Hallo Ihr Lieben
hoffe es haben alle die Weihnachtstag gut überstanden.
-Inzwischen konnte ich Akteneinsicht nehmen und wie erwartet steht neben der TF nur eine Geschwindigkeitsübertretung drin.
-Berater Termine bei einem Verkehrs Psychologen sind ab dem 02.01. 2025 gemacht
-heute kam der Termin für die MPU rein (15.01.2025) um dessen Verlegung in die Mitte Februar ich eben bereits schriftlich ersucht habe.
Anbei nun auch der beantwortete Fragebogen und ich bin auf Eure Einschätzung sehr gespannt:
Fragen:
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
-Am Dienstag, den 28.09.21 ging es mir psychisch und seelisch nicht besonders gut. Seit Monaten kämpfte ich innerlich immer wieder mit den Trennungsfolgen meiner gescheiterten Ehe. Darüber hinaus setzte mir der näher rückende Scheidungstermin, inkl. Sorge- und Umgangsrechtsstreit zu. Seit der Trennung von der Familie und der gleichzeitigen Geschäftsaufgabe meines Ladengeschäft, gefolgt von der Corona Pandemie habe ich eine soziale Vereinsamung durchleben müssen. Wirtschaftliche Folgen waren inkludiert. In dieser Zeit habe ich öfter mehr Alkohol getrunken als ich es normal von mir kannte. Es half mir Ängste zu vertreiben, mal nicht über Alles nach zu denken und tiefer zu schlafen. An besagtem Tag habe ich mich nachmittags, wie des Öfteren in dieser Zeit, aufs Rad gesetzt und bin ziellos durch die Gegend gefahren. Oft habe ich mich an einen See oder in einen Park gesetzt, nicht selten bereits mit einer Flasche Bier im Gepäck. Gegen 17:30 befand ich mich bereits auf dem Rückweg und traf eher zufällig noch einen entfernten Bekannten. Er lud mich auf eine Dose Whisky Cola ein was mir sichtlich die Zunge löste. Es tat gut den ganzen Müll von der Seele zu reden. Von einem nahe gelegenem Discounter holte ich weitere Dosen Whisky Cola und später sogar nochmal von einem Kiosk. Normaler Weise trank ich damals eher allein Zuhause. Irgendwann am Abend verabschiedete sich der Bekannte und ich blieb noch um die letzte Dose zu trinken. Aufgewühlt und nicht drüber nachdenkend, wollte ich schließlich nach Hause und setzte mich aufs Rad. Das, das unkoordiniert ablief ist mir dabei nicht aufgefallen. Hatte die Dosen nicht mitgezählt, es müssen aber bestimmt 4 oder 5 gewesen sein. Gegen 22:30 stoppte mich unmittelbar vor meiner Haustür ein Streifenwagen und sprach mich auf mein unsicheres Fahrverhalten an und bat mich um einen Alkohol Atem Test. Da dieser 1,6 g anzeigte wurde ich mit zur Wache zum Bluttest gebeten.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
- Ein erstes Bier von 0,5 l trank ich gegen 16:00. Das mit dem Whisky Cola begann ca. um 17:30 und es waren 4 – 5 Dosen (0,33 l) bis ca. 22:00
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
-Die gesamte Wegstrecke betrug nicht mehr als höchstens 1 km, an dessen Ende ich kontrolliert wurde.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
-hätte ich auch nur einen einzigen Gedanken darüber gehabt, wäre mir klar gewesen das ich nicht mehr zum Fahren mit dem Rad im Stande war.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
-Leider habe ich nicht darüber nachgedacht wie einfach und simpel es gewesen wäre das Rad zu schieben. Es waren zu viele andere unkoordinierte Gedanken in meinem Kopf.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
-Früher? Früher nein, denn ich habe früher in meiner Ehe und davor selten mal viel Alkohol getrunken. Nach der Trennung, also zu der Zeit als ich die Ehe definitiv als gescheitert betrachten musste und mir oft die Schuld dafür gegeben habe schon. Aufgefallen bin ich jedoch nie, da bin ich lieber schon im Ansatz zu Fuß gegangen wenn mir klar war das ich unterwegs mehr trinken würde.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
- in den Jahren 20/21 habe ich, was mir total bewusst war, öfter getrunken, es dann aber eher vermieden am Straßenverkehr teil zu nehmen. Und doch muss ich zugeben, dass es bestimmt 4-5 x vorgekommen ist, obwohl ich es gar nicht angedacht hatte so viel zu trinken. In dieser Zeit war es bestimmt eine gewisse Gewöhnung, die mich hat nicht merken lassen wie viel Alkohol ich bereits im Blut habe.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
-Mein Eltern wurden schon vor meiner Geburt geschieden. Der spätere Lebensgefährte meiner Mutter hatte eine Gaststätte wo ich mich im Alter von ca. 6/7 Jahren öfter am Nachmittag/ frühen Abend aufgehalten habe. Hier haben sich immer wieder alkoholisierte Männer aufgehalten, sie haben übel gerochen und gepöbelt.
Selbst habe ich an Silvester, im Alter von 11 Jahren Bowle trinken dürfen. Mir war so schlecht, dass meine Pflegeeltern mich ins Bett bringen mussten. Ein Spuckeimer stand daneben und beim übergeben fühlte ich mich einfach nur hundeelend, alles hat sich gedreht.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
-Nein, Alkohol hat mir als Jugendlicher nicht wirklich geschmeckt. Nach der Schulzeit begann ich unmittelbar eine Ausbildung zum KFZ Mechaniker und habe stets auf dem Betriebsgelände Autos rangieren dürfen, der Chef hat damals über die Arbeitszeit hinaus sehr darauf geachtet das ich als Azubi nicht getrunken habe. In der Zeit gehörte ich einer Mofa Clique an, später hatten wir alle Mokicks und Kleinkrafträder da war es verpönt Alkohol zu trinken, gerade wenn wir Ausflüge machten. Später kam der Führerschein 1+3 und ich habe es geliebt Motorrad und Auto zu fahren da war nur sehr selten mal Alkohol ein Thema.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
- wie gesagt Alkohol spielte nur selten eine Rolle in meinem Leben. Klar gab es Partys, Grillabende und Butterfahrten wo auch mal ein Bier, getrunken wurde. Jedoch hat mir der unkontrollierte Rausch nie gefallen, so dass ich meistens nach dem 2. Bier auf Cola umgestiegen bin.
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
-wenn wurde Bier oder Biermischgetränke getrunken. Meistens auf Partys oder am Wochenende mal am Lagerfeuer bei Gitarren- oder sonstiger Musik in gemütlicher Runde mit Freunden. Ist dann so etwa einmal im Monat vorgekommen.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
-s.o.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
- wenn ich mal unzufrieden mit mir und meiner Leistung war kam es hier und da vor das ich ein oder zwei Bier getrunken habe um dem Druck auszuweichen.
Auf Partys oder in geselliger Runde hat es eigene Spannungen, Schüchternheit oder Ängste der Gesellschaft nicht gerecht zu werden gelöst.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
-Es hat Spannungen gelöst, egal ob von außen provoziert oder durch selbst erzeugten inneren Druck. Bei mehr Alkohol wurde mir regelmäßig schlecht und der Kreislauf hat schwach gemacht. Den Verlust der Selbstkontrolle mochte ich daneben überhaupt nicht. Es kam dann auch eher vor dass ich einfach eingeschlafen bin und irgendwann endfremdet zu mir kam und mich geschämt habe.
Für die User, die als Trinkmotiv eine Steigerung des eigenen Selbstbewusstseins erkannt haben (und dies bei der MPU auch so anführen), ergibt sich eine weitere Frage:
13a. Warum hat Ihnen das Erreichen des eigentlich gewünschten Effektes bei wenig Alkohol dann nicht genügt, wieso kam es zu weiterem Alkoholkonsum?
(Zum Hintergrund der Frage kann hier nachgelesen werden:
KLICK)
-Der in dieser Zeit der TF gewünschte Effekt basierte ja in erster Linie auf den Kopf ausschalten, so kam es selten vor noch weiter zu trinken wenn eh kein klarer Gedanke mehr formbar war.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
- nein gab es nicht. Liegt wohl auch daran das ich, z. Zt. der TF eher für mich allein getrunken habe.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
-In dieser Zeit habe ich mich selbst, meinen Alltag und soziale Umfeld vernachlässigt. In den gesamten Problematiken dieser Periode habe ich eher die Augen verschlossen und mich nur flüchtig bis oberflächlich den Herangehensweisen zu Lösungen gestellt.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
-Gab ja bis dato gar keine vergleichbare Situation in meinem Leben. In den letzten drei Jahren, nach der TF habe ich eher Abstand zu Alkohol gehalten. Seit Anfang 2023 habe ich eine neue Lebensgefährtin die garkeinen Alkohol mag (ihr Exmann war Alkoholiker). Durch sie habe ich ein neues Hobby entdeckt was mich sehr ausfüllt. (Kajak fahren im Verein, gepaart mit Wochenendtouren und Camping).
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
-Gab ja keine.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
-Ja ist in den letzten 50 Jahren schon mal vorgekommen. Kann mich kaum erinnern, waren aber Situationen aus einer gelösten Partystimmung heraus. Endeten bei mir dann, dass ich einfach eingeschlafen bin.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
-Auch das hat es bei mir in den Letzten 50 Jahren immer mal gegeben. Meist auf Auslandsreisen, die neuen Eindrücke hier haben mich dann regelrecht überwältigt, gepaart mit Glücksgefühlen die ich wie heute noch völlig bewusst genießen wollte. Aber auch wenn berufliche Situationen oder Bildungsmaßnahmen meine volle Konzentration gefordert haben.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
- zurück blickend würde ich mich Zeit meines Lebens als gemäßigter Genusstrinker mit Hang auch mal über die Stränge zu schlagen (wenn es mal passte) bezeichnen. Die Zeit um/ vor meiner TF war definitiv eine Flucht. Angst mich den Problemen, der Scheidung, dem Umgang mit den Kindern, der neuen sozialen Einsamkeit und verbundenen Zukunftsängsten zu stellen verbunden.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
-Nein
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
-Anfang November anlässlich eines Abendessens.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
- Ja, gerade Gestern, am Heilig Abend mit meiner Lebensgefährtin und ihrer Familie.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
-Ja: Weil mir ein Glas Rotwein zu einem tollen Essen einfach schmeckt. Oder auch ein Glühwein als Alternative zu Tee nach dem Spaziergang angenehm wärmt.
-Nein: Weil meine Freundin mich in der Regel gern Autofahren sieht wenn wir zusammen unterwegs sind.
Weil berufliche Anforderungen (Gewerbeumstellung, neue gesetzliche Anforderungen Anfang Dezember) mich als Kaufmann intensiv fordern.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
-Nach der TF wurde mir sehr bewusst, dass ich vor mir und den ganzen Problemen flüchtete und mein Leben völlig aus den Händen verlieren würde, wenn ich weiter täglich trinke. So habe ich danach erst mal garkeinen Alkohol mehr angefasst. Erst im Frühsommer 2022 nach meiner Scheidung und Behalt des anteiligen Sorgerecht für die Kinder und Klärung wie es in meinem Leben weiter geht, habe ich mit einer langjährigen Freundin und einer Flasche Sekt gefeiert. Ich fühlte wieder Stabilität in meinem Leben. Auch das Ableben meiner Mutter im April 2022 und zwei Jahre später (Februar 2024) meines Vaters hat mich nicht wieder zurück geworfen.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
- Ich habe einfach nichts mehr getrunken. Die ersten Tage, als mir bewusst wurde wie fehlerhaft mein Verhalten war, war ich niedergeschlagen über mein eigenes TV. Habe mich zurück gezogen, geschämt und für mich geweint.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
-Nach dem ich vor drei Jahren erst mal jegliches Trinken eingestellt hatte, konnte ich mich ziemlich rasch wieder auf meine Probleme und Aufgaben konzentrieren. Gespräche mit meiner Ex-Frau, den Kindern (unter Beistand des Amts für Familie) wurden wieder konstruktiver und der Alltag verlief strukturierter. Mein eigentliches Selbstwertgefühl kehrte zurück.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
-Die Probleme, die Scheidung und alles was mich damals so runtergezogen hat sind inzwischen Geschichte. Der Umgang mit meiner Ex-Frau und den Kindern hat sich freundlich stabilisiert. Mein „neues“ Leben hat- und zeigt mir das es immer weiter geht. Die Erfahrung wie leicht ich mein Leben aus der Kontrolle verlieren kann, hat sich derart festgebissen das ich überzeugt sagen kann, das es niemals ein/ mein Weg sein kann der zum Erfolg führen wird.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein. Wie gesagt alles was zum TV geführt hat ist Geschichte. Soziale wie emotionale Tiefschläge wird es immer wieder geben. Es gilt sie auszuhalten und zu durchleben, zu akzeptieren und wenn es sein soll mit einer nahe stehenden Person ins Gespräch zu gehen. Darüber hinaus hilft es auch sich ins Boot zu setzen und auf dem Wasser zu treiben um nachzudenken.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
-Getrunken und mich ins Auto gesetzt habe ich nie – das war schon immer ein Prinzip von mir. So wird es auch bleiben. Das habe ich unlängst nach meiner TF auch für das Fahrrad ausgeweitet. So komme ich, egal in welcher Stimmung gar nicht erst auf die Idee zu fahren.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Es hat mich längere Zeit nach der TF beschäftigt was hätte in der Zeit, an dem Abend alles passieren können. Was ich meinen Kindern indirekt angetan hätte und selbst das sich meine Ex-Frau durch meine Verantwortungslosigkeit bestimmt Vorwürfe gemacht hätte. Solche Fehler möchte ich schlicht nicht wiederholen, nicht zu Letzt weil ich auch auf mich und meine Gesundheit aufpassen möchte.