 Uhr) ein Glas Wein (0,2l) getrunken.
Gegen 18:00 Uhr war ich bei einer Grillfeier. Dort habe ich ein Bier zum Anstoßen getrunken, im weiteren Verlauf noch weitere 4 Bier a 0,5l (insg. 2,5l). Mir wurde ein Gin-Tonic angeboten, ich habe nicht nein gesagt und einen getrunken, anschließend weitere zwei, den letzten etwa 21:50 Uhr. Ich wurde müde, und wollte dann auch langsam nach Hause in mein Bett. Ich habe mich ins Auto gesetzt, bin losgefahren, und etwa 1,5 km später bin ich zu schnell auf eine T-Kreuzung gefahren, über diese auf einen Acker, und im Graben dann zum Stehen gekommen.​

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
1 Glas Wein 0,2l (12%)
5 Fl. Bier a 0,5l (5,2%)
3 Gin-Tonic a 60ml (40%)

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Mein Heimweg betrug ca. 19km, und nach etwa 1,5km hatte ich den Unfall.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Ich habe mir hierüber keine Gedanken gemacht. Da ich aber die Strecke aber schon einige Male gefahren war, dachte ich, es wird schon gut gehen, und habe mich überschätzt.​

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Geplant war, dass ich mitgenommen werde und das Auto stehen lasse. Diese Möglichkeit hätte ich auch gehabt, wenn ich noch etwas länger hätte bleiben wollen. Da ich aber nach Hause wollte, hatte ich mich entschieden, doch mit dem Auto nach Hause zu fahren
An die Möglichkeit, mir ein Taxi zu rufen, habe ich nicht gedacht, da die Feier im ländlichen Gebiet war, und bis ein Taxi da wäre, könnte ich auch mit den anderen fahren. Außerdem wollte ich mir das Geld sparen.​

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Alkoholisiert habe ich sicher 400-500 mal am Straßenverkehr teilgenommen.
Was ich daraus folgere? Das ich mir im Laufe der Zeit eine sehr hohe Giftfestigkeit „antrainiert habe“, daher Alkohol und Autofahren nicht mehr hinreichend getrennt habe, und jedesmal die Alkohol(nach)wirkung unterschätzt habe.


Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?

Erinnerlich mit 6 Jahren, als ich mit meinem Vater auf dem Fußballplatz war. Bei Familienfesten oder Besuch von Bekannten meiner Eltern wurde Alkohol getrunken.
Das erste Mal Alkohol habe ich selbst mit 13 Jahren auf einer Jugendfreizeit getrunken.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Bis 2019 habe ich unregelmäßig Alkohol getrunken, im Durchschnitt im Monat 3L Bier. Selten habe ich mehr getrunken. Ausreißer kamen im Jahr vielleicht 5 oder 6mal vor. Es gab jedoch Episoden, in denen ich mehr getrunken habe, zum einen der Tod des Vaters 2005, zum anderen die Trennung meiner Partnerin 2014.
Nach dem Hauskauf 2019 mit meiner damaligen Partnerin und Covid-Beginn 2020 und engere Bindung mit den Nachbarn hatten wir uns am Wochenende getroffen, uns besser kennengelernt. Hier hat sich die Frequenz, auch die Alkoholmenge schrittweise gesteigert. An Abenden mit maximaler Trinkmenge (über 5 bis 7 Stunden) habe ich irgendwann etwa 15 Bier (a 0,33l), manchmal auch bis 3 Jack-Daniels-Cola (1:3; dafür weniger Bier) und (überschlagen) etwa 10 Schnäpse (a 4cl Berliner Luft, immer wieder als "Kurzer“ bei Trinkspielen) getrunken. Durchschnittlich waren es die 10-14 Bier (eher weniger), und die Schnäpse (auch weniger als angegeben) zwischendurch. Das war etwa ein- bis zweimal im Monat über zwei Jahre.
Mit Ende Covid Mitte 2022 (so habe ich es zumindest erlebt) hat sich die Menge und auch die Gelegenheit, an denen ich Alkohol getrunken habe, wieder reduziert. Die Beziehung mit meiner Partnerin lief zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gut., wir haben wenig unternommen, saßen zuhause. Ich habe mich dann mit meinen Nachbarn oder mit Freunden getroffen. Unregelmäßig freitags habe ich bis zu 4 Bier (0,33l) getrunken. 1-2 mal im Monat habe ich samstags 6 (0,33l), manchmal auch 8 Bier getrunken.
November 2022 dann die Trennung, und wieder weil ein anderer Mann im Spiel war. Mein Konsum ging wieder nach oben, und ich habe wieder zweimal im Monat (über 3 Monate) 12 Bier (5% a 0,33L) und 15 Schnäpse (18% a 4cl) getrunken. Unter der Woche habe ich unregelmäßig abends bis zwei Gläser Wein (je 0,2L), in der Woche gesamt etwa 1L, getrunken,
Ich habe mich dann wieder gefangen, habe meinen Konsum wieder reduziert, allerdings gab es einmal im Monat einen Abend, an dem ich bis 15 Bier (0,33l) und bis etwa 15 Schnäpse (18% a 4cl) getrunken habe.
Anfang November 2023 wurde mir „sexuelle Belästigung“ vorgeworfen. Der Vorfall hatte gereicht, dass mir einige Nebenaufgaben, die ich wirklich gerne gemacht habe, entzogen wurden. Ich habe an drei Abenden meine Maximalmenge getrunken (etwa 15 Bier (a 0,33l), manchmal auch bis 3 Jack-Daniels-Cola (1:3; dafür weniger Bier) und (überschlagen) etwa 10 Schnäpse (a 4cl Berliner Luft)).
Anfang Januar 2024 habe ich mich wieder gefangen, habe meinen Konsum reduziert, in der Woche habe ich unregelmäßig abends bis zwei Gläser Wein (je 0,2L) getrunken, oder habe mich mit Freunden/Kollegen abends noch zum Feierabend-Bier getroffen. Ich hatte hier bis zu drei Bier, bevor ich dann nach Hause gefahren bin. Am Wochenende habe ich im Monat ein- bis zweimal samstags bis 6 Bier (etwa 2L) getrunken. Einmal im Monat gab es einen Abend, an dem ich trotzdem bis zu 15 Bier (0,33l) und etwa 15 Schnäpse getrunken habe.
Ich habe meine jetzige Partnerin im Mai 2024 kennengelernt, wir kamen im Juni zusammen, und der Konsum ging wieder zurück. Wir habend abends einmal die Woche ein Glas Wein zum Essen getrunken, ich habe am Wochenende 6 Bier (etwa 2L) getrunken, wenn ich mit Freunden zusammensaß, bis zur TF.​

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
In den letzten zweieinhalb Jahren durchschnittlich unter der Woche etwa 1L Wein, am Wochenende dann 12 Bier (5% a 0,33L) und 15 Schnäpse (18% a 4cl). Das Trinken am Wochenende kam durchschnittlich etwa 1-2 mal im Monat vor.

11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich habe überwiegend in Gesellschaft getrunken mit Nachbarn oder mit Freunden. Zudem habe ich alleine unter der Woche abends unregelmäßig zwei- bis drei Gläser Wein getrunken.

12. Warum haben Sie getrunken?
Innere Motive:
Im Laufe der Aufarbeitung habe ich festgestellt, dass ich EKA bin. Mein Vater war alkoholabhängig und meine Mutter co-abhängig. Auch meine Eltern sind jeweils mit einem alkoholabhängigen Vater großgeworden. Als Älteste der Kinder hatten sie jeweils die Verantwortung für die Geschwister, mussten früh Verantwortung übernehmen, wurden körperlich bestraft bei Fehlern, die sie (oder die Geschwister) begangen hatten. Auch wurden sie leistungsorientiert erzogen, also „wenn du nicht arbeiten gehst, nichts leistest, dann bist du nichts wert.“ Meine Großmütter haben nach außen hin versucht, den Schein der heilen Welt aufrecht zu halten, und alles Negative spielte sich nur in den eigenen vier Wänden ab. Dadurch wurden auch meine Eltern zu EKAs; sie haben sicherlich versucht, die Fehler nicht zu wiederholen, aber unbewusst wurden viele Verhaltensweisen mit in unsere Familie getragen.
Bei meinem Vater war die Sucht schleichend, meine Mutter hat versucht hier den Schein der „normalen“ Familie zu wahren. Während mein Vater heimlich getrunken hatte, was immer mehr zu Streit geführt hat, trank meine Mutter irgendwann unregelmäßig. Ich wurde dann zum Zuhörer, vielleicht auch zum Tröster, so genau weiß ich das heute nicht mehr. Aber ich habe über meine „Probleme“ nicht gesprochen, wollte nicht zur Last fallen, nicht noch mehr Probleme verursachen, und habe diese eher verdrängt. Ich wollte ja nicht die Ursache für noch mehr Probleme sein.
Bei meinen Freunden zuhause habe ich ein anderes Familienleben erlebt, wobei hier eher die materiellen Dinge im Vordergrund standen. Es war mir irgendwann immer unangenehmer, Freunde mit zu mir nach Hause zu nehmen, nicht weil meine Eltern zugedröhnt auf der Couch lagen; mir waren die Streitereien unangenehm, weshalb ich zuhause auch immer die Stimmung eingefangen habe, ob ich jemanden mitbringen kann oder nicht. Auch habe ich mich geschämt, dass ich nicht das hatte, was andere hatten. Wenn ich so etwas auch nur ansatzweise erwähnt hatte, musste ich mir anhören, was meine Eltern bisher geleistet hatten, wie schwer sie es hatten, dass ich undankbar bin etc. Dabei blieben meine kleinen Erfolge im Leben, schulisch oder beim Sport, fast unbemerkt. Ich habe es damals nicht als schlimm, sondern als „normal“ empfunden, ein einfaches „Gut“ hatte ausgereicht. Jedoch immer „die anderen“ im Hinterkopf, wie begeistert die anderen Eltern waren, wie engagiert die anderen Eltern waren … Und auch wenn ich mich mit diesem „Gut“ zufriedengegeben habe, so habe ich mir doch ein wenig mehr Anerkennung und Freude gewünscht. Daher wollte ich bei allem was ich mache, volle Leistung bringen, ein gutes Kind sein, meine Eltern stolz machen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass alles was ich mache, einfach nicht gut genug ist.
Ich habe dadurch nie gelernt, über meine Probleme zu sprechen, auch wollte ich es nicht, da ich niemandem damit zur Last fallen wollte. So haben sich über die letzten Jahre bei mir schleichend immer mehr Probleme angehäuft, die ich immer wieder verdrängt habe und nicht als Probleme erkennen wollte, dadurch auch nicht lösen konnte. Trotzdem waren sie da, und haben in mir genagt, mich innerlich unruhig gemacht; ich stand ständig unter Strom, und eine Strategie, diesen Druck abzulassen hatte ich nicht. Der Alkohol hat mir geholfen, diesen Druck, und vor allem meine Alarmsignale, die mich an meine Grenzen erinnern sollten, auszuschalten.
Während ich vorher meine Probleme vermeintlich erfolgreich verdrängen konnte, so war ich nach der Trennung 2022 überfordert, diesen Problemberg, aber auch die anfallenden Arbeiten schrittweise abzuarbeiten. Hilfe wollte und konnte ich nicht annehmen, da ich die Angst hatte, die Kontrolle zu verlieren, wenn ich nicht alles selbst mache, nicht perfekt mache. Jeder sollte jeder sehen, dass ich mit allen Situationen selbst klarkomme, ich dadurch Anerkennung von anderen bekomme, man mir auf die Schulter klopft, mich für meine Leistung wertschätzt. Wenn ich meine angestrebte Perfektion nicht erreicht habe, habe ich dies immer als persönliches Versagen empfunden, habe mich unzulänglich und wertgemindert gefühlt. Ich wollte allen anderen alles recht machen, wenn ich „Nein“ sagen wollte, habe ich „Ja“ gesagt, mir immer mehr Aufgaben auftragen lassen. Ich habe es als Schwäche empfunden, wenn ich „Nein“ sage. Ich war dann in einer Abwärtsspirale gefangen, aus der ich alleine nicht mehr herausgekommen bin. Ich habe es auch als Schwäche gesehen, mich zu öffnen, über das zu sprechen, was mich belastet. Ich weiß heute, dass es keine Schwäche war, sondern meine „Überlebensstrategie“, den ich im Laufe der Jahre entwickelt habe.
Alkohol hat mir geholfen, all meine Probleme, meinen Frust, meine Einsamkeit, zu vergessen. Ich habe mich besser gefühlt, mein Kopf war frei. Ich war enthemmter, ich konnte zumindest etwas aus mir herauskommen, ohne daran zu denken oder Angst zu haben, dass meine Fassade bröckeln könnte, und jemand erkennt, dass ich doch nicht perfekt bin, ich nicht alles kann/alles weiß; auch ich Probleme habe, Hilfe brauche. Niemand sollte erkennen, dass ich unzufrieden bin wie es in meinem Leben verläuft, was ich mir eigentlich wünsche.​

Äußere Motive:
In der Gruppe wollte ich nicht „Nein“ sagen und damit auffallen. Mir war es wichtig, was andere von mir halten, und ich wollte mitziehen. Ich kam an solchen Abenden aus meiner Einsamkeit raus, und das wollte ich genießen.​

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Bei wenig Alkoholkonsum war ich lustiger, enthemmter, redseliger, und habe mich freier und erleichtert gefühlt, habe meine Sorgen und Probleme vergessen und verdrängt. Ich habe bei Gesprächen vieles ins Lächerliche gezogen. Auch war ich etwas „hyperaktiver“, übermütiger, und die Risikobereitschaft stieg; dadurch stand ich nicht unbedingt im Mittelpunkt, aber habe versucht mich dorthin zu drängen, und damit bemerkt zu werden. Wenn ich weiter getrunken habe, war ich irgendwann emotionaler, war dann in der Lage, über mich und meine Gefühlslage zu reden, fühlte mich aber gleichzeitig erschöpft und müde.
Am Folgetag war ich auch müde, erschöpft, unkonzentriert, ich hatte Kopfschmerzen, mir war schlecht und ich hatte Magenschmerzen.​

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein. Wenn ich mehr Alkohol getrunken habe, dann in Gesellschaft, und es ist nicht aufgefallen.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich war unkonzentriert, habe nur das nötige getan, was dringend oder wichtig zu erledigen war, den Rest habe ich verschoben. Ich war lustlos, habe dadurch auch den Spaß an einigen Dingen verloren, da ich sie als übles „Muss“ und nicht als Entspannung empfunden habe.
Im beruflichen habe ich meine Aufgaben zwar erfüllt, aber nicht in der Perfektion, nach der ich strebe. Dadurch ist meine Frustration weiter gestiegen, ich habe dies immer als persönliches Versagen empfunden, was ich mir aber nicht anmerken lassen wollte.​
 
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.

2005 Tod meines Vaters. Ich konnte oder wollte hier nicht über meine Trauer sprechen, wollte stark wirken, vor meiner Familie und vor Freunden.
2014 Trennung meiner Partnerin. Die Ursache habe ich darin gesehen, dass sie einen anderen Mann kennengelernt hat, ich mir wertlos und ungenügend vorkam. Heute sehe ich den Fehler darin, dass in schlechten Zeiten nicht wirklich Lösungen gefunden wurden, sondern Streitursachen und Probleme nach einiger Zeit wie aufgelöst waren, jedenfalls für mich. Dass die Unzufriedenheit meiner Partnerin weiterhin bestand, habe ich nicht gesehen.
2022 Trennung meiner nächsten Partnerin. Auch hier hatte sich (zuvor schon) eine gewisse Unzufriedenheit eingestellt, die aber nicht angesprochen, sondern einfach übergangen wurde. Probleme wurden nicht gelöst, sondern nur verschoben.
2023 Vorwürfe wegen Belästigung. Dies war für mich ein Tabuthema, was ich nicht ansprechen wollte. Ich habe mich zwar verteidigt, aber nie angesprochen, was dies mit mir gemacht hat. Überspitzt gesagt, ich hatte das Gefühl, die Welt sei gegen mich, niemand wolle mir zuhören, und ich wollte nicht als schwach dastehen, indem ich jetzt noch emotional werde.​

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Es gab sehr viele Abende, an denen ich nicht mehr weiß wieviel ich getrunken habe, und ich hatte an einigen Abenden auch kleine Erinnerungslücken.​

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Berufsbedingt habe ich seit 2012 einmal im Jahr für 2-3 Monate keinen Alkohol getrunken.

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Ich habe mich früher als Gesellschafts-/Partytrinker gesehen, und habe meinen Konsum als gesellschaftsfähig und „situationsbedingt normal“ eingestuft.
Heute stufe ich mich als Alpha-Trinker (nach Jellinek) ein. Mir ist heute bewusst, dass ich ein Problem im Umgang mit Alkohol hatte und habe, dass ich meine Grenzen nicht kannte bzw. sich diese durch meine Giftfestigkeit verschoben haben, ich immer mehr getrunken habe, um das Gefühl der Unbeschwertheit zu bekommen. Ich habe Alkohol missbraucht, um mich besser zu fühlen, meine Probleme zu vergessen.​


Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein. Seit der TF habe ich keinen Alkohol mehr getrunken.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zuletzt am 02.10.2024 gegen 21:50 Uhr

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe erkannt, dass ich Alkohol als vermeintlichen Problemlöser und zur Gefühlssteuerung missbraucht habe. Dadurch habe ich die Kontrolle über meinen Konsum verloren, und meine Trinkbremse nachhaltig geschädigt. Ich werde auch in Zukunft meinen Konsum nicht kontrollieren können, weshalb ich mich für den abstinenten Weg entschieden habe.​

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon
eher?

Ich habe mich in der Vergangenheit nie ernsthaft reflektiert. Fehler, die ich gemacht habe, habe ich fehlinterpretiert, und ich habe die Gründe vieler Probleme lediglich an der Oberfläche gesucht, ich bin nie weiter in die Tiefe eingetaucht. Ich habe Alkohol als Problemlöser und zur Emotionssteuerung missbraucht, ich konnte nicht verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen, und habe dadurch die Kontrolle im Umgang mit Alkohol verloren.
Dadurch, dass ich meine Geschichte, die Ursachen meines Konsums und auch die drohenden Folgen erst jetzt verstanden und vor allem akzeptiert habe, habe ich schlichtweg Angst vor der Zukunft, wenn ich diesen Weg weitergehen würde. Mir ist bewusst geworden, was ich im Leben möchte, was ich erreichen will: Ich möchte mit meiner Partnerin eine glückliche Ehe führen, ich möchte ein Vorbild für meine Kinder sein, für meine Familie gesund bleiben und noch lange leben. Hierzu will und muss ich diese Kette unterbrechen, in der ich ein Glied war bzw. bin, dass ich diese nicht einfach verlassen kann habe ich auch akzeptiert. Jedoch möchte ich nicht die gleichen Fehler machen, die meine Eltern (und ihre Eltern) gemacht haben. Daran haben ich und meine Partnerin nun lange Zeit gearbeitet, wir reden viel und auch über die Dinge, die mich (oder sie) bedrücken.
Ich habe Spaß an meiner Arbeit, ich bilde gerne aus, ich arbeite gerne mit Menschen. Ich möchte für meine jüngeren Kollegen ein Vorbild sein, und auch wenn ich mir hier selbst Druck auf mich selbst aufbaue, so sehe ich dies als positiven Druck, da dieser mich anspornt, den Weg beizubehalten, den ich nun eingeschlagen habe.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die Änderung des Trinkverhaltens war durch die TF und die bevorstehende Untersuchung von außen auferlegt, so habe ich es anfangs empfunden. Mit der Zeit habe ich die körperlichen und seelischen Veränderungen durch den Alkoholverzicht bemerkt, diesen habe ich im weiteren Verlauf als angenehm empfunden, bis heute.
Der Weg dahin war jedoch nicht einfach, die gesamte Umstellung habe ich als schwierig und zeitintensiv erlebt. Während anfangs der Schock durch die TF noch frisch war, konnte ich leicht Alkohol ablehnen. Ich kam mir jedoch nach einem Monat wie ein Außenseiter vor, habe mich dann immer weiter zurückgezogen, da ich nicht wusste, wie ich mit der Situation umgehen musste. Aus der Not heraus war ich gezwungen, auch ohne Alkohol über gewisse Dinge zu reden, Hilfe anzunehmen. Hier waren meine engen Freunde eine große Stütze, da diese auf mich zugegangen sind, mich aus meiner Isolation herausgeholt haben, mir geholfen haben, meinen Schutzpanzer aufzubrechen; mich bestärkt haben, offen zu reden. Hierbei haben sich auch meine wahren Freunde herauskristallisiert, ich habe mich auch von einigen meiner sogenannten „Freunde“ getrennt, die mir lediglich eine Stütze beim Konsumieren waren, und sonst keine Hilfe.
Dadurch, und auch durch die Anmeldung in Internet-Foren, in denen ich andere kennengelernt habe, die dieselben Hintergründe haben wie ich, habe ich bemerkt, dass es mir gut tut zu wissen, nicht alleine dazustehen, Hilfe zu bekommen, wenn ich sie brauche, und sei es nur, um mir meinen Frust von der Seele zu reden. Dadurch war ich auch immer mehr in der Lage, mit meiner Partnerin über Gefühle und Wünsche zu reden, was unsere Beziehung immer weiter gefestigt hat. Heute bin ich stolz auf das was ich geleistet habe, auf die Veränderungen, die ich mir erarbeitet habe, und bin zuversichtlicher.​

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Durch das Verstehen und Akzeptieren bin zufriedener mit mir selbst. Ich fühle mich erleichtert, selbstsicherer, habe ein neues Lebens- und Körpergefühl. Ich habe wieder mehr Freude, bin lebenslustiger und auch aktiver, fitter, ich schlafe besser; ich wache morgens früh auf, und starte gestärkt und positiv in den Tag. Dadurch, dass ich viel Zeit gewonnen habe, die ich durch Konsum und den verkaterten Tag danach einspare, konzentriere ich mich wieder auf die für mich wichtigen Dinge des Lebens. Ich kann es nur kurz zusammenfassen sagen: ich bin glücklich.
Das ist auch meinen Kollegen, meinen Freunden und auch meiner Familie aufgefallen, dass ich wieder derjenige bin, der ich mal war. Neben meinem eigenen guten Empfinden bestärkt mich das, diesen Weg auch weiterzugehen.​

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch die strikte Einhaltung meiner Abstinenz. Hierbei ist der wichtigste Punkt für mich, dass ich durch die Aufarbeitung meiner Geschichte und die Gründe meines Alkoholmissbrauchs verstanden, und auch akzeptiert habe. Ich habe akzeptiert, dass nichts in der Welt perfekt ist, dass ich nicht perfekt bin, auch nicht perfekt sein muss, um akzeptiert und gewertschätzt zu werden. Mein Hang zur Perfektion besteht weiterhin, ich empfinde dies auch nicht als negativ, im Gegenteil. Erreiche ich das perfekte Ziel nicht, spornt mich dies an, mich zu verbessern, aus meinen Fehlern zu lernen. Allerdings zieht es mich nicht mehr runter, wenn ich dieses Ziel nicht immer erreiche, ich sehe es nicht mehr als persönliches Versagen, ich habe akzeptiert, dass Fehler menschlich sind, und auch ich ein Mensch bin, und Fehler machen darf, um mich weiterzuentwickeln.
Ich ignoriere oder verschiebe Probleme nicht mehr, sondern ich suche nach Lösungen, frage nach Hilfe und nehme diese auch an.
Ich treffe mich einmal im Monat mit drei meiner engsten Freunde zum Essen. Hier trinkt niemand Alkohol; wir nutzen diese Gelegenheit, uns auszutauschen, zu lachen, über Probleme, aber auch die schönen Dinge zu reden. Dies hat mir schon einige Male die Augen geöffnet, und ich habe einen anderen Blickwinkel für viele Sachen bekommen; was mir hilft, vieles anderes anzugehen und nachhaltig zu lösen. Hier hilft mir auch sehr meine Partnerin und meine Familie, die immer ein offenes Ohr für mich haben. Auch außerhalb dieser vereinbarten Treffen kann ich meine Freunde anrufen, wenn es mir nicht gut geht, oder ich merke, dass ich Hilfe brauche. Bisher hat dies auch gut funktioniert.
Bei Anlässen, bei denen der Alkoholkonsum im Vordergrund steht, z.B. Vatertag, Junggesellenabschiede, Parties, etc., sage ich wieder „Nein“, und meide diese. Ich überlege mir heute im Vorfeld genau, an welchen Anlässen ich teilnehme, und welche ich auslasse. Wenn ich dann zu irgendwelchen Anlässen gehe, sage ich ebenfalls „Nein“, trinke meine alkoholfreien Getränke, und bin stolz darauf. Ich gehe dann nach Hause, wenn mir das Verhalten der anderen mit steigendem Alkoholpegel zu anstrengend wird. Damit meine ich, dass mit steigendem Pegel die Lautstärke nach oben geht, andere einen wenn auch freundschaftlich „anfassen“ (ich weiß nicht wie ich es jetzt anders nennen soll), Gespräche an Ernsthaftigkeit verlieren, oder Meinungen zu festgefahren sind; so wie ich mich früher nunmal verhalten habe (weiß ich heute aufgrund der Aussagen anderer). Mir ist dann auch meine Zeit zu schade, um mir die Nacht um die Ohren zu hauen….ich habe in den letzten 14 Monaten gelernt, meine Zeit wieder zu schätzen.
Ich habe einen gesunden und „akzeptierten“ Egoismus entwickelt: Ich stelle mich und meine Bedürfnisse vorne an. Damit meine ich nicht, dass ich meine Ellenbogen ausfahre und alle anderen ignoriere, im Gegenteil. Ich höre auf mich, mein Inneres, bewege mich auf einer Fahrbahn mit rechter und linker Grenze, und fühle mich in der Mitte wohl. Wenn ich merke, dass mir die Zeit wegrennt, ich zu viele Aufgaben zu erledigen habe, spüre ich eine innere Unruhe. In meinem Kopf drehen sich dann die Gedanken, wie ich das alles bewältigen soll. Ich nehme mir dann für mich eine kleine Auszeit, schreibe mir alle „ToDo´s“ auf einen Zettel, und ordne diese nach Dringlichkeit und Wichtigkeit nach dem Model von Eisenhower. Dadurch gewinne ich einen Überblick, strukturiere meine Zeit, und erledige die Dinge Schritt für Schritt. Auch überlege ich mir, wo ich Hilfe benötige, und frage aktiv danach. Ich nehme mir hier auch einen Tag Auszeit von der Arbeit, um so Zeit zu gewinnen und mir selbst Druck und Geschwindigkeit zu nehmen; ich bin nicht mehr frustriert, da ich dadurch das Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung nicht mehr habe. Im Gegenteil, ich finde dadurch trotzdem die Zeit für mich, um meinen Ausgleich zu finden, beispielsweise mit Sport, Lesen, Unternehmungen.
Auch werde ich weiterhin an den online-Treffen der SHG teilzunehmen, um mich weiter mit meinem Missbrauch zu beschäftigen, diesen präsent und mein verändertes Verhalten gefestigt zu halten. Auch die weitere Teilnahme in dem online-Forum, welches mir mit der Aufarbeitung geholfen hat, die Unterstützung von anderen, soll mich hier unterstützen. Ein weiteres Forum hat mir gezeigt, dass ich nicht alleine mit meinem Problem bin, dass es auch andere gibt, die unter gleichen Umständen aufgewachsen sind. Durch den Austausch festige ich mein geändertes Verhalten immer mehr, auch heute noch, und es macht mir Spaß, wenn ich auch anderen helfen kann, die in einer ähnlichen Situation sind, das gleiche erlebt haben. Dies bestärkt mich diesen Weg weiterzugehen.
Ich weiß auch, dass ich auch auf meine Notfallkontakte, die SHG oder Einrichtungen in meiner Nähe zurückgreifen kann, um einen Rückfall in alte Gewohnheiten zu vermeiden.​

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Eine 100%ige Garantie gibt es nicht, nie wieder in die alten Gewohnheiten zurückzufallen. Allerdings habe ich zum einen vieles geändert, was zu meinem Fehlverhalten geführt hat. Zum anderen habe ich mein Auffangnetz (Freunde, SGH, Therapeut, Einrichtung), an die ich mich wenden kann, um ein Zurückfallen zu vermeiden.​

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Indem ich weiterhin auf Alkohol verzichte.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein
 
Falls dir danach sein sollte, kannst du dich mal in „Parentifizierung“ einlesen.
Aber wirklich nur, wenn du dazu „Lust“ hast.
Habe ich natürlich getan, auch vor einiger Zeit, als du es mir schon einmal nahegelegt hattest. Da war ich wohl aber noch nicht soweit, dass so zu akzeptieren, habe den Begriff "überinterpretiert", und daher auch geleugnet.
Aber wie ich ja geschrieben habe, habe ich die Rolle des "Zuhörers" und des "Trösters" übernommen, was nicht hätte meine Aufgabe sein sollen.
 
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