3. MPU Wiederholungstäter

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)


Bei wenig Alkohol:
Ich hatte das Gefühl, einigermaßen frei denken zu können. Ich konnte mir vorstellen, Dinge zu tun, die mich glücklich machen. Es ging mir scheinbar besser – für den Moment.
Ich schmiedete Pläne, konnte diese aber bis zu meiner Abstinenz nie verwirklichen.

Bei viel Alkohol:
Viel Alkohol trank ich immer nur für mich alleine. Ich konnte mich komplett gehen lassen. Das befreiende Gefühl von wenig Alkohol schlug ins Gegenteil um. Ich fühlte mich sehr niedergeschlagen. Wie schon erwähnt, trank ich bis ich einschlief. Das dauerte oft lange, und ich war sehr betrunken.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Vor meiner ersten Trunkenheitsfahrt gab es wenig Hinweise. Nach außen hin konnte ich mich sehr gesellschaftskonform geben. Von den Abstürzen wusste niemand, außer meiner Frau, die ich besänftigen konnte.

Als ich nach der ersten Trinkpause (1.TF) wieder begonnen hatte, öfters auch allein nach Feierabend zu trinken, gab es kritische Nachfragen meiner Frau. Sie meinte, ich trinke zu oft. Ich verharmloste alles und berief mich wieder auf die (damals noch) moderate Trinkmenge, und dass ich ja nie betrunken sei.

Da ich mich schon seit vielen Jahren in einem professionellem Umfeld bewege, gab es von meinen Musikkollegen keine kritischen Nachfragen. Bei Auftritten wird wenig bis kein Alkohol getrunken, und daran hielt ich mich auch. Dass ich nach den Auftritten getrunken hatte, verschwieg ich.

Den Konsum nach dem Rückfall konnte ich bis zur TF komplett geheim halten. Auch wenn wir nach wie vor ein sehr enges Verhältnis haben, schlafen wir, meinem Beruf geschuldet, immer schon in getrennten Zimmern.

Die Kollegen sprachen mich nach dem Rückfall natürlich an, da sie ja wussten, dass ich Alkoholiker bin. Mit entsprechender Rhetorik und Vehemenz konnte ich sie zum Schweigen bringen. Beim Auftritt vor der TF war ich nicht sichtlich betrunken und auch an meiner musikalischen Leistung gab es nichts zu bemängeln. Also war meine Strategie diesbezüglich „alles runterspielen“ und verharmlosen. So, wie ich es als Alkoholiker schon oft getan hatte.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Im beruflichen Umfeld hatte es keine Folgen, da ich es immer schaffte, zuverlässig und nüchtern meine Arbeit zu machen. Sagte ich doch mal eine Probe, oder 2-3 Unterrichtstage ab, stieß ich mit der Ausrede „Krankheit“ auf Verständnis.

Unserem Freundeskreis ist auch nichts aufgefallen, da ich fast ausschließlich zu Hause getrunken habe. Bei Feierlichkeiten habe ich immer darauf geachtet, nicht betrunken zu sein, und keinesfalls mehr als andere zu trinken.

Die Abstürze belasteten meine Familie sehr. Meine Tochter verließ für diese Tage immer das Haus, und mein Sohn machte sich große Sorgen.

Den Rückfall nach meiner 8-jährigen Trinkpause hat außer den Kollegen niemand mitbekommen. Bis ich es erzählt habe.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.


Ich lebe seit 06.01.2023 wieder abstinent, von daher habe ich bis auf die Trinkpausen immer mehr getrunken als heute.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Ja, schon sehr oft

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

Nach meiner ersten TF hatte ich eine Trinkpause von ca. 2 Jahren
Nach meiner 2. TF hatte ich eine Trinkpause von knapp 8 Jahren.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)


Vor meiner Krankheitseinsicht, wollte ich mich immer als „normalen“ Trinker sehen. Ich habe die Alkoholabhängigkeit verdrängt.
Nach meiner Krankheitseinsicht sehe ich mich logischerweise als alkoholabhängig. Ich war Epsilon Trinker, mit der Besonderheit nach einem Absturz und einer Trinkpause, relativ lange (aus meiner damaligen Sicht) kontrolliert trinken zu können. Ein wesentlicher Grund, warum ich so viele Jahre mit immer wiederkehrenden Versuchen, kontrolliert zu trinken, vergeudet hatte.
 
Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)


Nein.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

Am 05.01.2023

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Ich kann nicht mit Alkohol umgehen. Die Fähigkeit kontrolliert zu trinken habe ich schon vor sehr vielen Jahren verloren. Ich bin alkoholabhängig, und nur durch Abstinenz kann ich mit dieser Krankheit leben.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Ich war mir bei meiner ersten Trinkpause (nach TF 1) bewusst ein „ganz schweres Alkoholproblem“ zu haben.
Dieses Bewusstsein reichte aber nicht aus, meine Abstinenz lebenslang beizubehalten.

Ich wollte mir und vor allem allen anderen beweisen, dass ich dieses Problem lösen kann. Ganz tief in mir war die Abstinenz noch nicht die vollkommene Lösung des Problems. Heute weiß ich, dass es erstens kein Problem, sondern eine Krankheit ist, und zweitens, dass es keine Lösung im Sinne einer Genesung geben kann.

Mit der Abstinenz hatte sich mein psychischer Zustand enorm gebessert. Ich fühlte mich gesund. Die Abstinenz zwickte mich aber noch. Sie war ein Makel. Nicht zu vereinbaren mit meinem Anspruch an mich selbst. Ich übertrug den Anspruch auch auf Andere, glaubte sie würden es ebenfalls als Unvollkommenheit sehen, dass ich nicht trinke. Das war mein damaliges Empfinden.

Heute ist es genau umgekehrt. Da ich mit meiner Alkoholabhängigkeit offen umgehe, bekomme ich von meinem Umfeld Anerkennung für meine Abstinenz.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

(Ab hier beziehe ich mich in erster Linie auf den Rückfall 2022 bzw. die Zeit danach)

Die erste Phase der Abstinenz fiel mir sehr schwer. Es war ein „Aushalten“. Nach 3- 4 Wochen wurde es etwas leichter und ich beschloss, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bis ich es dann wirklich tat vergingen noch ein paar Wochen, aber am 24.02.2023 hatte ich meinen ersten Termin bei der Suchtberatung der Caritas. Zu meiner Freude nahm sich derselbe Therapeut wie schon vor 9 Jahren meinem Fall an.
Es war wie ein Abfallen einer riesen großen Last. Es sprudelte nur so aus mir heraus und ich wurde auch sehr emotional. Ich hatte davor zwar schon mit meiner Familie gesprochen, aber das war nochmal ganz anders.
Wir vereinbarten anfänglich Termine alle 14 Tage, später dann monatlich oder auch etwas länger.

Ab ca. Ende März verspürte ich wieder eine zufriedene Abstinenz und war sehr glücklich, nicht mehr trinken zu müssen. Gleichzeitig neu und doch vertraut.

Auf Anraten des Suchttherapeuten kontaktierte ich meinen ehemaligen Psychotherapeut, der mir dann auch realtiv kurzfristig (ca. nach 6 Wochen) einen Termin anbot. Auch hier vereinbarten wir zunächst 14 täglich Termine, später im Abstand von 4-6 Wochen.
Wir arbeiteten zunächst den Rückfall bezüglich meines hohen „Selbstanspruchs“ im sozialen Umfeld und der Unfähigkeit, diesen vernünftig zu regulieren auf.
Ich kannte das Thema „Selbstregulierung“ ja schon aus anderen Bereichen meines Lebens. Es war also nicht neu. Aber die innere Einstellung und die Gefühle diesbezüglich wirklich zu ändern und auf den mir neuen sozialen Bereich zu übertragen war einiges an Arbeit.

Ich konnte die 14 täglichen Termine so organisieren, dass ich meistens einmal pro Woche eine Einzelsitzung hatte. Entweder beim Sucht – oder beim Psychotherapeut.

Seit August 2023 bin ich symptomfrei und emotional stabil.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Nachdem ich mich meiner Familie geöffnet hatte, waren sie sichtlich erleichtert, endlich zu wissen, was los war. Das Verleugnen meiner Gefühlswelt mit Sprüchen wie „mir geht’s gut, ist alles nur etwas stressig im Moment…“ hatten sie mir zwar abgekauft, eine Veränderung an mir aber dennoch bemerkt. Von daher war es für sie nach meinem „Öffnen“ viel leichter, mit der gesamten Situation umzugehen.

Meiner Frau ging es deutlich besser. Zu sehen, dass ich professionelle Hilfe in Anspruch nahm und meine Gelassenheit und „ruhige Art“, mit den Problemen umzugehen, zurückkehrte war für sie sehr viel leichter, als die unterschwellige Sorge, dass da doch irgendetwas nicht stimme. Eine wichtige Erkenntnis für mich, was die Zukunft betrifft.

Für mich selbst war es eine enorme Entlastung und ein wichtiger Schritt zurück zur zufriedenen Abstinenz.

Die Krankheit meiner Frau und die Sorgen um eventuelle weitere Rückzahlungen der Hilfen waren nicht weg, aber ich musste all dies nicht mehr allein tragen. Nun war ich emotional wieder in der Lage, auch meine besten Freunde um Rat und Hilfe zu ersuchen.

Mit der erlangten zufriedenen Abstinenz ca. Ende März 23 ging es weiter aufwärts. Wir konnten gemeinsam unsere finanzielle Situation klären und in einigen Bereichen so umstrukturieren, dass die „Bedrohung“ ein vertretbares und kalkulierbares Risiko darstellte.

Der körperliche und kognitive Zustand meiner Frau wird zwar laut den Ärzten nie mehr 100 % erreichen, aber sie konnte mit der „Stärke der Gemeinsamkeit“ gute Fortschritte machen und somit im Oktober 23 mit ihrer Wiedereingliederung in ihren Beruf beginnen. Heute kann sie wieder 20 Stunden pro Woche arbeiten.

In Absprache mit meinen Therapeuten konnten wir im August 23 auch endlich wieder, seit 2019, 3 Wochen mit dem Wohnmobil an’s Meer fahren. Ich war stabil und meine Frau konnte ca. 200 km am Tag fahren. Wir hatten eine herrliche Zeit. Mein Psychotherapeut hatte mir ein paar Aufgaben mitgegeben.
 
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?

Für mich ging es darum, bekannte Strategien wieder zu etablieren und weiter auszubauen.
Ich habe, zusammen mit meinen Therapeuten, 3 Pfeiler zur Sicherung meines emotionalen Zustands und somit meiner Abstinenz erarbeitet:

Offen bleiben und Reden:

Nach meiner Therapie nahm ich an einer online SHG in schriftlicher Form teil. Nach kurzer Zeit habe ich diese durch ein Online MPU Forum ersetzt. Das hat auch viele Jahre gut funktioniert, da ich ständig am Thema Alkohol und dessen Folgen dran war.
Vernachlässigt habe ich hierbei das Reden, vor allem mit Betroffenen.
Seit Oktober 23 nehme ich begeistert an einem AA Hybridmeeting teil. Dies findet immer Sonntags um 16:00 Uhr statt. Hybrid bedeutet, dass ein reales Meeting auch per Zoom besucht werden kann. Die Gruppe ist technisch hervorragend ausgestattet, so dass ich mich „mittendrin“ fühle. Ich spreche regelmäßig und habe auch schon private Kontakte geknüpft. So bleibe ich permanent in Übung, mich zu öffnen.

Zunächst unter Anleitung meines Psychotherapeuten, seit ca. einem Jahr selbstständig, treffen meine Frau und ich uns immer freitags zu einem „offenem Gespräch“. Jeder erzählt 10-15 Minuten ohne Unterbrechung, wie seine Woche war und was ihn bewegt. Auch wenn alles gut ist. Anschließend sprechen wir gemeinsam über alles. Einmal im Monat machen wir das zusammen mit unseren 2 Kindern. Gegebenenfalls auch über Zoom, da unser Sohn auswärts studiert. Er ist aber auch relativ oft am Wochenende zu Hause. Dann machen wir es samstags.

Selbstregulierung etablieren und übertragen in den sozialen Bereich:

Zunächst war für mich wichtig, eine neue innere Haltung in der Psychotherapie zu erarbeiten:
Ich darf, ja ich muss sogar, in Bezug auf die Unterstützung meiner Liebsten Grenzen setzen bzw. Alternativen vorschlagen. (Im beruflichen Umfeld und im Freundeskreis habe ich das immer schon gemacht, da erlernt und etabliert)
Die Konsequenz daraus: Ich habe das gut gemacht, ich bin für meine Liebsten da. Klingt einfach, war aber sehr schwer für mich.
Gefühlt habe ich das mit der Erfahrung, wie gut das in unserer Situation funktioniert hat.

Tägliche Selbsteinschätzung von 0-100 % was mein Befinden betrifft. Ich notiere das jeden Morgen in meinem Kalender. In der Therapie haben wir eine „kritische Grenze“ gesetzt, um den Zeitpunkt für prof. Hilfe nicht zu verpassen und von den noch von mir selbst regulierbaren Gefühlen abzugrenzen.

Realitätscheck:
Wie bedrohlich ist eine Situation wirklich. Gibt es Fakten, die meine (negativen) Gefühle verursachen. Wenn ja =>Handeln => zeitnah Dinge klären. Im zwischenmenschlichen, organisatorischen ggfls. finanziellen Bereich. (Für einen Selbstständigen gibt es bei letzterem doch immer wieder Dinge, die „zwicken“)

Worst Case Theorie:
Bringt der Realitätscheck nicht die gewünschte Erleichterung, hilft es mir sehr, mir vorzustellen, was im schlimmsten Fall für Konsequenzen drohen könnten. Dies ist meistens nicht so schlimm, wie es mir meine Gefühle „vorgaukeln“ wollen. Emotinalität vs. Ratio.

Selbstfürsorge:
Wiederaufnahme meiner Hobbies.

Ein Beispiel ist unsere Reise 2023 mit dem Wohnmobil. Ich bin ein leidenschaftlicher „Vagabund“. Für dieses Jahr sind im Oktober 5 Wochen Griechenland geplant. Hab ich bis dahin keine FE ist Plan B 3 Wochen Italien. Die Strecke schafft auch meine Frau.

Handwerklich tätig sein. Ich habe eine große Terasse an unserem Haus gebaut. War viel körperliche Arbeit, welche mir gut getan hat.

Nächstes Projekt sind einige Ausbauten und Erweiterungen an unserem Wohnmobil.

Auszeiten nehmen ist für mich ebenfalls sehr wichtig. Ich brauche Zeit für mich. Ruhephasen verbringe ich oft mit Lesen oder YouTube – Reise oder Technikvideos.



Lebensumstände ändern bzw. verbessern:

Abschied von der Bühne. Die schwerste Veränderung überhaupt in meinem Leben. Aber unter weiteren vielen Vorteilen, hängt das unmittelbar mit der Selbstregulierung zusammen. Nur ein Punkt: Für uns Musiker gibt es kein "krank sein". Intensivstation oder schlimmer, ansonsten hast du da zu sein. Eine Belastung, die machbar ist, wenn alles gut läuft. Wenn etwas schräg hängt, ist es eine zusätzliche Belastung, die ich einfach nicht mehr will. Und was soll ich sagen, ich fühle mich unglaublich befreit. Ich weine der "Dienstleistungsmusik" keine Träne nach. Die beste Entscheidung, obwohl es zunächst die schwerste war.

Belastungen im sozialen Bereich einschränken:
Nach Gesprächen mit meiner Frau, ihrem Bruder und meinen Eltern, habe wir Folgendes veranlasst:
Wir haben für alle 3 Eltern Pflegestufen beantragt. Bzgl. meiner Eltern habe ich zusätzlich meinen besten Freund gefragt, (er wohnt an meinem Heimatort) ob er für mich „einspringen“ kann. Das hat er auch schon einige Male getan. Vorrübergehend habe ich einen privaten Pflegedienst beauftragt, 14 tägl. nach meinen Eltern zu schauen. Die finanziellen Mittel hierzu sind bei meinen Eltern vorhanden.

Prüfung der finanziellen IST-Situation und Umstrukturierung: (z.T. mit prof. Hilfe von meinem Steuerberater)
Ich habe mein Haus schätzen lassen und habe sehr zu meiner Freude festgestellt, dass wir bereits einen sehr hohen Überschuss haben. Lässt sich nicht spontan flüssig machen, gibt aber ein gutes Gefühl.
Einen Teil meiner Altersvorsorge, den mit einer Einmalzahlung, habe ich auf ein Tagegeldkonto angelegt, welches dieselbe Rendite bietet, wie diese LV. Wenn ich also weiterhin den monatlichen Beitrag dorthin schiebe, kommt am Ende in etwa dasselbe raus. Das hat 2 Vorteile. Ich kann die monatliche Sparrate spontan aussetzen und mit einem Klick auf dem Handy Geld flüssig machen. Ohne blauäugig zu sein, ich lebe im „Hier und Jetzt“. Was in 15 Jahren ist, weiß ich nicht.
Reduzierung einiger Kosten im geschäftlichen und privaten Bereich.

Da der finanzielle Bereich immer schon ein gefährliches Thema für mich war, sind die o.g. Veränderungen gleichzeitig eine Entlastung in der momentanen Situation aber auch für die Zukunft eine gut und wichtige Maßnahme.

Und zum Schluss noch ein Beispiel für den Umgang mit einem Problem, welches mir im März 24 begegnet ist:

Im März 2024 kam eine Mitteilung der Bewilligungsstelle, ich müsse die Neustarthilfe 2. Quartal 2022 zurück zahlen. Nach einem ersten kurzen Schock, überprüfte ich alle Fakten und kam zu dem Schluss, dass dies ein Fehler sein muss. Ein Anruf bei der Bewilligungsstelle brachte nur den Verweis „abwarten“ und eine Stellungnahme schreiben. Nicht gut für meine Angst. Ich öffnete mich und redete mit meiner Familie und einer sehr guten Freundin. Die Ergebnisse meiner Recherche und den Gesprächen schrieb ich auf. Die folgenden Tage betrachtete ich immer wieder meinen Aufschrieb und nach einigen Tagen belastete mich diese Sache nicht mehr. Es ist bis heute nicht geklärt, aber „worst case“ – ich muss zurück zahlen: Das wird mich nicht in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)


Ja, das muss ich mir vorstellen können. Wie vorhin schon beschrieben, fühle ich jeden Morgen in mich hinein und schreibe das auch auf. Ist mein Befinden nicht so, wie von mir gewünscht, muss ich natürlich nachforschen, woran das liegt. Mir alte Gewohnheiten vorstellen.
Meist sind es kleine Dinge, wie z.B. nicht mehr zu einer regelmäßigen Uhrzeit aufzustehen. (Mein Musikunterricht beginnt nie vor 13:00 Uhr)
Rechtzeitig erkannt lässt sich sowas leicht korrigieren

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Durch Abstinenz.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein.
 
Also in meinen 12 Jahren Forums-Tätigkeit habe ich noch NIE so einen offenen, ehrlichen, klaren und strukturierten FB gesehen. Das hat alles Hand und Fuß, da ist ein roter Faden drin. Dein größtes Problem wird sein: wie kriegst du das alles in eine MPU unter? Der GA kann danach Feierabend machen, den hast du platt geredet. Ich wünsche dir auf jeden Fall einen GA, der dich reden lässt. Aber SO besteht man auch eine 3. MPU. Da bin ich mir absolut sicher.
 
Vielen Dank @kapomick.

Es freut mich sehr, dass sich meine intensive Arbeit seit Mai ausgezahlt hat. Es war einiges an Arbeit die Inhalte der Therapie und Erfahrungen der letzten 2 Jahre einigermaßen MPU-konform auf den Punkt zu bringen.
Die Aufarbeitung bis zu dem Rückfall hatte ich ja quasi schon „in der Tasche“. Und sie war auch nachhaltig, zumindest was das Erweitern und Wiederbeleben schon vorhandener Strategien betrifft. Leider nicht, was die lebenslange Abstinenz betrifft, sonst wäre es ja nicht zum Rückfall gekommen.

Aber mich bestärkt das in einer wichtigen Sache: Tue alles, um nicht zu fallen. Wenn doch, aufstehen und Krone richten. Und dann, Stützen reparieren und weitere errichten.

Ich habe übrigens kurz in meinem Gutachten aus 2015 nachgeschaut. Das psychologische Gespräch ging damals schon knapp 1 1/2 Stunden. Ich hoffe, ähnlich viel Zeit zu bekommen.

Was mich noch beschäftigt, ist die ärztliche Untersuchung. Ich bin ja ein Schwergewicht. Ich kann definitiv nicht mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen, und den Seiltänzertest (gehen auf einer imaginären Linie) kann ich auch nicht mit geschlossenen Augen. Meinen Recherchen zu Folge, verlangen das manche Ärzte, andere wiederum lassen zu, die Augen zu öffnen.

Gibt es da Erfahrungswerte und was wäre die Konsequenz, sollte das verlangt werden?

Herzliche Grüße
Carlos
 
ch wollte mir und vor allem allen anderen beweisen, dass ich dieses Problem lösen kann. Ganz tief in mir war die Abstinenz noch nicht die vollkommene Lösung des Problems. Heute weiß ich, dass es erstens kein Problem, sondern eine Krankheit ist, und zweitens, dass es keine Lösung im Sinne einer Genesung geben kann.

Mit der Abstinenz hatte sich mein psychischer Zustand enorm gebessert. Ich fühlte mich gesund. Die Abstinenz zwickte mich aber noch. Sie war ein Makel. Nicht zu vereinbaren mit meinem Anspruch an mich selbst. Ich übertrug den Anspruch auch auf Andere, glaubte sie würden es ebenfalls als Unvollkommenheit sehen, dass ich nicht trinke. Das war mein damaliges Empfinden.

Heute ist es genau umgekehrt. Da ich mit meiner Alkoholabhängigkeit offen umgehe, bekomme ich von meinem Umfeld Anerkennung für meine Abstinenz.
das sind so Sätze, die wahres Gold in einer Selbsthilfegruppe sind. "Die Abstinenz zwickte aber noch, sie war ein Makel"..
Ich glaube, damit sprichst Du den meisten in Deiner Situation aus der Seele.
Danke dafür!
 
Auch von mir ein aus tiefem Herzen kommendes „Chapeau“ !

Wichtig für das psychologische Gespräch ist, dass du auch 2 h reden könntest, du hast alles im Kopf und im Herzen.
Der GA wird das sehr schnell merken, dass du deine Aufarbeitung bis ins Kleinste durchdrungen hast.
Dann ist es nicht entscheidend, wie viel von dem du tatsächlich sagen wirst können.

Bezüglich des Hüpftests würde ich mir keinerlei Gedanken machen, daran wird es nicht scheitern.
Es gibt viele, die das nicht können.

Liebe Grüße :smiley138:
das sind so Sätze, die wahres Gold in einer Selbsthilfegruppe sind. "Die Abstinenz zwickte aber noch, sie war ein Makel"..
Ich glaube, damit sprichst Du den meisten in Deiner Situation aus der Seele.
Danke dafür!
:smiley711:
 
Die Zeit der Abstinenznachweise kann für sich reichen.

Allerdings wird der Gutachter mit deiner Geschichte arge Schwierigkeiten haben. Auch wenn du deine Ehrlichkeit betonst - deine Geschichte ist stark verharmlosend und unglaubwürdig. Wahrscheinlich passt die auch nicht zu deinem Gutachten aus dem Jahr 2015, welches der Führerscheinstelle und dem Gutachter vorliegen wird.
@MrMurphy
Ich möchte dich bitten, vor allem wenn jemand hier neu ankommt, deine Worte besser zu überdenken.
Mir war's, ganz direkt gesagt, egal. Zum einen, weil ich dich schon einige Jahre erlebt habe und zum anderen, weil ich mir meiner Aufarbeitung bewusst bin.
Du warst der zweite, der auf meinen Eingangspost geantwortet hat. Und meine Zeilen waren, bis auf ein paar Tippfehler, absolut wahr und auch in sich stimmig. Ich habe deinen Post einfach ignoriert.

Andere, die vielleicht noch emotional angeschlagen sind, können das evtl. nicht, sind frustriert oder verlassen das Forum sogar.

Du schreibst ja auch richtige und hilfreiche Dinge, aber wenn dir eine Unstimmigkeit auffällt, frag halt nach und folge dem Grundsatz: "Im Zweifel für den Betroffenen"
 
Aber SO besteht man auch eine 3. MPU. Da bin ich mir absolut sicher.
Hallo lieber @kapomick

Tatsächlich bin ich mir da gar nicht so sicher. Ich schätze meine Chance 70/30 ein, JETZT ein positives Gutachten zu bekommen.

Meine Aufarbeitung ist erlebt und gelebt. Ich kann auch gut darüber berichten. Fraglich sind die Randbedingungen. Die sind bei mir auf "Messer's Schneide"

Laut den BuK werden gefordert:
AN bei "Selbstheilern" (ich habe keine klassische Entwöhnung gemacht) mindestens 15 Monate. Ich habe 15 Monate.
Psychotherapie muss 1 Jahr vor der Begutachtung beendet sein. Ich habe ein Attest, welches bestätigt, dass genau vor einem Jahr die Nachsorge begann und ich seitdem stabil bin.

Beide Anforderungen sind an der unteren Grenze. Es bleibt also doch ein Risiko. Und es kommt noch dazu, dass schon meine letzte MPU von den formalen Anforderungen her "auf Kante" war.

Mir ist das bewusst, und ich werde ein "Negativ" sowohl mental, als auch finanziell tragen können. Für den lang und voller Vorfreude ersehnten Urlaub im Oktober gibt es einen Plan B. Das ist wichtig für mich und ein Teil meiner "Selbstregulierung"

Wichtig für das psychologische Gespräch ist, dass du auch 2 h reden könntest, du hast alles im Kopf und im Herzen.
Ja, lieber @Karl-Heinz, vor allem im Herzen. Mir geht's seit über einem Jahr sehr gut. Das macht mich und meine Familie glücklich.

Mich würde natürlich eure Einschätzung diesbezüglich sehr interessieren.


Herzliche Grüße
Carlos :smiley138:
 
Lieber Carlos,

meiner Erfahrung nach ist bei denen, deren formale Voraussetzungen „auf Kante“ genäht sind, immer die psychologische Aufarbeitung das Zünglein an der Waage.
Diese ist bei dir wirklich lupenrein.
Es ist in jedem deiner Sätze zu „hören“, wie glücklich und erfüllt du deine Abstinenz erfolgreich lebst und auch weiterhin leben wirst, gepaart mit einer gut ausgestatteten Notfallrüstung.

Um da eine noch exaktere Einschätzung zu bekommen, wäre dein letztes GA interessant.
Da könnten wir schauen, wo du „nachgebessert“ hat.
Ein besonderes Augenmerk wäre dort auf deine damals angeführten Rückfallpräventionsstrategien zu legen.
Hattest du die „falschen“ ?
Warum haben sie nicht gegriffen ?
Was machst du heute anders bzw. würdest du anders machen ?

In deinem Fall geht es ja um einen klassischen Rückfall.
Wann und warum bist du in alte Verhaltensmuster gerutscht ?
Welches Frühalarmsystem hat wann und warum nicht angeschlagen ?
Oder, hat es angeschlagen und du hast es ignoriert ?
Wenn ja, warum ?

Herzliche Grüße :smiley138:
 
Lieber Karl-Heinz

Du bringst es auf den Punkt. Man merkt, dass du vom Fach bist.

Genau diese Frage hat mir gestern meine VP auch gestellt. "Was ist in ihrer heutigen Abstinenz neu"

Ich stelle zunächst mein Gutachten aus 2015 ein und beantworte dir anschließend deine Fragen.
Ich habe frei, werde aber für letzteres trotzdem etwas Zeit brauchen.

Liebe Grüße
Carlos
 
So, lieber Karl-Heinz
Ein besonderes Augenmerk wäre dort auf deine damals angeführten Rückfallpräventionsstrategien zu legen.
Hattest du die „falschen“ ?
Nein, die waren gut und richtig und haben mir viele Jahre gute Dienste geleistet.
Warum haben sie nicht gegriffen ?
Für diesen "speziellen Fall" Überforderung im sozialen Bereich hatte ich schlicht weg keine. Ich habe das nie gebraucht, da mein engstes soziales Umfeld immer hervorragend funktioniert hat. Der Austausch mit meiner Frau, meinen Kinder und den besten Freunden war einer meiner wichtigsten Anker. Im Grunde dreht sich bei mir alles um die hohen Anforderungen, die ich an mich selbst stelle. Ich kann mich nicht erinnern, und das würde ich, dass wir in der Therapie den Fall thematisiert hatten, ich könne mich auch beim "Kümmern um die Liebsten" überfordern bzw. die Anforderungen unerreichbar hoch setzen. Die Selbstüberforderung im beruflichen Bereich und auch mein sonstiges "Tun und Handeln" waren dominant und damit vorrangig in der Aufarbeitung von damals.
z.B.:
Ich muss die besten Solos spielen, ich muss der beste "Ernährer" sein, sprich alle Aufträge annehmen, ohne Rücksicht auf mein Befinden. Ich muss die besten und schönsten Musiknoten schreiben. (Anerkennung durch Kollegen). Ich muss das leckerste Essen kochen. ich muss die neue Decke akkurater als der beste Profihandwerker montieren und und und...
Du merkst, wo das hinführt => Anerkennung. (Der kleine Carlos als Kind will gelobt werden)

All diese Dinge konnte ich sehr gut aufarbeiten in der Therapie von 2014 und habe das auch gelebt. Heute, bzw. seit 2014 lasse ich die 7 auch mal gerade sein. Das habe ich ganz tief verinnerlicht.

Als meine Frau dann krank wurde, war alles neu.
Ohne es zu merken, habe ich weit über meine Grenzen agiert. Weniger des Lobes wegen, sondern eher nach dem Motto "viel hilft viel - mehr hilft noch mehr". Ich bin wieder in meine alten Muster gefallen. Warum? Weil ich diesen Fall, da sein für meine geliebte Frau, nie in diesem Ausmaß erlebt und gelernt hatte. Mir ging es ja im ganzen Jahr 2021 gut. Klar ich hatte ja auch (noch) keine persönliche Themen. Also habe ich diese Überlastung, und die war heftig, garnicht wahr genommen. Im Gegenteil, im ganzen Jahr 2021 habe ich gelernt, dass es funktioniert. Emotional nicht rational. Wobei ich sagen muss, ich habe nicht viel nachgedacht, sondern war einfach da für meine Frau.
Was machst du heute anders bzw. würdest du anders machen ?
Der springende Punkt, war das Übertragen meiner erlernten Grenzen in genau diesen Bereich. Das war ein Prozess. Die ersten Wochen in der Psychotherapie haben wir uns nur damit beschäftigt. Heute kann ich mit gutem Gewissen sagen: "Schatz, mir tut es leid, dass es dir wieder schlechter geht (hypothetisch), aber ich schaffe das nicht. Lass uns gemeinsam überlegen, wie wir Hilfe von außen für uns bekommen" Nicht hypothetisch habe ich das ja bei meinen Eltern so gehandhabt. Ich denke das war Mitte 2023.

Zusammen gefasst:
Früher: Keine Grenzen im Bereich "Hilfe für meine Liebsten" => "Ich muss stark sein"
Heute: Gelernt, gefühlt und erlebt, das ich nein sagen muss und nach Alternativen suchen.

Diese Zusammenhänge sind komplett neu. War wie gesagt, weder in der Therapie von 2014 noch in der MPU ein Thema.
(Im Gutachten ist die Rede von "Ziele realistisch einschätzen, wird aber dann direkt mit beruflichen Aufträgen in Zusammenhang gebracht)
Wann und warum bist du in alte Verhaltensmuster gerutscht ?
Warum habe ich gerade erklärt (zumindest versucht ;). Wann? Anfang 2021, also 1 1/2 Jahre vor dem ersten Glas.
Welches Frühalarmsystem hat wann und warum nicht angeschlagen ?
Oder, hat es angeschlagen und du hast es ignoriert ?
Wenn ja, warum ?
Mein Frühwarnsystem hat nicht angeschlagen. Das Ziel, dass es meiner Frau bald besser geht, war mir ein tiefes und inneres Bedürfnis.
So gesehen habe ich ja auch ein eigenes Bedürfnis befriedigt. Mir ging es emotional gut - aus damaliger Sicht.

Bis dann die Geschichte mit den Rückzahlungen der Hilfen kam. Ab da hatte ich wirklich ein Problem. Nicht nur, dass plötzlich 2 heftige Themen vorhanden waren, sondern auch, dass das 1. Thema meine wichtigste Bewältigungsstrategie für das 2. Thema verhindert hatte. Nämlich mit meiner Frau offen über meine Probleme und Ängste sprechen. Das konnte ich nicht (aus damaliger Sicht)
Ja warum dann nicht mit den Kindern, Freunden oder prof. Ansprechpartnern? Da stand mir der hohe (unbewusste) Selbstanspruch im Wege. Selbst mit meinem Problem musste ich stark bleiben, die beste nur denkbare Hilfe für meine Frau sein. Auf keinen Fall Schwäche zeigen. Auch nicht vor anderen "unbeteiligten Personen". Mein Problem musste warten. Hat nicht funktioniert.

Ich fasse nochmal kurz zusammen, was NEU in meiner jetzigen Abstinenz ist:
- Grenzen im sozialen Bereich (vor allem die tiefe innere Haltung diesbezüglich)

- reale SHG (Hybrid Meeting) vs SHG in Schriftform (bzw. seit Ende 2019 keine mehr)

- keine Auftritte mehr (Ich weiß, dass ich damals in der MPU gesagt hatte, dass ich Unterrichtstage reduziere. Hab ich auch gemacht, mich jetzt aber für mehr Unterricht vs Auftritte entschieden. Das ist bedeutend weitreichender und nachhaltiger für meinen emotionalen Zustand. Thema "bei Auftritten darf ich nicht krank sein"

- nachhaltige Klärung unserer finanziellen Situation. Derzeit und für die Zukunft. Man bedenke, dass ich 6 Wochen lang kein Krankengeld bekomme. Alles Dinge worüber ich mit Mitte 40 noch nicht so viel nachgedacht hatte.

- Realitätscheck => bei Bedarf "Worst Case Theorie" (Mache ich eigentlich schon immer, habe ich aber bei der MPU nicht erwähnt, oder es wurde nicht protokolliert. Passt ganz gut zumThema drohende Rückzahlungen und Finanzen)

Uuui, schon wieder ganz schön viel Text.

Am Donnerstag habe ich eine Probe MPU bei einem Kollegen meiner VP. Er hat nur Infos aus der Akte über mich. Also sehr reale Bedingungen.

Bin sehr gespannt auf dein Feedback, Karl-Heinz

Liebe Grüße
Carlos
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe den Fragebogen nicht allzu positiv. Für sich ist er in Ordnung, zusammen mit der dem Gutachter bekannten Vergangenheit ist jedoch kein Fortschritt erkennbar. Zudem enthält er unrealistische Angaben und Verharmlosungen. Es gibt auch Wiederholungen mit leicht abgewandeltem Text.

Zur Erinnerung:
1. MPU: 2007, Fahrt 2006
2. MPU: 2015, Fahrt 2014
3. MPU: xxxx, Fahrt 2022

2006: Vater schwer erkrankt
2014/15: Mutter schwer erkrankt
2022: Frau schwer erkrankt

2006: nachmittags aufgefallen
2014: nachmittags aufgefallen
2022: nachmittgas aufgefallen

2006: BAK 3,03
2014: BAK 2,79
2022: BAK 1,69
Info dazu: Eine einmal angetrunkene Alkoholproblematik bleibt lebenslang bestehen. Die BAK aus 2006 und 2014 werden deshalb negativ berücksichtigt werden. Auf die wurde ja bereits im 2. Gutachten hingewiesen.

Dazu gilt (und das steht auch im zweiten Gutachten): Herr Carlos68 ist bereits wiederholt zu einer frühen Tageszeit mit einer außergewöhnlich hohen BAK im Verkehr aufgefallen. Dies belegt ein Alkoholtrinkmuster, das mit einem sozialen Trinkstil unvereinbar ist und auf das Vorliegen einer ausgeprägten Alkoholproblmematik hinweist.

2006: im Wohnmobil aufgefallen?
2014: im Wohnmobil aufgefallen?
2022: im Wohnmobil aufgefallen

Bei der zweiten MPU: weniger Arbeiten, Prioritäten verschieben
Fragebogen: weniger Arbeiten, Prioritäten verschieben
Neben der Wiederholung liegt hier eine Verharmlosung vor: Du würdest deine Gesundheit der Familie unterordnen.

2014: Stationäre Behandlung
2022: keine stationäre Behandlung, trotz Diagnose "Alkoholabhängigkeitssyndrom" aus 2014
Dabei hast du mit der Trunkenheitsffahrt 2022 belegt, das du ohne intensive Fremdhilfe nicht zurechtkommst.

Die Empfehlungen nach der stationären Behandlung, zum Beispiel "Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe" und eigene Vorsorgepläne "Zu Herrn Dr. xxx dürfe er kommen, wenn er Bedarf habe. Und bei Herrn yyy stehe die Türe offen. Das Notfallkärtchen habe er im Geldbeutel" hast du abgebrochen oder die haben versagt.

Außerdem: "Er würde ohne zu zögern anrufen oder mit dem Taxi ins zzz fahren, wenn er das Gefühl habe, er komme mit seinem Emotionen nicht klar". Du würdest also bereits Maßnahmen treffen, wenn du nur in die Gefahr eines Rückfalls geraten könntest. Auch das hat versagt. Solche Angaben bei einer MPU gelten für den Rest des Lebens, da Alkoholprobleme unverbesserlich und unheilbar sind.

Deine Auslegung, deine Vermeidungsstrategien hätten gegriffen, da du schließlich 8 Jahre nicht rückfällig geworden bist, sind sachlich schlicht falsch. Sie haben versagt und das wird auch der Gutachter so sehen.

Deine Angaben zu deinen Rückfällen sind unrealistisch und verharmlosend.

Im Mai 2022 hatte ich einen kurzen Rückfall. Ich kaufte mir 2 Flaschen Wein, trank abends 1,5 Flaschen (0,7l) und leerte den Rest voller Scham am nächsten Tag in den Ausguss. (Mein Umfeld bekam davon nichts mit, da ich allein zu Hause war)

Verharmlosend nach dem Motto: Rückfälle bekomme ich ganz gut selbst in den Griff.

Am 25.11.2022 hatte ich einen weiteren Rückfall, der allerdings länger andauern sollte. Ich trank täglich abends, nachdem meine Frau im Bett war, 6-8 Bier.

Verharmlosend nach dem Motto: Selbst bei einem Rückfall kann ich die Trinkzeit auf eine "harmlose" Zeit begrenzen, in der ich nicht fahre.

Rückfall vom 25.11.2022 bis zur Trunkenheitsfahrt am 11.12.2022, also gut zwei Wochen. Und genau in der kurzen Zeit, in der du zudem betrunken kaum Auto gefahren bist, bist du erwischt worden. Und das bei deinen nachgewiesenen Trunkenheitsfahrten. Unrealistisch.

Und du bist dann auch noch nachmittags erwischt worden, obwohl du hauptsächlich abends / nachts getrunken hast. Das werden für den Gutachter zu viele Zufälle beziehungsweise Ausnahmen von der Regel sein.

Zudem solltest du bedenken, das du die zweite MPU nur mit Bauchschmerzen des Gutachters bestanden hast:

Und da er auch die Minimalanforderung bezüglich der belegten Alkoholabstinenz erfüllt, erachten wir eine günstige Prognose aus den heutigen Untersuchungsbefunden grenzwertig, aber noch für ableitbar.

Das werden die neuen Gutachter auch zur Kenntnis nehmen. Zudem solltest du bedenken, das die neuen Beurteilungskriterien 4. Auflage (BAK4) viele Kriterien deutlich enger fassen.
 
Ich stimme nicht immer mit MrMurphy überein, weil MrMurphy meint, dass fast jeder ein massives Alkoholproblem hat, aber hier stimme ich zu.
Es geht um 3. MPU Wiederholungstäter. Vielleicht hat Carlos68 Glück mit so einem FB, vielleicht auch nicht.

Ich weiß es nicht, da ich selbst ''Ersttäter'' bin, aber jetzt halte ich mich an die Regeln und dieses Jahr hat mich sehr verändert. Ich habe keine Lust, das alles noch einmal durchzumachen.

Ich wünsche Carlos68 viel Glück und werde die Entwicklung mit Interesse verfolgen.
 
dass fast jeder ein massives Alkoholproblem hat

Wir leben in einem Rechtsstaat. Dort darf nur von Personen eine Alkohol-MPU gefordert werden, die ein massives lebenslanges Alkoholproblem haben.

Keine Ahnung, warum das immer wieder in Frage gestellt wird.

Die Einordnung solcher Betroffener wurde auch nicht ausgewürfelt oder in Hinterzimmern ausgeklüngelt, sondern beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen.

Deshalb stehe ich dazu.
 
Dort darf nur von Personen eine Alkohol-MPU gefordert werden, die ein massives lebenslanges Alkoholproblem haben.
Dazu hatte ich schon mal geschrieben dass das so einfach nicht stimmt. Zwischen einer "Alkoholgewöhnung" und einem "massiven Alkoholproblem" gibt es gewaltige Unterschiede. Nicht umsonst wird bei der MPU in verschiedene Kategorien eingeteilt, denn sonst bräuchte man keine unterschiedlichen Hypothesen, sondern könnte alle über "einen Kamm scheren".


Zur Info hier im Thread möchte ich noch anfügen: die TF aus 2006 ist getilgt, steht somit nicht mehr im FAER, und somit auch nicht mehr in der FS-Akte, müsste von daher nicht unbedingt angegeben werden. Da Carlos68 aber in seinem FB darauf eingeht, gehe ich davon aus, dass er sich umfassend zu allen Fahrten äußern möchte...
 
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