Ich habe mich jetzt erst einmal nur dem inneren Motiv gewidmet ( Fr. 12 ):
Das ist mir noch zu durcheinander, mir fehlt hier der innere rote Faden.
Das wiederum bedeutet, dass auch du noch nicht so ganz genau weißt, warum du gesoffen hast.
Kann es sein, dass es letztendlich auf Verlust hinausläuft als roter Faden ?
Verlust des Statusˋ als Ladenbesitzer ?
Verlust des Statusˋ als Ehemann ?
Verlust des Statusˋ als Vater ?
Absolutes Scheitern ?
Du hast deinen geliebten Laden aufgegeben.
Deine Familie hat häufig gesagt, du seist nur für den Laden da und hättest viel zu wenig Zeit für sie.
Nun gibst du ihn auf, und was hast du davon ? Nichts.
Der Gipfel von allem ist, dass dein Sohn sich an deiner Tochter vergreift !
Dankbarkeit dir gegenüber ?
Nein, im Gegenteil.
Als Folge davon folgen Gefühle wie Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit und diese überschattet vom „Nicht-verstanden-werden“ ?
Harte, pointierte Worte, lieber Indy ?
Hallo Karl-Heinz
Habe die letzten Std. damit zugebracht meine Hausaufgabe für den VP zu schreiben.
Ist recht umfangreich geworden, finde aber es könnte auch eine ungefähre Antwort auf Frage 12 sein.
Kannst ja einiges überlesen, zumal es sich für Mitleser hier und da wiederholt.
Das Jahr 2017 verlief im Wesentlichen normal und plätscherte so dahin ohne das etwas ausgewöhnliches passierte. Mein Ladengeschäft spannte mich wie alle Jahre vorher in einer 6 Tage Woche ein. Wie seit Jahren machten wir im Sommer mit der Familie 7-10 Tage Camping Urlaub im Vogtland. Frau und Kinder fuhren dann, auch wie seit Jahren noch in den Herbstferien in den Harz.
Dann kam es im Oktober 2017 in der Ehe zum offenen Bruch. Meine Frau erklärte mir das es so mit meiner 6 Tage Woche und nie vor 19:00 Zuhause nicht weiter gehen könnte. Sie fühlte sich von mir mit den Kindern und im Haushalt allein gelassen. Dem konnte ich kaum etwas entgegen setzen, denn sie hatte ja Recht. Irgendwie lebte ich in erster Linie für den Laden und glückliche Kunden. Zuhause war ich mehr oder weniger nur zum Schlafen und Essen. Die Sonntage habe ich gerne für mich zum Ausspannen genutzt. Nur selten etwas mit der Familie unternommen was ich Heute weiß aber damals nicht wirklich sehen wollte. Die Diskussion darum zog sich bis Weihnachten hin ohne, dass ich meiner Frau eine Veränderung anbieten konnte. Sie wünschte dann zum Jahresend, dass ich fürs erste ausziehen möge. Sie hoffe das wir im Rahmen der räumlichen Trennung wieder mehr zueinander und ich mehr für die Kinder da sein würde.
Mit schwerem Herzen fügte ich mich und begann ab Januar 2018 eine Wohnung in der Nähe der Familie zu suchen. Langsam wurde mir deutlich, es war meiner Frau ernst Veränderungen im Zweifelsfall auch zu erzwingen. So endschloss ich mich im Februar 18 schweren Herzens nach 24 Jahren das Ladengeschäft aufzugeben um eine familiäre Zukunft zu sichern. Meine Frau glaubte mir nicht so recht und blieb dabei das ich vorerst ausziehen sollte.
Zum August 18 bezog ich sodann eine Whg nur ca. 800 m von der Familie entfernt. Im selben Monat löste ich das Geschäft auf. Die Monate bis hier waren anstrengend, denn zum einen war die WHG Findung nicht ganz einfach. Zum anderen wollte ich den Laden natürlich auf eine gesunde Art und Weise schließen und mich gleichzeitig darauf vorberieten in den Online Handel einzusteigen um endsprechend mehr für die Familie da zu sein. Weitere Spannungen Zuhause waren eine Folge, aber auch die Kinder begannen mit Ihren 7 und 11 Jahren die Trennung Situation zu spüren. Dieses Jahr fuhr ich mit den Kindern allein in den Sommerurlaub. Ging mit unserer Tochter neben weiteren Aktivitäten auf ein Nena Konzert und bauten gemeinsam einen Meerschweinchen Stall. Gleiche Aufmerksamkeit teilte ich für unseren Sohn, z.B. in der konkreten Umsetzung seines Wunschs nach einem Reptil als Haustier oder als Begleitung zu seinem wöchentlichem Karate Training. Das Weihnachtsfest feierten wir alle gemeinsam.
Auch wenn es im Umgang mit den Kindern gut lief, konnten meine Frau und ich uns im Herbst 18 nicht wieder wirklich versöhnen. Sie begann dann 2019 mehr ihr eigenes Leben zu leben. Im März 19 bekam ich von meiner 1. unehelichen, erwachsenen Tochter (geb.1990) einen heftigen Schlag versetzt. Sie teilte mir in einem persönlichen Brief mit, dass Sie sich von Ihrem Stiefvater (seit sie 3 Jahre alt war, lebte ihre Mutter mit diesem Mann in Gemeinschaft) Erwachsenen adoptieren lassen wollte. Wir hatten uns die letzten10 Jahre wenig gesehen, nur so 2-3x im Jahr. Sie ging nach dem Abitur zum studieren nach Giesen und später nach Augsburg. Die Adoptionsabsicht hat mich ziemlich getroffen und ich redete mir ein, einmal mehr deutlich werdend das ich kein guter Vater bin. Obwohl ich mich gegen die Adoption mit allen Mitteln gewährt habe konnte ich diese im November 2020 nicht mehr verhindern. Ihre Begründungen waren stets die familiäre Nähe zu ihrem Stiefvater und Stiefbruder aus dieser Beziehung. Mein Aufbäumen gegen diese Adoption hatte schließlich nur zur Folge, dass sie seit der Verhandlung vor dem Familiengericht den Kontakt abgebrochen hat. Dieser Umstand zerrt immer wieder an mir mit Traurig- und Hilflosigkeit. Meine damals noch Ehefrau wollte dieses Thema nie mit mir besprechen. Wir sahen uns zwar noch regelmäßig und sie begrüßte dankbar den Umgang mit unseren Kindern, aber die Distanz zwischen uns schien zu wachsen. Auch in diesem Jahr wollte sie nicht mit mir und den Kindern in den gemeinsamen Urlaub. Gespräche wurden zunehmend schwieriger und endeten nicht selten im Streit. All meine Bemühungen verliefen im Sande. Schließlich schlug ich eine Eheberatung vor, meine Hilflosigkeit wuchs und meine Bemühungen waren fruchtlos, schließlich lehnte sie auch im Herbst 19 eine Eheberatung ab. Zu meiner Angst sie zu verlieren kamen erste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Onlinehandel lief nicht so wie ich es mir gewünscht hatte und ich musste beginnen Altersrückstellungen aufzulösen und den Gürtel enger zu schnallen. Auch diese Weihnachten feierten wir noch gemeinsam Weihnachten. Wofür ich sehr dankbar war, denn nach der Ladenschließung war der Kontakt zu früheren, alten Freunden sehr spärlich und meine sozialen Kontakte eher dünn gesät.
Das Jahr 2020 fing wohl für alle durch den Corona Ausbruch mit einigen Sorgen an. Für mich einmal mehr, denn meine Frau bat mich um die Scheidung. In mir brach eine Welt zusammen. Wofür hatte ich 2 Jahre gekämpft, den Laden aufgegeben, mir Mühe im Umgang mit den Kindern gegeben, war zu jeglichen Kompromissen bereit? Ich verstand die Welt nicht mehr und die Frage nach dem warum blieb unbeantwortet. Sie stellte den Kontakt zu mir bis auf die wichtigsten Dinge ein. Vielleicht ist es an dieser Stelle mal erwähnenswert, das meine Frau über 20 Jahre jünger ist. Unser Sohn wünschte sich meine Rückkehr, unsere Tochter rebellierte gegen die Mutter und zog im Februar spontan zu mir was das Verhältnis zu meiner Frau zunehmend erschwerte und ich in der Folgezeit immer weniger mit der Situation umgehen konnte. Unsere Tochter benötigte in der Folgezeit psychologische Unterstützung und es wurden Kontakte zum Amt für Familie so wie dem Winnicott Institut hergestellt. Leider brachte es nicht die gewünschten Erfolge. Das Mädchen verlor sich zunehmend in der neuen Situation und ich konnte abermals nicht der Vater sein den das Kind gebraucht hätte. Neben der Einreichung zur Scheidung beatragte meine Frau das alleinige Sorgerecht. Wieder begann ich mich mit Händen und Füssen zu wehren und warf noch einen Streit um das Umgangsrecht mit in den Topf. Letztlich zog das Mädchen im April wieder zu der Mutter, musste dann aber im Sommer als Konsequenz die Schule wechseln. Die zunehmenden Reiberein via Anwälten, Gericht, Amt für Familie, meiner Ex, Wirtschaftlichen Engpässen und der schlimmer werden Corona Pandemie, neben der laufenden Adoption der erwachsenen Tochter, immer wieder dem Gefühl alles verloren zu haben, haben mich derart aufgerieben, das ich dem Druck nicht mehr stand halten konnte. Als weiteres Gefühl machte sich Einsamkeit breit, in meiner Whg lief zu der Zeit fast rund um die Uhr ein Radio um das Gefühl zu haben da wäre noch jemand. So begann ich im Sommer 2020 mich öfters ohne weiteren Anlass zu betrinken. Anfangs reichten 2-3 Flaschen Bier, also 5-7,5 TE wie ich inzwischen gelernt habe. Um nicht allein zu trinken, bez. dem Gefühl der Einsamkeit zu endegehen habe ich mich immer wieder dabei ertappt mich einer offenen Scene in Parks anzuschließen. Zum Bier kamen dann kl. Kümmerlinge und ich weiß noch, dass ich mich nach deren Trinken nicht nur einmal übergeben habe. Nur an den Tagen wo ich noch die Kinder gesehen habe, habe ich auf das Trinken verzichtet. Im November folgte dann die offizielle Adoption der gr. Tochter. Niedergeschmettert gebe ich zu in der Phase nicht dran gedacht zu haben wohin mich mein neuer Alkohol Konsum bringen könnte. Es folgte, ebenfalls im November mein 61 Geburtstag und wohl mein bis dato schlimmster Alkohol Rausch. Man musste mich nach Hause bringen, da ich kaum noch im Stande war zu laufen und ich fand mich am kommenden Morgen noch bekleidet in meinem Bett wieder. Das hatte ich als echt schlimm empfunden, mich vor mir selbst geschämt und mir gesagt ich würde nie wieder trinken. Der Vorsatz hielt nur wenige Tage bis mir klar war das ich dieses Jahr das Weihnachtsfest zum ersten Mal seit 16 Jahren allein verbringen würde. Selbstbetrügerisch bin ich dann von Bier auf Whisky meist mit Cola umgestiegen. Weihnachten und Silvester verbrachte ich zwischen Melancholie und Traurigkeit. Ein kleines Highlight war nur der 2. Weihnachtstag als die Kinder kamen um ihre Geschenke abzuholen.
Im Februar 2021 spitzte sich die Situation um einen echt schlimmen Vorfall im Rahmen der Familie erneut zu. Anlässlich seines 11 Geburtstag hatte mein ehelicher Sohn seinen 17 jährigen Stiefbruder väterlicher Seite (mein 4. Kind aus einer kurzen Liaison hervor gegangen) zu seiner Schlafparty eingeladen. Meine Kinder kennen sich alle untereinander und es war nicht das erste mal das sie miteinander verkehrten. Jedoch soll es seitens meines 17 jährigen Sohn in der Nacht einen sexuellen Übergriff auf seine 14. Jährige Stiefschwester (eheliche Tochter)gegeben haben. Es folgte in den Morgenstunden ein riesen Theater mit Polizei, Erkennungsdienst, medizinischer Untersuchung, Spurensicherung und zwei Müttern die sich die Vorwürfe gegenseitig um die Ohren gehauen haben. Nein ich habe mich zum Tatzeitpunkt nicht in der Whg oder Nähe aufgehalten. Die Aussagen der Kinder sind konträr und auch fast 4 Jahre später schwebt das Verfahren. Als leiblicher Vater beider Kinder sitze ich zwischen den Stühlen und es ist mehr als schwierig für mich mit der Situation umzugehen. Das Mädchen versteht nicht das ich bemüht bin weiterhin beiden Kindern ein loyaler Vater zu sein. Sie möchte seit her keinen Kontakt zu mir haben und in ihrem Fall hat das Gericht sich auch gegen ein Umgangsrecht ausgesprochen (wenn ich auch das Sorgerecht nach gerichtlichem Endscheid 2022 behalten habe). So etwas emotional nachzuvollziehen dürfte wohl für jeden außen stehenden kaum möglich sein. Weiter habe ich mich in Alkohol geflüchtet, besser betäubt wie ich es Heute betrachte. Keine Antworten für mich und all die Katastrophen gefunden. Es gab keine Lichtblicke und aus Schamgefühlen mochte ich mich zu diesem Zeitpunkt niemandem anvertrauen. Glücklicherweise hatte ich einen recht guten Familienanwalt der zu mir gehalten hat. Mit ihm konnte ich ja dann in 2022 fast alles zu einem guten Ende führen. Aber im Frühjahr/ Sommer 2021 sank mein Vertrauen in ein gutes Ende gleich Null. In dieser Hoffnungslosigkeit erstickte ich weiterhin alles woran ich nicht mehr glauben konnte in einer gewissen Selbstaufgabe im Alkohol.