Ich denke das geht hiermit einfacher ...
Wie meinst du? Ich muss doch von den "2/3 Flaschen" erstmal irgendwie herunterrechnen auf einzelne Schnäpse / Trinkeinheiten.
Hier mein überarbeiteter, finaler(?) Fragebogen. Drucke ich jetzt so aus und schreibe dann zusätzlich die wichtigsten Stichworte heraus (zum einprägen), damit ich nicht vergesse, was ich alles sagen will.
Fett markiert alle Fragen, bei denen ich etwas abgeändert habe im Vergleich zu vorher.
0.1. Warum sind Sie heute hier?
Um die Zweifel an meiner Fahreignung auszuräumen.
0.2. Wie erklären Sie sich, dass Alkoholfahrten überhaupt passieren?
Alkohol unterdrückt die Funktionen des Großhirns (Logisches Denken, Vernunft, Regeln…). Bedürfnisse und Triebe aus dem Zwischenhirn rücken in den Vordergrund (z.B. das Bedürfnis, auf schnellem Wege nach Hause zu kommen). Es kommt zu nachlassender Kontrollfähigkeit und Selbstüberschätzung. Nüchtern weiß man, dass man in diesem Zustand nicht mehr fahren könnte und sollte. Betrunken ist man der Meinung, man kann es noch und alles wird schon gut gehen. Je höher der Alkoholpegel, umso stärker ausgeprägt ist dieses Denk- und Verhaltensmuster.
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 12.02. besuchte ich mit einem Bekannten und einem Freund von ihm eine Discothek in Österreich.
Ich holte ihn mit meinem Auto ab und so fuhren wir zur Discothek. Für den Fall, dass wenig Betrieb ist, wollte ich nichts trinken und wir wollten woanders hin oder nach Hause fahren. Für den Fall, dass viel Betrieb ist, wollten wir mit dem Taxi nach Hause fahren und das Auto am Tag danach abholen.
Gegen 22 Uhr kamen wir in der Discothek an. Da guter Betrieb war, begannen wir zu trinken. Wir feierten und tanzten. Beim trinken herrschte unterbewusst wie ein kleiner Wettbewerb, nach dem Motto: Wer schafft mehr? Der Österreicher oder der Deutsche? Das wurde nie direkt ausgesprochen, aber ich war schon fixiert darauf, mit ihm mitzuhalten und entsprechend möglichst viel zu trinken.
- Blackout -
Die erste Erinnerung, die ich wieder habe, ist, dass ich mit meinem Auto in irgendeiner Stadt unterwegs bin, es aber nur noch sehr schlecht fährt und außerdem merkwürdige Geräusche macht (das kam vom platten Reifen im Radkasten hinten rechts). Ein Unfall musste also passiert sein. Ich fahre in diesem Augenblick auf einen Kreisverkehr zu. Diesen habe ich noch durchfahren (1. Ausfahrt) und bin dann an eine nächstgelegene Tankstelle herangefahren. Ich bin ausgestiegen und habe den Schaden an meinem Auto realisiert. Das war ca. 04:15 Uhr.
Ca. 04:35 traf eine Polizeistreife an der Tankstelle ein. Ich saß zu der Zeit wieder auf dem Fahrersitz und der Zündschlüssel steckte, der Motor war abgestellt.
Ca. 05:15 fand ein Atemalkoholtest statt. 1,82 ‰.
Mir wurden Fahrzeugschlüssel und Führerschein abgenommen. Anschließend irrte ich mehrere Stunden zu Fuß umher, bis ich jemanden fand, der mir ein Taxi gerufen hat. Ich selbst war dazu scheinbar nicht in der Lage. (Schock + immernoch hoher Alkoholpegel)
Laut Barkeeperin soll ich die Discothek um 2 Uhr verlassen haben.
Der Unfallzeitpunkt soll 03:42 Uhr gewesen sein. Ich soll dabei mit meinem Heck an ein parkendes Auto geschleudert sein. Der Alkoholgehalt wurde auf den Unfallzeitpunkt zurückgerechnet und wird mit mindestens 1,92 ‰ angenommen.
Ich habe in den Folgetagen eine Aussage bei der Polizei getätigt. Dort habe ich behauptet, eine 2. Person hätte mit mir die Discothek verlassen und diese hätte das Auto gefahren. Dann würde meine Erinnerung abreißen und käme erst an der Tankstelle wieder. Ich wüsste nicht, wie ich dort hingekommen sei.
Diese Aussagen habe ich aus Angst bewusst falsch getätigt. In Wirklichkeit reißt meine Erinnerung schon in der Discothek ab. Definitiv kann ich mich an keine 2. Person erinnern. Außerdem habe ich das Auto definitiv selbst an die Tankstelle heran gefahren und war dabei stark alkoholisiert.
(Folgende Aussagen nur, falls nachgefragt wird:
Die Aussage bzgl. des Fahrers des Abschleppdienstes (in dieser Discothek sei es bereits zu Vorkommnissen mit KO Tropfen gekommen) ist wahr. Er hat das wirklich gesagt. Allerdings glaube ich nicht, dass es bei mir der Fall war, da mir kein Geld geklaut wurde und auch sonst nichts fehlte. Auch die Ermittlungen in diese Richtung haben nichts ergeben. Sehr wahrscheinlich entstand der Blackout durch den sehr hohen Alkoholkonsum. Außerdem: Selbst wenn mir tatsächlich jemand KO Tropfen verabreicht hätte: Hätte ich nicht so viel Alkohol getrunken, dann hätte ich besser auf mein Glas aufgepasst und dann wäre das auch nicht passiert.
Auch dass ich eine fremde Jacke und einen fremden Handschuh im Auto gefunden habe, ist wahr. Allerdings glaube ich nicht, dass diese einer eventuellen 2. Person gehören. Ich denke, die habe ich beim Verlassen der Discothek einfach fälschlicherweise gegriffen.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Wir haben zu dritt 2 Flaschen Bacardi (gemixt mit Red Bull) + mehrere kleine Jägermeister getrunken (später von Barkeeperin erfahren)
Alkoholgehalt Bacardi in ml: (2 Flaschen x 700 ml x 0,375 %) / 3 Personen = 175 ml
Alkoholgehalt Bacardi in g: 175 ml * 0,785 g/ml = 137,4 g
Alkoholgehalt Jägermeister in ml: 2 x 20 ml x 0,35 % = 14 ml
Alkoholgehalt Jägermeister in g: 14 ml x 0,785 g/ml = 11 g
Gesamtmenge des aufgenommenen Alkohols: 148,4 g
Entspricht ca: 28 TE
148,4 g / (74 kg * 0,7) = 2,86 ‰
2,86 ‰ - 7 h * 0,1 ‰ = 2,16 ‰
Wenn ich mit 2 Jägermeistern rechne, komme ich auf 2,16 ‰ zum Zeitpunkt des Alkoholtests. Allerdings glaube ich mich zu erinnern, dass ich mehr als 2 getrunken habe. Eventuell war es daher etwas weniger vom Bacardi. Aber die Rechnung ist sowieso nicht 100% genau. Schließlich ist die Alkoholwirkung von Mensch zu Mensch verschieden. Im groben und ganzen passt es also.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ich bin 16 km gefahren. Allerdings in die falsche Richtung.
Mein Ziel wäre 18 km entfernt, genau in der anderen Richtung gewesen.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Daran habe ich durch den Blackout keine Erinnerung. Aber zu dem Zeitpunkt, an dem meine Erinnerung wieder kommt, habe ich mich, auch unabhängig vom beschädigten Auto, sehr unsicher beim fahren gefühlt. Es fiel mir sehr schwer einzuschätzen, wie weit links oder rechts ich fahre.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich wollte, da ich mich entschieden hatte etwas zu trinken, zusammen mit den anderen beiden mit einem Taxi nach Hause fahren. Wie ich später in Erfahrung brachte, wollte ich noch länger in der Discothek bleiben als sie. Ich muss wohl der Meinung gewesen sein, ich würde auch allein ein Taxi rufen und bezahlen können.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich habe schätzungsweise 100 mal alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen. Darunter waren Fahrten:
- Bei denen ich nach 1 Bier (unter 0,5‰) noch gefahren bin
- Bei denen ich nach 2 Bier oder mehr noch gefahren bin bzw. nicht lange genug gewartet habe, bis ich mich wieder hinters Steuer setzte (über 0,5‰)
- Bei denen ich am Morgen nach einer ausschweifenden Partynacht gefahren bin und oft bestimmt auch noch über 0,5‰ hatte, aber auf keinen Fall wieder auf 0,0‰ unten war
Daraus schlussfolgere ich, dass es riesiges Glück war, dass es bis dato nie zu einem Sach- oder gar Personenschaden bei den Trunkenheitsfahrten gekommen ist.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Eine allererste Erinnerung habe ich nicht, allerdings weiß ich, dass Alkohol schon in meiner Kindheit bei Familienfeiern präsent war.
Ich selbst habe mit 12 zu einer Kirmes das erste mal bewusst Alkohol konsumiert.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe nie regelmäßig Alkohol getrunken, sondern immer so, wie die Feste fielen. Im Zeitraum zwischen 12 und 16 Jahren habe ich sehr wenig Alkohol getrunken. Ab 16 Jahren fanden häufiger Partys statt, bei denen Alkohol konsumiert wurde. Mit 19 Jahren und Beginn des Studentenlebens ist der Konsum im Vergleich zu vorher angestiegen und war dann gleichbleibend hoch. Im Jahr 2014 gab es eine 6-monatige Phase, in der ich seltener getrunken habe. Hier habe ich, weit weg von zu Hause, ein Praktikum absolviert. Ich musste arbeiten und war entfernt vom „normalen“ Studentenleben. Da war weniger Zeit und Platz für Partys und Alkohol.
(Hier füge ich noch eine Trinkkurve hinzu)
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
16 – 19 Jahre: 1 bis 2 mal im Monat 2 bis 4 Bier (0,5l), ab 18 auch Schnäpse und Schnapsmixgetränke (Pfeffi, Kirschlikör, Saurer Apfel, Wodka-E, Wodka-O, Wodka-Cola)
19 – 24 Jahre: 2 bis 8 mal im Monat (teilweise beide Abende am Wochenende, selten auch wochentags im Studentenclub), jeweils 2 bis maximal 8 Bier (0,5l) (wenn es nur Bier war) oder weniger Bier, aber in Kombination mit Hochprozentigem (Jägermeister, Obstler, Peppermint Shooter, Goldkrone, Wodka und Bacardi Mixgetränke usw...), z.B. 5 Bier (0,5l) + 10 Jägermeister (0,02l)
Also bei einer „harten“ Feier meist über 20 TE.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden und Studentenkollegen in Discotheken, Bars, Studentenclubs, bei Hauspartys im Studentenwohnheim, bei Karnevals- und Kirmesveranstaltungen, bei Geburtstagsfeiern und bei Grillpartys
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Von 16 bis 19 Jahren habe ich beim Feiern getrunken, da mir die enthemmende Wirkung von Alkohol gefallen hat. Ich fühlte mich selbstsicherer und konnte besser mit fremden Leuten bzw. Mädchen reden. Zudem fiel es mir leichter, zur Musik zu tanzen.
Von 19 bis 24 Jahren habe ich vermehrt getrunken, da ich das Bedürfnis hatte „die Sau raus zu lassen“. Ich hatte mir schon vor Beginn des Studiums gesagt, dass ich dieses locker angehen möchte, nach dem Motto „Man lebt nur einmal“. Also nochmal richtig viel feiern gehen, bevor der Ernst des Lebens losgeht. Wir waren rebellisch und es fühlte sich cool und männlich an, oft und viel zu trinken. Aus heutiger Sicht finde ich es lächerlich bzw. peinlich.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol ein enthemmendes und wohlig warmes Gefühl sowie gesteigerte Redseeligkeit und gesteigertes Selbstbewusstsein.
Bei viel Alkohol deutlich gesunkene Hemmschwelle, beeinträchtigtes Gleichgewicht, verminderte Reaktionsfähigkeit, falsches Einschätzungsvermögen
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, die gab es nicht. Jeder in unseren Runden hat meist viel getrunken und niemand hat ausgesprochen, dass es vielleicht zu viel war. Im Gegenteil. Es gehörte einfach dazu und wurde sogar „gefeiert“, wenn irgendjemand besonders betrunken war.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Am Tag nach einer Party hatte ich oft Kopfschmerzen und mir war übel. Manchmal musste ich mich übergeben. Meist war ich an Sonntagen dadurch sehr unproduktiv, was mich selbst schon gestört hat.
Des Weiteren hatte ich nach höherem Alkoholkonsum eine schlechtere Haut als normalerweise, da ich Neurodermitis habe. Die Haut hat dann stärker gejuckt als sonst.
Außerdem ging natürlich viel Geld beim Feiern verloren, das ich heute gern in sinnvollere Dinge investiert hätte.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Da ich heute gar keinen Alkohol mehr trinke: Ja, vor meiner Abstinenz.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ich befürchte ja. Ich hatte schon vorher gelegentlich Blackouts, durch die ich z.B. Haustürschlüssel, Rucksack und Handy verloren habe.
Spätestens seit der Nacht der hier diskutierten TF, auf jeden Fall ja.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher habe ich meinen Alkoholkonsum als unkritisch betrachtet und mich als Gelegenheits- oder Gesellschaftstrinker bezeichnet.
Heute denke ich rückblickend, dass ich zu oft und zu viel getrunken habe. Offensichtlich habe ich mir über die Jahre eine überdurchschnittliche Giftfestigkeit angeeignet und das trinken nicht ausreichend vom fahren getrennt. Damit habe ich eine erhebliche Gefahr im Straßenverkehr dargestellt.
Heute stufe ich mich in keine Gruppe von Trinkern ein, da ich abstinent lebe.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 13.02.2016 (Nacht der TF)
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke keinen Alkohol mehr, da mir die Vergangenheit gezeigt hat, dass ich meine Trinkmenge nicht immer in meinen gewünschten Grenzen halten kann. Wenn es mir am Tag nach dem trinken schlecht ging oder ich etwas verloren hatte nahm ich mir immer vor, zukünftig nicht mehr so viel zu trinken. Der Autounfall hat mir endgültig gezeigt, dass ich dazu nicht in der Lage bin.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe mich am Tag nach der TF so schlecht gefühlt wie noch nie zuvor. Sowohl körperlich als auch mental. Ich hatte riesige Angst, dass mich jederzeit die Polizei anrufen und mir mitteilen könnte, dass ich neben dem Sachschaden auch noch einen Personenschaden verursacht hätte. Zum Glück war dies nicht der Fall. Ich selbst oder eine andere Person könnten schwer verletzt tot sein. Durch den Schock und die Unfassbarkeit der Unfallfahrt habe ich den Alkoholkonsum sofort eingestellt.
Ich habe ihn nicht eher aufgegeben, da ein so extremes Negativerlebnis mit Alkohol bis dahin ausgeblieben war. Ich habe die immense Gefahr vorher nicht als solche wahrgenommen.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Das neue Trinkverhalten (also gar nichts mehr zu trinken) war anfangs natürlich ungewohnt. Es gab häufig Nachfragen anderer Menschen, warum ich nicht auch etwas trinke.
Darauf antwortete ich immer offen und direkt und habe dabei auch den Autounfall nicht verschwiegen. Dadurch wissen es nun die meisten Leute, mit denen ich zu tun habe. Das ungewohnte Gefühl verschwand so schnell.
Oft wird mir Respekt für meine neue Einstellung gezollt und die Leute bestätigen mich darin, dass es das Richtige für mich ist.
Und Alle, die es nicht nachvollziehen können oder die sogar versuchen, es ins Lächerliche zu ziehen, konfrontiere ich offen mit meiner Meinung. So zum Beispiel einen Bekannten, der mal den Spruch brachte „Kannst du nicht einfach Bier trinken, so wie ein normaler Mensch?“ Dieser Satz hat mich sehr gereizt. Was ist denn bitte „normal“ und warum MUSS ein Mensch Bier zu Feierlichkeiten trinken, um „normal“ zu sein? In dieser Aussage habe ich erkannt, wie engstirnig seine Denkweise ist und dass meine Denkweise damals ähnlich war. Ich schämte mich dafür, mal so gewesen zu sein wie er.
Eine interessante Erfahrung habe ich bei einer Grillparty gemacht. Einer meiner Freunde hatte einen ganz besonderen und seltenen Schnaps dabei, irgendwas Spezielles aus unserer Region. Ich habe das unterbewusst mitbekommen, während ich mich mit einer anderen Person unterhalten habe. Ich habe außerdem mitbekommen, wie ein paar meiner Freunde die Flasche öffnen und das erste mal anstoßen. Früher hätte ich das Gespräch unterbrochen und wäre sofort in der Schnapsrunde dabei gewesen und ganz gespannt darauf, wie er schmeckt.
Plötzlich ist mir an mir selbst aufgefallen, wie egal es mir inzwischen geworden ist, dass meine Freunde in meiner Anwesenheit ohne mich trinken. Das war ein faszinierendes Gefühl. Ich musste total in mich hinein lachen und habe mich emotional stark und unabhängig gefühlt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Die unproduktiven Sonntage mit Kopfschmerzen und Übelkeit bleiben endlich aus. Ich kann diese Tage so viel effektiver nutzen als früher. Das ist besonders jetzt wichtig, da ich nun nicht mehr studiere, sondern einem Beruf nachgehe und dadurch allgemein weniger Zeit habe.
Meine Haut hat sich wesentlich verbessert. Ich habe kaum noch aufgekratzte Stellen.
Des Weiteren habe ich an Feierlichkeiten auch ohne Alkohol großen Gefallen gefunden. Es fühlt sich gut an, zu wissen, jederzeit die 100%ige Kontrolle über sich zu haben und sich und seine Mitmenschen so keiner Gefahr auszusetzen. Das Selbstbewusstsein hat sich gesteigert.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Das Bedürfnis „die Sau rauszulassen“ ist inzwischen deutlich reduziert, da ich im Berufsleben stehe und dadurch an den Wochenenden ohnehin weniger Energie übrig habe.
Des Weiteren sehe ich die Freunde bzw. Studentenkollegen, mit denen ich oft feiern gegangen bin, fast gar nicht mehr. Da ich in einem komplett neuen Umfeld lebe, fällt es mir umso leichter, die Abstinenz dauerhaft beizubehalten. Ich habe einen wichtigen Lebensabschnitt abgeschlossen und meine Lebensziele fixiert, die ich nun mit klarem Klopf angehen kann. Für Alkohol und wilde Partys ist hier kein Platz mehr.
Ich habe außerdem gelernt, meine überschüssige Energie, sollte ich denn mal welche haben, auch ohne Alkohol loszuwerden. Dazu treibe ich jetzt häufiger Sport (Fitnessstudio / Joggen) oder aber ich gehe einfach nüchtern feiern und tanzen. Nach ein paar Stunden auf der Tanzfläche ist man auch ausgepowert. Auch dass ich inzwischen eine feste Freundin habe wirkt sich sehr positiv aus.
Zu guter Letzt tut es mir unendlich leid, dass ich meinen Eltern so viel Kummer und Sorgen bereitet habe. Ich möchte, dass auch sie so etwas nie wieder miterleben müssen und sie sich auch keine Sorgen über so etwas machen brauchen. Dadurch, dass ich nichts mehr trinke, können sie sich jetzt auf mich verlassen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ja, theoretisch kann ich es mir vorstellen. Alkohol ist sehr beliebt und frei verkäuflich. Die Gefahr lauert also überall. Ich bin mir dieser Gefahr aber bewusst und bin mir daher sicher, nicht in die alten Gewohnheiten zurück zu fallen. Sollte mir die Gefahr doch mal zu groß werden, rede ich darüber mit vertrauten Personen, an erster Stelle mit meiner Freundin. Außerdem weiß ich, dass ich auch vor professioneller Hilfe keine Angst haben muss.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch die strikte Einhaltung meiner Abstinenz.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.
Beste Grüße
Martin