Hallo Nancy, hier nun mein Fragebogen.
Möchte drauf hinweisen, daß dies eher stichpunktartig gehalten ist, da ich auch sehr in Freien Reden geübt bin.
Die Prüfung der Grundstrategie KT oder AB möchte ich bitte in Frage stellen, aufgrund um Fristen einhalten zu können.
Persönlich habe ich mich auf AB konzentriert.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Start gegen 9 Uhr zu einer sehr ausgedehnten MTB-Tour, sehr schönes Wetter. Geplant war eine 6-stündige Tour von knapp 100km durch die Wildnis.
Auf dem Rückweg habe ich im Wald einen Bekannten getroffen.
Dieser hat mich dann zu sich eingeladen, um einen Umtrunk mit seiner Frau einzunehmen, welche Geburtstag hat.
Hier wurde dann der Alkohol konsumiert.
Beginn ca. 14.00 Uhr - Ende gegen 18 Uhr
Verunfallt dann um 18.30 lt. Ermittlungsakte. Blutentnahme ca. 19.30
Erlitt eine retrograde Amnesie mit mehreren Gesichtsbrüchen. Aufgrund der schwerwiegenden Verletzungen, kann mich weder an die Fahrt mit Fahrrad noch an die Unterhaltung mit den Personen vor Ort mehr erinnern. hatte im Krankenhaus erst wieder volles Bewusstsein.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Hatte eine retrograde Amnesie und keine Erinnerung an die Menge.
Lt. Erzählung, Kontrolle des Pfandguts und Rückrechnung aus der BAK 1,6‰ ergaben sich:
6 Bier á 0,5 l.
4 Schnäpse á 4cl
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Unfallort ist knapp 1km entfernt
Noch ca. 2,5km bis nach Hause
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein, lt. Erzählung konnte ich kaum mehr laufen, erhebliche Ausfallerscheinungen und habe das Fahrrad eher als Stütze benötigt.
Ich wurde die ersten 100m dabei beobachtet, wie ich das Rad von der Lokalität weg auf dem Weg nach Hause geschoben habe.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
An dem Tattag habe ich ausgedrückt das Fahrrad nach Hause zu schieben, wurde dabei auch beobachtet, da dieses am nächsten Tag wieder benötigt wird. Nachdem ich verurteilt worden bin, muß ich zum Schluss kommen, daß der hohe BAK das gute Gewissen beeinflusst und mich von dem Vorsatz abgebracht hat.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja, am 1.11.17 bin ich mit 0,86 ‰ mit dem Fahrrad verunglückt.
PS: habe noch nicht geprüft, ob dies in der FS-akte überhaupt steht.
Das Verfahren wurde allerdings nach meiner schriftlichen Stellungnahme, nicht gefahren zu sein, eingestellt. Somit galt dieser Vorgang für mich als nicht existent. Nachdem ich es bereits gewohnt war, bewusst keine Ausfallerscheinung wahrgenommen hatte, fühlte ich mich mit der juristischen Entscheidung bestätigt.
Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht bemerkt, dass bereits die Trinktoleranz vorangeschritten war. Es fehlte das Wissen und die Einsicht die Gründe des Konsums weiter zu erörtern.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Alleine vor dem Hintergrund, dass (a) an einem Abend mehrere Fahrten unter Alkoholeinfluss zusammenkommen können (z.B. Fahrt von einer Feier zu einer anderen, dann von der zweiten Feier in die Stadt und/oder nach Hause) und (b) natürlich auch eine Fahrt mit 0,1 Promille BAK zu einer Fahrt unter Alkoholeinfluss zählt, habe ich vermutlich mehrere hundert Mal alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen.
Ich folgere daraus, dass mich das Nichtauffallen meiner alkoholisierten Teilnahme am Straßenverkehr darin bestärkt hatte, dies weiter praktizieren zu können, da schließlich keine negativen Erfahrungen daraus erwachsen sind in Form von Bußgeldern, anderweitigen Strafen. Dadurch, dass ich in der Vergangenheit auch anderen Menschen in meinem persönlichen Umfeld nicht durch Ausfallerscheinungen wie Torkeln, Hinfallen etc. aufgefallen bin, habe ich meine Fahrtüchtigkeit unter dem Einfluss von Alkohol massiv überschätzt und mich sicher gefühlt, auch sicher am Straßenverkehr teilnehmen zu können.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Allererste Erinnerung im Kindesalter von ca. 8-9 Jahre, daß mein Vater Bier trank.
Erster Konsum erfolgte mit 15 Jahren. Nachdem das Bier nicht geschmeckt hat, wurde dies eher als Mischgetränk konsumiert.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Bis und während des Studiums belief sich der Konsum von Alkohol auf sehr geringe Maße ausschließlich am Wochenende. Davon ausgenommen sind dann vereinzelte Geburtstagsfeiern oder Semesterabschlussfeier gewesen, welche aber unregelmäßig stattgefunden haben.
Nachdem ich auf dem Land wohne, war ich in den meisten Fällen auf das Auto angewiesen, bei dessen Führen ich mir selbst Alkoholverbot auferlegte.
Beitritt eines Radclubs im Jahr 2010.
Wöchentlicher Stammtisch Donnerstag: 1-2 Bier im Sommer.
Da ich meistens mit dem Auto habe fahren müssen, war der Konsum am Wochenende gleich Null.
Ansonsten beschränkte sich der Konsum unregelmäßig auf das Wochenende, Freitag / oder Samstag dann mit 2-3 Bier. Max. Trinkmenge lag bei 4 Bier.
Die Regelmäßigkeit des Trinkverhaltens begann ab dem Jahr 2017, Stammtisch Donnerstags sowie an einem Tag am Wochenende
mit der Krankheit meiner Mutter, wobei sich dabei die Trinkmenge zunehmend steigerte.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ich habe nahezu ausschließlich am Donnerstag zum Stammtisch, sowie an Wochenenden getrunken. Dabei handelte es sich meist um jeweils einen bestimmten Tag am Wochenende (freitags oder samstags), an dem ich sehr viel Alkohol getrunken habe. An dem jeweils anderen Wochenendtag habe ich deutlich weniger oder auch gar nichts getrunken.
Die Frequenz der Wochenenden, an denen ich sehr viel Alkohol konsumiert habe, ist dabei eher unregelmäßig gewesen.
Ich habe überwiegend Bier getrunken. Hochprozentiges trinke ich dagegen fast nie, außer es wurde mir gereicht im Rahmen von einmal Anstoßen etc.
Ab 2017 Donnerstag Stammtisch 2-3 Bier und Wochenende (Freitag oder Samstag) 3-4 Bier getrunken.
Max. Trinkmenge lag bei 5-6 Bier (begann die Übelkeit).
Ab 2019 Donnerstag 3-3,5 Bier (Berücksichtigung Restalkohol!!) und Wochenende (Freitag oder Samstag) 5-6 Bier getrunken.
Max. Trinkmenge bei 8 Bier, ca. alle 4 Wochen am Wochenende
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Überwiegend in Gaststätte bei Geselligkeit mit Freunden
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
In meiner persönlichen Aufarbeitung der Trunkenheitsfahrt und der Umstände, die auf lange Sicht dazu geführt haben, dass ich so viel Alkohol konsumiert habe und dadurch überhaupt erst in der Lage war, mit ca. 1,6 ‰ mehr oder weniger aufs Fahrrad steigen zu können, habe ich folgende Trinkmotivation herausarbeiten können.
Die Krankheit meiner Mutter war sehr belastend. Krebs seit 2004 mit Primärtumorbehandlung. Krebs kam dann zurück Anfang 2016 mit Metastasen. Erste Medikation hielt bis Anfang 2017. Dort zeichnete sich dann ab, daß keine langfristige Heilung mehr möglich ist und jegliche Aktivitäten lediglich auf Verlängerung ausgelegt sind. So wurde alle 2-3 Monate mittels CT überprüft, ob Medikamente noch wirken. Tumormarker erhoben etc. Wenn nicht, gab es eine neue Chemo.
Die Metastasen haben zunehmend meiner Mutter zugesetzt. So brachen die Rippen, Lunge wurde Ventil zum Ablassen der Flüssigkeit eingesetzt etc.
In dieser Phase haben wir nicht offen über die Situation gesprochen, Angst darüber zu sprechen. So war dann plötzlich Pflege notwendig, und wussten nicht was tun..
Hierbei zeichnete sich zunehmend Angst ab, mit dem Tod umzugehen, welcher dann Ende August 2018 eingetreten ist. Was wird aus Papa und aus uns?
- Kein offener Umgang mit diesem Schicksalsschlag, keine Trauerbewältigung,
keine offene Aussprache, führte zu Überforderung
- Zukunftsangst, Sorge um Vater der alleine ist.
hierbei mangelndes Selbstbewußtsein, um Papa auf die Sorgen und Trauer direkt anzusprechen, wie er sein Leben gestalten möchte. Er war immer eine starke Führungspersönlichkeit und sah, daß er selbst keine Alternativen sieht.
- Alkohol wurde missbraucht zum Trösten und damit verleugnen der Probleme
Nach dem Ableben im August 18 machten sich genau diese Gefühle breit, was dann aus Papa wird, welcher mit der Einsamkeit nicht umgehen kann. So hatten wir uns getröstet und die Trauer dann betäubt. Getoppt wurden die Gefühle dann im Februar/März bei der lebensbedrohlichen Krankheit (Aneurysma an der Aorta), nach 5 Tagen erst aus dem Koma erwacht, Delirium knapp 3 Wochen – bleibt er Pflegefall?? Etc.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
- Angeheiterte, aufgemunterte redselige betäubende Wirkung, deren Eintrittsschwelle jedoch immer später erreicht wurde
- Müde lustlos, Übelkeit, verkehrte Gefühlswelt, zog mich dann zurück
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Keine weiteren Auswirkungen
Bin allen Verpflichtungen familiär, sowie beruflich 100% nachgekommen.
Hatte mich nie verspätet bin auch nie verschlafen oder wegen folglicher gesundheitlicher Probleme nie aufgefallen.
Konsum beschränkte sich auch primär aufs Wochenende.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nein, gesteigerter Konsum begann ab 2017
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein, hatte bisher nie einen Anlass/Beweggrund gegeben, bewusst darauf verzichten zu müssen. Wenn es die Verpflichtungen im Leben verlangte, hatte ich mich, sozusagen unbewusst kontrolliert danach orientiert.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe mich früher in gar keiner Kategorie als Trinker gesehen, sondern war in der Annahme, dass ich mit Alkohol vernünftig umgehen würde. Dabei war ein wesentliches Kriterium, dass ich ja beruflich wie privat all meinen Verpflichtungen und/oder Anforderung nachgekommen bin und ausschließlich. So bin ich z.B. nie zu spät zur Arbeit gekommen, bin durch keine Tests oder Klausuren gefallen, habe meine Arbeitspflichten auch im Alltag fast ausschließlich zur vollsten Zufriedenheit Dritter erledigt. Und auch am Wochenende habe ich z.B. keine Umzüge von Freunden sausen lassen oder alkoholbedingt wegen eines Katers Verabredungen abgesagt. Zudem bin ich meinen Freunden und Bekannten nie als aggressiv, hilflos (lallend, liegend etc.) aufgefallen. Dies hat mich in der damaligen Wahrnehmung bestärkt, dass ich keinen nennenswerten oder risikobehafteten Alkoholkonsum praktiziert habe.
Rückblickend sehe ich es mittlerweile jedoch so, dass ich durchaus einen missbräuchlichen Konsum betrieben habe insbesondere mit Blick auf die häufig wiederkehrenden und sich auch im Laufe der Zeit gesteigerten konsumierten Mengen. Auch der Umstand, dass ich alkoholbedingt durch die Trunkenheitsfahrt eine (bzw. vermutlich durch die Polizei jedoch nicht aufgedeckte mehrere) Straftat(en) begangen habe, spricht für mich für einen problematischen Umgang mit Alkohol in der Vergangenheit, dem ich in der Zeit nach der Trunkenheitsfahrt nun abgeschworen habe.