Fragebogen für eine Alkohol-MPU
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Es war der 23.08.2013 ein Freitag. Ich habe zu der Zeit nicht gearbeitet (Selbstständiger, zu der Zeit ohne Auftrag).
Ich bin gegen 15:00 Uhr in meinen c.a. 1,5 Km entfernten Kleingarten gefahren.
Dort habe ich bis 19:00 and der Laube und den Beeten gearbeitet, was so alles anfällt.
Ich war zu der Zeit Hobbybrauer und habe mehrere Bierfässer in meinem Kühlkeller stehen gehabt die noch nicht verkostet
worden waren. Ich hatte mir eine einfache Zapfanlage aus Zapfhahn und Co2 Flasche gekauft. Diese für mich neue Technik
(Ich hatte sonst immer in Flaschen abgefüllt) wollte ich ausprobieren. Genug Durst hatte ich auch, da ich mehrere Stunden
in der prallen Hitze gearbeitet hatte. Ich habe also Bier gezapft und bekam zunächst nur Schaum den ich wieder wegekippte.
Irgendwann gings dann besser und ich muss nach Rückrechnung der Bak c.a. 2,75 Liter eines 7,5% Bieres getrunken haben bis
22:30 Uhr. Zwischendurch war ich noch beim Nachbarn drüben und habe dort ein 0,33 Liter Normalbier angeboten bekommen, welches ich
auch konsumiert habe.
Um 22:30 bin ich dann zum Auto gegangen und nach Hause gefahren.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
s.o.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
1,5
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Ich merkte schon dass ich beeinträchtigt war und nicht mehr sicher fahren konnte.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe die TF nicht vermeiden wollen, ich dachte ich könnte die kurze Strecke bewältigen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Schätzungsweise 30 Mal. Rückwirkend betrachtet denke ich das ich fahrlässigerweise nicht Autofahren und Alkoholkonsum
voneinender trennen konnte. Insbesondere bei niedrigen Alkoholmengen war für mich lediglich die Gefahr erwischt zu werden
relevant, nicht die Gefährdung die durch mein Handeln von mir ausging.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Ich bin 53 JAhre alt, daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern.
Ich kann mich erinnern, das mein Vater mir irgendwann Rotwein mit Wasser verdünnt gegeben hat.
Ich weiss nicht mehr wie alt ich da war. Vielleicht 10.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Es gab Zeiten in denen habe ich wenig getrunken(Berufstätigkeit und Freundin, TypA) und andere in denen habe ich täglich getrunken (Meistens in Zeiten der Berufsuntätigkeit ohne Freundin TypB)
, in wieder anderen Zeiten habe ich nur am Wochenende getrunken (Normale berufstätige Zeiten TypC).
In den letzten vier Jahren hat sich mein Alkoholkonsum gesteigert wobei obige Regeln gleich geblieben sind.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
TypA: Nur zum Essen maximal zwei Gläser Wein (4TE 3 Mal im Monat)
TypB: Nahezu täglich Bier oder Wein 10 TE Gelegentlich 4TE Schnaps
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Hauptsächlich allein. Gelegentlich mit Schrebernachbarn, Freunden oder auf Vereinsfeiern
und öffentlichen Veranstaltungen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Innere Motive:
Aus Genuss (Gute Weine, Gute Biere) zum Essen. Um mich zu berauschen. Aus Langeweile.
Wegen Verdrängung psychosozialer Probleme (Beziehung, Arbeit, Freunde, Tod geliebter Menschen), Abbau von inneren Spannungen, Streß.
Äußere Motive:
Feiern mit Anderen. Ausgelassenheit, über die Stränge schlagen.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig: Erweiterung der Gefäße, Stimmungsaufhellung, Entspannung, Lockerheit.
Bei viel: Aggression, Ungeduld, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Meine EXfreundin meinte mal ich trinke zuviel und hätte "Leberaugen" und sie möchte sowas wie mit ihrem ehemaligen Freund nicht nochmal erleben.
Das habe ich für absolut übertrieben gehalten und gedacht Sie projiziert da ihre schlechten Erfahrungen auf mich. Ausserdem war sie Psychologin und
ich hatte das Gefühl, das sie mit mir eine ihrer "Fallstudien" macht. Das habe ich ihr gegenüber auch so geäussert.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Durch mein Studium und meinen Beruf (reisender IT Berater) habe ich kein ausgeprägtes soziales Netzwerk aufgebaut. Ausserdem habe ich keine
direkten Verwandten mehr. Ich glaube der Alkohol Konsum hat einer gewissen Tendenz zu Vereinsamung Vorschub geleistet, indem er mir in Zeiten der Einsamkeit
Linderung gegeben hat und so eine Konfrontation mit meiner Lage und Bewältigung verhindert hat.
Ich habe gute alte Freunde vernachlässigt und bevorzugt oberflächliche soziale Kontakte gepflegt (Kneipe, Schreberverein) weil das scheinbar unkomplizierter war.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Die Frage finde ich blöd. Jeder der diesen Fragebogen ausfüllt macht entweder KT oder AB !!!!!
Natürlich gab es Abschnitte mit mehr als NULL Konsum (ich bin seit einem Jahr AB).
Ich interpretiere die Frage deswegen wie folgt: Gab es Zeiten mit mehr Konsum als zur Zeit der TF?
Ja, ich hatte einmal Zeiten mit höherem Konsum. Das war als ich mein Studium abgeschlossen hatte. Da bin ich quasi in ein schwarzes Loch gefallen
und habe ein Jahr lang gar nichts gemacht. Einerseits konnte ich mir nicht vorstellen in dem Bereich zu arbeiten, andererseits hatte ich Angst vor der Zukunft und
davor allein für mich zu sorgen und meine Zukunft in die Hand zu nehmen. Ausserdem war da noch mein Vater der ein echter Eigenbrötler war und sich mit jedem angelegt hat.
Der hat mich unter Druck gesetzt indem er von mir verlangt hat das ich mich mit ihm "solidarisiere" und "Präsenz" zeige gegnüber seinen Nachbarn mit denen er im Clinch lag.
Das hat mich ziemlich mitgenommen und so habe ich mich versteckt. Und Freund Alkohol hat mir dabei geholfen der Gute
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Es gab bestimmt unzählige Male bei denen ich am nächsten Tag nicht mehr exakt sagen konnte wieviel ich getrunken hatte weil ich nicht mitgezählt hatte.
Ich konnte mich aber immer an alles erinnern was während der Trunkenheit passiert war (kein Filmriss)
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja nach der Phase in Frage 16. Da hatte ich zwar keine Entzugserscheinungen, konnte mir aber ziemlich genau vorstellen wie eine echte Alkoholkrankheit
sich entwckeln würde wenn ich weitermache. Da habe ich mir dann plötzlich leid getan und ich habe aufgehört.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich finde mich am ehesten in Jellineks Beta Trinker wieder. Und zwar derjenige der "gemütlich" vor dem Fernseher trinkt. Nur das bei mir der Fernsher der Computer
und genauer das Internet ist. Ich habe im Internet gesurft und dabei "gemütlich" meine Biere oder Weine getrunken.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Heute bin ich AB
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 26.12.1013
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Weil ich gemerkt habe das ich mit Alkohol nicht umgehen kann so wie es andere "normale" Leute tun.
Deswegen glaube ich es ist besser für mich gewesen einen Schlussstrich zu ziehen und zukünftig AB zu leben.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe nach meiner TF aus Frust und Depression über mein "Pech" eine Phase gesteigerten Alkoholkonsums gehabt
und bin in ein schwarzes Loch gefallen. Am 26.12.2013 habe ich mich dann entschieden mein Leben grundsätzlich zu ändern
und verschiedene Massnahmen dafür zu treffen: AB für den Rest meines Lebens, kontinuierliche Arbeit bis Rente, Sport und
Gewichtskontrolle. Kündigung meiner Kleingartenparzelle und Abbruch der Verbindungen zu den Mitgliedern, weil dort der Alkohol regiert
und mich das mitlerweile fast körperlich abstösst.
Neue soziale Kontakte herstellen und wertvolle alte wiederbeleben.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe abrupt aufgehört zu trinken.
Ich habe die Umstellungsphase als äusserst positiv empfunden, da ich das Gefühl hatte täglich mich zum Besseren zu entwickeln.
Meine Verdauung war besser, ich hatte kein Sodbrennen mehr, ich habe abgenommen und mich einfach gesunder gefühlt.
Die Einsamkeit war immer noch da und ich habe deutlich gemerkt das ich allein bin auf der Welt. Bei gewissen Vorfällen wie zb.
Absagen auf Bewerbungen o.ä. habe ich kurzzeitig den Impuls nach Alkoholkonsum verspürt dem aber nicht nachgegeben. Ich war nicht gefährdet
dem Impuls nachzugeben, dafür war mein Entschluss zu fest. Ich habe mir dann beim Hausarzt noch die Leber untersuchen lassen (Leberwerte) und der meinte
es sieht gut aus, keine Zeichen einer Schädigung.
Ich habe noch etwas festgestellt: Als ich noch getrunken habe, habe ich mich wenn ich irgendein Erfolg hatte mit Alkohol belohnt. Das hat dazu geführt, das ich am Tag
danach nicht mehr so erfolgreich war, weil ich mit den Nachwirkungen des Alkohols zu kämpfen hatte und nicht 100% leistungsfähig war. Insgesamt habe ich mir so eine
"Alkoholbremse" eingebaut, die insgesamt bewirkt hat, dass ich weit weniger umgesetzt und geleistet habe als wozu ich ohne Alkohol zu leisten im Stande gewesen wäre.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich fühle mich wesentlichen leistungsfähiger. Ich bin konstanter, soll heissen ich habe nicht einzelne Leistungspeaks wie früher die dann durch Leistungslöcher wieder
relativiert werden, sondern ich bringe die Leistung auf einem konstanten hohen Niveau (Beruf, Sport).
Ich bin ausgeglichener und milder zu anderen Menschen. Alkohol bringt ja so eine Mentalität der Selbstüberschätzung und Großmäuligkeit mit sich die ich jetzt glücklicherweise
abgelegt habe. Ich merke das auch im Miteinander mit anderen Kollegen beim Kunden z.B.. Denn wie es hereintönt schallt es ja bekannterweise auch wieder heraus.
Ich habe wieder einen Auftrag als Freelancer bei meinem letzten Kunden. Ich mache gute Arbeit und das wird mir vom Kunden auch bestätigt.
Meine Zukunft erscheint mir jetzt positiv. Ich habe ein Ziel: Mit 63 Auswandern nach Portugal und dort von meinem Verdienten leben und ein kleines Grundstück kaufen und ein HAUS
bauen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich erinnere mich an mein Ziel. Ich habe mich entschlossen nicht zu trinken und das ziehe ich durch.
Sollte es irgendwelche Probleme geben werde ich die ohne Alkohol lösen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein. Bei einem Rückfall könnte ich mir nicht mehr in die Augen sehen.
Ausserdem habe ich zuviele positive Veränderungen erreicht und die möchte ich nicht wieder verlieren.
Ich muss für mein Vorhaben leistungsfähig und sympathisch und vertrauenseinflössend sein sonst gibt mir
kein Kunde einen Auftrag. Das Geld brauche ich für meine Rente und meine Freiheit sonst würde ich Sozialfall
werden (zu wenig eingezahlt).
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich werde nicht mehr trinken
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ich danke Gott (oder dem Staat ?

dafür das ich gezwungen wurde mein ganzes Leben zu überdenken und zum guten zu wenden.