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TF E-Scooter 2,44‰

Habe nächste Woche einen erneuten Anlauf. War in der Zwischenzeit auf bei einem Vorbereitungskurs. Fühle mich eigentlich ganz ok und gewappnet. Hab aber immer noch Unsicherheiten, ob man mir überhaupt glaubt. Obwohl abstinent seit über 2 Jahren, wenn auch belegbar erst seit 21 Monaten und umgestelltem Leben, aber das liegt in/an meinem Kopf.

Eine konkrete Frage: Die MPU-Stelle hat mir vorab einen Fragebogen geschickt und er startet mit "Wurden Sie früher schon einmal in einer amtlichen anerkannten Begutachtungsstelle für Fahreignung begutachtet?" Soll/darf/muss ich die negative MPU aus dem letzten Jahr erwähnen?
 
Die Frage ist doch eindeutig.

Es ist deine Entscheidung ob du lügen willst oder nicht. Wenn du lügst und die Lüge später herauskommt ist die MPU gegessen, auch nachträglich, selbst wenn du deinen Führerschein schon zurück hast.

Ob du mit einer Lüge durchkommst hängt in erster Linie von dir ab. Geübte Lügner haben dabei weniger Schwierigkeiten.
 
Eine konkrete Frage: Die MPU-Stelle hat mir vorab einen Fragebogen geschickt und er startet mit "Wurden Sie früher schon einmal in einer amtlichen anerkannten Begutachtungsstelle für Fahreignung begutachtet?" Soll/darf/muss ich die negative MPU aus dem letzten Jahr erwähnen?
Der neue GA wird aus deiner Akte ersehen können, dass diese schonmal verschickt wurde.
Wenn du mit "nein" antwortest, wirst du das Versenden der Akte anderweitig glaubhaft erklären müssen.
Antwortest du mit ja, kann es dir passieren, dass der GA nach den Empfehlungen des negativen Gutachtens fragt.
Was stehen da für Empfehlungen drin? (möglichst genau)

Wie steht's mit dem Konsum deiner Freundin?

Ich gehe davon aus, dass die MPU aus 2009 nicht in deiner Akte steht. Würde ich nicht erwähnen. Aber sei vorsichtig bei den Fragen zur Vergangenheit.
 
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Was stehen da für Empfehlungen drin? (möglichst genau)

Wie steht's mit dem Konsum deiner Freundin?

Ich gehe davon aus, dass die MPU aus 2009 nicht in deiner Akte steht. Würde ich nicht erwähnen. Aber sei vorsichtig bei den Fragen zur Vergangenheit.
Danke für deine sachlich-konstruktive Antwort!

Zu deinen Fragen:

Das Gutachten empfiehlt die Aufarbeitung mit fachlicher Hilfe und weiter Kontrolle der Abstinenz.

Zuhause haben wir jetzt keinen Alkohol mehr, bedeutet auch, dass meine Freundin ihren Konsum stark reduziert hat. Sie trinkt nur noch ausserhalb des Hauses zu ausgewählten Gelegenheiten und auch keine großen Mengen mehr. Also hat auch hier ein Wandel stattgefunden.

Meine Verkehrsakte beginnt mit der Alkoholfahrt aus 2022. Ich werde auf jeden Fall mit Angaben zur noch weiter zurückliegenden Vergangenheit vorsichtig sein.
 
Ich werde auf jeden Fall mit Angaben zur noch weiter zurückliegenden Vergangenheit vorsichtig sein.

Wenn ich mir deinen Fragebogen anschaue kann das genau ein Grund sein, warum du die MPU nicht bestanden hast. Zu deiner Alkoholfahrt mit deiner Promillehöhe gehört zwangsläufig eine entsprechende Vorgeschichte. Wenn du die leugnest und damit dein Alkoholproblem verharmlost muss der Gutachter das negativ bewerten.
 
Wenn ich mir deinen Fragebogen anschaue kann das genau ein Grund sein, warum du die MPU nicht bestanden hast. Zu deiner Alkoholfahrt mit deiner Promillehöhe gehört zwangsläufig eine entsprechende Vorgeschichte. Wenn du die leugnest und damit dein Alkoholproblem verharmlost muss der Gutachter das negativ bewerten.
Ich gehe mal davon aus, dass er die nicht mehr aktenkundigen verkehrsrelevanten Angaben meint, sprich die schon getilgte 1. TF. Als WHT´ler hat man es traditionell schwerer. Aber natürlich muss die alkoholtechnische Aufarbeitung der Vergangenheit stimmig sein.
Was die Angabe der versemmelten MPU betrifft: ich würde dir tunlichst anraten, diese zu erwähnen, das zeugt von Ehrlichkeit. Du kannst ja auch sagen, dass du seinerzeit nicht gut vorbereitet warst, dies aber mittlerweile nachgeholt hast und jetzt auf eine unabhängige weitere Begutachtung vertraust. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass große Nachfragen deshalb kommen. Die MPU ist DEINE Sache und wenn das Ergebnis nirgendwo zu sehen ist, dann ist das so. Darüber hinaus hättest du ja die Maßgaben erfüllt, auch wenn ich mich ein wenig wundere, dass du in einem Kurs warst und nicht bei einem VP. Na hoffentlich war der nicht übertrieben teuer.
 
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Das hört sich doch ganz gut an.

Was mir ein wenig Sorge bereitet, ist deine Unsicherheit, ob dir geglaubt wird.
Wenn deine psychologische Aufarbeitung gut ist, müsstest du dir doch sicher sein, oder ?

Magst du noch den FB neu ausfüllen ?:smiley138:
 
Okay, hier noch einmal mein Fragebogen. Wahrscheinlich ist vieles daran nicht brauchbbar, aber vielleicht ist irgendwo ein Silberstreif

Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)


Ich war am Freitag, 25.02.23 mit Freunden abends in einer Bar verabredet. Auf dem Weg zur U-Bahn, es war ca. 18:15 Uhr trank ich bereits eine kleine Flasche Bier á 0,33l. In der U-Bahn dann eine Dose á 0,5l. In der Bar angekommen, kurz vor 19 Uhr, trank ich erstmal alleine, da meine Freunde sich verspäteten. Insgesamt tranken wir auf knapp 7 Stunden verteilt knapp 6 Liter Bier, wovon die Hälfte stärker mit 6,1% vol. war, dazu kamen noch 5 Schnäpse. Diese Zahlen habe ich mit Hilfe eines Alkoholrechners nachvollziehen müssen, eine exakte Aussage kann ich nicht treffen.

Auf dem Weg nach Hause, die letzte U-Bahn die mich schnell und direkt dorthin bringen konnte, war schon weg, bin ich so weit wie möglich mit einer anderen U-Bahn-Linie gefahren und wollte den Rest dann mit dem Taxi zurücklegen. Um die Strecke von ca. 500 Meter zum Taxistand zu verkürzen, wollte ich einen E-Scooter nutzen. Es war nun ca. 01.30 Uhr. Bis ich E-Scooter in Gang bekam, vergingen mehrere Minuten und nach einem Sturz auf meine Hand, ohne in Fahrt gewesen zu sein, gab ich auf. Ich hantierte in Summe 20 Minuten mit dem Fahrzeug und kam schlußendlich 150 Meter vorwärts, davon schob ich die längste Zeit den Roller. An der nächsten Ecke standen dann zwei Polizisten, die sich das ganze wohl schon länger angeschaut haben und baten dann um eine Alkoholkontrolle. Ich kam der Bitte unverzüglich nach und da der Atemalkoholwert höher als 2 ‰ war, wurde ich zur Blutabnahme aufs Revier mitgenommen.


2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)


1 Bier 0,33l 18:15 Uhr

11 Bier 0,5l (6,1% vol.) 18:45 Uhr bis 00:45 Uhr

3 Schnäpse 2cl (40% vol.) zwischen 20:30 Uhr und 00:30 Uhr

Die Werte konnte ich nur mit einem Promillerechner ausrechnen und nachvollziehbar machen

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Null Kilometer, es blieb beim Versuch den E-Roller zu fahren. Durch meine Trunkenheit war ich nicht in der Lage den Roller mehr als 2 Meter zu bewegen. Nach ca. 15 Minuten gab ich auf, schob den Roller noch und stellte ihn dann ab. Das geplante Ziel war ca. 500 Meter weg.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Anfänglich ja, sonst wäre ich nicht auf die Idee gekommen, den Roller in Bewegung setzen zu können. Realistisch gesehen konnte ich den E-Scooter nicht in Fahrt bringen, stürzte wegen meiner Trunkenheit auf meine Hand und gab schlußendlich auf.

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?

Gar nicht, ich war mir meines Zustandes nicht bewusst.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

Ich war bereits im Jahr 2007 unter Alkohol stehend im Straßenverkehr aufgefallen und angehalten worden, damals mit einer Autofahrt. Seitdem war Alkohol und Autofahren tabu. Ein Fahrrad besitze ich nicht und habe auch keine geliehenen Räder genutzt.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?

Ganz sicher gab es mehrere Fahrten unter Alkohol, meistens Restalkohol vom Vorabend, die ich allerdings nicht mehr genau quantifizieren kann.

Es schleicht sich natürlich die Denkweise ein, dass man eh nicht kontrolliert wird, aber ich habe die Fahrten zu Parties und feierlichen Anlässen danach sehr selten mit dem Auto unternommen und dann das Auto danach stehen lassen und bin dann mit Taxi oder ÖPNV nach Hause gekommen.
 
Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)


Meine allererste Erinnerung an Alkohol ist, wie meine Mutter und ihre Freundin in einem Biergarten im Sommer Weizenbier trinken. Da müsste ich 6 oder 7 Jahre alt gewesen sein. Ich habe mit 11 oder 12 zusammen mit zwei Freunden eine Dose Jim Beam-Cola auf einem Spielplatz geteilt. Der Geschmack war marzipan-artig und war deshalb für mich ganz ok.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Ich trank seit rund 25 Jahren regelmäßig Alkohol in unterschiedlichen Umfängen. In den letzten Jahren hat der Konsum dann deutlich zugenommen. Besonders während der Corona-Zeit hat sich ein schon an sich schon ungesundes Trinkverhalten weiter verschärft.


10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Ich habe das jetzt erst einmal nach meinen Lebensjahren geordnet, kann es aber gerne noch einmal anders auflisten

16-19 Erste Male weggehen; wenig Alkoholkonsum, auch durch fehlende finanzielle Möglichkeiten; 4-5 0,3l Bier/Monat; Konsum nur ausserhalb des Elternhauses

20-22 Umzug ins Ausland; erster regelmäßiger Job; regelmäßiger Alkoholkonsum, meist donnerstags-samstags im Umfang von 6-10 großen Bier (0,5l) an mindestens einem Abend am Wochenende. Schnaps oder Wein wurde selten bis nie konsumiert; auch möglich durch passende finanzielle Möglichkeiten

22-25 Rückkehr nach Deutschland und Ausbildung; finanzielle Möglichkeiten wieder stärker eingeschränkt, dadurch auch der Konsum unregelmäßiger und geringer; ca. 6-12 Bier (0,5l) verteilt auf eine Woche; Alkohol blieb trotzdem stetiger Begleiter

25-27 Wechsel des Freundeskreises; der Alkoholkonsum wurde wieder hochgefahren; neben Bier kamen jetzt regelmäßig Schnaps bzw. Mixgetränke hinzu. Ähnlich hohes oder höheres Volumen wie zwischen 22 und 25 Jahren. Auch kam hier die Gewohnheit hinzu, schon vormittags mit dem Alkohol zu beginnen

27-28 Abstinenzzeit

28-38 Ich falle zurück in alte Verhaltensmuster und trinke wieder soviel wie früher (Alter 25-27). Alkohol gehört fest zum Wochenende dazu, teilweise auch unter der Woche im Umfang von 6-8 großen Bier; aber in keiner Regelmäßigkeit. Das Niveau bleibt trotzdem hoch, ich trinke vor allem außerhalb von zu Hause. Dort aber an fast allen Orten. Im Alter von 37 Jahren habe ich eine kurze Abstinenzphase von 3-4 Monaten, bedingt durch Medikamenteneinnahme.

38-40 Nach Trennung und Beginn einer neuen Beziehung habe ich jetzt auch großen Konsum von Alkohol daheim. Zusammen mit meiner neuen Partnerin verbrauche ich jede Woche eine Kiste (20x 0,5l) Bier zu Hause zusätzlich zu den anderen Gewohnheiten. Zusätzlich kommt ab 2020 (39 Jahre) regelmäßiger Weinkonsum hinzu. Während Corona und Lockdown ist es gewöhnlich so, das am Wochenende an einem Abend 1 Flasche Wein zum Bierkonsum dazukommen. Ebenso ist es nicht unüblich Longdrinks zu trinken, meist nach 3-4 großen Bier folgt der Umstieg oder man bleibt ganz beim Wein.





11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?


Überwiegend in Gesellschaft, d.h. in meinem Freundeskreis, bei dem der leichtfertige Umgang mit Alkohol immer gegeben war. Allerdings ist es während der Coronazeit es dann nach und nach üblich geworden, zusammen mit meiner Partnerin auch unter der Woche in größeren Mengen Alkohol zu Hause zu trinken.

Auch in meiner Familie war immer das Glas Sekt oder Bier in Gesellschaft nie verwerflich sondern Gewohnheit.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive
)

Von meinem Wesen her bin ich eher ein ruhiger und zurückhaltender Typ, ähnlich wie mein Vater. Meine Mutter ist dagegen von sich aus schon ein offener Typ und hat wenig Scheu auf Leute zuzugehen. Ich empfand den Umgang meiner Mutter mit Menschen immer spannender als die ruhige Art meines Vaters. Als in der Pubertät dann es akut wurde die Schüchternheit abzulegen, half mir Alkohol dabei, diese Schüchternheit und Zurückhaltung abzulegen, so dass ich mich leichter gegenüber anderen öffnen konnte. Die leichte Angetrunkenheit hat mir geholfen mich vermeintlich einfacher in Gesellschaften zu bewegen, Kontakte zu knüpfen und auch Seiten an mir zu zeigen, die ich gerne an mir sehen wollte, aber mich nicht überwinden konnte, diese im nüchternen Zustand zu zeigen, z.B. um Sprüche zu klopfen, die ich mich nüchtern nicht getraut hätte zu sagen. Mit Menschen zu sprechen, die ich im nüchternen Zustand nicht angesprochen hätte.

Alkohol war zudem auch ein Mittel für mich um mich zu profilieren. Durch mein niedriges Selbstwertgefühl konnte ich zumindest durch den Konsum und die Geschichten, die dadurch entstanden bei anderen vermeintlich zu punkten. Es war mir wichtig zumindest in einer Hinsicht gegenüber all den Leuten, die eh schon besser aussahen und mehr Geld verdienten als ich, herauszustechen. Mein Beruf war und ist ziemlich langweilig/routiniert, schon die Berufsbezeichnung ist weder griffig noch geläufig, und durch die Erlebnisse in meiner Freizeit, die immer mit Alkohol verbunden waren, wollte ich meinem Leben bunter gestalten. Das erschien mir leichter als mich z.B. beruflich umzuorientieren. Ich konnte also aus meinem „nüchternen“ Alltag keine Geschichten produzieren um andere unterhalten, wollte dies aber unbedingt, um Anerkennung zu erhalten.

Als ich 13 war sind meine Eltern mit mir nach Frankreich umgezogen. Zwar nur kurz hinter die Grenze und ich bin weiterhin nach Deutschland zur Schule gegangen. Trotzdem war ich auch aufgrund der Sprachbarriere noch zurückhaltender als vorher. Ich habe auch vieles von dem verpasst, was sich in der Pubertät in sozialen Gefügen abspielt, da ich nicht spontan rausgehen konnte und Freunde treffen konnte, sondern immer auf den Gutwillen und Fahrbereitschaft meiner Eltern angewiesen war, der öffentliche Nahverkehr ist dort bis heute nicht-existent. Ich habe ieles verpasst und daraus eine große Angst etwas zu verpassen/FOMO zu entwickelt. Sehr oft bin ich in meinem späteren Erwachsenenleben erst dann nach Hause, als ich fast der letzte am Platz war und es sicher war, dass nichts großartiges mehr versäume, wenn ich früher heimgehe. Und Alkohol hat mir geholfen, so lange es unter anderen Menschen auszuhalten ohne von ihnen genervt zu sein.




13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei geringem Alkoholkonsum wurde ich lockerer, hab mich mehr getraut und war offener im Umgang mit anderen Menschen. Die Hemmschwelle im Gespräch war niedriger. Später kam auch noch dazu, dass es für mich signalisiert hat, dass jetzt der angenehme Teil des Lebens anfängt und ich entspannen kann. Da wurde ich vermeintlich lustiger und mehr der Typ Mensch, von dem ich mir gewünscht habe, dass ich es sei. Und wenn ich mal den Absprung von einer Partynacht mit wenig Konsum geschafft habe, war das quasi ein Freibrief für mich für den nächsten großen Absturz. Nach dem Motto „Schau, nicht so schlimm, Du hast es ja letzte Woche ganz easy geschafft wenig zu trinken, alles ok“.

Je mehr ich trank umso mehr wurde es unsinniger mit mir zu kommunizieren. Das betraf neben persönlichen Gesprächen auch Textnachrichten. Genauso habe ich durch die weggefallene bzw. regelrecht niedergerissene Hemmschwelle mich immer unnötigerweise verletzt oder mich in Gefahr gebracht. Wie oft ich betrunken umgeknickt bin und zwei Wochen nicht richtig laufen konnte, das kann ich gar nicht mehr zählen. Auch diverse Narben an meinem Körper zeugen davon. Am nächsten Morgen kam bei mir dann immer das große Bedauern und die Fragen, ob ich gestern niemanden blöd angesprochen habe oder beschimpft. Es kam oft vor, das ich dann erst einmal ein paar Tage in meinem Schneckenhaus mich verkroch, in der Hoffnung, das sich keiner meldet und mich zur Rede stellt.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Diese kamen immer mal wieder sporadisch und nie in der Deutlichkeit, die es wohl gebraucht hätte. Ich habe die Hinweise und Rückmeldungen zur Kenntnis genommen aber geflissentlich ignoriert und beiseite geschoben, um mir nicht einzugestehen, das ich in meinem Umgang mit Alkohol etwas falsch mache. Erst nach Beginn meiner Abstinenz konnte ich richtig beginnen mein Verhalten reflektieren und es wurde mir bewusst wie sehr der Alkohol meinen Alltag bestimmt hat. Davor war ich doch zu sehr drin um wirklich mir ein konkretes Bild meines Konsums und Zustand zu skizzieren und mir einzugestehen, das einiges im Argen liegt.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Ich habe mein Leben nach meinem Alkoholkonsum ausgerichtet. Unter dem Deckmantel „Geselligkeit“ war der Alkohol allgegenwärtig. Das Scannen der Supermarktprospekte auf Sonderangebote war Teil meines Alltags genauso wie zum Beispiel das checken der Speisekarten in Restaurants auf die dort erhältlichen Biermarken.

Im Nachhinein muss ich mir auch, dass meine Ex-Freundin sich aufgrund meines Konsums an Wochenenden von mir abgewandt hat und dies auch ein Faktor war, der die Beziehung an ihr Ende brachte. Sie hat so gut wie gar nichts getrunken und ich war das totale Gegenteil.

Ich selbst hatte ausser dem immer wiederkehrenden Kater, körperlich und psychisch, erstmal keine Folgen für mich bemerkt. Aber mit schärferem Blick auf zurückliegende Zeiten muss ich sagen, dass viele Probleme im Bereich meiner Psyche auf übermäßigen Konsum zurückzuführen sind. Ich hab mich selbst fertig gemacht und ein Idealbild, das so unmöglich zu erfüllen war, noch höher gehalten als sonst schon. Körperlich ist das natürlich auch sichtbar gewesen. Noch größeres Übergewicht, Schlappheit, erhöhte Leberwerte sind körperliche Folgen gewesen. Dies spielt dann wieder in psychische Probleme hinein und ein Kreislauf entsteht, der sich selbst anfeuert.



16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ja, die gab es, denn heute lebe ich abstinent. Abgesehen von 13 Monaten in den Jahren 2008 und 2009, in denen ich

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert? Ja, das war zum Schluss eher Regel denn Ausnahme

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Ja, im Zeitraum 2008 bis Sommer 2009

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Früher war ich mir bewusst, dass es nicht so ganz gesund ist, aber ich hatte ja mein bürgerliches Leben und irgendwie alle haben getrunken, dann kann es nicht so schlecht sein. Heute weiß ich, dass dieser chronische Missbrauch mir nur geschadet hat und ich meine Fehler aber nicht eingestehen wollte, aus der Angst davor einen Status zu verlieren.
 
Heute und in Zukunft

Trotz der großen Mengen, die ich konsumierte, gab es auch immer wieder Leute, die mehr als ich tranken und mich damit in einer falschen Sicherheit wogen. Jeder hat da immer mal wieder sich falsch eingeschätzt. Ich trank zwar mehr als z.B. meine Arbeitskollegen, aber die waren für mich auch nicht so interessant für mein soziales Leben. Die interessanteren Leute waren eher im Nachtleben oder in meiner Fussballgruppe. Von daher wusste ich, dass ich zwar viel trank, aber ich konnte das ja damit rechtfertigen, das in meinem engen Freundeskreis/Umfeld das ja auch fast alle taten. Und wie Obdachlose, die schon morgens ihren Alkohol brauchen sahen und sehen wir nicht aus. Ich habe mir eingestanden, dass es zwar bißchen viel ist, aber es geht ja noch. Ich hatte keine körperlichen Entzugserscheinungen, und deswegen war ich weiter sorglos. Vielleicht könnte man mal eine Pause machen, aber dann ist dieses Fest und der hat Geburtstag und überhaupt war man um Ausreden sich mal ein wenig Sachen Konsum rauszunehmen nicht verlegen. So war die Denkweise, wenn ich das rückblickend betrachte. Damals war der hohe Alkoholkonsum dann weniger ein Thema, wenn dann wurde es eines, wenn man mal weniger trank. Gar nicht trinken, das kam als Gedanke gar nicht vor oder wurde nur ohne Murren akzeptiert, wenn man krank oder schwanger war. Ich war da mitten dabei. Ich habe immer montags geprüft, welches Bier in welchem Supermarkt im Sonderangebot ist, bildete mir ein viel über Bier zu wissen (ergo viele getrunken zu haben und wissen zu können, welches schmeckt und welches nicht). Das war ein völlig unreflektierter und argloser Umgang, auch dadurch gerechtfertigt, weil es ja so gesellig ist und der Alkohol zur Geselligkeit nun einmal dazu gehört. Einen Grund hat man immer gefunden und ich habe dazu gehört, wenn es mal wieder besonders lustig war.

Es gruselt mich heute ein wenig davor, wie ich damals mit Alkohol umging. Das hatte an sich nichts mehr mit Geselligkeit zu tun, das war einfach nur trinken. Da wurden nicht irgendwelche guten Gespräche draus, wie sollen die auch entstehen, wenn jeder angetrunken ist? Der Konsum war schon chronisch missbräuchlich, das sehe ich heute so.





20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Nein, ich trinke keinen Alkohol mehr


21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?


08.07.2022

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?


Nein

23. Warum trinken Sie heute keinen Alkohol?


Ich habe gemerkt, dass ein kontrolliertes Trinken für mich sehr trügerisch und gefährlich ist. Denn ich fürchte, ich wäre sehr fix wieder im alten Kreislauf drin. Am Anfang vielleicht nicht so sehr wie zu Spitzenzeiten, aber ich bin mir sicher, es würde sich schnell wieder einschleifen und ich würde von „Konsumereignis“ zu „Konsumereignis“ mich hangeln. Ich habe mir hier bewusst diese Grenze gezogen um den Kreislauf zu durchbrechen. Um diese Gewohnheit zu beenden und eine neue, keinen Alkohol zu trinken, einzuführen. Ich trinke seit knapp 800 Tagen keinen Alkohol mehr und fühle mich besser als jemals zuvor. Ich schaffe endlich dass was ich möchte, was ich mir vorgenommen habe, weil ich keinen Kater habe, egal ob körperlich oder psychisch. Weil ich Zeit habe, die ich für mich verplane, in dem Sinne, das ich jetzt „Stories“ für mich produziere, sei es ob ich mir Zeit für ein Buch nehme, wandern gehe, mich um meinen Hund kümmere oder mit lieben Menschen verbringe und deren Geschichten und Emotionen voll wahrnehme, ohne Alkoholeinfluss und diese am nächsten Morgen schon wieder verschüttet sind. Das macht für mich mittlerweile soviel lebens- und liebenswertes aus.

Ich fühle mich freier in meinen Entscheidungen. Früher war es so, dass die Gedanken in meiner Freizeit nur darum drehten, wo gibt es Bier, welches Bier gibt es wo und wo kann man was trinken gehen. Heute fühle ich mich nicht mehr so fremdbestimmt, weil ich endlich das mache, was ich möchte.

Wenn ich beispielsweise Sport machen möchte, dann kann ich das machen, wann ich möchte, in vergangenen Zeiten war es so, dass nach dem ersten Schluck Bier/Wein dann natürlich nichts mehr gemacht wurde, ausser weiterzutrinken und je nach Ort, daheim waren das beispielsweise Musik hören oder Fernsehen zu schauen, die Zeit totzuschlagen.

Mir ist heute viel bewusster wie wertvoll Zeit an sich ist und dass ich mehr aus dieser machen möchte. Und es ist nicht mehr so arg wichtig, was ich darstellen möchte. Ich sehe mich heute so an, wie ich nun einmal bin. Und manches ist ja auch schlicht nicht mehr erstrebenswert. Es hat seine Zeit, aber wenn es nicht mehr zu einem passt, dann werde ich das abstreifen. Ich habe das nun getan. Und habe mich gewandelt und geändert. Ich werde niemandem vorschreiben, was er zu tun hat, aber ich werde mir vorschreiben der Versuchung Alkohol zu widerstehen. Das ist kein einfaches Unterfangen, doch es klappt seit über zwei Jahren und ich sehe wie gut es mir tut. Der Kraftaufwand dazu ist unterschiedlich groß, denn nicht jeder Tag ist gleich, aber ich aber ich habe seit Juli 2022 jeden Tag geschafft und bin jeden Tag belohnt worden. Ich habe gelernt so viele verschiedene Stimmungen und Lebenslagen, in denen ich Alkohol getrunken habe, zu durchbrechen bzw. zu adaptieren. Ich habe es geschafft nicht mit Alkohol meinen Kummer zu bekämpfen, als meine Mutter eine schwere Krankheitsdiagnose erhielt, ich habe es geschafft drei Umzüge zu wuppen ohne „Belohnungsbier“ hinterher, es gab kein Bier nach einem anstrengendem Arbeitstag, weil ich mir das so verdient hätte. Ich habe mich je nach Situation auf unterschiedlichen Wegen beholfen. Bei der Krankheitsdiagnose habe ich mich erst einmal zum ausruhen hingelegt um meine Gedanken zu sortieren und Kraft zu tanken. Als „Belohnung“ für geschaffte Anstrengungen habe ich immer Multivitaminsaft im Haus, den ich als Schorle mit Eiswürfeln trinke. Ein Getränk, das mich an meine Kindheit erinnert und mir hilft, „Alkoholtrinkimpulse“ zu überwinden oder ich nasche ein Paar Gummibärchen. Es werden jetzt die Dinge, die in meinem Einflußbereich so gehandhabt, wie ich das möchte, nicht wie jemand anders meint, es für mich bestimmen zu müssen.

Und die Rückmeldungen, die ich von mir wichtigen Menschen auf meine Veränderung hin bekomme, sind nur positiv, sei es ob ich ausgeglichener bin oder nicht mehr so streng zu mir selber. Ich komme besser mit mir aus und das ist sehr viel wert. Früher habe ich oft gesagt, dass ich mich selbst unheimlich nervig finde, meist unter Alkohol, das ist völlig weg. Natürlich ist nicht alles perfekt, wer ist das schon, aber ich bin zufriedener mit mir. Und da ich durchaus zu depressiven Phasen neige, hilft das unheimlich, wenn man die in sich schlummernde Neigung, sich selbst nicht zu mögen, nicht noch extra verstärkt.

Es ist mir auch aufgefallen, dass der Alkohol meinen Charakter in der Hinsicht verändert hat, dass er es für mich möglich gemacht für längere Stunden mich unter Menschen aufzuhalten. Ich merke es in nüchternem Zustand immer wieder, dass es für mich sehr schwer ist, mich länger als 2 Stunden mich mit Menschen zu unterhalten bevor mir langweilig ist und ich dann mir eine Aufgabe suche. Und ich habe auch dadurch gemerkt, dass ich mich eigentlich nicht länger als nötig mit Menschen unterhalten möchte sondern dann lieber nach Hause gehen und dort z.B. ein Buch lesen.


24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?


Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich etwas falsches tat. Musste erst auf diese Mißstände, die ich mit Alkohol hatte, knallhart hingewiesen werden. Zu oft und immer wieder habe ich Zeichen von außen ignoriert. Mein letzter Alkoholkonsum im Juli 2022 hat mir endlich die Augen geöffnet. Ich wollte eigentlich nicht trinken, habe mich aber dazu hinreißen lassen, weil ich nicht stark genug war, dem Gastgeber zu sagen, dass ich nicht trinke obwohl es kein Problem gewesen wäre, dass dieser es akzeptiert. Das ganze habe ich dann so sehr bereut, das mir klar war, dass es endgültig ein Ende haben muss. Und seitdem ist die Abstinenz auch so von mir durchexerziert worden.


25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?


Am Anfang war es natürlich sehr ungewohnt. Ich hatte aber keinerlei Probleme dabei, es hat natürlich gebraucht um die Gewohnheiten zu brechen und beispielsweise eine Spezi anstatt ein Bier zu bestellen. Auch dreht sich bei anderen Freizeitaktivitäten sich mehr um das Erlebnis bzw. die Aktivität an sich und nicht darum, ob man währenddessen und danach Alkohol trinkt oder ob ich danach eine Geschichte mit Suff zu erzählen habe. Die Zeit der Abstinenz habe zunächst habe ich konsequent mit dem Auslassen von Alkohol begonnen und die Erkenntnisse und Beobachtungen an mir langsam realisiert und verarbeitet. Mein Leben verlief zunächst so wie früher, nur ohne alkoholisches Getränk in der Hand, und andere alkoholhaltige Lebensmittel, um zu beobachten, wie ich das schaffe. Zentrale Fragen dabei waren für mich „Brauch ich das“ und „Was bringt mir das“ und für mich sind das große Schritte, weil ich eigentlich ein Mensch bin, der sich sehr träge verändert und bewegt.

Einen Rückfall gab es zum Glück nicht, sondern habe dann Schritt für Schritt die Änderungen, die mir gut tun, verstärkt, z.B. ist für mich ein Ausgehen bis nach 2 Uhr nachts nicht mehr wichtig, und Personen und Dinge, die meine Umstellung und die neuen Umstände erschweren, sei es Bekannte, die es nicht akzeptieren können/wollen oder verstehen, dann weggelassen. Ich begann also mich zurecht zu finden mit den Veränderungen und habe mein Verhalten soweit adaptiert, dass ich zum Beispiel immer noch Fußball schauen gehe, aber durch offenen Umgang mit meiner Problematik erreicht habe, dass man jetzt nicht mehr nachfragt, ob ich ein Bier möchte. Andere Personen waren nicht so verständnisvoll und ich meide diese jetzt in meinem Leben.

Ich habe das ganze zunächst sehr offen angenommen, als ein Experiment. Es war für mich spannend zu beobachten, wie diese für mich gravierende Änderung sich auswirkt. Da für mich aber klar war, dass es kein Zurück geben darf und kann, also dieses Experiment nicht ergebnisoffen war, sondern nur wie die Vorzeichen meines sozialen Lebens gesetzt werden, war es für mich auch befreiend. Jahrzehntelang gewachsene Verhaltensmuster, die mir durchaus nicht gut getan haben, die ich aber als fest gegeben mir eingeredet habe, wurden aufgebrochen und ich hatte nun Zeit und Platz und Luft für neue Dinge. Wie bereits erwähnt war der körperliche Drang nicht da, es flogen in bestimmten Momenten immer mal wieder Gedankenfetzen vorbei, die mir zuflüsterten, dass jetzt ein Bier doch schön sei, aber diese kann ich durch meine Nüchternheit sachlich abschütteln. Die jetzige Abstinenz ist keine Selbstverständlichkeit sondern Arbeit an mir selbst.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?


Ich habe mehr als 10 Kilo ohne Sport abgenommen, ich kann Pläne, die ich mir vorgenommen habe auch umsetzen, weil ich nicht mehr verkatert im Bett liegen bleibe. Ich bin verlässlicher für meine Freunde und Familie geworden, denen das natürlich auffällt. Ich bin weniger aufbrausend und beleidigt, weil ich mal wieder angetrunken etwas falsch verstanden habe. Meine Freundin sagt, dass ihr vor allem diese Veränderungen sehr positiv aufgefallen sind. Im Jahr 2018 war ich wegen Depressionen in therapeutischer Behandlung. Unter Alkoholeinfluss hatte ich immer wiederkehrende depressive Phasen, die auch in Selbsthass auf mich umschlugen konnten. Ich lebe viel unbeschwerter ohne diese Last auf meinen Schultern. Ohne diese Gedanken im Hinterkopf ist mein Leben viel besser. Auch alkoholbedingte Verletzungen sind jetzt kein Thema mehr für mich, ein Beispiel möchte ich dazu anfügen. Ich war immer anfällig mit dem Fuß umzuknicken und dies verstärkte sich unter Alkoholeinfluss nochmals. Natürlich kann das jetzt immer noch durch Unachtsamkeit passieren, aber das Risiko umzuknicken ist durch die Abstinenz noch einmal reduziert worden.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?


Zunächst einmal habe ich mein persönliches Umfeld über meine Umstände aufgeklärt. Habe klar gesagt, dass ich ein Problem mit dem Alkohol habe und deswegen keinen mehr trinken werde. Habe allerdings auch bemerkt, das im erweiterten Freundeskreis nicht jeder sich damit anfreunden kann bzw. es sehr ungewohnt ist. Das ist aber für mich nicht schlimm, dann ist das nun einmal so, aber ich muss in dieser Hinsicht zunächst einmal auf mich achten. Wenn mich jemand nur um sich herum haben möchte, wenn ich Alkohol trinke, dann passt das nicht. Das ist schade, aber nicht meine Schuld, sondern dann sind die Umstände nun einmal so. Es gibt Leute die ich seit dem Sommer 2022 nicht mehr sah, weil ich meine Lebensweise umgestellt habe und ich vermisse nichts daran. Ich war auch seit Sommer 22 nicht mehr spätabends, also nach 24 Uhr, weg in einer Kneipe/Bar/Disco, weil mir das kein Vergnügen mehr bringt.

Ich habe also mein Leben danach ausgerichtet, das zu machen, was mir wirklich Freude bereitet und nicht danach, was andere von mir erwarten. Natürlich habe ich meinen Alltag jetzt so gestaltet, dass Versuchungen so weit wie möglich vermieden werden. Ich gehe beispielsweise nach meinem Arbeitstag mit meinem Hund ein paar Kilometer spazieren und widme ihm meine Zeit. Ein verständnisvolles Umfeld ist natürlich auch sehr hilfreich um weiter meinen abstinenten Weg zu gehen. Keiner erwartet von mir „ihm zu liebe ein Gläschen“ zu trinken. Auch möchte ich die wertvollen und tollen Rückmeldungen meines direkten und erweiterten Umfelds zu meiner Person nicht unerwähnt lassen. Das schmeichelt mir so viel mehr als jede Rückmeldung zu einer Geschichte aus dem Suff.


28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Alles ausschließen kann ich nicht, ich bin nur ein Mensch. Vielleicht erwischt es mich dann stimmungsmäßig auf dem falschen Fuß und ich greife leichtfertig zu. Abstinenz ist kein Schalter, den man einfach mal im Kopf umlegen kann, ich muss jeden Tag daran arbeiten.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?


Durch den völligen Verzicht auf Alkohol. Anders sehe ich keine Möglichkeit, das konsequent trennen zu können.


30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?


Die Zeit nach dem Führerscheinentzug habe ich nicht konsequent das Nicht-trinken durchgezogen, aber mir wurde bewusst, dass der Konsum auch daran liegt, dass ich ein selbsterstelltes Image weiter aufrecht erhalten wollte. Erst als ich mir tiefere Gedanken darübergemacht habe, wie ich grundsätzlich leben möchte, habe ich mich umgestellt. Es hat einen Anlauf gebraucht, aber ich habe es bisher geschafft. Ich habe verschiedene Apps auf dem Smartphone, die meinen Fortschritt aufzeichnen und jeder Blick darauf, der meine Fortschritte bestätigt, bereitet mir sehr viel Freude
 
Du hast ja auch einige Kriterien für Abhängigkeit erfüllt, Konsum am Vormittag, Leben ausrichten auf Konsum…
Es ist zu überlegen, ob hier einiges zu entschärfen ist.

Wie stehst du dazu ?

Grundsätzlich finde ich deinen FB durchaus brauchbar.
Mir scheint, Geld scheint eine große Rolle gespielt zu haben ( Konsum weniger, da weniger Geld; Leute beeindrucken, die mehr Geld
haben etc. ) ?

Liege ich richtig ?
Wenn mir das klarer werden würde, könnte ich dir noch genauer Rückmeldung geben :smiley138:
 
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Hallo Karl-Heinz,

danke für die Rückmeldung. Bei den angesprochenen Punkten sollte ich noch etwas konkreter werden.

Konsum am Vormittag: das war keine Regelmäßigkeit, kam aber auch schon einmal vor. Und das auch nicht unter der Woche, trotzdem wollte ich es erwähnt haben.

Zum Thema Geld: ich bin jemand, der sehr aufs Geld schaut und keine größeren Ausgaben tätigt ohne das ganze nicht vorher abzuwägen. Ich habe also nur das "vertrunken", was ich mir als Limit gesetzt habe, das wollte ich ausdrücken.
Dass dieser Freundeskreis jetzt mit mehr Geld ausgestattet war, das ist tatsächlich purer Zufall gewesen. Ich habe da nicht aktiv nach gesucht. Mir war die günstige Kneipe näher als die Bars, der vermeintlich reichen Leute.
 
Dein inneres Motiv liegt ja darin, dass du einem Idealbild versuchst hast zu entsprechen ?
So wie deine Mutter ?
Warum nicht wie dein Vater ?

Wie sah dieses Idealbild genau aus ?
In Bezug auf Beruf, finanzielle Situation, soziales Umfeld, Familie etc.

Deine Vermeidungsstrategien finde ich noch zu dünn.
Du schilderst glaubhaft deine zufriedene Abstinenz, das ist prima !
Aber bist du heute dein Idealbild ?
Wenn nicht, warum bist du trotzdem zufrieden ?
Was genau macht dich zufrieden mit dir und deinem Leben ?

Das sind so die Dinge, die ich mir noch an deiner Stelle noch genauer anschauen würde.
Wenn du dann die Abhängigkeitskriterien weglässt, hast du durchaus eine Chance.

Wenn du noch Fragen hast, gerne melden :smiley138:
 
Hallo Karl-Heinz,

danke, dass Du dir die Zeit genommen hast!
Ich hatte gestern noch ein Gespräch mit jemandem, der das Thema MPU auch beruflich macht und er hat ähnlich wie Du mich darauf hingewiesen, genauer zu erfassen, was ich mit dem Streben nach dem Idealbild gemeint habe. Ich empfand damals es so toll, in einer Gemeinschaft/Gruppe zu sein, saß aber daheim in einem fremden Land mit Sprachbarriere und war ja eh schon der schüchterne Junge. Und ich sah, dass mein Vater nichts trank und in seinem Wesen auch ruhig war, meine Mutter aber der gesellige und extrovertierte Mensch war, die auch Alkohol trank. Bei ihr war immer was los und das wollte ich auch.

Mein Idealbild bin ich nicht, dafür fehlt es mir noch ein bisschen an Disziplin bei Sachen wie zb Sport. Aber, ich habe erkannt, dass dieses Idealbild ja auch nicht ganz meinem Wesen entspricht und vielleicht deswegen auch nie erreichbar sein kann. Ich bin aber gerade so wie es ist sehr zufrieden, wahrscheinlich so sehr wie nie zuvor. Und das ist für mich viel wert. Wenn ich jetzt nochmals 10 Kilo abnehmen würde, wäre es vielleicht noch besser, aber ich habe auch gelernt, dass nichts überstürzt werden sollte. Wer weiß, vielleicht pack ich das Ziel nächstes Jahr und wenn nicht, dann soll es so sein.
Die Vermeidungsstrategie werde ich mir noch einmal anschauen und hoffentlich noch ergänzt bekommen (ob ich es hier hinbekomme, kann ich aus zeitlichen Gründen leider nicht versprechen).

Mit den Abhängigkeitskriterien meinst Du die Dinge, die Du gestern angesprochen hattest, "Konsum am Morgen" etc oder habe ich da etwas missverstanden?
 
Genau, Konsum vormittags und, „mein Leben nach dem Alkoholkonsum ausgerichtet.“ ( Fr. 15 )

Prima, schaue dir die Vermeidungsstrategien noch einmal an und fülle sie mit noch mehr Inhalt aus deinem zufriedenen abstinenten Leben.

Du hast eine wirklich gute Entwicklung gemacht bzgl. dir, deinem Leben und deiner Aufarbeitung, worauf du stolz sein kannst :smiley138:
 
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