So, hier ist er nun, der Fragebogen. Es sei gesagt, dass ich ziemlich unzufrieden mit meinen Antworten bin, was nicht heißen soll, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen. Er hat allerdings einige Lücken, die ich eigentlich schon gefüllt habe, jedoch bisher nur im Kopf, nicht auf dem "Papier". Da ich jetzt allerdings ein wenig unter Zugzwang geraten bin, dachte ich mir, ich pack' den so, wie er jetzt ist, erstmal ins Forum.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
Siehe Post #1 - Hinzuzufügen sei hier noch, dass ich an dem Tag meinen ALG II Antrag durchbekommen habe und eigentlich einiges in meinem Leben ändern wollte. Hab' ich ja dann auch.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
Insgesamt 6l Bier. Was 30 TE entspricht. Jeweils 6 Export (0,52%) und 6 Pilsener (0,49%)
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
3km, wollte insgesamt ca. 5km fahren
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Da ich mich an nur einen kurzen Moment der Fahrt erinnern kann, in dem ich fast von der Fahrbahn abkam, sage ich nein, das Gefühl hatte ich nicht. Warum habe ich es dennoch getan? Nun, das weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich, weil ich irgendwann in meinem Leben ein Alter erreicht habe, ab dem ich nicht mehr auf dem Fußboden oder im Auto schlafen kann (will), sondern mein (ein) Bett bevorzuge. Im klaren Kopf würde ich wohl sagen, dass ich lieber die Rückenschmerzen in Kauf nähme als den Führerschein zu verlieren, aber 'nen klaren Kopf hatte ich damals nunmal nicht.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich hatte nicht geplant an dem Abend so viel zu trinken, daher hatte ich keinen Grund mir vorher Gedanken über die Vermeidung der Fahrt zu machen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Unter Alkoholeinfluss ja, aufgefallen nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
An dieser Stelle halte ich mich jetzt mal an die gängigen Vorgaben und sage ca. 500 Mal insgesamt. Abgesehen von einigen TF, bei denen ich bestimmt über 1,6‰ hatte, mehrere Fahrten unter Restalkohol und sehr viele Fahrten mit unter 0,3‰. Daraus folgere ich, dass selbst geringe Mengen Alkohol zu schnell auf die leichte Schulter genommen werden und dass man wirklich entweder schon vorher ausrechnen sollte, wann man wieder fahren will und demnach aufhört zu trinken. Oder garnicht erst anfängt.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Erinnern tu' ich mich daran, dass mein Vater immer schon Bier trank und dass mein Großvater Abends zum Fernsehen eine halbe 0,33 Krombacher zu sich nahm. (Ja, eine halbe Flasche. Der hatte son' Verschluss für solche Flaschen und die andere Hälfte trank er dann am nächsten Abend.)
Erster Konsum fand statt im Alter von ca. 6 bis 8 Jahren, als mein 11,5 Jahre älterer Bruder abends auf mich und meinen 1,5 Jahre älteren Bruder aufpassen musste und uns mal an 'nem Glas Bier hat nippen lassen. War natürlich ekelig, erinnere mich genau. Als ich elf war und mein ältester Bruder heiratete wurde mir im Standesamt übel und die Tante der Braut nahm mich mit nach draußen ans Auto und gab mir zwei Schnaps. Das half und mir wurde wieder besser.
Zum ersten Mal betrunken war ich an meinem 15. Geburtstag. Hatte für mich und ein paar Kumpels eine Flasche Sauren und einige Dosen Bier besorgen lassen. Abends habe ich mir dann natürlich alles nochmal durch den Kopf gehen lassen. (Seitdem habe ich nie wieder Sauren angefasst)
Das "Training" fing etwa. 1997 an, als ich in die rechte Szene geriet. Da wurde dann fast jedes Wochenende getrunken und gefeiert.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In den letzten 2 Jahren habe ich regelmäßig getrunken, an fast jedem Wochenende. Immer wenn ich in einer Beziehung war, als ich meinen Realabschluss und anschließend mein Abi nachgeholt habe oder als ich meine Ausbildung per "Fernuni" gemacht habe, habe ich Ottonormalverbrauchermengen getrunken. Und auch nicht allzuoft. Einige Male im Jahr beim Feiern ein vertretbarer Rausch. Die Regelmäßigkeit fing mit der Auflösung meiner Band 2012 an. Zwar wurde zu Zeiten des Bestehens der Band auch schon getrunken, aber meist wesentlich geringere Mengen, wenn ich fahren musste. Nach der Auflösung gabs an den Freitagen, an denen sonst geprobt wurde, einfach nix mehr zu tun und ein wesentlicher Teil meiner Freizeitgestaltung fiel weg.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Einmal pro Woche, selten zweimal (aber nur 1 bis 2 mal im Jahr an 2 Tagen in Folge), meist Freitags, nie vor 19 Uhr, 8 Bier. Oft weniger. Äußerst selten mehr als 8 Bier, maximal 12 (0,5l); bis 12/2013: 4 bis 5 Mal im Jahr eine Flasche Jamaica-Rum mit Cola anstelle von Bier, aber diese nicht komplett an einem Abend.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Hier wirds jetzt vielleicht interessant und es entstehen Lücken, die eventuell gefüllt werden müssen:
von 08/2012 bis 06/2013 zuhause, allein. Allerdings nicht wirklich allein. Ich habe onlinegames gespielt und es waren Leute im Teamspeak, die dann teilweise auch getrunken haben. Also eigentlich in Gesellschaft. Inwieweit das ein GA nun nachvollziehen kann, sei mal dahingestellt.
Innerhalb des Jahres vor der TF habe ich immer Freitags mit dem Bassisten der in Post #1 erwähnten Band getrunken, alle 2 bis 3 Wochen waren auch der Schlagzeuger und/oder ein Gitarrist anwesend. Allerdings bin ich da nie gefahren, sondern wurde gefahren. Nur das eine Mal halt. Wirklich.
12. Warum haben Sie getrunken?
Aufgrund der Tatsache, dass das mit der Auflösung meiner damaligen Band anfing, werden es Langeweile und Einsamkeit gewesen sein. Aber auch Kontakt- und Diskussionsfreude werden ihren Teil dazu beigetragen haben und die Befürchtung, irgendetwas (was auch immer) zu verpassen, wenn ich nicht trinke.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Ich war offener, hab' mehr gelacht, mehr diskutiert, Musik emotionaler wahrgenommen. Das ging bis hin zu Koordinationsstörungen bzw. totalem Koordinationsausfall, Rhetorikproblemen, spontanes einschlafen vorm PC etc.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Wenn ich Freitags getrunken hatte kam ich Samstags schlecht oder sehr schlecht aus dem Bett, wodurch ich wiederum Arbeiten vernachlässigte, die am und ums Haus hätten erledigt werden müssen wie z.B. Brennholz machen, Rasenmähen oder... diverse Kleinigkeiten.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Die Menge war stets dieselbe, die Häufigkeit variierte in der Vergangenheit. Es gab ein Jahr, in dem ein Bekannter nach gescheiterter Ehe wieder zurück in die Gegend zog. Einen Sommer lang habe ich mit diesem Bekannten 2-4 Mal pro Woche getrunken. Als er wieder weg zog, "normalisierte" sich das sofort wieder. Ich weiß nicht mehr genau, wann das war.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nicht, dass ich wüsste. Ich bin bisher nie irgendwo aufgewacht ohne zu wissen, wie ich dahin gekommen bin.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Bewusst schon, aber das war eher automatisch, nicht absichtlich. Wie oben schon erwähnt: Wenn ich mit einem Mädel zusammen war, trank ich wesentlich weniger, als zu Zeiten, in denen das nicht der Fall war. Wenn ich mit meiner Band auftrat gab es für gewöhnlich Freibier. Allerdings mussten immer mindestens 2 Personen fahren, unter denen auch ich natürlich ab und zu war. Da hat man dann natürlich mit Absicht verzichtet. Desweiteren bin ich leicht übergewichtig. Um das in den Griff zu bekommen, machte ich in der Vergangenheit die ein oder andere Low-Carb-Diät (keine bzw. wenig Kohlenhydrate). Da ging Alkohol dann natürlich nicht und ich habe bewusst verzichtet.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich bin überzeugt, dass keine Abhängigkeit vorliegt, und ich habe auch nicht getrunken, um Problemen auszuweichen oder diese kurz zu vergessen. Bis ich anfing mit dem Trinken hatte ich Freitags abends Bandprobe und das hörte dann einfach auf. Auf Dauer ist das dann natürlich zur Gewohnheit geworden.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Ja, 2 bis 3 Bier im Monat. Mindestens 30 Tage Pause zwischen zwei Gelegenheiten. Ende Februar habe ich mir vorgenommen erstmal 30 Tage Pause einzuwerfen, aus denen im Endeffekt ca. 50 wurden. Ich bin sicher, dass ich seit dem 1. Januar die 0,3 Promille-Grenze nicht mehr überschritten habe.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 18. April 5 0,33 Radler (2%) über ca. 7 Stunden
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol?
Gesellschaftliche Konventionen. Es gibt Biersorten, die ich unheimlich gerne mag, wie z.B. ein gutes, dunkles Weizenbier, trübes Kellerbier oder zur Erfrischung ein Mischgetränk der Sorte Mixery im Sommer. Aber auch auf selbstgemachten Glühwein im Winter möchte ich nicht verzichten.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Tatsächlich habe ich das schon eher reduziert. Nämlich als guten Vorsatz fürs neue Jahr (2014). Ich wusste zu dem Zeitpunkt, dass ich zuviel trinke. Da fanden die Treffen zu den Aufnahmen nur noch unregelmäßig statt. Allerdings habe ich lediglich die Häufigkeit der "Trinkanlässe" reduziert -nicht jedoch die Menge- und auf Hochprozentiges verzichtet. Und sone Alkoholtoleranz fällt ja nicht von heute auf morgen, wenn überhaupt.
25./26. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt? Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich habs einfach getan. Die Phase der Umstellung empfinde ich als durchweg positiv. Ich bin immer Herr meiner Gedanken, habe immer die volle Kontrolle über meinen Körper, bin wieder leistungsfähiger, lerne viel, programmiere viel, genieße die Natur (vor allem im Herbst und Winter, ich bin kein Sommerkind), bin kreativer bei meiner Musik, werde immer fitter an meinen Instrumenten, freue mich drauf bald mit meiner neuen Band proben und auftreten zu können, lebe den Tag und nicht mehr die Nacht, habe mein altes Fahrrad restauriert und benutze es fast täglich, ich koche viel, habe abgenommen, bin nicht mehr besoffen. Kurzum: irgendwo bin ich stolz auf mich.
Meine Mutter ist wieder lockerer mir gegenüber, was mir viel bedeutet. Sie ist nämlich diejenige, die mir die Aufgaben und Arbeiten unter Punkt 15 auferlegt und sie freut sich, wenn sie sofort erledigt werden. Mich wiederum freut es, wenn sie daraufhin gute Laune hat. Ich möchte im Sommer dieses Jahres eine Umschulung angehen, was mich dann wohl zu sehr in Anspruch nimmt, als dass ich dann noch Zeit oder Lust hätte mich volllaufen zu lassen. Mein Wohnzimmer ist ordentlicher und ich muss nicht mehr über leere Bierflaschen steigen um an meinen PC zu gelangen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Nun, indem ich mich weiter an das positive aus der Umstellungsphase halte. Es macht mir Spaß, nicht mehr betrunken zu sein. Ich weiß viel mit meiner Zeit anzufangen: Ich lerne Programmiersprachen (Umschulung zum Fachinformatiker, s. Punkt 25/26) und mache sehr viel Musik. Mit dem Schlagzeuger meiner alten Band habe ich eine neue gegründet in der ich Gitarre spiele und bin auch noch als Bassist in eine Coverband eingestiegen. Ich habe meinen Biorythmus auf einen normalen eingestellt, was mir außerordentlich gut gefällt. (Spätestens um 0 ins Bett, spätestens um 8 wieder raus - Ausnahmen bestätigen die Regel, kann auch mal 1 Uhr werden) Ich stelle die Priorität des Alkohols einfach ganz ans Ende. Mitte Februar hatte mein Vater seinen 70. Geburtstag. Es gab Bier. Ich habe nichts getrunken. Aber nicht, weil ich nicht durfte, sondern weils mir vollkommen egal war (was mich selber beeindruckte). Mit dem Fahrradfahren will ich weitermachen, kurze Strecken weiterhin damit zurücklegen, wie. z.B. zum nahegelegenen Getränkemarkt um Zigaretten zu kaufen. Insgesamt unnötige Fahrten mit dem Auto sein lassen.
Vor einigen Wochen bin ich mal auf die Idee gekommen, die alte Tischlerwerkstatt meines Großvaters wieder herzurichten. Seit ca. 20 Jahren vegetierte die nur so als Abstellkammer und Spinnen- und Holzwurmgehege vor sich hin. Das ist in kurzer Zeit zu einrm sehr umfangreiches Projekt geworden, das ne Menge meiner Freizeit in Anspruch nimmt. Ende 2013 bin ich mal im Suff auf die Idee gekommen, mir meine Musikinstrumente selber zu bauen, daraufhin habe ich Pläne gemacht, diese jedoch nie wirklich umgesetzt. Hier und da mal angefangen, aber nie was zuende gebracht. Jetzt bereitet mir das aber jede Menge Spaß und ich muss sagen, dass sich ein gewisses Talent im Umgang mit Holz nicht von der Hand weisen lässt.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Ich kann nicht garantieren, dass das nicht passiert. Aber wenn ich das könnte, müsste ich nicht zur MPU. Dann würde es wohl reichen, wenn ich das der FSST mitteilte.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Nun, wenn ich nicht mehr über die Promillegrenze trete, brauche ich da nix trennen, oder? Ansonsten je nachdem: Finger weg vom Fahrzeug oder vom Alkohol.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Erstmal nicht. Vielleicht später.