13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol fühlte ich mich entspannt und lockerer. Wenig Alkohol hatte eine auflockernde Wirkung.
Ich dachte nicht immer nur an meine Sorgen, konnte auch 'lustige' Gespräche führen.
Bei viel Alkohol wurde ich ruhig. Es fiel mir schwer, Gespräche zu führen. Viel Alkohol machte mich ruhig und auch müde.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Es gab keine kritischen Hinweise auf meinen Alkoholkonsum.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Rückblickend stellte ich fest, dass ich vor meiner TF sehr oft erkältet war.
Auch Magenschmerzen hatte ich recht oft, so dass ich damit auch ein paar mal krankgeschrieben war.
Die Trunkenheitsfahrt mit dem kompletten Urteil wurde meiner Dienststelle gemeldet. Ich arbeite im öffentlichen Dienst und da geht so ein Fehlverhalten gar nicht.
Ich bin dankbar, dass ich ‚nur‘ einen Eintrag in die Personalakte bekommen habe und kein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde. Ich weiß, dass ich mir keinen einzigen Fehltritt mehr erlauben darf, weil dies enorme berufliche Konsequenzen nachziehen würde, die sich natürlich auf mein komplettes Leben auswirken würden
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ich habe in den Jahren 2017 bis zur Trunkenheitsfahrt im Sept. 2018 den meisten Alkohol getrunken.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein, ich wurde nach hohem Alkoholkonsum immer müde. Das war für mich immer der Punkt, ins Bett zu gehen oder nur noch Wasser zu trinken.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ich habe bewusst auf Alkohol verzichtet in der Schwangerschaft und während der Stillzeit.
2005 verzichtete für mehrere Monate während einer Diät komplett auf Alkohol.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher habe ich mich in gar keiner Kategorie von Trinker gesehen. Ich fand es nicht schlimm, Sekt zu trinken.
Ich habe mein Trinkverhalten nicht als Problem erkannt. Es erschien mir nicht problematisch, Sekt zu trinken.
Da ich auch immer wieder mehrere Tage nichts getrunken hatte, sah ich für mich auch keine Gefahr.
Heute sehe das anders. Rückblickend habe ich den Alkohol oft dazu benutzt, um Probleme zu verdrängen, abzuschalten oder um einschlafen zu können. Ich benutzte ihn auch, um lockerer und nicht so verkrampft zu sein.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich trinke noch Alkohol. Jedoch beschränkt sich mein Alkoholkonsum nur noch auf sorgsam ausgewählte Anlässe.
Im letzten Jahr waren das je 2 Gläser zu 100 ml zu Silvester und an Familiengeburtstagen je einmal im Januar, Februar und Juli.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Im Juli zum Anstoßen beim Geburtstag meines Bruders
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke heute Alkohol nur noch zu sehr sorgsam ausgewählten Anlässen. Das waren seit meiner TF nur Silvester und 3 Geburtstage (mein Freund, meine Mutter und mein Bruder)
In der Vergangenheit bin ich sehr verantwortungslos mit Alkohol umgegangen. Ich benutze ihn z. T., um Probleme zu verdrängen, abzuschalten und um besser einschlafen zu können. Aber ich benutzte ihn auch, um lockerer in Gesp
rächen mit Bekannten zu werden.
Heute verstehe ich ein Glas Sekt wieder als eine schöne Geste, zusammen auf etwas Schönes anzustoßen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Nach der Trunkenheitsfahrt war ich über mich selbst so erschrocken, dass ich erstmal 3 Monate gar keinen Alkohol getrunken habe.
Wie konnte es soweit kommen? Ich fing an, über mein Leben nachzudenken und musste feststellen, dass ich mehr trank als mir gut tat und dass ich auch immer öfter alleine beim Telefonieren trank oder zum Fernsehen oder vor dem Einschlafen.
Ich musste mir eingestehen, dass ich mir durch den häufigen Alkoholkonsum doch eine recht hohe 'Trinkfestigkeit' angeeignet hatte. Das war mir so gar nicht bewusst gewesen.
Ich fing da schon an, meinen Alkoholkonsum zu hinterfragen.
Bis zu meiner Trunkenheitsfahrt war ich der Meinung, dass es ja nicht schlimm ist, Sekt zu trinken. Ich trinke ja 'nur' Sekt. Andere trinken Schnaps ...
Heute weiß ich, dass es eben nicht 'nur' Sekt war, sondern Alkohol.
Ich habe erkannt, dass ich mein Problem nicht mit Alkohol löse, dass es immer nur ein kurzzeitiges scheinbares Besserfühlen war, was im Nachhinein nur noch mehr Probleme machte.
Außerdem wollte ich mir selbst beweisen, dass ich Sekt wieder als ein Genussgetränk zu sehen kann.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Nach der Trunkenheitsfahrt war ich erstmal einige Tage in einer Art Schockstarre. Ich musste erstmal selbst für mich alles sortieren.
Ich begann, mich mit meinem Alkoholkonsum auseinander zu setzen, suchte im Internet nach 'Gleichgesinnten' und lernte dabei sehr viel über mich und meinem Umgang mit Alkohol.
Ich weiß heute, dass ich mir eine hohe Toleranzgrenze angetrunken habe und dass mein Körper das nie vergessen wird.
Ich war nun auch gezwungen, noch mehr Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Bald merkte ich: Das tat mir gut, ich war abends müde und konnte viel besser einschlafen.
In einem Internetforum konnte ich im letzten Jahr meine Problemgeschichte mit meinem Sohn aufarbeiten. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich nicht versagt habe.
Er hat sich entschieden, seinen Weg so zu gehen und ich habe gelernt, dass zu akzeptieren.
Ich muss nicht trauern, dass er gestorben ist. Er lebt da draußen irgendwo sein Leben und das ist so okay.
Wenn er sich irgendwann an seine Mutter erinnert, freue ich mich. Wenn nicht, das ist das so.
Ich muss heute nicht mehr ständig daran denken.
Seitdem ich das so für mich erarbeitet habe, geht es mir heute wieder gut.
Ich bin wieder selbstbewusster geworden und verstecke mich nicht mehr hinter meinem Sektglas.
Ich hatte zuerst meinem Freund und meiner Familie von der Trunkenheitsfahrt erzählt. Sie ermutigten mich, den Weg nun zu Ende zu gehen - nicht verdrängen, nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern nach vorne zu schauen.
Die ersten Treffen mit meinen Freundinnen ohne Alkohol waren seltsam, saßen wir doch in letzter Zeit so oft bei Sekt zusammen. Aber meine Freundinnen sind super, sie mixten alkoholfreie Cocktails und wir hatten sehr viel Spaß.
Im Bekanntenkreis habe ich ebenfalls durchweg positive Reaktionen erfahren. Es gibt niemanden, der sich daran stört, dass ich bei den Feiern oder Zusammenkünften keinen Alkohol mehr trinke.
Erstaunlicherweise stelle ich fest, dass ich gar keinen Alkohol brauchte, um bei Feiern lockerer und aufgeschlossener zu sein. Das war nur meine innere Angst, jemand könne bemerken, dass ich ein Versager bin.
Man begegnete mir ganz normal. Vielen fiel gar nicht auf, dass ich nur noch Wasser trank. Wenn wir früher am Wochenende weg waren, fuhren wir oft auch mit dem Auto. Da trank entweder ich nichts oder mein Freund. Jetzt tank eben nur noch ich nichts.
Es gab aber auch einige engere Bekannte, die fragten nach, warum ich nur noch Wasser trinke. Denen erzählte ich meine Geschichte und es gab durchweg positive Reaktionen. Sogar Bewunderung wird mir entgegen gebracht, ich höre oft, dass sie es ganz toll finden, wie ich mich entschieden habe und wie konsequent ich das alles 'durchziehe'.
Inzwischen ist das Nichttrinken bei Feiern oder Treffen so selbstverständlich geworden, dass man mir ganz automatisch Wasser hinstellt.
Ich habe wieder Freude an Bewegung, mache mit meinem Freund an den Wochenenden Radtouren und ich genieße es, in der Natur zu sein und nicht den Tag verkatert im Bett zu verbringen.
Inzwischen sind meine Eltern auch in die Nähe gezogen. Wir sehen uns sehr oft, telefonieren auch immer noch 2x in der Woche.
Meinen Vater geht es wieder gut und ich konnte auch viel mit meinen Eltern reden, was mich bedrückte und wie verzweifelt ich war. Ich habe die vollste Unterstützung bekommen.
Wir haben auch Familienzuwachs bekommen und die Kleine bereichert unser aller Leben ungemein. Ihr möchte ich nicht mit einer Alkoholfahne bei dem Baby stehen.
Ich bin heute ein zufriedener Mensch und genieße mein Leben. Ich erfreue mich an der gewonnen Zeit, die ich nicht mehr verkatert im Bett verbringe.
Es geht mir heute gesundheitlich viel besser. Ich habe im letzten Jahr nur eine Erkältung gehabt. Auch habe ich keine Magenprobleme mehr.
Ich bin nicht mehr so müde, kann meinen Arbeitsalltag mühelos meisternund habe nach der Arbeit noch Zeit und Lust für Hobbys wie Kochen, lesen oder Sport treiben.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Da muss ich wohl ein paar Sätze aus Frage 25 noch mal hierher sortieren.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich weiß heute, dass ich aus dieser ganzen Situation als starker Mensch herausgehe.
Ich weiß aber auch, dass mein Körper sehr nachtragend ist und mir meinen bisherigen Umgang mit Alkohol nicht verzeihen wird.
Allerdings weiß ich auch, dass es im Leben immer wieder Situationen geben wird, in denen ich keine Lösung weiß. Aber ich weiß auch, dass ich eine ganz tolle Familie habe und super Freundinnen, die mir immer helfen werden.
Es geht mir heute gesundheitlich viel besser. Ich habe im letzten Jahr nur eine Erkältung gehabt. Auch habe ich keine Magenprobleme mehr. Das fühlt sich gut an und ich möchte weiterhin gesund bleiben.
Dass es mir gesundheitlich besser geht, ich fitter bin und auch gelassener geworden bin, bestärkt in meiner Entscheidung.
Dass mir mein Dienstherr nach meiner Trunkenheitsfahrt noch so viel Vertrauen entgegenbringt und mir vertraut, dass ich aus der Situation gelernt habe, ist nicht selbstverständlich und macht mich sehr demütig und dankbar.
Es wurde kein Disziplinarverfahren eingeleitet und ich durfte sogar meinen Dienstposten behalten. Das bestärkt mich noch mehr, nie wieder in alte Gewohnheiten zu fallen und jetzt Alkohol nur noch zu ganz besonderen Anlässen zu trinken.
Ich werde meine berufliche und damit meine private Zukunft nicht noch einmal so leichtfertig aufs Spiel setzen.
Ich hätte heute keine Angst mehr, in Krisensituationen professeionelle Hilfe in Anpruch zu nehmen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ich kann mir das schon vorstellen.
Heute weiß ich aber, dass man auch nicht jedes Problem lösen muss. Es wird immer wieder etwas geben, wo es (für mich) keine Lösung gibt.
Die Erkenntnis, nicht perfekt sein zu müssen, hat mir großes Selbstvertrauen geschenkt. Ich bin stärker geworden.
Ich habe eine tolle Familie und super Freundinnen, die mir Tag und Nacht zur Seite stehen würden.
Ich traue mich heute, Probleme anzusprechen und ich würde mich auch nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich weiß um die Gefahr, in alte Gewohnheiten zurückzufallen, denn ich weiß, dass meine erworbene Trinkfestigkeit für immer bestehen bleiben wird.
Daher wähle ich die Anlässe, an denen ich ein oder zwei kleine Gläser Sekt trinken möchte, sehr sorgfältig aus und ich weiß im Vorfeld, ob ich ein oder 2 kleine Gläser Sekt trinken werde.
An solchen Anlässen werde ich nicht mit einem Fahrzeug zur Feier fahren, wir lassen uns mitnehmen oder fahren mit dem Taxi oder wir planen im Vorfeld, dass mein Freund an einem solchem Abend keinen Alkohol trinkt.